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pottrifcke kunälekau. Der rnsfisch-japanische Krieg. * Von Frieden will die russische Regie rung nichts wissen; der Zar ist, wie halbamtlic gemeldet wird, fest entschlossen, den Krieg bis zum schließlichen Siege Rußlands fortzuführen (also wahrscheinlich bis zum Nimmermehrstage) Auch der FriedenSzar wird schließlich zur besseren Einficht bekehrt werden. Vorläufig wird der Plan erwogen, eine neue Armee na«! dem Osten zu werfen. * Aus dem Kriegsschauplätze in der Man dschurei kommt es so, wie esOyama voraus- gesägt hatte: ganze Abteilungen der Mächtigen find bereits abgeschnitten, andern wird dieses Schicksal sicher noch widerfahren. Die Reste des geschlagenen Russenheeres werden in Tieling auch nicht lange Ruhe haben; auch werden ihnen Munition und Nahmngsmittel knapp werden. Kuropatkin hat bisher so ziemlich die Hälfte seinesHeereSeingebüßt. Er hat seinen Abschied erbeten. Seinen Truppen bleibt nur noch — wenn überhaupt weitergekämpft wird — der Rückzug nach Charbin offen. Das ist die Basts der russischen Stellung, der Knotenpunkt der sibi rischen Rahn, die sich hier in zwei Zweige gabelt: der eine nach Wladiwostok, der andre nach Niutschwang. Charbin ist stark befestigt und in den letzten Monaten ist dafür noch sehr viel getan worden. Aber Tieling ist von Charbin so weit entfernt, wie München von Berlin, und Heerstraßen gibt es nicht und erfahrungsgemäß schwindet nach fortgesetzten Mißerfolgen auch endlich die Tapferkeit, Treue und Willigkeit der Truppen. *Jn den Kämpfen bei Mulden haben die Russen bisher mehr als ein Drittel ihres Heeres eingebüßt. Sie haben sämtliche schweren Geschütze stehen lassen müssen; außerdem ist ihr Haupt vorratslager bei Sujatun (südlich von Mukden) unversehrt in die Hände der Japaner gefallen. 200000 Granaten, 25 Millionen Patronen, ferner weitere enorme Vorräte, darunter eine Million Brote, 150 Millionen Portionen Pferde- futter, Material für 46 Meilen Sekuw-ärbahn und riesige Futtervorräte find die Beute Oyamas. *Der japanische Kriegsminister Teraucbi hat dem Marschall Oyama, den Offi zieren und Mannschaften telegraphisch seinen Glückwunsch zu dem Siege aus- gesprochen. In seiner Antwort schreibt Oyama den Erfolg dem Kaiser sowie der Unerschrocken heit und Tapferkeit der Offiziere und Mann schaften zu. *Mit der Abberufung Kuropat kin s hat sich nach einer Pariser Meldung aus Petersburg der große Kriegsrat am Freitag beschäftigt. General Dragomirow entschuldigte sein Fernbleiben damit, daß er wegen seiner offenkundigen Feindschaft mit Kuropatkin an einer Abstimmung über dessen Abberufung sich nicht beteiligen wollte. Als Nachfolger Kuropatkins wird wiederum Großfürst Nikolai genannt. Der Kriegsrat beschloß die Bestellung von einer Million Schrapnells in Hull, um damit anzu kündigen, daß der Krieg fortdanere. * Aus Tokio wird berichtet, die japanische Regierung, durch den neuen Sieg ermutigt, be absichtigt demnächst eine neue japanische Anleihe in London und New Jork und wahr scheinlich auch in Paris und Berlin aufzu nehmen. * * * Tie revolutionäre Bewegung in Rußland. ^*Jm Hinblick auf die Wahrung der staat lichen Ordnung ist eine amtliche Kundmachung ergangen, diefürAufhetzungderBauern bei Versammlungen in den Dörfern gegen die für die Bauernselbstverwaltung bestehenden Gesetze und andre Regisrungsordnungen Geld- strafen bis 500 Rubel oder Arrest bis zu drei Monaten androht. *Jm Petersburger Hotel Bristol explodierte eine Bombe und tötete den Hotelier. Das Geschoß war zweifellos für einen andern bestimmt und hat sich durch einen unglücklichen Zufall