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Ottendorfer Zeitung : 06.01.1905
- Erscheinungsdatum
- 1905-01-06
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190501060
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19050106
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19050106
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1905
-
Monat
1905-01
- Tag 1905-01-06
-
Monat
1905-01
-
Jahr
1905
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 06.01.1905
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politische KundlebZu. Der rusfisch-japanische Krieg. * über Port Arthur weht seit Diens tag die japanische Flagge. Nach elf monatigem heldenhaften Widerstande hat sich Stössel ergeben müssen. Er überläßt dem Feinde einen Trümmerhaufen. Genaueres über die Bedingungen der Kapitulation ist noch nicht bekannt. Mehr als die Hälfte der wackeren Verteidiger war teils getötet, teils durch Verwundung und Krankheit kampf unfähig geworden. Aber auch die Belagerungs armee hat ungeheure Verluste gehabt, deren Ziffern noch nicht amtlich festgestellt find. Die Russen haben gleich bei Beginn der Übernahme verhandlungen noch mehrere Befesti gungswerke gesprengt. Fünf kleinere russische Kriegsschiffe, die bisher dem Zerstörungswerk der japanischen Bomben ent gangen waren, find nach Tschifu entkommen und dort desarmiert worden. Sie zählen also für den gegenwärtigen Krieg nicht mehr mit. Die Japaner bekommen nun Nogis Armee frei, kampfgeübte und bewährte Truppen, die nach kurzer Pause nach dem Schahe abgehen werden, um die Armee Kurokis um mehr als 50 000 Mann zu verstärken. Etwa 15 000 Mann bleiben in Port Arthur zurück, wo Tausende von Kulis sofort an die Arbeit gehen werden, um sämtliche Verteidi- gungsbautkn wieder herzustellen. Der Jubel in ganz Japan soll unbeschreiblich sein. * Es bestätigt sich, daß der russische General Kontradenko, einer der beiden Divisio näre Stössels, gefallen ist. Stössel selbst ist durch einen Sturz vom Pferde verwundet. * Admiral Togo hat den ihm zugedachten festlichen Empfang auf dem Rathause in Tokio mit der Begründung abgelehnt, daß Zeit und Verhältnisse für solche Zeremonien nicht geeignet sei. Er hält jetzt täglich Bespreckunaen mit dem Admirulsstabe über die fernere Führung des Seekrieges. *Der Krieg scheint sogar das träge koreanische Volk nervös gemacht zu haben. In Söul fanden unerhörterweise politischeVersamml ungen statt. Eine große Anzahl von Mitgliedern der sogenannten Jlchinhvi-Ges Schaft, die japanfreundlich gesinnt ist, versammelten sich in der Nähe des Palastes. Es kam zu erheblichen Ruhestörungen, wobei korcani'che Palastwächier zwölf der Jlchinhvis durch Gewehrschüsse verwundeten. In der Stadt herrscht große Erregung, große Volksmassen haben sich in den Hauptstraßen angesammelt. *Die wirtschaftliche und finan zielle Lage Japans am Ende des Jahres ist vollständig befriedigend. Der Wert des auswärtigen Handels Japans belönn sich für 1904 auf 67 Millionen Pfund, der Wert der Einfuhr übersieiat den Wert der vorjährigen Einfuhr um 10 Millionen Pfund, wobei die durch den Krie^ erforderlich ge wordenen anßerordentlrchenBedürf- nissenichtin Rechnung gezogen sind. * * * Deutschland. * Der Kaiser hielt am Sonntag im Ber liner Schlosse den üblichen Neujahr?