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„Dttendorfcr Kcitung" ^scheint Dienstag, Donners- >ag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden m't >v Pf, für die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be> sonderem Tarif. Lokalzeitung für die Ortschaften Oltendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und öport" und „Deutsche Mode" Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Dkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. - Nr. 24. Freitag» den 24, Februar 1905. 4. Jahrgang. Bekanntmachung. Donnerstag, den 23. Februar 1905, abends 8 Uhr öffentliche Kemeinderatssihung. Ottenäsrk-Hloriträsrt, den 21. Februar 1905. Der Gemeindevorstand. SerLliches und Sächsisches. Ottendors-Vkrilla, 2Z. Februar izos. — Sämtliche FeuerbcstattungSvereine im Königreich Sachsen haben sich vor kurzem an Ken Vorstand des sächsischen Gemeindetages Mit der Bitte gewandt, er möge beim nächsten Landtage die in Vorbereitung begriffene Petition der erwähnten Vereine wegen Ein führung der fakultativen Feuerbestattung unter stützen- Man hofft daher, daß diese namentlich für alle größeren Gemeinden wichtige Frage bereits aus dem nächsten Gemeindetage, der Ende März in Dresden statlfindet, beraten wird. — Abänderungen derFernsprechbestimmuugen. Im Fernverkehr sollen Abonnementsgespräche gegen die dafür festgesetzten ermäßigten Ge bühren künftig während des ganzen Jahres auch in der Stunde von 7 bis 8 Uhr morgens zulässig sein. Hiernach erhält der Punkt 1 der Bestimmungen über die Benutzung der Fsrmprechverbindungsleitungen zur Nachtzeit vom ld. September 1901 (Zentralblatt für bas Deutsche Reick S. 342 1903) folgende Fassung: „1) Die Fernsprechverbindungen -wischen Orten, in denen Nacht-Fernsprechdienst abgehalten wird, können von den Fernsprech teilnehmern zur Nachtzeit sowohl zu Einzel- gesprächen als auch zu Gesprächen im Abonnement benutzt, werden. Als Nachtzeit gelten, soweit nicht für einzelne Orte etwas anderes bestimmt ist, die Stunden von 9 Uhr nachmittags bis 8 Uhr vormittags." — Die preußische Staatseisenbahnverwaltung ließ aus den aus Täcksen kommenden Durch gangszügen auf den Anschlußstationen Röderau Und Elsterwerda die Faltenbälge beseitigen, weil für die preußische Strecke keine Platz- kartengebübr erhoben werden konnte. Neuerdings läßt man jedoch die preußische Verwaltung auf obengenannten Uebergangsstationen die Ver bindung der Wagen durch Faltenbälge bestehen, sodaß die Reisenden auch während der Fahrt ungehinderten Zutritt v.n und nach dem Speisewagen erhalten können. — Der preußische Eisenbahnminister hat nicht nur eine Verfügung gegen den über mäßigen Alkoholgenuß erlaßen, er tritt auch für die Beschaffung eines warmen Mittagessens für die Beamten ein. Ueberall da, wo die Direktionen ein Bedürfnis anerkennen, sollen die BahnhofSwirte vertraglich verpflichtet werden, ein Mittagessen mit Suppe für 40, höchstens 50 Pf., ohne Suppe für 30 lrs 10 Pf., berellzuhalten, daneben auch bloß Suppe für 10 Pf. Damit den Bediensteten durch das Aufsuchen der Wirtschaften nicht die Ruhepause verkürzt wird, sollen Einrichtungen getroffen weiden, um das Eßen an den AusenthaltSstätten einnehmen zu können. — Interessante Versuche mit Jagdfalken wurden, wie die Frkf. Ztg- mitteilt, auf dem Exercierplatze Aoyaima in Tokio abgehalten. Die Ruffen scheinen die Taubenpost eifrig zu pflegen, und um diese Verständigungmöglichkeil zu vereiteln wurden