Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 26.03.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-03-26
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190503267
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050326
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050326
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-03
- Tag 1905-03-26
-
Monat
1905-03
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 26.03.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
inbetreK M lbg. v. Brock« Mche Berück' >zenlm. Mail ; Ostpreußen sich gar n.cht Pole) wendet n und gegen ckruten in der Abg. Grasen Nwisiou dsi lach der Me Wert bezahlt i, daß sich die ganz ousge- ungenügenden sei er auch gen Verhau^ r berichten zu >. M-elcMSki Zuständen in fe aber, kein cklich dagegen in der Rrwee er Soldat, übrt darüber Mecklenburg ren unglaub- - digt die Ver- Ilanöver und nterbreiten. Landcrpa.tet) Rentier von uen Wege er» rtet, daß der ion gehandelt t. Er werde r Metz sei in lt auf Posten ert, daß die 2 mit den »sowenig die > dann noch und über die ienst gefallen abe hier auch ndigt. Auch >e auch wider nicht zurück' vom General euze beglück' t, er erinnere antisemitischer daß jüdische cht geschlagen Er habe in ehabt und er rt, daß di« r noch immer m Dienstzeit einer langen u bewundern, nnenberg !l Moses Bier Lod m Aachen e der Jrrtunl Inhaber des ldungen hier- Abg. Eick' rklärung des übew einen dieser Sach«, ern. in Berlin, ,ist, wurde Kaiserpaares „Der Prin- Sarr (Elsaß) t geworden! kaiserliches irektor über« eine Tasse w Porzellan« Halter hatte liches Glüch Eine sonderbare Znmntnnfl. Die Stadtverordneten - Versammlung zu Boppard hatten Gymnafial-Abiturienten um Bewilligung eines Zuschusses zu den Kosten des Abiturienten- Kommerses gebeten. Die jungen Leute fanden jedoch wenig Gegenliebe bei den Stadtvätern, denn diese lehnten die Eingabe einstimmig ab. Traurige Verwechselung. Ein junger, sehr beliebter Arzt in Solln bei München, Dr. Maximilian Hackl, ist kürzlich unter höchst traurigen Umständen gestorben. Er wollte, um Kopfschmerzen zu beheben, Antipyrin nehmen, dcnvechsellte dieses aber mit Morphium. Alle Versuche, ihn noch zu retten, blieben erfolglos. Das Schicksal des erst 29 jährigen Mannes, der sich durch treffliche, populärwissenschaftliche Schriften, vornehmlich aus dem Gebiet der Geisteskrankheiten einen Namen gemacht hat, wird allgemein aufs tiefste bedauert. Unter Brüdern! In Tuttweiler bei St. Johann-Saarbrücken hat Montag der Berg, mann Schreiber, der betrunken von der Muste rung nach Hause kam, seinem Bruder den Bauch aufgeschlitzt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. Ein dritter Bruder kam auf diese Schreckensnachricht herbeigeeilt, warf den Be trunkenen zu Boden, entwand ihm die Mord waffe und schritt ihm die Finger der rechten Haub ab. Nach dreizehn Jahren. In Liverpool wurde vor kurzem der Kaufmann Robert Henschel festgenommen, der sich im Jahre 1892 in Berlin und Lissa der Urkundenfälschung schuldig gemacht hatte und seitdem steckbrieflich verfolgt wurde. Er war, um sich der Strafe zu ent ziehen, damals in das Ausland entflohen. Ans Grund der hinter ihm erlassenen Steck briefe wurde er jetzt in Liverpool ermittelt und verhaftet. Der Verhaftete wurde von