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Die „Dttrndorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen l,20 Mark. Annahme von Inseraten bis vormittag so Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Lokalzeitung für d-e Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Woritzdorr und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Lür die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 34. Sonntag, den 19. Mär; 1905. 4. Jahrgang. Oertlrchrs und Sächsisches. Gttendorf-Vkrilla, s8. März sgoz — Am Bußtage, der in diesem Jahre auf den 22. März fällt, und auch am Vorabend des Bußtages sind Tanzbelustigungen, auch Privatbälle, selbst in Lokalen geschloßener Gesellschaften und in Privathäusern, ferner die Abhaltung von Konzertmusiken und anderer, namentlich mit Musikbegleitung ver bundener geräuschvoller Vergnügungen an öffentlichen Orten verboten. Am Bußtag ist auch die Aufführung theatralischer Vorstellungen nicht gestattet. Ernste Theaterstücke und Musikstücke gleichen Charakters können am Vorabend des Bußtages aufgeführt werden. Oeffentliche Versammlungen aller Art, die Versammlungen von Innungen und anderer Genossenschaften dürfen am Bußtage nicht ab gehalten werden, und müßen am Vorabend des Bußtages um 12 Uhr nachts beendet sein. Am Bußtage und dessen Vorabend ist ferner die Abhaltung und Ankündigung der von Gast- und Schankwirten besonders dem Ver gnügen gewidmeter Veranstaltungen, wie Schlachtfeste, Schmause, Skatturniere, Bockbier- ÜuSschänke und dergleichen nicht gestattet, auch sind am Bußtage Schaustellen, öffentliche Aus- und Umzüge, Vogel- und Scheibenschießen Und Schießübungen verboten. — Vorsicht beim Einkauf von Kartoffeln. Man schreibt der „L. Z": Aus Belgien werden jetzt ganz enorme Maßen von Speise kartoffeln nach Deutschland eingeführt. Die Ware ist — äußerlich betrachtet — gewiß sehr schön und besticht durch ihr gefälliges Aus sehen. Es gibt nun aber in Belgien ganz große Provinzen in welchem speziell die allgemein bekannte Sorte waZnum bonum zum allergrößten Teile inwendig mehr ode: Wenig „rostig" oder „stippig" ist. Das ist dann die Sekunda-Qualität, welche die Belgier selbst nicht eßen. „Rostig" oder „stippig" ist die bekannte fatale Krankheit, welche schon bei der Ernte im Innern der Knolle vorhanden, aber durch keinerlei äußeres Merkmal sich ver rät. Erst wenn Man eine größere Anzahl Knollen der Länge nach mitten durchschneidet, wird dieser Defekt erkennbar. Nach dem Kochen, beim Eßen findet man ihn sicher, dann aber freilich zu spät. Sind solche Knollen nun innen total rostig, dann sind sie zu menschlichem Genuß nicht geeignet. Darum Vorsicht beim Einkauf! Die Ursache dieser Krankheitsform ist nur darauf zurückzuführen, daß die Kartoffeln bei der Aussaat auf Felder kommen, auf welchem kurz vorher eine Schafherde im Pferch gestanden hat, oder auf Acker, welcher mit künstlichem Dünger frisch gedüngt ist, wodurch der aus der Knolle herausbrechende frische Keim von der Schärfe de» Düngers braun geätzt, d. h. „verbrannt" wird, und so wächst dann dieser schmutzig-rostig- braune Defekt naturgemäß in da» Innere der Knolle hinein und macht sie ungenießbar- Diese Ursachen sollten aber auch unsere deutschen Landwirte beachten und vermeiden, denn auch in Deutschland kommt diese Rost krankheit der Kartoffelknollen viel zu häufig vor, und da» Schlimmste dabei ist, daß man sie äußerlich nicht erkennen kann. — Vom 1- Mai d. I. ab erhält die Ver kehrsstelle Oelsnitz im Erzgebirge Haltepunkt die Bezeichnung „Mittelölsnitz i. Erzgebirge" öle jetzige Verkehrsstelle Oelsnitz i- Erzgeb. Bahnhof wird dann ohne nähere Bezeichnung „Oelsnitz im Erzgeb." heißen. Ferner wir die