von selbst entzündet. * Die Lage in Warschau ist nach wie vor außerordentlich schwierig. Das Gesindel terrorisiert die Bevölkerung. Hausbesitzer er halten Drohbriefe mit der Forderung, die Mieten herabzusetzen; selbst bedeutenderen Firmen wird es bei der ungünstigen wirt schaftlichen Lage schwer, die Miete zu entrichten. * * Deutschland. * Kaiser Wilhelm richtete an den Prinz- Regenten von Bayern ein Handschreiben, in dem er ihm anläßlich des Tages, an dem er vor 70 Jahren in den Militärdienst eingetreten ist, die wärmsten Glückwünsche ausspricht. * Bei der Mittelmeerfahrt des Kaisers ist der Besuch von Gibraltar auf den 30. März festgesetzt. Ein zweites englisches Geschwader ist dort eingetroffen, das sich mit dem atlantischen Geschwader vereinigen wird. Es werden große Vorbereitungen zu einem würdigen Empfange getroffen. * In Verbindung mit den neuen Handels verträgen steht eine Vorlage, die die Grenzsperren betrifft und dem Reichstage voraussichtlich noch in dieser Session zugehen wird.- Es war bisher die Aufgabe der Regierungspräsidenten in den Grenzbezirken, die Grenzen gegen Seuchengefahr zu sperren bezw. die Sperre wieder aufzuheben nach Er löschen der Seuchen. In Zukunft soll die Befugnis einer Zentralinstanz behufs einheit licher Durchführung der Sperrmaßregeln über tragen werden. Weiter wird eine Novelle zum Reichs-Viehseuchengesetz vorbereitet, die auch die Tuberkulose in den Kreis der zu be kämpfenden Tierkrankheiten einbezieht und außerdem bestimmt ist, auf dem Gebiete der Rechtsprechung Klarheit zu schaffen über die Auslegung verschiedener Bestimmungen hinsicht lich der Maul- und Klauenseuche. * Die Regierung beginnt nun die Reichs- sinanzreform energisch vorzubereiten. Die Uuansschiebbarkeit dieser Re-orm wurde bereits seit langem mit Nachdruck betont. Ersparungen und Reformen müssen Hand in Hand gehen und auch die angeblich so unbedeutenden Be träge, die zu ersparen find, dürfen nicht unter schätzt werden. Bei einem Defizit von min destens 70 Mill. Mk. und einer Reichsschuld von mehr als drei Milliarden, für deren Tilgung noch gar nichts vorgekehrt ist, müßte freilich zu einer ganz gründlichen und schleunigen Reform gegriffen werden. *Jn der Angelegenheit deS sog. Militär- Verbots ist das Generalkommando des 12. Armee korps in Sachsen den Saalinhabern erneut ent gegengekommen. ES soll in Zukunft an dem Tage, an dem eine sozialdemokratische Versammlung in einem Lokale stattfindet, mindestens eine Stunde vor dem VersammlnngSbeginn ein Plakat an dem Saaleingange und an den Eingängen zu den Nebenräumen durch den Lokalinhaber angebracht werden und so lange hängen bleiben, bis an diesem Tage das Lokal geschloffen wird. Auch hat der Lokalinhaber Militärpsrsonen, die trotz des Plakates das Lokal betreten wollen, auf das Verbot auf merksam zu machen. Das Plakat hat in deutlich esbarer Schrift die Worte: „Versammlung! Heute ür Militär verboten I" zu enthalten. Ein Lokal- nhaber, der sich diesen Verpflichtungen nicht unter wirft, soll dann allerdings die Verhängung des dauernden Militärverbots zu gewärtigen haben; ein tagewetseS Verbot wird überhaupt nicht mehr ver hängt werden. Das Militär erhält eine besondere Belehrung über das neue Verfahren. * General v. Trotha hat, wie der ,Ostpr. Ztg/ telegraphiert wird, den Wunsch geäußert, aus dem Schutzgebiet abberufen zu werden. — Dieser Wunsch ist begreiflich. Ein General indet bei den Jagden auf die Hereros kaum ein hm zusagendes Arbeitsfeld. Holland. *Da eine Reihe neuer Handelsver- räge die Bestimmung aufstellt, daß die Streitigkeiten über Anwendung der Verträge durch den Haager