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Ottendorfer Zeitung : 20.11.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-11-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190411207
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19041120
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19041120
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-11
- Tag 1904-11-20
-
Monat
1904-11
-
Jahr
1904
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 20.11.1904
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Men werden: des tat- war (Fortsetzung folgt.) wird; etwas t, nur r, daß Berlin enne« w vor m ein Alten lbe in ltzende , ele- n der^ nichts Herr eraus. auch st um ch die. ärme" ;llen» r ihr der fftsee- auf nur r am st der dem !turm von i n stein und uchen , und Das da cipult^ diese aufm Ein r den )t ihn schon 8 ihm idt- ;ine ien, den be- er- ;em ieht ien- der toch der rag er- -cht, res, ist ein» oer- i eine Herr post Seereter abgcbm in der KönigMaße, da wohnt ein Schuster da wohnt ein Tischler im Hause, die Seiden hab ich den Namm vergessen es liegen Bohlen vor der Tür in Berlin. An L. L. des Riesen Ockfen Wohlgeboren mit der roten Mütze und blauen Peiz-Kwafte. Post ¬ ien nd oer oer >es co- ;be sw. eß- jen mg Vie Spracke äer Vunäe. Unaufhörlich klingt der Welt die Phrase von der magyarischen Ritterlichkeit in dis Ohren, mit der die ungarischen Magyarenblätter, auch deutscher Sprache, so gem um sich werfen. Es hat auch vor kurzem erst wieder deutsche Schrift steller und Journalisten gegeben, die sich nicht zu gut waren, um zu Budapest in erwidernder Verbrüderungsfeier mit den Kollegen vom magyarischen Chauvinismus ebenfalls diese magyarische Ritterlichkeit zu preisen, zur selben Zeit, wo dieser Chauvinismus mitten in der Arbeit ist, das deutsche Element in Ungarn auszurotten, das Element, das Ungarn über haupt die Kultur brachte und auf dem seine ganze Kultur noch heute unmittelbar ruht. Wie wenig gerade deutsche. Publizisten zu solcher Haltung Anlaß haben,' springt recht sehr in die Augen, wenn man zwei Pröbchen liest für die Art und Weise, wie die magyarischen Herren Kollegen über ihre deutschen Berufsgenossen und die Sprache, in der diese sprechen und schreiben, sich auslafsen. Wir finden diese Pröbchen in den Mitteilungen des Allg. Deut schen Schulvereins^ wiedergegeben. In einem Feuilleton des ,Budapests Hirlap' ist aus der Feder des Schriftstellers Georg Szemere fol gender hübsche Satz zu lesen: »Ich rief ihm in der Sprache der Hunde ein „Ruhig" zu." Die „Sprache der Hunde" ist natürlich die deutsche. In dem Blatte ,Az Ujsag', das vom Werschetzer Franz Herzog geleitet wird, heißt es: „Sepp hat es seinem Vater von Herzen vergeben, daß er ihm keinen ehrlichen Namen hinterließ, er ertrug auch seine „Bankertgeburt" mit Stolz; aber die Schande, daß deutsches Blut in seinen Adern floß, die konnte er denn doch nicht er tragen — und daran starb er." — Vielleicht erinnern sich der eine und andre verbrüderungs lustige Deutsche daran, wenn wieder einmal die ritterlichen Magyaren nach Budapest einladen. „Wenn jeder so dächte, dann wäre es sächlich bald so weit." Sie hält etwas erschreckt inne. Das doch zu deutlich. Er bemerkt ihre Verlegenheit. „Lassen Sie sich nicht beirren, Fräulein Werner, es ist eine meiner wenigen guten Eigenschaften, daß ich die Wahrheit vertragen kann. Sie nennen mich in Ihren Gedanken einen blasierten Menschen. Die Blasiertheit ist die Epedimie unsrer Zeit. Woher wird der komische