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Ottendorfer Zeitung : 28.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190505288
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050528
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050528
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-28
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 28.05.1905
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M das Re01 iß hier sir^i griirdet wnd5F len solle. NM rundsotz de» vcnn ein ie doK B. K" Ursachenlh^ in' NusE sc. . ndw.s verlm cd Bauern, tclstab gkbF ctitionen es Befäi das B-r. . mugen -em Rei« - Danaä .) hält au^ der Nnd^ E aus anz richßS t in dem ,en daS E ja auch bei >° nicht, d°v S°;> teuern Landwirte Sudler und»" r. Vp.) A chebungen ' Fall des/'/ n des B. S'^ Der Antrag ag v. Treues' ommem der Nov^ z, durchs durch du , 1500 M wit. daß A scr KommVI aber doch?"» ig, daß du r müßten. er um AblA liung der ?) bcze-ch^^ ßonSfil«^ chsgenchtSA Richierper^ "'s.) crkl^ - ReNitionsM eS Reichs -schlossen^ großer M' ZesetzcS. »!> Erledigens LAsß SS-- fern Kaisers w Kronpr"^ stlichkeiteu dcmgernuv.^ ierbürgers, f ecilie zu dieses l die hohe^ grüßunge" z,» werden historisches^ Linden gebildet ssssellung 0 Persons" / U'gen,. d'/t lnem ein Die J"N" den zu "U eigenen Grasens/ Augenbl'ö,/ noch -N-' V entgcü^ weiten -d" schrecken aber au« seiner beneinandek^ önbar. I? h'ck'als, >""dv'Ä Sie worK/ ganzen i»'^8^ inen Schö ¬ nsten?^ -,l^ «rt reiz' >°s G-U/ an ihre^ > frage«. ' Von einem Baume Herabgeschosse» wurde in der Karlshorster Heids bei Berlin der Schul- lnabe Wollmann, der mit andern Kindern in den Wild gegangen war, um Maikäfer zu fangen. Als der Junge einen Baum erklettert hatte, fiel don unbekannter Hand ein Schuß, der ihn schwer in der Magengegend verletzte, so daß er bewußtlos zu Boden stürzte. Trotz der sofort unternommenen Nachforschungen gelang eS nicht, des Schützen habhaft zu werden. Der Heine W. wurde in bedenklichem Zustande in ein Krankenhaus übergeführt. Zum Fall Dr. Braunstein. Das in München schwebende Verfahren gegen den Prall. Arzt Dr. Braunstein wegen Gatten mordes (Vergiftung seiner Ehefrau auf der Hochzeitsreise) ist, wie bereits mitgeteilt worden, endgültig eingestellt worden. Diese Entscheidung ist der Abschluß eines ausgedehnten Verfahrens, das von der Verhaftung des Dr. Braunstein in Nervi beginnend alle Instanzen beschäftigte und schließlich wie die,M. N. N/ mitteilen, besonders auf das für Dr. Braunstein günstige Gutachten Hosrat Dr. Craemers hin zu der Erklärung des Landgerichts im Einstellungs beschluß führte. Das Ergebnis der Prüfung des Materials lasse sich dahin zusammensassen, ,daß die gegen Dr. Braunstein vorliegenden Verdachtsmomente hinsichtlich der Anklage wegen Nordes nicht vollständig beseitigt find, aber auch nicht genügend erscheinen zu einer Über führung des Beschuldigten." Die Heiligkeit der Ehe. Ein merk würdiger Ehescheidungsfall wird aus Konstanz berichtet. Bor 1Vr Jahren starb ein italienischer Kamschukhändler namens Gurati in Mexiko und hinterließ seiner Tochter ein Vermögen von 3200 000 Ml. unter der Bedingung, daß sie einen in Mailand lebenden Italiener heirate. Aber das Mädchen hatte sich schon