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Ottendorfer Zeitung : 31.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-31
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190505316
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050531
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050531
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-31
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 31.05.1905
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Eigentum >e nicht M wem der o" sie liegen :de für H ^egen den U . Met« r in der!» wett-KE lachrichten i» ind noch nB Zorlage zu? ^eilt dar Tingedorenev . Es sei M aßen Bedenk erläutert >ie dazu Sahn sei vorgenoW? Jahren » m. Wa« ffe daran t? lantagen rin Erstand !chten Fin°? ,mme; E tsvertcLge,»! utschen i auf dem? Ledebour >em Regiu^ Puükaaen» .) bemerk i die KolE itschiedeu ' t mit, da^ er Kommis den Bah^ änigenÄ^ Sri die nachdem m den en. Er -ff de,F-Ä gegenüber^ oaß es Handls Z cher und Sbcrrschaf " iS nichts ff ohne kA der Bur^ h bedang lcht MN " daß über deNM cn. Ec A mngen A ß orfen, dU den russA der als c größten klärt, er Reichstag'iz Habens^' seAbsti^, eilt «ff'.-,jit ig. i angeno^ 2-10 l ist die - R mit, ^rg-koE^ ;timm,etd jjt on vorhe ngcn sei" ung jungen. Nora länger sich auf , 8 Endltl?.^ chloßho^- aber mpoE hr S-rj K r m»ge' jß «- «L m. E-> mwarl^' z Er ahn^/ kostete, zwei iemand F n. egegne"^ cdencN.,i!ß majei i'/ als 'h^ entgeh? u- ad ie s«b < nieder tändnffff Von l^ad nnä fern. Z« den EtAzugsfeierkichkeiten. Die Hochschulen Berlins haben plötzlich ihre Be teiligung an der Spalierbildung bei dem Einzug der Herzogin Cecilie einstimmig zurückgenommen. Sie haben dies damit begründet, daß die Tracht der Chargierten, nach dem stundenlangen Ver weilen im Spalier, so gelitten haben dürste, daß sie darin zu dem Kommers und dem Fackelzug, die bekanntlich gleichfalls von der Studentenschaft geplant find, nicht mehr er scheinen könnten. An die Stelle der Hoch schulen, die vor der Universität hätten Auf stellung nehmen sollen, werden die Kadetten kommen, deren Teilnahme an der Spalier bildung der Kaiser ohnedies gewünscht hatte. Ter Fremdenandrang «ach Berlin aus Anlaß der Vermählung des Kronprinzen ist jetzt schon ein so außerordentlicher, daß voraussicht lich die Gasthöfe während dieser Tage voll ständig überfüllt sein werden. Sehr groß ist auch die Zahl der Berichterstatter des Aus landes, die erwartet werden und sich bereits angemeldet haben. Charakteristisch ist, daß, nächst England und Amerika, Frankreich die größte Zahl von Zeitungskorrespondenten stellen wird. Die Nachfrage «ach Tribünen-Plätze« für den 3. Juni hat dazu geführt, daß findige Köpfe die Dächer am Pariser Platz in Berlin zu mieten versuchten. Das Dach des Palais ist für 500 Mk. für wenige Stunden vermietet worden. Es sollen dort Plätze, die durch ein Gitter bezw. Geländer geschützt werden sollen, angebracht werden. Der erste Mieter hat ober bereits sein Recht für 3000 Mk. weiter an einen dritten abgetreten. Dis Wohnungsinhaber haben zum Teil ihre Fenster, die nach der Straße Unter den Linden zu liegen, schon fest vermietet. Für bequeme Plätze find 80 bis W Mk. und in einigen Fällen sogar noch be deutend mehr pro Platz gezahlt worden. Explodierte Automobile. Kürzlich hielt ein Kraftwagen eines Berliner Geschäftshauses in einer Straße, um Waren abzuliefern. Als der Führer die Fahrt fortsetzen wollte, entstand eine Explosion und eine Feuergarbe schoß irr die Höhe, so daß der Wagenführer mehrere Brandwunden im Gesicht und an den Schultern erlitt. Durch die Explosion wurden ein Kind und eine Frau auf dem Bürgersteig zu Boden aeschleudert. Dem Führer legte ein Arzt einen Verband