Briesausschriften. In der .Deutschen Verkehrs-Zeitungs lesen wir: Aus der Zeit des „Paßgangs und des Trabs" stammen die nachfolgenden Briefauf- Jch z. B. ziehe die nüchterne Wahrheit der geputzten vor." Wieder ein feines, leises Lächeln. Schon öffnen sich Gertruds Lippen zu einer Erwide rung, doch schließen sie sich wieder. Wie beredt der rote Mund in seinem Schweigen ist! Was soll er nun tun, was reden? Für Phrasen hat sie ein Lächeln, für tiefer gehende Gespräche mit dem fremden Mann gewiß ein abweisendes Schweigen r sie lassen sich nicht aus der Luft greifen. Doch sie kommt ihm selbst zu Hilfe. „Sie kommen ans der Residenz, Herr Landrichter?" 8e- oß- chl- iser nen ich legenheiten vor ihrer Abfahrt zum Kriegsschau plätze zu regeln. Nun waren schon 48 Stunden verflossen, ohne daß die Reservisten zmück- gekommen waren und der Offizier glaubte an eine Desertion derselben. Aus Verzweiflung darüber, den Leuten die Gelegenheit dazu ge boten zu haben, erstattete der Oberstleutnant einen Rapport an seine vorgesetzte Behörde und schoß sich darauf eine Kugel in den Kopf. Einige Stunden nach diesem Vorfall kamen die Reservisten, die gar nicht desertiert waren, son dern sich nur verspätet hallen, in Lomza an. Straßenunruhen i« Rio de Janeiro. Das Reglement über den Impfzwang in Bra silien, das nach der Abstimmung des letzten Kongresses in Ausarbeitung begriffen ist, stößt n mit^ - bös» Ver- ürchtet r tritt t hin bleibt Arrestant in H. An den Todtschläger August L., er soll Kauf frische, reinigende Luftzug kommen, der ihren Keimen den Tod bringt?" „Es geht Ihnen gewiß zu wohl, Herr Land richter. Wer in unserm eisernen Jahrhundert ums Dasein kämpfen muß mit voller Kraft, der verfällt dieser Krankheit schwerlich." Ihre ernsten, jetzt so kühlen Augen, sehen an ihm vorbei in das Gewühl des Festes. Aber sie sehen nicht das fröhliche Bild, sie sehen die Not und den Kampf. Um ihren zuvor so weichen uno lieblichen Mund hat sich ein fester, trotziger Zug gelagert. Oertzen wagt nicht, sie zu stören, obgleich ihm noch manche Frage auf den Lippen schwebt. Als er später mit Dr. Haller zusammenkommt, fragt ihn dieser: „Nun wie war's?" „Ich muß mit Herrn Walter von der Vogel weide bekennen: „Wenn ich nun wunderdiel zu sagen weih, Sieht sie mich an, mir wird so heiß, Gleich ist eS mir entfallen: Was hall' ich von dem allen?" Sein Mund hat den alten sarkastischen Aus druck, und in die Augen kann er nicht sehen, er hält sie angelegentlichst aus seinen Kneifer gesenkt, den er schon eine geraume Weile putzt. Der Doktor hat mit Eleonore getanzt und geplaudert. Sein künstlerisch gebildetes Auge erfreut sich auch beim Kerzenschein an ihrer strahlenden Schönheit; aber ein Stück des Zaubers von vorhin ist verflogen. tadt § rhr- ilich eust j oer- äge.' ien. eer- den pfer des esen chen stellt dort < eren rden an- nem rklen und er befleißigt sich doppelter Liebenswürdig keit gegen Eleonore. Zum Schluß schenkt sie ihm die Rose, die er vorhin begehrte. Das Fest ist aus, die Gäste zerstreuen sich. Der Geheimrat bittet Fräulein Waldenburg, Gertrud und den Doktor, wenigstens noch ein halbes Stündchen zu bleiben, da ja am folgenden Tage Sonntag sei. Er habe wenig von ihnen allen gehabt. Sie tun ihm den Gefallen. ES entsteht ein kleiner harmloser Klatsch über einzelne Figuren der Gesellschaft. Eleonorens Name wird nicht genannt. Gertrud scheint mit ihren Gedanken nicht dabei zu sein; sie beteiligt sich nicht an der Unterhaltung; un verwandt blickt sie in die Lichtflamme. Als der