Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 15.02.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-02-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190502152
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050215
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050215
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-02
- Tag 1905-02-15
-
Monat
1905-02
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.02.1905
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O Der ^rautfekneicter. 13j Krimmalgeschichte von August Butscher. (Fortsetzung.) Ganz verständnislos sah die alte Megäre die beiden an, die endlich inne hielten. Dann sagte sie, indem sie sich wieder auf sich selbst besann, in weinerlichem Tone: „Ein altes Weib kann man freilich leicht auslachen. Was habe ich denn wieder für unsinniges Zeug dahingeredet? Wenn ich meinen Anfall habe, dann päppele ich heraus wie ein Mensch ohne Kopf. Also wollen wir denken, wir haben einen Spaziergang mit einander gemacht, seien am Rain eingeschlafen und haben einen verrückten Traum gehabt." „Nun, das ist ja ein recht angenehmer Schluß des langen Selbstgesprächs," sagte angeregt der Lehrer, der innerlich die Schmieg samkeit und Biegsamkeit dieses wunderlichen Menschenwesens bewunderte. „Gehen wir also, denn der Tag hat sich zum Abend geneigt und die Nacht ist keines Menschen Freund, besonders in der hohlen Gasse." „Recht so," stimmte die Beinhäuslerin ein, die rasch ihr Kölbchen an den Arm nahm und die Hacke schulterte. „Ich versteh' zwar das gelehrte Zeugs nicht recht, so viel aber hab' ich schon gesehen, daß Sie kein übler Mann find. Seien Sie heute einmal unser Gast und es ist am besten, wenn sie gleich mitgehen, Sie ver säumen ja nichts. Wir Haden ein Säule ge schlachtet, und Sie werden wohl verlieb nehmen mit Blut- und Leberwürsten, und Knöchlein mit Sauerkraut." Der Lehrer wollte ablehnen, als ihm Christian einen bezeichnenden Blick gab, der so dringend bat, daß er zusagte und mit der Alten ohne weiteres dem Beinhäusle zustrebte. Sie kamen jetzt am Kirchhofe vorüber, an dessen Bretterzaun ein Fußweg entlang lief. Die Beinhäuslerin warf einen seltsam schillern den Blick über den Zaun und sagte mit er zwungener Rührung: „Wie schnell man doch ost da hineingelegt wird und kein Hahn mehr nach einem kräht! Es kommt mir immer vor, als ob es der Seelenhofer nicht lange mehr mache, er fällt mir zu stark vom Fleisch. Wenn es so sollte in Gottes Ratschluß liegen, so stifte ich ein paar Pfeifen in Ihre alte Orgel, die nicht mehr recht vom Flecke will und einen ganz erbarmt." Der Lehrer wußte nicht recht, ob das Weib verrückt sei oder immer so konfus herausrede, sagte aber nichts. „Sie müssen mich eben nehmen wie ich bin," sagte die Alte noch vor dem Eintritt in das idyllisch gelegene Haus. „Wenn man in die Jahre kommt und schon so viel durch gemacht hat mit Mann und Pflegekindern, kann schon eine Schraube losgehen. Bon dem Pulver geb' ich jetzt einfach unserm alten Karo und wenn der drauf geht, so find die Wurzeln wirklich giftig. Ich trau' der Sache noch nicht recht, denn Sie könnten auch einen Spaß mit einem alten, halb irren Weibe gemacht haben, die vielleicht von ihrem Manne schon was an genommen hat. Bielleicht ist aber auch alles nur ein Blendwerk des Teufels und morgen nur dürres Laub da, wie es nach dem über gescheiten Krautschneider sogar