Station Hohnstein b. Schandau den Namen »Hohenstein (Sächs. Schweiz)" führen. Die neue Schreibweise O statt Oe, z, B- Öderan, OlSnitz i V-, re. kommt künftig bei den Stationsbezeichnungen allgemein zur An- Wengung, Seifersdorf. Als stellvertretender Guts- vv steher für den selbständigen Gutsbezir -nfersdotf ist der Oekonomie-Jnspeklor Herr Heinrich Anton Karl Max Müller in Pflicht genommen worden. Gommlitz. Herr Gutsbesitzer und Gemeinde ältester Johann Karl Behrisch ist als Gerichts chöppe für Gommlitz in Pflicht genommen worden. Dresdeu. Von einem hiesigen Aushilfs- ellner wurde von Freiberg aus gegenüber dem „Stadtwaldschlößchens" ein frecher Schwindel ausgeführt. Er hatte dort nachts ein Portemonnai mit 30 Mark Inhalt gefunden und lieferte das Fundobjekt am Büffet ab. Am anderen Tage begab er sich nach Freiberg und verlangte von dort aus das Portemonnaie telegraphisch. Da seine Angaben richtig waren, wurde ihm das Geld richtig zugesandt. Seine Verhaftung erfolgte aber ebenso schnell- Dresden. Die Dresdner Bäckergesellen ind in eine Lohnbewegung eingetreten die von )em sozialdemokratischen deutschen Bäcker verband, der hier etwa 350 Mitglieder zählt, n die Wege geleitet worden ist. Außer auf die allgemeine Lohnaufbesserung richten sich die Forderungen auf folgendes: Abschaffung des Kost- und Logiswesens, Gewährung je eines freien Tages an den drei hohen Festen unter Fortbezahlung des Lohnes, sowie aufi Ein führung eines paritätischen Arbeitsnachweises mit alljährlich vorzunehmenden öffentlichen Wahlen dec Stellenvermittler. — Das bekannte Etablißement „Stadt München", früher „Zum Frosch", auf der Zahnsgasse ist im Konkurs. Der Wirt des selben, Georg Zeißner, der vor kurzem schon von sich reden machte, indem er plötzlich v>r- reiste, ohne irgendwelche Dispositionen zu hinterlaßen; sodaß die Lokalleitung von dem Bierausgeber übernommen werden mußte, ist verhaftet worden. Veranlaßung hierzu war eine Anzeige der Eberlbcauerei, wonach sich Genannter sehr bedeutende Unregelmäßigkeiten bei der Abrechnung mit jener hatte zu Schulden kommen laßen. — Die gestern Nachmittag vor der Vl. Strafkammer des hiesigen königl- Land gerichts begonnene Verhandlung gegen den Geschäftsreisenden Heinrich Julius Albert Wallmann, den Kellner Otto Rudolf Hermann Wilhelm Dupke und den Hausdiener Otto Rogahn, sämtlich zuletzt in Berlin aufhältig, sowie gegen den Hauptmann a. D-, vormaligen Standesbeamten und RatSaßessor Dr. Paul Benedictus Gustav Ackermann aus Dresden wegen Erpreßung beziehentlich Sittlichkeits vergehens, worüber wir bereits berichtet haben, konnte erst abends nach 8 Uhr zu Ende ge führt werden. Nach dem Ergebnisse der nicht öffentlichen Beweisaufnahme wurden die An geklagten für schuldig erkannt Und deshalb Wallmann wegen versuchter Erpreßung zu 2 Jahren 1 Monat Gefängnis und 5 jährigen Ehrenrechtsverlust, Dupke wegen vollendeter und versuchter Erpreßung zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und 5 jährigen Ehrenrechtsverlust, Rogahn wegen versuchter Erpreßung und Sittlichkeitsvergehen zu 1 Jahr 2 Monaten Gefängnis und 5 jährigen Ehrenrechtsverlust, sowie Dr. Ackermann wegen Sittlichkeits vergehens zu 2 Monaten Gefängnis, die als verbüßt gelten, verurteilt. Dr. Ackermann wurde aus der Haft entlaßen. Meißen. Die Zentcalisationsbestrebungen, die überall in unserem öffentlichen Leben erkennbar sind, haben 1896 zur Gründung eines Sächsischen Keglerbundes geführt, der alljährlich eine Bundesversammlung mit einem Bundeskegelfest abhält. Diese Feste sind bisher in Dresden, Chemnitz, Radeberg, Leipzig, Bautzen, jOelsnitz i. V., Döbeln und dann abermals in Chemnitz abgehalten worden. Das diesjährige (9.) Sächsische