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Ottendorfer Zeitung : 12.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-12
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190502129
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050212
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050212
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-12
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.02.1905
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polirilcke Aunäfckau. Die revolutionäre Bewegung in Rußland. * Der Adresse des Moskauer Adels an den Zaren hat Fürst Trubetzkoi, der Adelsmarschall des Gouvernements Moskau, eine persönliche Erklärung hinzugefügt, in der er sagt, es gibt keinen Augenblick, in dem nicht der Untertan an einen Zusammenschluß zwischen dem Selbstherrscher und seinem Volke denken müsse.. Der Krieg und die inneren Unruhen erhöhen die Notwendigkeit dieser Union. Das Ziel ist, nicht die Regierungsform vollständig zu ändern, sondern dis Verwirklichung der höchsten Ideale der russischen Nation. In einer engen Verbindung zwischen Kaiser und Nation sehe ich einzig und allein eine Beschwichtigung der Gemüter und eine normale Entwicklung des Vaterlandes. *Jn Petersburg wurde eine Sonder kommission unter dem Vorsitze des Generals Litwinow gewählt, die beauftragt wurde, 50 000 Rubel unter die Familien der während der Ruhestörungen am 22. v. Getöteten oder Verwundeten zu verteilen. * Am Dienstag vormittag hat in Wlozla- wek (Russisch-Polen) der allgemeine Ausstand begonnen. Sämtliche Fabriken und Schulen find geschlossen. — Auch in Windau ist der Ausstand von neuem aus gebrochen. Militär ist mit einem Extrazuge dorthin befördert worden. — Der Ausstand in Radom gewinnt an Ausdehnung, dort wurden 20 Arbeiter getötet oder verwundet. — In Skargiska gab es 24 Tote und 40 Ver wundete. — In Kutno kam es zu schweren Ausschreitungen; von Warschau ist Militär ent sandt worden. — In Warschau ist die Lage wiederum recht ernst. In einigen Bäckereien und andern Etablissements, die die Arbeit wieder aufnehmen wollten, kamen mehrere Mordtaten vor. Viele Personen wurden ver haftet. Die Lebensmittel werden teurer. Ein Schock Eier kostet 450 Kopeken. Die Landleute fürchten sich, nach der Stadt zu kommen. Die Versicherungs-Gesellschaften weigern fich, Ent schädigungen für zerbrochene Fenster in Woh nungen und Läden zu zahlen. *Pobedonoszew, der Oberproku rator des heiligen Synods, liegt, nach einem Vrivatbrief aus Petersburg, im Sterben. Trotz seiner großen Macht stirbt Pobedonoszew arm und hat ein fünfjähriges Mädchen, ein Findelkind, das er vor einigen Jahren adop tierte, der Gnade des Kaisers empfehlen müssen. "Wie dem ,Petit Parifien' aus Petersburg gemeldet wird, hat das Kriegsgericht von Sebastopol am Montag über diejenigen Marinesoldaten das Urteil gefällt, die fich geweigert haben, auf dle Aufständischen zu schießen. Dreißig Matrosen find zum Tode, eine Anzahl andrer zu schweren Disziplinar strafen verurteilt worden. *Der Mörder des Senatsprokurators Johnsson in Helsingfors ist, wie die Unter suchung ergeben hat, ein ehemaliger Student der Alexander - Universität namens Lenard- Hohenthal. (Er nannte fich Gado.) Er verweigert jede Auskunft über die Gründe der Tat. * * * Der russisch-japanische Krieg. *Es sollen zwischen den Mächten Be mühungen im Gange sein, wenn auch nicht so gleich den Frieden, so doch einen vorläufigen Waffenstillstand zwischen Rußland und Japan herbeizuführen. * Admiral Togo ist nun wieder zur japanischen Flotte abgereist. Im Hafen von Saseho liegen zurzeit neun beschlag nahmte Schiffe. Eines von ihnen hat Material zum Bau eines russischen