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Beinhänslerin halte nur noch gesehen, daß er wieder über den Kirchhof gegangen war und am Grabe seiner Mutter wieder längere Zeit verweilt hatte. Er war in neuer Zeit aus fallend fromm geworden, sagte sie sich. Viel leicht hatte er das oon ihr gelernt, oder aber überlegte er nur, in welcher Ordnung er die Gräber auf Allerseelen Herrichten wollte, denn das gehörte auch zu seinen vielen Obliegen heiten. Was er weiter tat, kümmerte sie nicht besonders. Vielleicht ging er auf einen Kreuz weg, um mit Hilfe des „Andreassegens" noch ein wenig mit dem bösen Feinde zu verkehren. Dies machte ihr aber keine übermäßige Sorge, wenn er sie auch nach Umständen irgendwie zu schädigen gedachte — denn in der Hauptsache war sie Siegerin geblieben. Das Testament war gemacht, der Schatz so wie so immer bei der Hand, und ihr alter Mann, der allem Anschein nach am Über schnappen war, so ziemlich in ihre Hand ge geben, ganz abgesehen von der „Faulenzia", die ihm wohl baldigst vollends den Gnadenstoß gab und sie zur Herrin der Situation machte. Dann wollte sie schon reinen Tisch machen, den Hexler mit der Schnellermei abfinden und dem Christian den Laufpaß geben. Vian sieht, daß sie trotz der erwiesenen großartigen Fürsorge keine sonderlich dankbaren Absichten hatte. Doch begleiten wir ihren Verbündeten auf seinem Gange. Er hatte in seinem Häuschen leichte Schuhe augezogen und einen sogenannten Totschläger mit eingesponnen, m Bleikops sich beigelegt. Gegen! böse Geister mochte eine derartige Waffe aller- j dings nicht viel helfen, aber gegen leibhafte Feinde war sie nach Umständen nicht zu verachten. Der nächtliche Wandere« beschritt nämlich die Straße, auf der die Schnellermei zurück kommen mußte. Allerdings mußte auch Christian denselben Weg zurückkommen und vielleicht war deswegen der bedenkliche Stock aus dem Winkel gezogen worden. Auf Geistersehen deutete nur das Nebel- weiter und sein Nus. Aber vielleicht war er, wie zum Glücke überhaupt mancher Mensch, besser als sein Ruf. Der einsame Wanderer hatte seine stillen Gedanken über sein etwaiges Verhalten. Traf er zuerst auf die Schnellermei, so gedachte er unter Hervorhebung seiner Verdienste für die Sicherung ihrer Zukunft kurzweg seinen Antrag zu machen und nach dem empfangenen Ja oder Nein sein ferneres Verhallen einzurichlen. Die Sache lag ziemlich einfach, wenn auch Ja oder Nein sehr verschieden und nach Umständen schweiwiegeude Wörtchen sind. Traf er aber zuerst auf den Christian, so lag die Sache kritischer. Vielleicht konnte man im guten mit ihm fertig werden, wenn dieser nicht selbst ernst licher Bewerber war — über diesen Punkt war - noch niemand so recht ins klare gekommen — und vielleicht sogar einen Fürsprecher zu gewinnen. War er aber selbst verliebt in seine Pflege schwester, und am Ende gar schon erhört, so konnte die Sache kritisch werden und sogar der Totschläger eine Rolle spielen. Im jährn Zorne kannte sich der Hexler nämlich zuweilen selbst nicht mehr. L« w (Fortsetzung folgt.) , könnten ! reichs ein. Freunde M, weil in dieser für die mdpunkt 1t nach Klaffen den, wie ten wir -krochen. Wischen - Berg deutschen rat für Arbeiter y: Die Swilligen icht sest- weiSbar. schweren > fort erzählen, bestraft, usterhast daran, m. Die aufrecht ?n, aber ennnllen i frühere Belästi- Eher den am er AuS- ohte der Und. im ar über md er- deutsche Könige wen die die sie zarbeiter Sa harte iüschzug 'die Ge- zandelS- IHelhaft e wegen Er war sind die r haben t Füßen nist den cdnung.) 