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Di« „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen ,,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche rNode". Annahme von Inseraten bi, vormittag m Uhr. Inserate werden mit io Pf für die Spaltzelle berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Taris. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühl« in Groß-Vkrilla. Nr. 136. Sonntag, den 13. November 1904. 3. Jahrgang. OerLliches und Sächsisches. Gttendorf-Mkrilla, (2. November 190,. — Die diesjährige Hcrbstkontrollversammlung findet Montan den 14. November vormittags 8 Uhr im „Gasthof zu Hermsdorf" für die Ortschaften Weixdorf, Gommlitz, Lausa mit FriederSdorf, Hermsdorf, Cunnersdorf bei Okrilla, Lomnitz, für die Jahreöklassen 1904, 1903, 1902, 1901, 1900, 1899, 1898, 1897, und vormittags ^/, 10 Uhr für die Ortschaften Ottendorf mit Moritzdorf, Groß-Okrilla, Klein- Okrilla, Schönborn, Seifersdorf, Grünberg mit Diensdorf für die Jahreöklassen 1904, 1903, 1902, 1901, 1900, 1899, 1898 und 1997 statt. Cunnersdorf. Morgen Sonntag, den 13. November begehen in unserem Orte der hier ansässige Maler- und Lackierermeister E. Zschiedrich und Frau, sowie das Tischler Völkel'sche Ehepaar im Kreise von Ver wandten und Freunden das Fest der silbernen Hochzeit. — In den kommenden kalten Tagen ist der Ofen unser bester Freund. Leider aber wird bezüglich der Heizung eines Zimmers noch vieles versehen. Während deS Anheizens müssen die Fenster offen stehen, je mehr frische Lust, um so besser „ seht" der Ofen und raucht nicht. Durch Riffe und Sprünge des Ofens treten giftige Verbrennungsgase aus. Die Asche ist sehr vorsichtig herauszunehmen, damit im Zimmer kein Staub entsteht. Der Staub auf Ofen und Röhre muß jeden Tag entfernt werden, weil er beim Heizen schädliche Gase entwickelt. Mit Aquarien, Wasserschalen oder Bespritzen von Blatt und Schlingpflanzen Muß man der Zimmerlust den nötigen Feuchtigkeitsgehalt verschaffen Für gesunde Menschen soll die Zimmerwärme nicht über 18 bis 20 Grad Celsius betragen; bei Kindern kann sie noch niedriger, bei älteren Leuten etwa» höher sein. Wer bei 20 Grad Celsius noch friert, mache sich kräftige körperliche Bewegung, trinke etwas Heißes und ziehe sich nötigenfalls wärmer an, aber überheize nicht das Zimmer. — Gegen Mitte November beginnt die Weihnachts-Saison, die für die Fabriken und Werkstätten im großen und ganzen jetzt schon ein überwundener Standpunkt ist, sich in den Detailgeschäften aber bemerkbar zu machen sucht. Täglich gehen Kisten und Kasten mit VerkaufSgegcnständen ein, die speziell für den Weihnach'.Sbedarf hergestellt und eingerichtet sind. In kurzer Zeit beginnt die Auslegung der neuesten Weihnachtsneuigkeiten in den Schaufenstern. Und wie in den Geschäften, so beginnt auch in den Haushaltungen im Monat November vielmehr die Weihnachts tätigkeit Wo erwachsene Töchter, sind gibt es für Eltern, Geschwister und Anverwandte Handarbeiten herzustellen, die nicht von heute auf morgen beendigt sind. AllerwärtS mehren sich also im November die Anzeigen, daß es auf Weihnacht geht. Lausa. Das Konkursverfahren über bas Vermögen der Ida Auguste verehel. Hausold geb. Lieber, Inhaberin eines Schnitt- und Konfektionsgeschäftes wurde nach Abhaltung des SchlußtermtneS aufgehoben. Dresden. Zur Amtsenthebung des Direk tors des Zoologischen und