Torpedo bootszerstörers an Bord. "Die Russen in Wladiwostok machen fich auf einen Angriff bezw. Belagerung durch die Japaner bereit. Alle Zivilpersonen sollen die Stadt verlassen. "Das dritte russische Geschwader, das dieser Tage auslausen sollte, ist im Hafen von Libau durch Eis blockiert. Die dicke Eisdecke wird gesprengt werden müssen, um dem Geschwader die Ausfahrt zu ermöglichen. Gerüchtweise verlautet, daß vier Panzerschiffe, die unlängst von der argentinis ch en Re gierung erworben wurden, zu dem Geschwader Roschdjestwenskis in den Gewässern von Mada gaskar gestoßen seien. * * * Deutschland. * Die Mittelmeerreis e des Kaiser paares wird, wie jetzt bestimmt wurde, am 23. März ihren Ansang nehmen. *Der Kaiser hat dem Prinzen Karl von Bourbon, der als Spezialgesandter des Königs von Spanien am Dienstag in Berlin eingetroffen ist, den Schwarzen Adlerorden verliehen. General Iwanow. General Iwanow ist zum Nackfolger Gripen- bergs, der nach Rußland zurückkehrt, ernannt wordm. Er hat bisher nur in der Front gedient, in der er auf eine ruhmreiche Vergangenheit zurück blickt. Mit 16 Jahren Offizier geworden, kämpfte er im Krimkriege, im Kaukasus, in Polen und der Türkei, bekam zahlreiche Kriegsorden und erhielt die meisten Rangstufen für Tapferkeit vor dem Feinde. Er ist ein wahrhaft kriegserprobter Führer, auf den die Ruffen große Hoffnungen setzen. "Der Kronprinz Wilhelm traf Dienstag abend in Florenz ein und wurde auf dem Bahnhof von dem deutschen Botschafter, dem deutschen Konsul sowie den Spitzen der Behörden empfangen. "Über den Abschluß eines deutsch- engli scken Handelsvertrages sollen noch im Lause dieses Monats Verhandlungen beginnen. "Das prenß. Abgeordnetenhaus hat am Mittwoch die Kanalvorlage (Rhein-Han nover und Berlin-Stettin) in dritter Lesung in namentlicher Abstimmung angenommen. Ebenso wurden die Resolutionen für Kanali- flerung von Mosel, Saar und Lahn sowie für den masurischen Kanal angenommen. *Die preußische Negierung hat in der Budgetkommission des preußischen Abgeordneten hauses in Aussicht gestellt: Bestimmungen über das Streikpostenstehen, eine Revision des Wahlgesetzes und eine Vorlage über den Gebrauch fremder Sprachen in Versammlungen. * Die ,Bergarbeiterztg/ in Bochum ver öffentlicht einen Aufruf an dieStreiken - den mit der Weisung, ruhig auszuharren und nur auf die Siebenerkommisston zu hören. Ihre Anordnung sei von allen Belegschaften streng zu befolgen. Wer einen Disziplinarbruch be gehe, werde nicht mehr als zur Organisation gehörig betrachtet und habe an sie keinerlei Anrechte mehr. Österreich-Ungar«. *Die Wahrscheinlichkeit eines ungarischen Ministeriums Kossuth rückt immer näher; verwirklicht sie sich, dann ist die zoll- politische Trennung Ungarns von Österreich in nächste Nähe gerückt und der Handelsvertrag mit Deutschland gefährdet. * Die Debatte über das Rekrutenkontingent im österreichischen Reichsrat gab den Sozialisten Gelegenheit, durch ihren Redner Schuhmeier heftige Angriffe gegen den Militaris mus zu richten. „Wir brauchen," erklärte der Redner, „die vielen Soldaten nicht, weil wir eine Großmacht find, sondern sein wollen, nur um den Wünschen des Kaisers und seiner Familie Rechnung zu tragen. Wir leiden am GroßmaLtskoller. Um einen Besitz von fünf Zehntel Kilometer in China schützen zu können, halten wir eine große Flotte, wo einige Küsten- dampfer zum Schutze unsres Gebiets genügen. Diese Politik ist wahnsinnig. Österreichs Groß machtstellung ist nichts andres als die Dynastie." Frankreich. "Die Hull-Komödie ist zu Ende. Alle vorgeschlagenen Zeugen sind abgefragt. Man wird voraussichtlich dem russischen Admiral Roschdjestwenski und seinen