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AL ir. br. -ehr. , abends Roß Nitglieder den Ochsen 97 Kälber zusammen rr je 50 40 Mk., üben und, Schlacht- endgewicht -86 Mk., Schlacht- endgewicht 60 bis -47 Mk., Ruhig er, neuer, , 176 bis nkanischer bis 205, 1000 leg 41 — 143 reußischer erste, pro 3, schle- sche und !8—140, -er, alter, russischer, 1-8 netto! obkörnig' . Buch ländischer t lOOOlcz " 190 bis aat, pro 0—235. Laplata böl, pro Raps- >, runde . 16,50. Io ohne -13,20. le Sack, Roggen- - 12,20- Artikel hen sich :r von Die „Vttendorser Zettung'. erscheint Dienstag, Dsnners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich 1 Mark. Durch die Post bezogen l,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdon und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „öpiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahm« von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach br- sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 14. Mittwoch, den 1. Februar 1905. 4. Jahrgang. Oertlichrs und Sächsisches. Dttendorf-Nkrilla, 24. Januar zzos. — Die kürzlich von einer Dresdner Zeitung gebrachte Notiz, wonach die neneingeführten '/s Mark-Stücke dreimal so stark seien, als die bisherigen 50 Pfennig-Stücke, entspricht nicht den Tatsachen. Die Münze ist höchstens einhalbmal stärker, als die alte Münz« von gleichem Geldwerte. Die betreffende falsche Dresdner Meldung wurde, wie von fast ollen Zeitungen, auch von uns wiedergeaeben, in der Meinung, daß man in der Residenz aus eigener Anschauung eher, als anderwärts, unterrichtet sein konnte. — Falsche Fünfmarkstücke werden jetzt vielfach angchalten. Die Fälschung ist un gewöhnlich plump und leicht zu erkennen Die Stücke sind dadurch hergestellt, daß von echten Stücken die beiden Oberflächen von Kopf und Wappen als dünne Scheiben 'abgenommen sind. Je eine solche echte Scheibe wird auf ein unechtes, entsprechend großes Metallstück gesetzt. Bei der Zerschneidung der echten Stücke hat die Umschrift gelitten. Von den drei Worten „Gott mit uns" sind nur die Worte „Gott" und „mit" vollständig, während von „uns" nur die obere oder untere Halste zu lefen ist- Sämtliche Falschstücke tragen die Jahreszahl 1904. Es sollen auch falsche Talerstücke im Umlauf sein. — Die vom Kaiser an seinem Geburtstage neuerlassene Infanterie.Exerzier- und Schieß dienst-Varschrist des deutschen Heeres läßt fortfallen: das Rückwärtsrichten, die Front- und Kehrwendung beim Uebergang aus dem Marsche zum Feuern, die Hebungen im Karree und die Doppelkolonne. Die Schulbewegungen im Bataillon werden vereinfacht, die Kompagnie abstände in der Tiefkolonie erweitert. Das Schulschießen wird auf die Entfernungen bis 400 m beschränkt, das gefechtsmäßige Einzel schießen wird zu gunsten d-S Abteilungsschießens eingeschränkt. Dresden. Eine furchtbare Tat wurde Sonnabend vormittag in der zehnten Stunde im Erdgesckoß des Hauses ZahnSgaffe 27 verübt. Dort befindet sich der Laden des auf der Rosenstraße wohnenden Olivenöl-, Preißel- beer und Senfhändlers Vogl, dessen am 17. Februar 1888 in Dresden geborene Tochter Elsa Anna das Geschäft verwaltete. Diese unterhielt ein Liebesverhältnis mit dem am 14. April 1885 in Börnchen bei Possen dorf als Sohn eines Stuhlmackcrs geborenen Kurt Richard Boröberg, der Manenstraße 19 wohnte und als Kutscher bei der Altstädter Molkerei von Gebrüder Reh tätig war. Er hatte sich in dieser Stelle Veruntreuungen in Höhe von etwa 300 Mark zu schulden kommen lasten, so daß er entlasten wurde und sich am Sonnabend vor Gericht verantworten sollte. Es heißt auch, daß er dem Mädchen von den Geldern abgegeben hat, gegen das deshalb ebenfalls ein Verfahren schwebte. Das ernst gemeinte Verhältnis wurde seines Vergehens wegen am verflossenen Sonntage gelöst. Nach anderer Lesart soll Borsberg icldst die Absicht gehegt haben, es