jene Versuche unternommen. Sie bestanden darin, daß man Falken singen und Tauben stiegen ließ. Ausgabe der Falken war cs, die Tauben zu erspähen und daun zu stoßen. DO Falken, die man zu den Verfficken benutzte, sind Eigentum des Kaisers und werden zu Beizen gebraucht. Jetzt sollen sie in den Krieg und dort ihre Geschicklichkeit zeigen. Die edlen Vögel saßen in einer Reihe auf gestützter Bambusstange. Die Tauben befanden sich in einem flachen Transportkorb. Zu Beginn der Einzeljagd wurde ein Falke losgelöst, dann nahm man ihm die Haube ab und warf ihn mit einem weiten Schwung in die Luft. Sofort breitet er seine Flügel aus, steigt etwa hundert Meter und beginnt zu unseren Häupten zu kreisen. Jetzt wird eine Taube aus dem Korbe geholt und ebenfalls in die Luft geworfen. Das Tier bemerkt sofort einen Feind und sucht sich am Boden zu halten oder zu verstecken. So flog eine Taube in eine der in der Nähe haltenden Hofkutschen Als sie aus dem Wagen verjagt wurde, Züchtete sie unter die Pferde und war nur ehr schwer zwischen den Hufen der unruhigen Rosse hervorzuholen. Schließlich ergriff man re und setzte sie an einer anderen Stelle aus; samt war ihr Schicksal entschieden. Der Falke erspäte seine Beute sofort, er schoß eilig heran und stieß das verängstigte Tierchen herab. Dann blieb er auf dem Boden sitzen und begann die Taube zu verzehren. Mil etwa 20 Tauben und soviel Falken wurden die Versuche fortgesetzt. Manchmal, wenn auch die Tauben in die Höhe gestiegen waren, dauerte der Kampf etwas länger. Schließlich endete da« Spiel doch in den meisten Fällen mit dem Tode der Taube. Nur drei Tiere vermochten sich in oder zwischen den Gebäulich keiten einer nahen Kaserne retten. Flogen die Falken zu weit fort, so wurden sie mit Triller pfeifen, die den Ton der Locklaute nachahmten angelockt In allen anderen Fällen wurden sie mit den getöteten Tauben zugleich auf gehoben, mit der Haube versehen und wieder festgebunden. Dresden. In einem Anfalle geistiger Erregtheit versuchte am Sonntag in der Friedrichstadt eine Arbeitersehefrau durch Einatmen von Rauch sich das Leben zu nehmen. Sie hatte zu diesem Zwecke die Röhren des starkgeheizten Ofens mit Lappen verstopft und sich in das Bett gelegt, in dem sie von einem Nachbar, der sich zu dem Zimmer durch Auf sprengen der Tür Zutritt verschaffte in halb besinnungslosem Zustande vorgesunden wurde. Ein herbeigerufener Arzt stellte fest, daß für die Frau eine Lebensgefahr nicht vorhanoen sei. — Bis jetzt sollen sich die Betrügereien, wegen welcher der Musikdirektor Eilers dieser Tage in Haft genommen worden ist, bereits auf 52700 Mark belaufen. Als Leidtragende soll eine wohlhabende Dame in Betracht kommen. — Am 18- d. Mts. gegen Mittag sind aus einem unverschlossenem Schlafzimmer in einem Hause der Leubnitzer Straße Schmucksachen im Werte von ungefähr 2000 Mark gestohlen worden. Pillnitz. Verkauft wurde für 80000 M. der von Ausflüglern und Sommergästen gern besuchte Gasthof zum Meix an den Pächter der Ullersdorfer Schmiedeschänke, Herrn Lange. — Ueber die Elbsckiffahrt mied aus Aussig berichtet: Wesentliche Quantitäten wurden in d ii beid- n Vorwochen nickt verladen und beläuft nch die Zahl der zum Umschlag gekommenenen Kohlenwagen in Aussig auf zirka 300 und in Rasowitz auf zirka 50. Die Bei- tellung betrug in Aussig 300 Wagen Kohle, 12 Wagen andere Güter und in Rosawitz 240 Wagen Kohle, doch ist anzunehmen, daß die Verladungen von nun