an. Von dem Automobil wurde der vordere Test zertrümmert. — Ein andrer Kraftwagen explodierte in Westsnd, wodurch bas Fahrzeug ebenfalls in Brand geriet. Der Führer hatte sich rechtzeitig in Sicherheit ge bracht, während der Motor gegen einen Baum stog und in Trümmer ging. Prinz Philipp von Koburg-Kohary will sich von seiner Gemahlin scheiden lassen. Hochherzige Stiftung. Der Kommerzien- rat Max Steinthal hat der Stadt Charlotten- bürg aus Anlaß ihrer Zweihunderjahrfeier einen Betrag von 100 000 Mk. zum Geschenk gemacht. Die Summe ist zur Errichtung von Waldschulen bestimmt. Schwere Opfer des MeereS. Die Finkenwärder Seefischerei hat in den letzten Jahren ganz außerordentliche Verluste gehabt, w daß man vielfach die Ansicht hört, der vischerberuf in seiner bisherigen Gestalt werde Mören. Eine jetzt erschienene Zusammen stellung beleuchtet die Gesamtverlufte der Finkenwärder und Cranzer Fischerflotie. In °°u 23 Jahren von 1882 bis Ende April 1905 haben die beiden Fischerflotten 106 Fahrzeuge verloren; diese hatten einen Versicherungswert von fast 800 000 Mk. Ertrunken find bei den! Verlusten 260 Fischer, die SO Witwen und! ^9 Waisen hinterließen. Das schlimmste i Jahr war 1902, in dem 10 Gesamtverlufte vor- mmen. Diese Zahlen reden eine eindringliche Drache; die ün schweren Beruf verschollenen Uscher standen in der Mehrzahl in der Blüte ver Manneskrast. In Zukunft werden fich hoffentlich die Verluste etwas vermindern, da Wan endlich erkannt hat, daß die Fischerboote W ihrer bisherigen Gestalt nicht seetüchtig genug find. Die Fischsreivereine und die Seeberufs genossenschaft wollen neue Bootsgattungen schaffen, die sicherer die See halten als die bisherigen. Durchgegangener Chauffeur. Der Auto mobilführer der Firma Pötter u. Komp, in Dort mund ist Mittwoch abend mit einem Antomobil im Werte von 8500 Mk. geflüchtet. Aus Furcht vor Freiheit. In der Strafanstalt zu Wolfenbüttel erhängte fich dieser Tage mit einem Handtuch ein zu mehrjährigem Zuchthaus verurteilter Sträfling, dessen Straf zeit am Montag zu Ende ging. Furcht, in seinem weiteren Fortkommen gehindert zu sein und wieder auf die Verbrechsrlauföahn getrieben zu werden, haben den Bedauernswerten zum Selbstmord veranlaßt. Die Liebe! In Aachen nahm dieser Tage früh eine Liebestragödie in der Stein- straße ihren blutigen Ausgang. Dort wurde ein 17 jähriges Mädchen von ihrem 19 jährigen Liebhaber, einem Arbeiter namens Grüneschild, durch drei Revolverschüsse in die Brust so schwer verletzt, daß sie in hoffnungslosem Zu stande ins Hospital gebracht wurde. Der Täter ist flüchtig. Fünf Menschen verbrannt. In Offen bach a. M. find in der Nacht zum Donnerstag bei dem Brande eines Fuhrgeschäfts fünf Per sonen, darunter ein Krüppel, verbrannt. Vier Feuerwehrleute erlitten bei den Rettungsarbeiten schwere Verletzungen. Ein schändlicher Vandalismus wurde im Stadtgarten zu Stuttgart verübt. Die meterlangen dicken Blätter der dort aufgestellten Agaven find vollständig abgeschnitten und ver stümmelt worden. Von den hochstämmigen, zähhölzigen Juccapflauzen ist es dem Übeltäter gelungen, eine abzuschneiden, während andre nur angeschnitten find. Eine riesige Phönix- Palme im Werte von einigen hundert Mark ist ihrer mehrere Meter langen Blätter beraubt worden, soweit der Täter sie erreichen konnte. Das Wetterhäuschen ist vollständig demoliert. Die acht Juccapflauzen ringS um das Bassin des Springbrunnens wurden alle mit fach gemäßem scharfen Schnitt abgetrennt. Im Fischwasser des Bassins mit den vielen Gold fischen ist der Versuch von Vergiftung wahr genommen worden. Die Verwüstungen find von einem Studierenden der Baugewerkfchule verübt. Der junge Mann hat bereits ein um fassendes Geständnis