Kriminal beamten nach Berlin gebracht, wo er seiner Ab urteilung emgegenfieht. Der Vesuv entwickelt seit einiger Zeit erhöhte Tätigkeit. Außer Asche wirst er auch Steinblöcke aus. Der Besuch ist daher den Reisenden verboten worden. Über die Wiederherstellungsarbeite« i» Venedig wird berühret: Die vollständige Restauration der ehemaligen Bibliothek am MarkuSplatz in Venedig, die 1536 erbaut wurde und jetzt mit den neuen Prokurazien zusammen den königlichen Palast von Venedig bildet, ist jetzt begonnen worden. Die Ecke des Prächtigen Gebäudes wurde bei dem Sturz des Campanile am 14. Juli 1902 vollständig zer stört. Die Wiederherftellungsarbeiten werden auf Kosten des Königs ausgesührt. Eine neue Methode des Schmuggels wurde Freitag morgen von den Zollbeamten in Belfort entdeckt. Die Passagiere des Schnell zuges nach Chaumont sahen zu ihrem Er- staunen, wie die Lokomotive ihres Zuges auf ein Nebengleis gebracht wurde, während eine andre telegraphisch herbeordert wurde, um den Zug au seinen Bestimmungsort zu dringen. Der Tender war ganz mit geschmuggelten Waren altgefüllt. Schachteln mit Puder, Tabak in Paketen, Zigarren und Zigaretten zu Tausenden und Streichholzschachteln waren in Wachslaft eingepackt, und diesen Paketen hatte man unregelmäßige Formen gegeben, als ob es Kohlen wären. Der Lokomotivführer und der Heizer wurden verhaftet. Aus de» Wolke« gekommen, über einen „direkt aus den Wolken gekommenen Bräutigam" schreibt man aus Kopenhagen: »Der schwedische Luftschiffer und Ingenieur Dr. Fränkel, der jüngst von Stockholm mit dem Ballon „Svenska" ausstieg, ging mit diesem auf der Insel Oland nieder, wo er von einem reichen Fabrikbesitzer, der gerade seine silberne Hochzeit feierte, freundlich empfangen wurde. Die so eingeleitete Bekanntschaft wurde fort gesetzt und führte dazu, daß dieser Tage die Verlobung des aus den WolkenHerabgekommenen mit der Tochter des Fabrikanten verkündigt wurde. Dem Aussatze verfalle«. Bruder Damiau, der vor 16 Jahren auf der Aussätzigen-Jnsel Molakei starb, wo er selbst von der Krankheit ergriffen, sein Leben den Aussätzigen weihte, hat einen Nachfolger erhalten. Es ist der geistliche Bruder Serapion, ein junger belgischer Adliger, dessen Familienname van Koop ist. Er wurde vor sechs Monaten vom Aussatz be fallen und lebt jetzt im Lazarett dicht bei dem Häuschen des verstorbenen Bruders Damian. Die Arzte erklären ihn für unheilbar. Beraubung einer rumänischen Post. Von den russtfchen Grenzbehörden erhielt die Polizei in Galatz die Mitteilung, daß Freitag nacht am russischen Prut-Ufer von den Schild wachen einige verdächtige Personen überrascht worden seien, die unter Zurücklassung von mehreren Säcken die Flucht ergriffen hätten. In diesen Säcken befand sich die Post von Tulischa, sowie eine große Anzahl von rumäni- geworden ist und sich jetzt den Luxus erlauben kann, sich in England einen Landsitz zu kaufen und diesen mit Gemälden alter Meister und andern seltenen Kunstwerken zu schmücken. Es wird wohl nicht mehr lange dauern, bis er Zutritt in der „Gesellschaft" erhält, vielleicht noch ins Parlament gewählt wird oder gar Lei irgend einer passenden Gelegenheit zum Baronet gemacht wird. Das Geld und das Kunst verständnis zum Mäcenatentum scheint er ja zu besitzen. Gericktskalle. Breslau. Die