mit einem Schweizer namens Josst verlobt; fie verfiel nun auf folgenden Ausweg. Sie bot ihrem Mai länder Bewerber 800 000 Mk., wenn er fich verpflichten wollte, so bald wie möglich nach der Trauung in eine Scheidung zu willigen. Der Mann ging darauf ein, vor wenigen Wochen wurde das Paar in Mailand getraut. An der Kirchtür verließ die junge Frau ihren Nann und machte sofort darauf eine Reise mit ihrem Geliebten. Vertiert. Einen merkwürdigen Fund machten vor einigen Tagen mehrere Holzfäller, die in bas Dickicht eines Waldes in der Nähe des Ortes Klostergrab im böhmischen Erzgebirge eindrangen. Auf einem Steinblock saß inmitten dichten Gestrüpps ein nur mit einigen Fetzen bekleidetes, halb nacktes Mädchen in völlig ver wildertem Zustande. Das ungefähr 13jährige Kind blieb, da es nicht entrinnen konme, auf dem Felsen fitzen und stierte die Ankömmlinge scheu an. Auf Fragen gab es nur unverständ liche Laute von fich. Es scheint sich um ein Möglicherweise schon vor Jahren ausgesetztes taubstummes Kind zu handeln. Aus Aussig wird im Zusammenhang mit dieser Entdeckung gemeldet, daß die Vermutung besteht, ein vor Jahren dort weilendes Ehepaar habe fich des Kindes durch Aussetzung entledigt. Ein historisches Fernrohr ist mit einer Sammlung vieler wertvoller Jnstlumente in den Besitz der französischen Physikalischen Gesellschaft gelaugt. Es ist ein Teleskop von dem berühmten Foucault. Der Spiegel hat einen Durchmesser von 68 Zentimetern, dabei eine auflösende Kraft von 200 000. Dies Instrument ist das einzige, das von Foucault mit einer so großen Öffnung hergeftellr worden ist. Der Spiegel soll jetzt neu versilbert werden, damit das Fernrohr aus der Pariser Stern warte wieder in Benutzung genommen werden kann. Ein Gnadengesuch am Schwalbcnbein. Der Leuchtturmwächter in Campo auf der Insel Elba sing auf dem Leuchliurm eine müde Schwalbe, an bereu rechtem Bein ein Zettel angebunden war. Er wickelte das Papier auf und las folgende mit B ei- ülfl geschriebene Worte: „Porto Longone, 14. Mai 19t 5, nacomiltags 3 Uhr. Diese Schwalbe kam ins Krankenhaus der Sträflinge hcreingeflogen. Ich fasse sie wieder frei und binde der Schwalbe diesen Zeltet an den Fuß. Wer diesen Zettel findet und ein Werk der Barmherzigkeit tun will, „Nun, und?" „Und fragen, ob — du es gestattest." „Welche Frage l Ich sagte dir heute schon einmal, daß du Besuche machen und empfangen kannst nach deinem Belieben. Die Frage war also unnötig." Elisabeth beißt die Zähne auf die Unter lippe vor herbem Schmerz. „Willst du nicht wenigstens ihren Namen wißen?" „Nun, wie lautet er?" fragte er gleichgültig »rück. Er hat es längst vergessen, was Beate ihm vor seiner Abreise nach Hohenburg von Nora Steinburgs Hiersein und einem mutmaßlichen Zusammentreffen mit Elisabeth erzählt hat, und klaubt, daß letztere irgend eine Freundin aus Berlin zu fich einladen möchte. Um so über laschender trifft ihn ihre Antwort, die zögernd und doch so fest gesprochen wird. „Nora — Steinburg." „Nora?" schreit er auf. „Nora Steinburg, lagst du? Woher kennst du fie ?" Seine Stimme klingt erregt, und alle Gleichgültigkeit ist aus seinem Wesen geschwunden. „Ich kenne sie von Berlin her; fie war mir «hierin und Freundin zu gleicher Zeit." „Richtig — ich hatte es vergessen, aber weißt vu auch, wen du in deinem Hause empfangen vollst?" Seine Augen blitzten fie an. »Ich weiß es!" antwortet Elisabeth leise. „Und dennoch?" »Ja. Ich liebe fie, fie war mir teuer, schon 'he ich dich kannte, als ich noch nichts von »ren Beziehungen zueinander ahnte. Soll indem er mich aus meinem Elend zu befreien sucht, der sende eine Bittschrift an Seine Exzellenz den Justizminister oder an den König, um meine Begnadigung zu erwirken. Denn ich bin unschuldig zu lebenslänglicher Zwangsarbeit verurteilt worden nnd bin schon seit zwanzig Jahren in diesem Gräbe, nämlich seit dem 16. April 1885. Ich heiße Bruno Cataldo aus der Gemeinde Cataldo." Der Leuchtiurmwächter beeilte fich, diese Botschaft aus dem Zuchthause dem Unterpräfekten von'Porto Ferrajo zu überbringen, der den Zettel sogleich nach Rom sandte. Der Vorfall erweckt lebhaftes Interesse. Der Justizminister wird wahr scheinlich Veranlassung nehmen, über den Prozeß Cataldo Erhebungen anzustellen. Passionsspiele in London. Ein Pcyfions- spiel, das genau wie die Oberammergauer Pasfionsspiele periodisch zur Aufführung kommen soll, ist für London geplant. Es wird 24 Bilder umfassen. Worte sollen nicht ge sprochen werden; das Interesse der Ausführung ruht ganz auf der von zwei berühmten Musikern komponierten Musik und der „Panto mime" der Schauspieler. Es soll alles getan werden, die religiöse Empfindlichkeit zu schonen. Mau erwartet indes, daß der Zensor Einspruch erheben wird, da er fich gegen alle biblischen Themen auf der Bühne wendet. Im Falle eines Verbots soll das Stück nur vor geladenem Publikum gegeben werden. Die Opfer der Pest i« Indien. Im englischen Unterhaus teilte am Montag der Staatssekretär für Indien Brodrick mit, daß dis Zahl der in Indien an der Pest gestorbenen Personen vom 1. Januar bis 1. April 47 l 744 und der vom 1. bis 29. April gestorbenen 215 961 beträgt. Furchtbar! Diebstahl eines berühmte« Hundes. Barry, der schönste der Bernhardinerhunde, der im letzten Winter auf dem Großen St. Bernhard so viele Menschenleben gerettet hat, ist gestohlen worden. Die Polizei hat die Spur des Hundes bei einem Diebe in Aosta gefunden und man glaubt, daß das Tier jetzt in Italien ist. Der Verdacht fällt auf einen Laienhelfer im Kloster, gegen den sich der Hund sehr anhänglich zeigte. Die Mönche meinen, ein Fremoer hätte den klugen und gewaltigen Barry nicht dazu bringen können, sein Haus zu verlassen. Im vorigen Jahre wurde ein ähnlicher Diebstahl im Symplonhospiz begangen; die Spur des Hundes fand man in Amerika, aber man konnte das Tier nicht wiedererlangen. Festnahme spanischer Echatzschwindler. Auf Veranlassung des deutschen Konsulats in Madrid hat die dortige Polizei gestern in der Calle Cuchilleros 12 ein großes Betrügernest ausgehoben. Es wurden sechs Männer nnd drei Weiber verhaftet, die eifrig beschäftigt warm, sogen. „Schatzgräberbriefe" zu schreiben. Die Polizei beschlagnahmte mehrere Kisten mit Briefen und amtlichen Stempeln. Das Operationsfeld der Bande war Amerika, Frank reich, England und besonders Deutschland, wo den Schwindlern viele in die Falle gegangen waren. Die Polizei fahndet auf acht weitere Personen, die zu der Bande gehören. Gisenbahnkatastrophe in Rußland. In der Nähe von Losowaja ist ein Güterzug mit einem Personenwagen entgleist. 