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Ottendorfer Zeitung : 29.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190503299
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050329
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050329
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-29
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 29.03.1905
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, d. h. d« Verwaltung kann de« Jedem da» Handel sein enken aber die Groß« scr An! rag - derselben den konser« , daß die iel bei de« t Gercchtig' a und angee Vie Konser« is, sondern ilt, was du ascht Verwaltung rz ankaufe« icksiLtigun- stcs Wittes, oirken, da- abtsilunge« (kons.) tritt iß die ost' i nicht be- ;ten TranS» n, daß die näß in de« Händler ul tten. >ie Militär« zm bevor« en zwischen Die beste« le nach wie . Bei de« > technische lellung der whnverhält« ms Montag rrn. er-Fulda etrage voa dem Vcr« Löhnungen französische >re alt, ge« ck ist die zerichtsratS Jahren er« h Sprotta« -suchr wor« 'ieser Tage ort verstör' reifte auch ls Königs' adt. Kutt r seelischen en Schlag' m nächste» Geheimrat iachlaß der ikte der a« mde Man» lgenentzün« cankenlager Nürnberger seine in )0 000 Ml- >es Volks' in Dian«' l Niark z»r t, falls die mentgeltlich d an dein ufgegangeN n nicht ihre he Qualen dem Kamin und fast zn der Haus' und leise Brust ent' chnell schob e sie in ein hotographie s der Platt- üsadeth von mit freund' igall!" e^ hellten fiv te Elisabeth ind — i sie einen des junge" nur — * eficht näh'" ch habe e» treng hinl"' . „Anatuiy, wie ost habe ich Ihnen schon "^gestellt, wie schädlich das Tanzen für Ihre stimme ist! Wollen Sie diesem zweifelhaften begnügen Ihre Zukunft opsern?" i »Ach, meine Zukunst I Sie erscheint mir ^»kcl und hoffnunasarm!" entgegnete Elisabeth schmerzlichem Ton. .. »Elisabeth, Kind, ich kenne Sie ja kaum "''edeil Setzen Sie sich einmal her zu mir D sagen Sie mir, was Sie seit gestern so ^dergedrückt und entmutigt hat." .Leonore zog Elisabeth zu sich nieder und ihre Hand: „Nun, was ist es ? Sie Ver ben mir doch sonst." i »Mehr, als irgend jemand anderm und gerade, "o ich Sie verlieren muß —" e »O, schweigen wir davon, machen wir uns Abschied nicht schwer, Kind I" fiel Leonore "Aber ein andrer Kummer drückt Sie sO; rate ich r-chi, so zweifeln Sie an der Er dung Ihrer Wünscht?" »Ja, ich zweifle I" »Und geben den Kampf aus?" »» »Nein, ich gebe ihn nicht auf, und wenn sich Welt widersetzen würde l" »Bravo! Das sieht Ihnen schon ähnlicher die vorherige Mutlosigkeit. Dem Blitzen Augen merkt man es an, daß Sie den "" Mehmen wollen. Was ist denn ohne zMi Leben zu erreichen, Elisabeth? >i»i» ? mir uns nicht alle und immer mühselig , ^bißchen Glück erstreiten?" ' tz^^siabeth warf einen schnellen Blick auf »So hatten auch Sie zu kämpfen?" s Ein „Abonnement" ans Damenanzüge iE ein Wiener Geschäft jetzt in Berlin ein- »hren. Für 200 Mk. jährlich sollen ein voll ständiger Tuchanzug, eine Jacke mit seidenem Futter, ein Straßenkleid und eine seidene Bluse geliefert werden. Für Herren liefern schon lange verschiedene Geschäfte gegen eine Monats rate von 12—30 Mk. Anzüge, Überzieher, ein zelne Hosen, Fracks und schwarze Röcke im Abonnement. Die „abonnierten" Sachen find Mlürltch nach Gebrauch dem Geschäft wieder Möckzugebm. Besonderen Anklang hat aber dieses Verfahren nicht gesunden. Bei den Damen dürfte die