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Ottendorfer Zeitung. Vie „Vtten-orser Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag un> Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich? l Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inseraten bi, »»»mittag Uh». Inserate werden mit ,o Pf. fiir die Spaltzeilr berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Nr. 40. Sonntag, den 2. April 1905. 4. Jahrgang. Seitliches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrilla, April ,zo5. — Die Witterung im April dürfte sick nach Falb des jüngeren Prognose ziemlich regnerisch gestalten; nur in der Zeit vom 19. bi» 25. ist auf bessere« trockne» Wetter zu rechnen. Die Temperatur soll (wenigstens in der ersten Hälfte de» Monat») eine verhältnismäßig niedrige sein. Den 19. April bezeichnet Falb als einen kritischen Termin erster, den 4. als einen solchen zweiter Ordnung. — Bei Beginn schöner Witterung nimmt der Radlersport wieder seinen Anfang. Vielfach denken aber beim ersten Ausfahren die wenigsten daran, daß sie sich auch im Besitze einer Radsahrkarte befinden müßen. Man übersehe dies nicht und lasse sich da» nötige Ausweispapier, daß auf Verlangen jedem polizeilichen Organ vorgezeigt werden muß, gegen Erlegung der nur geringen Gebühr bei der Gemeindebehörde ausstellen. — Die endgültige Erledigung der Montignoso- Angelegenheit wird von neuem angekündigt. Wie der „Berl. Lok.-Anz." mitteilt, hielt sich d-r Berliner Rechtsanwalt Dr. Ivers fünf Tage in Florenz auf und hatte mehrere Zusammenkünfte mit dem italienischen Nechts- bkislonde der Gräfin Montignoso, Advokaten Rosadi. Hiernach hat Dr. I. in Gegenwart Rosadis eine ausgedehnte Besprechung mit der Gräfin. Nach Berlin zurückgekehrt, begab er sich zum Vortrag bei dem sächsischen Gesandten Trafen v. Hohenthal, später wurde er in Dresden vom Sta tsminister v. Metzsch und vom Justizminister Dr. Otto empfangen. Es soll Grund zu der Annahme vorhanden sein daß die ganze Angelegenheit jetzt ihr Ende finden wird, da angeblich nur noch einige Formalitäten vor Abschluß eine« endgültigen Abkommen» zu regeln sind. Die kleine Prinzessin Anna Monika werde in die Obhut d« sächsischen Hofes übergeben. — Wie muß eine Wohnung übergeben werden? Diese zeitgemäße Frage, die an- gchchts der UmzugSzeit aktuell ist, hat der döchste Gerichtshof folgendermaßen beantwortet: Wenn es in den Mietsverträgen heißt, daß der Mieter die Wohnung so zu übergeben Hobe, wie sie von ihm übernommen worden si>, so ist die» immer mit dem Zusatz zu ver stehen, soweit sie nicht durch ordnungsmäßigen Gebrauch abgenutzt oder abgewohnt ist. Der Mieter hat nur allen durch unpflegliche Be. dandlung verursachten Schaden zu ersetzen. To hat er u. a. abgerissene oder mit Schmutz t>nd Fettflecken besudelte Tapeten reparieren zu lassen; verlorene Schlüssel müßen durch neue Ergänzt werden. Dagegen hat er für ab- gelaufene Dielen, durchgebrannt» Ofenplatten, schadhafte Schlößer und Türklinken nicht auf- iukommen. Nur wenn sie durch gewaltsames "der fahrlässiges Behandeln runiert sind, muß ne der Mieter instandsetzen, Der Mieter hat die Wohnung vollkommen zu räumen und die Schlüssel dem Besitzer oder Hofmeister zu übergeben. So lange er dies nicht getan hat, nhs er den Mietsvertrag fort und muß den Mietspreis weiter bezahlen. Ferner hat der Mieter die Wohnung gereinigt, d. h. besenrein, tu übergeben - Immer wieder werden Gepäckstücke zur Beförderung der Bahn übergeben, an welchen swch alte Beklebzettel von früheren Reisen ^rührend, angebracht sind. Das reisende Publikum wolle hierauf ihr ganz besonderes , ÜMMerk