Strafkammer verurteilte den Verantwortlichen Redakteur der sozialdemokratischen und Landwehr des Trains und aus den als Pferdewärter zur Reserve entlassenen Kavalle risten auf 14 Tage nach dem Manöver, 5788 Mann (560 Unteroffiziere und 5228 Gemeine), aus der Reserve der Kavallerie bezw. des Trains auf 20 Tage 972 Mann und zur Bildung von Sanitätskomvanien auf 12 bezw. 13 Tage: 1000 Mann (100 Unteroffiziere und 900 Gemeine). Diese Kopfstärken werden zu V« der Landwehr, zu "/» der Reserve ent nommen. Wird die Zahl der Unteroffiziere nicht erreicht, so kann für jeden fehlenden Unteroffizier ein Mann mehr zu Einziehung gelangen. Die Übungen finden in der Zeit von 1. April 1905 bis 31. März 1906 statt, die der Schiffahrt treibenden Mannschaften im Karte zum Rückzug der Russen aus Lharbin und Kirin. Unaufhaltsam mühen sich die russischen Heeressäulen nach Nor den, unablässig verfolgt von den nachdrängenden Japanern. Die Japaner haben bereits Tieling besetzt, die zweite und dritte russi sche Armee hatten sich hier ver einigt, und auch die Armee Lene- witsch war dazugestoßen. Hier drängten die Japaner anfangs nur schwach nach, bald aber wurde ihr Vorrücken energischer, und es wurden dann auch sehr bald zwei Divisionen aus der Man- darinenstratze bemerkt. Die Ruffen rückten mit aller Macht aus Cvar- bin, um sich wahrscheinlich hier auf der Linie Chardin-Wladiwostok festzusetzen. Bei Tieling haben die Ruffen keine Schlacht angenommen, weil jede günstige Position fehlte und sie außerdem ein enges Defilee im Rücken hatten. ,Volksmacht) Robert Albert, wegen Beleidigung des Breslauer Magistrats, insbesondere des Oberbürger meisters Dr. Bender zu 300 Alk, Geldstrafe. Las Blatt halte die vom Magistrat beantragte Bewilli gung von 30 000 Mk. für ein HochzeitSgeschenk für den Kronprinzen scharf kritisiert. Neapel. Das hiesige Tribunal verurteilte lie Angreifer deS Prinzen Johann Georg von Sachsen, und zwar dm Bauern Antorino zu zwei Atonal Gefängnis und 200 Lira Geldstrafe und Clemente Colli zu fünf Monat und 200 Lira. Winterhalbjahre. Wie die Bestimmungen ferner besagen, find die Interessen der bürgerlichen Berufskreise, namentlich die Ernteverhält nisse in den einzelnen Bezirken bei der Wahl des Zeitpunktes möglichst zu berücksichtigen. Die Gestellungsbefehle find den Einzuberufenden so früh wie möglich zu übermitteln, damit etwaige Befreiungsantrage rechtzeitig eingereicht, von den Bezirkskommandos eingehend geprüft und, sofem sie begründet, erforderlichen Falles noch rechtzeitig Ersatzmannschaften beordert werden können. Hierdurch soll die Zahl der Prozentmannschaften beschränkt werden. Neben gründlicher Wiederholung des srüher Erlernten und Festigung der Disziplin ist die Forderung der Gefechtsausbildung der Mannschaften als der wichtigste Gesichtspunkt bei der Durch führung der Übungen zu betrachten. Bei der Infanterie, den Jägern und Schützen kann auf das Schulschießen verzichtet werden, wenn die Abhaltung eines gefechtsmäßigen Schießens angängig und erwünscht ist. Auch in diesem Übungsjahre find die Übungsmannschaften der Fußtruppen und zur Übung beorderte unberittene Gemeine der Feld-Artillerie durch die Bezirks kommandos darauf aufmerksam zu machen, daß sie bei Beginn der Übung Marschstiefel aus den Truppenbeständen zum