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Ottendorfer Zeitung sofortig Druck un- Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. 4. Jahrgang Sonntag, drn 14. Mai 1905. Vertliches und Sächsisches. rn tm 1.^ roll Nß und Lüc^ i Verfärbung des Inhalts, offentsichtlich verdorbene, mißfarbige Bohnenkonserve Tod von elf Personen Daß eine schon übelriechende und in Darmstadt den herbeigeführt hat, werden darf und keinen Anlaß zu einer Be unruhigung der Konsumenten darbietet. Die von der Großindustrie hergestellten Erzeugnisse entsprechen allen billigen Anforderungen, und venn wirklich einmal eine Büchse mit ver dorbenen Inhalte verkauft werden sollte, so verrät sie sich der Hausfrau bereits äußerlich durch ihr Aufgetriebensein, sowie nach dem Oeffnen durch den üblen Geruch und die Annahme van Inseraten bi» vormittag 40 Uhr. Inserate werden mit 10 Pf. für die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Vermied Bl. Muster der Platzkarten an Stelle des Schnell zugszuschlags eingeführt werden soll. Wenn man die Rückfahrkarten aufheben will, so entspricht das dem Wunsche des reisenden Publikums. Anders wird über die Beseitigung er Sonderbegünstigungen gedacht, doch heißt es ja zunächst nur „tunlichste" Beseitigung. Gegen den einheitlichen Tarif: 1. Klasse 7 Pfg, 2. Klasse 4^/, Pfg. und 3. Klaffe 3 Pfg. für den Kilometer wird kaum etwas einzuwenden ein. Da, wo die vierte Wagenklaffe besteht, oll der Kilometer hierfür 2 Pfennige kosten. Bayern will, um nicht diese Klaffe einführen u müsse», in den Personenzügen für die ;. Klaffe nur 2 Pfg. erheben. Für Gepäck tücke soll ein „SendungStartf" (Vereinigung mehrerer Stücke) eingeführt werden, abgestuft von Zonen und Gewicht. Auch hierüber bedarf es näherer Angaben, bevor zu erkennen, ob nicht nur an den Staatssäckel, sondern auch an den Geldbeutel des Publikums gedacht worden ist. — Es kommt öfters vor, daß aus Post karten, Postanweisungen und Kartenbriefen die Wertzeichenstempel ausgeschnitten und zur Frankierung von Postsendungen benutzt werden. Dies ist unzulässig. Derartige Sendungen werden als unfrankiert behandelt und dem entsprechend mit Strafporto belegt. Die ver dorbenen ungestempelten Postkarten, Post anweisungen und Kaltenbriefe werden jetzt an jedem Postschalter und in beliebiger Zahl ohne weiteres gegen Zuzahlung von je 1 Pfennig für das Stück umgetauscht, sodaß auch gar kein Anlaß zum Ausschneiden der Wertstempel vorliegt. — Pflanzengift in Konserven. Die amtlichen Ermittelungen über die Vergiftungen in der Alice-Kochschule in Darmstadt haben zu einem überraschenden Ergebnis geführt. Man er innert sich, daß dort im Januar 1904 ver schiedene Vergiftungen infolge des Genusses eines aus Konservebohnen bereiteten Salates vorgekommen sind. Man nahm damals an, daß die Vergiftung von dem sogenannten Fleichgift herrührte. Die Untersuchungen haben aber jetzt ergeben, däß in Gemüsekonserven auch bei Luflabschluß Spaltpilze sich zu ent wickeln vermögen, deren giftige Stoffwechsel- erzeugniffe die menschliche Gesundheit in ähnlicher Weise schädigen. ES liegt der Ver dacht vor, daß durch Bespritzen oder Begießen von Pflanzen mit jauchchaltigen Flüssigkeiten die gistbildenden Keime an sie gelangen und auf ihnen, unbeschadet ihrer Lebensfähigkeit, eintrocknen. Ein gemeinsamer Erlaß des Kultus- und des Landwirtschaftsministers au den Polizeipräsidenten von Berlin und die Regierungspräsidenten mahnt deshalb zur Vor sicht bei der Anwendung von Jauche in der Gemüsezucht und weist auf die Gefahren hin, di« der menschlichen Gesundheit erwachsen, so bald Jauche unmittelbar mit den oberirdischen Pflanzenteilen in Berührung kommt. Auch andere durch Spaltpilze hervorgerufene menschliche Krankheiten, wie Typhus und Ruhr, können so verbreitet werden. Durch