hie und da mit den Schätzen gehen soll." Damit klinkte sie die Tür auf. Die nicht übergroße Stube erschien jetzt wie zusammengeschrumpft, der vielen Leute wegen, die sie ersüllten. Da war vor allem der „Stuhlherr", der mit feuerrotem Kopfe in seinem Sorgensessel saß und nicht recht zu wissen schien, was er aus den Besuchern machen sollte, die heute dem Privatier von Seltenreich die Ehe gaben. Zudem war er so von Schmerzen geplagt, daß er nicht aus noch ein wußte. Sein sonst so schlechtes Gehör aber war auf einmal so geschärft, daß er jedes Wort fast wie einen herben Glockenton empfand, aber nicht zu unterscheiden wußte, ob das ein Wunder oder gar schon das Anklopfen des Todes bedeute. Auf der Bank, die fast die ganze Stube umzog und auch den Tisch umrahmte, saßen ihm zunächst der Krautschneider und sein Bruder. Bei dem Erblicken des letzteren war die Seelen- hoferin wieder ein wenig zusammengefahren, trotzdem sie ihn selbst eingeladen hatte. Da sie wegen der Begegnung mit dem Lehrer und Christian innerlich schon ein wenig erzürnt war, ärgerte sie sich über alles. So fand sie es sofort höchst unpassend, daß der junge Mann, den sie zuweilen noch in den Windeln gepäppelt, sein Gewehr mitgebracht und am Kleiderhaken aufgehängt hatte. Sie hätte es gerne hinausgeworfen, immerhin kam ihr auf einmal der ungereimte Gedanke, daß man mit einem solchen Instrumente auch recht leicht eine arme Seele aus diesem Tale der Polirilebe AunäscbRU. Die revolutionäre Bewegung in Russland. * In S o s no w i c e, in der „Dreikaiser ecke", ist es am 9. d. zu heftigem Zusammen stöße zwischen Militär und Streikenden gekommen. Der kommandierende Osfizier hatte zuvor schon gesagt: „Jetzt hat das Militär das Wort; in drei Tagen stelle ich die Ruhe wieder her." Bei dem Straßenkampfe wurden 27 Zivilpersonen getötet und 60 verwundet. *Jn Lodz kam es am Freitag zu Straßenkämpfen; dabei wurden 11 Per sonen erschossen und mehr als 100 verwundet. * Von der merkwürdigen Persönlichkeit, deren Name mit den jüngsten Vorgängen in Ruß land zunächst so eng verflochten war, dem Priester Gapon, hat man neuerdings keine weitere Kunde vernommen. Von ihm wurde nacheinander gemeldet, daß er am 22. Januar erschossen worden sei; dann hieß es, er wäre schwer verwundet; dann schickte ihn das Gerücht nach Moskau, um dort den Ausstand zu leiten; ferner entfloh er mit 35 000 Rubel Revolutionsgeldern ins Ausland; nachdem er in der Peter-Pauls- Festung der Zellennachbar Gorkis war, traf er plötzlich in London ein. Die neueste Meldung über ihn lautet: Georgi Gapon ist des Seel sorgeamts im Deporlationsgesängnisse enthoben mit dem Verbot, die geistlichen Pflichten zu er füllen, so lange seine Rolle in der Arbeiter bewegung nichr klargestellt sei. — In dieser Meldung ist nicht angegeben, ob sich Gapon in Freiheit befindet oder im Gefängnisse gehalten wird. Das Verbot, seine geistlichen Pflichten zu erfüllen, hätte allerdings wenig Sinn, wenn er überhaupt nicht in der Lage wäre, sie auch auszuüben. * Die Adels-Genossenschaft in Moskau entschied in einer Sitzung, es se wünschenswert, in der Frage zur Schaffung von Gesetzen für die Bauern die Wünsche der Bauern selbst zu hören und zu diesem Zwecke ihre Vertreter nach Petersburg zu be rufen. Die Versammlung beschloß sodann, sich zum Verteidiger der Selbstverwaltung des Bauernstandes zu machen, sowie des Rechtes ihrer Meinungsäußerung