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Ein Kaufmann verkaufte versehentlich Benzin statt Erdöl, was zur Folge hatte, daß mehrere Ab nehmer, als sie die damit ansgesüllten Lampen anzündeten, durch das schnell aufflammende Benzin Brandwunden davontrugen. Der Kauf mann erließ sofort eine öffentliche Bekannt machung, die feine Abnehmer veranlaßte, das Benzin auszuschütten. Die Verwechslung ist dadurch entstanden, daß zwei von Nordenham abgehende Eisenbahnwagen falsch beklebt worden waren. Der Wagen mit Benzin war nach Mainz bestimmt, trug jedoch die Aufschrift: Petroleum für Varel — und umgekehrt, sodaß der Erdölwagen in Mainz ankam. Das Opfer der ehemaligen Oberin d. Heusler vom königl. Maximilian-Waisen- ! ftist^in München, die frühere Krankenwärterin Minna Wagner, ist' im dortigen Krankenhause an den Folgen einer doppelseitigen Lungen- entzündung gestorben. Wie seinerzeit' aus führlich berichtet wurde, halte die Oberin v. Heusler der damals in dem genannten Stift bedienstet gewesenen Wagner Gift in deren Kaffee beigemischt, infolgedessen das Mädchen längere Zeit schwer krank lag und im Laufe der Zeit allmählich dahinfiechte. Die Oberin wurde wegen dieses Gistmordversuches vom Schwur gericht in München zn insgesamt sechs Jahr Zuchthaus verurteilt, welche Strafe sie gegen wärtig noch verbüßt. Schrecklicher Mißgriff. Der Gutsbesitzer Peter Wiebe in Liessau schüttete sich, wie aus Danzig gemeldet wird, bei einem Unwohlsein versehentlich anstatt Natron Rattengift in ein Glas Blaffer, das er dann austrank. Er ist unter furchtbaren Qualen alsbald gestorben. Eine Wolfsjagd fand am Sonntag nach mittag im Schutzgebiet Linde der Obersörsterei Lhck statt. Der Wolf wurde seit etwa acht Tagen in den Schutzgebieten Eiche, Sybba und auf der Lipinsker Ankaussfläche gespürt. Soweit sestgestellt ist, find elf Rehe und einige Hasen sowie ein Hund in dem Dorfe Regeln dem ge fräßigen Tiere zum Opfer gefallen. Von den Rehen waren meistens nur die Haare und die Schweißipuren zu finden. In der Nähe seines Lagers hatte sich der Isegrim Teile eines Rehes iüc eine svätere Mahlzeit im Schnee verscharrt. Rach einer erfolglosen Jagd am Samstag ge lang es am Sonntag den Förstern Lockswandt s und Tesch, den Wolf in einer gegen 63 Morgen großen Dichtung eiuzukreisen, nachdem sie den ganzen Vormittag zu Fuhrwerk auf der Suche »ewesen waren. An der Jagd nahmen 28 Schützen und 2l Treiber teil. Förster Glas hagen aus Eiche hatte das Glück, den Wolf in dem Augenblick zu erlegen, als er über einen graben wechseln wollte. Es ist eine russische Steppenwölfin in Heller Farbe; sie wiegt 63 Pfund. Ein tödlicher Scherz. Der in der Ge meinde Sumjaz in Ungarn zu Besuch weilende llirftlich bulgarische Jäger Michael Kapuszag libergab einem Waldheger einen Revolver, aus dem er vorher die Patronen entfernt zu haben glaubte, mit den Worten: „Jetzt können Sie damit auf mich schießen." Der Heger drückte los, ein Knall, und der fürstliche Jäger brach Mit einem lauten Aufschrei zu Tode getroffen Mammen. Zum Urglück war in der Trommel Revolvers noch eine Patrone zurückge- mieben. Der Waidheger stellte sich selbst der Behörde. Ei» Duell in Englund. Zur Belustigung Mr ganz England hat ein Pistolenduell statt- gesunden. Der Zweikampf hat stattgefunden Mchen zwei unreifen Burschen, zwei Brüdern, me sich beim Fußballspiel gezankt hatten. Nach Mnzöfischem Muster ist es blutlos verlaufen, und nun spielen die beiden Duellanten wieder freundschaftlich auf dem Rasen. Nur vom Vater werden sie eine gehörige Tracht Prügel um dieses Unfugs