neue Einrichtung erst recht kaum allgemeinen Beifall erregen. Ein Nohrpostbrtef mit 3000 Mk. ist ver löre» gegangen. Durch unglaublichen Leichtsinn M ein Kaufmann aus dem Westen Berlins eine Reibe von Postbeamten schwerem Verdacht ous- psetzt. Er gab vor einigen Tagen einen Rohrpost- mes an einen im Südosten wohnenden Direktor «»er Aktiengesellschaft auf. Obwohl der Brief dOOü Mk. enthalten sollte, fehlten der Aufschrift der Name der Firma sowie die Angabe des Stadtteils. Aller mußte die Post erst nachträglich ermitteln. Der Brief ging ab, wurde aber in der Eile mit Hier andern Nummer signiert als das zuständige PHamt führte und kam so nach dem Post- Ml 80. 33 Skalitzerstraße 74 richtig an. Hier soll n nun im Beisein mehrerer Postbeamten wieder m die Büchse gepackt worden sein — ist ober an seinem Bestimmungsort nicht an- Sekommen. Die Untersuchung dieser Angelegenheit hat bisher nicht ergeben, ob der Brief richtig be» lirdert wurde, oder ob er unterwegs einen „Lieb haber" sand. Auch Haussuchungen blieben resultat- '«s. Jedenfalls aber kommt dem Absender keinen Anspruch auf Schadenersatz zu, denn es ist eine Stoße Unsitte, Gelder in solcher Höhe einem unver- Wrten Briefe anzuvertrauen. In diesem Falle "aß man den Verlust des Briefes vor allem des halb bedauern, weil so viele brave Beamte in den «erdacht der Unterschlagung geraten sind. Wie berlautet, wird von der Behörde damit gerechnet, baß der so überaus eilige Absender in der Hast »bergessen" hat, den Betrag von 3000 Mark in den vries zu legen. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal liefert jetzt, die man der ,Köln. Ztg/ aus Kiel schreibt, siilen marktfähigen Hering, dessen vortreffliche Beschaffenheit die Fischindustriellen überrascht. Die Fischt erzielten in der Versteigerung den hohen Preis von 6,50 Mk. bis 7,50 Mk. das Wall (80 Stück) grün. Der beliebte Belihering "zielte trotz seiner Güte nur 3 bis 4 Mk. Zu einer großer» Schlägerei kam es in Mnighausen bei Kastrop i. Wests, unter Mehreren hundert Personen bei einer Festlich- M. Da die Leute schließlich mit Messern und Revolvern aufeinander losgingen, so mußte ein Stoßes Polizei- und Gendarmerieaufgebot Weigerufen werden und mit blanker Waffe die Wütenden auseinandertreiben. Zahlreiche Personen sind durch Schuß- und Stichwunden schwer verletzt worden, einzelne find schon ge- dorben. Der Haupträdelssührer wurde wegen «ndsriedensbruchs verhaftet. Postraub. In Beckingen bei Merzig wurde W>s m das Postamt eingebrochen und zwei Aeldbriefe mit etwa 4300 Mk. Inhalt gestohlen. Der Posträuber, anscheinend ein Landstreicher, pachte folgenden Tages in Merzig eine Reihe Ankäufe und verschwand dann. El» ganzes Fatz voll Talerstücke hat Schullnabe auf einem Gutshofe in Dom- °r°wka entdeckt. DaS Faß mit den Taler- Men, die wahrscheinlich aus dem 18. Jahr« Mdert stammen, war in der Erde vergraben "»d soll mit seinem Inhalt gegen drei Zentner Ziegen. Der Kastengeist i« Deutsch-Ostafrika Mi bei der Anwesenheit des Prinzen Adalbert 'b Dar es Salam sich wieder in höchster Blüte Wigi. Große Erregung unter den Ansiedlern M das Verfahren hervorgerufen, das bei der Zierlichkeit zum ersten Spatenstich der Mrogoro- bohn beliebt wurde. Die ,Deutsch-Ostafr. Zig/ treibt darüber: , »Die bahnbauende Firma Holzmann u. Komp. Mch m richtiger ErNunuüs der Sachlage den Munsch auS, zu diesem so recht spezifisch-kolonialen Wgnisse-sämtliche Europäer Dar