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Dee Nobelpreis. Den diesjährigen Nobelpreis haben erhalten: in der Physik Lord Rayleigh-London, in der Chemie Sir Williams Ramsay-London, in der Medizin Professor Pavlov-Petersburg, in der Literatur Mistral und Ehegareh. Die drei Erstgenannten waren bei der Preisverteilung anwesend. Eine seinerzeit vielgenannte Persön lichkeit, der frühere Gendarm Konrad Pfaff aus Bad Kisiingen, der zuletzt als Kasernen- wärter in Würzburg angestellt war, ist am 10. d. aus dem Leben geschieden. Der Ver storbene ist durch das Bismarck-Attentat in Kisiingen bekannt geworden, wobei er die Fest nahme des Attentäters Kullmann bewerkstelligte. Pfaff wurde hierfür durch Verleihung der Preußischen Verdienstmedaille ausgezeichnet. Aus gekränktem Ehrgefühl. Ein Ober tertianer vom Gymnasium zu Wittenberg hat sich dieser-Tage das Leben genommen. Hierzu ergreift jetzt der Vater des Unglücklichen, Pfarrer Friesleben in Dessau, das Wort, indem er in einer öffentlichen Erklärung folgende Einzelheiten zu dem Selbstmord mitteilt: „. . . mein Sohn ist vor seiner unseligen Tat in der Schule in einer Weise gezüchtigt worden, die man sonst bei halberwachsenen jungen Leuten nicht für zulässig anfieht, und die geeignet ist, das gerade in den Entwickelungsjahren sehr empfindliche Ehrgefühl junger Leute auf das furchtbarste zu irritieren. Ich habe mich daher zu dieser Erklärung im öffentlichen Interesse für verpflichtet gefühlt." — Es ist anzunehmen, daß die zuständige Behörde infolge dieser Er klärung die beregte Angelegenheit einer möglichst eingehenden Untersuchung würdigen wird. Eisenbahnunglück. Vor der Station Psczeworsk (Oberschlesien) stießen zwei Personen züge zusammen. Fünf Pasfagiere wurden leicht, der .Heizer und der Zugführer tödlich verletzt Einsturz einer Brücke. Am 10. d. sollte die zwischen Metz und dem Vororte Sablon am Bahnhof liegende Übergangsbrücke über den alten Kanalhafen aus Anlaß des Neubaues des künftigen Metzer Bahnhofes abgebrochen werden. Während daran gearbeitet wurde, stürzte die Brücke zusammen und begrub mehrere Arbeiter unter sich; die meisten kamen mit dem Schrecken davon, ein Italiener wurde tot unter den Trümmern hervorgezogen. Auf dem Sterbebett getraut. Eine stille und Lief ergreifende Feierlichkeit wurde im Rochusspital zu Mainz vollzogen. Dort tag ein Eisenbahnardeiter, der eine Verletzung erlitten hatte, die keine Hoffnung mehr für sein Aufkommen zulieh. Der Sterbende wurde nun in Gegenwart der Schwestern der Anstalt nnd mehrerer Kranken mit seiner Braut ehelich ver bunden. An den standesamtlichen Akt schloß sich sofort die kirchliche Trauung des bemit leidenswerten Brautpaares. Ein ungemütlicher Russe. Ani dem Hauwbahnhofe in Schönsee tWestpr.) wurde der russische Ingenieur Haykiewicz aus dem Zuge heraus verhaftet und der dortigen Polizei übergeben. Er batte mehreren nach Rußland zurückkehrenden Schnittern das Absingen von preußisch-patriotischen Liedern während der Fahrt zu verbieten versucht, wobei er sich eine Majestätsbeleidigung zu schulden kommen ließ. Auf dem Transport nach dem Thorner Gerichts gefängnis gelang es jedoch dem Verhafteten, in Richnau seinem Begleiter zu entweichen und in den nahen Wald zu verschwinden. Die so fort aufgenommene Verfolgung blieb ergebnislos. Wiener Sensations-Affäre. In Wien spukt eine neue Sensationsaffäre. Eine