willen erhalten haben. „Mein Haus ist meine Feste." In Bristol sollte bei einem Herrn Ransome eine Pfändung vorgenommen wurden. Er verschloß indessen sein Haus und setzte sich gegen die Gerichtsvollstrecker in Verteidigungszustand, wozu er nach dem englischen Gesetz vollauf berechtig ist, da er sie vom Eindringen in das Haus mit Gewalt abhalten kann und erst den Widerstand aufgeben muß, wenn sie eingedrungcn find. Die Belagerung währt jetzt schon drei Wochen. Ransome ist offenbar samt seiner Familie mit Nahrungsmitteln und Kohle vortrefflich versorgt, und da die Stadt verweigert hat, ihm Gas und Wasser abzuschneiden, so wird er wohl noch lange aushalten können. Als Verfechter des englischen Grundsatzes: „Mein Hans ist meine Festung", findet er den Beifall der Bevölkerung, und ob ihm diese nicht auf irgend eine Weise Nahrungsmittel zuschmuggelt, ist sehr fraglich. Bei Tage umstehen oft einige hundert Leute das Haus, an die er von Zeit zu Zeit An sprachen aus einem Fenster des ersten Stock werkes hält. Im Erdgeschoß ist alles ver barrikadiert. Der Phonograph bei der Leichenfeier. Ein Kaufmann der Stadt Cork in Irland ist wohl der erste Mensch, der sozusagen bei seinem eigenen Begräbnis gesungen hat. Auf den Deckel des Sarges wurde nämlich ein Phonograph gestellt, nach Beendigung der religiösen Zeremonien wurde dieser in Bewegung gesetzt, und die Trauerversammlnng in der Kirche hörte nun ein Requiem, das der Verstorbene selbst in den Apparat gesungen hat. Die Walze soll aufbewahrt werden, und an jedem Jahres tage seines Todes soll seine Stimme wieder er klingen. Der Kaufmann hat-e eine schöne Bariton- stimme; er hatte bei mancher öffentlichen Feier gesungen. Ein Niesenunternehmen plant zur Zeit die italienische Regierung: eine Wasserleitung durch Apulien, deren Kosten auf l35 Millionen Fran? veranschlagt find. Die Versteigerung der Konzession wird am 3. Mai stattfinden; die zu hinterlegende Kaution beträgt 6 Millionen. Es handelt sich hier vielleicht um die größte Aus schreibung, die seit Bestand der Menschheit statt gefunden hat. Einsturz einer Petersburger Brücke. Die über die Fontanka führende ägyptische Hängebrücke stürzte in dem Augenblick ein, als Dragoner sie passierten, wobei gegen dreißig Reiter mit Pferden ins Wasser stürzten. Die Vermutung liegt nahe, daß es sich hier nicht um einen zufälligen Einsturz handelt Maxim Gorkis Lebenslauf. Um den abenteuerlichen Lebenslauf Maxim Gorkis zu veranschaulichen, stellt das .Neue Wiener Tag- blatt' die einzelnen Phasen darin in folgender Übersicht zusammen: Gorki, mit seinem eigent lichen Namen Alexej Marimowitza Pjssckkow, geboren am 14. März 1862 in Nischni-Now- gorod, wurde 1878 Laufjunge in einer Schnh- warenhandlung, 1879 Lehrling bei einem Zeichner, 1880 Küchenjunge auf einem Dampf schiff, 1883 Arbeiter in einer Bretzelbäckerei, 1884 Holzsäger, Lastträger, 1885 trat er in einen Bäckerladen, 1886 wurde er Chorist in einer Operngesellschast, 1887 Npselverkäufer, 1888 machte er einen Selbstmordversuch, 1889 wurde er Bahnwärter, 1890 Bahnstationsauf seher, Advokatenschreiber, 1891 Vagabund und Salinenarbeiter, 1892 schrieb er seine erste Er zählung „Makar Tschudra", 1903 wurde er ein weltberühmter Schriftsteller. Das Ende eines Räubers. Nach einem Berichte aus Rizeh im Wilajet Trapezunt ist der Räuberhauptmann Sandikschi-Oglu Schukrireis, welcher die Gegend seit vierzehn Jahren unsicher machte, vor kurzem durch ein Gendarmerie- Detachement und eine Truppenabteilung, die zu einer Verfolgung ausgeschickt waren, getötet vordem Die