abgelegt. Diebespech. Im Cafe Peterhof in München hatte ein Überziehermarder drei Studenten die Überzieher gestohlen und dafür beim dritten Gange seinen eigenen schäbigen zurückgelassen. In diesem fand sich jedoch die Visitenkarte deS Gauners, der daraujhin gefaßt werden konnte. Ähnlich erging es einem zugereisten Kellner auf dem Leihhause. Dort wollte er einen Frack versetzen, in dessen Taschen der Pfandboamte einen größeren Geldbetrag entdeckte. Auf diese Merkwürdigkeit hin wurde natürlich nach oer Polizei telegraphiert, Lie den Frackversetzer selbst versetzte, und zwar ins Gewahrsam, denn er hatte den Frack gestohlen. Eisenbahuurrfall. Auf der Kleinbahn Speyer-Geinsheim entgleiste am Donnerstag ein Materialzug. Eine Person wurde getötet. Ein furchtbarer Raubmord wird aus Sentzich bei Straßburg gemeldet. Dort über fiel der Arbeiter Johann Trapp seine 70 jährige Tante in ihrer Wohnung, schnitt ihr die Kehle durch und warf sie in den Brunnen; darauf raubte er SOO Mk. Als die Leiche gefunden war und Trapp verfolgt wurde, sprang er gleichfalls in den Brunnen, wurde aber herausgezogen und von der Menge schwer miß handelt. Ei« neues Mikrophon. Ein den Telephouverkehr überaus erleichterndes neues Mikrophon hat der römische Telegraphendirektor Cavaliere Angelini erfunden. Man hört dadurch auf die Entfernung Rom-Paris die Stimme doppelt so stark wie früher, ja selbst auf die Entfernung von 60 Zentimeter von dem Apparat. Ein Fell des seltenen nördlichen weihen Nhinozerossss hat der Forfchungsreisende U> ihre Züge wurden immer Heller. In '«ras schönen, lieben Augen glänztet» Tränen 7t — sie hielten fich an den Händen, sahen in die Augen: „Es soll alles vergeben vergessen fein. Komm mit mir nach Mdegg — sei mein lieber Gast, Nora/ Sie Me förmlich ihres Gatten sonore Stimme mit M weichen Tonfall, den sie so gut kannte — w fleht, wie er fich herabbeugt, Noras Hand Meist und an seine Lippen preßt, warm und "Aig. . Da schrie sie auf, eilte in ihr Zimmer zurück, Ms sich vor dem Sofa auf die Knie, barg ihren *°pf in die Polster und schluchzte. Plötzlich — ein leises Pochen an ihrer Tür. U elektrisiert sprang Elisabeth auf. In dem- Wen Augenblick öffnete fich die Tür, und im Mmen derselben stand eine hohe, liebe, be knie Gestalt. .Nora!" Mit einem Aufschrei stürzte Elisabeth in die ^»gebreiteten Arme und weinte an dem Halse Teuren. »Elisabeth, mein Liebling!" Es dauerte M Weile, bis beide sich so weit gefaßt MM paß fix das Zimmer zurücktreten A sich auf das kleine Sofa, vor welchem Mabeth noch eben gekniet hatte, niederlassen Zanten. ^Auf Noras Antlitz lag noch immer der Ab- Mö der eben durchlebten Stunden: ein weh- Mger Ernst, ein stilles Nachdenken. Aber in tzff"9eihs Augen war die Sonne aufgegangen. Mahlten der Freundin entgegen und warfen Widerschein auf deren Antlitz. Nora erzählte nichts Näheres über die Ver söhnung mit Herbert, sie sprach es nm Elisabeth gegenüber auS, wie froh und leicht sie sich jetzt fühle, wie sie fich auf ein Zusammenleben mit ihr freue. Auch das Fernsein Beates wurde erwähnt. „Es ist aut so," sagte Nora ernst, „fie wäre ein bitterer Tropfen in dem Becher der Freude gewesen. Mein Herz, wie wollen wir die Zeit nun ausnutzen, wie soll sie uns beiden eine Quelle des inneren Genusses und innerer Zu friedenheit werden!" Sie hatte Elisabeth au fich gezogen und fie Herpich geküßt. „Wo ist Herbert?" fragte Elisabeth endlich. „Er ist unten geblieben, er wollte unser Wiedersehen nicht stören, aber nun komm, wir wollen zu ihm gehen." Nora Stein oder besser Gräfin Steinburg hatte den Arm um Elisabeths Schultern gelegt, und so schritten fie hinab und betraten das Speisezimmer. Graf Landegg trat ihnen hier entgegen, ernst und würdevoll. Man