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Die „Dttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Druck und Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bir vormittag za Uhr. Inserate werden m't ,o Pf für die Sxaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be- sonderem Tarif. Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 145. Orrtliches und Sächsisches. Gttendors-Vkrilla, 5. Dezember igoq. — Die vor einigen Dagen so weihnachtlich aussehende Natur hat allen ihren Winterschmuck verloren. Das eingetretene Tauwetter schuf wieder jene trübe Herbststimmung, die der nun mehr verflossene Monat November so ost über die M-nschheit ausbreitete. Hoffentlich setzt zum Nutzen der Geschäftswelt recht bald wieder schneeiges Winterwetter an. — Die Rentabilitätsberechnung für die einzelnen Linien des sächsisch-n Staatsbahn- vetzeS für das Jahr 1903 zeigt ein hoch- erfreulicheS Bild des Aufschwunges. Während die Einnahmen im Jahre 1901 infolge des wirtschaftlichen Niederganges um 5831321 ,M hinter den im Staatshaushaltsetat vor gesehenen Summen zurückgeblieben und auch im Jahre 1902 noch Mindereinnahmen in Höhe von 2610 641 M. zu verzeichnen waren, sind erstmalig die Betriebseinnahmen des Jahres 1903 wieder gestiegen, und zwar gegen 1902 um 5678868 M. sie überragen die im StaatöhauShalietat vorgesehene Summe um 2017 165 M. Der EinnabniezuwachS betrug im Personenverkehre 2 550973 M. und im Güterverkehrs 3 772 123 M. dagegen er brachten die Einnahmen aus anderen Quellen rund 643 228 M. weniger als im Jahre 1902. Die beste Verzinsung des Anlagekapitals er brachte die Linie (Riesa—) Zeithain—Elster werda mit 10,749 o/o (gegen 8,515 o/g im Vorjahre, weiterhin folgen Klotzsche—Königs brück—Schwepnitz mit 2 947 (2,693) o/o und Radebeul—Radeburg mit 3,930, (gegen 1,649 o/° im Jahre 1902. Das der Ver zinsung zu gründe gelegte Anlagekapital aller Linien unserer sächsischen Staatsbahnen wird hiernach mit 4,416 o/g gegen 3,706 v/g im Vorjahre, verzinst, es .ergibt sich daraus eine Steigerung um 0,710 °/y. — Seit Freitag führen alle die Königlich sächsischen Regimenter, deren Chef Se. Majestä' König Friedrich August ist, den königlichen Namenszug auf den Epaulettes und Achsel- stücken. — Für die neuen sächsischen Remonten soll ein neues Depot eingerichtet werden, weil die beiden vorhandenen in Kalkreuth und Skassa bereits überlegt und zweckmäßig nicht ver größerungsfähig sind. Es soll das in der Oberlausitz gelegene 407 Hektar große Ritter gut Obersohland gepachtet werden. Die Kosten für die Neu- und Umbauten usw. sind auf 170 000 M. berechnet; angefordert werden im neuen Reichshaushaltsetat 80 000 M. Im übrigen enthält noch der Reichsetat für 1905 für Sachsen eine größere Anzahl von Forderungen, bei denen besonders Leipzig stark berücksichtigt ist. — Die meisten Soldaten stellt das platte Land. DaS ergibt sich auch wieder aus der dem Reichstage vorgelegten Uebersicht über das HeereöergänzunzSgesetz im letzten Jahre. Von den 214 794 ausgehobenen Gesüllungs- pflrchtigen waren 141 325 auf dem Lande und 72469 in der Stadt geboren, 71185 oder ein Drittel aller waren in der Land- und Forstwirtschaft beschäftigt. — jMit Genehmigung des Ministeriums des Innern und des Ministeriums des Kultus Und öffentlichen Unterrichts wid die Gemeinde Serkowitz am 1. Janunr 1905 mit der Land- und Schulgemeinde Radebeul vereinigt. Moritzburg. Anläßlich des in Moritzburg- Eisenberg statlfinbenven Roß-, Vieh- und Krammarktes werden von der Staats- bahuverwaltung am 7. Dezember Sonderzüge vormiitagS 7 Uhr 49 Min. von Radebeul nach Moritzburg-Eisenberg (Ankunft 8 Uhr 24 Min) und nachmittags 2 Uhr 52 Min. von Moritzburg-Effenberg nach Radebeul (An kunft 3 Uhr 29 Min. eingerichtet. Sie halten an allen Verkehrsstellen und können auf die gewöhnlichen Fahrkarten benutzt werden Sonntag, den 4, Dezember 1904. 