Nachricht vom Ende dieses Räubers, der nachgerade zum Schrecken der Gegend geworden war, erregte in der Stadt geradezu Festesstimmung. Alle Notaöeln be ¬ gaben sich zum Kaimakam, um ihn zu beglück wünschen. Der Leichnam des Banditen wurde gleichzeitig mit seinem Bruder und seinem Neffen, die gefangen genommen worden waren, nach Rizeh gebracht. Etwa 3000 Menschen be gleiteten die Banditen und gaben Freudenschüffe ab. Der Leichnam blieb drei Tage lang vor dem Gerichtskonak ausgestellt. Er wurde von der aufgeregten Menge gesteinigt, unter der es nur wenige gab, die nicht den Tod ein"s von Sandikschi-Oglu ermordeten Verwandten zu be klagen gehabt hätten. Riesenkälte in Nordamerika. Ungewöhn liche Kälte herrscht in den westlichen Staaten der Union, in einigen Fällen die größte bisher bekannte; sie hemmt den Eisenbahnverkehr und verzögert die telegraphische Verbindung. Die Temveraturen sind gesunken in Montana bis aus 46 Grad unter Null, in Nord-Dakoia bis auf 42, in Süd-Dakota bis auf 45, in Nebraska auf 35, in Wisconsin auf 30, in Cowa und Minnesota auf 24 Grad. Gerickrskatte. Düsseldorf. Der Metzgermeister Esch hat mit schwefliger Säure durchsetztes Hackfleisch in den Handel gebracht, nach dessen Genuß mehrere Per sonen nicht unbedenklich erkrankt waren. Wegen vorsätzlicher Nahrungsmittelverfälschung und fahr lässiger Körperverletzung unter Anklage gestellt, wurde E. von der hiesigen Strafkammer zu zehn Tagen Gefängnis verurteilt. Elberfeld. Attentate auf fahrende Eisenbahn züge wurden hier im August und im September während des Streiks der Schwebebahnangestellten auf Wagen der Schwebebahn verübt. Die Züge wurden mit Steinen beworfen, einige davon zer- t ümmerten die Scheiben der Wagen, und durch die Scherben der zertrümmerten Fenster wurden mehrere Personen verletzt Im Termin wurde deshalb der 3t jährige, auf den bi sigen Farbenfabriken be schäftigte Arbeiter Christian Wakkowiak vom Schwurgericht zu 2 V? Jahr Zuchthaus und 10 Jahr Ehrverlust verurteilt. Er war zum Teil geständig. 88 Flsckhause». Im Hinblick auf § 365 des Strafgesetzbuchs und eine Polizeiverordnung vom 20. Juni 1891 war der Gast- und Schankwirt F. in Strafe genommen worden, weil er in seinem Schankraum das Verweilen von Gästen über die gebotene Polizeistunde hinaus geduldet habe. Die Polizeistunde war sür den in Betracht kommenden Schankraum an Wochentagen auf 7 Uhr abend- festgesetzt worden. F. hatte gegen die Herabsetzung der Polizeistunde Beschwerde erhoben und sich sür berechtigt gehalten, sein Lokal so lange über 7 Uhr hinaus offen zu halten, bis er rechtskräftig ablehnend beschicken sei. Nachdem fest gestellt worden war, daß F. Gäste bis 8 Uhr abends in seinem Schankraum geduldet hatte, wurde er vom Schöffengericht zu einer Geldstrafe verurteilt; die Berufung war erfolglos. Gegen das Urteil des Landgerichts legte F. Revision beim Kammergericht ein und betonte, die Beschwerde gegen die Herab- 'etzung der Polizeistunde auf 7 Uhr habe auf- chiebende Wirkung; solange die betreffende Ver- ügung nicht Rechtskraft erlangt habe, brauche er sein Lokal auch nicht uin 7 Uhr abends zu chließen. Das Kammergericht wieS jedoch die Revision des Angeklagten als unbegründet zurück, )a die Vorentscheidung ohne Rechtsirrtum ergangen ei. Ungeachtet der Vorschrift des 8 53 des Ge- etzes über die Allgemeine Landesverwaltung nahm >as Kammergericht an, daß F.' die polizeiliche Ver- ügung, wonach die Polizeistunde auf 7 Uhr herab- ;esetzt wurde, sofort beachten mußte; anders würde »r Fall liegen, wenn F. eine Verfügung erhalten