das Besprengen mit Jauche wird auch der Wuchs und der Ertrag den Pflanzen beeinträchtigt. Bei der Zubereitung von Büchsengemüsen soll auch im Haushalte mit peinlichster Sauberkeit und Sorgfalt verfahren werden. Eine gehörige Erhitzung lötet etwaige giftige Keime. Der Inhalt von Büchsen, die bei der Oeffnung einen verdächtigen Geruch erkennen lasten, ist zu Genußzwecken untauglich und darf vor allem ohne voraufgegangene abermalige Er hitzung als Salat usw. keine Verwendung finden. Die Verwaltungsbeamten sollen die Bevölkerung darüber ausklären. — Hierzu wird noch geschrieben; So sehr die behördlichen > Warnungen vor dem Begießen oberirdischer Teile von Gemüsepflanzen mit Jauche schon vom ästhetischen Standpunkte aus zu begrüßen - sind, so muß doch nachdrücklich darauf hin- ' gewiesen werden, daß der vereinzelte Darm- i städter Vergiftungsfall nicht verallgemeiner abi vkof dichtes, bmannSdo^ ^rsch neue Lorbeeren sich errang und auch M Lehrer Hanke als englischer Feldherr Mel einen ganzen Erfolg erzielte. Bewunderns- ?!°rt ist wohl allen Anwesenden gewesen, wie jammer erdrosselt hat. Daraufhin ist der unter dem Verdachte der Täterschaft verhaftete Quartierwirt Langhammers, Christen, au» der Haft entlasten worden. Meißen. Eine schwere Havarie ereignete ich am Freitag Vormittag an der hiesigen Elbbrücke. Der mit 10 000 Zentner Braun- ohle beladene Kahn des Schiffseigner» Kauf mann aus Aaken war durch ein Floß, wegen dessen er stellen mußte, außer Fahrt gekommen Er stieß mit der Spitze an einen Brücken pfeiler an und brach in zwei Teile aus einander, Die Mannschaft konnte sich retten. Das Taljoch der Brücke ist gesperrt, Ponickau. In der Nacht vom letzten Sonntag zum Montag wurden hier bei dem Steuererheber Thronicke über 1200 Mk. ge- tohlen. Th. hatte am Tage Steuern erhoben und war abends mit seiner Tochter in den Gasthof gegangen, wo Tanzvergnügen war. Die Tochter ist auch meheremal während dieser Zeit nach Hause gegangen. Den Th. trifft dieser Diebstahl empfindlich, da er für die Gelder aufzukommen hat. Von den Dieben fehlt bis jetzt jede Spur. Roßwein. In der Schlucht des sogenannten Hasensprunges wurde bei ca. 10 Meter Tiefe der Gang eines ca. 1 Meter mächtigen, aus geprägten und abbauwürdigen Baryt-Ganges aufgefunden, besten rationelle Ausbeutung von drei dortigen Kapitalisten übernommen worden ist. Bei der Abteufung dieses Ganges sind bereits erzführende Nester, Schwefelkies mit ansehnlichem Silbergehalt aufgefunden worden. In Roßwein hat man große Hoffnung, durch die Entdeckung den Anfang zu einem gewinn bringenden Bergbau gemacht zu haben. Naundorf b. Grimma. AmMontag früh wurde im Kies- und Sandwerk der Arbeiter Hermann Hönicke durch Zurückschlagen einer Eisenstange auf ein Gleis geschleudert, auf welchem eben ein Zug einfuhr. Der Mann wurde überfahren und sofort gelötet- Er hinter läßt Frau und zwei Kinder. Rochlitz. Nicht geringer Aufregung be mächtigte sich am Sonntag der Besucher der Wirtschaft auf dem hiesigen Berge. Al» sich die Gastzimmer infolge eines ausbrechenden Gewitters, welches sich mit elementarer Gewalt und wolkenbruchartigem Regen entlud, mit Gästen dicht gefüllt hatten, brach an mehreren Stellen des Gastzimmers die Decke durch. Die gewaltigen Wastermaffen hatten den Balkon überflutet, hatten dann ihren Weg in die oberen Zimmer genommen und dort die Diele bezw. Decke durchweicht. Zum Glück kam niemand zu Schaden. Leipzig. Ueber den in der Nacht zum 3. Mai hinter dem Bayerischen Bahnhofe ver übten Raubanfall wird berichtet: Die Arbeiterin Panline Simon au» Elsterberg hatte einen auswärtigen Handelsmann nach einer einsamen Stelle am Dösener Wege gelockt, woselbst verabredetermaßen zwei ihr befreundete Zuhälter warteten, welche dem Handelsmann einen Geldbeutrl mit 240 M. raubten