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Ottendorfer Zeitung : 12.05.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190505123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050512
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050512
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-05
- Tag 1905-05-12
-
Monat
1905-05
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.05.1905
- Autor
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S3> flauen. Roman von E. Borchart. polirilcke Kuncisedau. Der russisch-japanische Krieg. * Es muß Mar als sicher gelten, daß von verschiedenen Seiten gewisse Einwirkungen aus den Zaren zugunsten eines Friedens schlusses immer noch stattfinden, doch gehen diese jedenfalls nicht von Vertretern auswärtiger Mächte aus. Die Kabinette, die in Sachen des Friedens seinerzeit mit russischen Regierungs kreisen Fühlung genommen hatten, stehen jetzt aus dem Standpunkte, daß die Anregung zu einer Friedensvermittlung von Rußland selbst auszugehen hat. *Vom mandschurischen Kriegsschauplätze wird gemeldet, daß sowohl der äußerste rechte wie der äußerste linke Flügel Oyamas beträchtlich vorgerückt find. einem Einverständnis über die wesentlichen Punkte geführt. * Zn einem die Kriegslage in Südwest - afrika besprechenden Artikel der,Disch. Kolonialztg.' heißt eS unter anderm über den vermutlichen gegen wärtigen Aufenthaltsort Hendrik Wit- boiS und seiner Leute: Den Gegner unter Witboi vermutet der Major von Estorff zwischen dem Elefantcnfluß und dem Großen Nossob. Das Vor dringen in diese östlichen Steppengebiete erscheint aber des Wassermangels und der Sanddünen wegen so schwierig, daß ein Versuch hierzu für aus sichtslos gehalten wird. Diese Tatsache ist um so bemerkenswerter, als wir unS im Schutzgebiet in den letzten Tagen der Regenzeit (Januar—Anfang Mai) befinden. ES muß daher in diesen Gegenden „schlecht" geregnet haben, was die Kriegführung natürlicherweise ungünstig beeinflussen wird. Aller- Admiral Roschdjestwensky di? Wünsche Frank reichs, seine Neutralität in Oft assen nicht ver letzt zu sehen, ignoriert. Der Mann' schreibt: „Man muß auf die absolute Ungeniert heit des Admirals Roschdjestwensky Hinweisen. Diese Ungeniertheit ist so zur Schau getragen, daß man sich fragen kann, ob sie nicht absichtlich Verwickelungen herbei führen soll, die für Rußland vielleicht sehr vorteilhaft, aber für uns sehr unange nehm wären. Roschdjestwensky bemüht sich, zu zeigen, daß er sich um die Verpflichtungen, die unsre Neutralität uns auflegt, nicht kümmert. Er scheint zu denken, daß, wenn er bei uns ist, erbeisichzuHauseist. (Die japanischen Proteste scheinen doch in Paris Eindruck gemacht zu haben.) "Nach den Marokko-Aufregungen der letzten Zeit herrscht in Paris abwechselungs halber em deutschfreundlicher Wind. Man fühlt dort, daß man sich gegen Deutsch land ins Unrecht gesetzt hat. Diese Erkenntnis ist vielleicht nicht minder bedeutsam als das vorläufig durch das offiziöse Blatt ,Liberty verlautbarte Versprechen, man werde gern den lange gehegten deutschen Wünschen nach einer für Deutschland günstigen Abgrenzung Kameruns zustimmen. Von Einfluß auf dies freundliche Entgegenkommen ist zweifellos auch die Stim mung in Spanien, wo hervorragende Staats männer schwerwiegende Bedenken gegen Frank reichs Marokko-Politik erheben und Spaniens Interessen beim Zusammengehen mit Deutsch land bester gewahrt sehen. Balkanwaaten. * Die Oberhoheit des Großsultans zerbröckelt nicht nur in Europa immer mehr, sondern auch in Asien. Von den