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Ottendorfer Zeitung : 12.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190503120
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050312
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050312
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-12
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.03.1905
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politische Kunälchau. Die revolutionäre Bewegung in Ruhland. *Es ist der russischen Regierung nicht ge lungen, die Petersburger Arbeiter zur Aufgabe ikres Widerstandes gegen die unter dem Vorsitz des Senators Schidlowski eingesetzte Kommission zur Beratung der Ar beiterfragen zu bestimmen. Die Kom- mnfion ist vielmehr, da die Arbeiter sich weigern, Vertreter für sie zu wählen, auf kaiser lichen Befehl geschlossen worden, noch ehe sie ihre Wirksamkeit beginnen konnte. Dafür nimmt nun die Ausstandsbewegung wieder ge waltige Ausdehnung an. In Petersburg allein sollen 200600 Mann streiken. Wenn aus dem übrigen Rußland gegenwärtig keine Meldungen über neue Streiks und blutige Zusammen treffen vorliegen, so ist daraus nicht etwa zu schließen, daß solche aufgehört haben, sondern nur, daß die Zensur strenger gehand habt wird. *Jm Kaukasus befinden sich 130000 Mingrelier, Osseten und andre kein Land be- fitzenden Gebirgsstämme im offenen Auf stande. Die Stadt Kutais ist der Mittelpunkt einer andern furchtbaren Volks erhebung. *Die Gerüchte von Wittes Rück tritt find, so wird wenigstens von den russi schen Offiziösen versichert, unbegründet. * * * Der russisch-japanische Krieg. *Nach fast ununterbrochenem 14 tägigem Kampfe hat sich Kuropatkin endlich ent schließen müssen, seine Truppen vom Schahe zurückzuziehen. Nach eigener Meldung befindet er fich seit Mitiwoch früh aus dem Rückzüge, wenn er das Wort auch nicht gebraucht. Er berichtet von erbitterten Kämpfen bei den Kaisergräbern nordwestlich von Mulden und die Nachricht vom Falle Mukdens selbst wurde stündlich erwartet. Während vor einigen Tagen in Petersburg noch die Hoffnung auf einen günstigen Ausgang der Riesenschlacht be stand, ist die Stimmung jetzt völlig umge schlagen. Die Zensur ist zwar streng, aber trotzdem sickert genug durch, um die trübe Stimmung zu erklären. Fällt Mulden, so meint man, dann ist der ganze Feldzug verloren. * Indessen scheinen die Dinge für die Russen nicht ganz so schlimm zu stehen, vielmehr dürfte Lie Schlacht so enden, wie die frühere bei Liaujang und am Schahe; die Japaner find zwar Sieger, die Russen müssen zurück, aber die japanische Abficht der Umzinge lung der ganzen Armee Kuropatkins ist nicht durchzuführen gewesen. Kuropatkins Armee dürfte also trotz ihrer schweren Verluste, die übrigens auch aus feiten der Japaner sehr groß find, intakt bleiben. *Die Wirkungen des Artilleriekampfes zu dem die Japaner noch ihre brisanten Geschütze, die ihnen schon bei der Belagerung von Port Arthur besondere Dienste leisteten, von dorther zur Zerstörung der russischen Positionen heran- pezogen haben, werden als furchtbar geschildert. Es ist glaubhaft, daß die Russen an gefährdeten Punkten, wie Matiapu, Gutschiatun usw. dar unter schwer leiden und daß sie ihre Werke und Linien nur mit großen Opfern und Anstren gungen halten können. * General Kuropatkin verfügt über 6 sibirische und 5 europäsche Korps, 2 Schützen brigaden und einige unabhängige Divisionen mit zusammen 350 000 Mann mit 1000 Ge schützen und 25 000 Reitern. Die vier Armeen der Japaner, die zusammen 237 Bataillone, 51 Schwadronen und 850 Geschütze mit zu sammen 