25 Wagen wurden zertrümmert, mehrere Reisende getötet und viele verletzt. Feuersbrünste in Rußland. Rußland ist unter allen europäischen Ländern von jeher am meisten durch Fmersblünfie heimgesncht worden, die zum großen Teil auf Brand stiftung zurückzusühren find. In diesem Jahre aber spielte der „Rote Hahn" in den Dörfern im Innern des Reiches eine besonders schauer liche Nolle. Die Bauern find außer Rand und Band und setzen ihn nicht bloß den Gutsbe sitzern, sondern sich gegenseitig aufs Dach. In dem großen Kirchdorf Kulebeni (Gouvernement Nischni-Nowgorod) brannten in der Osterwoche 20 Häuser nieder. Vier Tage darauf entstand ein neuer Brand, der 50 Häuser in Asche legte. Am 4. Mai, nachmittags, brach das Feuer von neuem an verschiedenen Stellen aus und am Morgen des 6. Mai lagen zweihundert Häuser, das ganze Dorf, in Asche! Am fleissigsten arbeiteten bei dem Brande die jedesmal auf tauchenden ungebetenen und gefürchteten ich fie nun darum aus meinem Herzen drängen?" „Nein, du magst ihr deine — Liebe immer hin auch ferner widmen, aber du mußt ein- sehen, daß unter den obwaltenden Umständen ein Verkehr unmöglich ist." Elisabeth seufzt schwer auf, und Tränen drängen fich in ihre Augen. „So hastest und verurteilst du fie noch immer?" „Kind, Kind, wer spricht denn von Haffen? — Du weißt nicht, was du verlangst!" Ein schwerer Atemzug entringt fich seiner Brust und er versinkt in finsteres Brüten. Ist es nicht geradezu Tollheit, was fie ver langt ? Er soll die erste Frau in sein Haus bringen, er soll dieser zeigen, daß er mit der zweiten auch nicht glücklich lebt, er soll ihr einen Einblick in seine jetzige Ehe gestatten? — Unmöglich! — Welche seltsame Verkettung des Schicksals, daß fich seine beiden Frauen kennen und noch dazu lieben müssen! Aber eS ist gleich, seine jetzige Frau muß den Ver hältnissen Rechnung tragen. „Ich dulde es nicht," fährt er auS seinen Gedanken auf, »daß fie meines Hauses Schwelle betritt." „Herbert!" Ein Schluchzen liegt in Elisabeths Stimme, und ihre Augen stehen voll Tränen. Er sieht fie an, und da überkommt ihn der Zorn: „Diese verhaßten Tränen! Glaubst du, mich damit zu zwingen?" fragt er heftig. Hastig trocknet Elisabeth ihre Tränen. „Ich weine nicht mehr. — Laß unS doch ruhig über diese Sache sprechen. Herbert." „Retter", die fich daS Unglück zunutze machten und weidlich plünderten. Zwölf Brandstifter wurden verhaftet. Diese Räuber ziehen in förmlichen Banden von Dorf zu Dorf und legen Feuer an, wo es fich nach ihrer Anficht nur irgend lohnt. Prügelstrafe für rohe Ehemänner. Im Staate Oregon (Nordamerika) wurde ein Gesetz erlassen, wonach jeder Mann, der seine Frau schlägt, zur Prügelstrafe verurteilt werden muß, und zwar besteht die Höchststrafe aus zwanzig Schlägen mit dem Riemen. Das Gesetz ist in der vorigen Woche zum ersten Male angewendet worden. Die beiden Schuldigen wurden in den Hof des Gefängnisses von Portland geführt, wo die Auspeitschung vor einem beschränkten Publikum stattfand. Frauen wurden nicht zu gelaffen. Ein kräftiger Gerichtsdiener verab folgte den Verurteilten zwanzig starke Hiebe auf den Rücken. GericktskaUe. 