Selbstkostenpreise beziehen können. Die Stiesel gehen also nach beendeter Übung in das Eigentum des Be ziehers über. Es wird den Leuten demnach Gelegenheit geboten, für wenig Geld ein paar derbe Arbeitsstiefel zu erlangen. Oie I^rmäwekr- rmä Keferve-ÄbrmgLn 1905. t. Die diesjährigen Übungen der Landwehr und der Reserve des Landheeres werden nach den „Bestimmungen für die Übungen des Be urlaubtenstandes im Rechnungsjahre 1905" ins gesamt 200169 Mann zum Dienst in der Front heranziehen. Im vergangenen Jahre übten 202 098 Mann. Seit der Einführung der zwei jährigen Dienstzeit steigerte sich die Zahl der übenden von Jahr zu Jahr, jetzt ist sie nach authentischer Versicherung auf den Kulminations punkt angelangt und wird sich für die Zukunft in der Nähe der 200 000 halten. Von den obengenannten 200169 Mann entfallen auf: Infanterie: 160 200 Mann (16 018 Unter offiziere und 144182 Gemeine), das Jäger- korps: 3750 Mann (375 Unteroffiziere und 3375 Jäger), auf die Feldartillsrie aus ihrem Beurlaubtenftande bezw. aus der Kavallerie: 13 900 Mann (1395 Unteroffiziere und 12 505 Gemeine), auf die Fußarnllerie: 7000 Mann (703 Unteroffiziere und 6397 Gemeine), auf das Pionierkorps: 4200 Mann (417 Unter offiziere und 3783 Pioniere), auf die Eisenbahn brigade: 2180 Mann (220 Unteroffiziere und 1960 Gemeine), auf das Luftschiffsr-Balaillon 379 Mann, auf die Telegraphsntruppen: 800 Mann (79 Unteroffiziere und 721 Ge meine). Bei dem Train üben: aus der Reserve scheu Geldbriefen im Gesamtwerte von mehr als 1 Million Frank. Entweder ist die Poft von Tultscha von Wegelagerern ausgeplündert worden, oder ungetreue Postbeamte haben durch Helfershelfer die Säcke beiseite schaffen wollen. Die russischen Wachen können auf eine hohe Belohnung rechnen. Ermordung eines Deutsche« in Mexiko. In Pueblo-Mexiko ist der frühere deutsche Konsul Gustav Stein in dem Palast des vielfachen Millionärs Custolene ermordet worden. Die Ursache ist noch nicht aufgeklärt, sie ist wahrscheinlich in geschäftlichem Streit mit Custolene zu suchen, der nebst seinem Sohne verhaftet worden ist. Die Zahl der Opfer der Explosion in der Brockloner Schuhfabrik dürfte sich auf 150 Personen belaufen. Von den 400 An gestellten der Groverschen Fabrik find nur etwa 250 gerettet worden, und die bisher geborgenen 53 Leichen find furchtbar verstümmelt, so daß bisher nur 7 Tote rekognosziert werden konnten; die Versuche, die Verunglückten auf zufinden, werden ununterbrochen fortgesetzt. Dem Bürgermeister wurden 1500 Dollar für die Hinterbliebenen der bei der Katastrophe Umgekommenen zur Verfügung gestellt. Der Neger als Kunstmaee«. Die Kultur, die alle Welt beleckt, hat jetzt auch auf die Neger sich erstreckt. Das beweist die folgende Annonce in der,African World' und andern anglischen Blättern: „Ein afrikanischer Gentleman wünscht für seinen kürzlich er worbenen Landsitz einige echte Olgemätoe (sie müssen von alten Meistern sein) oder seliene Kunstwerke zu kaufen. Preis nebensächlich, so lange deren Echtheit absolut feststeht. Händler werden nicht gewünscht. Adresse, in erster Linie; Sekretär. Nr. 1 Carlton Manfions, Holland, Part Gardens. Der „afrikanische Gentleman" ist ohne Zweifel ein Neger, der, wie dies in den englischen Kolonien öfters vor kommt, durch Landverkauf oder