280 000 Mann zählen, find in drei Gruppen geteilt. Kuroki, 79 Bataillone, steht am östlichen Flügel, Nodzu, 60 Bataillone, im Zentrum und die kombinierte Armee Nogi-Oku, 98 Bataillone, am westlichen Flügel. Die russische Armee wäre danach sogar bedeutend stärker, wenn Kuropatkin sämt liche Streitkräfte bei Mulden und an der Schahelinie vereinigt hätte. Es muß aber an genommen werden, daß in seine oben an gegebene Gesamtzahl auch die Truppen zur I Deckung und Verteidigung von Tjelin, Charbin, der Eisenbahnlinie von Wladiwostok mit ein gerechnet find. *Roschdjestwenskys Flotte, die so lange bei Madagaskar geankert hatte, soll in Dschibuti (am Emgange des Roten Meeres) eingetroffen sein. Das würde soviel wie Heimfahrt bedeuten. Damit stimmt schlecht die Petersburger Meldung, daß noch ein weiteres viertes russisches Geschwader, bestehend aus 15 großen Kriegsschiffen und zehn Torpedobooten im Mai nach Ostasten gehen werde. * Deutschland. * Der Kaiser traf am Mittwoch zur Ver eidigung der Marinerekruten in Wilhelms haven ein. Präsident deS russischen Ministerkomitees Witte. *Als Grundzüge der Reichsfinanz- re f o r m, die der Reichsschatzsekretär Frh. von Stengel für den Herbst dieses Jahres in Aus sicht gestellt hat, werden bezeichnet: Grundsätz licher Ausgleich zwischen den Matrikularbei- trägen und Überweisungen, Scheidung der Finanzen des Reiches und der Einzelstaaten, Vermehrung der Reichseinnahmen durch die neuen Zölle und eine Tabakfabrikat steuer, sowie eine Reichserbschafts steuer, und schließlich Einführung einer regel mäßigen Schuldentilgung. *Die Einführung der Berufung in Strafsachen ist von der Reichs-Justiz- kommisfion in zweiter Lesung mit Einstimmig keit angenommen worden. *Zur Wohnungsfürsorge für die Arbeiter und gering besoldeten Beamten oes Reiches find seit 1901 15 Mill. Mark be- willigt und im neuen Neichshaushalt weitere 5 Mill, vorgesehen. Von den Maßnahmen in in dieser Richtung hat sich am besten die Ge währung von Darlehen an Baugenossenschaften bewährt. In den Jahren 1901 bis 1903 sind dafür etwas über 8V- Mill, bewilligt worden. Die Darlehen verteilen fich auf 40 Baugenossen schaften mit zusammen 30 614 Mitgliedern. *Jn Deutsch - Südwestafrika scheinen sich die kriegerischen Ereignisse ihrem endlichen Ende zuzuneigen. Es werden jetzt von den deutschen Truppen überall Militär- stationen eingerichtet, da fich die auf ständischen Farbigen nicht mehr zum Kampfe stellen. Österreich-Ungar«. * Die ungarische Krise will und will nicht zu Ende kommen. Täglich bespricht fich der Kaiser mit den ungarischen Politikern der schiedenen Parteien, aber ihr Rat läuft schließ lich doch immer darauf hinaus, es mit den Kossuthianern zu versuchen. Italien. *Der mit der Kabinettsbildung betraute Abgeordnete Fortis hat daS Uuter- richtsportefeuille dem radikalen Abgeordneten Demarinis, das Schatzvortefemlle Ferraris und das der öffentlichen Arbeiten dem Ingenieur Carminö angeboien. Alle übrigen Minister behalten ihre Portefeuilles. Vor allem auch Tittoni für das Auswärtige. * Der Papst hat den italienischen Katho liken den Besuch des Kongresses der unabhängigen christlichen Demokraten in Bologna verboten. Schweden-Norwegen. * Wie zu erwarten war, ist die norwe gische Volksvertretung entschlossen, mit der Errichtung eines eigenen Konsulats wesens Ernst zu machen, nachdem durch den Rücktritt deS Ministeriums Hagerup die letzten Hindernisse auf diesem Gebiete beseitigt find. Sechzehn von den neunzehn Mitgliedern des vom Storthing eingesetzten Ausschusses empfehlen folgenden Antrag: Durch Gesetz wird noch in der laufenden