88 Berlin. Ein Eigentümer Sch. zu Frank furt a. M. hatte fich geweigert, seine Mieter unter Benutzung von zwei Äeideformularen gemäß einer Polizeiverordnung vom 24. September 1904 anzu meiden, weil ein Meldeformular für die Steuer behörde bestimmt fei. Sowohl daS Schöffengericht als auch daS Landgericht verurteilten Sch. zu einer Geldstrafe. Die Revision wurde vom Kammer gericht als unbegründet abgewiesen, indem u. a. ausgesührt wurde, die Polizeibehörde sei nach 8 6 des Polizeiverwaltungsgesetzss berechtigt, im polizei lichen Interesse die Einreichung von zwei Melde formularen vom Eigentümer zu verlangen. Detmold. Eine anonyme Briefaffüre, die vor vier bis fünf Jahren in Detmold so viel Staub auswirbelte, scheint sich jetzt ausklüren zu wollen. In Bremen wurde ein früherer Detmolder namens Römer verhaftet, der dringend verdächtig ist, jene Briefe geschrieben zu haben. Die Briefe waren seinerzeit an Personen der verschiedensten Stände versandt worden. Die Verhandlung findet Anfang Juni vor der hiesigen Strafkammer statt. Duisburg. Der Raubanfall auf den Direktor Rohlfs der Köln-Bonner Kreisbahnen fand Montag vor der hiesigen Strafkammer seine Sühne. Rohlfs wurde am 6. Avril d. in einem Eisenbahnabteil des Berliner Schnellzuges, kurz nachdem dieser den Bahnhof Duisburg verlassen hatte, von zwei jungen Burschen überfallen und nach schwerer Mißhandlung seiner Barschaft und Wertsachen beraubt. Die Täter, der 18 jährige Schlofferlehrling Schütz und der Arbeiter Stacha, wurden jetzt wegen Raubes, Bedrohung und vorsätzlicher Körperverletzung, dem Anträge des Staatsanwalis gemäß, zu je sechs Jahr Gefängnis verurteilt. Erfurt. Wegen Zweikampfs mit Pistolen ver urteilte die hiesige Strafkammer den früheren Hauptmann v. Eckardtsberg zu 2'/- Jahr Festung. Der Angeklagte hatte am 22. Februar 1904 bei Erfurt im Steigerwald bei einem Duell einen Stabsarzt in den linken Oberarm und in daS Kinn geschossen. Leipzig. DaS Reichsgericht verwarf die Re vision des Grafen Pückier Klcin-Tschirne, der am 12. Januar vom Landgericht in Berlin wegen Auf reizung verschiedener BevölkerungSklussen zu Gewalt tätigkeiten gegeneinander zu sechs Monat Gefängnis verurteilt worden war. Das Schloss Sellevue in Berlin, in das am 3. Juni die Braut des Kronprinzen, Herzogin Cecilie, einzieht und wo fie bis zu ihrer Vermählung (6. Juni) Woh nung nimmt, hat eine interessante historische Vorgeschichte. Das Schloß ist seit dem Jahre 1789, also seit 116 Jahren, im Besitz des Hauses Hohenzollern. Der Ankauf hatte da mals einen besonderen Beweggruud. Der am 18. November 1772 in Friedrichsfelde bei.Berlin als Sohn des Prinzen Ferdinand, eines Bruders Friedrichs des Großen, geborene Prinz Ludwig, allgemein bekannt unter dem Namen Prinz LouiS Ferdinand, war neben seinen trefflichen Anlagen von sprühendem Witz beseelt. In seiner Jugend unternahm der Prinz große Reisen und durchquerte u. a. auch die Schweiz, Frankreich, Italien, Spanien, England usw., war ober mit nichts zufrieden zu stellen. Sein Vater wollte nun dem ungestümen Prinzen und rastlosen Nomaden eine Freude bereiten und kaufte während dessen Abwesenheit im Jahre „Ich denke, die Sache ist abgetan," erwidert er streng. „Sei nicht so hart, laß dich doch versöhnen," bittet fie