Geheimrat sie anredet, fährt sie wie aus tiefen Träumen auf. „Müde, Kindchen?" „Nein, Verzeihung, ich war nicht recht bei der Sache." „Das merkten wir, Sie hatten sich wieder einmal in Ihre Gemächer zurückgezogen; passiert häufiger. Na, na, schadet nichts, nur nicht rot werden und mich doch nicht so vorwurfsvoll ansehen!" Die Unterhaltung drehte sich nun wieder um das verflossene Fest und jetzt war Gertrud voller Aufmerksamkeit. Sie warf nur selten ein Wort mit ein, aber wenn sie es tat, enthielt es nie eine persönliche Beziehung. Endlich mahnte Fräulein Waldburg zu« Aufbruch. mann sein und seine Kaffeebohnen und harten Zucker stahl er mit seine Frau vom allen Buch* Holz, die fie dann verkaufte, nicht zu vergesse», seine Frau lügt, stiehlt und seift dichtig Wohl geboren L . . . . s. An einen Tuchmachergesellen, der einmahl mit en Mädel von Dresen nach Meisen ge gangen. in Berlin. Dieser Brief geht nach Wien franco an meinen Sohn Tischler Suypject in Kanticion bei ein Meister, wo die Tafel hängt, allhier find Möbel zu arbeiten. An das Fürstentum Baireuth Hochedel geboren, abzugeben an den Hirten zu W., welcher treibt das Vieh ins heilige römische Reich. Cito, cito! Die adrefse an den Herm Beck zu Brehmen. Er Loschird in einen Gasthoff fie werden doch die güte haben und werden ihn aufsuchen er will nach Amerika und wenn der Herr noch nicht da ist, so wird er wohl kommen. An die Wirtschafterin zur neuen Welt, dis das ganze Haus unter fich hat in N. verts. Das König!. Postamt tue ich bitten, ihr den Brief heimlich zustecken zu lassen. An die Fräulein Jungfer Julepimpe, die bei der Madam Professor» K. vor Amme dient, und die man det eenzige kleine Kind hat in B. An meine Dochter Marie Kaiserinn ins Krankenhaus hochedelgeboren zu N. vsrto. Wenn se wider ms Wasser springt, laßt se man drin. um die Unterhaltung in Fluß zu bringen. Wunderbare Augen da, ihm wird ganz unbe haglich unter ihrem Blick. „Nein, das kann nicht gut Möglich sein. Ich bin noch nie in Berlin gewesen." „Ach so." . Das war ein verunglückter Coup; über die Residenz läßt sich mit ihr nicht sprechen. „Es ist eine unerträgliche Hitze hier; im Sommer sollte man keine Gesellschaften geben." Sie lächelt. Der Mann ist nicht so gefähr lich wie fie ihn sich dachte. , „Ich höre im Laufe des Abends bereits zum fiebentenmal über die Hitze klagen." Ihr Lächeln nimmt ihren Worten alle Schroffheit und Überlegenheit; eS ist wie Frühlingssonnenschein. „Verzeihung, daß ich eine so triviale Phrase gebrauchte." „Das ist nun einmal nicht anders, Herr Landrichter. Hergebrachte Phrasen und unbe wußte Lügen find die Bindeglieder aller in Gesellschaften geführten Gespräche, die nur dazu dienen, unsre Gedanken zu verbergen." „Ihnen wohl kaum. Ich denke, Sie hallen mit der Wahrheit nicht zurück." ' „Haben Sie jo schnell gelernt mich zu beurteilen?" „In dieser Beziehung ja." „Ich mache meistens einen sehr ungeschickten Gebrauch von der Wahrheit, denn ich habe ein sehr geringes gesellschaftliches Talent. Die Wahrheit will fein zierlich eingekleidet sein; darauf verstehe ich mich schlecht." „Es kommt darauf an, wem man fie bietet. auf vielfachen Widerstand der Bevölkerung. In der Hauptstadt Rio de Janeiro kam es Montag mittag zu Unruhen. Es fanden Handgemenge vor dem Kongreßgebäude statt, in dem die Kommisston zur Beratung des Jmpfgesetzes fich versammelte. Die Truppen griffen mehrfach ein und trieben die Menge auseinander, die fich dann wieder ansammelte und sich in mehreren Durchgängen verbarrikadierte. Während