3. Jahrgang. Dresden. Bei den Stadtverordneten wahlen am Donnerstag, die unter Beteiligung von 70 Prozent der Bürgerschaft stattfanden, siegten die Kanditaten der vereinigten Reformer und Konservativen über diejenigen der Sozial demokraten und Nationalliberalen mit über 1000 Stimmen Mehrheit. — Der Verein für Radwettfahren beschloß, seine Rennbahn völlig umzubauen. Mit dem Umbau soll schon nächste Woche begonnen werden. Bühlau. Am Sonntag mittag wurde hier ein 7 Jahre alter Schulknabe der eine Geld sendung von seinen Eltern zur Post bringen sollte von einer hier wohnhaften Aibeiters- Ehefrau beraubt. Vor dem Posiamte trat jene Frau auf den Knaben zu, verlangte das Papier, in welchem das Portemonnaie ein gewickelt war und entnahm dem Geldtäschchen den Betrag von 20 M. Nach längeren Leugnen gab die erkannte Diebin die Tat zu. Sie gab an, den Betrag bereits verausgabt zu haben. Pulsnitz. Montag morgen 1/26 Uhr wurde die hiesige F uerwehr nlarm'-rt. In der Georg Bubmck'schen Pfefferkuchenfabrikwaren zum Trocken über den Backofen aufgestellte Waren, wahrscheinlich durch Ueberhitzung in B-and geraten, der aber, bevor das Feuer größere Dimensionen annahm, reichtzeitig ge löscht werden konnte. Die Feuerwehr rückte nack kurzer Zeit wieder ab. Meißen. Hier ist eine Rentenschwindlsrin ermittelt worden. Die Fr u eines Un all- rentenempfängers erschien an Amtsstelle, um zur Enthebung der Rente auf zwei Monate die Quittung iares Mannes über die Rente bescheinigen zu lasten. Als Grund dafür, daß ihr Mann nicht selbst erschien, schützte sie besten Unwohlsein und damit in Verbindung den Umstand vor, daß ihm das Treppensteigen im Rathause schwer falle. Wie aber festgestellt wurde, waren diese Angaben erlogen, denn der Mann ist schon vor mehreren Monaten ver storben. Zittau. Aus Sachsen ausgewiesen wurden, als „lästige Ausländer" zwei seit längerer Zeit in Zittau wohnende Mormonen - Missionare amerikanischer Herkunft. Sie bezeichneten sich als „Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage". — Zur Angelegenh-it der Wahl des Bürgermeisters Muench erfährt der„Dr. Anz." daß die Wahl seitens des Stadtrats wegen unzulässiger Wahlbeeinflussung angefochten wird. Freiberg. 600000 Mark für eine neue Kaserne fordert.der vom Bundesrat an genommene Etat für das sächsische Militär- kontingent, und zwar ist die Kaserne für ein am 1. Oktober 1908 hinzmretendes Jn- fantericbattaillon bestimmt. Die Forderung der neuen Bewilligung ist wohl dahin zu verstehen, daß nach Verlegung des Freiberger 1- Jäger- bataillonS Nr. 12 zwei Jnfanteriebataillone dorthin kommen, vorausgesetzt, daß der Reichs tag die Mittel hierzu bewilligt- Hainichen. Hier hat die freiwille Turner feuerwehr die Auslösung beschlossen. Der Grund hierzu soll in einer abfälligen Kritik seilens des Satdtraies gelegentlich eines in letzter Zeit vorgekommenen Brandes zu suchen sein. Leipzig. Der jährlich; Bedarf an Brot kor» für die durch die Gurnisonböckereien des 19 Armeekorps mit Brot zu versorgenden Garnisonen wird zur Zeit teils iu einer Privat mühle, teils in der Garnisonmühle in Dresden vermahlen. Die Vermahlungskosten betragen für 1 t Brolkorn in derPnoatmühle 15 M-9 Pf in der Garnisonmühle 9 M. 21 Pf. und sie stellten sich der Jahresmenge entsprechend im ganzen auf 49 450 M. Aus wirtschaftlichen Gründen, wie auch im Interesse der ge sicherten Herstellung des Kriegsbedarfs