mit so weicher, einschmeichelnder Stimme, wie Herbert fie noch nie an ihr gehört hat. „Sieh, Nora wünscht nichts sehnlicher, als eine Auseinandersetzung mit dir; sie sprach von unaufgeklärten Tatsachen — öffne ihr dein Herz und Haus." Jetzt lacht Graf Landegg plötzlich rauh auf, daß Elisabeth erschreckt zusammenfäürt. „So viel Mühe gabst du dir, mich mit meiner ersten Frau zu versöhnen? Haha, du bist köstlich, Elisabeth!" Bitter steigt es in ihm auf: Welche Frau, die ihren Gatten nur ein wenig lieb hat, würde dessen erste Gemahlin in ihr Haus bringen wollen? Keine Frau wäre so selbstlos, auch Elisabeth nicht. Sie liebt ihn eben nicht und hegt für seine geschiedene Gatlin viel wärmere Gefühle als für ihn, ja fie verleugnet sogar ihren Stolz, um ihn mit ihr zu versöhnen. Wenn es nicht so traurig wäre, würde er dar über lachen müssen. „Du bringst meiner ersten Frau eine merk würdige Sympathie entgegen, Elisabeth. Daraus schließe ich, daß du mir allein die Schuld an unsrer Trennung zuschreibst." „Herbert," sagt Elisabeth ganz erschrocken über diese plötzliche Wendung, „wie dürfte ich mir darüber ein Urteil anmaßen? Weder du noch Nora oder sonst ein andrer hat mir die näheren Umstände mitgeteilt. Ich will fie auch nicht wissen, aber ich glaube, mein Gefühl leitet wirb richtta i^K «»»»bin» »»» 1789 daS wenige Jahre vorher fertiggestellte Palais für 50 000 Taler (!) an. Es erhieü den Namen „Schloß Bellevue" und wurde für den Prinzen entsprechend umgefialtet; der Garten erhielt malerische Partien der Natur, wie z. B. kleine Felsen mit Schluchten, einen mit Fröschen und Vögeln belebten See usw. Nach der Rück kehr des ruhelosen Prinzen sagte der Vater zu ihm: „Mein Sohn! Auf deinen verschiedenen Reisen hast du die Schönheiten der Natur be wundern können, denn du hast die Welt, große Bauten, Gärten und Anlagen gesehen. Ich habe deshalb hier auch etwas Ähnliches sür dich geschaffen und bezweifle, daß du so etwas Schönes je gesehen hast." Dabei führte er den Prinzen in das Schloß Bellevue, es ihm als Eigentum übergebend. Der Prinz dankte dem Vater für das reizende Geschenk. Als der Vater aber am nächsten Tage seinen Sohn be suchen wollte, mußte er über dem Eingang zum Schloß folgende Verse lesen: „Es wird hier jedermann gebeten Die „Berge" ja nicht glatt zu treten, Auch dürfen keine Hunde lausen, Sie könnten sonst den „See" aussaufen; So unverschämt wird niemand sein Und stecken einen „Felsen" ein!" Prinz Ferdinand erkannte trotz der ver stellten Schrift sofort die Züge seines Lieblings, nahm ihm aber das Spottgedicht weiter nicht übel. Jetzt ruht eS in der Schloßchronik. Nach dem Tode des Prinzen, der als Führer der 8000 Mann starken Vorhut des Hohen- loheschen Korps gegen Napoleon I. am 10. Oktober 1806 nach tapferer Gegenwehr im Handgemenge bei Saalfeld den Heldentod fand, vererbte fich das Schloß Bellevue auf das hohenzollernsche Regentenhaus. Gelegent lich dient es illustren Gästen des Kaisers als Wohnung, so u. a. den beiden letzten Schahs von Persien. Doch ist es auch Anordnung des Herrscherhauses, daß die Bräute preußischer Prinzen, sofern die Vermählung in Berlin oder Charlottenburg stattfindet, von ihrem Einzuge in die Residenz an bis zur Vermählung im Schloß Bellevue Wohnung nehmen. Gegen wärtig ist man in Schloß und Garten auf das eifrigste beschäftigt, alles zum Empfange der jugendlichen Kronprinzen - Braut herzurichten. Dem Vernehmen nach soll daS Schloß auch dem Kronprinzen nach seiner Vermählung als Residenz dienen, wenn er in Berlin längeren Aufenthalt zu nehmen gedenkt. Während der „Herzogin-Tage" (3.