- empfang ab und begab sich dann zur Paroleausgabe nach dem Zeughause. Am Abend wohnte der Monarch der Feftvorstellung im lönigl. Opernhause bei. *Am Neujahrstage ernannte Kaiser Wilhelm die Generalobersten Graf Häseler, von Hahnke und v. Loe zu G? neraIfeld - Marschällen. — Prinz-Regent Luitpold von Bayern beförderte den bisher-gm Generaloberst der Kavallerie Prinz Leopold von Bayern zum Eeneralfeldmarschall. * Der Handelsvertrag mit O st e r- reich-Ungarn ist am 3l. v. nicht ge kündigt worden. Daraus geht hereor, daß die Schwierigkeiten der Übereinkunft betr. Tierseuchenschutz, die der eigentliche Stein des Anstoßes bei den Handelsvertrags oerhandlungen war, noch in zwölfter Stunde durch eine österreichische Erklärung behoben oder doch so gemildert worden sind, daß der Abschluß des neuen Vertrages mit Sicherheit in kürzester Frist erfolgen kann. Immer hin kann man nach der letzten halbamtlichen Erklärung sicher darauf rechnen, daß die Kündigung in allernächster Zeit erfolgt. * Die Börsensteuer hat in den ersten zwei Dritteln des laufenden Finanzjahres einen Ertrag von 23,3 Millionen Mark abgeworfsn. Sie verspricht demnach für das ganze Jahr eine Einnahme von nahezu 35 Millionen Mk. Da in den Etat für 1904 die Börsensteuer mit nahezu 30 Millionen Mark eingestellt ist, so Frh. v. Gautsch, der neue österreichische Ministerpräsident. würde, vorausgesetzt daß die Verhältnisse im letzten Drittel des Etatsjahres sich ebenso wie in den beiden ersten entwickeln, beim Eud- obschluß ein Überschuß von rund 5 Millionen Mark aus diesem Einnahmezweig zu erwarten sein. Die Börsensteuer hat nur zweimal, und rwar in den Jahren 1895 und 1900, mehr als 35 Millionen Mark abgeworfen. Zuerst ergab sie mir 10 Millionen. *Eme Konferenz verschiedener Eisen bahnverwaltungen beschäfigte sich in Frankfurt a. M. mit der Umleitung im Güterverkehr. Osterreich-Ungarn. *Herr v. Gautsch, seinerzeit (1897) Nachfolger des übelberüchtigten Badeni, ist jetzt wieder zum Nachfolger des Herrn v. Körber ernannt worden. Da Herr v. Gautsch schon einmal an den Klippen des österreichischen Parlaments gestrandet ist und er kein neues Programm mitbringt, so wird von ihm jetzt nicht erwartet, daß er glücklicher sein wird, als Herr v. Körber. Der alte Kaiser ist seit dem 1866 er Kriege vom Deutsch tum recht weit abgerückt und wird nun die Geister seiner kleinen Nationen und Natiönchen, die er gerufen, nicht wieder los. England. *Die Kommission der fünf Admiräle, die mit der Untersuchung der Affäre von Hull betraut ist, wird auf Verlangen der englischen Regierung den Schiffslentnant Volrond der russischen Marine einem Verhörs unterziehen. Dieser Offizier hat die Flotte des Admirals Roschdjestwensky in Libreville verlassen und sich guf einem Paketboot eingeschifft, welches ihn nach Frankreich zurückführen wird. Leutnant Volrond war mit der Leitung der elektrischen Scheinwerfer an Bord der „Kamtschatka" be traut. Er soll es gewesen sein, der in der Nacht vom 21. Oktober das drahtlose Tele gramm erhalten hat, dem man den Ursprung des verhängnisvollen Zwischenfalles zuschreibt. Es erscheint nahezu sicher, daß die Sitzungen der Untersuchungskommission geheim bleiben werden. Tie Entscheidung der Kommission ist kaum vor 6 bis 8 Wochen zu erwarten. Schweden-Norwegen. *Jn der Angelegenheit des schwedischen Dampfers „Aldebara n", der seinerzeit nach Aussage der Besatzung von der russischen Ostseeflotte beschossen worden war, ist von dem schwedischen