soll nun die Zentralisierung der gesamten Ver mahlung in einer in Leipzig zu errichtenden Garnisonmühle erfolgen, Die Kosten des Baues einschließlich Maschinen- und Geräte beschaffung sind auf 197000 M. veranschlagt. Der gesamte Betriebsaufwand würde sich also auf 28 760 M. stellen, oder 300 t Brotkorn zu vermahlen sind, auf 7 M. 37 Pf für 1 t Gegenüber den jetzigen Verhältnisten berechnet die Militärverwaltung die jährliche Ersparnis 20 700 M. — Seitens der Redaktion der „Deutschen Koldschmiede-Zeitung" ist bei der hiesigen Kgl. Staatsanwaltschaft beantragt worden, wegen unlauteren Wettbewerbs gegen die „Bera- Diamanten - Compagnie" ein Strafverfahren einzuleiten. Es wird interessant sein, ob dem Ersuchen entsprochen wird, da die „Bera- Compagnie" in ihren Ankündigungen ja selbst sagt, daß ihre Waren den echten Diamanten täuschend ähnlich sind. Zudem schließt ja auch schon der billige Preis die Möglichkeit aus, daß jemand in den Glauben versetzt werde, echte Diamanten zu kaufen I — Der verheiratete Handelsmann Mager benutzte die Kenntnis der Tatsache, daß der ebenfalls verheiratete kaufmännische Agent Vendwig die noch nicht 16 Jahre alte Tochter Magers unsittlich belästigt hatte, um Geld herauSzupresten. Vendwig zahlte aber statt der verlangten 5oo Mark nur den Betrag von 10 Mark, wird wn Mager angezeigt und zu neun Monaten Gefängnis verurteilt. Aber auch Mager erhielt jetz! seine Strafe wegen Erpressung, w-ffche um so höher ausfiel als er ans dem Falle seines Kindes ha-te Kapital schlagen wollen. Er wurde zu drei Monaten Gefängnis und zwei Jahren Ehrenrechtverlust verurteilt. — Der beim Infanterie-Regiment Nr. 179 in Wurzen dienende Soldat Bräse hat während der Manöverzeit im Gasthof „Bellevue" zu Oelsnitz unvorsichtig mit einem Gewehr hantiert, welches ohne sein Wissen mit einer Platzpatrone gelad-m war. Unglücklicher Weise stand der neunjährige Schulknabe Lochmann dem Schützen so nahe, daß Niere und Milz durch den Schuß zerrissen wurden und der Kleine verstarb. Das Kriegsgericht Leipzig er kannte gegen Bräse auf zwei Monate Ge fängnis. — Die Generalversammlung der hiesigen Ortskrankenkaste lehnte es ab, auf den von einigen Mitgliedern gestellten Antrag auf Wiedereinführung der Familienbehandlung ein- zügehen. Begründet wurdr die^e Haltung mit der jetzigen Finanzlage der Ortskrankenkasse. Wie erinnerlich, beschloß die Ortskrankenkasse, die ärztliche Behandlung der Familienmitglieder zu suspendieren, um einen Trumpf gegen die Kastenärzte auszuspielen, mit denen sie in die bekannten Streitigkeiten geraten war. Ebenso lehnte die Generalversammlung mit derselben Begründung die Neuregelung der Beamten- gehalte auf der Basis der Münchner Beschlüsse ab, stellte aber eine den Leipziger Verhältnissen angepaßte Aufbesserung in Aussicht. — In den Geschäftsräumen der hiesigen Filiale der Elektrizitätswerke Schuckert und Co entleibte sich am Freitag der 47 Jahre alte Geschäftsführer der Firma durch Erhängen. Ueber die Ursachen zum Selbstmorde ist sicheres zur Zeit nicht bekannt. Lengenfeld. Tödlich verunglückt ist der beim hiesigen Bahnbau beschäftigte Arbeiter Spitzka. Ein beim Stcinesprengen sich lösendes Felsstück traf den Mann am Kopfe und beschädigte ihn derart, daß er sofort be wußtlos wurde. Annaberg. Die im böhmischen Grenzorte Weipcrt festgestellte Klauenseuche unter den Tierbeständen tritt trotz der von der Amts hauptmannschaf! sofort erlassenen Verordnungen gegen die Wcitervnbceitung derselben im Annaberger Bezirke immer mehr auf. Nach dem über Mildenau und Hammerunterwiesenthal wegen Vorkommens der Seuche die Flurspsrre hat verhängt werden