des ganzen Abends dauerte der Tumult fort. Die Wasserleitung und Gaslaternen wurden zerstört und Straßenbahnwagen in Brand gesteckt. Die Stadt befand sich in Finftrrnis. Es heißt, daß 12 Tote und 60 Verwundete zu verzeichnen seien. In den Straßen hört man vielfach Gewehrfeuer. Der Präsidentschaftspalast wird durch Militär scharf bewacht. Seit dem großen Wirbelsturm von 1888 hat kein Orkan wie der, der am Montag ge tobt hat, solche Verkehrsstörungen in Nord amerika hervorgerufen. Viele Orte find durch Telegraph und Fernsprecher überhaupt nicht, andre nur durch weitläufige Umleitungen erreichbar. Modeste von Unruh. Im lippischcn Erbfolgestreit spielt bekanntlich die Frage, ob Modeste von Unruh, die Stamm mutter der Biester selber Linie, altadltgm Ursprungs ist oder nicht. Dem bekannten Dresdner Schieds gericht hatte der Taufschein des Carl Philipp von Unruh weder im Auszug noch im Wortlaut vor gelegen, das Schiedsgericht hatte vielmehr die Zu gehörigkeit dieses Mannes und seiner Tochter Modeste zur alten adligen Familie von Unrnh nur auf Grund eines Indizienbeweises angenommen. Nach Erlast des Schiedsspruches wurde der Tauf schein in den Kirchenbüchern von Krossen a. O. auf gefunden. Dieser Taufschein verzeichnet als Vater denKarl Philipp, also als Großvater der Modeste Sinen preußischen Leutnant Ludwig Philipp von Unruh. Ein Ludwig Philipp von Unruh ist aber weder in den preußischen Armeelisten noch in den Stamm bäumen und Urkunden über die Familie von Unruh zu finden. Der Adel der Stammutter der Biester- felder Linie ist bei früherer Gelegenheit als „nicht existent" gerichtlich festgestellt worden. Die Eigen schaft der Ebenbürtigkeit ist also für die Nachkommen der Modeste von Unruh als nicht vorhanden anzu- fehen — wenn dieses gerichtliche Urteil als maß gebend anerkannt wirb. Kuntes Allerlei. Wie die Alte« sungen . . . Mama (in die Kinderstube tretend): „Aber Ethel, wer Wird denn einen so kolossalen Skandal machen? Da schau mal an, wie ruhig Fritzchen dasitzt." - Ethel (schnippisch): „Der hat leicht ruhig dasitzen — das ist so. in dem Spiel, das wir jetzt gerade spielen. Er ist nämlich der Papa, oer spät nach Haus kommt, und ich bin du." Erschöpfende Auskunft. „Papa, was heißt das eigentlich, jemmü» steht mit einem Fuß im Grabe?" - „So sagt man, wenn einer sehr trank, sehr alt ist, oder Automobil sährt." Gericktskalle. Jnowrazlaw. Der Bilsesche Roman Mus einer kleinen Garnison", in polnischer Übersetzung, beschäftigte die hiesige Strafkammer, da von der Staatsanwaltschaft Antrag auf Einziehung gestellt war. Die Strafkammer erkannte nach diesem Anträge. Stade. Ein eigenartiges Mißgeschick hat den Rechtsanwalt und Notar Wilhelm Jasper in Buxte hude betroffen. Er ist am 30. März vom Land gericht Stade wegen Beleidigung des Landwirts T. zu einer Geldstrafe von 30 Mk. verurteilt worden. Als in einer Privatklagcsache der Klient des Herrn Jasper zu einer Geldstrafe von 3 Mk. verurteilt worden war, soll der Schöffe T. Herrn Jasper mit einem „überlegenen Blicke", wie er manchen norddeut schen Bauern eigen ist, angesehen haben. Der Rechts anwalt sagte hierauf, zu den Schöffen gewendet: „Da haben Sie heute großes Unheil angerichtet." Der Schöffe T. fühlte sich hierdurch mit Rücksicht auf seinen Eid verletzt und forderte dis Zurück nahme der Äußerung. Eine solche erfolgte jedoch nicht, und T. erstattete Anzeige bei der Staats anwaltschaft. Das Gericht hatte eine Beleidigung als vorliegend erachtet, da Ort und Umstände keine Gelegenheit