sah es ihm an, daß die letzten Stunden ihn tief er griffen hatten und daß er von dem, was er aus NoraS Mund erfahren hatte, bis ins Innerste getroffen worden war. Noras Gewandtheit und fesselnder Unter- haltunasgabe gelang es jedoch bald, die Wolken von seiner Stirn zu bannen und der Verlegen heit, dem Peinlichen der Lage auf allen Seiten ein End« zu machen. Bald plauderte man zwanglos, ohne jedoch mit einem Wort der Vergangenheit zu ettvähnen. Man sah in Nora StembM nur den lieben Gast, und dieser Major Powell-Cotton auf seiner Expedition vom Nil zum Sambesi erworben. Bis jetzt befindet fich in Europa nur ein Exemplar dieses höchst seltenen Tieres. Ei« ritterlicher Landstreicher. Bei einer Wagenfahrt in der Mhe von Philadelphia geriet Miß Farley, die der besten Gesellschaft jener Stadt angehört, plötzlich in große Gefahr, indem ihr Pferd scheute und durchging. Auf ihre Hilferufe stürzte ein zerlumpter Landstreicher aus dem Walde heraus und hielt mit Lebensgefahr den Durchgänger auf. Miß Farley bot ihm Gew für ihre Rettung an, aber der Vagabund wies eS zurück und zitierte Stellen aus Byron und andern Dichtern, die die weibliche Schönheit preisen. Schließlich erklärte er, ein Kuß würde ihn reichlich belohnen. Die Dams zögerte erst, aber schließlich willigte sie ein und fuhr dann schnell weiter. Jetzt wird nun in der Gesellschaft der Stadt Philadelphia eiflig die Frage erö ert, ob fie recht daran tat, einen Landstreicher, wenn auch unter solchen Umständen, zu küssen. Miß Farley beichte fie entschieden. „Die tapferen Ritter früherer Zeilen hielten einen Kuß für eine Be lohnung," erklärt fie „Ich halte es nicht für Unrecht, einen unbekannten Mann zu küssen, der mit eigener Lebensgefahr tapfer mein Leben rettete." Gericktskalle. Nürnberg. Nach zweitägiger Verhandlung ver urteilte die Strafkammer des hiesigen Landgerichts den ehemaligen Verleger und Redakteur der süd deutschen Landpost' Gebel, der durch Gründung von Spargenossenschalten hohe Kredite erlangte und unter allerlei falschen Vorspiegelungen, Fälschungen usw. viele Personen und Institute schwer geschädigt hat, wegen fortgesetzten Betruges und Urkunden fälschungen zu vier Jahr Zuchthaus und fünf Jahr Ehrverlust. Liegnitz. Die hiesige Strafkammer verurteilte den Lokomotivführer Kühner zu einem Jahr Ge fängnis. Kähler hatte das Eisenbahnunglück auf dem Liegnitzer Bahnhof am 2. April verschuldet, indem er das Haltesignal überfuhr, wobei drei Personen gelötet und gegen 30 verletzt wurden. Der Mitangeklagte Heizer Marschner, der die zweite Masch.ne führte, wurde freigesprochen. wie Japan über den Zrie-ens- schlutz denkt, zeigt eine Auslassung der halbamtlichen japa nischen Zeitung Iotumin'. Das Blatt schreibt: Der Krieg mit Rußland tobt noch, aber es mehrt sich die Zahl derer, die einen baldigen Friedensschluß für wahrscheinlich halten. Ja, kluge Köpfe grübeln sogar schon über die Frage der Friedensbedingungen nach. Und doch ist das ein zweckloses Bemühen, denn Friedens- bedingungen lassen fich erst dann aufftellen, wenn die kriegführenden Parteien des Kampfes überdrüssig geworden find und einander davon verständigt, haben, daß fie ihn beenden wollen. Die koreanische Frage war eine der vor nehmsten Ursachen des gegenwärtigen Krieges. In Korea aber haben unsre Unternehmungen den besten Erfolg gehabt, seitdem im vorigen Frühjahr das japanisch-koreanischeMereinkommen abgeschlossen ist; heute scheint dort für uns alles nach Wunsch zu gehen. Wenn später die Zeit gekommen ist, wo wir mit Rußland über die Friedensbedingungen verhandeln, so wird die koreanische Frage als bereits gelöst und diese Lösung als eine vollendete Tatsache zu gelten haben, an der nicht mehr zu rütteln ist. Sie