Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 23.04.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-04-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190504239
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050423
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050423
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-04
- Tag 1905-04-23
-
Monat
1905-04
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 23.04.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
beschütze öllige wü öllige do. do. do. Mge uii> öllige do. zöllige», öllige u« öllige illige wi» öllige -eschütze illige r illige illige ). ^ige völlige li»' Rige illige V-zöllige» do. iber S io» pedobooi«- Rußland 5 S 3 e Berlin betrage« vroschle«, ferden iS iger alr Bis aus sie säull' Groß' r 15. B inge >em Mit' allegiuur^ lld Ind» i-f. Z me Ba» M Marl Münch» , Postb» Landshat 'eren B» >eu statt' der Hai» r Spells esondere» A 7 8 13 11S^ 16S ze nur st Artillerß en Hilss' n" Flo!» uzer, d» irden, d» nzöfischc" nil sechs' armierte- er Schiffe r Meeres baltische« , daß ff« . Außer> ihrer Ä' oder viee „Es war eine Hofequipage." Manchem j Reisenden aus der Provinz ergeht es in Berlin wie in des Dichters humorvollen Versen ge schildert ist, und er macht seine Reverenz vor leeren Wagen. Wohl weiß er, daß es eine Hofequipage ist, die ihm begegnet. Ob aber jemand darin, oder gar, wer wohl darin ist, das wissen die wenigsten. Es dürfte daher von Interesse sein, darüber Näheres zu hören. Die Kutscher der königlichen Wagen halten stets die Peitsche hoch, sobald der Wagen besetzt ist, während sie bei leeren Wagen die Peitsche wagerecht tragen. Die Wagen, in denen die kaiserliche Familie fährt, find blau lackiert und um Silberstreifen abgesetzt, während die Wagen der übrigen königlichen Prinzen und Prin zessinnen rot lackiert find. Bei allen Fahrten der kaiserlichen Familie und der königlichen Prinzen und Prinzessinnen tragen die Kutscher um den Hut eine breite silberne Tresse mit Zwei Reihen von Adlern, als zweiter fitzt auf dem Bock entweder ein Leibjäger oder Lakai. Dieser trägt, wenn ein Mitglied der kaiserlichen Familie im Wagen fitzt, ebenfalls die breite silberne Hutadlertresse, während er bei den königlichen Prinzen und Prinzessinnen nur einen Hut mit einfacher Tresse trägt. Das Auto- v mobil des Kaisers ist ebenso in Elfenbeinfarbe lackiert und hellblau gerändert wie der kaiser liche Hofeisenbahnzug; es ist mit einer Krone und den Abzeichen des Deutschen Automobil klubs versehen. Das Fahrpersonal hat eine braune Livree, am Kragen eine breite goldene Adlertrefse. Der rechts fitzende Fahrer trägt uoch eine doppelte goldene Adlertresse am rechten Arm. Fährt der Kaiser im Automobil, !o tragen die Fahrer eine Mütze mit breiter goldener Adlertresse; sonst haben sie eine Mütze ohne Tresse. Das war der Herr v. Rodenstein... Das durch die Schsffelschen Rodensteinlieder bekannt gewordene Stammschloß derer v. Roden- siein ist vor kurzem in den Besitz der Siadt Bensheim übergegangen. Vor wenigen Monaten uämlich ist der letzte Rodenfteiner, ein Nach komme des in Scheffels berühmtem Liede jo stihlich gefeierten Zechers gestorben. Dieser letzte Rodenstein, ein Herr Baron Überbrück v. Rodenstein, schied, ohne Leibeserben zu hinterlassen, aus dem Leden, und die Stadt Bensheim, in deren Gemarkungen