abzubrechen. Er hat das junge Mädchen auch mit Eifersuchtsszenen ge quält und ihr gedroht, sie zu erschießen, wenn sie ihm untreu würde. Deshalb hatte die Vogl Furcht vor ihm. Schon am Freitag hat er wahrscheinlich Böses im Schilde geführt, denn er wurdo vor dem Hause seiner Geliebten bemerkt. Diese bat daher am Sonnabend die Tochter einer Nachbarin, ihr bei den Reinigungsarbeiten im Laden zu helfen, damit sie nicht allein wäre, falls Borsberg wieder käme. Die Nachbarin aber fürchtete, wohl, infolge der ängstlichen Rede Elsa Vogl für das Leben ihrer eigenen Tochter und ließ sie, als Borsberg wirklich erschienen war, zu sich herausrufen. Diesen Augenblick benutzte Bai sberg zur Ausführung seines verbrecherlichen Vorhabens. Er stürzte sich, vermutlich im Hinterraume des Ladeus, mit einem jedenfalls neu gekauften Küchenmester auf das un glückliche Mädchen und brachte im zunächst, als sie sich wehrte, Wunden an der Wange und an der linken Hand bei. Dann aber schnitt er ihr nach einem lautlosen Kampfe den Hals bis zum Wirbel durch. Das Mädchen schleppte sich noch bis in den Laden, wo es zusammen brach und zwischen der Wand und der Laden tafel tot aufgefunden wurde. Hierauf verübte Borsberg durch einen Kehlschnitt Selbstmord. Eine Gerichtskommission nahm in Gegenwart des Oberstaatsanwalt und dreier Polizeiärzte, sowie zahlreichen Polizeibeamten den Tatbestand auf. Die Leichen brachte man nach dem Trinitatis - Friedhose. Daß Borsberg plan mäßig gehandelt hat, geht vielleicht auch daraus hervor, daß in seiner Stube ein Brief an seine Eltern und Geschwister und ein ver schlossenes Pocket mit der Aufschrift: „Karten und Briefe von meiner lieben Elsa" gefunden worden ist. — Mit Hinterlassung seiner Familie und zahlreicher Gläubiger soll der Inhaber eines bekannten Restaurants auf der Landhausstraße durchgcbrannt sein. — Der Luftballon, der Donnerstag nachmittag hier gesehen wurde, ist um 5 Uhr in Sebusein a. E. bei Aussig gelandet. Die Insassen waren zwei preußische Offiziere, die am selben Tage mittags in Berlin die Fahrt angetreten hatten. Die Landung ging glatt von statten. Die Offiziere hatten .ine Anzahl Brieftauben bei sich. Sie fuhren mit dem Nachtschnellzuge wieder nach Berlin zurück. Pillnitz. Ter Freiwilligen Feuerwehr zu Pillnitz und der Pflichtfeuerwehr zu Söhringen ließ König Friedrich August in Anerkennung der Hilfe; welche sie bei der Unterdrückung des den berühmten Kamelienbaum gefährdeten Brandes leistete, je eine Gratifikation von 50 M. überweisen. Kamenz. In der Nacht vom Mittwoch zum Donnerstag gegen 1 Uhr brannte das Wohngebäude deS Wirtschaftsbesitzers Peter Jenki in Schmerlitz Nr. 22 vollständig nieder. Der mit in dem Hause wohnhafte 86 Jahre alte Auszügler Nikola s Domaschke hat in den Flammen den Tod gefunden. Die Ent stehungsursache des Feuers ist noch unbekannt. Wie es um den Wachdienst in hiesiger Gegend bestellt ist, ersieht man daraus, daß die Spritzen aus Rosenthal, Schönau und Ralbitz etwa eine Stunde nach Ausbruch des Feuers am Braudorte ankamen und daß in zwei be nachbarten Orten überhaupt niemand etwas von dem Brande erfuhr. Großenhain. Schwer verunglückt ist Sonnabend Vormittag Herr Gutsbesitzer Reinhold Richter aus Weißig a. R. Er wollte sich mit seinem voll Getreide beladenen Geschirr nach Großenhain begeben, als kurz hinter dem Skaup-Adelsdorfer Bahnübergänge durch den vorübersausenden Zug die Pferde des von ihn geführten Fuhrwerks scheuten und durchgingen. Richier kam hierbei so zu Falle, daß die Hinlerräder des Wagens ihm über Brust und Rücken gingen, wobei der Verunglückte schwere Verletzungen des Brustkorbes erlitt. Die Pferde gerieten in den Straßengraben; hierbei wurde der Wagen demoliert. Mit der vorderen Hälfte des Wagens rasten die Tiere weiter nach Naundorf, wo sie, nachdem sie auf ein Düngerfuhrwerk gestoßen, wodurch ein Pferd des letzteren