Marinedepartement eine Kommission zur Untersuchung des Sach verhaltes eingesetzt worden. Die schwedische Negierung hat, nachdem die Kommission ihr Gutachten abgegeben hatte, die russische Regie rung ersucht, eine Untersuchung der Angelegen heit vornehmen zu lassen, die bereits einge leitet worden sein soll. Ruhland. * über die Korruption in Rußland kommen immer schlimmere Nachrichten. Immer lamer werden die Klagen über die Mißbräuche bei der Beorderung der Spenden für die Armee. Der Vertreter der Moskauer Stadt verwaltung in der Mandschurei meldet, daß er von den im Juli an ihn gesandten Sachen nichts erhalten habe, von dem Augusttransport von 112 Kisten nur 12, olles übrige und gerade das wertvollste, sei verschwunden. Auf der Sibirischen Bahn sind 125 Wagen Waren verschwunden, darunter einige der ökonomischen Gesellschaft der Offiziere. * Anch der Stadtrat von Nischni - Now gorod hat sich für umfassende Reformen und Einberufung sreigewählter Volksver treter ausgesprochen. BalkauftnMen. * Fürst Ferdinand scheint in Bul garien mit der Mehrheit gut zu stehen, denn die Sobranje bat ihm eine Jahreszulage von 200 000 Frank gemacht. Allerdings hat die Opposition mächtig dagegen aufemuckt. Afrika. *Der Sultan von Marokko hat Frankreich gegenüber nun vollständig klein bei gegeben. Er und seine Minister erklären, sie seien Frankreich dankbar für dessen Beistand gegenüber den zerrütteten Zuständen im Innern Marokkos. Sie hätten dis französische Militär- kommission nur aus Ersparnisrücksichten abge schafft und würden die Maßregel zurücknehmen, falls Frankreich darin einen Akt der Unfreund lichkeit sähe. *Die Anerkennung des „tollen Mullah" als Herrscher des Somalilandes soll zur Tatsache geworden sein. Die italienische Regierung hat trotz aller offiziösen Ableugnungen durch Vermittlung ihres Generalkonsuls in Aden, — unter Mitwissen und Zustimmung Englands — einen vorläufigen Vertrag abgeschlossen, in dem sie den Mullah als Souverän des von ibm besetzten Landes anerkennt, wogegen dieser sich verpflichtet, die Hoheitsrechte Italiens über dessen Gebiet ebenso anzunkennen, und ebenso allo noch unabhängigen Stämme zu gleicher Anerkennung und Achtung der italienischen Grenzen zu zwingen, wo immer das sich als. notwendig erweisen sollte. Zur Aage von AmMonien. Der in Berlin zusammsngetretene Depor- tationsausschuß des Deutschen Kolsnialbnndes hat sich für das System der freiwilligen Ver schickung in dem Sinne entschieden, daß zu langjähriger Freiheitsstrafe verurteilte Ver brecher je nach ihrer Wahl im Mutterlands ihre Strafen verbüßen oder die Deportation vorziehen können. Der erste Versuch soll auf den großen Admiralitätsinseln mit 500 Frei- w'lligen, unter der Aussichtstellung nachträg licher Ansiedelung in Neupommern, vorerst unter Aussicht von 50 Mann Marine-Infanterie und 25 Aussehern gemacht werden; bis zur Errichtung von Unterkunftsbaracken sollen die Sträflinge in abgetakelten Hulks, die aus Australien hsrübergeschafft werden sollen, kampieren. Die erste Beschäftigung soll vor wiegend landwirtschaftlicher Art sein. Gewiß hätten sich die Marianen-, Palau- und Karo linen-Inseln wegen ihres für Europäer ge eigneten Klimas, der Nähe von Deutsch-China und ihrer vorzüglichen Bodenbeschaffenheit für diesen V.rsuch auch geeignet, zumal auf diese Inseln der Vertrag mit England von 1886 über die Errichtung von