das alte Schley liegt, hat nun die Burg sowie den Grundbesitz, der dazu gehört, um den Betrag von 400 000 Mk. angekauft. Aus der Art ge schlagen war aber der letzte Rodenfteiner doch; °r hat nämlich seinen Besitz bis zum Lebens ende behalten, statt es mit ihm so zu machen, wie sein Urahn mit Gersprenz, mit Reichels heim, dem treuen, und mit Pfaffenbeerfurt, bie bekanntlich der Reihe nach vertrunken Wurden. Der Roman eines Kindes. Die ganz r absonderliche Geschichte eines Kesselflickerkindes, bie jetzt aus Anlaß der Auffindung der Leiche der kleinen Else Kassel wieder aktuell wird, Wird den ,Leipz. N. Nachr.' im folgenden aus führlich geschildert: Vor zwei Jahren glaubte bekanntlich die Polizei, die kleine Else Kassel äUsgefunden zu haben, und zwar in dem fieben- jährigen Töchterchen einer in geordneten Ver hältnissen lebenden Kesselflickersfamilie in Burg- borf bei Hannover. Die Kasselschen Eheleute wurden von der Polizei benachrichtigt und er klärten mit aller Bestimmtheit, das Kind des Kesselflickers sei ihr eigenes vermißtes. Trotz des energischen Protestes des Kesselflickers und tlotz seines Sträubens, das Kind herauszu- geben, wurde es den Eheleuten Kassel zuge sprochen. Der Fall erregte nicht nur in Hannover, sondern überall lebhaftes Aussehen. Die Geschichte von dem verlorenen und wieder gefundenen Kinde wurde überall besprochen. Auch die Gattin des verstorbenen Feldmarschalls Trafen Waldersee interessierte sich lebhaft für die Kleine; sie empfing fie bei sich und be schenkte sie u. a. mit einem Sparkassenbuch über lvO Mk. Die Kesselflickerseheleute in Burg dorf aber beruhigten sich nicht bei dem Spruche des Gerichts, der ihnen ihr Kind nahm, und so sah fich die Polizei veranlaßt, von neuem Erhebungen zu pflegen. Eines Tages gab denn auch die Hannoversche Polizeibehörde bekannt, die vermißte Else Kassel sei noch nicht ge sunden, und jenes Kind wurde seinen wirklichen Eltern wieder zugesührt. Die Eheleute Kassel blieben nach wie vor darauf bestehen, daß das Kesselflickerstöchterlein ihr eigenes Kind sei; die öffentliche Meinung war durchweg auf ihrer Seite; man konnte nicht glauben, daß eine Mutter nach zwei Jahren ihr eigenes Kind nicht wiedererkennen sollte. Nun endlich ist Licht in die dunkle Affäre gekommen; denn jetzt wissen die Kasselschen Eheleute, daß ihr un glückliches Kind Mördern zum Opfer gefallen ist, und die Gebeine der Kleinen find, wie schon berichtet, am Sonntag bestattet worden. Das Kind des Kesselflickers aber, das der Erziehung sehr zu bedürfen scheint, befindet fich gegen ¬ werden mußte; an dem einen Bein war ihm dis Wade abgedrückt, am andern die große Zehe abgequetfcht. Der Zugführer erlitt einen Beinbruch, der Maschinensührer hat fich beim Ab stellen der Lokomotive die Hände verbrüht. Eine Heitors Szene spielte fich dieser Tage vor einer Pariser Strafkammer ab. Ein Rechts anwalt, der einen Weinfälscher zu verteidigen hatte, sagte in ber Verteidigungsrede pathetisch: „Nein, mein Klient hat den Wein nicht gefälscht, sein Wein ist echt. Diese Rechnung hier be weist, daß er aus irischen Trauben hergestellt ist. Diese Rechnung ist gewissermaßen die Geburts urkunde des Weines ..." — „Haben Sie den Taufschein auch hier?" fragte der Präsident unter schallender Heiterkeit der Zuhörer. In diesem Sommer wird bie Reihe der Polar- ForschungLretsen