es SalamS, von Wir wohl jeder sein Scherflein zum Ge- Wn dieser Bahn beigetragen haue, als Gäste betrachten zu dürfen. Von maß ¬ gebender Seite — das ausführende Organ bleibe ungenannt — wurde der Plan um- gestoßen. Und bei dieser großen allgemeinen Feier waren außer den Oberbeamten und den Chefs der hiesigen Firmen — nur die Offiziere der Kriegs schiffe anwesend, welch letztere wohl da sein mußten, aber doch keineswegs das erheblichste Verdienst und Interesse an dem Zustandekommen des Bahn baue» haben konnten. Ohne zu übertreiben, sind Hunderte von Beamten und Privatleuten, alte Kolonisten und Beamte bis zu vierzehnjährigem und längerem Auf enthalt in der Kolonie, Herren, die den Ossiziersrock zu tragen berechtigt sind, und vor allem alle Koloniebewohner, die sich viele Jahre um das er sehnte große Ziel, die Bewilligung der Bohn gesorgt haben, bei dieser Feier übergangen, von derselben ferngehalten worden." — Die kolonialerfahrenen Engländer hätten die Sache sicherlich anders gemacht. 53 jährige Valerie und die 70 jährige Luise er schossen sich an der Bahre der Schwester. Wie es heißt, hatten die drei hochgradig nervösen Damen einander gelobt, daß tm Falle des Ab lebens einer von ihnen die beiden andem ihr freiwillig in den Tod folgen würden. 18 «00 Mk. für eine« Hund, der nie ausgestellt worden ist, wurde in England für eine Bulldogge, „Royal Stone", gegeben. Der bisherige Besitzer dieser schönen Dogge ist der Präsident der Londoner Bulldoggengesellschaft. Schon der Vater und Großvater dieser teuren Bulldogge gewannen bei allen AusstellungenPreise. Die Eröffnung der Weltausstellung i« Lüttich ist amtlich aus den 25. April fest gesetzt worden. Arrestanten mit sogen. „Juckpulver" bestreuen zu lallen, und gleichzeitig erging an den Gefangenen aufseher die richterliche Aufforderung, dem Burschen mit paffenden Zwischenräumen und am liebsten während der Nacht einige derbe Prügel zu verab reichen. Und wirklich, beide Mittel, in reichlichem Um fange angewendet, wirkten verblüffend. Der junge Mann gestand, ward verurteilt, bestraft und frei- gelassen. Darauf aber widerrief er sein „Geständ nis" und führte eS auf die erlittenen Mißhandlungen zurück. In dem nunmehr gegen den Richter Klau- mann eröffneten Verfahren leugnete dieser alle ihm borgehaltenen Vergehen; unglücklicherweise aber hatte er sich inzwischen mit dem Gefangenwärter entzweit, und dessen Aussage brachte ihn zu Falle. Er wurde zu drei Monat Gefängnis verurteilt, legte Berufung ein und bewirkte auf diese Weise eine Erhöhung des Strafmaßes auf vier Monate. Vas Kaiser frieärick-Venkmal in Kremen. In der freien Reichsstadt Bremen ist ein groß artig auSgeführteS Denkmal des Kaisers Friedrich in Gegenwart des Kaisers enthüllt worden. BA dieser Gelegenheit hielt der Monarch eine hoch bedeutsame Rede, in welcher er seinen Ansichten über die Marine Ausdruck gab. ES war eine FriedenSrede psr oxvellsnes, aber eine Rede sür den Frieden, der nur durch die völlige Kriegsbereit schaft zu Wasser und zu Lande gesichert ist. Bremen besitzt ü -rigenS auch ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., und dieser Umstand gab dem Kaiser Gelegen heit, aus die Bedeutung der beiden Fürsten in großer Zeit hiuzuweisen. Junge Rekruten k In der Gemeinde Königsseld bei Brünn trafen am Donnerstag tschechische Rekruten aus den benachbarten Dörfern zur Stellung em. S-e kamen auf drei Wagen, die mit