-6. Juni) erhält das Schloß eine Militärwache. r. Suntes Allerlei. Gegen de« Huste« aller Leute, der täglich zu gewissen Zeiten wiederzukehren pflegt, ist die Milchkur sehr wohltätig, desgleichen bei Verstimmungen und Krankheiten der Nerven und des Gemütes. Eine Milchkur muß im Frühjahre, womöglich auf dem Lande vorge nommen werden und mindestens drei Monate dauern. Während dieser Zeit muß man außer der Milch nur sehr milde, reizlose Speisen ge nießen, lockeres, gut ausgebackenes, nicht frisches Weißbrot (kein gesäuertes Brot), Suppen mit Zwieback, Gries, Sago, Hirse, Reis und nur Kalb- oder Hühnerfleisch gemeßen. Alle andern Fleischarten, Gemüse, Obst, Wein, Bier, Säuren find nachteilig. Während der Milchkur ist eine tägliche ungemessene Bewegung in freier Luft und eine sorgfältige Aufmerksamkeit auf einen guten Zustand des Magens unerläßlich. Man trinke die Milch gleich vom Tiere, so lebeuswarm wie möglich, fange mit kleinen Portionen an, steige allmählich und höre all mählich wieder auf. Sind die Verdauungs organe schwach, tritt Neigung zur Magensäure ein, Verstopfung, Blähsucht, Verschleimung und welchen diese Übelftände nicht bald nach den vorhin angedeuteten Zusätzen, so muß die Milchkur als nachteilig aufgehoben werden. * * Unbestechlich. Reisender: „Kutscher, Sie bekommen eine Mark, wenn Sie mich schnellstens nach der X-Straße bringen!" — Kutscher, „Lieber Herr, was mich betrifft, ich fahre Sie so schnell Sie wollen, aber mein Schimmel ist leider unbestechlich." ein Verhängnis, ein trauriges Mißverständnis euch trennen konnte." „So? Nimmst du das an? — Wenn ich nun doch nicht schuldlos wäre..." Er holt tief Atem, ehe er weiter spricht. „Ich habe dir bisher nie etwas Näheres über meine erste Ehe erzählt, das ist richt g. Ich wollte dein junges, reines Gemüt nicht mit diesen trüben Bildern beschweren und mir mein bißchen spätes Glück nicht trüben. — Jetzt magst du es erfahren. In einem Punkt Haft du recht: Ein trauriges Verhängnis, Mißverständnisse und Intrigen waren es in der Tat, die den Grund zu unserm Zerwürfnis legten. Ich war jung und feurig, voll Leidenschaft und Jähzorn, noch nicht abgeklärt und ruhig wie heute; ich glaubte dem Schein und verdammte schonungslos. Das war meine Schuld, und damit hast du das ganze Bild meiner ersten kurzen Ehe." Er hält inne, und auch Elisabeth ist still und tief ergriffen. Er spricht nur von seiner Schuld, kein anklagendes Wort trifft seine erste Frau. Und wie sagte Nora damals zu ihr: „Suche die Schuld nicht bei deinem Gatten." Wie edel und groß beide find! Und es sollte ihr trotzdem nicht gelingen, sie zu ver söhnen ? „Hast du nie den Wunsch gehabt, deine Schuld — wie du sagst — gut zu machen?" fragt fie leise und stockend. „Weiß Gott, wie lange schon! Ich gäbe — doch nein, laß mich — jetzt nicht." » « (Fortsetzung folgt.-
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