um eine neue vermehrt werden. Der Herzog von Orleans hat fich für eine nach Franz-Josephsland gerichtete Polarexpsdilion, deren Führung er selbst übernehmen wird, das. Schiff „Belgica" gesichert. D eses Schiff hat bereits die letzte belgische antarktische Expedition ausgcführt und dürfte sich also für die kommende Expedition ganz vorzüglich eignen. Die Führung des Schiffes wird Leutnant Gerlache übernehmen. Obwohl eine Überwinterung nicht geplant ist, ist das Schiff trotzdem für alle Fälle mit ausreichendem Proviant versehen. Die Ausreise erfolgt aller Voraussicht nach am 1. Mai von Norwegen, d. h. von TromLö aus. Franz-Jofephsland ist das erste Ziel der Expedition; von hier aus wird man den A.rsuch machen, weiter nach Norden vorzustoßen. Die Expedition, der sich verschiedene norwegische Seeleute angeschlossen haben, ist natürlich mit allen Hilfs mitteln versehen. wärtig nicht bei seinen Eltern, sondern in Zwangspflege. Gin weiblicher Tischlergeselle wird sich demnächst vor dem Meifterprüsungsausschuß in Kempten (Bayern) der Meisterprüfung unter ziehen. Es ist dies ein Fräulein Csnzi Geyer aus Nesselwang, das bereits 20 Jahre hindurch, seit ihrem 15. Lebensjahre, in der Tischlerei des Vaters tätig ist und fich durch Erwerbung des Meistertitels die spätere selbständige Weiter führung des väterlichen Geschäfts sichern will. Bemerkenswert wird es nun sein, wie fich die Handwerkskammer zu diesem bisher wohl ver einzelt dastehenden Fall stellen wird. Da fich aber dis Kammer für die Zulassung weiblicher Lehrlinge zur Gesellenprüfung ausgesprochen hat, dürfte fie auch jetzt ihre Zustimmung zu der Metsterprüsung nicht versagen. Auf dem Bahnhof zu Schifferstadt kam es dieser Tage zu einem schweren Unglück. Ein von Neustadt kommender Güterzug geriet auf ein totes Geleise, die Maschine rannte über den Prellbock und stürzte mit zehn Wagen die Böschung hinab. Ein Heizer kam zwischen die Maschine und den Tender und wurde getötet, ein Maschinensührer, ein Zugführer und eiu Wagenwärter wurden verletzt. Wie die Direktion der Pfälzischen Eisenbahnen bekannt gibt, trägt die alleinige Schuld an dem Eisenbahn unglück der Führer eines Motorwagens, der unmittelbar vor dem Eintreffen des Güterzuges ohne den vorgeschriebenen Begleiter und ohne Fahrtauftrag die für die Fahrt des Güterzuges richtig gestellte und gesicherte Weiche ausschnitt, so daß der Güterzug verunglückte. Der Wagen- Wärter war so in seinem Wärterhäuschen ein geklemmt, daß er mit Säge und Axt befreit Vorn Blitz getroffen wurden beim letzten Gewitter in Gostyn zwei Knaben, die aus der Schule kamen. Einer von ihnen war sofort tot der andre betäubt. Spanien hat einen grasten Stierkämpfer weniger! Einer seiner auch im Auslande be kanntesten Matadore, Luis Mazzaniini, zieht fich endgültig aus den Reihen der Stierfechter zurück, und zwar ist das unter eigentümlichen, man muß wohl sagen, tragischen Verhältnissen Vor sich gegangen. Mazzaniini hatte nämlich zu Anfang des Jahres einen glänzenden Antrag zum Auftreten in Mexiko erhalten und ange nommen und war mit seiner Gattin dorthin aufgebrochen. Nach großen Triumphen hatte er einen Abstecher nach Guatemala unternommen, als er die Nachricht von dem plötzlichen Tode seiner Frau erhielt, dis einem Herzleiden erlag, das sie fich angeblich infolge der Aufregungen, die nun einmal das