natür liche Tochter des Fürsten Montenuovo, des Sohnes der Kaiserin Marie Luise, eine etwa 50 jährige Frau, die seit etwa 10 Jahren im Burgtheater als Kehrsrau angestellt war, hat plötzlich aus Ersparnisrückfichten ihre Entlassung erhalten. Die Frau, die von der Familie Montenuovo nie einen Heller erhalten hat, hat sich seit ihrem sechsten Lebensjahre durch eigene Kraft sorthelfen müssen. Sie ist eine Halb schwester des Fürsten Alfred Montenuovo, des zweiten Oberhosmeisters des Kaisers, der die Oberleitung der kaiserlichen Theater hat. Elf Tage lang ein Spielball der Wellen. Am 26. v. wurden zwei Stsinkähne der Triester Hasenbauvermaltung durch eine Bora von ihrem Standorte in San Andrea losgeüssen und auf die hohe See hinausge- trieben. Nun ist einer dieser Kähne von An cona von einer Fischerbarke aufgefunden worden. Der auf der Plätte befindliche Wächter wurde in ganz ermattetem Zustande nach Ancona ge bracht und dort gepflegt. Ec ist elf Tage lang allein auf dem Fahrzeug ein Spielball der Wellen gewesen und halte unter dem Mangel an Trinkwasser sehr zu leiden. In den letzten Tagen waren rohe Kartoffeln ausschließlich seine Nahrung gewesen. Das zweite Fahrzeug ist immer noch verschollen. deckte ihn in Paris in höchst trauriger Verfassung. Auf alle Fragen, die der Jugcndgenosse an ihn richtete, antwortete der Sanger: „Ich versichere dir, daß ich eben d.ran bin, das mathematische Ver hältnis festzustellen, mittels deren man beim Roulertespiel stets gewinnen muß." Alle Be mühungen, ihn von diesem Thema abzubringen, waren vergeblich. Der Bedauernswerte zeigte seinem Gaste einen mit grünem Tuch bedeckten Tisch, den er in Felder eingeteilt hatte, und ließ seine Kugel rollen. Ganze Tage verbringt er in dieser Weise, wobei er die Ergebnisse des Spiels sorgfältig aufzeichnet und dann stundenlang Rechnungen durchführt. Als der Freund Abschied nahm, bemerkte M.: „Sobald mein System ganz ausgebaut ist, telegraphiere ich dir, und wir reisen zusammen nach Monte Carlo." Der Geliebte als Mörder. In Thollen- Cm äeullckes Sotleskaus in London. In London wurde die vom Frh. v. Schröder gestiftete deutsche Christuskirche im Beisein des Bot schafters Grafen Bernsto.ff, der als Vertreter unsres Kaisers erschienen war, durch einen Festgsttesdienst feierlich eröffnet. Nach der Feier fand eine Ver sammlung im Gcmsindesaal statt. Kaiser Wilhelm hat der Kirche ein bronzenes Kruzifix und goldene Altarleuchter zum Geschenk gemacht. Zum Schluß der Feier überreichte Graf Bernstorff dem Erbauer des ungemein schmucken, im gotischen Stil gehaltenen Gotteshauses, Baumeister NeeS, den Roten Adler orden 4. Klasse. Zwischenfall auf det Bühne. In Saint-Etienne kam es während einer Theater- Aufführung zu einem aufregenden Zwischenfall, der große Panik verursachte. Zur 100 jährigen Geburtstagsfeier Eugen Sues wurde dort der „Ewige Jude" gegeben. Im Augenblicke, als Dagobert mit seinen beiden Schutzbefohlenen, Rose und Blanche, die auf einem Pferde reiten, die Bühne betrat, brach unter dem großen Ge wichte die Bühne ein, und die Schauspieler stürzten in die Tiefe. Zwei Schauspielerinnen trugen leichte Verletzungen davon. Trotz der Panik konnte das Stück zu Ende gespielt werden. Ein Opfer von Monte Carlo. Der einst gefeierte polnische Tenorist Mierzwinski hat neben seiner Stimme auch sein ganzes Vermögen ein gebüßt. Um letzteres brachte ihn seine