Anthropologisch- Echnographischen Museums Geh. Hofrat Dr. A. B. Meyer berichtet der „D. A.", daß diesem mmr anderem folgendes vorgeworfen wird: Bes .Ngung von Akten, Doppelkauf derselben Gegenstände, Scheinkäufe, Zollhinterziehung, Nachlässigkeit in der Aufbewahrung von Sammlungsgegenständen, Verschwendung von Staatsgeldern („Mit den Geldern des Staates Mug man wüsten"), Nebengeschäfte (Provision bei Lieferung von Museumsschränken und ähnlichem) Verwendung von Museums gegenständen im Hause des Direktors, wider rechtliche Aneignung fremden Eigentums und wissenschaftliche Benachteiligung anderer (be sonders des Museumsassistenten); wissenschaftliche Schwindeleien (angebliche Durchquerung Neu- KuineaS und anderes. Ob alle diese An schuldigungen und inwieweit sie berechtigt sind, wird die gerichtliche Untersuchung lehren. — Ueber den aufsehenerregenden Fall des RatsafsefforS Dr. Ackermann und den mit ihm verhafteten drei Berliner Herren verlautet folgendes Nähere: Dr. jun. Ackermann lernte während eines vorübergehenden Aufenthaltes in Berlin auf der Friedrichstraße einen Burschen namens Dupke kennen, der später mit zwei Freunden einen schweren Erprefsungsversuch gegen Dr. Ackermann unternahm. Dieser begab sich in der Hoffnung, der Gefahr glücklich entronnen zu sein, nach Dresden zurück, erhielt aber zu seiner großen Ueber- rasckung alsbald den Besuch der Berliner. Als es infolge des erneuten ErpreffungS- versuches zu erregten Auseinandersetzungen kam, requirierte Dr. Ackerman» die Hilfe der Kriminalpolizei, die sämtliche vier Personen verhaftete. — Am Donnerstag legten sämtliche Dampfer Gebäude und Stationen der Sächsischen Böhmischen Dampfschiffahrts - Gesellschaft Flaggenschmuck an. Zu dieser Zeit wurde in den Räumen des Oberhofmarschallamtes dem Direktor der Sächsisch-Böhmischen Dampf- schiffahrtS-Gesellschaft Herrn Curt Fischer das ihm von Sr. Majestät den König ver liehene Ritterkreuz erster Klasse vom Albrechts orden überreicht. Von der gleichen Gesellschaft wurden bei dieser Gelegenheit die Herren Betriebsingenieur Curt Rudert und Betriebs oberinspektor Carl Winter mit dem Ritterkreuz zweiter Klasse des Albrechtsordens und Herr Kapitän Karl August Kunze mit d m Albrechts kreuz ausgezeichnet. Ferner erhielt die mit anwesende gesamte Mannschaft des Dampfers „König Georg" auf dem bekanntlich am 17. Oktober abends in feierlicher Weise die Leiche weiland Sr. Majestät des Königs Georgs vom Pillnitzer Schlöffe nach Dresden übergeführt wurde, ansehnliche Geldgeschenke eingehändigt. Die Ueberreichung der Aus zeichnungen, sowie der Geldspenden bewirkte der Zeremonienmeister Graf von Rex unter Worten höchster Ehrung für die Sächsisch- Böhmische Dampfschiffahrts - Gesellschaft selbst und deren Angestellte, worauf Herr Direktor Fischer zugleich namens seiner auf diese Weise geehrten Beamten in warmen DankeSworten und unter Segenswünschen für dauernde Ge sundheit und eine lange glückliche und segen bringende Regierung Sr. Majestät, des Königs Friedrich August erwiderte. — In seiner in der Südvorstadt gelegenen Wohnung wurde am Donnerstag nachmittag ein seit mehreren Tagen vermißter Dienstmann von hier erhängt aufgcfunden und polizeilich aufgehoben. Nach von ihm hinterlassenen Schriftstücken hat er selbst sein Leben geendet — Nach dem Wortlaut der kürzlich er wähnten polizeilichen Verfügung ist das Aus hängen der