Stierkämpfertum mit fich bringt, zugezogen hatte. Der berühmte Espada kehrte sofort nach Mexiko zurück und ließ fich vor dem Sarge feiner Gattin von dem ältesten der Quadrilla die Colsta, den Hintern Haarzopf abschneiden zum Zeichen, daß er seinem gefähr lichen Bems endgültig entsagt, ein Wunsch, den seine ihn vergötternde Frau zu ihren Lebzeiten so oft vergeblich geäußert hatte. Die Coleta wurde der Toten als Armband mitgegeben. Die einbalsamierte Leiche trifft in Cadiz ein, um in Spanien beerdigt zu werden. Die Ab dankung Mazzanünis erregt in Spanien be greiflicherweise das größte Aufsehen. Der Bandwurm als SLwindsuchts- bekämpfer. Zwei hervorragende mexikanische Gelehrte haben amerikanischen Blättern zufolge die Entdeckung gemacht, daß der Bandwurm ein Feind der Tuberkelbazillen ist. Bewiesen sei dies dadurch, daß ein Schwindsüchtiger, der einen Bandwurm hatte, vollständig gesund ge worden ist. Um die Wirkung dieser Heilmethode praktisch darzutun, haben die beiden Gelehrten, eine aus dem Bandwurm gewonnene Flüssigkeit mehreren Schwindsüchtigen eingeivritzt, was zur vollständigen Heilung geführt Haven soll. Da werden Weiver zu Hyäne». Einen bösen Ausgang nahm eine Versammlung der Kirchengsmeinde in Lebausn un Nordamerika- j Nischen Staate Indiana, in der über die Be rufung eines farbigen Predigers zu einer Gast predigt beraten werden sollte. In der Beratung wandte fich Miß Minnie Chambers gegen ge wisse Bemerkungen des Pfarrers John Dodge von der Heiligkeitslirche, in der der farbiges Geistliche predigen sollte, und gab dem Pfarrer^ eine Ohrfeige. Darauf griff Frau Dodge Miß s Minnie an, und zwischen beiden kam es zu - einem wütenden Kampf. Mr. Johnson, ein Mitglied der Gemeinde, suchte die beiden Damen auseinanderzubringen, worauf Pfarrer Dodge eiu Messer zog und Johnson mehrere tiefe Stiche in den Rücken versetzte. Alle Be teiligten wurden verhaftet. Siebzehn Mekka-Pilger ertrunken. Eine Barke, in der fich siebzehn Mekka-Pilger be fanden, schlug auf dem Wege zum Dampfer um. Alle Insassen ertranken. Die Pest in Indien. In der Präsident schaft Kalkutta kommen immer noch täglich über 100 Todesfälle an Pest vor. Die Militär behörden zahlen Prämien für dis Einlieferung von toten Ratten. GericbrskaUe. Lahr. Das hiesige Schöffengericht hat den Schuhhändler Karl Kaufmann aus Pforzheim wegen unlauteren Wettbewerbs zu 400 Mk. Geldbuße, sieben Tagen Haft und Tragung sämtlicher Kosten verurteilt. Der Angeklagte hatte hier im letzten Herbst einen „großen reellen Ausverkauf" abgehalten. Die Verhandlung bot ein interessantes Bild, wie in derartigen Schleudergeschäften gearbeitet wird und wie groß oft der Nutzen trotz des angeblich „enorm - billigen Preises" ist. So fanden z. B. angebliche - „Chevreauxstiefel", die in Pirmasens für 3,75 Mk- angekauft wurden, flotten Absatz zu 7,50 Mk., also mit einem Verdienst von 100 Prozent. St. Johan«. Als seinerzeit üier die Polizei verstaatlicht ward, wurde der Potizeikommissar Uttecht, welcher bis dahin in städtischen Diensten gestanden hatte und von der Stadt auf Lebenszeit angestellt worden war, nicht in dm Staatsdienst übernommen. Die Stadt bot ihm eine Stelle auf dem Bahnamte an, welche er jedoch ablehnte, da fie seinem bisherigen Range nicht entspreche. Als die Stadt dann das Gehalt UttechtS sperrte, be schritt er den Klageweg. Nun wurde die