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Redaktioneller Teil. .V 84. 29. April 1919. von den holländischen Schiffen geholten Postsäcken geschehen ist, bzw. geschehen soll. Die nachfolgenden Bricsstellen fassen van Stockums Standpunkt und Stimmung zusammen. »Ei» ungesetzlicher Akt kann niemals zu einem gesetzlichen gestempelt werden, auch dann nicht, wenn die andere Partei sich auf Grund höherer Gewalt berechtigt glaubt, ihn zu begehen . . . Überdies kann die beraubte Partei ihr Eigentum nur dann wiedererlangen, »venu sie sich den dafür erlassenen Bestim mungen fügt nnd vor einem Richter im fremden Lande Rechenschaft ablcgt, als ob sie selbst der schuldige Teil wäre. Weigert sie sich hier zu, so mus; sie ihren Verlust hinnehmen.« Die Aktiengesellschaften im Verlag. - Einem Börsenbericht der Papier-Zeitung vom 27. März entnehmen wir folgende Daten über gehandelte Aktien: Die Buchstaben unter »Ort« bezeichnen die Börsen, wo die Aktien gehandelt werden: es bedeutet: Augsburg, I! Berlin, 14 Dresden, L' Frankfurt a. M., H Hamburg, 1^ Leipzig, München, 8t Stutt gart. Von den Provinzbörsen wurden bisl-er nur wenige Notierun gen veröffentlicht. Bezeichnung der Aktiengesellschaft Aktien- XXX) Ml. Ort 3X 1. 1918 v. H. Amtl. Kurs vom 29. 3. 1919 v. H. Deutsche BerlagS-Anstalt, 2550 i; 610 Mk. 300<» k' 30. I. 220 Mk. 224.50 E. Gundlach, Bietefeld 1300 IZ .30. 6. 17 105 Mk. 140.50 Lith. Lbpacher Manz, Verlagsanstalt, 1025 di 86 Mk. 750 dl 110 Mk. S.mßlmrgn Druck«» 1400 l!I, >2. 17 !>5M. 123.— Papierwuchcr in Amerika. Die allenthalben herrschende Papicr- noi Hai auch in den Vereinigten Staaten von Amerika einen üppigen Papierwucher aufkommen lassen, nnd zwar in Fabrikanten- wie in Händlerkreisen. Ter Trust der Papierfabrikanten wurde durch die Bundesgerichte endgültig aufgelöst. Fünf seiner Leiter wurden zu Geldstrafen von 1990 bis 2509 Dollar verurteilt. Die Graham Paper Co arbeitete in eitlem Fahre sogar mit einem Gewinn voll 220':,,. Die Papiermühlen durften bisher nicht mehr als 3 Cents für ein Pfund Druckpapier nehmen, später wird der Papierprcis von neuem behörd lich festgesetzt werden. -- Der Paprervcrbrauch der Negiernngsdruckerei in Washington wird fiir das mit dem 1. Mürz begonnene Geschäfts jahr auf 100 Millionen Pfund veranschlagt, die Kosten hierfür auf 4 Millionen Dollar. Fn der Friedenszeit belief sich der Papierbedarf der Regierung nur auf 28Millionen Pfund jährlich. Das Kriegsdeparte ment schätzt seinen Drncksachenbedarf allein auf 3 Millionen Dollar im neuen Geschäftsjahr. Während des Krieges mussten viele deutsche Zei tungen ihr Erscheinen einstellen, darunter auch die »New Norker Staatszeitung . Dieselbe war Eigentum des Monoline-Exploiteurs Ridder. Nicht weniger als 45 sozialistische Blätter befinden sich unter den verbotenen deutschen Zeitungen und Zeitschriften recht bezeich nend für die goldene Freiheit« überm großen Teich. lOOjährigcS Gcschästsjubiläum von Ferd. Flinsch, G. in. b H. Die auch im Buchhandel bestens bekannte Papierhandlung Ferdinand Flinsch, G. m. b. H., in Leipzig konnte am 20. April auf ein lOOjähriges Bestehen znrückblicken. Die von Ferdinand Flinsch 1810 in Leipzig gegründete Firma hat Zweiggeschäfte in Franl'snrt a. M. (1828), Ber lin (1803), Hamburg (1887) und noch in verschiedenen anderen deut schen Städten. Das Leipziger und Berliner Hans wurden 180!» in Form einer Familiengründung in eine G. m. b. H. nmgewandelt. Alexander Flinsch (Berlin) ist seit 1000 Vorsitzender des Deutsche» Papiergroßhändlerverbandes, wie auch gegenwärtig Vorsitzender der Reichstommission zur Sicherstellung des Papierbedarfs, in Deutsch land. Änderung der Ostermcß-Abrcchnung. Fn den Mitteilungen des Deutschen Verlcgcrvereins Nr. 385 lesen »vir: Ans dem Kreise unserer Mitglieder ist die Anregung an »ms gelangt, daß der Vcr- legerverei» seinen Mitgliedern vierteljährliche Abrechnungsweise an. Stelle der bisherigen Fahresabrechnnng zur Bedingung machen möge. Da infolge Aufhebung des Fahresziels seitens der graphischen Be triebe und Papierliescranten für den Verlag die Notwendigkeit ge boten ist, auch seinerseits langfristige Ziele zu beseitigen, nnd da mehrere große Firmen, wie Teubner, Parey nnd Springer, bereits von sich aus vierteljährliche Abrechnnngsweise eingeführt haben, so sei es an der Zeit, zur Vermeidung abweichender Einzelbcstimmungen eine allgemeingültigc Abrechnnngsweise sestznsetzen. Herr Urban habe schon im Börsenblatt (1018, Nr. 206) eine ausreichende Begrün dung für die Notwendigkeit der Änderung des Abrechnnngswcsens veröffentlicht. Es