Postkarten mit Bildern der Gräfin Montignose nur in Schaukästen und Schau fenstern, soweit diese den Straßenpassanten sichtbar sind, verboten. — Die hiesigen Elbschleppschiffahrtsgesell- schäften eröffnete am Freitag den regelmäßigen Schiffahrtsbetrieb. Kaitz. In der vergangenen stürmischen Mittwoch Nacht entstanden auf den Fluren von Kaitz und Mockritz zwei Brände. Die von Dresden ausgerückte Landspritze fand beim erstgenannten Orte eine zum AmtSlehngut ge hörige Strohfeime in Flammen stehend, worauf, nachdem diese fast niedergebrannt war, etwa 2000 Meter davon, die gedeckte Feld scheune des Gutsbesitzers Schumann in Mockritz in Flammen aufging. Ob dieser zweite Brand durch Flugfeuer oder Brandstiftung jverursacht worden ist, blieb unermittelt. Der Sturm trug brennende Strohmengen auf weite Ent fernungen hin fort. Radebeul. Durch den Sturm und Regen am Donnerstag ist in den Lößnitz ortschaften viel Schaden angerichtet worden. Während der Wind viele Bäume und Ein friedigungen umgerissen wnrden, ist das Wasser mehrfach von den Straßen und Höfen in die Wohnungen und Keller eingedrungen. Meißen. (, Totalhyvarie erlitt -in mit Kohlen befrachteter Kahn der Vereinigten Elbschifffahrts - Gesellschaften. Das Fahrzeug fuhr auf einen in der Fahrrinne liegenden großen Stein mit solcher Gewalt auf, daß in den Schiffsboden ein großes Loch gerissen wurde. Schnell wurde das Schiff nach dem jenseitigen Ufer bugsiert, wo eS alsbald auf Grund ging. Dem Schiffsmnanschaften gelang es nur ihre notwendigsten Habseligkeiten zu bergen. Ladung und Fahrzeug sind versichert. Stadt Wehlen. Am Dienstag vormittag tobte ein heftiger Weststurm durch das Elbtal der zeitweise von Graupel- und Regenschauern begleitet war. Auch am Mittwoch hielt der Sturm noch an. Auf der Elbe ruhte der Frach schiffahrtsverkehr talwärts ganz. Am Elbuser zwischen Wehlen und Rathen lagen eine Reihe Fahrzeuge, die des Sturmes halber ihre Fahrt talwärts nicht fortsetzen konnten. Bautzen. Der Sohn des hiesigen Garten werkzeugfabrikanten Butter ist immer noch nicht aufgefunden Er sollte am 13. Ottober bei seinem Regiment in Straßburg als Rekrut ein treffen, hatte auch seinen Angehörigen kurze Zeit vorher von Paris aus, wo er sich im September auf einer geschäftlichen Tour auf hielt, hierher mitgeteiit, daß er sich nach Straßburg begeben werde, er ist aber daselbst nicht eingetroffen. Sebnitz. In der Nacht zum Mittwoch statteten hier Diebe Häßlers Restaurant „Zur neuen Post" einen Besuch ab. Nach Aus hebung eines KüchsnfensterS drangen sie in die Gaststube ein, räumten einen Zigarren und Zigaretten enthaltenden Schrank im Werte von etwa 150 Mark aus und nahmen einen Schokoladenautomat mit. Diesen öffneten sie auf dem nach der HertigSwalder Straße führenden Fußwege und eigneten sich das Geld an. Freiberg. Unter den organisierten Arbeitern des hiesigen „Bürgerlichen Brau hauses", Aktiengesellschaft ist ein Streik auS- gebrochen, weil ein Bierfahrer wegen zwei maligen Zuspätkommens entlassen worden ist. Wurzen. Am Freitag früh kurz nach 6 Uhr kam, an den Kleidern brennend und laut Hilfe schreiend, der 15 jährige Arbeits bursche Richard Zetzsche aus Wurzen aus dem Kellerraume der Zimmermann und Breiterschen Kartonnogenfabrik. Arbeiter löschten sofort die brennenden Kleider und brachten den Schwer verletzten nach seiner Wohnung. Später er folgte die iUeberführung nach