Schieds- gerrchtshof entschieden werden sollen, gab die Internationale Grupps für Schiedsgerichte bei den Ministern auswärtiger Angelegenheiten in Anregung, die Staaten möchten zur Ver meidung von Streitigkeiten ständige Unter ¬ suchungskommissionen ernennen, die von Fall zu Fall einberufen würeen. Schweden-Norwegen. * Das neue norwegische Ministe ri um ist endgültig ernannt. Jus äem Keickstage. Der Reichstag setzte am 11. d. die zweite Be ratung des Etats des ReichSamts des Innern fort. Im Vordergrund der Debatte stand die Polemik des Abg. Zubeil (soz.) gegen den Abg. Mugdan (frs. Vp.) in Sachen des Krankenkassenkonflikts mit den Ärzten. Als Abg. Zubeil ausführte, daß man von einem Manne, der seinen Glauben wechselt wie man ein schmutziges Hemd wechselt, nicht erwarten könne, daß er der Wahrheit die Ehre gebe, wurde er zur Ord nung gerufen. Abg. Mugdan wies die Angriffe des Vorredners zurück. An der Debatte beteiligten sich noch die Abgg. Stadthagen (soz.), v. Dirksen (srei- kons.) und v. Mielczynski (Pole). Nachdem der Titel „Staatssekretär" bewilligt war, vertagte sich das Haus. Am 13. d. wird die zweite Beratung desEtatS des Reichsamt des Innern beim Titel „Bundesamt für das Heimatwesen" fortgesetzt. Abg. Schickert (kons.) regt die Revision deS Gesetzes über den Unterstützungswohnsitz an, da die Lasten jetzt für die Gemeinden zu ungleich ver teilt seien. Staatssekretär Graf Posadowsky erwidert, daß dem Reichstag demnächst eine Novelle hierüber zugehen werde, da sich die Verhältnisse gänzlich ge ändert hätten. Beim Titel „Statistisches Amt" wünscht Abg. Erzberger (Zlr.) eine anderweite Auf stellung der Streikstatistik. Abg. Potthof (frs. Vgg.) beklagt, daß der Präsident des Statistischen Amtes seinen Beamten verboten habe, ihre Arbeiten ohne seine Zustimmung zu veröffentlichen. Staatssekretär Graf v. Posadowsky erklärt dies für notwendig, da die statistischen Arbeiten auf Kosten des Reiches hergestellt würden. Abg. Mugdan (fr. Vp.) spricht den Wunsch aus, daß bei der nächsten Berufs- und Gewcrbe- zählung der Stand deS Vaters und des Ehemannes bei Waisen und Witwen hinzugefügt werde, um Grundlagen für die Witwen- und Waisenverficherung zu schaffen. Abg. Goth ein (fr. Vgg.) fragt, ob es wahr i sei, daß das Statistische Amt beauftragt werde, Material in einer bestimmten Richtung zu beschaffen, z. B. um die Notlage des Großgrundbesitzes zu beweisen. Staatssekretär Graf v. Posadowsky verneint das entschieden. Das Statistische Amt dient keiner privaten Erwerbsgruppe, sondern lediglich ganz objektiven Zwecken. — Die Anregung deS Abg. Mugdan bezüglich der Witwen und Waisen werde geprüft werden. Beim Kapitel „Reichsgesundheitsamt" verlangt Abg. Baumann (Zentr.) ein Gesetz über die einheitliche Regelung des Verkehrs mit NahrungS- und Genußmitieln und namentlich eine scharfe Kon trolle der Weinbchandlung. Abg. Schellhorn (nat.-lib.) stimmt deck Vor redner zu, unter Darlegung der Wünsche der württem- bergischen Weinbauern. Abg. Sartorius (frs. Vp.) bittet, die Lage der Weinbauern auch nicht zu übertreiben. Das ver floßene Jahx sei ein ganz vorzügliches gewesen und biete keinen Grund zur Klage. Abg. Blankenhorn (nat.