richten und jede alte Bezettelung wWltig entfernen. Es kommt bei der ,' "sderung vor, daß sich der richtige Zettel "W und dann treten nur zu häufig beim j°^andensein ältere dergleichen Verschleppungen Wie unliebsam gerade Gepäckstücke ver- werden, bedarf keiner Erklärung. Es Kim ""pfohlen, dauerhafte Täfelchen, die ) ü zu haben sind, mit Adreße zu versehen und an jedes Gepäckstück zu befestigen. Mancher große Aerger würde dadurch erspart werden. Die meisten Verschleppungen von Reisegepäck werden durch mangelhafte Be zeichnung verursacht. Dresden. An hem Elbufer unterhalb der Waldschlößchen-Brauerei wird jetzt die dortige Elbbuhne ausgefüllt, wozu man für die an kommenden Schuttgeschirre auf dem bereits ausgefüllten Teile einen mit Bohlen belegten Fahrweg hergestellt hat- Ohne daß jemand etwas davon bemerkt hat, mag nun während der Mittwoch Nacht das Waßer die (Füll massen an einer Stelle de» Wege» unter den Bohlen weggespült haben, denn als am Donnerstag früh ein zweispännigeS Geschirr des Fuhrwerksbesitzers Seifert über die Stelle fuhr, gab diese nach, und der Wagen mit samt den Pferden stürzte in da» jetzt noch ziemlich hohe Waßer. Während es dem Kutscher und den dort beschäftigten Arbeitern gelang, das eine Tier zu retten, konnte das andere unter die Deichsel geraden« und daher schwerer zu befreiende Pferd, das vermutlich in dem kalten Waßer vom Schlage getroffen worden war, mit Hilfe der Feuerwehr nur tot gelandet werden. Kurze Zeit vorher war ein anderes Geschirr über die Unfallstelle gefahren, ohne daß jemand eine Veränderung an dem Fahrwege wohrgensmmen hätte. — Am Donnerstag nachmittag gegen 4 Uhr wurde auf der Hauptstraße ein etwa 4 Jahre alter Knabe von einem Wagen der elektrischen Straßenbahn Strehlen — Wald- schlößchen überfahren. Der Knabe hatte sich von der Hand des Dienstmädchens, das noch ein Kind auf dem Arme trug, losgemacht und wollte über die Straße laufen. In dem Augenblicke nahte der Wagen, riß da» Kind um und überfuhr e». Wohlfahrtspolizei war rasch zur Stelle. Hilfsbereite Leute hoben den Wagen und zogen das Kind vor, da» schwer verletzt war. Man brachte e», da e» noch schwache Lebenszeichen von sich gab, nach dem Fciedrichstädter Krankenhaus. Bei der Ankunft war es bereit» gestorben. — Die in den letzten Wochen von der Kommission zur Gründung einer Ziegel konvention unter teilweiser Mitwirkung der Dresdner Baugesellschaft geflogenen Ver handlungen haben abermals zu keinem Resultat geführt. — In den letzten Tagen ist in einigen hiesigen Wohnungen, in denen Frauen allein anwesend waren, ein Unbekannter, anscheinend Israelit, erschienen, hat sich als Beauftragter eines Dr. Josef Neubauer, Prager Straße, den es aber gar nicht gibt, ausgegeben und hat den betreffenden Personen mitgeteilt, daß sie eine Unterstützung erhalten sollen und hat auch selbst, angeblich um ihnen in ihrer momentanen bedrängten Lage zu helfen, Geld geschenke angeboten. Er gibt sich als Arzt au«, der beauftragt sei, die Frauen betreffs der zu gewährenden Unterstützung auf ihren körperlichen Zustand zu untersuchen. Dabei stellt sich aber heraus, daß er nur unlautere Absichten hegt. Da sich die Frauenspersonen gegen diese Manipulationen gesträubt haben, ist er in einem Falle, um zu seinem Ziele zu gelangen, sogar mit Anwendung von Gewalt vorgegangen. — Zur Lohnbewegung der Landschafts gärtner. Bei dem LandsckaftSgärtner Meurer hier legten am Donnerstage 19 Gehilfen und Arbeiter die Arbeit nieder. Später erfolgte mit den Inhaber der Gärtnerei eine Ver einbarung, worauf die Gehilfen die Arbeit wieder aufnahmen. — In der Freytagschen Landschaftsgärtnerei