Offizieren dis Auf richtigkeit ihrer Überzeugung nicht abstreiten, daß sie es in der verhängnisvollen Oktober nacht wirklich mit feindlichen Schiffen zu tun gehabt hätten, und wird nur über ihr Verhalten nach dem Ereignis einen Tadel aussprechen. "Die abenteuerlichen Geschichten, die fich an den Zwischenfall in der Nordsee im Oktober v. anknüpfen, mehren fich noch immer. So soll nach einer Meldung ans Paris in dortigen amtlichen Kreisen erklärt werden, daß auf die Jacht des Königs von Griechenland, worin er zur Zeit des Nordfee-Zwischensalls von Dänemark nach Frankreich fuhr, von den Russen gefeuert worden fei. Belgien. * Der Bürgermeister von Brüssel übergab dem russischen Gesandten einen Aufruf zu gunsten Gorkis, der von sämtlichen Sena toren unterzeichnet war. Der Gesandte hat das Schreiben dem belgischen Minister des Naßeren zurückgesandt. Zus clem Aeicbstage. Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag mit der Interpellation des Zentrums betr. den zehn stündigen MaximalarbeitStag für erwachsene Fabrik arbeiter. Abg. Trimborn (Ztr.) begründete die Interpellation. StaaiSsekretär Graf Posadowsky machte in seiner Beantwortung darauf aufmerksam, daß man diese Frage nur mit Rücksicht auf die ausländische Konkurrenz lösen könne. Eine Umfrage bei den Einzclregierungen habe bisher acht ab lehnende Antworten ergeben. Bezüglich eines zehn stündigen Maximalarbeitstages für Arbeiterinnen seien durch Vermittelung des Auswärtigen Amtes Verhandlungen mit der Schweiz, Belgien, Osterreich- Ungarn und Italien eingeleitet worden. An der Besprechung der Interpellation beteiligten fich die Abgg. Fischer (soz.), Lehmann (nat.°lib.), Schickert (kons.), Kulerski (Pole), Pachnicke (fr. Vgg.) und Erzberger (Ztr.). Letzterer hielt in vorgerückter Stunde noch eine längere Rede gegen die Sozial demokraten in Zurückweisung der Vorwürfe, die Abg. Fischer gegen das Zentrum erhoben hatte. Schließlich wurde ein Vertagungsantrag ange nommen. Am 8. d. steht auf der Tagesordnung die Fort setzung der ersten Beratung des vom Zentrum ein gebrachten Gesetzentwurfs betr. die Freiheit der Religionsübung (Toleranzantrag). Die 88 1 bis 8 enthalten Bestimmungen über die Religions freiheit des einzelnen, sowie über die Konfessions- Wahl'der Kinder aus Mischehen und bezüglich der Dissidenten. Die 88 9 bis 14 enthalten Bestim mungen über die Religionsfreiheit der anerkannten Religionsgemeinschaften. Abg. Schrader (fts. Vgg): Es wäre bester gewesen, dm Antrag ohne den zweiten Teil einzu bringen. Denn, wie er jetzt ist, gewinnt er den Anschein, als sei er nur im Interesse der katho lischen Kirche gestellt. Diese will aus andre Kon fessionen nur Rücksicht nehmen, wo sie nicht im Besitz der Macht ist. Ihr Bestreben geht dahin, jede Parität zu beseitigen, um dem Staate jedes Recht und jeden Anlaß zu nehmen, Aussicht zu üben. Wir können aber nicht zulasten, daß irgend eine Kirche sich über die Staatsgesetze stellt. So wenig ich daher dem zweiten Teile zustimmen kann, um so intensiveres Interesse habe ich an der Annahme deS s ersten Teiles. Denn er sucht in acht Paragraphen , den Grundsatz der Religionsfreiheit durch zu führen- ! Jeder soll sich zu der Religion bekennen dürfen, zn der er will. Darum geht mir der § 4 nicht weit genug. Denn er macht eS jedem, solange er einer Religionsgemeinschaft formell angehört, unmöglich, sein Kind dem Religionsunterricht dieser Gemein schaft zu entziehen. Abg. Hoffmann. Berlin (soz.): Die prinzipielle Stellung unsrer Fraktion hat mein Freund David daroclegt. Den zweiten Teil lehnen wir ab, weil er nur von anerkannten Gemeinschaften handelt. Aber auch beim ersten Teil haben wir eine Reihe