Bundeskegelfest wird vom 22. bis 26. Juli in Meißen ab- gehalken. Es ist dies eine günstige Gelegenheit zum Anschluß für die dem Bunde noch fern stehenden Klubs. Anfragen und Anmeldungen sind zu richten für Meißen an den Vorsitzenden Stadtverordneten Drechslermeister Scharnhorst, ür das andere Sachsen an den Bundes- vorsitzenden Herrn Paul Sala in Dresden, Königsbrücker Straße 69. — Nach dem nunmehr endgiltig vorliegenden Programm für den Besuch der Stadt Meißen durch Se. Maj. den König am kommenden Dienstag wird der Monarch gegen 2 Uhr auf dem Bahnhofe Meißen eintreffen. Hier findet großer Empfang statt. Vom Bahnhofe begibt ich Seine Majestät nach dem Rathause zur Entgegennahme einer Huldigung durch die lädtischen Kollegien Meißens. Die Militär vereine werden dem allerhöchsten Kriegsherrn eine besondere Ovation darbringen. Außerdem ist eine Tafel, dargeboten von der Stadt Meißen, vorgesehen. Auch eine größere Anzahl Besichtigungen von Sehenswürdigkeiten und industriellen Etablissements sind beabsichtigt. Abends werden die Albrechtsburg und, soweit dies möglich ist, auch der Dom beleuchtet. Die Rückkehr des Königs nach Dresden erfolgt um 8 Uhr. Arnsdorf. Hier herrscht große Freude unter den Arbeitern der Goldleisten - Fabrik. Fortuna hat sie insofern bedacht, als ein Zehntel eines der von ihnen gemeinsam ge spielten Lose der sächsischen Landeslotterie mit 50000 M. herausgekommen ist- Großröhrsdorf. Am Montag fand hier die feierliche Einweihung der Kinderbewahr anstalt „Agnesheim statt. Der Ortsgeistliche hielt die Weiherede. Die neue Anstalt, welche dem hiesigen Orte zur Zierde gereicht, ist eine Stiftung des Großindustriellen Großmann, welcher sich bereits durch andere wohltätige Schaffungen und Stiftungen hohe Verdienste um das Gemeindewohl erworben hat. Pirna, Durch das Stadtverordneten kollegium erfolgte nochmals eine Ablehnung des Ratsbeschlusses über die Aufstellung des hier zu errichtenden König-Albert-Denkmals auf dem Obermarkt. Geltend gemacht wurden dabei hauptsächlich verkehrspolizeiliche Bedenken Roßwein. Der hiesige Fleischermeister G. gab am Montag früh seinem Gesellen 200 M. um in Seifersdorf ein Rind zu holen. Als der Geselle bis Mittag nicht zurückkehrte, stellte G. persönlich Nachforschungen in Seifersdorf an und es ergab sich, daß der Geselle überhaupt nicht am Ort seiner Bestimmung gewesen war somit das Geld unterschlagen hat. Weit dürfte der leichtsinnige Mensch mit dem verhältnis mäßig geringen Betrag nicht kommen. Riesa. Das gräßliche Brandunglück im Hause Albertstraße 1 bildet naturgemäß noch immer den Gegenstand des Gesprächs bei der Einwohnerschaft der Stadt. Die verschiedensten Mutmaßungen über die Entstehung des Brandes werden erörtert, ohne daß damit natürlich die wirklichen Tatsachen festgestellt werden können. Der erst später im Kranken haus verstorbene Technikumsschüler Siegel soll zwar kurze Zeit zur Besinnung gekommen sein, er soll jedoch jammernd gefragt haben, was mit ihm vorgegangen sei. Donnerstag Nachmittag fand für die bei dem Brande ums Leben gekommenen beiden Technkkumsschüler eine erhebende Trauerfeier statt, an der sich außer den Schülern des hiesigen Technikums auch eine Abordnung derjenigen des Technikums Mittweida, dem einer der Verstorbenen früher ungehörte, beteiligten. Herr Direktor Bormann widmete den verschiedenen einen innigen Nachruf. Nachmittags 5 Uhr wurden die Särge mit den irdischen Hüllen unter Glocken geläuts und den Klängen eines Trauermarsches nach dem Bahnhof geleitet und von da aus in die Heimat überführt. — Am Mittwoch Vormittag havarierte oberhalb des Gröbaer Hafeneinganges ein mit Brettern beladener Kahn der „Vereinigten