-lib.) ist der Ansicht, daß das Weingesetz ganz günstig gewirkt Habs und deshalb zurzeit kein ausreichender Grund zu schweren Klagen der Weinbauern borliege. Staatssekretär Graf Posadowsky erwidert, er habe schon dem Preuß. Medizinalminister den Entwurf eines Nahrungsmittelgesetzes zugehen lassen. Dieser habe ihn zur Begutachtung an die Regie rungspräsidenten gesandt. Die badische Regierung habe die Kellerkontrolle auf Grund eines Reichsge- setzeS bereits angeregt. Im übrigen empfehle er, die deutschen Weme hier nicht allzu schlecht zu machen. Abg. Rettich (kons.) findet, daß in allen deutschen Staaten mit Ausnahme Bayerns zu wenig für die Nahrungsmittelkontrolle geschehe. Abg. Müller -Meiningen (frs. Vp.) hat folgen den Antrag eingebracht: „Der Herr Reichskanzler möge dafür Sorge tragen, daß baldigst der Verkauf von Heilmitteln, deren Zusammensetzung geheim ge halten wird (sog. Geheimmittel) und dis Ankündi gung derselben durch die Presse einheitlich für das Deutsche Reich auf dem Wege der Gesetzgebung ge regelt werden." Redner sagt in der Begründung, der V rordnungsweg habe sich nicht bewährt und eine Schwindelcndustric hervorgerufen, anderseits den Redakteur einer Zeitung für Dinge verantwortlich gemacht, die ihn nichts angehen. Hier müsse ein Gesetz eingreifen. Abg. Nacken (Zentr.) bittet den Herrn Staati« sekretär um ein Verbot der Bleifarben-Verwendung. Er möge auch hier der Lokomotivführer eines sozial« politischen Sanitätszuges sein. Staatssekretär Graf Posadowsky teilt mit, daß bereits ein Gesetzentwurf über die Bleifarben« Verwendung ausgearbeitet sei. — Was das Geheim« mittelwesen anlange, so habe die Bundesratsver ordnung bisher günstig gewirkt. Das Reichs« Gesundheitsamt verfolge diese Angelegenheit sorgsam weiter, um bald eine möglichste Einheitlichkeit in den deutschen Bundesstaaten zu erzielen. Abg. Mugdan (frs. Vp.) wünscht, daß man mit der Befreiung der jungen Mediziner vom prak tischen Jahre liberaler verfahre. Abg. Scheidemann (soz.) klagt über die Verunreinigung der Flüsse durch die Abwässer der Fabriken, namentlich die Elbe sei derartig verseucht, daß die Fischerei ernstlich darunter zu leiben habe. Staatssekretär Graf Posadowsky weist nach, daß von 1049 Gesuchen um Befreiung von de« praktischen Jahr 1020 bewilligt worden seien- Außerdem hätten sich viele Krankenanstalten bereit erklärt, die jungen Mediziner 1 Fahr unentgeltlich in Kost und LogiS zu nehmen. Bei der Verun reinigung der Flußläufe bandle es sich nicht bloß um Fäkalien, sondern um Chemikalien, wodurch die Bekämpfung äußerst erschwert werde. Es ständen sich hier die Interessen der Fischer und der Industrie gegenüber, der Bundesrat bemühe sich aber, in seiner Verordnung alles gerecht zu erwägen. Auch die TyphuLstationen hätten sich sehr bewährt. Abg. Frölich (Antis.) wendet sich gegen den Impfzwang, zum mindesten müsse die animalische Lymphe gesetzlich festgelegt werden. Staatssekretär Graf Posadowsky erwidert, es werde weiter geimpft, und zwar ausschließlich mit animalischer Lymphe. - Hierauf werden die Resoluttonen Müller- Meiningen und Baumann angenommen, deSgl. daS Kapitel „Reichsgesundheitsami" und noch das Kapitel „Biologifche Anstalt". Die weitere Beratung wird vertagt. Von unä fern. Die Tollwut unter Hunden, Katzen usw. grassiert gegenwärtig in Deutschland in er schreckender Weise. Noch nie zuvor find so viel Tollwutfälle zu verzeichnen gewesen, wie gerade jetzt. Aus diesem Grunde ist auch die Zahl der von tollwütigen Tieren gebissenen Per sonen und deren Überführung nach der Toll wutschutzstation in Berlin ungemein groß. Wie eine amtliche Statistik angibt, war Anfang dieses Monats in nicht weniger als 34 Bezirken des Deutschen Reiches die Hundesperre wegen Tollwutgefahr verhängt, davon in einzelnen Bezirken schon seit Jahr und Tag. Haupt sächlich tritt die Tollwut unter den Tieren an den Grenzen in Oberschlefien, Posen und der Rheinprovinz nach Holland zu auf. Raubanfall am Bahnhof Friedrich straße. Erst wenige Wochen find seit dem räuberischen Überfall auf die