ähnliches reich Vrmtes Allerlei. Nach seinem Geschmack. Er: „Aber, Elsa, lauter Obst hat du aus deinem neuen Hut? ... Das ist gar nicht mein Geschmack!" — Sie (spitz): „Aber ich konnte doch nicht, um mich nach deinem Geschmack zu richten — eine Gans mit Kastanien hinaufbinden!" (Modern Society' Malier sich das der c trägt den t. An den sineu ohne nd hell die Möbel be- Bolster und f dem Fuß' itet. l von Kunst , von deB Mitte deS ^enschränkeN, len Meister, n Platz ge' ?cken. ingszimmer- Königliche« mchzte, de» die Press« sie verdiente che Sümoi; iches r Jnno oel' stanzen. Erscheinung, ) der BE e Hörer A fit war A ieOperA . >efestigte M iahr alt j st und Ml Schönheit. Außerhalb der Bühne und ihrer Tätigkeit lebte sie in strengster Zurückgezogen heit. Ein alter Diener, eine weißhaarige Dienerin und zwei mächtige Bernhardiner Hunde waren ihre einzige Gesellschaft. Keinem Fremden öffneten sich die Pforten zu ihrem Tuslulum, so oft auch schon daran gepocht und Einlaß begehrt worden war. Diese strenge Abgeschlossenheit und die stolze Unnahbarkeit Leonores gaben häufig zu aller hand Spöttereien Anlaß. Wer einsam auf un- eyeichbarer Höhe steht, erregt den Neid und die Mißgunst seiner Mitmenschen und auch oft das Verlangen, ihn herabzustürzen von seiner stolzen Höhe, ihn mit Schmutz zu bewerfen, «o munkelte man auch bei Leonore Stein von Frier geheimnisvollen Vergangenheit, die sie och scheue, Fremden preiszugeben, ja, man Wie wohl noch Schlimmeres, weil man in Wahrheit nichts fand, was man ihr anhängen konnte. . Die Künstlerin selber stand hoch über allen diesen kleinlichen Angriffen. Sie ging in ihrer Jurist auf, für die sie lebte — alles andre schien keine Bedeutung sür sie zu haben. So romanhafte Vermutungen man auch «der ihre Vergangenheit machte, so kam doch dichis der Wahrheit nahe. Niemand ahnte, woher fie die Töne sür die tiefsten Leiden schaften nahm, und niemand vermutete hinter der stolzen, klaren Stirn Kämpfe und Ouaten. g, Wenn fie sich in einsamen Stunden in die Alder der Vergangenheit versenkte, wenn schmerz und Reue ihr Herz durchwühlten, dann hatte selbst die mächtige Trösterin Kunst keinen Einfluß auf ihre Stimmung. Stunden lang konnte fie dann brütend dafitzen, die Gegenwart schien tot für fie und nur die Ver gangenheit lebte. Wenn die treue Dienerin fie aus diesen Träumen weckte, dann besann sich Leonore langsam auf die Gegenwart und aui sich selbst; fie fing dann an zu spielen und zn singen und verscheuchte damit die trüben Geister. Der Mufiksalon war, wie gesagt, ihr liebster Aufenthalt. Hier übte sie ihre Partien ein und empfing den Intendanten und die wenigen be vorzugten Schülerinnen. Zu diesen letzteren gehörte Elisabeth von Ritiberg. Elisabeth war sich kühn vorgekommen, als fie zum ersten Male zu der berühmten Sänge rin ging, um sich von ihr prüfen zu lassen und sie zu bitten, sie als Schülerin auszunehmen. Sie hatte Leonore Stein auf der Bühne be wundert, und ihr jugendliches Gemüt war von Begeisterung entflammt worden. In dieser Künstlerin sah sie das Vorbild, dem sie nach streben wollte. Sie selbst hatte seit einiger Zeit Gesangunterricht und ihr Lehrer, sowie Freundinnen und alle, die sie fingen hörten, konnten ihr nicht genug Lobenswertes über den Wohlklang ihrer Stimme sagen. Sie hatte jedoch