Elbschiffahrls-Attien-Gesellschaft" dadurch, daß sich die Ankerkette in dem Augenblick des An- Hängens an den Schleppdampfer in das Dampferlau verfing, sodaß der Anker keinen Grund fassen konnte und der Holzkahn breit seits von der Stömung auf den Vordersteven eines am Elevator vor Anker liegenden Getreidekahns (Steuermann Flemming) derselben Gesellschaft getrieben wurde, wobei dem letzteren das Steuer abbrach. Der Bretterkahn erlitt ein starkes Lech, doch gelang es, dasselbe vorläufig notdürftig zu verstopfen und dadurch das Fahrzeug vor dem Aufgrundgehen zu be wahren. Leipzig. Der Inhaber eines Spielwaren geschäfts hat hinter seinen Laden eine Barbier- stube eröffnet, wo er für Rasieren 10 Pfg. und für Haarschneiden 20 Pfg. verlangt. Hiergegen ließe sich kaum etwas einwenden. Recht bezeichnend ist es aber, wenn der Be treffende seiner Kundschaft folgendes Angebot macht: „Wer bei mir für 1 Mark kauft, wird gratis rasiert und denen, die für 3 Mark ein kaufen werden kostenlos die Haare geschnitten. — Wenn da nur nicht die Kunden „über den Löffel barbiert" werden! WittgenSdorf. Durch einen Sprengschuß wurde der Brucharbeiter Wilhelm Gerndt an den Händen in im Gesicht schwer verletzt; es wurden dem Bedauernswerten unter anderem beide Augen beschädigt und die Schädeldecke zum Teil bloßgelegt. Der Verunglückte wurde in das Chemnitzer StadlkrankenhauS überführt. Meerane. Der hiesige Kirchenvorstand hat alle drei vom Kollator präsentierten Bewerber um die dortige Oberpfarrerstelle ab gelehnt. Wie verlautet, erklärt sich das be sonders daraus, daß man von vornherein auf einen Geistlichen freierer Richtung reflektiert hatte. Falkenstein. Der Automobilverkehr von hier nach Plauen, die eine billigere und schnellere Verbindung der industriell eng zu sammenliegenden Städte bringen soll, scheint sich zu verwirklichen. Die Firma Büsinger-Braun« schweig hat bereits die nötigen Schritte zur Erlangung der Konzession eingeleitet. Reichenbach i. V. Ein tiefbedauerlicher Uuflücksfall ereignete sich Wer auf einem Platze hinter der Schützenburg. Mehrere Kinder aus der Nachbarschaft spielten daselbst. Dabei war die 4 jährige Helene Hempel, das Töchterchen eines dortigen Fabrikarbeiters, dem Ufer des hochangeschwollenen Mühlgrabens zu nahe gekommen und an einer schlüpfrigen Stelle vor den Augen seiner Spielgefährten ins Wasser gestürzt. Nach einigem Suchen wurde die Leiche des Kindes 100 Meter von der Unfallsstelle entfernt aufgefunden. Sofort vorgenommene Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Plauen i. V. Hier hat der Stadtrat den Beschluß gefaßt, das Auflegen von Linoleum auf nicht massiven Fußboden künftighin nicht vor Ablauf eines Jahres der Rohbauaufnahme des Neubaues zu gestatten, da das vorzeitige Auflegen von Linoleum leicht zu Schwamm- und Moderbildung führt. Klingenthal. In einem Becken der hiesigen Kirche wurde dieser Tage ein kleines Päckchen mit 100 Mk. Inhalt gefunden, nebst einem Begleitzettel, auf welchem die Worte standen: „Zur freien Verfügung für die Kirche " Adorf. Die hiesige Gegend, namentlich nach der Grenze zu, wird .durch anonyme Briefe in furchtbarer Aufregung gehalten; jüngst hat in Asch ein solcher anonymer Brief schweres Unheil angerichtet. Ein junges Mädchen, Tochter der dortigen Hebamme D., hat einen Brief ohne Unterschrift erhalten, der das Mädchen so aufregte, daß es beschloß, sich das Leben zu nehmen. Es goß in den Nachmittagskaffee eine große Menge Schwefel säure und trank die Taffe völlig au». Die Folge davon war, daß sie sich Mund, Hals und Magen entsetzlich verbrannte; letzterer wurde dann im Spital ausgepumt, wodurch es möglich ist, trotz der schweren Verletzungen, das Mädchen am Leben zu erhalten.