hätte, sein Lokal zu schließen. Ku M scher?)eläenmut. Im ,Gil BlaS' liest man: Tie merkwürdige Schießgeschichte, die sich während des Festes der Wasserweihe in Petersburg zutrug, ist noch mmer nicht aufgeklärt. Man erzählt uns, daß der Großfürst Wladimir, während er sich an der Seite des Kaisers in der Kapelle befand, von einer „toten" Kugel erreicht wurde. Die kugel traf ihn am Knie. Der Großfürst hob ie auf und zeigte sie dem Zaren, der aber nur eichthin sagte: „Nitschewo l Steck' sie in die fasche!" Das erinnert an eine Geschichte, die ich, wenn wir nicht irren, während der Be- agerung von Warschau zutrug. Der General- eldmarschall Fürst Pasliewitsch hatte den Befehl gegeben, eine Stelle, die besonders kräftigen Widerstand leistete, mit Haubitz granaten zu beschießen. Ungeduldig wartete er auf das Resultat des Feuers, aber das Resultat kam nicht. Der Schuß mußte schlecht gewesen fein. Der Feldmarschall gab seinem Roß dis Sporen und ritt wie ein wilder Indianer auf die Anhöhe, wo die Batterie ausgestellt war. „Welcher Dummkopf kommandiert hier?" schrie er. — „Ich," erwiderte ein Offizier. — „Herr Hauptmannn, ich lasse Sie einsperren, da Sie Ihr Geschä-t nicht verstehen; Ihre Granaten haben ja keine Wirkung..." — „Das ist richtig," erwiderte der Hauptmann gelassen, „aber das kommt nur daher, daß man mir elende Granaten geschickt hat, die nicht platzen wollen..." — „Erfinden Sie etwas andres, Herr, etwas andres! Mit solchen Ausreden fängt man mich nicht; ich übergebe Sie dem Kriegsgericht. . ." Der Hauptman gab keine Antwort, sondern nahm kaltblütig eine Granate, zündete die Zündschnur an, legte sich dann das rauchende Geschoß auf die flache Hand und präsentierte es dem General mit den Worten: „Überzeugen Sie sich selbst, Herr Feldmarschall!" Paskiewitsch rührte sich nicht vom Fleck, sondern lenzte die Arme hinter dem Rücken und sah neugierig zu. Feierliche Stille. Die beiden Männer blieben unbeweglich stehen und walteten, bis die Zündschnur heruntergebrannt war. „Sie hatten reckt!" sagte dann Pas- tiswiisch und ritt grüßend von dannen. Var Los -er ltriegsverwun-etea jetzt und Mvstf. Stabsarzt Dr. Loos vergleicht in der .Um schau' (Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik, Frankfurt a. M.) die Verletzungen der Kriegsverwundeten im deutsch französischen Kriege mit denen im jetzigen Kampf zwischen Russen und Japanern. Als die Kriegswaffen neuester Erfindung eingeführt wurden, und die Kenntnis ihrer staunenswerten Wirkung in die Öffentlichkeit drang, da war der Gedanke der nächste: wie müssen nun die Verluste wachsen, wie furchtbar müssen nun die Wunden sein nach Zahl und Art! Werden die helfenden Hände überhaupt noch dem Ansturm gewachsen sein? Eine genaue Betrachtung der Verluste in den Schlachten des verflossenen Jahrhunderts zeigt, daß schon im Anfang des selben ebenso wie in den Friderizianischen Kriegen größer waren, als die in der letzten Häfte des Jahrhunderts, daß das Prozentver hältnis in den europäischen Kriegen seit 1859 dasselbe geblieben ist und dies trotz des schon damals vor sich gehenden Aufschwunges der Feuerwaffmtechnik. So betrug der Gesamt- verluft an Toten und Verwundeten in den Napoleonischen Kriegen durchschnittlich 15 Pro zent, 1870/71 9,5 Prozent. Und der Prozent- atz hat sich im jetzigen Kriege (ausgenommen bei Port Arthur) noch vermindert. Dies uner wartete Verhältnis zeigt, daß die höhere Einzelwirkung der Waffe nicht ihre Gesamt wirkung unbedingt erhöht. Die Kriege sind also tatsächlich weniger verlustreich oder humaner geworden, zumal