über Reformen, die sie angingen. *Das Professorenkollegium in Odessa nahm mit 49 gegen 18 Stimmen einen Beschluß- antrag an, dahingehend, daß die Fortsetzung der Studien wegen der unter der Jugend herrschenden Erregung nicht möglich sei und daß die Unruhen unter den Studenten nicht früher endgültig aufhören werden, als bis die Jugend die Überzeugung haben werde, daß mit der Reform des gegenwärtigen Regimes begonnen werde. * Der deutsche Reichsangehörige Hoch, der unter dem Verdacht, an den Unruhen in Petersburg teilgenommen zu haben, verhaftet wurde, ist wieder freigelassen worden. * * * Ter russisch-japanische Krieg. * Gegenüber den fortwährend auftretenden Friedensgerüchten stellt die russische Regierung nochmals fest, daß sie niemand mit Friedensverhandlungen betraut habe. * Der Generalinspekteur der russischen Kavallerie, Großfürst Nikolai Nikola jewitsch, reist tatsächlich in nächster Zeit nach dem Kriegsschauplatz in Ost - asien ab. Es unterliegt keinem Zweifel, daß damit die Rolle Kuropatkins als Leiter der kriegerischen Operationen ausgespielt ist — mag der Großfürst nun den General auf seinem Posten direkt ablöjen oder mag er die früher von Alexejew bekleidete Stellung eines Statt halters einnehmen, dem der Armeekommandant sich unterzuordnen hat. Der Oberbefehl des ge nannten Großfürsten bedeutet ein rücksichts loses Draufgehen, wobei Menschenleben keine Rolle spielen werden. *Die Blockade des Hafens von Wla diwostok durch die Japaner soll jetzt vollständig sein. * Das dritterussischeGeschwader ist nunmehr zum Antritt seiner Fahrt fertig- gestellt. Der Kommandeur, Admiral Nebogatow, hat seine Flagge auf dem Panzerschiff „Impe rator Nikolaus I." gehißt. Sämtliche Schiffe haben bereits den üblichen Kriegsanstrich in schwarzer Farbe erhalten. * * * Deutschland. * Außer Vertretern der protestantischen Kirchen der Schweiz, Norwegens und Englands, werden auch solche aus Amerika an der Berliner Dvmweihe am 27. d. teil nehmen. *Der Bundesrat hat der Einführung einer einheitlichen Arzneitaxe zugestimmt und den Entwurf einer neuen Maß- und Ge wichtsordnung den zuständigen Ausschüssen über wiesen. *Auf den deutschen Münzstätten find im Monat Januar für 8 838 720 Mark Doppelkronen und für 835 600 Mark Kronen, beide auf Privatrechnung, für 1769 992 Mark Zweimarkstücks, für 599 816 Mark Einmarkstücke, für 1611079 Mark Fünfzigpfennigstücke, für 9958,74 Mark Zweipfeinnigstücke und für 23301,82 Mark Einpfennigstücke geprägt worden. * Ebenso unerwartet und schnell wie seiner zeit der Krimmitschauer Weberstreik ist auch am Donnerstag derGeneralstreik der Kohlen bergleute im Ruhrrevier nach dreiwöchiger Dauer für beendet erklärt worden. Auf Antrag des sozialdemokratischen Reichstagsabg. Hrw wurde die Siebenerkommisfion beauf tragt, weiterhin zu tagen und über die Aus führung der von der Regierung gemachten Ver sprechen zu wachen. *Die gothaische Domänenvorlagc, die dem Landtag des Herzogtums zugegangen ist, enthält eine wesentliche Abweichung im Vergleich zu den früheren Vorlagen nur darin, das; eine vom Staat an das herzogliche Haus zur Bestreitung des Hofaufwandes zu gewährende Jahresleistung von 96 000 Mk. nicht mehr, wie vorher festgesetzt war, in barem Gelds zu entrichten ist, sondern zu einem Teile durch Überweisung von entsprechendem Grund besitz an den Herzog, zum andern Teile durch Gegenleistungen mit einer Forderung