Leidenschaft für das Roulettespiel, das er jahraus/ jahrein in Monte Carlo betrieb. Schließlich zerrüttete ihn das Hazardspiel auch geistig. Einer seiner Freunde ent- beck (Belgien) erschoß der Bergarbeiter Pneus seine Geliebte wegen Untreue. Der Mörder wurde verhaftet. In Petersburg fanden am Sonntag große Straßenkundgebungen, hauptsächlich durch Studenten, statt. Viele Personen wurden ver haftet, eine Anzahl schwer verletzt. Die Cholera in Ruhland. Die Cholera hat im Kaukasus entsetzliche Fortschritte gemacht. Die Menschen, denen nur mangelhafte ärztliche Hilfe zur Seite steht, sterben zu Hunderten. Besonders zahlreiche Opfer fordert sie im Jrren- dauer Gouvernement. Auch in Taschkent» sind bereits verschiedene Cholerafälle festgestellt worden. Die Briefe, die aus Persien kommen, werden aus diesem Grunde desinfiziert. Des halb kommen alle Kouverts dieser Postsendungen von dort durchlöchert an. — Über den Stand der Cholera vom 1. bis 7. d. M. wird folgen des gemeldet: In Baium kamen drei Er-j lraukunyen vor, in Kraffnowodschk eine, im! Gouvernement Eriwan 1018 Erkrankungen 'und 661 Todesfälle. In Baku herrscht die Epidemie in drei Kreisen, ebenso im Gouvernement Jelissawetpol. In Zarizin wurden 21 Fälle sestgestellt, im Gouvernement Samara hat die Epidemie bedeutend abgenommen. In Taschkent» kamen 16 Erkrankungen und sieben Todes fälle vor. Ein Roman aus dem Leben. Viel Inter esse erregte dieser Tage in den Ver. Staaten die Verheiratung eines schon in früher Jugend dorthin ausgewanderten Franzosen Dr. Goff, der vor 40 Jahren bei den amerikanischen Kriegen beteiligt war. Er kämpfte auf feiten der Nordstaaten und kam, als die Armee sieg reich vordrang, in ein „südliches" Haus, wo er sich in die Tochter verliebte. Sie erwiderte seine Neigung, wies ihn jedoch zurück, da sie nicht einem Feinde ihres Vaterlandes oder ihrer Partei die Hand reichen könne, und heiratete in der ersten Erregung, da sich der ungestüme Freier nicht abweisen ließ, einen Offizier der Südpartei. Dr. Goff kehrte nach dem Friedens schlüsse. noch einmal nach Frankreich zurück, ging dann aber wieder nach Amerika und ließ sich dort als Arzt nieder. Vor etwa drei Monaten erfuhr er, daß Frau James Ulwer, seine ehemalige Geliebte, schon seit einigen Jahren Witwe sei; er suchte sie wieder auf, und obgleich nun beide um 40 Jahre älter sind als damals, haben sie sich wiedergefunden und jetzt geheiratet. GericktskaUe. Braunschweig. Das Kriegsgericht der 20. Di vision verurteilte den Gefreiten Henkel vom Husaren- Regiment Nr. 17 zu 7 Tage Gefängnis. Der Ge freite hatte zwei im zweiten Jahre dienende Husaren blutig geschlagen, weil sie ihm, dem „alten Mann", das Pferd nicht putzen und cindecken wollten. Der Vertreter der Anklage hatte 14 Tage beantragt, weil durch solche Roheiten den jungen Soldaten der Dienst verleidet würbe. Hamburg. Der Tapeziergehilfe Peter Sievers, der die Frau Senator Dürfeld im Oktober d. in ihrer Wohnung durch Beikhiebe tötete, wurde vom hiesigen Schwurgericht zu zehn Jahr Zuchthaus wegen Totschlages verurteilt. bumes Allerlei. Hier wird nichts gegeben. Ein bekannter Gelehrter Kopenhagens, der auf den äußeren Menschen den geringstmöglichen Wert legt, betritt eines der feinsten Restaurants der Hauptstadt. Ein befrackter, tadellos frisierter Kellner fährt ihn an: „Hier wird nichts gegeben." Ohne Notiz hiervon zu nehmen, tritt der