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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Annahme von Inseraten bis vormittag so Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzetle berechnet Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. iE werk. MM er, As mieten. Vlattes. zdmsrchjntt' Irsdlung- -7 Mk. mvnM' rei-I. vrelM- 8v88ll8vK»" lur. Nk. o, Ue Dresden : 262 n, 323 ne, zusanK > für je s 7-40 '5 Kalben Nk., ZchlK LebendgeE 25—70 ff llk., Schl^, LebendgeK nicht 64 i 45—51 K 'e. P: Ruhig- Leißer, nK > IrA, 17b" amerikanil^ LOO bis ff pro 1000' 141-i 3, preußst^ Gerste, s -175, ss ohmische e 128-ff idischer, 0»! 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Den Bundes-Regierungen bleibt es überlasten, einen Preisnachlaß für Arzneilieferungen an öffentliche Anstalten, Kasten usw. vorzuschreiben. — Ein neuer Nachtragsetat für Deutsch- Südwestafrika wird dem Reichstage in den nächsten Tagen zugehen und etwa SO Mill. Mark fordern. Der letzte ist es nicht, vielmehr wird noch manche Forderung folgen, sodaß der Feldzug etwa ISO bis 200 Mill. Mark, wenn nicht mehr, kosten wird. Diese große Ausgabe ist bei dem Stande unserer Reicbssinanzen be sonders schmerzlich, aber sie muß im Internste des Ansehens des deutschen Namens gemacht werden. Es sollen anch Mittel für den Bau einer Südbahn verlangt werden. Während ursprünglich der Plan bestand, die Bahn von Windhuk nach Rehoboth zu bauen, will man sie jetzt bis Keetmanshopp führen. Später soll sie Anschluß an die englischen Kapbahnen erhalten. Ob die Mehrheit des Reichstages hierfür zu haben sein wird, bleibt obzuwarten. Zu leugnen ist allerdings nicht, daß wir nicht mit so ungeheuren Tranportschwierigkeiten zu rechnen hätten, wenn die Bahn bereits vor handen wäre. — Eine neue Reichsanleihe, schreibt die „Frkf. Ztg." dürste ^im April zu gewärtigen sein, und zwar in einem ansehnlichen Betrage. Preußen dürfte sich mit einer Anleihe, allerdings nur in einem verhältnismäßig geringen Betrage anschließen. Was die Frage des Zinsfußes angeht, so haben darüber wiederholt Be sprechungen stattgefunden. Von verschiedenen und zwar allerersten Seiten ist wieder zu dem 3 i/,prozentigen Satze überzugehen; der über wiegende Teil hat dem aber durchaus wider sprochen. Es erscheint daher als ziemlich sicher, daß man es auch diesmal wieder bei dem 8 prozentigen Satze belasten wird. — Die Einstellung von Dreijährig-Frei willigen für das 3. Seebataillon in Tsingtau (China) erfolgt im Oktober 1905. Ausreise nach Tsingtau; Frühjahr 1906, Heimreise: Frühjahr 1908- Bedingungen: Mindestens 1,85 Meter groß, kräftig, vor dem I. Ok tober 1886 geboren, (jüngere Leute nur bei besonders guter körperlicher Entwicklung.) Bauhandwerker (Maurer, Zimmerleute, Dach decker, Tischler, Glaser, Töpfer, Maler, Klempner usw.) und andere Handwerker (Schuhmacher, Schneider, Gärtner usw) be vorzugt. In Tsingtau wird außer Löhnung und Verpflegung täglich 50 Pfg. Teuerungs zulage gewährt. Meldungen mit genauer Adresse sind zu richten an das Kommando der Stammkompanien, WilhelmShasen. — Die Haftung für abgegebene Garderobe. Vor Kurzem erhielt ein Gast eines großen Lokals seinen Ueberzt-Her nebst Hut und Schirm nicht wieder, die er der Garderobefrau zur Aufbewahrung übergeben hatte, und das Gericht verurteilte den Wirt