schwarzen Tüchern und Grab kränzen behängt waren, die Rekruten selbst waren schwarz gekleidet; auf jedem Wagen war eine schwarze Fahne aufgssteckt. An den Längsseiten der Wagen waren weiße Breiter befestigt mit folgenden Aufschriften in tschechischer Sprache: „Wir gehen, weil wir müssen." „Wer tauglich ist, wird ein Sklave." „Sie wollen unsre Leuie, aber unsre Seele und Sprache schlagen sie nieder." „Die Armee ist das Grab unsrer Jugend." Der als Stellungs- lommissar fungierende Brzirlshaupimann ordnete die Entfernung der Aufschriften und Embleme an, jedoch keiner der Rekruten leistete Gehorsam. Die Ämrsdiener mußten mir Hacken die Tafeln abschlagen. Nach der Einstellung fuhren die Rekruten unter Abfingung des Tschechenliedes „Fort mit den Tyrannen" Weiler. JamiUentrag ödis. In Klazensurt wurden drei Schwestern, Baronessen Zinn v. Zinnen burg, die in ärmlichen Verhältnissen lebten, tot aufgefunden. Die 65 jährige Crescentia war an Lungentuberkulose gestorben und die Batermord. In VexjS (Schweden) wurde der 60 jährige Pastor Sjösors von seinem 26 jährigen Sohn, der ebensalls Pastor ist, in einem Anfalle von Geistesstörung mit der Axt erschlagen. Der Täter wurde sestgenommen. Gericktskalle. Kopenhagen. Den dänischen Richtern scheint eS Vorbehalten zu sein, der Justiz neue Mittel und Wege ausfindig zu machen. Vor einiger Zeit hat ein dänischer Richler mit Hilfe eine« „Gedanken lesers" ein Geständnis erpreßt; heute ist von einem seiner Kollegen zu melden, der sich einem Unter- suchungSgefangenen gegenüber mit Erfolg des — „Juckpulvers" bediente. Der hoffnungsvolle Jurist heißt Klaumann, ist noch sehr jung und bekleidete bis vor kurzem die Stellung des Ver treters eines HardeSvogtes, der auch als ländlicher BerzirkSrichter fungiert. Ein der Brandstiftung verdächtiger junger Bursche war eS, der dem Untersuchungsrichter viel Kopfweh be reitete; trotz aller Kreuzverhöre, die oft nächt- licherweise stallianden, leugnete der Bmsche hart näckig jede Schuld. Um dem Häftling den Auf enthalt im Gefängnis so unerträglich wie nur möglich zu machen und in der Hoffnung, auf diesem Wege ein Bekenntnis zu erlangen, verfiel da Herr Klaumann auf die Idee, das Nachtlager des K berliner kwmor vor Gericht» Domestikeu-Rache. Der Diener Johann B. war bei dem Rentier K. bis vor kurzem angestellt. Herr K. ist, obwohl schwerreich, ein bedauernswerler Mann. Seine Eltern halten ein Grundstück besellen, das K. als einziger Sohn erbte. Daö Grundstück wurde später von einer Fabrik, die eS brauchte, ge kauft, und zwar sür eine Summe, die Herrn K. ermöglichte, mit 30 Jahren von den Zinsen zu leben. Zehn Jahre hat Herr K. sich schlecht und recht durch die Welt geschlagen und ist dabei zu einer Körperfülle gekommen, die mit einem Gewicht von 2V, Zentner nicht .zu hoch eingeschätzt ist. Selbstverständlich braucht man bei solcher Fülle eine persönliche Bedienung. Und um diese auszuüben, war Johann engagiert worden. Mit Johanns Einzug aber kam die Ver-Schwmssucht ins HauS. Sie grassierte im Wein- und Zigarren- Lager des Herrn K. so heftig, daß Johann bald wieder gekündigt wurde. Er revanchierte sich dafür auf eine nicht gerade alltägliche Art und Werse. Vors.: Angeklagter, Sie werden der Körperver letzung beschuldigt. Wollen Sie ein Geständnis ab legens — Angekl.: Nee. Ick kann bloß sagen, det ick von nischt weeß und mir vollkommen unschuldig sühle. — Vors.: Dann wollen wir mal hören, waS Ihnen Ihr früherer Arbeitgeber zurLast legt.