Session ein besonderer norwegischer Konsulatsetat errichtet. Durch dieses Vorgehen wird natürlich die Spannung mit Schweden verschärft. Zus ciem keickstage. Der Reichstag erledigte am Dienstag debatteloS in zwei Lesungen einen Zusatzantrag zum öster reichischen Handelsvertrag (Inkrafttreten am 1. März 1906) und setzte sodann die Beratung deS Etats des Reichsamts des Innern beim Titel „Staatssekretär" fort. Abg. Zubeil (soz.) befürwortete eine Reso lution, die Arbeitgeber und deren Vertreter mit Gefängnis bestraft wissen will, wenn sie das Koalitionsrecht der Arbeiter durch schwarze Listen und dergleichen illusorisch machen wolle. Redner wandte sich gegen den Abg. Mugdan wegen dessen Ausführungen über das Treiben der Sozialdemo kraten in den Krankenkaffen und bezichtigte diesen der Unwahrheit. Abg. Müller-Meiningen (frs. Vp.) wies darauf hin, daß das Tempo der Etats- deratungen nur dann beschleunigt werden könne, wenn durch Gewährung von Diäten für ein be schlußfähiges Haus gesorgt würde. Redner befür wortete die Resolution betr. Erlaß eines Auto mobilgesetzes und eine Resolution betr. Erhebungen über das Schmiergelderunwesen. Staatssekretär Graf Posadowsky meinte, der Vorredner werde hoffentlich ihn, den Staatssekretär, nicht so lange als Geisel zurückbehalten wollen, bis die Diäten frage gelöst sei. Der Staatssekretär ging auf alle einzelnen in den letzten Tagen gemachten Anregungen ein und versprach, fich für die weitere Durchführung der Sonntagsruhe mit seinem ganzen Einfluß einzu setzen. Ferner beteiligten sich noch an der Debatte die Abgg. Jtschert und Dahlem (Ztr.), Bruhn «Antis.) und Pauli (kons.). Um 8. d. steht auf der Tagesordnung der An trag Ablaß (srf. Vp.) betr. die Neueinteilung der Reichstagswahlkreise unter Berücksichti gung der seit Gründung des Deutschen Reiches er folgten Verschiebung der Bevölkerung. Verbunden wird damit die Beratung des Antrages v. Chrza- nowski (Pole) und Gen. wegen Vorlegung eines Reichsgesetzes über die Abgrenzung der Wahlkreise. Abg. Kopsch (frs. Vp.) begründet den frei sinnigen Antrag, indem er einleitend bemerkt, die Geschichte des Antrages über die Sicherung des Wahlgeheimnisses zeige, daß Beharrlichkeit zu« Ziele führe. Seit 1870 habe sich die Bevölkerung deS Deutschen Reiches von 40 Millionen auf 59 Millionen vermehrt, ohne daß seitdem die Wahl kreise eine entsprechende Vermehrung gefunden hätten. Eigentlich soll auf je 100 000 Einwohner 1 Abgeordneter gewählt werden, so daß der Reichs tag etwa 600 Abgeordnete zählen wüßte. Ein zelne Wahlkreise seien fast unheimlich angewachsen, bis aus 100 000 Wähler. Berlin müße allein 14 Mandate haben, statt 6. Die hervorragenden Führer aller Parteien hätten sich seitdem wiederholt für eine gerechtere Einleitung ausgesprochen, leider habe das Zentrum aber das Interesse an dieser Frage verloren. Er bitte um Überweisung des Antrages an die Regierung zur Berücksichtigung. Abg. Korfanty (Pole) begründet den Antrag b. Chrzanowski, indem er Beispiele Ms Gebieten mit Polin,eher Bevölkerung anführt. Abg. Paasche (natl.): Wir leugnen nicht, daß die Bevölkerung sich seit 1870 vermehrt und ver schoben hat. Wir können aber den Antrag Ablaß nicht zur Berücksichtigung überweisen. Denn er ermangelt näherer Einzelheiten. Sie sagen nicht, was Sie wollen: nur daß Sie eine Verwehrung der Abgeordneten nicht wollen, das haben Sie, Herr Kopsch, gesagt. Ein solcher Antrag kann nur zur Erwägung überwiesen werden. Bei einer Volks vertretung kann die Gerechtigkeit nicht auf daS Prinzip der Masse gestützt werden. Außerdem würden wohl die süddeutschen Staaten