Truppen, die der Sultan zur Bewälügung des in dem ewig unruhigen Lande Demen msgebrochenen Aufstandes gesandt hat, sollen 28 Bataillone zu den Empörern übergegangen sein. Der Führer der letzteren, Mohammed-Jahva, hat sich zum Kalifen ausrufen lassen,und mehrere Städte, die ihn nicht anerkennen wollten, erobert und verbrannt. Er und JSu- Said, der Führer der Vahabiten, wollen nach Mekka ziehen, um dort im Heiligtums der Mohammedaner den türkischen Großscherif ab zusetzen und seine Stelle einzunehmen. In Konstantinopel herrscht unbeschrsiblicherSchrecken. Der Großsultan will 100 000 Mann nach Demen schicken. „Herr Ottingen — — meine Freundin, Gräfin Landegg." Ottingen bebte erschrocken zurück. Sein Gesicht ward blaß, und in seinen Augen loderte es sekundenlang düster, fast unheimlich auf. Er verbeugte sich vor Elisabeth steif und förmlich und wendete sich darauf mit einigen Worten an die Gräfin Edith. So schnell sich auch dieser kleine Vorgang abgespielt hatte, so war doch Elisabeth das auffallende, seltsam abstoßende Wesen des Gastes ihrer Freundin nicht entgangen. Sie vermochte es sich nicht zu erklären, aber noch viel weniger, daß er setzt, ihre Anwesenheit vollständig außer acht lastend, mit Gräfin Edith plauderte, als wäre sie selber überhaupt nicht vorhanden. Sie empfand das Verletzende dieser Nicht achtung als Taktlosigkeit und fühlte sich davon peinlich berührt. Edith, welche die Launen ihres Gastes kannte, und wenn sie dieselben auch nicht billigte, doch immer geneigt war, zu entschuldigen, bot alles auf, um den üblen Eindruck zu ver wischen, den sein Benehmen machen mußte. Geflissentlich versuchte fie Elisabeth ins Gespräch zu ziehen und diese, viel zu fiolz, um ihr Gekränktsein merken zu lasten, ging bereitwilligst darauf ein. Da schwieg Ottingen aber ganz. Seine Augen suchten den Boden, während er, so gut es ging, mit den beiden Damen Schritt zu halten sich bemühte. Einige weitere Versuche von Ediths Seite, ihn zugänglicher zu machen, scheiterten, und so Einen sc Paris unläng alten Manne nahmen auf Mfliche Str »mahmeii ui an einer ge« Mchung der deckten. Mai und ein Pol ihn hoch zu vergeblich: a' em klägliches «ehr ging m zu dem Kop gegraben unt Var. Als mc schlechten Sch erzählte der Müdigkeit ar jedenfalls vc gegraben wo «in des bei Preßbm trunkenem j betagten Ma Hiebe mit Sterbenden, Geld anbot, Mund. De Hafter, er ist Ltöru« Tunnels, sind auf del infolge eine Aett der fl unterbrochen Ein ju> Hotel zu C> schossen: b hatten sich Aid Frau c Tat schickrer Vakete nach iein Geld l . Die Gl sich an Ber jetzt in Perl Minsk und Der G Kairo ist ei Mitschuldig« Ermordung toll. Es l unter dem üi und de brechen beg habe. Der Kairo gekor Ein dr bereitet der) i ber Lewis- Tin tausent Hein" vor Kreuzer „r der Nähe t Ein t LüO 000 P einigen Ati u>ar, ist j langem Su Mts einem Erdacht, jachen gesti bahnportier und einer und gab Schatz, eb habe. Di Nähe von b«N Freud« baren Hal tvillig her Und sagte, gekannt ur beliebten Der t der von Verfügung fvagen bel infolge dei Charlotte v. Schiller. Es ist gewissermaßen eine Pflicht, auch der treuen Lebensgefährtin unstes großen Di-bters zu gedenken. Charlotte von Lengefeld war 21 Jahre alt, als fie Schiller kerrnen lernte. Am 22 Februar 1790 fand dis Trauung in dem Dorikircklsin zu Wenigenjena statt. Ganz in der Stille bei ver schlossenen Türen. Ein junger Theologe hielt die Rede. Ohne Gepränge, ganz in der Stille, wie sie es gewünscht hatten, wurden Friedrich Schiller und Charlotte von Lengefeld für das Leben verbunden. Am Tage