zum Schadenersatz, da die Aufsichtspersonen, die zur Leitung des Be triebes in solchen Räumen angestellt sind, als gewerbliche Hilfspersonen anzusehen sind, weshalb der Wirt für deren Versehen haftet. Will er sich davor schützen, so muß er einen sichtbaren Anschlag in der Garderobe machen, daß er den Garderobenbetrieb nicht selbst in der Hand hat, sondern daß für ihre Rechnung Dritte unterhalten. Nun nehmen aber viele, besonders vornehme Restaurants, keine Gebühr für Garderobe. Obwohl nun der Wirt nach dem Bürgerlichen Gesetzbuch« aus Auf bewahrung nur dann haftet, wenn er sich dafür bezahlen läßt, so haben ihn, wie den „Leipz. Neuesten Nachrichten" von juristischer Seite geschrieben wird, die Gerichte mit Recht auch in diesem Falle verantwortlich gemacht. Wenn er auch kein Garderobegeld erhebt, indirekt läßt er sich doch bezahlen. Er schlägt die Gebühr auf die Speisen und Getränke, die der Gast verzehrt, also bewahrt er die Kleider usw. nicht „unentgeltlich" auf; er läßt sich in indirekt dafür bezahlen. Deshalb muß er auch dann schadenersatzpflichtig sein. Coswig. Im Spitzgrundwalde in der Nähe der Berliner Bahn bei Coswig wurde am Freitag ein junger Mann aufgefunden, der sich durch einen Schuß in die Stirn getötet hatte, und schon einige Tage gelegen haben mußte. Die angestellten Recherchen ergaben, daß der Selbstmörder aus Schwanebeck a. H. gebürtig ist uud seine Eltern sich gegenwärtig in Transvaal befinden. Deuben. Die Königliche Amtshauptmann schaft Drcsden-A. regte für ihren Bezirk die Verlegung der Abendverkaufsstunden an. Der Gemeinderat zu Deuben hat aber be schlossen, die Veränderung nicht zu befürworten weil sich die Bevölkerung in die gegenwärtig für die Verkaufszeit bestehenden Vorschriften kaum erst eingelebt habe und sie eine Aenderung deshalb nur unangenehm empfinden würde Schandau. Seit Beginn der diesjährigen Schiffahrt sind bereits 250 befrachtete Kähne aus Böhmen an der Zollstelle Krippen ab gefertigt worden. Die Winterhäfen sind wieder leer da die Mobilmachung unserer Elbschiffahrt sich sehr rasch vollzog. Zittau. Zu der Feier des 50 jährigen Bestehens des hiesigen Realgymnasiums, welche am 7. und 8. Juni stattfindet, liegt nunmehr das vom Ministerium genehmigte Progamm vor. Am ersten Tage nachmittags 7 Uhr findet eine theatralische Aufführung der Schüler statt, für welche Schillers „Demetrius" gewählt worden ist, für den Abend ist eine Vereinigung ehemaliger Schüler der Anstalt geplant; für den zweiten Tag ist vormittags Festakt nachmittags Festmahl und abends Schülerbal vorgesehen. — DaS hiesige Stadtverordnetenkollegium beschloß in seiner letzten Sitzung die versuchs weise Einführung einer Preisermäßigung für Benutzung der früh vor 6 Uhr verkehrenden Arbeiterwagen der elektrischen Straßenbahn von 10 auf 5 Pfg. Zittau. Vor einiger Zeit erhielt ein hiesiger Geschäftsmann ein Strafmandat über 3 Mark, weil er an einem Sonntage abends nach 10 Uhr die Schaufenster seines Geschäfts geöffnet hatte. Dieser an sich unbedeutende Vorfall ist die Ursache zu einer Petition ge worden, welche die Stadtverwaltung an den kommenden Landtag zu richten gedenkt und die eine Aenderung des sächsischen Sonntags ruhegesetzes nach der Richtung erstrebt, daß auch an Sonn- und Feiertagen die Schau enster und Schaukästen geöffnet bleiben