in den Straßengraben stürzte, aufgehalten werden konnten. Leisnig. Die Familie des am 13. Oktober auf dem Leisniger Bahnhofe getöteten Brauereibesitzer Simon macht jetzt gegen den Eisenbohnfiskns auf den Wege des Zivil- prozesses Schadenersatzansprüche geltend. Zittau. Gegen das Verdat des Offen haltens der Schaufenster nach Geschäfts chluß an Sonn- und Feiertagen macht sich eine lebhafte Bewegung geltend. Der hiesige Schutz verband für Handel und Gewerbe beschloß eine Petition an den Landtag und will alle sächsischen Gewrrbevereine veranlassen, selbständig mit Petitionen vorzugehen. Der hiesige Stadt rat und die Handels- und Gewerbekammer stehen der Bewegung sympathisch gegenüber. Auch der Verein zur Hebung des Fremden verkehrs will mit einer diesbezüglichen Petition vorgehen. Leipzig. Wegen Münzverbrechens wurde ein 47 Jahre alter Konditor aus Köthen in Haft genommen, der falsche Zehnpfennigstücke angefertigt hatte und in Verkehr zu bringen suchte. Falkenstein. Zu den verschiedenen hier bereits bestehenden Sekten hat sich jetzt noch eine Neuapostolische Gemeinde gebildet, die ebenfalls Zusammenkünfte abhält. Gegenüber diesen religiösen Sekten haben sich nun eine größere Anzahl Gemeindemitglieder zu einer Landeskirchlichen Gemeinschaft zusammen geschloffen, die in einem Lokal gutbesuchte landeskirchliche Andachten abhält. Zwickau. Aus einem vom Zweigbureau des Deutschen Bergarbeiterverbandes erlassenen Aufruf geht hervor, daß die sächsischen Berg arbeiter trotz des Abratens ihrer Führer in großer Menge Ueberschichten und Extra forderung machen, die nötig geworden sind, um die stärkere Nachfrage aus dem Ruhrgebiet zu bewältigen. Der Aufruf ersucht die sächsischen Bergbeamten, sich nicht mehr zu Ueber- und Doppelschichten herbcizulaffen, um die Sache der Ausständigen nicht zu erschweren. Altenburg. Auf Braunkohlen gestoßen ist man in der gegenwärtig im Gelände zwischen alter Kaserne und Schlachtviehhof unmittelbar neben der Bahnüberbrückung betriebenen Sand grube. Bei Abtreibung des Hügels hat sich in einer Tiefe, die etwas mehr beträgt als die des Eisenbahneinschnittes das braune Element entdecken lassen. Bereits hat man einen stattlichen Haufen del Kohle in den letzten Tagen ausgegraben. Uns der Woche. Auf die diesjährige Kaiser-Geburtstagfeier sind tiefe Schlagschatten gefallen. Prinz Eitel- Friedrich war an Lungenentzündung erkrankt, und das war der Grund, daß die haupt sächlichsten Festveranstaltungen am Berliner Hofe abgesagt wurden. Es wäre auch im großen und ganzen nicht viel Feierstimmung vorhanden gewesen, wenigstens im Volke nicht, das doch sonst gewiß seinen Kaiser ehrt und liebt. Aber in einem Zentrum des deutschen Jndustrielebens herrscht ein Streik, wie wir ihn in dieser Ausdehnung noch nicht erlebt haben und es läßt sich garnicht verkennen, daß die Sympathie des großen Publikums in diesem Falle ganz auf feiten der Ausständigen ist. Läßt auch die musterhafte Haltung dec Viertelmillionen Streikender nicht befürchten, daß die öffentliche Ordnung leidet, so ist doch der Eindruck ein anderer, den die Dinge im Osten verursachen. Wabernde Lohe der Empörung flammt in allen Ecken und Enden in Rußland auf. Schwere, fast unsühnbare Bluttaten setzen eine Welt in Schrecken. Hat schon der ostasiatffche Krieg die Schwäche des „Kolosses mit den tönernen Füßen" nach außen hin bloßgelegt, so zeigen die neueren innerpolitischen Vorgänge auch die ganze hoffnungslose Zerrüttung im Innern. Das letzte Bollwerk des herrschenden Regimes ist jetzt noch das Heer, nachdem das festere Bollwerk, daß fast blinde Vertrauen des Volkes auf „Väterchen" — es ist das nicht etwa eine Spottbezeichnung — am vergangenen Sonntag gründlich zerstört worden ist. Bisher umgab den Zaren in den Augen der russischen Kleinbürger und Bauern ein nahezu heiliger Glanz, der zwar nicht in erster Linie den Herrscher