ab keine Unter brechung mehr erleiden dürften; freilich wird ich der Umschlag auch in der nächsten Zeit noch in nur mäßigen Grenzen bewegen, denn vorläufig sind die in den hiesigen Häfen liegenden Kähne noch zum größten Teil ohne Bemannung und der Frachtverkehr ist noch gleich Null, außerdem ist auch der Umstand, daß das Wasser nicht vollschiffig ist, von störendem Einfluß. Die regelmäßigen Börsen versammlungen haben begonnen. Geschäfts wurden aber mit Ausnahme einer Zillenstation nicht getätigt; geboten wurde nach Dresden 150, Magdeburg 200, Unterelbe 250, Branden burg 300 Pfennige per Tonne, die Forderung der Schiffahrt war jedoch höher und ist es zu Abschlüssen noch nicht gekommen. Der hiesige Pegel zeigt am Dienstag plus 37 Centimeter, Oberläufe melden zusammen 14 Centimeter Wuchs. Briesnitz. Für die Zwecke der Wasser- Versorgung hat die Gemeinde jetzt am Eingänge des Schoner Grundes unweit der Weltemühle ein Wiesengrundstück gekauft und für eins daneben sich das Kaufsrecht gesichert. Voraus sichtlich wird man einen Tiefbrunnen graben. Niederlößnitz. Um eine ausgeschriebene ständige Lehrerstelle haben sich nicht weniger als 110 Bewerber gemeldet. Der große Andrang erklärt sich aus dem Umstande, daß die obengenannte Gemeinde hohe Lehrergehälter zahlt. Kamenz. Ein schlimmes Resultat ergab eine auf dem letzten Wochenmarkt vorgenommene Buttcrrevision. Von 400 Stückchen Butter, die nachgewogen wurden, hatten nicht weniger denn 340 Mindergewicht, und zwar trotz mehrmaliger, erst in den letzten Wochen erfolgter Revision. Die Verkäufer wurden empfindlich bestraft. Bautzen. Abermals ist in Uebigau bei Neschwitz ein Hund an Tollwut verendet; es ist deshalb behördlich bis 18. Mai über 34 Ortschaften die Hundesperre verhängt worden. Wehlau. Hier hat sich am Montag morgen der Privatier uod Villenbesitzer Goth, um seiner in Aussicht genommenen Ueber- führung in eine Nervenheilanstalt zu entgehen, durch Erhängen entleibt, nachdem er zuvor seinen fünfjährigen Sohn auf gleiche Weise umgebracht hatte. Zittau. Durch unvermutetes Losgehen eines steckengebliebenen Sprenggeschosses wurden am Mittwoch mittag in der der Stadt Zittau gehörigen Jonsdorfer Mühlsteinfabrik die Steinbrecher Rudolf aus Jonsdorf und Küttler aus Fichtenwalde in Böhmen furchtbar ver stümmelt und sofort getötet. Beide Verunglückte waren in den dreißiger Jahren stehende Familienväter. Ortrand. In Großkmehlen sind am Freitag Abend durch Großfeuer die Scheune des Gutsbesitzers Opitz nebst Auszugshaus, die Scheune des Gutsbesitzers Sickert, die Wirtschaftsgebäude des Gutsbesitzers Karl Schmidt und das Wohnhaus nebst Stallung des Stellmachermeisters Nicklisch, die Stallunx des Gutsbesitzers Menge und das Auszugö- gebäude des Gutsbesitzers Horst eingeäschert worden. Als Brandstifterin ist die bei Opitz in dessen Scheune das Feuer ausgekommen ist, bedienstete Magd Alma Linge aus Großthiemig ermittelt worden. Sie mar nach Anlegung des Feuers, über das sie sich von weitem gefreut haben soll, nach Hause zu ausgeriffen. Colditz. In Meußelwitz gingen im Oktober v. I. gelegentlich der Kirmes einige junge Bürschchen „Kuchensingen". Das geschah auch vor dem Gute des Wntschaftsbesitzsrs Herfurth, dessen Sohn eine alte Pistole ergrif und scherzweise auf die Singenden anlegte. Unglücklicherweise hat der Vater des Herfurth aus dieser Waffe Schreckschüsse gegen Tauben abgegeben und der Sohn ahnte nicht, daß noch eine Ladung darin