dauert jedoch der Ausstand noch fort, da die Streikenden auf ihre Forderungen beharren. — Zu mehreren Herrschaften in hiesiger Stadt ist in letzter Zeit eine unbekannte Frauensperson, etwa 45 Jahre alt und von kleiner Statur, gekommen, hat angegeben, daß ihr Ehemann al» Eisenbahnangestelltec kürzlich im Dienste tödlich verunglückt sei und daß sie ich deshalb veranlaßt sehe, Dresden zu ver laßen. Sie bittet die Herrschaften um Unter stützung, damit sie das Fahrgeld aufbringen könne. Um ihre Angabe wahrscheinlicher zu machen, erscheint sie stets in Trauerkleidern. — Nicht weniger als 8794 Wohnungen stehen gegenwärtig hier leer. Die stolzen Steinpaläste, die Sezessionswunder und Nipptischvillen sind vielfach nicht» al» leere Attrappen. Oede und unvermietet stehen sie da. Die imponierenden Faßaden verschönen zwar das Stadtbild im allgemeinen, sind aber doch nur strahlende Objekte, hinter denen sich das Gespenst des Krachs verbirgt. Cossebaude. Die Vorarbeiten zum Bau einer elektrischen Bahn Dresden—Cossebaude nehmen ihren Fortgang. Im Herbst hofft man bereits fahren zu können, wodurch auch die Besiedlung des Hochplateaus Osterberg und der Villenkolonie Oberwartha erneuten Aufschwung nehmen wird. Radeberg. Ein tödlicher Unglücksfall ereignete sich am Dienstag in Kleinwolmsdorf. Dem 16 jährigen Sohne des Gutsbesitzers Beyer gingen die Pferde durch. Hierbei wurde der bedauernswerte junge Mensch vom Wagen geschlendert und so schwer überfahren, daß er in wenigen Minuten seinen Geist aufgab. Sebnitz. Der dreifache Mörder Gierth au» Kaiserswalde bei Luckenau, welcher in der Nacht zum Montag in seiner in Sebnitz gelegenen Wohnung seine zwei Kinder und seine Ehefrau mit dem Beile erschlug und dann durch ein Fenster flüchtete, wurde am Donnerstag in dem Geburtsorte seiner Ehefrau in Gersdorf bei Berggießhübel, festgenommen und an da» Königliche Amtsgericht Pirna ab geliefert. Oberneukirch. Am Dienstag mittag schlug, dem „Sächs, Erz." zufolge, ein Pferd von einem beim Gasthof zur goldenen Krone stehenden, der Bautzner Felsenkeller-Brauerei gehörigen Geschirr, den da» fünfte Jahr in die Schule gehenden Sohn des hiesigen Guts besitzers W-rner und zwar so unglücklich, daß ihm da» Bein oberhalb de« KnieS zerschlagen wurde. Dem Geschirrführer soll nicht die Schuld an dem Unglück zugemeßen sein. Meißen. Der seit dem 31. Januar hier vermißte Kutscher, welcher ein seiner Leitung übergebenes Geschirr mit Pferden in Diera im Stiche gelaßen hatte, ist vor einigen Tagen als Leiche in der Elbe bei Paußnitz (Bezirk Belgern) aufgefunden worden. Leisnig. Am Dienatag früh brannte es im Schneidemühlengebäude der zur Aktienmühle gehörenden Ntedermühle. Da» Feuer wurde durch eine in der Reinigung der Roggenmühle arbeitende Schälmaschine, in die ein Stein oder Metallteil hineingeraten war und Funken bildung heroorgerufen hatte, veranlaßt. Die Funken zündeten in der dicht angrenzenden Staubkammmer, und da» Feuer ergriff dann die daneben stehende Schneidemühle. Zum Glück konnte da» Feuer im Hauptgebäude vom Personal rasch unterdrückt werden, sodaß nur der Dachstuhl des Schneidemühlengebäudes zerstört wurde. Ebersbach b. Frankenberg, Hier versuchte ein junger Burscht namens Frenzel seine Ge liebte zu erschießen. Das Mädchen konnte sich jedoch rechtzeitig in Sicherheit bringen. Der Bursche, der sich beim Schießen an der Hand verletzte, wurde bald darauf festgenommen und in da» Gefängnis eingeltefert. Lunzenau. Die unselige Spielerei mit Waffen hat hier zwei Opfer gefordert. Der Zigarrenarbeiter Hornauer trat an das Bett seines Kollegen Jäntke und richtete im Scherz