müssen, sind wegen eines neuerlichen Falles diese Sperrmaßregeln auch auf Neudorf ausgedehnt worden. Schneeberg. Im benachbarten Oberschlema fand am Sonntag eine öffentliche Wähler versammlung statt, in der Herr Fabrikbesitzer Wilisch über „Anschlußfrage und Gemeinde ratswohl" berichtete. Die große Mehrheit der Versammlung stimmte für den Anschluß an Schneeberg. Die Gemeinde Oberschlema hatte sich im vorigen Jahre wegen des Anschlußes an die hiesige Stadtvertretung gewandt. Obgleich die gestellten Bedingungen recht aünstige waren, fand sich im Gemeinderate des Ortes keine Mehrheit für den Anschluß. Jöhstadt. Im Jöhstadt benachbarten böhmischen Christophhammer fand man einen zerhackten Kindesleichnam. Eine Gutsbesitzers tochter und ihr Geliebter wurden als der Tat verdächtig verhaftet. Mehlteuer. Von dennachmittags 2 Uhr 9 Minuten von Weida hier eintreffenden Personenzuge ist Donnerstag auf dem kurz vor hiesigen Bahnhofe gelegenen Uebergange ein Geschirr überfahren worden, wobei ein Pird getötet, ein solches verletzt und das Geschirr zertrümmert wurde. Glücklicherweise sind bei diesem Unfälle Personen nicht verletzt worden, auch erlitt der Betrieb nennenswerte Störungen nicht. Limbach. Von den Toten auferstanden ist der 24 jährige Sohn des Fabrikbesitzers und Kommerzienrats Franke. Der junge Mann befand sich im August d. I. in Hamburg bei einem Geschäftsmann in Stellung. Ec war dort auf die abschüsste Bahn geraten und machte sich der Unterschlagung schuldig. Er flüchtete und schrieb an seinen Prinzipal, er werde sich im Falle einer Anzeige erschießen. In der Nacht zum 26. August wurde nun ein junger Mann in der Hudtwalkerstraße in Homburg bei einem Einbruchsdiebstahle ertappt und verfolgt. Als er sah, daß es für ihn kein Entrinnen mehr gab, erschoß er sich auf der Flucht. In seiner Tasche w >rde ein Zettel mit den Worten gefunden! „Ich heiße Monturi. Forscht nicht nach mir!" In dem Erschoßenen wurde von vielen Personen und selbst vom früheren Pnnzepal der verschwundene Franke erkannt und beerdigt. Die Kleidung wurde, da der Vater auf sie verzichtete, vernichtet. Jetzt ist der wirkliche Franke plötzlich aufgetaucht. Man hat also einen gänzlich unbekannten Menschen beerdigt. Der wirkliche Francke, der sich zur Zeit des Einbruchs und des Selbst mordes des Unbekannten außerhalbs Hamburgs befand, hat sich in verschiedenen Städten ver borgen gehalten, bis er in Bremen bei einem Einbruch erwischt wurde. Bei der gegen ihn eingeleiteten Untersuchung kam auch die Unter schlagung bei seinem früheren Prinzipal in Hamburg zur Sprache. Nachdem er in Bremen seine Strafe verbüßt hatte, wurde er nach Hamburg transportiert. Jetzt hat auch dort die gerichtliche Verhandlung gegen Franke stattgefunden, und der dortige Prinzipal Frankes, der als Hauptzeuge geladen war, konnte sich überzeugen, daß er sich bei der Er mittelung der Persönlichkeit des erschoßenen Einbrechers geirrt hatte. In sehr unangenehmer Lage befindet sich die Hamburger Polizeibehörde Eire Ermittelung der Persönlichkeit des Beerdigten dürfte ihr jetzt schwer fallen, da ja alle Erkennungszeichen vernichtet sind. Oelsnitz. Der Mitte der 4oer Jahre stehende Weber Schwab aus Poßeck, verheiratet und Vater von 7 Kindern, kam in Oelsnitz infolge der -durch den Schneefall eingetretenen Glätte zu Fall, schlug mit dem Kopfe auf eine Trottoirkante auf und war sofort tot. Elsterwerda. Vor einigen Tagen besuchten Vertreter unserer Stadt Strehla, um das dort von Jensen-Freiberg geschaffene Hochdruck- Wasserwerk zu besichtigen und ist mit Sicher heit anzunehmen, daß auch hier ein ähnliches Hochdruckwasserwerk errichtet wird.