die Zahl ihrer Volksvertreter nicht mindern wollen zugunsten der Industriezentren. Abg. Frh. v. Richthofen (kons.): Wir würden cS für einen großen Fehler halten, an den be stehenden Verhältnissen des Wahlrechts zu rütteln. Wir wollen dauernde Wahlkreise, damit Wähler und Gewählte sich miteinander vertraut machen. Wir lehnen darum die gestellten Anträge, auch den Antrag Paasche ab. Abg. Pach nicke (frs. Vgg.): Der bestehende Zustand ist einfach ungesetzlich. Denn die Reichs- Verfassung gewährt das gleiche Wahlrecht und des halb können Sie nicht mir Bewußtsein daS ungleiche gewähren. Der ganze Grund, warum Sie unsern Antrag nicht annehmen wollen, ist, daß Sie die Macht haben und sie nicht aus dew-Händen geben wollen. Wollen Sie aber auf politisch ruhige Zeilen warten, so können Sie warten bis zu« St. Nimmermehrstag. Abg. Gamp (sreikons.) bemerkt, seine Freunde wünschten die Aufrechterhaltung des bestehenden Zustandes. Das gleiche Wahlrecht stehe allerdings in der Verfassung, aber in Artikel 20 werde doch ausdrücklich festgesetzt, wieviel Stimmen Bayern, Württemberg und Hessen bekommen sollen, außerdem stehe in der Verfassung, daß die kleinen Staaten je 1 Stimme haben müssen. Vor diesen Bestimmungen müsse man doch auch Respekt haben. Abg. Ledebour (soz.) wendet sich weniger gegen den Abg. Gamp, als den Abg. Paasche, dessen Rede sich direkt gegen daS allgemeine direkt« Wahlrecht gerichtet habe. Die jetzige Wahlkreisein teilung sei eine offenbar einseitige und ungerechte, und er wundere sich, daß sich das Zentrum damit zufrieden gebe, da es doch auch sehr große Wahl kreise habe. Wahrscheinlich werde das Volk erst die neue Wablkreis-Einteilung bekommen, wenn eS wirk lich die Macht besitze. Abg. Pichler (Zentr.) erklärt, seine Partei stehe noch auf dem Standpunkt, den Windthorst 1881 eingenommen habe. Wenn ein neucs Wahlgesetz ge schaffen werde, werde man auch die Wahlkreise neu ein« teilen müssen, jetzt liege dafür kein Bedürfnis vor. Die Freisinnigen möchten auch bedenken, wie ge fährliche andre Fragen bei solcher Reform auf gerollt werden könnten. Dazu komme, daß durch die Verfassung den einzelnen Bundesstaaten eine bestimmte Zahl von Abgeordneten zugemessen sei. Abg. Ablaß (fr. Vp.) empfiehlt nochmals den freisinnigen Antrag unter Polemik gegen den Abg. Gamp. Abg. Böckler (Antis.) erklärt sich zwar mit den Freisinnigen hinsichtlich der Geheimhaltung der Abstimmung einverstanden, nicht aber bezüglich der Ncueinteilung der Wahlkreise, die nur der Sozial demokratie zugute kommen würde. Im Gegenteil müsse man ans jedmögliche Verstärkung des bäuer lichen Einflusses bedacht sein — „die Stimme einet pommerschen Bauern wiege sicher die von 10O00 Berliner Zuhältern auf". Abg. Hilpert (Bahr. Bauernbd.) hält di« Durchführung des Antrages für unzulässig, da er verbürgte Rechte der Einzclstaaten berühren wülbe. Abg. Goth ein (fr. Vgg.) führt aus, seine Partei sei für die Anträge, weil Art. 20 der Ver fassung eine spätere Regelung der Wahlkreisverhält- nisfe vorsehe. Er bedaure die kühle Stellungnahme deS Zentrums. Bevollmächtigter zum BundcSrat Dr. Richtrr weist zunächst einen Vorwurf deS Abg. GotheiN zurück, daß die Negierung im Wahlkreise Greifs wa.d- Grimmen Wahlkreisgeometrie gelrieben. Die preußisch« Regierung werde den Fall sicher untersuchen. Nach weiteren kurzen Bemerkungen meist per sönlicher Natur schließt die Erörterung. Die Anträge werden hierauf gegen die Stimmen der Freisinnige« und Sozialdemokraten abgelehnt. — , s Von unä fern. Die Gedenkhalle auf dem Schlachtfeld« bei Gravelotte wird, wie nunmehr feststeht, iül