gehört nicht mehr in die Friedensverhandlungen hinein. Bezüglich der Mandschurei ist zu unter scheiden zwischen dem gesamten chinesischen Hoheitsgebiet, worauf wir hier nicht eingehen wollen, und der Halbinsel Liaotung, dem russi schen Pachtgsbiet von Port Arthur und der Strecke, durch die die ostchinefische Bahn führt, also denjenigen Gebieten, in denen Rußland durch Vertrag langfristige Besitzrechte erworben hat. Indem wir den Russen diese Befitzrechte mit dem Schwerte abgenommen haben, sind wir ihre Rechtsnachfolger geworden und werden die Rechte für unsre Zwecke ausnutzen. Was für Friedensbedingungen wir aber später einmal stellen werden, wenn die Macht Rußlands gebrochen ist und es um Frieden bittet, und wieweit Rußland auf diese Be dingungen eingeheu wird, darüber fich schon heme auszulassen, ist vergebliche Mühe. Die einen sagen, wir sollten ganz Sibirien östlich vom Baikalsee nehmen; andre, wir sollten es bei dem Küstengebiet und der Insel Sachalin belassen. Wieder andre erklären eine solche Be scheidenheit für Dummheit. Gleichwohl ist es möglich, daß derartige Vorschläge zurzeit, wo es wirklich zu Friedensverhandlungen kommt, Bedeutung gewinnen. Es gibt aber ferner auch nervöse Leute, die befürchten, falls wir zu viel forderten, würden die Mächte uns in den Arm fallen. Wir hegen jedoch die Überzeugung, daß Oststbirien und Sachalin nur Rußland etwas angehen, und daß keine andre Macht dort irgendwelche Interessen hat. Außerdem irren wir uns wohl nicht, wenn wir sagen, daß alle, die bisher in der kommerziellen und industriellen Ausbeutung Chinas einen starken Konkurrenz kampf mit Japan erwartet haben, eine Ablenkung des japanischen Unternehmungsgeistes nach nörd licher gelegenen Gebieten nur gern sehen. Viele Mächte werden sogar die Einverleibung Ost- fibinens und Sachalins durch Japan als rn ihren eigenen Interessen liegend anerkennen. Sonach meinen wir, die Entscheidung hängt nur davon ab, ob Rußland unsre Forderungen annehmen will oder muß, während dritte Mächte dadurch verzichten werden, fich die überflüssige Arbeit der Einmischung zu machen. Und des halb halten wir die Erörterung obiger Fragen, wenn auch nicht für geradezu schädlich, so doch sicher für nutzlos. Und wenn fie uns nicht nützt, so sollen wir sie unterlassen! Oie Opfer äes Krieges. Je länger der entsetzliche Krieg in O'tasten dauert, desto zahlreicher strömen aus der Mandschurei die Verwundeten und Verstümmelten ins Innere Rußlands zurück. Wenn man diese armen, verelendeten, zum größten Teil zu keiner Tätigkeit mehr fähigen Wesen sieht, dann erst wird man fich des ganzen Elends bewußt, das dieser Krieg heraufbeschworen hat. Das Aussehen der Verwundeten zeugt für die schweren Leiden, die fie ausgestanden haben. Jedoch viel düsterer als die Gegenwart stellt fich für weitaus die Mehrzahl der unglücklichen Opfer die Zukunft dar. Drei Rubel monatlich beträgt der Hungerlohn, den der Staat sogar völlig verstümmelten Soldaten zahlt. Zuweilen wartet aus so einen armen Menschen zu Hause noch eine Familie, unmündige Kinder, die ebenfalls von diesen 3 Rubeln ernährt sein wollen. Die öffentliche Mildtätigkeit tut, was fie nur irgend kann, um das Elend zu lindern. Aber diese Hilfe ist doch nur vorübergehend, und hier ist oft eine dauernde volle Versorgung erforderlich. Die Regierung schweigt zu alle dem, und fie ist es doch, Lie durch ihre leichtfertige Ausdehnungspolitik das ganze namenlose Unheil angerichtet hat. Mit um so größerem Beifall muß daher die Absicht der Altgläubigen (Raskolniken) ausgenommen werden, die aus ihren eigenen Mitteln, als Dank für die ihnen gegebene Glaubensfreiheit, ein großes Jnvalidenhaus für die Opfer des Krieges er richten wollen. Sie würden