zum Scherzen boten und der Rechtsanwalt sich offenbar nur für dm überlegenen Blick des Schöffen habe revanchieren wollen. — Die Revision des Rechtsanwaltes wurde vom Reichsgericht als unbegründet verworfen. Budapest. In einer Verhandlung gegen vier Personen wegen HazardspielS handelte es sich um eine Kartenpartie zwischen dem Großgrundbesitzer Dungyerszky und dem Reichstagsabgeordneten Sacellary, in der der Herr Abgeordnete zuerst 196 000 Kronen und tags darauf weitere 105 000 Kronen, zusammen somit 301000 Kronen ge wonnen hat. Zuerst wurde eine Nacht in einem Kaffee und tags darauf in der Wohnung eines Sparkaffenbeamten gespielt. Der Vater DungyerSzkys war so vernünftig, dm Gewinn nicht zu bezahlen, er hat vielmehr die ganze Summe zwar hingegeben, sie aber wohltätigen Instituten gewidmet. Auf Grund der polizeilichen Anzeige wurden die beiden Partner, der Cafetier und der Zählkellner angeklagt. Als Zeuge wurde Bela Halasz, Beamter der Buda pester Sparkasse, vernommen. Er sei, erzählt er, am Abend des 4. November mit Georg DungyerSzkh im Orpheum gewesen. Hier trafen sie den Abgeordnetm Georg Sacellary, und Dungyerszky lud den Sacellarh ein, mit ihm ein Spiel zu machen, wo cs sich um eine Differenz von 30 000 bis 40 OM Gulden handeln werde. Sacellary wollte nicht gleich ein willigen, gab jedoch später nach. Sie fuhren ins Cafä Barty und beide Herren spielten „Färbel", jedoch so, daß der Kellner, der die Karten brachte, nicht merken konnte, daß es sich da um ein Färbel- spiel handle. Anfangs wurde um einen kleineren Betrag gespielt, später betrug die sogenannte „Visi" tausend Guchm, und am Morgen, als das Spiel be endet war, betrug die Differenz 196 000 Kronen. Der Staatsanwalt beantragte die strenge Bestrafung Sa- cellarys, weil dieser die strafbare Handlung wahr scheinlich des öfteren und noch dazu als Gesetzgeber be gangen hat und weil es sich schließlich hier um eine fo große Summe handelte, daß der materielle Ruin einer Familie herbeigesührt werden konnte. Der Richter verurteilte den Gesetzgeber zu 200 Kronen Geldstrafe. Ein paar graue, traurig blickende Augen mischten sich in seine Gedanken. Dann wallt es« eine Art Zorn gegen sich selber in ihm auf, I Eine zerstörte Brücke. Die im Bau be griffene eiserne Fußgängerbrücke bei Nienburg über die Weser ist infolge Anrennens eines Schleppzuges zusammengestürzt. Das einge schleppte Schiff wurde leck und sank. Personen find nicht verletzt worden, dagegen ist die Schiffahrt bis auf weiteres gestört. Bei dichtem Nebel wurden am Montag vormittag auf dem Hauptbahnhof in Essen zwei Rottenarbeiter, die einem nahenden Güterzuge ausweichen wollten, von einem Schnellzuge er faßt und getötet. Bis auf die Umfassungsmauer» einge stürzt ist ein neu errichtetes großes Geschäfts haus in Wiesdorf bei Mülheim a. Rhein. Von 20 im Bau beschäftigten Arbeitern konnten fich die meisten rechtzeitig retten. Mehrere wurden nach der .Voss. Ztg/ schwer verletzt unter den Trümmern hervorgeholt und ins Krankenhaus geschafft. Der Anschlag ans den Wachtposten in Groß-Karschau bei Königsberg ist noch nicht aufgeklärt. In einer amtlichen Mitteilung des Gerichts des Infanterie-Regiments Herzog Karl wird festgestellt, daß der Musketier Czudno- chowski entgegen den Mitteilungen, die die .Königsb. Hart. Zig/ jüngst veröffentlichten, noch heute bei der Aussage bleibt, die er zuerst vor Gericht gemacht, und sich auch zu niemand über die Angelegenheit in anderm Sinne ge äußert hat. Ein Geständnis des Czudno- chowski also, daß