umstrahlte, sondern vielmehr das sichtbare Haupt der orthodoxen Kirche, den Schirmherrn des rechten Bekenntnisses. Diesen Glanz zu erhöhen, war dte russisch« Kirche mit dem heiligen Synod unter PobedanoSzew an der Spitze von jeher aufs eifrigste bemüht. Das haben die Zaren stets dankbar anerkannt und ihrerseits wieder die Kirche erhöht — die Großen derselben wenigstens, nicht die un wissenden Popen auf dem Lande, deren Los nicht viel bester war, als das der Bauern. Rußland hat bisher noch nie eine Volksrevolution gehabt. Dagegen waren Palastrevolutionen eine spezifisch russische Eigentümlichkeit, besonders unter dem jetzigen Zarenhause Holstein-Gottorp. Seit 143 Jahren sitzt dieses Herrschergeschlecht auf den Throne Rukiks, Romanows und Peters des Großen. Die zweite Tochter des letzgenannten, Anna Petrowna, hatte den Herzog Karl Friedrich von Schleswig-Holstein geheiratet. Der Sohn dieser Ehe, Karl Peter Ulrich, wurde von seiner inderlosen Tante, der Kaiserin Elisabeth, als deren Nachfolger auf dem russischen Thron erklärt und folgte ihr nach ihrem Tode 1762 im Januar. So kam das Haus Holstein-Gottorp auf den Thron des Zaren. Peter der Dritte, so nannte sich der erste russische Gottoper, war nur sechs Monats Kaiser. Seine eigene Gatin, Katharina, geb. Prinzessin von Anhalt-Zerbst, ließ ihn ermorden und bestieg dann selbst den Tbron. den sie bis 1796 innehatte. Peters und Katharinas Sohn Paul war nur 3 Jahre Kaiser. Er wurde von mehreren Großen er mordet, denen sein Despotismus unerträglich geworden war. Sein ältester Sohn Alexander (bis 1825) und besten zweitjüngerer Bruder Nikolaus (1855) starben eines natürlichen Todes. Des letztem Nachfolger, Alexander, der Zarbefreier, war modernen Ideen zugeneigt und sogar geneigt, dem Ruffenvolke die ersehnte Verfassung zu geben, als ihn die Dynamit bomben der Perowskaja und Genossen zerrissen. Das traurige Leben seines Sohnes Al x nders III. war ein Atemholen unter Kö derShand; er witterte überall Dynamitards und leider nicht mit Unrecht. Zahllose Anschläge wurden gegen ihn unternommen; bei Borki (1888) wurde sein ganzer Hofzug zer trümmert und nur wie durch ein Wunder ent ging er mit den Seinen dem Tode. Ein Leben voller Furcht und Schrecken endete 1894 ein fast plötzlicher Tod. Sein Sohn, Nikolaus II., „der Friedenszar", saß am vergangenem 1. November zehn Jahre auf dem Throne — der siebente feines Geschlechts, von dessen Vertretern drei ermordet wurden. Gerade der jetzige Zar war ein Mann, gegen dessen persönlich guten Willen, gegen dessen reines Familienleben keine Einwendungen laut werden konnten. Aber vor allem fehlt ihm die Energie, sich dem verderblichen Einflüsse reiner Verwandten und der Kamarilla zu entziehen; er muß leider ernten, was jene in unverantwortlicher Weise säen. So ist es beim Kriege in Ostasien, den sicherlich der Zar persönlich nicht gewünscht hat, und so ist es jetzt bei der großen Volksbewegung in Rußland die am vergangenen Sonntag in Petersburg allein 4200 meist schuldlosen Männern, Weibern uud Kindern das Leben gekostet hat- Sie wollten nicht gegen, sie wollten zu den Zaren, herzlich vertrauend, daß er ihnen in den sozialen Nöten helfen könne und werde. Der blutige Empfang der ihnen zuteil wurde, hat das mystische Band, das in Rußland den Zaren und sein Volk umschlang, in grausan er Weise zerrissen. Der Aufruhr loht vurch ra6 ganze Riesenreich — das Militär hat aber noch nirgends ernstlich versagt. Aber ob sich der Sieger wohlfühlt? Ob ihn die „kleine Uebereilnng mit Menschenleben" reut? Ihn kann nichts mehr glücklich machen, nicht die Besiegung der Japaner und nicht dte Kronen Indiens — er hat das Beste auf immer ver loren was ein Herrscher je besitzen kann: die Liebe und das Vertrauen seines Volkes. — Wir haben Kaisers Geburtstag gefeiert, diesmal in der Stille, wie es die ichweren Umstände geboten.