Fahrkartenver« käuserin am Untergrundbahnhof Zoologischer Garten in Berlin vergangen und schon wieder ist ein derartiger Kassenraub, diesmal glück licherweise ohne böse Folgen, versucht worden. Am 11. d. in früher Morgenstunde näherte fich ein Mensch dem Fahrkartenschalter 1 der Ostbahn am Bahnhof Friedrichstraße, wo die Fahrkartenverkäuferin Fräulein Hoge Dienst hatte. Während fich die junge Dame inner halb des Schalterraumes auf einen Augenblick umwandte, versuchte der Räuber durch das ge öffnete Schalterfenster hindurch das Zahlbrett an fich zu reißen, auf dem etwa 200 Mark in Silbergeld und Rollen aufgezählt waren. Die Verkäuferin stürzte fich sofort auf das schon fast heransgezogene Brett und schlug dem Angreifer auf die Hand, so daß das Geld herunterfiel und im Schaltervorraum umherrollte. Der Räuber wurde verhaftet. Bei einem Einbruch in ein Schauklokal in der Schönhauser Allee in Berlin hat ein Kellner Ramm einen Knaben durch Messer stiche getötet und dessen Schwester schwer ver letzt, als die beiden durch ihr Geschrei den Einbrecher bei der Beraubung der Kasse störten. Es ist ihm zwar gelungen, unter Mitnahme von etwa 75 Mk. zu entfliehen, doch hofft die Kriminalpolizei, des Täters bald habhaft zu werden, der sich wahrscheinlich noch in Berlin aushält. Eire Kolonie Berlins i Deserteur sammen, waren. 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Marie Luise sah die fallenden Tropfen und hörte den schweren Atem, fie fühlte das Wunder, das fie noch eben verleugnet hatte, kommen — wie mußte er leiden, wenn er weinte l — Und Mitleid und Wehmut erstickten jede andre Regung ihres Herzens. „Aurel," sagte fie weich, „liebst du fie denn nicht mehr als mich? Willst du nicht frei sein ? — Du bist frei — Aurel!" Da stand er auf und kniete vor ihr nieder und legte seinen Kops in ihren Schoß: „Ich liebe nur dich, Marie Luise." Die Christrosen blühten im HeidehauS; trotz aller Trauer, die über ihm lag, und der Weih nachtsbaum erstrahlte durch die schneewirbelnde, segensreiche Winternacht. Tastend ging Marie Luise das neue Leben und gläubig faltete fie die Hände. Aber es war nicht mehr der Märchenglaube ihrer Mädchenjahre, die Gewiß heit höchsten, seligsten Glücks; es lag ein weihe- voller Schatten müder Erkenntnis über ihrem ganzen Wesen und der tiefe Verlust brannte täglich neu und schmerzend. Still und einsam ging das Leben dahin; die weißen Flocken begruben das Heidehaus. Aurel kämpfte und litt. Er ging am Morgen mit der blassen Frau die traurigen Gänge zum Nischen Grab, und am Abend versuchte er, aus irgend einem Buche vorzulesen, aber er fühlte, daß er sie damit nicht zerstreuen konnte, daß ihre schmerzvollen Gedanken anderswo weilten. Schlug er eine Schlittenpartie vor, so lehnte sie gewöhnlich ab, und entschloß fie fich, mit zu kommen, so war es eine traurige Fahrt durch das glitzernde, ausgestorbene Land. Aurel ertrug alles mit Langmut und hoffte auf bessere Tage; er schleppte die Fesseln des Winters außen und innen und sah im Geiste den Sommer kommen. Aber der Sommer kam nicht, der Winter schien kein Ende nehmen zu wollen. An einem späten Nachmittag läuteten Schlittenglocken auf der Rampe des Heidehauses. Frau von Domow hatte, trotz der ihr wider fahrenen Beleidigungen, den Weg zum Hause dessen gemacht, der ihr Sinnen und Denken war. Die Unterhaltung schleppte fich hin, müh sam versuchte man die trennenden Lücken zu füllen, harmonierende Saiten anzuschlagen. Marie Luise schien zu Eis erstarrt, und Aurel bemühte sich, nicht wieder durch besondere Liebenswürdigkeit ihr Mißtrauen zu wecken; Herr von Dornow war noch erfüllt von den