hiermit unter den obwaltenden Verhältnissen eine wahrhaft große Tat vollbringen. In Irkutsk ist die Lage geradezu kritisch geworden. In Sibirien ist in folge des AufhörenS jeglicher Zufuhr von Lebensmitteln aus Europa eine große Teuerung entstanden, die sogar teilweise unter der Be völkerung zur Hungersnot geführt hat. Gegen wärtig hat fich die Lage insbesondere in Irkutsk dadurch verschärft, daß dort 16 000 Verwundete uutergebracht worden find. Wie die Ver- pfl-gung dieser Bedauemswerten unter diesen Umständen beschaffen ist, kann man fich leicht Vorsteven. buntes Allerlei. Vielversprechend. Herr (zu seiner jungen Schwiegertochter): „O, mit meinem Sohn werden Sie ganz zufrieden sein, der war schon als kleiner Junge sehr folgsam!" c,N. Fl/ Verschnappt. Gnädige: „Hier schenke ich Ihnen ein Kleid von mir; hoffentlich paßt eS Ihnen." — Köchin: „Ach, gerade das fitzt mir so schlecht!" (Megqend.") selbst kam es vor, als ob fie bei lieben Freun den zum Besuch und nicht in dem Hause ihres früheren, jetzt zum zweiten Male vermählten Gatte« wäre. Schließlich trennte man fich mit der Hoffnung auf ein baldiges Wieder sehen. 18. Das erste Schwere: die Begegnung, die Aussprache, die Versöhnung und Einführung auf Landegg war nun vorüber, und damit schien jede Erinnerung an die Vergangenheit ausgelöscht zu sein. Wenigstens Nora und Elisabeth lebten nur in der Gegenwart, fie gingen vollständig ineinander auf und kosteten mit vollen Zügen die Reize dieses Zusammen seins aus. Täglich sahen sich die Freundinnen, entweder kam Nora den kurzen Weg von Stein burg herüber oder Elisabeth eiste nach Stein burg. Es war ein Kommen und Gehen, ein Herüber und Hinüber, und beide empfanden voll und ganz den Reiz, der in solchem Ver kehr liegt. Nun konnte Elisabeth auch endlich wieder ihre geliebte Kunst ausüben, fie konnte fingen oder fich an Noras herrlicher Stimme erfreuen. Sobald fie Steinburg betreten hatte, bat fie darum, aber es wurde ihr verhältnismäßig nur selten gewährt. Entweder suchte Nora fie ab zulenken und auf andre Gedanken zu bringen, oder fie schlug ihr kurzweg die Bitte ab. Von einem wi'eder aufzunehmenden Unterricht wollte fie vor allem nichts wissen. Dazu bedürfe es der Erlaubnis Herberts, meinte fie, aber Elisabeth scheute vor einer fich darauf beziehenden Anfrage a« den Gatten begreiflicherweise zurück. Einmal — Herbert war ausgegangen —- bat Elisabeth Nora, ihr in den Mufiksalon z»^ folgen und mit ihr zu musizieren. Es war! das erste Mal, daß sich die Gelegenheit dazu auf Landegg traf. Wer Nora wehrte fast entsetzt ad: „Verlange alles, nur das nicht!" Seitdem bat fie Nora nicht mehr. Eine Ahnung sagte ihr, daß fich an jenes Zimmer trübe Erinnerungen für die Freundin knüpfen mußten. Nora suchte überhaupt das Mufizieren mehr und mehr einzuschränken, so schmerzlich und schwer es ihr selbst wmde. Aus Elisabeths Andeutungen auf ihre Fragen nach dieser Richtung hatte fie erfahren, daß Elisabeth ihre Kunst in der ganzen Zett fast gar nicht gepflegt und daß Herbert sie auch nie dazu angeregt hatte. So befremdlich das bei seinem Kunstsinn und seiner Vorliebe für Musik auch erscheinen mochte, Nora fand nur zu leicht den Schlüssel dazu, und das bewog fie, Elisabeth nicht allzu viel von der köstlichen Frncht zu reichen. Sie war nicht nach Landegg gekommen, um Unfrieden zu säen, sondern um zu versöhnen, und daß dieses letztere sich nicht allein auf ihre eigene Person anwenden ließ, mußte fie bald mit Trauer gewahr werden. Schon bei ihrer ersten Begegnung vor Wochen am Landegger See hatte fie aus Elisabeths Wesen geschloffen. Laß in ihrer Ehe nicht alles so war, wie es sein sollte. F m (Fortsetzung folgt)
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