Gclebrte, wir wollen ihn Sörensen nennen, zu einem Tische, läßt sich nieder und bestellt bei dem entrüsteten Jüngling ein Beef steak mit einer halben Roten; mißtrauisch blickend, nimmt dieser die Bestellung an und er mahnt seine Kollegen, gut aufzupassen, denn der Kerl sei gewiß ein Durchgänger. Kampf- und aktionsbereit st'ht die Kellnerschar; der Gast verzehrt sein Mahl und bestellt dann Kaffee mit dem teuersten Likör; näher drängen sich die Kellner, nun heißt es aufpassen. Zum Zahlen übergibt Herr S. einen 100 Kronenzettel; große Verwunderung und eiliger Zurückzug! Dienernd nimmt der aufwartende Geist das Geld in Empfang; dienernd gibt er zurück und harrt, ehrfurchtsvoll gebeugt, des Trinkgeldes. Der Gast steckt kaltlächelnd das Geld ein, erhebt sich und sagt, freundlich lächelnd: „Hier wird nichts gegeben." V * L „Pieper, hast du noch wat to seggen?" In Groß-Benese starb kürzlich der Wirt Pieper und wurde unter großer Beteiligung begraben. Die Schulkinder sangen an der Gruft. Plötzlich entsteht Unruhe, einer will Geräusch im Sarge gehört haben. Er wird zur Ruhe verwiesen. Gleich darauf ruft wieder einer: „Es hat wieder geklopft." Nun werden auch andre auf merksam und die Leiche wird dem Gemeinde ältesten vorgetragen. Dieser überlegt, tritt dann vor, bückt sich, kloft mit dem Finger auf den Sargdeckel und ruft laut im Amtston: „Pieper, hast du noch wat to seggen?" Dreimal fragt er so mit starker Stimme. Da keine Antwort erfolgt, so wird Pieper begraben: „Hei hat nichts vergeiten!" an, zu einer Zeit, wo andre Kinder noch vom Paradies träumen. Wer den Kampf um das tägliche Brot nicht selbst durchgemacht hat, der weiß nicht, wie bitter es ist, wenn der Geist. aufwärts strebt, aber bei jeder Regung Ketten klirren hört. Es gibt wohl noch alüres Leid in der Welt, ich habe es auch erfahren, und doch denke ich, Armut ist das größte Leid, — außer dem, das eigene Schuld über uns bringt. Aber freilich, wer sie nicht kennt, dem scheint es ver messen, so etwas auszusprechen. Und gesiegt? fragen Sie. Von Sieg mag der sprechen, der an der Grenze seiner Tage steht. So lange wir leben, kämpfen wir!" Sie blicken wieder beide schweigend auf das Wasser. Welle um Welle bricht sich am Strande und murmelt ihre eintönige gewaltige Melodie. Was wollen die Wogen? Was will der Wind? Was will das Bild des Mannes, das plötzlich klar und deutlich vor ihrer Seele steht? Armes Herz, bist auch du nun erwacht ? „Fräulein Werner, was halten Sie vom Sterben?" Sie wacht jäh auf und sieht den Mann an ihrer Seite erschreckt an. Sie hat den Klang seiner Worte im Ohr behalren und muß sich nun erst aus ihren Sinn besinnen. „Es gibt darauf leine Antwort, die für alle gilt. Dem einen bedeutet's Scheiden von Glück, dem andern Erlösung von Elend und Schmerz. Dem einen ist's der Anbruch der Gerechtigkeit, dem andern das Morgenrot der Seligkeit. Und endlich ist es ewiges, seliges Ausruhen, Ein ¬ schlafen mit dem Bewußtsein, daß kein Morgen mehr folgt." „Und was bedeutet es bei Ihnen?" „Das letztere. — Ich möchte schlafen gehen mit dem Bewußtsein, daß mein Tagewerk nicht umsonst war." Käthchen ist in ihrem Schoße entschlummert. „Es ist Zeit, daß ich aufbreche," sagte sie leise. „Das Kind muß zur Ruhe." „Schon?" Dann springt er auf und nimmt ihr Käthchen ab, leise und vorsichtig. Auch sie erhebt sich und will das Kind tragen. „Lassen Sie mir die Kleine." Sie