des Staates an das herzogliche Domänsn-Fideikommiß ausge glichen werden soll. Das Gesetz soll sofort nach der Verkündung, die auf den 19. Juli d., den Groß jährigkeitstag des Herzogs, in Aussicht genommen ist, in Kraft treten, die tatsächliche Auseinander setzung soll auf den 1. April 1906 vollzogen werden. Österreich-ZlnKar». * Kossuth ist am Freitag vom „Köni g" Franz Joseph empfangen worden. Die ungarische 1848 er Partei, die seit Wieder herstellung des konstitutionellen Lebens in Ungarn an keinem Empfang bei Hofe teilgenommen hat und selbst Thronreden ferngeblieben ist, tritt zum erstenmal in direkte Beziehung mit der Krone und wird regierungsfähig. Frankreich. *Jn der Deputiertenkammer brachte am Donnerstag der Kultusminister Martin unter dem Beifall der Linken den Gesetzentwurf betr. Trennung von Staat und Kirche ein. Der Entwurf wurde unter dem Widerspruch der Rechten an dis Kommission verwiesen. England. * Der Parlamentssekretär der Admiralität Pretymann sagte m einer Rede, die er in Grimsby hielt: Man kann die große Erregung, die Lees Rede unter „unsern deutschen Freunden" erregte, nicht ver- tehen. Unsre Flotte ist lediglich zur Ver teidigung bestimmt. Ihre Verteidigung muß mit gebührender Rücksicht auf die Flotten der andern Länder, jedoch in freundschaftlicher Weise aufrechterhalten werden. Der Eifer, den man in englischen offiziösen Kreisen be- undet, um der Rede Lees eine harmlose Deutung zu geben, beweist, wie unangenehm s in London empfunden wird, daß die Rede überhaupt eine üble Deutung erfahren konnte. Italien. * In Rom beschlossen in einer Versammlung 1000 Eisen bahn-Ange st eilte, im Falle )er Militarisierung des Eisenbahnpersouals sofort in den Ausstand zu treten. Barrattstaaten. * Amtlich wird die Zurückziehung des Ent ¬ lassungsgesuches seitens des Kabinetts Pa fit sch und die Beseitigung der Ursachen der Krisis dahin ausgelegt, daß König Pster standhaft aut dem Boden der Verfassung ver bleibe und alle Intrigen, welche darauf hinaus gehen, den Glauben an sein gegebenes heiliges Wort zu erschüttern, aufs schärfte verurteilt. Die Regierung sei zu der aufrichtigsten Überzeugung gekommen, daß ans dem Wege gerechter und ruhiger verfassungsmäßiger Entwickelung bald alle Hindernisse beseitigt sein werden, die von irgend einer Seite entstehen könnten. (Man wird's ja sehen.) Amerika. *22 Millionen Dollar chinesische Entschädigungsgelder will Amerika zurückgeben, da China nicht für den Boxeraufstand verantwortlich sei. Asten. * Von der Zentralregierung in Peking ist angeordnet worden, die B e w af fnu ng der chinesischen Armee einheitlich zu ge stalten. Und zwar sollen Gewehre von 7 Milli meter und Feld- und Gebirgsgeschütze von 7,5 Zentimeter Kaliber zur Einführung ge langen. Ein Anfang zur Durchführung dieses Planes ist schon bei der Artillerie gemacht, indem die Zsntralrcgieruug nach früheren Einzel läufen und mehrfachen Probeschießen 36 Feld- und 36 Gebkgsgcschütze mit Rohrrücklauf von 7,5 Zentimeter Kaliber mit Munitionsausrüstung und allem Zubehör bei Krupp in Essen be stellt hat. Zus äem Keicksrage. Der ReickStag begann am Donnerstag die erste Lesung der sieben Handelsverträge und des Vieh seuchen-Übereinkommens mit Österreich - Ungarn. Abg. Herold (Ztr.) erkanntem, daß die verbündeten Regierungen bemüht gewesen sind, bei den Handels- vertragsvechuMungen einen besseren Schutz ihres