Stadt St. Johann vom OberverwaUungSgerichte in Berlin verurteilt, ihrem ehemaligen Polizeikommiffar bis zum 65. Lebensjahre das volle Gehalt und dann eventuell eine entsprechende Pension zu zahlen. Runtes Allerlei. d. Das Skelett eines Diplodocus, eines urweltlichen Reptils, ist von Dr. W. I. Holland vom Carnegie-Museum in Pittsburg nach London gebracht worden, w' es in der Reptiliengalerie des South Kensington-Museums aufgestellt wer den soll. Es ist ein Geschenk Carnegies für den König von England. In 36 Kisten mußte das Skelett verschifft werden. Der Diplodocus gehört der Familie der Dinosaurier an. Dr. Holland entdeckte das Skelett, als er in dm Bergen Wyomings nach urweltlichen Tierfunden suchte. Er hat auch noch andre Vertreter dieser fossilen Eidechsen in den westlichen Staaten Amerikas entdeckt, aber kein Exemplar war so vollständig. Der Diplodocus gehört zu den Reptilien, aber in seinem Bau zeigen fich viele Annäherungen an die Vögel. Es ist zum erstenmal, daß ein Diplodocus nach Europa kommt. * * * Verschnappt. Zollbeamter: „Haben Sie in diesem Koffer etwas zum Verzollen?" — Gauner (der den Koffer soeben erst gestohlen hat): „Das weiß ich selbst noch nicht!" (.Megg/,) ' wäre« Von der luf. SS so rauh Berge« S Herbst neu und ben und igkeit in end zM drängte Sehnsucht or. D- S! reift« beth sah über fie- ls; W und sie auch nie in heller Mochte m. r streitig . Wisse« isendiaK rs, daß beugte- indischen iten el' ^ge a^ gehalten. Endlich brach die Sonne wieder durch und wärmte mit ihren Strahlen noch einmal die Erde, ehe Schnee und Eis sie winterlich bedecken sollten. Graf Laudegg hatte ein Alleinsein mit seinem jungen Weibe lange nicht genossen. Des schlechten Wetters wegen waren die gemeinsamen Ausgänge und Fahrten unterblieben. Heute bat er Elisabeth, wieder eine Aus fahrt mit ihm zu machen, und Elisabeth sagte wie immer bereitwilligst zu. Der elegante zweisitzige Wagen stand bereit, und die beiden mutigen Rappen davor stampften ungeduldig den Boden. Herbert half seinem Weibe hinauf, sprang dann selber schnell auf, ließ sich vom Diener die Zügel reichen, und fort ging es in schneller Fahrt. Es wehte eine kühle, frische Lust, und Elisabeths Wangen löteten sich, ihre blendende Haut trat dadurch nur leuchtender hervor. Auf den welligen Haaren saß ein dunkles eng- tifches Hütchen, und ihre schlanke Gestalt um schloß ein dunkelblaues Kostüm. Das alles kleidete sie so vortrefflich, daß ihre Schönheit nie siegreicher zutage getreten war als heute. Nachdem das Paar den Wald erreicht hat, läßt Graf Landegg die Pferde langsam gehen, uns seine Blicke ruhen mit unverhohlenem Ent- Mea auf dem Auilitz seines Weibes. Eine nur schwer gezügelte Leidenschaft spricht fich darin aus. Elisabeth bemerkt diesen Blick, doch er be unruhigt sie nicht sonderlich. Hinten sitzt der Diener, und dieser kommt ihr wie ein Schutz vor. Fast unwillkürlich wendet fie fich nach ihm um, aber im gleichen Augenblick durchzuckt fie ein jäher Schreck. Der Platz ist leer. Graf Landegg ist ihren Bewegungen gefolgt, er sieht ihr heftiges Erschrecken und versteht fie sofort. Sein Antlitz verdüstert fich: „Was ist dir, Elisabeth? Du bist plötzlich so bleich und erregt." „Warum hast du Karl heute nicht mitge nommen?" fragt fie bebend dagegen. „Was willst du von ihm?" Er stellt fich, als verstehe er ihre Angst