nie daran gedacht, sich dem Beruf einer Künstlerin zu widmen, bis sie Leonore Stein spielen und fingen hörte. Da erfaßte sie mit Gewalt der Gedanke: So fingen und spielen zu können, welch hohes Ziel! Sie gab diesem Gedanken zuerst nicht.Aus druck, fie kämpfte noch mit sich und den Vor mteilen ihres Standes, doch der innere Drang, Künstlerin zu werden, übertönte alles andre. Aber auch als fie in sich schon fest entschlossen war, verriet fie noch nichts von ihren Plänen. Sie bat die Eltern, man möge ihr gestatten, bei Leonore Stein Unterricht zu nehmen oder vielmehr, sich erst von ihr prüfen zu lassen. Der Vater gewährte seinem Kinde diesen Wunsch gern, in der Annahme, es handle sich um einen Zeitvertreib. So ging denn Elisabeth eines Tages in Be gleitung ihrer Mutter mit zagendem Herzen zu der Gefeierten. Sie wurden mit der stolzen Zurückhaltung und fast abweisenden Kühle empfangen, die Leonore Stein jedem Besuch gegenüber, der eine Kritik in künstlerischer Beziehung von ihr verlangte, hervorkehrte. Sie wurde so viel damit belästigt und bestürmt, sie mußte so viel Minderwertiges anhören, sie begegnete so viel Talentlofigkeit und Eitelkeit, daß man eS ihr nicht verdenken konnte, wenn fie sich einen kurzen Ton, eine vernichtende Schärfe und Offenheit im Urteil angewöhnt hatte. Elisabeth hatte schon davon gehört, und der Empfang war auch nicht dazu angetan, ihren Akut zu beleben. Als Leonore Stein sich darauf mit gleichgültiger Miene an den Flügel setzte und die junge Dame zum Singen ausforderte, da wurde ihr fast elend zumute, so daß sie ihren Entschluß, hierher gegangen zu sein, be reute. Doch sie nahm alle ihre Selbstbeherrschung zusamcken und setzte ein; zitternd entquollen die ersten Töne ihrem Munde. Doch schon im nächsten Augenblick vergaß fie ihre Umgebung; frei und frisch hallte ihr Lied durch den weiten Raum. Leonore Steins Augen hingen wie gebannt an der Sängerin, fast atemlos lauschte fie, und als Elisabeth geendet, sprang fie auf, zog fie an sich und küßte fie auf die Stirn. „Sie haben eine gottbegnadete Stimme, mein Kind, und ich werde mich glücklich schätzen, Sie meine Schülerin neunen zu dürfen." Das war mehr, als Elisabeth erwartet hatte. Sie errötete, und ein stolzes Glücksgefühl schwellte ihre Brust. Wie im Traum ging fie danach umher; sie mußte immer an Leonore Stein denken. Sehr bald nahmen die Unterrichtsstunden ihren Anfang, und Elisabeth widmete sich ihnen mit Feuereifer. Der bestrickende Wohl laut ihrer Stimme berechtigte zu den schönsten Hoffnungen, und ihre Stimme entwickelte sich bei ihrem Talent und Fleiß verhältnismäßig so schnell, daß fie bald alle ihre Mitschülerinnen überflügelt hatte. Nun erst trat Elisabeth auch dem Vater gegenüber mit ihren Plänen hervor, aber sie stieß auf den hartnäckigsten Widerstand. „Eine Rittberg zur Bühne gehen — Sängerin werden? — Nimmermehr!" hatte der Oberst erwidert und gedroht, daß der Unterricht bei Leonors Stein aushören sollte, wenn fie noch einmal mit solchen Ideen hervorträte. Der sonst so gütige Vater war hierin unerbittlich und streng, und Elisabeth sah ein, daß fie vorläufig nicht wieder mit ihren Wünschen kommen ourfte, wollte fie nicht die Gesangsstunden verlieren. S « (Fortsetzung folgt.)
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)