darauf begann das Berufsleben wieder. In der ersten Z-it der Ehe ging es in dem jungen Hausstande des Dichters ziemlich knapp her. Herzog Karl August konnte nur mit einer kleinen Hilse ein- greifen. Dem Professor Schiller wurden 200 Taler Gehalt bewilligt; andre Quellen, literarische Unter nehmungen, kamen dazu. Alle Äußerungen Schillers über seine Ebe find, vom ersten bis zum letzten Augenblick, voll eines ruhigen, unerschütterlichen Glücksgefühls. Die Gattin schenkte ihm zwei Söhne und zwei Töchter und starb nach 21 jährigem WUwenstande am 9. Juli 1826 zu Bonn in ihrem 60. Lebensjahre. keine pas ernsten M Boynebui Elisal denn mist btus vom „Edit „Hug, schreckend. ich f hier bin. ich bin g Dami Sie daä Elisabeth bisher st allein zu den Gatt . Mai w der T erster Gei Uachzugel tzemachi, Weg ftel „Gnö Es ü 'n seinen Ahnst h Empörun Wangen. . -Sie herablass Klau« El meiste .Ich lAoiNcynug.) „Hugo weiß nichts Näheres, da er zu dieser Zeit München schon verlasse« hatte und auch nicht in persönlichen Beziehungen zu Roden stand," fuhr Edith fort. „Roden ist heute kaum 36 Jahre alt, also ein Mann in bester Manneskraft und schon in seinen Hoffnungen betrogen, schon seit zehn Jahren für seinen herrlichen Beruf untauglich. Ist das nicht ein Jammer?" , „Unendlich traurig ist eS," erwiderte Elisa beth ergriffen, „was ist er denn jetzt?" „Landwirt. — Denke dir nur, als Hugo vor drei Jahren während eines Manövers auf ein Gütchen bei Regensburg verschlagen wurde und im Gutshaus Quartier nahm, erkannte er in seinem Quartiergeber den einst gefeierten Md berühmten Roden wieder. Schnell begeistert, wie Hugo ist, schloß er unt ihm Freundschaft, und Roden besuchte uns dann auch öfter, während wir ins Regensburg lebten. Seitdem wir aber auf Boyneburg fitzen, hatte er sich zu einem Besuch bei uns nicht bewegen lassen. Er ist eben voller Launen, du wirst selbst ur teilen, Elisabeth — doch steh — die alte Fabel vom Wolf dort steht er wieder in sein gewohntes Träumen oder vielmehr Brüten versunken. Er bemerkt uns nicht, sieh ihn dir genau an, nicht wahr, ich habe nicht zu viel gesagt?" Elisabeth hatte, noch während Edith sprach, den Blick erhoben und nach der bezeichneten wendete sich diese mit unmutig gefastes Brauen ganz Elisabeth zu. Sie ärgeitc daß diese von einem ihrer Gäste eine schlecht Meinung hegen mußte, und nahm sich Ottingen nachher ordentlich ins Gebet p nehmen. Jetzt begnügte fie sich damit, ihn nun ebe»' falls durch Nichtachtung zu strafen, und als ob fie mit Elisabeth allein wäre. 3^ Lachen Md Plaudern löste denn auch bald de" Bann Md nahm der Lage das Peinliche. Ottingen ging wortkarg neben ihnen. „Wie geht es deinem Gatten, Elisabethe fragte da Edith plötzlich. . Ein leichtes Rot flog über Gräfin Landegg" Antlitz. , „Herbert ist verreist," gab fie mit leih schwankender Stimme zur Antwort. „Verreist? So plötzlich?" rief Edith, stürmt die Hände zusammenschlagend. ... Ottingen wurde jetzt aufmerksam und blüh auf; sie bemerkten es beide nicht, die eine ihrer Verlegenheit, die andre in ihrem geE fertigten Erstaunen. , . „Ja," erwiderte Elisabeth leise, „besonder Umstände zwangen ihn, eines seiner Güter v" Salzburgischen zu besuchen." „Und wird er lange fortbleiben?" . „ „Es können vierzehn Tage bis drei WE vergehen, ehe er wiederkommt." „Arme kleine verlassene Frau," bedauev Edith scherzhaft. „Da wird es dir auf Landes recht einsam sein." „Beate ist ja da," entgegnete Elisabeth- . „Ach Beate, verzeih, Herz, aber die ist de"" gierungssekcetär ausgab, scheint das Oberhaus dieser