auch die Seuchen ihre frühere Ausdehnung nicht mehr erlangen infolge unsrer iesseren Kenntnis und sachgemäßen Erfüllung hygienischer Bedürfnisse. Diese Tatsache ist darauf zurückzuführen, daß das moderne Mantelgeschoß den Körper glatt durchdringt, während das Blejgeschoß im deutsch-französischen Kriege den Wundkanal um so mehr verbreiterte, e tiefer es eindrang. Kuntes Allerlei. Scharfen Gewürzen hat man bisher keine allzu wohltätige Wirkung auf die Verdauungs organe zugeschrieben. Prof. Liebreich mißt jetzt in den ,Therap. Monatsheften' dem Senf nach zwei Seiten hin einen günstigen Einfluß bei, einmal soll er die Entwickelung überhand- nehmender Fäulnisbalterien verhindern, die die Verdauung beeinflussen, dann soll der Reiz des Senföles eine verstärkte Magensaftabsonderung Hervorrufen. — Das behagte dem Beinhäusler, der wieder ziemlich erträglich hörte. Freilich wußte er »icht, was ein Kodizill sei, und mochte seiner ^gebildeten Würde wegen sich nicht so viel Ergeben, um nach der Bedeutung zu fragen. Hr meinte, das bedeute etwa so viel, wie ein Kummer Streich" und beschloß, keinen mehr machen, er hatte von dieser Sorte in seinen Wgeren Jah.en nur zu viele auf seinem Derbholz. . Die Unterschriften wurden gegeben, die Mgen auf Geheimhaltung verpflichtet, das Dokument von dem Notar als Depot ein- Moben, die Gebühren eingestrichen und dann ein Abschiedstrunk genommen. Dann war Me Staatsaktion zu Ende und der Notar Mernte sich mit dem Schultheiß und nur der ^utschncider blieb zurück. Der letztere versuchte noch einen Lob- WNg Pix unerhörte Gescheitheit des Anators anzustimmen, aber predigte jetzt wirk- 4 tauben Ohren, denn der Seelenhoser — ?^em er sich jetzt fast wie eine erlöste Seele Mam — war so müde durch die unerhörten Arengungen und Trankopfer, daß er nur lallen konnte : „Ins Bett, ins Bett, morgen auch wieder ein Tag!" Sein Weib tam Mde recht, ihm in die Kammer zu Helsen, b- .er sofort einschlief. Die beiden Ver- ^aveien aber saßen noch eine Weile in der , Mbe beisammen und die Seelenhoserin ver- «zMk den Krautschneider auszuholen. Er aber - Ute „ui: (.^.ch einen feierlichen Eid tun müssen, 6 nichts über meine L-ppen kommt, aber so I viel kann ich doch sagen, däß wir es gut herausgerissen haben. Wenn Ihr keine Seiten- sprünge macht, so kann man von Euch auch sagen: „Freut Euch und frohlocket, denn Euer Lohn ist groß." „Dummes Geschwätz!" zischte sie. „Ich Will wissen,'ob er mir alles vermacht hat." „Gewiß, gewiß," meinte er zutraulich, „aber weiter darf ich nichts sagen. Und die Haupt sache habt Ihr mir zu verdanken." „Dann ist es recht," murmelte sie und steckte ihm ein paar Taler zu, die er kaltblütig ein schob. Dann nahm er seinen Mantel und zu gleich Abschied, indem er sagte: „Ich habe noch einen Gang zu machen. Das ist ein großer Tag für Euch und andre Leute ge wesen, verzehret ihn vollends in Gemütlichkeit!" Damit ging er, harrte noch eine Weile auf dem Grabe seiner Mutter und verschwand dann im Abendnebel. Im Beinhäusle rumorte die Alte noch lange herum und konnte keine Ruhe finden, trotzdem der Knoten geschürzt war. Es befand sich eben „ein Skelett im Hause." * * * Der Krautschneider hatte also nach seiner Aussage an diesem Abend noch einen Gang zu machen, um den sich weiter niemand kümmerte, denn jeder in «eltenreich halte, wie fast über all auf dieser Welt, genug mit sich selbst zu tun und überdies war es nicht ratsam, einem Manne, der dem allgemeinen Glauben nach seine Verbindungen sogar auf die Geisterwel! ausdehnte, auf seinen Pfaden nachzugehen. Die