Ausstellungen zu machen. Denn bei der Toleranz des Zentrums handelt es sich um Klaffen- und Slandesintereffen. Ich halte es für selbstverständ lich, daß mit dem Tage des Austritts auch die Kirchensteuer aushören muß. Denn Sie weiden doch nicht von Sündern und Ketzern Geld annehmen und die Mirbach-Moral im Zentrum einführen. Friedrich der Große verlangte volle Religionsfreiheit, keine Kirche solle herrschen. Wir haben seiider viele „Große" gehabt. Aber so groß habe ich noch keinen reden hören, obwohl ich auch sehr häufig rede. Heute ist's anders, da werden ja Minister im Kreise ge dreht, und es war ein herrliches Bild, als der Reichskanzler der Spitze des Reichstags gedachte, wo er als Wetterfahne nicht ganz uneben sein würde. Früher ist man den Forderungen der Dissidenten gerecht geworden. Wilhelm I. hat als liberaler Kronprinz alle Heuchelei und kirchliche Wesen, da» als Mittel zu egoistischen Zwecken dient, vc"urteilt. Kurz darauf hat er als König sich ganz anders ge äußert. Jetzt zwingen die Richter einen Dissidenten, bei Gott dem Allmächtigen zu schwören, an den er nicht glaubt, zwingen ihn affo zu einem Meineid. Nach dem Wortlaut der Bibel müssen Sie (nach rechls) den Eid vivweigern. Wenn man das aber tut, wird man eingesteckt. Redner berichtet dann unter großer Heiterkeit des Hauses, die durch da» m richtige Deutsch hervorgeruffn wird, von seinen Kämpfen mit den Schulbehörden, die ihn mit S hulstrafen b-legten, weil er seine Kinder nicht in den Re'igioi »unterricht schickte. Wir verlang-« volle Gewissens- und Glaubensfreiheit, nicht für einzelne Religionsgemeinschaften, sondern für dem (I) gesamten Volk. Abg. Müller- Meiningen (ft. Vp.): Wir werde« für den ersten Teil des Antrages stimmen. Wir ver langen keine Machtmittel des Staates gegen de« Klerikalismus, wenden uns aber auch gegen seine Bevorzugring. Politik und Religion We den jetzt in einer Weise verquickt, die große Beunruhigung in die weitesten Kreise trägt. Redner führt zum Beweise Stellen aus dem Inhalt eines katholischen ReligionS- buches für Mütter an. In dem Gebetbuch wird den Katholiken geraten, nicht mit Andersgläubige« zu verkehren, sie werden aufgefordert, gut z« wählen und nur katholische Blätter zu lesen. Auch auf die Kanzel Wird die politische Agitation ge tragen. Eine Broschüre bezeichnet dis StaatS- schule als einen Moloch, dem die Kinder geopfert werden müssen. Der Katholizismus will eben die Schule nicht freigeben; er will eine freie Kirche in einem unfreien Staate. Schiller würde sich iw Grabe umdrehen, wenn er wüßte, wie man heute die Fragen der Religion und der Gewissensfreiheit behandelt. Den zweiten Teil des Antrages von 8 9 an lehnen wir glatt ab. Wir bitten das Haus, küne KommisstonSberatung zu beschließen. Abg. Gröber (Zsntr.): Es ist falsch, untern Antrag als einen Kampfesanftag aufzufaffen. Al» er zum erstenmal eingebracht wurde, hat ihn der Reichstag mit großer Mehrheit angenommen. Die nattonamderale Partei bat anscheinend da» Bedürfnis, jetzt dem Antrag schärfereOppofition zu machen. Früher laS man es anders. Redner zitiert eine ganze An zahl von liberalen Meinungen, die seinerzeit Lem An trag zugesiimmt und anerkannt haben, daß die Zu stände in Sachsen, Mecklenburg und andern Staate« dringend einer Abhilfe bedürfen. Auch in evangeli schen Kirchenfteisen denkt man von unserm Antrag besser als dte nationalliberale Partei. In einzelne« Bundesstaaten werden Sekten an der ReligionS- übung verhindert, wie z. B. die Baptisten in Hessen- In Sachsen wird gegen das Singen religiöser Lieder der Paragraph vom groben Unfug ange wendet I Unser Äntrag richtet sich nicht gegen die Kirchenhoheit des Staates, er will nur die Bevor mundung der Relionsübung durch den Staat, durch den BureaukratismuS beseitigen ! Wir sind bereit, in einer Kommissionsberatung alle Bedenken gege« den Antrag zu beseitigen. Die Erörterung wird vertagt. Von unä fern. Ein zoologischer Garten im große« Stile soll in Lübeck angelegt werden. Daß Gelände wild vom Staate unentgeltlich gegebev- - ——> « O Oer ^rautsckneiäer. 