möge deshalb die Angelegenheit jetzt in Fluß ge bracht werden. Der Vorstand hat beschlossen, diese Anregung zunächst den Mit gliedern zur Kenntnis zu bringen, mit der Bitte, sich dazu äußer» zu wollen. Romain Rolland über »Freistätten des Geistes«. Fn einem offenen Briese an Professor Georg Friedrich Nicolai, der im neuesten Hefte des bei Gustav Kiepenheuer in Potsdam erscheinenden »Forums veröffentlicht wird, erhebt Romain Rolland die Forderung nach Be gründung von Bildungsstätten, die nach der ganzen Art ihres Unterrichts nnd ihres Betriebes der internationalen Verstand i gung dienen sollen. Er sagt: »Wenn uns heute etwas vollkommen fehlt, so ist eS die Art der Erziehung, die uns lehrte, uns dem Fremde» ai.zupasse». Die offizielle Lehre der Universitäten nnd Akademien stopft uns mit allerlei geschichtlichen, moralischen und wissenschaftlichen Dogmen voll, die uns mit Stolz auf unsere Nation nnd deren Schicksal er fülle». Staatsraison nnd Klassenbewnßtsein machen den Intellektuellen zu ihrem Diener nnd Werkzeuge. So war es in den autokratischen Staaten, so ist es in den bürgerlichen Demokratien, und so wird es in den Arbeitcrrcvolulioncn sein. Vor kurzem las ich in den .Nachrichten aus Rußland* (Organ der Bolschewiki, in Bern erscheinend), daß die Sowjets auf das Gesuch der Fntellektuellen, mit der Arbeiterklasse zusammcnzuarbeiten, herablassend geantwortet hätten, man sei gern be reit, ihr Angebot anznnehmen, erwarte aber von ihnen eine eiserne Disziplin und den Gehorsam gegenüber den Anordnungen der Regie rung der Sowjets . . . Lassen sich Kunst und Wissenschaft knechten? Soll der Gedanke ein Staatsminister werden und die Denker Beamte? Weisen wir das zurück! Proklamieren wir endlich, wir Denker aller Länder, unseren bmanzipationsakl, unsere Unabhängigkeitserklärnng des Geistes! Wir stehen weder im Dienste d^r Reaktion noch der Revo lution, sondern im Dienste der Vernunft. Wir sind nicht auf Erden, um den Zwist der Menschen zu inehren, sondern um Einigkeit und Har monie zu schaffen. Dazu aber ist es notwendig, endlich einmal inter nationale Zentren des Geistes zu gründen: Universitäten oder Akade mien — wenn ich auch keinen allzu großen Werl auf diese alten Namen lege, die zu sehr mit jahrhundertealten Uebcrlieferungen belastet sind. Wie die alten Hellenen Kleinasiens lassen Sie uns unsere panionischen Tempel haben, von denen das Bewußtsein von der Einheit des Men schengeschlechtes ausstrahle. Auf den Giebel aber schreibe man den neuen Wahlspruch, der keinen Gegensatz bildet zu dem alten sokratischcn (Erkenne dich selbst), ihn vielmehr erst vervollständigt: .Erkenne die andern!*« Stiftung. Der an» 14. November 1918 in Magde burg verstorbene Verlagsbuchhändler Earl E. Klotz hat der Stadt Magdeburg 50 000 .// für wohltätige Zwecke unter der Bedingung gestiftet, daß die Stadt von diesem Betrage seiner Witwe jährlich 3 Prozent Zinsen zu zahlen nnd den gesamten Bedarf der Stadtgemeindc ans dem Gebiete des Buch-, Kunst-- und Mnsikalien- handcls bei den einschlägigen Magdeburger Geschäften zu decken hat, soweit diese zu den Preisen der answärtigen Konkurrenz zu liefern imstande sind. Zur Begründung hatte der Testator ausgcführt, »daß er es im Betriebe seiner frühere» Buchhandlung mehrfach schmerzlich empfunden hat, daß die Stadt ohne innere Berechtigung einen Teil ihres Bedarfs bei auswärtigen Firmen gedeckt hat«. Der Magistrat hat beschlossen, die Stiftung unter diesen verständigen,, wenn auch keineswegs alltäglichen Bedingungen anznnehmcn. Ein Hcgclprcis der Philosophischen Gesellschaft. — Zur 150. Wie derkehr von Hegels Geburtstag setzt die Philosophische Gesellsch-aft in Berlin eine Summe von 1060 Mark ans für die beste Arbeit über das Thema »Hegels G e s e l I s ch a s t s b e g r i f f und seine Wir- k u n g e n<. Die Abhandlungen müssen in deutscher Sprache geschrieben und spätestens bis zum 1. Mai 1920 an den Vorsitzenden, Prof. F. I. Schmidt, eingcrcicht sein. Lag der Preisverteilnng 27. August 1920. Preisrichter sind 1)r. Karl Engel, Pastor Georg Lasso», Hr. Artur Licbcrt und Prof. 11r. Ferd. Jak. Schmidt. Personalnachrichten. Wahl zuin Stadtverordneten. - Herr F. M. R i n t c l e n, Inha ber der Firma Verlag der Strom, Bad Homburg v. d. H., ist zum Stadtverordneten gewählt worden. Berantivortlichcr Vcdalteur: E mil Tho m a s. — Verla«: Der Vvrsenvercin der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches Buchhäudlerhaus. Druck! V c> m m § Seemann. Sämtlich i» Leipzig. '.'ldressc der Nedaltidu und Expedition: Leipzig. Gerichtsweg "N. (Burl,händlerhaus).