lächelt. Ec sieht so ängstlich aus bei dem ungewohnten Geschäft. Es ist einsam auf ihrem Wege; die Mehr zahl der Badegäste ist im Kurgarten ver sammelt. Sie schreiten nebeneinander her bis zu Gertruds Haustür. Käthchen schläft noch immer, während Oertzen sie ihr sanft in den Arm legt. Sie reich! ihm die Hand unter dem Kopf des Kindes fort, den fie stützt. „Ich danke Ihnen. Gute Nacht!" „Gute Nacht, Fräulein Werner!" Er geht nach dem Strande zurück, wo fie zusammen gesessen. Er faltet die Hände und blickt unverwandt in das Meer. Lange sitzt er so. Was soll das werden? Er hat einen Schatz gefunden, den er nicht gesucht; aber zu gleich mit diesem Bewußtsein hat er auch die Überzeugung, daß er nicht wert ist, ihn zu heben. Das ist bitter zu denken. Und dann erfüllt ihn wieder ein leises, halb unbewußtes Hoffen. Ein reines Weib hat wohl die Kraft, ein Herz zu sich empor zu ziehen, das der Schmutz der Welt befleckt hat, .wenn die Flecke durch Sühne abgewaschen werden. Die kurze Zeit über, wo sie noch hier ist, macht er es möglich, sie wenigstens einmal täglich allein zu sprechen. Er beobachtet von seiner Wohnung aus ihr Kommen und Gehen, sieht sie so lieb und freundlich mit allen ver kehren, die ihr nahe kommen. Er ist in Ge sellschaft der alte, witzige Oertzen; aber seinem Spott ist die scharse Spitze abgebrochen und gegen die Frauen richtet er ihn nie mehr. Wundert sich jemand darüber, dann lacht er wohl und sagt: „Es kommt einmal einem jeden Paulus ein Tag von Damaskus." Die Huldigung, die er Gertrud darbringt, ist zu zart, als daß fie jemand bemerken könnte, niemand soll auch nur ein Wort über fie sagen. Um einmal einen unverdächtigen Augenblick zum Gespräch mit ihr zu erlangen, legt er sich stunden lange Martern im Gespräch mit andern auf. Er Hörr geduldig die langen Reden der Mutter Ober lehrer an nnd vertieft sich mit Angelika in lange Gespräche. Dis Frau Oberlehrer gibt seinem veränderten Wesen ihre eigene Deutung. Sie küßt Angelika öfters in bewundernder Mutterliebe und flüstert: „Was mag er nm haben, daß er jetzt so anders ist?" Und Angelika errötet dann immer und sagt, schamhaft die Augen niederschlagend: „So findest du ihn auch verändert? Sie sagen eS alle." Getruds Aufenthalt an der See geht zur Neige. Eines Tages, während Fräulein Waldburg und Käthchen ihr Mittagsschläfchen halten, ist sie mit einem Buche allein in die schattigen An lagen gegangen, von wo aus fie die See zu ihren Füßen sehen kann. Hier hat Oertzen fie ausgesucht und gefragt, ob er sich zu ihr setzen dürfe. Sie hat das Buch zugeklappt und es ihm freundlich gestattet. Bald ist die Zeit vorbei, wo er noch zwang los und frei mit ihr verkehren darf, er muß sich beeilen, wenn er sich ihr Vertrauen sichern! will. „Fräulein Werner," sagt er nach längerem Schweigen, „Sie haben schon manches über mich gehört, was einen bösen Schatten auf mich wirft, nicht wahr?" Die Augen, die nicht lügen können, sehen ihn an, während eine dunkle Röte in ihr Antlitz steigt. Es zuckte selsa« in feinem Antlitz. „Vielleicht hat man mir zu viel schuld ge- geben; aber ich will und kann mich nicht recht- fertigen. Aber trauen Sie mir auch etwas Gutes zu?" „Ja, viel Gutes sogar/ Er lehnt sich aufatmend an den Baumstamm zurück, neben dem er sich niedergelassen. Ein Lächeln geht durch seine Züge, wie er lange nicht mehr gelächelt hat. es is (Fortsetzung folgt.)