saß. Er drückte los und traf den 19 jährigen Wirtschaftsgehilsen Poppitz so schwer, daß derselbe das Licht beider Augen dauernd verloren hat. Wegen fahrlässiger Körperverletzung unter Anklage gestellt, ver urteilte das Landgericht Herfurth zu einem Monat Gefängnis. Leipzig. Eine merkwürdige Erklärung des juristischen Vertreters des Schriftstellers Moritz Platen, nach welcher der letztere mit der Ent führung seiner achtjährigen Tochter aus Leipzig nichts zu tun habe, erfährt eine scharfe Beleuchtung durch die Tatsache, daß die König!. Staatsanwaltschaft den Befehl aus« gegeben hat, Platen sowohl als die frühere Prostituierte Rosa Lenk aus Leipzig, die Platen sich von hier aus nach Zürich mit genommen hat, beim Betreten deutschen Bodens zu verhaften. Glauchau. Lohnbewegung der Färberei- und Appreturarbeiter im Glauchau-Meeraner Bezirk. Die Arbeiterschaft hielt am Sonntag nachmittag im Saale des „Weißen Roß" hierselbst eine öffentliche Versammlung ab, in der das Antwortschreiben der Fabrikanten auf die eingereichten Lohnforderungen bekannt gegeben wurde. Als nächste Folge des Vor gehens der Arbeiter haben sich die Färberei« und Appreturanstaltsbesitzer zusammengeschlossen und einen Verein „Vereinigte Garnfärbereien und Appreturanstalten Meerane-Glauchau" ge« gründet. Die Versammelten wählten eine Lohn- beziehungsweise Tarifkommission, welche nun die Verhandlungen mit der Unternehmer vereinigung führen soll. Die Vereinigung wieder will zu nächst dahin wirken, von den Webwarenfabrikanten höhere Preise zu erzielen. Von dem weiteren Erfolg dieser Schritte wird es adbängen, ob die Forderungen der Arbeiter bewilligt werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich >ie Arbeiter damit bescheiden. Falkenstein. Während in den niedrigen Teilen des Vogtlandes der Schnee geschmolzen oder nur noch in dünnen Schichten anzutreffen liegt hier und in den umliegenden Waldungen der Schnee bis zu 1 Meter hoch. In Friedrichsgrün - Hammerbrücke, Stunde von hier, ist der Schnee bis 2 Meter und höher aufgetürmt. Dadurch wird dem Wilde außerordentlicher Schaden zugefügt und nicht selten kommt es jetzt bis an menschliche Wohn stätten nach Futter. Zwickau. Zur Bürgermeisterfrage erfahren die „Zwickauer Neuesten Nachrichten", daß die Rekurse gegen die Wahlbestätigung Münchs, ausgehend vom Stadtverordnetenkollegiums, vom Stadtrat und vom Stadtverordneten Bär und Genossen, mit Ablauf letzter Woche von der Kreishauptmannschaft an die Oberbehörde in Dresden weitergegeben worden sind. Die Entscheidung dürfte in den nächsten acht Tagen zu erwarten sein. Zwickau. Der 27 Jahre alte Buchhalter Krügel aus Silberstraße, welcher am 15- d. M, bei einer hiesigen Bank mit Hilfe eines ge fälschten Briefes 1000 Mk. erhoben hatte und hernach durchgegangen war, ist in Bremen festgenommen worden. Ein großer Teil des erschwindelten Geldes soll gerettet worden sein. Krügel hatte sich bereits eine Schiffskarte gelöst und wollte nach Amerika auswandern, als ihn die Nemesis erreichte. — Eine neue Staatsstraße wird in diesem Jahre von Rodewisch nach Cunnersdorf gebaut. Sie führt durch schöne landschaftliche Gegenden berührt fichs Ortschaften, verbindet das Rotel« tat mit dem Muldental und schafft eine kürzere Verbindung von hier nach Rodewisch, Klingenthal. Unter dem Verdachte, ein Sittlichkeitsverbrechen an seiner vierzehnjährigen, noch schulpflichtigen Nichte begangen zu haben, wurde der Arbeiter Fuchs verhaftet.