12s Kriminalgeschichte von August Butsche r. (Fortsetzung.) Allerseelen ist in vielen Gegenden und so auch in Seltenreich ein sogenannter „halber Feiertag", an dem man nur herumlungert und nur das nö'igste tue. Im Beinhäusle ging nach dem Mittagessen, das der Seelenhofer ckaum anrühre, alles auf einige Stunden aus einander. Christian besuchte den Lehrer und machte mit diesem einen Spaziergang, denn die Sonne schien fich in der Jahreszeit geirrt zu haben und lächelte warm auf die kahl werden den Fluren nieder, als ob sie nicht ans Schei den dächte. Die Schnellermei besuchte ihre Kameradinnen und sang halblaut beim Strick- ftrumps altererbte Lieder. Die Seelenhoserin aber stellte ihrem Alten einen großen Krug Most, eine Flasche Wein und gleich den ganzen Schnapskolben auf das bewußte Tischchen und gab vor, einen nötigen Ausgang machen zu müssen. Er sagte garnichts dazu und guckte ihr auch nicht nach wie vor Zeiten, sonst wäre es ihm vielleicht ausgefallen, daß sie eine Hacks mitnahm und sich mit dieser in der Hohlgasse verlor, der wir schon einmal gedacht hatten und auf deren Hügelwänden allerlei Gestrüpp wuchs. Der Beinhäusler war also allein. Nach langem Überlegen kam ihm plötzlich ein Gedanke. Er verschloß die Haustür und begab sich mit hängender Unterlippe zum Kraut faß. Zuerst stieß er seinen Jagdstock in den stark zmückgegangenen Bestand des Fasses und fand sofort, daß die Büchse noch da war. Der Seelenhoier hob die Büchse heraus und sand die Wachsumhüllung stark verschimmelt, auch die Büchse ein wenig verrostet, das Kraut ringsum auch ziemlich angelaufen und miß- farbig. Dann holte er die neue, mit Steinen und Papierschnitzeln gefüllte und verlötete Büchse, die er unter seiner Matratze versteckt hatte, herbei und wickelte sie in das Wachstuch, versenkte sie in die Höhlung und deckte das Kraut darüber. So — jetzt war er Herr der Situation, denn das wirkliche Schatzkästchen war in seinem Besitze. Er legte es aber, einer plötzlichen Eingebung folgend, auf die Wage, die in der Küche stand und fand sie zwei Pfund und zehn Lot schwer. In seinem Büchlein stand aber zwei Pfund und fünfzehn Lot, das machte ihn ein wenig stutzig. Doch ein so gescheidter Mann wie er überlegte fich sofort, daß durch die Feuchtigkeit und Rost, vielleicht auch durch irgend eine innere Zersetzung das Manko her beigeführt sein müsse und gab sich zufrieden, schon, weil ihm die Gedanken wieder den Dienst versagten. Bald ruhte der Schatz unter der Matratze. Nachdem der Beinhäusler mit seinen fieberisch Zitternden Händen die Haustüre wieder entriegelt hatte, setzte er fich in seinen Sorgen sessel, der seinen Namen nicht umsonst hatte, und versuchte weiter nachzudenken, besonders über den Abgang der fünf Lot. Aber es wollte ihm nicht gelingen, und schließlich kam es ihm vor, daß sie nur in seinem Gehirn fehlten, das wie aus Rand und Band war. Auch die höllischen Schmerzen in seinen Ein geweiden ließen ihn zu keiner Ruhe gelangen, so daß er in Heller Verzweiflung Most, Wein und Schnaps wie Wasser hinuntertrank und so wenigstens in halbe Betäubung fiel. Von der Schnellermei ist zu berichten, daß sie sich über den Krautschneider verwunderte, der seinen Bruder im Wirtshaus sitzen ließ und, wie er ihr auf Befragen im Vorbeigehen mitteilte, schnell mit