Gesellschaft gewesen zu sein. Zu dieser Affäre werden sich voraussichtlich noch weiten gesellen, die in Frankfurt a. M., DarmsM usw. spielen. t. Einen schrecklichen Tad fand in Aus übung seines Beruses der Zugführer Lenger- manu aus Osnabrück. Lengermann, der de« Mittagsschnellzug bediente, bog sich kurz vor der Station Kirchwcyke aus dem Gepäckwagen heraus, um am Zuge entlang zu sehen. Hiev bei verlor er das Gleichgewicht und wurde von dem in voller Fahrt befindlichen Zuge gegen einen Signalmast geschleudert. Der Tod trat auf der Stelle ein; dem Unglücklichen war der Kopf glatt vom Rumpfe getrennt worden. Er hinterläßt eine Frau und vier unmündige Kinder. Siebzig Gebäude rriedergebran«t. I» Giesebitzfind 70 Gebäude abgebrannt. 36 Familie« find obdachlos, zwei Kinder werden vermM auch viel Vieh ist umgekommen. Das Posta«! ist ebenfalls eingeäschert, während Schule und Schloß erhalten werden konnten. Ei» sonderbarer UnglückSfall hat einer« Telegraphenarbeiter in Landshut das Lebe» gekostet. Er trug mit noch zwei Kollegen eine Telegraphenstange als Vorderster und wurde von einem herankommenden Fuhrwerk gestreikt, so daß er zu Boden stürzte. Die Stange fiel nach, schlug ihn auf den Kopf und tötete ihn. Anschlag auf einen Schnellzug. Bei Nltenesseu wurde ein Schnellzug mit schwere» Steinen bombardiert. Personen .find nicht verletzt worden. Der Täter ist entkommen. Mutter und Mud. Auf der Stativ» Schüpfheim bemerkte eine Mutter ihr Kind, wie es vor dem heranbrauf^nden Zuge Zwilche» den Schienen spielte. Sie eilte hinzu, cs ge lang ihr, das Kind zur Seite zu reißen, dabei stürzte fie aber selbst zu Boden und wurde vo» der Lokomotive zermalmt. Das Kind ist unversehrt. Gin entmenschter Vater. Der Artist Albert Sauer wurde in Wien'auf Veranlassung des deutschen Konsuls in Konstantinopel ver haftet. Sauer wird beschuldigt, seine TyLter, ein außerordentlich schönes Mädchen, .an eine» Pascha um tausend türkische Pfund verkauft z» haben. Schweres Automobilunglück im Wie»«» Prater. Der Direktor der Wiener Filiale einer italienischen Automobilfabrik, Ingenieur Jurski, fuhr in einem Automobil durch de» Wiener Prater. Der Kraftwagen gehörte de» jungen Grafen Schönborn, er sollte für ib» eingefahren werden. Jm Automobil saßen außer Ingenieur Jurski dessen Chauffeur und der Chauffeur Schönborns. Bei dem Versuch, einem entgegenkommenden Waggon der elektri schen Straßenbahn und einem Lastwagen aus- zuweichsn, kam das Automobil auf der glitscherigen Straße ins Gleiten. Es wurde an den Lampenmast der elektrischen Beleuch tung geschleudert und durch den Anstoß zer trümmert. Der Benzinkessel zerplatzte, ebenso die Gummireifen. Alle drei Insassen wurde« hinausgsschleudert. Jurski wurde der SchM zerschmettert. Er starb im Spital. Schönborn? Chauffeur (Fahrer) ist lebensgefährlich verletzt, der andre Chauffeur Mr leicht. Eine merkwürdige Entführungsgeschichte wird auS Lille berichtet. Ein Bewohner vo« Comines, namens Henry Milleville, der beim Tadao schmuggel ertappt wurde, hatte sich das Bein brachen, als er sich eines Ballen?, der „Konterbande enthielt, entledigen wollte. Die Zollbeamten Hobe« den Verwundeion auf und brachten ihn in da? Krankenhaus, wo er bis zu seiner Ubcrführuna das Gefängnis zu Lille verbleiben sollte. M» haben ihn seine Kameraden in der Nacht auS oB Bett geholt, und seitdem bat man keine Spur vo« dem Schmuggler finden können. Die Pflegerin, sich entfernt hatte, fand gegen 2 Uhr morgens da« Bett leer. Ein sechsjähriges Kind, das neben dB Bette Milleville? lag, erzählte, drei