Sträflingskolonie« keine Anwendung findet; es wurde jedoch da gegen das Bedenken geltend gemacht, daß diese > ehemals spanischen Inseln für die freie Ei«' Wanderung von Wert seien, die zum Teil schs» aus Deutschland dorthin dirigiert worden fei Hierzu bemerkt die Zeitschrift ,Das Recht': Der Gedanke der Freiwilligkeit der Ver schickung dürfte anch zur Versöhnung manche? Gegners des neuen Strafvollzuges führen und den ruhigen Übergang in die neuen Bahne« wesentlich erleichtern. Die Bewilligung der erforderlichen Mittel durch den Reichstag wird keinen sonderlichen Schwierigkeiten begegnen, d« sich die Kosten eines solchen Versuches nicht hoch belaufen werden und nach den uns ge wordenen Mitteilungen in vielen Fraktionen sich bereits Anhänger des Gedankens einer Befreiung des Reiches von den Zehntausenden gemeingefährlicher Rückfälligen und der noch größeren Schar gewerbsmäßiger Stromer und Arbeitshäusler befinden. Die Überzeugung, daß es sich bei der Deportation, wie der Abg- v. Kardorff schrieb, um eine nationale Frage allerersten Ranges handle, wird sich in unser« national und kolonial gesinnten Kreisen sicherlich immer mehr einbürgern; denn unsre Zukunft liegt zum großen Teil auch jenseit d«K Wassers. Ohne Strafbesiedelung aber wird die Entwicklung unsrer Schutztruppe noch uN - lange Zeiträume zurückgehalten werden. Zu« Schluß meint die Zeitschrift, es wäre in Süd westafrika vielleicht nicht zu dem gegenwärtige» Aufstande gekommen, wenn eine große Schar von Hilfskräften aus den besseren Elemente« der Strafsiedler zur Verfügung gestanden hätte. Von unä fern. Mit wilden Schneestürmen, die in den verschiedensten Gegenden Deutschlands und im ganzen nördlichen Europa gewaltigen Schaden angerichtet haben, hat sich das alte Jahr ver abschiedet. Besonders von der Seeküste kommen, viele Hiobsposten über das Wüten des Sturmes. Der Orkan, der ungefähr von Norden nach Osten die Ostsee herunterfegte, hat in ihrem westlichen Teil das Wasser so zusammengeiriebrn, daß fast an der ganzen deutschen Küste, von Hadersleöen bis nach Swinemünde, gewaltiges Hochwasser entstand. Wo der Strand nicht von! Natur und künstlich durch Deiche geschützt war, sind durch Hochwasser die niedrigen überschwemmt! worden. Der Schaden, den das Hochwasser, namentlich in den tiefer gelegenen Teilen dec betreffenden Ortschaften, angerichtet hat, wird von der Bevölkerung schwer empfunden- Stellenweise 'hat die Flut auch Menschenleben vernichtet. So stürzte in Wieck bei Eldena in; folge Hochwassers das Armenhaus ein, wobei drei Frauen und vier Kinder ums Leb« kamen. Internationale Ballonfahrt. AB Donnerstag, den 5. Januar findet in de« Morgenstunden eine internationale wissen schaftliche Ballonfahrt statt. Es steigen Drachen^ bemannte und unbemannte Ballons auf i« Schottland, Trappes, Jtteville, Guadalaja, Rom, Zürich, Straßburg i. E-, München, Barmen, Hamburg, Berlin, Wien, Petersburg, Kasan, Blue Hill (Ler. Staaten). Der Finder eines unbemannten Ballons erhält eine Be lohnung, wenn er der jedem Ballon beigo- gebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die an gegebene Adresse sofort telegraphisch Nachricht sendet. Auf eine vorsichtige Behundlung der Instrumente wird besonders aufmerksam ge macht. Seyboth begnadigt. Unter den Straf gefangenen, denen anläßlich des Weihnacht?» festes der Nest ihrer Ssrafe im Gnadenwege erlassen