—Rentier K. zwängt sich in den Z ugenraum und beginnt mit vor Entrüstung und Auhma halbersticktcr Stimme: „Ick bin een jroßer Waffersreund und nehme täglich een lauwa-met Bad, zu welchem Zweck ick mir in meine Wohnung eijene Badecinrichtung anjeiejt habe. Die Wanne hat den Fehler, det sie een bißken dies iS. Ick kann deshalb nich alleene rin- und rauS- steijen, sondern et muß mir immer jemand bei Helsen. Solange der Johann bei mir war, iS det natürlich sein Amt jewcsen. Als ick ihn jekündijt hatte, merkte ick, det er seinen Dienst sehr widerwillij ver richtete und mir allerhand kleene Possen und Schikanen anzudun suchte. Ick konnte ihm aber bis zu den kritischen Dage nischt Direktes beweisen. An eenen Sonnabend, als er mir eben inS Bad jeholfen, sagt Johann: „Ick werde Ihnen eenen Oogenblick alleene lassen und mal rüber springen zum Koof- mann, um mir Verschiedener zu holen, weil ick doch heute die Wohnung jründlich sauber machen will." „Na ja," sage ick, „aber bleib' nich so lange." Fünf Minuten mochte ick int Wasser jesessen haben, als ick plötzlich eenm mächtigen Schmerz zwischen die Schulterblätter sühlte. Der Schmerz wurde von Sekunde zu Sekunde doller. Verjeblich angelte ick mit beede Hände krampfhaft nach meinen Rücken. Et war jerade an eene Stelle, wo ick nich hin- langen konnte. Mit Mühe krabbelte ick mir in de Wanne hoch und kiekte in' Spiejel gegenüber an die Wand: Een fingerdicker schwarzer Wurm hatte sich an uieinen Rücken sestjebissen und schlug wie eene kleene Schlange hin und her. In meinem Entsetzen schrie ick, schüttelte mir, tauchte unter — et nutzte allen» nischt, er hackte fest wie eene Klette. Endlich kam ick uff die Joee, mir wie ern Pudel an de Wand zu schubbern. Det half. Der Wurm fiel runier, aber mir krippt« ooch det Blut vom Rücken. — Vors.: Der vermeintliche Wurm ist später al» ein Blutegel festgestellt worden und Sie vermuten, daß der Angeklagte das Tier in die Wanne prak tiziert hat? — Zeuge: So iS et. — Trotz seine» Leugnens wurde der Angeklagte zu 30 Mk. Geld strafe verurteilt. Johann erklärt dagegen Berufung cinlegen zu wollen. buntes Allerlei. Offen. Ec: „Manchmal ist es doch schwer, ein Geheimnis zu bewahren." — Sie: „Ich weiß nicht; ich habe es noch nie versucht." Wenig Vertraue«. A.: „Ganz schach matt bist du? Lebensmüde, eh? Du solltest einen Arzt konsultieren, aller Junge." — B.: „Nein, fo lebensmüde bin ich doch noch „Glauben Sie, mir fiel alles, was ich heute erreicht habe, in den Schoß? Ach, Elisabeth, ich habe mehr gelitten als viele andre, die heißesten Seelenkämpfe mußte ich durchführen, ehe ich überhaupt eine Möglich keit sah, in das Reich der Kunst einzu- dringen. Und dann später mein guter, lieber Vater widersetzte sich anfangs auch meinen Plänen, wie der Ihrige, aber er war doch mein schwächster Gegner. Da waren liebe Tanten, die es meisterhaft verstanden, mir das Leben zur Hölle zu machen, die alle Hebel in Bewegung setzten, um meine Pläne zu durch kreuzen. Man spann Intrigen, man verleumdete mich, nannte meine Stimme unmelodisch und dergleichen mehr." „Wie war das nur möglich?" fragte Elisa beth erstaunt. „Möglich ist alles, liebes Kind, wenn man eben will, daß es so sein soll. Man wollte mich zurückfchrecken, doch ich ließ mich nicht beirren, ich rang meinem Vater die Zustim mung endlich ab und ging meinen eigenen Weg. Damit zerschnitt