Männer wart« nachts in daS Zimmer gekommen, hätten sich dc» Verwundeten bemächtigt und ihn durch das Feists andern Männern gereicht, die im Garten de» Krankenhauses waren. Dieser Gatten grenzt an e« Gewässer; wahrscheinlich erwartete den Verwundete« eine Barke, die ihn nur wenige Minuten weiter a«« belgisches Gebiet absetzte. Stelle gerichtet. Dort stand ein großer, schlanker Mann, an den Stamm einer Buche gelehnt, gedankenvoll in die Ferne schauend. Wunderbar schöne Augen waren es, die aus dem edlen Gesicht mit den' markanten Zügen herausleuchteien. Der bartlose Mund mit dem sein geschwungenen Lippenpaar, das weiche Kinn, die echt griechische Nase, das krause, dunkle Haar, alles zusammen vereinigte sich und gab ein Bild wirklich männlicher Schönheit. Elisabeth blieb unwillkürlich stehen, als sürchte sie, mit dem Geräusch ihrer Schritte das Bild zu stören, das fie vor sich sah. Sie besaß viel Schönheitssinn, und die Schönheit dieses Mannes war von packender Gewalt. Aus Ediths Frage: „Habe ich zu viel gesagt?" schüttelte fie nur den Kops. Dann schoß es wie ein Blitz durch ihren Kopf: „Wo habe ich dieses Gesicht schon einmal gesehen?" Aber ehe sie sich noch darüber klar werden konnte, ward ihre Aufmerksamkeit durch den Gegen stand ihrer Gedanken abgelenkt. Ob die auf ihn gerichteten Blicke der beiden Frauen ihn geweckt hatten oder ob es ein Zufall war? Klaus Roden regte sich und wendete den Kopf zu ihnen hin. Edith winkte ihm fröhlich mit dem Taschentuche zu; da kam er ihnen enl- gegen. Wie erschrak Elisabeth, als fie ihn langsam und schwerfällig den linken Fuß nach- schleppend, Schritt für Schritt machen sah. Fast wie ein körperlicher Schmerz berührte fie diefer Anblick. Jetzt war er ganz nahe, und Eli sabeth fühlte, wie seine Blicke auf ihr ruhten. Da stellte Edith vor: dings kann man annehmen, daß auch die Hotten totten unter diesen Verhältnissen leiden werden, wenn auch ihre überlegene Landeskenntnis die Sach lage für sie in vieler Hinsicht günstiger gestalten werden. Österreich-N«g»r«. *Es ließ sich volMssehen, daß es im ungarischen Parlament zu erbitterten Rede kämpfen kommen würde, da die Minister krisis noch unverändert foribesteht und Tisza nach immer ohne Mehrheit wsiter- regiert. Jm Verlaufe der vergangenen Woche hatte der Abgeordnete Poszaai den Miuvrer- Vräfidsnten einen „Knecht des Kaisers" genannt. Tisza forderte darauf den Beleidiger vor die Pistole. Pokzgais Sekundanten erklärten jedoch, es handle sich um keine Angelegenheit, die mit den Waffen ausgetragsn werden könnte. Tiszas Beauftragte betrachteten damit die Sache für erledigt, wenn auch von feiten Poszgais nicht als ritterlich ausgetragen. Frankreich. *Jn Paris beginnt man bereits nervös zu werden angesichts der Hartnäckigkeit, mit der Zu den russische« Wirren. *Es besteht noch nicht die geringste Aus sicht, daß sich endlich die schweren Wetterwolken teilen, die an Rußlands Himmel stehen. Die Zahl der Ausstände, Ausspermngen, Brand stiftungen und Gewalttätigkeiten aller Art ist Legion. Und die Heilmittel find nur die Flimeu und die Kosakenkarbaticheu. Der Zar mag ja den besten Willen haben, aber er ist willensschwach und gehorcht heute den guten und morgen den schlimmen Einflüssen. So hat er beispielsweise die Kommission wieder aufge löst, die unter Witte die Frage der Lehr anstalten beraten sollte, obwobl er deren Be schlüsse billigte. Ferner wird gemeldet, die Regierung habe endgültig beschlossen, zwei Kammernzu bilden. Die erste bestände aus dem gegenwärtigen Reichsrat, dem Volks vertreter