Wirtschaftslebens, besonders für die Landwirtschaft zu erreichen. Abg. Bernstein (soz.) meinte, daß die Verträge zwar im Interesse der Landwirtschaft wären, aber der Industrie schwere Opfer aufer legten. Seine Partei lehne die Verträge ob. Staatssekretär Graf Posadowskp setzte die Schwie rigkeiten auseinander, die der Abschluß der Handels verträge gemacht habe, und wies auf die Vorteile hin, die sie für Landwirtschaft wie für Industrie böten. Abg. Kanitz lkons.) hält kurzfristige Meist- begünfligungsverträge für wünschenswert sind forderte dringend eine Revision unsrer Handelsbeziehungen mit den Ver. Staaten. Abg. Sieg (nat.-lib.) erklärte namens seiner Partei die Zustimmung zu den Ver trägen. Abg. Kämpf (frs. Vp.) gab seiner Unzu friedenheit über den agrarischen Charakter der Ver träge Ausdruck, schien im übrigen aber die Zustim mung seiner Partei in Aussicht zu stellen. Am 10. d. wird die erste gemeinsame Beratung der sieben Handelsverträge mit Rußland, Osterreich-Ungarn, Italien, Belgien, Rumänien, Schweiz und Serbien fortgesetzt. Abg. Gamp (freikons.): Fürst Bismarck hat den Grundsatz aufgestellt, daß eS unwürdig ist, politische Zugeständnisse fremder Staaten durch wirtschaftliche Zugeständnisse zu erkaufen. Graf Caprivi dagegen betrachtete die Getrcidezölle als ein möglichst bald zu beseitigendes Übel. Auch sein Nachfolger dachte ebenso. Graf Bülow hat für die Landwirtschaft erreicht, was zu erreichen war. Er hat als Freund der Landwirtschaft gehandelt, als er diese Verträge abschloß und uns vor einem vertraglosen Zustand bewahrte. Redner zählt dann eine Reihe von Zöllen auf, deren Höhe ihn be friedigt. Er spricht sich aber gegen die Ermäßigung deS Zoll« auf Fultcrgerste und gegen eine Herab setzung des Maiszolls für Amerika aus. Die Koste» der Verträge trägt das Holz, da es ja zum größten Teil im Besitz des StaateS und der Großgrundbesitzer ist. Die Seuchenkonvention genügt nicht, sie ist zu verklausuliert. Wenn es ringe, würde ich sie ablehnen, denn hierbei sind die Interessen der deutschen Landwirtschaft nicht ge nügend gewahrt. Es wird uns nichts weiter übrig bleiben, als für jeden eingeschleppten Seuchcnfall eine Entschädigung zu verlangen. Bei den Jndustrie- zöllen ist nicht alles erreicht worden, was hätte erreicht werden könne».'. Dem Anträge auf Kom- missionsbcratung stimmen wir zu, es sind doch noch einige Bedenken zu zerstreue». Ich wünsche, daß Graf Pofadowskh an dem Grundsatz festhält, die Meistbegünstigung keinem Staat ohne gleiche Gegen leistung zu gewähren. Redner polemisiert dann gegen den Abg. Kämpf und schließt: Dis Aus wanderung fällt gegen den Bedarf der Landwirt schaft an Arbeitern gar nicht ins Gewicht. Wenn Deutschland den Getreidebau aufgeben muß, dann wü-de das Land von reichen Stävtern gekauft und in Weiden und Forsten umgewandelt. Das wäre ein nationales Unglück, denn Millionen von Ar beitern würden brotlos. Das wäre der Zusammen bruch ! Abg. Goth ein (frs. Vgg.): Wir sind dem Grafen Bülow für die Bismarckanekdots dankbar, die in zynischer Form anerkennt, daß unsre Ge- treidezöllc in fremden Ländern die Industrie groß gezogen hat! Das ist der Schutz der nationalen Arbeit! Ja, aber der Russen, Serben, Rumänen! Und dieserhalb werden wir „Agenten des Auslandes" genannt, weil wir unsre Industrie erhallen wollen. Unsre Industriellen müßten ja die größten Esel sein, wenn sie jetzt.noch die