wurde, befindet sich der Fabrikant und ehemalige Landtags- und Reichslaasabgeordnete für den Wahlkreis Eschwegc-Schmalkalden, Seyboth, der am 2. Januar 1904 von der Strafkammer des Landgerichts München wegen Betruges und UAuudousälschuug zu 1 Jahr 3 Monat Gcsänonis und 5 Jahr Ehrverlust verurteilt worden war. E tirole beben Aviv würd' Gege; gesuck führe! T holtk wohin Ausre Neuja spielte Alkoh zeigte, Villa stiche und l Selbst einen Ui einer einer ' Szene von ei angefa zu lie; und 1 Einem Käsig Augen die L Carrör Bi wage; Papier Frank eines l (Süd-s waggoi rend d> operier die Sä ab, ber Di> stündig! nun do Feuerin „Drum zu habl Unglück Holzseu menge. Die Eh boot vo die das sondern richtet andern hatten s dickköpfi- wegen r Drei hängt, tag ein' proz-ß, I dnrchunm war seine von Kani Vcrschwm daran, de Fce zu v eine Gni Er teilte zu einer Arbeiter I stießen a gruben si schwanden mit einge Latso auf Meister r gingen sie mal wnrd durchgcfüh schworcner Fee berief feinen gut seiner Fäu urteilung. dreimal vo England h die Unters O Sin SpiewaU äes Schicksals. 23j Roman von C. b. Berlepsch. (Fortsetzung.) Gertrud und Haller standen unwillkürlich still an diesem Orte und blickten auf den im Sonnenlicht glitzernden Teich. Der Doktor hatte den Hut abgenommen und legte sich die kühlenden Ranken über die heiße Stirn. Es war so still rundum, nur zwei Herzen klopften in raschem Takt. Nan blickie sie empor nach dem lichtvollen Himmel. Eine Taube flog auf, da polterte etwas über das verwitterte Dach. Und in dem selben Augenblick hoben sich mit Gedankenschnelle zwei weiße Hände schützend auf des Doktors Haupt. Ein großes Dachziegelstück fiel zur Erde, dann rieselte etwas Warmes über seine Stirn; zwei blutende Hände hüllten sich in die Falten ihres Kleides. Gertrud war bleich ge worden, aber kein Scherzenslaut kam über ihre Lippen. Sie lächelte. Erschüttert, fassungslos stand Haller vor ihr. Dann griff er nach den wunden Händen, die ihm nicht widerstrebten. Ein Knochen war nicht beschädigt, aber die Linke hatte eine tiefe Wunde, eine Ader war durchgeschlagen. Er band sein Taschentuch herum und bat: „Kommen Sie hinein, ich habe nicht hier, was nötig ist." Seine Stimme klang erstickt. Er ließ die armen Hände los und ging mit ihr nach dem Hause. „Der Geheimrat hat sein Zimmer verschlossen; ich muß den Schlüssel holen." Sie sah ihn an und legte die nur leicht ge streifte Rechte auf seinen Arm. „Nein, Sie dürfen so nicht an den Tisch, die andern würden erschrecken. Ich habe Sie in Mitleidenschaft gezogen. Schicken Sie jemand aus dem Hause nach dem Schlüssel." Ihrer Weisung folgend, ging er schnell voraus. Der Geheimrat gab den Schlüssel ohne eine Erklärung zu fordem. Haller war wohl orientiert, er legte Gertrud einen Verband an. Er sah sehr finster und bleich dabei aus, und seine Fragen klangen rauh. Es zuckte durch seinen Körper, jedesmal, wenn er ihr Schmerz bereiten mußte. Endlich war alles fertig. „Ich danke Ihnen," sagte sie leise. „Sie mir? Das war meine Pflicht; aber ich danke Ihnen nicht." Sie schickte nach Käthchen. „Sie wollen nach Hause? Haben Sie große Schmerzen?" „Nein, aber ich möchte der erzürnten Frau dort nicht noch einmal unter die Augen treten. Es ist genügend, zu wissen, daß jemand um unsertwillen Komödie spielt." Er lachte. „Sie verachten die Komödianten?" Sie blieb ihm die Antwort schuldig. Spielte nicht