Laufe des Monats Mai d. in Gegenwart des Kaisers enthüllt werden. Gleichzeitig mit der seierlichen Einweihung werden die auf Perga ment geschriebenen Namen der Toten und Ver wundeten der drei Schlachtiage in einer Blech büchse eingemauert. Die Toten beziffern sich auf 16 000, die während der Schlacht ver wundeten und später wiederhergestellten Kriegs teilnehmer betrugen 32 000, insgesamt also 48 000 Mann. Gegenwärtig ist man damit beschäftigt, die 14 Bronzebüften der einzelnen Korpsführer und die Tafeln an den Wände» der Halle anzubringen. Der große Engel WÄ in schönstem kanarischen Marmor hergestellt. O Vas Veiäekaus. 5j Novelle von Annemarie v. NathusiuS. «ForNktzung.» Marie Luise sah in das Spiel der Flammen, ihre Hände lagen müßig im Schoß'. „Ganz wie frckher," dachte sie, „ganz wie in meiner Mädchenzeit, und warum ist mein Herz nicht wie damals? Warum muß ich so leiden? Warum muß ich das? Warum erniedrigt er uns?" Und ihre Gedanken wurden voll Bitter keit und Groll: „Er ist schlecht!" „Nein," sagte der alte Varnheim plötzlich und sah über die Zeitung fort zu seiner Tochter hin, „so darf das nicht weiter gehen, ich werde dem Jungen sagen, daß er die Abende gefälligst hier zu bleiben hat, und du gibst dir Mühe und bist ein bißchen lustiger!" Marie Lu se sah ihren Vater erschrocken an: „Aber Papa — warum soll denn Aurel — ich lütte dich — laß ihn doch —" und leise, aber mit fester Stimme setzte sie hinzu: „Er handelt mit meinem Einverständnis." „Was," rief der Vater, „was soll das? Bist du toll? Hier soll er fich wohl fühlen, hier ist sein Heim und nicht bei andern — und damit bist du einverstanden? Ich aber richt,* schrie er laut, „verstehst du mich?" Marie Luise war ganz blaß geworden. Ihre Augen leuchteten fieberhaft und ihre-Lippen be wegten fich tonlos. Langsam stand sie auf, ging um den Tisch zu ihrem Vater und sagte, (ich vor ihn stellend: „Papa, du wirft ihm nichts sagen — daS ist meine Sache — und wenn du es doch tust, Papa — dann — Papa — dann gehe ich fort — dann habe ich kein Heim mehr, dann gehe ich fort," und sie ging mit festen Schritten an ihm vorüber zur Tür hinaus. Auf Dornow gab man einen Ball. Marie Luise hatte fich entschlossen, zu fahren, „der Leute wegen," dachte sie. überhaupt, warum sollten die Menschen erfahren, daß es ihr nicht gleichgültig war — das alles! Sie stand in ihrem Brautkleid, das ihr Tante Jettchen als Ballkleid hatte zurecht machen lassen, vor dem hohen Spiegel ihres Ankleidezimmers und steckie einen Strauß gelber Rosen in die Spitzen des Ausschnitts. Tante Jettchen stand auf einer Fußbank und legte ihr die Perlenkette um, die mit ihrem matten Glanz so eigentümlich abstach von dem Alabaster ihres schlanken Halses. „Ach, Marie Luise," sagte Tante Jettchen und begann zu weinen, „weißt du noch deinen Hochzeitstag? Und wie alles so schön war? Ach, liebes, liebes Kind, gib doch nach! — Mach' ihn glücklicher — er leidet wie du!" Marie Luise fuhr zusammen und starrte ihr Spiegelbild an, in ihre Wangen kam ein heißes Rot. „Tante Jettchen," sagte sie leise, wie träu mend, „glaubst du, daß er leidet?