sog. Schutzzollpolitik mitmachen wollten. Wir wünsch?» einen leistungs fähigen Bauernstand, halten aber die Mittel, die von der Regierung angelegt werden, für falsch. Seit wann geht es dem deutschen Landwirt schlecht? Mit den hohen Getreidepreisen hat das Bauernlegen ange fangen. Die gelegten Bauern hat man als Arbeiter auf der Scholle festgehalten. In England haben berühmte Gelehrte zugestanden, daß trotz der niedrigen Getreidepreise die Landwirtschaft auf dem Wege der Bcsserung ist. Auch bei uns müssen Sie den Betrieb auf eine gesündere Grundlage stellen. Gerade in der Zeit der höchsten Zölle ist es der Landwirtschaft am schlechtesten gegangen; die Auswanderung war damals am stärksten. In Eng land waren die Löhne der Arbeiter am niedrigsten, als dis Getreidepreise wahnsinnig hoch standen. Mit Viehzoll erschweren Sie den Bezug von Mager- und Zuchtvieh und schädigen die heimische Viehzucht. Weiter ist unsre Malzindustrie geschädigt Die bayrischen Gerstebauern sind einfach geprellt. In Frankreich nehmen die Subhastationen stetig zu, ob wohl man dort mit Getreidezöllen Experimente macht, die bei uns unmöglich wären. Ich kann diese Verträge nur als Mißhandelsverträge bezeichnen. Der Vertrag mit Rußland ist nur zustande ge kommen, weil Rußland durch den Krieg in eine so verzweifelte Lage geraten ist. Die neuen "Verträge werden unsre Lage sehr verschlechtern. Der Reichs kanzler soll sich nicht wundern: Wer Wind säet, wird Sturm ernten. Staatssekretär Graf v. Posadow sky: Die Industrie in Rußland Hötte sich entwickelt auch ohne unsre Erhöhung der Getreidezölle Rußland hat viele natürliche Hilfsquellen und Bodenschätze, die cs langsamer eniwickelt als wir, weil es nicht so intelligente Arbeiter hat. Der Vorredner hat sich mehrfach widersprochen. Er behauptete, das Aus land werde den Zoll trägem, und dann wieder, eS werde versuchen, den Zoll auf uns abzuwäl-en. Entweder — oder! Entweder die Zölle haben eine Wirkung, oder sie haben keine Wirkung. Die Landwirtschaft ist in eine gefährliche Lags geraten, weil die Produktionskosten den Reinverdienst auf zehren. Wenn in der Landwirtschaft eine so tief gehende Bewegung entsteht wie. in den letzten zehn Jahren, dann muß ein Grund dafür vorhanden sein. Die Auswanderung hängt nicht mit den Ge- trcidepreisen zusammen: sie wurde durch die gestiegenen Löhne in Amerika veranlaßt. Die Behauptung, daß nur wenige Landwirte von den Zöllen Nutzen haben, ist falsch. Meine Enquete hat ergeben, daß selbst keine Wirtschaften von 3 und 4 Hektar sür mehrere hundert Mark Getreide verkaufen. Es steht auch fest, daß per Mann durch die Zölle 2 Mk. mehr für den Zentner erhalten hat. Der Abg. Gamp hat die Viehseuchenkonvention bemängelt. Ich erwidre ihm, daß wir das Recht der Grenzsperre haben, auch wenn die 10 Prozent Verseuchung nicht zahlenmäßig festgelegt sind. Den Unterschied zwischen Futier- und Braugerste wußten wir im Interesse der Land- wirttLaft machen. Es ist unrichtig, lediglich nach den Zollsätzen den Wert der Verträge zu beur teilen. Man muß auch berücksichtigen, daß diess Verträge eine große Erleichterung des Verkehrs herbeiführen werden. Rußland bat uns große Zu geständnisse gemacht. Es wird Auskunftsstellen über Zollverhältnisse cinrichten und ein Warenverzeichnis Herstellen lassen. Früher hat in Rußland die oberste Zollbehörde entschiede», jetzt werde» wir über Streitpunkte uns auf diplomatischem