dem Zug auf dem bayrischen User der Iller nach Ulm fuhr und mit dem nächsten in der Abenddämmerung mit zwei fremden Herren zurückkehrte, die er später ins Beinshäusle mitnahm. Christian hatte mit seinem Freunde, dem jungen Lehrer, einen Spaziergang um das Dorf gemacht; die beiden näherten fich durch die sogenannte hohle Gasse wieder dem Schul hause, das am unteren Ende der schattsnvollen Schlucht Wache hielt. Die Freunde waren in angeregtem Gespräch und schritten so frisch da hin und so fröhlich, als gebe es keine Sorgen und keine Schmerzen auf der noch einmal im Goldglanz flimmernden Welt. Auf einmal ließen fich regelmäßige Klops- laute, wie von einem metallenen Gegenstände auf gefrorenem nnd von Steinen durchsetzten Boden hören und die Freunde blieben erstaunt stehen. Dann schlichen sie ohne em Wort zu wechseln die von kahlen Sträuchern bestandene Halde hinauf nnd näherten fich leise dem Orte, von woher die taktmäßigen Schläge kamen. Sie wollten doch sehen, wer in dieser Einsam keit fich hier zu schaffen mache. Sie sahen einen Weiberrock zwischen den kahlen Büschen fich bewegen, dann aber voll Erstaunen, daß hier die Beinhäuslerin sich z« schaffen machte. Sie arbeitete, daß der Schweiß von ihrer Stirne tropfte und hatte jedenfalls alles um sich vergessen. Ihr Beginnen schie« übrigens harmlos zu sein, sie grub einfach Wurzeln, die sie in ihr Körbchen warf, viel leicht heilkräftiges Kraut für ihren alten Wasch lappen, der so gewaltig „abfie!" und zu atftA noch überzuschnappen drohte. Aber, wie furcht bar nervös war doch dieses sonst so zähe Weiß geworden! Als-sie auf einmal zwei Schotte« über das aufgewühlte Loch fallen sah, stieß sie einen gellenden Schrei aus und starrte sie wü weit aufgerissenen Augen an, als wären sie aus einer andern Welt in diese getreten, und begann am ganzen Leibe erbarmungswürdig 6« zittern. Ihr Unterkiefer war kraftlos herab gesunken und erst nach-einer Weile konnte sie wie zerhackt sagen: „Die Leute aber auch zu erschrecken!" „Was regen Sie fich denn so furchlbas auf?" fragte der Lehrer erstaunt und fast w« einem Gefühle des Mitleids, während Christis mit starren Augen auf seine Brotherrin und bittere Feindin und dann wieder auf Wurzeln sah. „Wir haben Sie durchaus nicht erschrecke« wollen," fuhr der Lehrer höflich fort, „und sind nur dem ungewohnten Klange nachgegangeN- Jhre Wurzelgräberei geht uns auch wcE nichts an, nur möchte ich Sie zur Vorsicht w« diesen Dingern mahnen und wundere mich E 1 darüber, zu was sie Ihnen dienen solle^ vielleicht wissen Sie nicht einmal genau, Sie da graben?" Wi Donner- internati nommen mannte Crinan-l Guadalc Barmen, Kasan, : uubemar wenn er Weisung sorgfälft sown ü Vorsicht!! besonder Den türkische ausschlik ausgerü' u. a. m zentner durchwel fobrik ir Seitens Armeevc mit eine große L Auftrag gelegten Wi! geschiedk Hessen s Leipzigs Wieoerv diesem eigenhäi nach ei geteilt, reits vi znges Altersick braucht), fich die wäriig i Gr, Am D> Residenz Kirchens bare I» tendem stützte d Nick meteorol bei Eb, ein Atte wnxden die von Eine K Schutzht die Feu »offen Apparat dem die das Uh; Täter i die Erw Bel gemetde schastsp, Otto K Leulnan Stadt r Kollmar hinterlas August Bruder Das T< gesetzlich fochten, letzten Z ist, der gcricht verheira Erbschas vorweg Ein standesc in Höx wohnen! und 67 widerte d gefaßt ha die Ding Man sie g aus mack Messerspi soll, es eine Hau und daß gewichst, der freiln Futter hc „Das Angerufe darüber doch imm „Ein, Miene e häuslerm aus, nm geben, h Grabwui' kraut sein „Dock Lehrer, los, wie schneid er Sie fals eigentlich weltsman damit, N Macht, st Wurzeln auf deut
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