und ihn obendrein noch windelweich prügelten. Jetzt sind das Mädchen und einer ihrer Freunde, ein Artist aus Bochum, auf der Messe, wo sie sich amüsierten, verhaftet worden. Zwickau. Hier trank der Rentner Seidel aus Versehen Brennspiritus. Er ist an den Folgen dieses Trunkes gestorben. — Einen ungewöhnlichen Ausgang nahm in Zwickau eine Hochzeit, die mit einer argen Schlägerei endete. Unter den Beteiligten waren Differenzen ausgebrochen, bei deren tätlichem Austrag dem Bruder des Bräutigams von den letzteren arg mitgespielt wurde. Er wurde blutig geschlagen, die Kleider waren ihm vom Leibe gerissen. Auch der Schwiegermutter, die sich um die Herbeiholung von Polizei bemüht hatte, wurde übel mitgespielt. Der Auftritt endete mit der polizeilichen Sistierung de» Bräutigams. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Hande! und Wandel", „Leid und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". VN, Mitglieder dieses örtlichen Schauspiel- Uinibles dies alles bei den beschränkten Mnenmitteln durchzuführen gewußt haben; „ höchste Anerkennung aber verdient es wie bei diesem Festabende Mitwirkenden voll ^firfreudigkeit bereit gewesen sind, den OrtS- ^ohnern eine so reiche Festgabe zu bieten. D Recht gebührt ihnen allen und besonders Mn Kantor Georgi, der die Seele des ^jen ist, der wärmste Dank. Das Publikum, Elches diesem Abend nur aus den Ödeten Kreisen zusammensetzte, dürfte am Muffe in dem einen Urteil einig gewesen „Das war wirklich eine selten schöne Vier.« , — Am 15. Mai, Montag, abends 8 Uhr im Saale des Gasthofs zum Hirsch in Mhokrilla, die erste diesjährige Versammlung neugegründeten hiesigen Frauen-Missions- Ming sgr die Heidenmission stattfinden, bei ^cher, nach der Eröffnung durch den hiesigen ^geistlichen, der Vorsteher des Ottendorfer TWonsbezirkS (welcher die umliegenden Orte ^umfaßt), Herr Pfarrer Müller aus Mersdorf, den Vortrag über die Frauen- Mit auf dem Missionsfelde halten wird. '.dieser Versammlung sind alle Mitglieder Frauen-Missions-Vereins herzlich eingeladen wird erwartet, daß jedes Mitglied sich ein- ^det. Auch andere Frauen und Jungfrauen Gemeinde, sowie die Männer der hiesigen ^gemeinde find willkommen, ebenso die Führung von Kästen nach Genehmigung des Mstandes. Es soll hier noch jedermann au Veranstaltung aufmerksam gemacht werden sich Kenntnis von diesem wichtigsten aller Östlichen Liebeswerke zu verschaffen und in ° allen obliegende ernste, hochnötige und so segnete Arbeit mit Freudigkeit einzutreten. Die neuesten Angaben über die geplante Monen- und Gepäcktarifreform auf den . "llchen Staatöbahnen lauten günstiger, als ° bisherigen. Mit einem endgiltigen Urtei M .man aber noch zurückhalten, bis nähere . meilungen vorliegen, vor allem darüber, wie r Zonenzuschlag aussehen wird, der nach dem .DNendorjer Zeitung" scheint Menrtag, Dsnners- '"g und Sonnabend abends. ! Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. II mH empfiehlt onnte in Fachkreisen kaum besondere Ueber- raschung Hervorrufen. Der traurige Vorfall mahnt aber lediglich dazu, verdächtig aussehende und riechende Konserven unter keinen Um- 'tänden, auch nicht nach nochmaligen Aufkochen, zu verwenden, ist aber nicht geeignet, weiter gehende Befürchtungen zu erregen. Lafig^ebrück. In Ruhestand tritt nach 40 jähriger Amtstätigkeit wovon über 30 Jahre auf unsern Ort kommen, Herr Oberpfarrer Schubert im Monat September dieses Jahres — Eine neue Orgel erhält unsere Kirche roch im Laufe dieses Sommers. Erbaut wird re von den Herren Hoforgelbaumeistern Ge- irüder Jehmlich. — Der Arbeiter Schäfer aus Radeberg, ein junger Mensch, wurde als derjenige er mittelt, der im Laufe der vorigen Woche in hiesigen Gasthofe zwei Räder gestohlen hat. Diese wurden zurückerlangt. — Die V. Strafkammer des Königlichen