können. Im ihrer Eingabe eine nachhaltigere Wirkung zu geben, beabsichtigt die Zittauer Stadt verwaltung sämtliche Gemeinden des König reiches Sachsen zum Beitritt zu der Petition ctnzuladen, Die ganze Angelegenheit hat übrigens bereits den letzverflostenen ordentlichen Landtag beschäftigt, ohne daß jedoch eine Beschlußfassung dabei erfolgte. Aus Kreisen der Handelsangcstellten wird wahrscheinlich eine Gegenpetition um Aufrechterhaltung des gegen wärtigen Zustandes erfolgen. Pirna. Die Biersteuer lieferte im ver gangenem Jahre 16152 Mark gegenüber 15758 Mark im Jahre 1903. Die Ein führung dieser Steuer war seinerzeit lebhaft bekämpft worden. Sebnitz In der Nähe der hiesigen Papierfabrik versuchte vorige Woche der Papier- fabrikarbeiler Wenzel seine Frau ums Leben zu bringen. Er hatte die Frau, welche Mutter von drei Kindern im Alter von g Wochen bis 4 Jahren ist, an den Mühlgraben der Fabrik gestellt, um angeblich einen Filz zu holen. W. hatte auch angeordnet, daß die Frau die nahe Wohnung erleuchtet und offen halten sollte. Als diese nur mit Widerstreben dem Wunsche Folge leistend an den Rand des Mühlgrabens kam, stieß der Mann die in ge bückter Stellung befindliche Frau in das 1^/r Meter tiefe Master. Infolge der am Leibe befindlichen Kleider wurde die Frau vom Strome eine kleine Strecke bis an das andere Ufer getragen, wo sie wieder festen Fuß faßte und an den steilen Abhange hinaufklimmte. Der Mann verbot ihr, von der Sache zu sprechen. Als er aber der armen Frau am nächsten Abend wieder Schläge verabreichte, wurde der dunkle Vorgang zur Anzeige ge bracht und der Mann verhaftet. Beziehungen zu einer anderen weiblichen Person dürften mit die Ursache der Tat gewesen sein. Roßwein. Dieser Tage wurde die Schieferdeckersehefrau K. aus Etzdorf und die Maurersehefrau H. geborene Vetram aus Roßwein, in Neukirchen bei Deutschbora wohn haft, wegen Meineidsverdachtes verhaftet. Vor ungefähr 4 Jahren hatten beide Frauen geschworen, einen Zigarrendieb genau erkannt zu haben, wofür die betreffende Person zu einer Gefängnisstrafe verurteilt wurde, und jetzt hat der wirkliche Dieb seine Tat ein gestanden. Döbeln. Wie weit die Haftpflicht sich erstreckt, lehrt folgender beachtungswerte Vorfall: Ein hiesiger Restaurateur sandte ein Zimmer- Techin zum Büchsenmacher, damit es in Ordnung gebracht werde. Die Ehefrau des Büchsenmachers, dec nicht gesagt worden war, daß das Techin mit einem Bolzen geladen war nahm die Schußwaffe an und stellte sie in eine Ecke des Geschäftsladens. Durch das Aufsetzen entlud sich der Schuß und der Bolzen traf die Frau ins Auge, wodurch die Sehkraft dieses Auges verloren ging. Da sich der Restaurateur auf keinerlei Entschädigung der Arztkosten elnließ, wurde er verklagt und von der Zivilkammer des Landgerichts Freiberg nicht nur zur Zahlung der Arzt- und Gerichts kosten, sondern auch zur Zahlung eines Schmerzensgeldes von 2000 M. und einer Jahresrente von 600 M. verurteilt. Zur Sicherung für die Weiterzahlung nach seinem Ableben, bis zum Tode der verletzten Frau, hat er eine Zwangshypothek auf sein Grund stück eintragen zu lasten. Der Verurteilte hat Berufung eingelegt. Chemnitz. Im Zentraltheater stürzte bei >er Abendvorstellung die Akrobatin Helene in- olge Lockerns der Sicherung des Hänge- apparates von diesem auf die Bühne