beigegeben würden, und die zweite, also das Unterhaus, bestände Mr aus Ver tretern des Volkes. Die Kammern würden beratende Stimme haben. *Jm Zarskoje Selo fand am 5. d. die Beförderung von Zöglingen der Militärlehr anstalten zu Offizieren statt, und zwar, wie der Kaiser in seiner Anrede an die Beförderten betonte, wegen der schweren Verluste an Offizieren in der Mandschurei vier Monate trüber als üblich. Insgesamt wurden über 1150 Pagen und Junker zu Offizieren befördert. Hiervon werden 367 der Infanterie, 148 der Kavallerie und 153 den Genietruppen zugeteilt. * Auch der Humor fehlt bei den russischen Wirren nicht ganz. Will sich jemand in Peters burg den Bart oder Schnurrbartab- raiieren, so muß er nicht nur dem be treffenden Figaro gut bekamt sein, sondern auch seinen diesbezüglichen Willen schriftlich äußern. Es handelt sich nämlich um eine Polizeiverfügung, wonach jeder Barbier in Petersburg verpflichtet ist, falls sich jemand den Bart oder Schnurrbart abrafieren oder sich schminken lassen WM, unverzüglich derPolizei eine entsprechende Mitteilung zu machen. * * Deutschland. * Das Kaiserpaar hat . am Montag Karlsruhe verlassen. Die Kaiserin kehrte nach Berlin zurück, nachdem fie unterwegs noch in Gera einen Besuch gemacht hatte. Der Kaiser fuhr über Straßburg nach der Hohkönigsburg und von dort nach Metz. * Während bisher erwartet werden durfte, daß die Entscheidung des livpischen Thron st reites noch vor dem Hochsommer fallen werde, rechnet man nunmehr in unter richteten Kreisen mit der Möglichkeit, daß die Entscheidung sich bis zum Herbst hinziehen werde. Nicht nur wird der neue Präsident des Reichsgerichts, der zugleich den Vorsitz des Schiedsgerichtshofes führt, geraume Zeit brauchen, sich mit der schwierigen Materie ver traut zu machen, auch der stellvertretende Vor sitzende wird mfolge einer schweren Lungen entzündung für absehbare Zeit nicht imstande sein, zur Förderung dieser Angelegenheit beizu tragen. * Tie Verhandlungen der deutschen Eisen bahn-Verwaltungen über eine Reform der Personen- uno Gepäcktarife haben zu unä fern. SchiÜerseier« haben in den letzten Tagen in Deutschland und im Auslände ungemein zahlreich stattgefunden. In ganz Hessen läuteten sämtliche Kirchenglocken. Bolks-Schilleevreis Der vom Berliner Goethc-Bund geschaffene VolkS-Schillerpreis ist Gerhard Hauptmann für sein Drama „Rose Bernd", Karl Hauptmann für seine „Berg- jchmiede" und Richard Beer-Hoffmann für sein Schauspiel „Der Graf von Charolais" zu erkannt worden. Professor Robert Koch ist in Deutfch- Ostamka angekommen, um das Studium des Rückfallfiebers, das an der nach dem Jnnem führenden Straße mit großer Heftigkeit auftrat, zu organisieren. Das Rückfallfieber wird nach feiner Anficht durch eine Art vou Wanzen über tragen, die sich in zahllosen Mengen auf den ständigen Lagerplätzen finden. Dieses Unge ziefer wird von den Eingeborenen „Papafi" genannt. Das Nückfallfieber stellt zwar keine lebensgefährliche Erkrankung dar; immerhin macht es den davon befallenen Europäer mf Wochen hinaus arbeitsunfähig. Von Deutsch- Ostafrika wird sich Koch nach dem noch sieben Tagereisen entfernten Maflassa begeben, wo die Pest ausgebrochen ist. Ein Grsiresserklceblatt. In Wiesbaden wurde ein Erpresferkleeblatt sestgmommen, das sich mit Ordensaugelegenheiien unter dem Ver sprechen der Beseitigung ungünstiger Regierungs akte dort und in den Nachbariädten gegen be kannte Herren abgab. Der Lehrer Anton, der sich nach der .Staatsb. Ztg/ dabei als Re-
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