Landgerichts Dresden verhandelte gestern gegen den Fabrikarbeiter Friedrich Max Hermann Peschel aus Lausa wegen Betrugs und Er- Pressung. Der junge Mann ließ sich am 8. Dezember v, I. in dec Glashütte von Walther und Söhne in Moritzdorf unbefugt den Lohn des Arbeiters Köhler auszahlen, um das Geld im eigenen Nutzen zu verwenden. Sodann verschaffte sich Peschel noch von Kähler durch Drohungen 10 Mk. bares Geld. Diese Delikte muß der Angeklagte mit einer 2 monatigen Gefängnisstrafe büßen. Loschwitz. Der Besuch unseres idyllisch gelegenen Schiller-Häuschens war am Dienstag außerordentlich rege. Es mochten wohl über 3000 Besucher die ehemalige Stätte des Wirkens unseres Dichters aufgesucht haben. In das Fremdenbuch hatten sich 650 Personen eingetragen. Kötitz. Am Montag wurde am hiesigen Elbufer der Leichnam eines früheren Re staurateurs Göhlert aus Dresden geborgen. Infolge Vermögensverluste ihn überkommene Schwermut soll den Mann zum Selbstmorde verleitet haben. Kamenz. Ein hiesiger 18jähriger Bäcker geselle ^machte sich einer Wechselfälschung schuldig zum Nachteil seines Meisters und eines Fahrradhändlers. Eine wiederholte Fälschung blieb in den Grenzen des Versuchs. Er wurde verhaftet. Köttwitz b. Pirna. Ein Unglücksfall mit tödlichem Ausgange ereignete sich in der hiesigen Papierfabrik. Der 29 Jahre alte Papier maschinenführer Müller geriet beim Kontrollieren der Maschine zwischen einen Trockenzylinder und eine Filzleitwalze, wobei ihm der Brust korb zerquetscht wurde, sodaß der Tod auf der Stelle eintrat. Der so jäh aus dem Leben Gerissene wohnte in Dohna und war verheiratet. Zahlreiche Kinder in jugendlichem Alter stehen trauernd an der Bahre ihres Ernährers. Ostritz. In die Angelegenheit des ver mutlich ermordeten Fabrikarbeiters Langhammer scheint endlich Licht zu kommen. Der Arbeiter Rettuschiel ist am Abend des Mordes mit dem Ermordeten, sowie den Arbeitern Steuer uud Christen zusammen gewesen, ging aber un mittelbar darauf nach Böhmen. Jetzt ist er wieder in Ostritz angekommen. Er wurde zum Verhör geladen und bezeugte, daß Steuer, der zur Zeit in Bautzen in Haft ist, den Lang- TM Ä 4 N'— 4. >"Men zeichneten in der Abschiedsszene aus Herr Lehrer Schmidt und Fräulein Georgi M 2 Knaben ein wirklich liebliches Familien- V L I' M Hierauf folgten „Johannas Abschied" und " aufregende, großartige Schlußszene aus e Berris ? Jungfrau zu Orleans, bei denen Fräulein ZMann, Nr. 27. sleln Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend jLmkroA ein tSk »Eok '6n werd!' en im reoM-, beste Elsa^ Vttendorf.Dkrilla, p. Mai rgos. n und Die am 9. dss. im Gasthof zum Roß gen jederz.^ Ottendorf abgehaltene, durch den hiesigen 4nns 6eo^ fischten Chor auSgesührte Schiller-Gedächtnis- M durste sich den anderwärts veranstalteten ^rdig an die Seite stellen, ja sie hat vielleicht in größeren Orten, mit mehr Kräften, °'r»nstaltete, übertroffen. Nach einer gemüt- begeisterungsvollen Ansprache des Herrn Mor Georgi und den, wie immer, Herz- tuenden Gesängen unsres strebsamen ge lten Chors hielt Herr Schuldirektor Endler A' Festrede, in der er in kurzen Zügen die lesenden zum Verständnis der Geistesarbeit U des hohen Wertes der Geisteswerke deö Mersürsten zu führen wußte, so daß die Mr nicht nur einen hohen Genuß gehabt, ^dern auch einen geistigen Gewinn mit sich kommen haben dürften. In einer geradezu lasterhafter Weise trug Herr Kantor Georgi ^ige der Schillerschen Hauptgedichte vor; in ^»solcher Weise Fräulein Lehrerin Karsch und Dritter im Bunde, Herr Lehrer Riedel. M den gesungenen Schillerliedern ragte das Herrn Kantor Georgi und Herrn Lehrer Schmidt vorgetragene Duett hervor (Dithyrambe d. .Lobgesang auf Dionysos oder Bachus.) Bei Darbietung einiger Proben aus Schillers Ionien zeichneten in der Abschiedsszene aus