ein überfall nicht statt gefunden und er fich die Verletzungen selbst beigebracht habe, liegt nicht vor. Bei lebendigem Leibe verbraunt. In Grasse (Frankreich) begoß fich eine 50 jährige Frau wegen eines schweren Leiden? mit Petro leum und zündete fich an. Sie starb unter fürchterlichen Qualen. Selbstmord. In Passau hat sich, ver mutlich in einem Anfall von Geistesstörung, der Bäckermeister Kröninger, ein hochasgesehener Mann, mit seinem Rasiermesser die Kehle durch schnitten. Er war in wenigen Minuten tot. Im Egerer Stadtpark wurden die Ar beiten zur Aufstellung eines Bismarck-Gedenk steins auf polizeiliche Anordnung eingestellt. Die Errichtung des Steins wurde 1897 nach der Kundgebung deutscher Abgeordneter und Städtevertreter in Eger gegen das Ministerium Thun beschlossen, war aber von der Negierung verboten und trotzdem in Angriff genommen worden. Großer Felssturz. In dem freundlichen Veitschtal (Steiermark), das von Mitterdorf gegen die Veitschalpe emporzieht, ereignete fich ein gewaltiger Felssturz. Zwei Arbeiter wurden überschüttet und getötet. Weitere Felsstürze dröhetl. - Der „Kaiser der Sahara", Jacques Lebaudy, sandte aus Rom, wo er fich augen blicklich aufhält, nach Bari zahlreiche Plakate, die auch an den Straßenecken aufgeklebt wurden, worin er kundgibt, daß er bei Strafe deS Ab bruches der diplomatischen Beziehungen jeder mann verbietet, ihn anders als mit „Seine Majestät, Kaiser der Sahara" anzureden. (Es war auch an der Zeit, daß der „Kaiser" einmal einen energische» Ty» anschlägt.) Ein Pistolenduell mit tragischem Aus- " gange fand dieser Tage im Kaiserwalde bei Riga zwischen den Studierenden des dortigen Polytechnikums Heinrich Stamm und Hugo Zeh der statt. Stamm gab den ersten Schuß -M und traf seinen Gegner in das Schienbein. Als dieser infolge der heftigen Erschütterung "zu Boden fiel, entlud sich seine Pistole, und die Kugel drang dem Studenten Zehder mitten in das Herz, so daß auf der Stelle der Tod , Mtrat. Nach dem unglücklichen Ausgange des Duells begab sich der Sekundant des Getöteten sofort zur Polizei, wo er den Vorfall zur An zeige brachte. -- Selbstmord aus Pflichttreue. Oberst leutnant Dzukowsty, der mit der Mobilisierung der Reservisten im Bezirk von Lomza beauf- , tragt war, hatte 25 Reservisten die Erlaubnis erteilt, auf 24 Stunden noch nach Hause zurück- tehren zu dürfen, um dort ihre letzten Ange- schristen, jener guten alten Zeit, die sich zwar ohne Dampfmaschinen und Elektrizität behelfen mußte, aber dafür auch noch keine Nerven kannte. Ruhe und Gemütlichkeit war die Parole der Angehörigen jener Zeit, die noch nicht in dem heutigen Sinne „Geld" war, und auch die viel fach als „grob" bezeichneten Po tbeamten von „Anno Dazumal" besaßen zwefelsohue eine große Portion Gemütlichkeit, da sie andernfalls sich wohl kaum mit der Beförderung von Briefen befaßt Haven würden, deren Aufschriften zum Teil zwar sehr umfangreich waren, der Ermitte lung des Empfängers indessen manchmal wohl Schwierigkeiten verursacht haben werdern Diese» Brief wolle der H „Behüte! Ich habe bis jetzt in einem gott vergessenen Nest vegetieren müssen, dessen ein sames Leben mich fast krank gemacht hat." „Sie werden hier bald wieder aufleben." „Wer weiß, ob ich noch die Kraft dazu habe. Ich empfinde einen gelinden Ekel vor Menschen und menschlichen Verhältnissen. Es gibt nichts Rechtes in der Welt, wosür es fich verlohnt zu leben." Sie sieht ihn an mit einem Blick Mitleids.
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