herab und verletzte sich schwer. Leipzig. Zu dem bereits gemeldeten schrecklichen Familiendrama im Stadtteil Gohl'S st nachzutragen, daß Frau Hering, die am Montag noch nicht vernehmungsfähig war, sienbar die Absicht gehabt hat, auch ihre beiden Söhne mit sich ins Jenseits zu nehmen, denn sie hatte die 6 und 8 Jahre alten Knaben mit an die User der Elster genommen und ihnen dort bereits die Augen verbunden, als das Mutterherz erwachte und sie die Knaben nach Gohlis zurückgeleiten ließ. Schöneck. Ueber das Vermögen des ver hafteten Besitzers der hiesigen Holzgroßhandluug Oelschlägel und Ko., August Oelschlägel, ist der Konkurs eröffnet worden. Die Angelegenheit erregt großes Aufsehen. Den geringen Aktiven stehen nahezu eine Million Mark Passiven gegenüber. Im Verkehr sind Gefälligkeits wechsel von über 100 000 Mark- Besonderen Schaden erleiden vogtländische Holzhändler, Baumeister, Geschäftsfreunde. Ein Falkensteiner Baumeister ist mit 20000 M. ein Holzhändler in Oesterreich mit über 90000 M. beteiligt. Wegen betrügerischen BankerottS wird sich Oelschlägel zu verantworten haben. Schöneck. Das plötzliche Verschwinden des seit voriger Woche 'am hiesigen Postamte an gestellten Assistenten Freude erregte am Sonn tag Aufsehen. Es stellte sich heraus, daß er mit 950 M. barem Gelbe flüchtig 'geworden war. Freude wurde jedoch in GraSlitz fest genommen. Man fand das Geld noch bei ihm. Annaberg. Verschiedene kleinere Gemeinden unseres Erzgebirges leiden an Lehrermangel. Trotz wiederholten Ausschreibens frei gewordener Stellen haben sich nur schwer oder überhaupt noch keine Bewerber zur Besetzung gefunden. Zöblitz. In einer Versammlung reichs treuer Männer wurde hier ein „Vaterländischer Verein für den Amtsbezirk Zöblitz,, gegründet und Amtsrichter Meusel zum Vorsitzenden desselben gewählt. Schönaub. Wildenfels. Wegen Bedrohung mit einer Axt wurde ein hiesiger Klempner meister festgenommen. Derselbe wollte nach seinem Schwager schlagen. Der mit anwesende Schutzmann fing jedoch den Hieb rechtzeitig auf und vereitelte auf diese Weise ein schwere» Verbrechen. Berggießhübel. Für die erledigte Bürgermeisterstelle hatten sich 79 Bewerber ge meldet. Aus einem Orte der Provinz gingen allein 5 Meldungen ein. Klingenthal. Die neuerlichen Erdbeben erscheinungen im Vogtlande wollen kein Ende nehmen- Am Freitag früh wurden hier wieder mehrere Erderschutteruugen, begleitet von lang- anhaltendem, dumpfen Rollen, wahrgenommen. Oberwiesenthal. Unterhalb des alten Bergriesen Fichtelberg bietet sich dem Auge hinter dem Gasthaus zum Bergschlößchen in Oberwiesenthal etwas Ueberraschendes und Eigenartiges. Es ist dies ein 60 Meter langer Schneetunnel, der in einen 7 Meter hohen Schneeberg eingegraben wurde. Durch einen Gang gelangt man in einen kleinen, durch Lichter erleuchteten Schneedom mit meterdicken Säulen und einem Kreußgewölbe, Grotten und lauschigen Plätzen. Bänke laden zum Sitzen ein und auf Tischen aus Schnee wird auch ein Glas Bier kredenzt, während in der Schneehöble ein Zitherspieler seine Weisen er klingen läßt. Plauen i. V. In der Schindlerschen Möbelfabrik in der Herrenstraße enstand am Mittwoch Feuer, das das Gebäude mit den Werkstätten, Material und Möbeln vernichtete. Der Schaden ist groß. Die Nebengebäude und die alte Apotheke waren stark gefährdet.