nicht. „Laß uns umkehren," bittet fie. „Torheit!" Ein leidenschaftlicher Zorn hat ihn er griffen, entgegen seiner sonstigen zartfühlenden Vorficht. „Herbert, ich bitte dich, laß uns heim kehren !" „Nein, wir fahren weiter." Er sieht, wie sie zittert. „So ... so war eS also deine Absicht?" stottert fie. „Was war meine Ab ficht ?" fragt er rauh, mit gerunzelter Stirn. „Daß du . . . ihn nicht mitnahmst." „Den Diener, meinst du? — Natürlich! — Wozu sollen wir den Aufpasser immer hinter uns haben? Können Mann und Frau nicht einmal allein sein?" Sie zittert heftiger. Da lacht er laut auf, und es klingt ein schmerzvoller Hohn hindurch, als er ausruft: „Du fürchtest dich wohl vor mir?" Sie antwortet nicht. „Du bist kindisch, Elisabeth! Gab ich dir je Grund zu Furcht und Mißtrauen?" Sie fitzt mit gesenkten Lidern und im Schoß verschlungenen Händen neben ihm und schweigt. „Elisabeth l" sagt er begütigend und faßt nach ihrer Haud. Mit schnellem Ruck entzieht fie ihm diese. Da flammt es in ihm auf, wild und leiden schaftlich : „Du machst mich toll, Elisabeth!* ruft er laut und zieht dabei die Zügel so fest an, daß die Pferde einen entsetzten Sprung tun und der leichte Wagen zur Seite geschleudert wird. Elisabeth hält fich angstvoll an der Lehne fest. „Habe ich überhaupt ein Weib oder habe ich eS nicht?" fährt er zornig fort, den Zwischenfall nicht beachtend. „Warum bist du mir gefolgt, wenn du mich so verab scheust, daß ich nicht einmal deine Hand erfassen dars?" Elisabeth ist totenbleich geworden. „Habe Geduld mit mir," bittet fie leise und schüchtern. „Habe ich fie nicht gehabt bis hierher — habe ich nicht gewartet und gehofft? Aber du entziehst dich mir mehr und mehr. — Sage, was soll daraus werden und was hast du dir eigent lich unter der Ehe vorgestellt?" Elisabeth zittert und kein Ton entringt fich ihren Lippen. „Antworte mir," drängt er. „Ich kann mich nicht anders geben, als ich bin," antwortet fie endlich. „Aber du bist anders, du kannst anders sein. Denke an den kleinen Werner Boyneburg, zu dem du so zärtlich und lieb bist, daß ich saft eifersüchtig auf ihn werden könnte. Du liebst ihn eben, während ich dir unleidlich zu sein scheine." „Nein, daS ist nicht richtig," rief Elisabeth, mit Blühe ihre Tränen zurückdrängend. „Was ist nicht richtig?" fragte er rauh. „Ich achte dich — ich verehre dich . . " „Und liebst mich nicht," vollendete er. „Du wußtest es," erwiderte fie mit grau samer Offenheit. Er holt tief Atem. „Ja — ich wußte es — wenigstens daS, was du mir bei unsrer Verlobung sagtest. Du könntest mich nicht so lieben, wie ich dich, meintest du. Wie konnte ich das auch verlangen? Aber ich ahnte nicht, daß du mir geradezu abgeneigt bist. — O Elisabeth, warum ..seine Stimme bebt vor Schmerz, „warum bist du dann mein Weib geworden?" Elisabeth fühlt einen stechenden Schmerz in ihrem Herzen. Jetzt ihm die Wahrheit gestehen — jetzt ihm sagen: „Ich brachte ein Opfer für die Meinen, darum tat ich es." Wenn diese Last von ihrem Herzen herunter wäre l Sie durfte es heute so wenig tun, wie vorher, fie mußte schweigen um seinetwillen. In ihrer Ratlosigkeit verlor die junge Frau ihre Fassung, die fie bisher ihm gegenüber stets bewahrt hatte. Sie preßte ihr Taschentuch vor die Augen und brach statt aller Antwort in Tränen aus. SI« (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)