ich skr immer das Tischtuch zwischen meinen übrigen Verwandten und mir, und obgleich man jetzt nichl abgeneigt wäre, die berühmte Leonore Stein anzuer kennen, scheitert doch jede Annäherung an meinem Stolz. Ich kann nicht vergessen, was sie mir angetan haben — niemals!" Leonore schwieg und sah gedankenvoll vor sich hin, und Elisabeih wagte nicht sie zu stören. Es war daS erstemal, daß die Künst lerin zu ihr von ihrer Vergangenheit fprach, und Elisabeth fühlte sich davon ties ergriffen und hätte gern mehr erfahren, aber sie schwieg, denn'sie fürchtete, für neugierig gehalten zu werden. Leonore schien jedoch heute das Bedürfnis zmühlen, fich mitzuteilen, denn sie fuhr nach einer kleinen Pause unauf gefordert fort: „Mein Vater starb leider bald, aber er hat noch die Freude gehabt, den Stern meines Ruhmes aufgehen zu sehen. Seit jener Zeit stehe ich allein auf der Welt, das heißt ohne nähere Verwandte, mit denen ich jede Be ziehung abgebrochen habe. Ich klage darum nicht; ich errang mir vielfach Liebe und treue Freundschaft andrer Menschen, und wenn ich richtig denke, so schlägt auch hier ein treues Herz für mich, und dieses Herz habe auch ich lieb, Elisabeth, mein Vögelchen!" Sie hatte das junge Mädchen bei diesen Worten an sich gezogen, und ihre Hand er griffen. Da beugte fich Elisabeth, von einem plötzlichen Einfall getiieben, herab und küßte die feine, weiße Hand der Künstlerin. „O, nicht so!" rief Leonore, indem fie ihr die Hand entzog, „laß uns mit einem andern Kuß unsern Freundschaftsbund besiegeln, Eli sabeth! — Nenne mich Nora und du, wie ich dich schon so lange Elisabeth nenne." „Nora!" rief Etisabeth erfreut und er widerte-den herzlichen Kuß Leonores. Die beiden Frauen hielten fich umschlungen, und als fie fich wieder aufrichteten, da hatten fie beide Tränen m den Augen. Sie dachten wohl daran, daß fie heute zum letzten Male sür lange Zeit zusammen waren und fich ihrer Liebe und Fieundfchafl freuen konnten. Nora faßte fich zuerst und fing an, weiter zu erzählen. „Ich studierte in Paris bei. der Viardot, aber ich brauchte kaum ein Jahr dazu. War ich doch beinahe schon mit meiner Ausbildung seriig, ehe ich zu ihr kam, ja, ehe ich überhaupt daran gedacht hatte, den Gesang zu meinem Beruf zu machen. Gn großer Meister war es, der mich in seine göttliche Kunst eingeweiht halte." „Wer war es und wo lebt dieser Meister jetzt?" fragte Elisabeth. „Ich weiß nicht, wo er jetzt lebt, und ob er überhaupt noch lebt, auch nach seinem Namen forsche nicht!" kam es wie ersticktes Schluchzen über Noras Lippen. „Er war einst ein Stern am Himmel der Kunst, leuchtender und größer als je einer — er hat nur zu schnell unter gehen müssen." Elisabeth sah betroffen in das Gesicht der Freundin, das von Schmerz zuckte, dann streifte ihr Blick zusällig den Schreibtisch, auf dem noch immer die Photographie stand. Wie eine Erleuchtung kam es über fie. War jener schöne Mann der Meister, von dem Nora gesprochen hatte und der ihrem Herzen nahe zu stehen schien? — Leonore war es ganz entfallen, daß fie das Bild aus ihrem Schreibtisch hatte offen liegen lassen, auch bemerkte sie Elisabeths Blicke dahin nicht, fie war in dumpfes Brüten versunken. „Nora," sagte Elisabeth, in der Absicht, die Freundin von den trüben Gedanken abzulenken, „du stiegst dann schnell auf zu Ruhm und Ehre, nicht wghr?" F s (Fortsetzung folgt.)
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