Erinnerungen des Trauertages. Seine Frau beschlich ein mutloses Gefühl unter diesem lähmenden Schweigen, fie war beinahe den Tränen nahe, und je näher fie dem Abschied kam, je verzweifelter wurde ihre Stimmung. Sie wollte halten, fesseln, zurückerobern! Aurel zeigte ihr ein Bild des alten Varn- heim, welches er seiner Frau geschenkt und das sie zu sehen gewünscht. Sie hatten dazu in Marie Luises Boudoir gehen müssen und waren allein. Er hatte die Lampe auf den Tisch ge stellt und suchte auf dem Schreibtisch die Photographie, nach der das Bild gemalt wor den war. „Aurel — lieber Freund," klang es da so weich zu ihm herüber, als bewege Frühlings wind die schwere Lüft des düsteren Raumes: „Warum kommen Sie nicht mehr?" Er wandte sich hastig zu ihr, er sah ihre ausgestreckten Hände, die tränenden Augen, das wehmütige Lächeln um den reizenden Mund. „Gnädige Frau," sagte er und stockte. „Warum fliehen Sie mich? — Warum?" Ihre Stimme erstickte in Schluchzen. Aurel fühlte fich zurückgestoßen durch dieses gewaltsame Vorgehen und er wurde kalt; aber seine Ritterlichkeit verbot ihm jede Schroffheit, auch fühlte er fich einen Moment geschmeichelt durch die Liebe dieser schönen, gefeierten Frau; herzlicher als er fühlte, ergriff er ihre Hände: „Gnädige Frau, ich danke Ihnen — ich danke für Ihre freundlichen Worte — ich komme bald wieder," und er seufzte und strich fich nervös über seine Stirn, „ja," setzte er plötzlich aus echter Regung hinzu, „ich sebne mich auch wieder nach etwas Sonnenschein," und er küßte ihre Hände, und ihre Tränen versiegten. Da war es ihnen, als rauschten Frauen kleider, als bewegte sich die Portiere zur Neben tür — sie fuhren zusammen wie zwei ertappte Kinder, und Aurel nahm hastig die Lampe vom Tisch und leuchtete in das Dunkel des nächsten Raumes. Im Wohnzimmer trafen fie den Diener, der ihnen meldete, daß die gnädige Frau und Herr von Dornow schon vorausge gangen feien zum Speisesaal, da das Nacht mahl serviert sei. Bei Tisch war Frau v. Dornow von alter, übersprudelnder Lustigkeit, so daß ihr Mann fie ganz erstaunt betrachtete, „alb ob fie einen Sieg zu verzeichnen hätte," dachte er, und sah aus Aurel, aber der saß so abseits von dieser Lustigkeit und schien in schwere Gedanken ver tieft, die ihm kaum einen Moment für die Wirklichkeit frei ließen. Marie Luise saß da mit einem starken Zug um den Mund, als habe fie den Weg gefunden — den einzigen — end lich! — Sie hob ihr Glas und sagte, sich gegen Aurel wendend: „Ich trinke auf unser aller Glück und Ruhe!" „Bravo!" fiel Dornow ein und hob sein Glas und ließ es an das ihre klingen. Nach Tisch ging Marie Luise unaufgefordert zum Flügel und spielte — es waren Melodien, verträumt, zerfließend, wie eine ferne Sehnsucht klang es, die immer näher kam und endlich mit ihrem Schluchzen den ganzen Raum erfüllte. Als die Dornows die Heimfahrt antraten, begleitete Aurel sie auf die Rampe; dann sah er noch eine Weile dem im Schneewirbel da hinfahrenden Schlitten nach — seine Gedanken waren bei Marie Luise: „Wie verwandelt sie ist," dachte er, „und ob nun die Sonnentage für das Heidehaus kommen?" Endlich trat er fröstelnd zurück in das Haus. Marie Luise hatte ihn vom Fenster aus beobachtet, ihr HeH erbebte nicht mehr, ihr Sinn war starr — „ach, sagte fie leise, „wie er fie liebt." Als t seine Sch Tisch un Aurel tr kästelnd, Luise sah Kopf, fie »»es fiel «achen , Boden: , Marie »Und es . Der ! Läden kre und trieb . »Schr Mie dur 'eicht vers 2 Marie "e frästet N -Ach Armen!" Aurel »Wollen! plötzlich v Zückte de „Gute . ,Er stt lester. — N. sch Ke am - Mnen li hegten lHckerzlich igelnd j