auch sie Komödie, zum ersten Male in ihrem Leben? Sie wandte ihm den Rücken und trat ans Fenster, damit er nicht ihre zuckenden Lippen sähe. Käthchen kam in Begleitung der Geheim rätin, die von einer leisen Sorge um Gertrud bewegt war. Käthchen war vorausgelaufen, nun war sie im Zimmer. Sie sah das Blut und die verbundenen Hände; aufschreiend faßte sie danach. Gertrud zuckte bei der ungestümen Berührung leise zusammen. Dr. Haller riß das Kind heftig zurück. Da legte Gertrud mit einem stummen Blick die Hand auf Käthchens Kopf. Die Geheimrätin stand in der Tür, Dr. Haller gab ihr eine Erklärung der Umstände. „Fräulein Werner hat großmutsvoll einen Schlag von mir abgewehrt, der meinem Haupte bestimmt war. Ich danke es ihr nicht; denn ich bin nicht gern in eines Menschen Schuld." Jedes Wort kommt ihm nur widerstrebend von den Lippen, der Geheimrätin ist sein ganzes Wesen unerklärlich. Sie macht keinen Versuch, Gertrud bei sich zu halten, da sie doch einmal nach Hause gehen will. Auch Dr. Haller geht nicht mehr in den Garten hinunter, er entschuldigt sich damit, daß ihn seine befleckte Wäsche unmöglich mache. Immer steht in seinen Gedanken Gertrud vor ihm, bleich, die Arme kraftlos gesenkt. Wann kommt der Tag, da sie sich beugt, wann lernt sie zu ihm ausblicken, demutsvoll, hin gebend ? Nie I die Natur hat sie zu stark ge macht, die kalte Göttin steigt nicht herab von ihrem Piedestal. Törichter Mann! Das Herz, und sei es noch so stolz und stark, ist doch immer nur ein Menschenherz. Dasselbe Weib, das er so stark wähnt, starrt gerade jetzt mit brennenden Augen hinaus in das Dunkel, als Käthchen bereits in ihrem Bettchen liegt. Was denkt er von ihr? Hat er sein Lieben Sie j das garn zu frager „Tan den Himi -Ja, „Der „Gott leise, uni greifen. „Aber lieben Gl mit mir s wie du kc gut isi ks „Du i Gott ist v Das l die Tawe Und doch hinein, da „Komr „Nur haben " „ -Ich Engelchen »Ja, st „Nein „Mein der Erde i gleich mit Das K „Du d Was soll t so fort wie vergessen oder hat er sie überhaupt nie ge- liebt? Kann man sein Lieben je vergessen? Wenn er sie wirklich liebt — o Gott, was hat sie ihm getan! Wenn er nun elend ist wie sie? Nur daS nicht! Wenn er nun die Stimme des Herzens er stickt und gleichgültig wird gegen sein Glück und seinen Frieden? Wenn er nicht wählt und prüft, sondern das Schicksal an sich heran treten läßt? Dann hat sie ihn dazu getrieben! — Aber nein, das Glück knüpft sich nicht au ihren Besitz, er findet es allerwärts. Sein groß mütiges Herz hat ihn dazu verleitet, sie in seine sonnige Bahn hineinziehen zu wollen; jetzt find ihm die Augen gewiß darüber aufge- gangen. Ja, nun wird er glücklich werden. — Sie steht auf und wandelt leise im Zimmer auf und nieder. Da drängt sich eine kleine, Weiße Gestalt zu ihr heran und zwei weiche Händchen fassen vorsichtig ihren Arm. DaS Kind spricht nichts, es legt nur still seinen Kopf an ihre Knie. O wie daS wohltut, wie daS heilt; sie nimmt die Kleine auf ihren Arm, damit di« nackten Füßchen nicht länger den Boden berühren, und trägt sie in ihr Bettchen zurück. „Warum kommst du, Käthchen?" „Du bist traurig, der Onkel Doktor sagt, ich soll dich nicht traurig sein lassen." „Wann hat er das gesagt?" „Damals am Meer." Gertrud senkt den Kopf. Ja damals! f — Jetzt fragt v wohl kaum danach, ob si« traurig ist.
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