einen Revolver auf ihn. Dabei entlud sich die Waffe und die Kugel drang dem jungen Mann in den Kopf- Au« Furcht vor den Folgen richte Hornauer die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuß in den Kvpf. Bei Jäntke konnte die Kugel durch ärztliche Hilfe entfernt werden. Leipzig. Nach beinahe achtstündiger Dauer endete die am Donnerstag unter Teilnahme von 381 Aktionären abgehaltene General versammlung der Kredit- und Sparbank mit einem glatten Siege der Verwaltung über die charf und geschloßen auftretende Aktionärgruppe Schlag. Weder dem Vorstande, noch dem Aufsichtsrate ward von den Versammelten etwas „geschenkt"; man verurteilte scharf die bedauerliche Tatsache, daß nach der 1902 er folgten angeblich durchgreifenden Sanierung des Unternehmens schon wieder eine Zu sammenlegung der Aktien im Verhältnis von 4 : 3 notwendig geworden ist, fügt« sich aber in das Unvermeidliche in der Hoffnung, daß nunmehr die Bank die erforderlichen Reserven haben wird, um jeder Krise gewachsen zu sein. Die Nachwahlen zum AufsichtSrate brachten sogar die Kandidaten der Verwaltung au» der Urne. — Unter dem Verdachte umfangreiche Wechselfälschungen verübt zu haben, wurde der Besitzer einer hiesigen Handelslehranstalt, Dr. jur. Huberti aus Würzburg, verhaftet. Ueber das Vermögen des Verhafteten ist bereit» Ende Januar Konkurs eröffnet worden. — Wegen Dienstentlassung ihres Mannes, des Amtsgerichtsdieners Nowak, stürzte sich die Gattin desselben mit ihrem 1^/, Jahr« alten Söhnchen Franz aus der vierten Etage in den Hof des Grundstücks Körnerplatz 4. Die Frau erlag den erlittenen Verletzungen während sich der Kleine schwerverletzt im Hospital btfind-!. — Nunmehr ist in der Pleiße auch der Leichnam de« früheren stud. jur. Oertel au« Werdau aufgefunden worden, welcher mit seiner Geliebten, der Wirtschafterin Mälzer, den Tod gesucht hatte. Leubsdorf Hier entstand ein größere» Schadenfeuer, durch welche» die den Guts besitzern Weichelt und Reuter gehörigen Scheunen, mit allen Erntevorräten und der gleichen gefüllt, bis zum Grunde nieder brannten. Leider ist auch der Verlust eine» Menschenleben« zu beklagen. Der hochbetagte schwerhörige Gutsbesitzer Kluge wurde, da er die ihm zugerufenen Warnungen nicht ver nahm, von einer niederstürzenden Wand so unglücklich getroffen, daß er sofort tot war. Niederplanitz. Wegen Sittlichkeits verbrechens in Haft genommen wurde ein auf dem dortigen Rittergut« in Stellung gewesener 24 Jahre alter Etallschweizer Hofmann au» Zwickau, der sich in einer größeren Anzahl von Fällen an dem 12 jährigen Mädchen dr» dortigen Oberschweizers vergangen hat. Elsterberg. Ein Raubanfall wurde Mittwoch abend auf der Straße nach Sckönbach an dem Agenten und Webermeister Pfrötzschner au» Cossengrün verübt. Der Mann wurde von zwei Burschen überfallen und seiner Bar schaft in Höhe von 50 Mark beraubt. Die Täter werden verfolgt. Plauen i. V. Der ältere der beiden inhaftierten Raubmörder Neumann, die vor einigen Wochen den Gutsbesitzer Forner au» Thoßfell ermordet haben, der Handarbeiter Eduard Neumann, hat nun gleichfalls den Staatsanwalt Rebentrost gegenüber ein um faßendes Geständnis abgelegt. Sein Neffe Hermann Neumann hatte bekanntlich schon kurz nach der Verhaftung seine Teilnahme an der Tat eingestanden. Mylau i- V. Ihren Leiden erlegen ist im Krankenstift zu Zwickau die in Mylau von einem Zuge überfahrene Ehefrau Grimm nach Amputation des einen Beine». Oelsnitz i. V. Ein Grubenunfall trug sich auf dem Eteinkohlenschachte „Deutschland" zu, indem der Bergarbeiter Mehlhorn durch hereinbrechende Kohlenmassen verschüttet und getötet wurde.