Wege einigen. Nach weiteren Bemerkungen deS Ministerial direktors Wermuth wird die Beratung vertagt. . Von unä fern. Bon der Gräfin Montignoso. Unseliger weise soll sich die Gräfin Montignoso in ein neues Liebesverhältnis eingelassen haben, dies mal mit einem Grafen Gicciardini, ein Ver hältnis, das der Florentiner Gesellschaft höchst anstößig erscheint. Dies dürfte dazu führen, ;aß der Gräfin die Erziehung ihrer nach der Flucht geborenen Tochter Anna Monica Pia fernerhin nicht mehr anoertraut wird. Tränen erlösen und in eine bessere Welt hin« überschaffen könnte. Doch verweilte sie nicht lange bei diesem unholden Gegenstände, denn sie mußte in der Schnelligkeit auch die andern Leute, von denen ihr zwei völlig fremd waren, anfehen, und auch für die Bewirtung der teil weise ungeladenen fremden Gäste sorgen. Die beiden älteren Herren, die , neben dem Krautschneider saßen, waren sehr anständig ge kleidet und trugen beide neue goldene Brillen. Es waren also nach der Meinung der Bein häuslerin, die wie die Jugend rasch mit Wort und Urteil fertig war, entweder vomehme Leute oder Schwindler. Das erstere war kaum anzu nehmen, denn wie wäre der Krautschneider zu so seltsamen Vögeln gekommen? Es mußten also wohl Schwindler oder wenigstens Leute sein, denen man nicht über den kleinen Finger trauen durfte. Der Krautschneider hatte sich nur bemüßigt gefunden, mit seiner knarrenden Stimme zu be merken, daß die Herren ein Geschäft hier hätten und bei dieser Gelegenheit die berühmtesten Leute von Seltenreich im Vorbeistreifen kennen lernen möchten. Das klang ziemlich harmlos, bestärkte aber die G astgeberin in der Annahme, daß es „nichts rechtes" sei. Nun, füttern konnte man sie einmal, denn die Städter waren nach ihrer Ansicht durchweg Hungerleider. Sie schenkte ihnen vorerst keine weitere Aufmerksam keit und hals der Schnellermei, die schon lange tüchtig am Geschäft war, anrichten und ein- schenlen, den» bei einer Gasterei durften si h die Rentiers nicht lumpen lassen. Das Mädchen ging mit hochroten Wangen ab und zu und ' Ter S Leidenschaft , immer in j des Klootfch Wersen far Holzkugeln. Ortschaften heraus, um »Klooien" weitesten st Aden auch Lerlauf vo Süßten Sp werden — Spiele Gri Helden gefc Esens Vera der Pächter ihm sein Pc als Zeicher bolles Jal 3000 M. Eine p Schwebebal suchsweise, während de jenigen He wird. Beü Fahrgast ai Haltestelle, soll sie in f Im re einigen Ta stratze, der Gesicht un' dem Mittag mit Hastigei er in der l mit der rec zu bleibt , stehen, wo Nachdem e der Kircher läßt er der plötzlich uu lose Wanin Bon d .Karrow. Z Neichsbank Galizien er erschoß na Chilewska Frau war Stunden. Ein z durchgebr Weisterin »Ausreißer Kunststücks , dem böhn bracht; er i Lehrmeister > worden, i ihres Nia: Liebespaar kommen. Auch der letzten Gymnasim klaffen Z> bittert übi die fünf I da sie du vermeinten einen „Kl wörtlich, Einer der Schneller, eingelöst. Etage bel das Str schmetterte! liegen. I Man die 1 die Statut Nach dene Die Poliz vier Gymi wird, den lichkeit bei sah in de anmutig fällig aus Zu tu Lehrer ui in der je unerhörte dersamme geheuer i Gedanken bis zum Anspruch, Uämlich s wissen F blamiert aber Gol Es w schast, tv Sprache die imme Haftung i über Wa , Zuers suppe ar Wrtg zr remdeti Denen ie wart -amen de anderen Welten f ' Die / Seelenhr ein Gesp seitig bl
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)