* „Ja," erwiderte Tante Jettchen, „ich weiß es, ich sehe es, Marie Luise!" Marie Luise stand regungslos, ihre Lippen zuckten. „Glaubst du, daß ich hübsch bin?" sagte sie nach einer Pame, „so hübsch wie — hübscher als viele andre?" „Du siehst entzückend aus," sagte Tante Jettchen mit Überzeugung, „glaube mir, viel schöner als alle andern, die heute da sein werden." Marie Luise seufzte und schwieg. Dann hörte sie Aurels Schritte auf dem Korridor, sein Klopfen an der Tür. Tante Jettchen huschte schnell hinaus: „Ich hole deinen Pelz," rief sie noch in der Tür. Aurel trat ein, mit mädchenhafter Scheu sah Marie Luise ihrem Gatten entgegen. „Wie schön du bist," sagte Aurel und trat auf sie zu. In ihre Augen kam ein warmer, freudiger Glanz. Er umfaßte sie und preßte seine Lippen auf ihre Schulter. Sie suchte sich zu befreien; doch je mehr fie fich sträubte, je fester hielten fie seine Arme. Endlich ließ er fie loS. Marie Luise trat zum Spiegel, glättete schweratmend ihre Frisur und strich an den Falten ihres Kleides, ihre Hände zitterten. Sie fühlte fich verletzt, gedemütigt, tief ge- demütigt in all ihren neuen, schönen Gefühlen, und doch — verlangte fie nach diesen Liebes bezeugungen — fie wollte ja nichts, nichts andres — wenn er nur ihr gehörte dafür! In Dornow wurden die Gatten mit leb haftester Freundlichkeit empfangen. Marie war bald von einem Kreise Herren umgeben, ihre Tanzkarte mit vielen unleserlichen Namen ge füllt. Dann sah fie wie durch einen Nebel von Spitzen, Bändern und Blumen Frau von Dornow am Arme Aurels den Ball eröffnen. Ihr blaßrosa Tüllkleid rieselte wie eine Liebes wolke um sie her, w.e Morgentau auf Rosen- blättem schimmerten die Brillanten an ihrem Halse. Marie Luise sah und hörte nichts Vick dem, was um fie vorging, ihre Blicke suchte» immer wieder Lie elegante Erscheinung dies«« Frau, die ihr so unsaßlich dreist und reizvoll erschien in ihrer kühnen Nachlässigkeit. „So liebt er die Frauen," dachte sie, „gerade so," und langsam kroch das alth stumpfe Schmerzgefühl in ihre Seele und bohrte und Hämmerle, und die Tanzmusik und die lachende, sich drehende Menge, der Blumen duft und die leuchtende Helle erfüllten sie mit Überdruß. Die Herren, die die eigenartig«, junge Frau so entzückend gefunden hatten, ließe» fie mehr und mehr allein — eine hockmüug«, langweilige Person," flüsterte ein kleiner Husaren leutnant dem Grafen S. in das Ohr, „und tanzen kann fie auch nicht." „Ich glaube - fie liebt ihren Mai» und ist eifersüchtig," meinte der Graf, und beide Herren lachten amüsiert über den köstlich«" Spaß. Marie Luise fühlte fich bedrückt und unfrei. Si« verließ den Tanzsaal und trat in einen kleine» Erfrischungsraum. Dort setzte fie fich an el» Tischchen m eine Nische, ganz von Blattpflanz^ verdeckt, und stützte den Kopf müde in die Hand- Dann und wann kamen Leute vorüber, Marie Luise hörte Sprechen und Lachen u»» das leise Rauschen der Schleppen auf dem Boden. „Sagen Sie nur," sprach eine munter» Blondine plötzlich dicht neben ihr, „wie koon» er eigentlich zu der Frau? Die muß ih» töten! — Himmel! — Graf S. sagte mir, n° wäre zum Sterben langwellig — oder besonder» l In de» ) zurzeit fast Zahl ist no, ? Über kn Walde, der den Kassenb fach unricht Die,Franks fest: John er fich in lest ein Ver als ausgesck zog, daß er Preisen übe zum Teil bedeutenden seine gesch Ebenso unr gehören, ff Jahre 34 f ausgesührt weit über e auch stark ü lüfte der Aeranten bekommt all hindler ein aus Kross« beteiligt seii / Sin r Hildesh. A aus rüstig« Ferdinand Eehrs, der o. d. unte hoheneggels «cher Rüsts Welsen g« Leben diese ernsten Ere >st unser j blieben, der sLaft selbst drille liest seines 100 artigen Fa gesangvereii borträge. Drahtl bage sprach dortigen 6 Wartung an Landesauss drahtlos t Gesellschaft Einrichtung sernungen > Emu» Forst stürzt 'n eine es Holzhauer schwer verl< ' Der Y Am großen bahnhof mi -Wei Posttn Ait einem Dazu beme stohlene Sr besonders i nur KOO M derficherur.g die Sendur Kurde vor!« den Tätern, ""gehörten, Hauptbahn! «Pur. 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