dem Stadt- krankenhause. Zetzsche scheint auf unerklärliche Weise einer Gasflamme zu nahe gekommen zu sein. Leipzig. Mittwoch abend nach 9 Uhr geriet der Dachstuhl des Hauses Emilienstraße Nr. 11 in Leipzig in Brand. Die hsrbeieilende Feuerwehr richtete an einen der Giebel die große Schiebeleiter empor, auf welcher der 28 jährige Feuerwehrmann Nicolai mit dem Schlauche bis oben hinauf stieg. Da setzte plötzlich der Sturm mit einem gewaltigen Stoß ein, drehte die Leiter und warf sie gegen die Giebelseite des Nachbarhauses. Dabei wurde der oberste Schieber der Leiter, auf dem der Feuerwehrmann stand, umgeklappt, so daß dieser in die Tiefe stürzte. Nicolai wurde schwer verletzt in das Krankenhaus gebracht. — ^Donnerstag nachmittag entgleiste beim bayerischen Bahnhofe ein einfahrender Güterzug wobei mehrere Bremser Verletzungen erlitten. Der Materialschaden ist bedeutend. — Durch den anhaltenden Sturm sind viel fach Sachbeschädigungen angerichtet und mehrere Straßenpassanten von herabfallenden Ziegeln, Fenstern rc. verletzt worden. Bei der Einfahrt eines schweren Wagens in eine Fabrik warf der Sturm eine Tür gegen das Gefährt, diese blieb an letzterem hängen und ward dadurch ein Torpfeiler umgeriffen. Unglücklicherweise passierte ein 14 jähriges Mädchen gerade die Stelle, der Armen wurde der rechte Fuß so zerquetscht, daß dessen Amputation vorgenommen werden mußte. Leutersdorf. Der Sturm am Dienstag hat hier viel Schaden angerichtet. Auf dem Neubau des Bauunternehmers Ernst Michel in Neuleutersdorf hob der Sturm das erst aufgesetzte Dachgesperre ab und schleuderte eS auf die Erde, einige Teile zerbrachen wie Streichhölzer. Von der Galerie des Turmes der evangelischen Kirche warf der Sturm eine der vier Kreuzesblumen herab und zertrümmerte dieselbe. Rodewisch. Hier fiel der Bleicherei arbeiter E. Badstübner in der Schusterschen Bleich- und Appreluranstalt in einen mit kochendem Waffer gefüllten Bottich, Er ver brühte sich derartig, daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Planitz. Eine gerechte Strafe legte das Landgericht Zwickau dem Fuhrwerksbesitzer Eberwein auf, nämlich 2 Monate Gefängnis. Er hatte einen ruhig vorüberfahrenden Rad fahrer vorsätzlich vom Rade geworfen, wobei dieser erheblich verletzt wurde. Annabelg. Ins Handgemenge waren im Rayon des hiesigen Schlachthofes zwei Fleischergehilfen gekommen, wobei der eine seinen Gegner die Nase fast abbiß. Der Ver letzte mußte sich sofort in ärztliche Behandlung begeben, während sich des Nasenbeißers die Polizei annahm, die ihm als Ausländer vor läufig verhaftete. Der blutigen Rauferei war nur ein geringer Wortwechsel vorausgegangen. Auerbach. Wegen Errichtung einer elektrischen Zentrale jfür Auerbach und die be nachbarten Orte veranstaltet die..Allgemeine ElektrizitätSgesellschaft zu Berlin nochmalige Umfrage hinsichtlich des Licht- und Kraft- konsums. Eine solche Umfrage war bereits früher einmal vorgenommen worden, ergab aber nicht das gewünschte Resultat. Reichenbach i. V. In dem der Fabrik vorgelagerten Geschäftshause des ehemals der Firma Arnold und Kerndt zugehörig gewesenen jetzt Bernh. Dietels Erben gehörigen Fabrik- etabliffement am oberen Bahnhofe brach in der Nacht zum Freitag Feuer aus, welches sich alsbald Über das ganze langgestreckte oberste Stockwerk verbreitete und dieses völlig aus- brannte. Plauen t. V. Wüste Szenen haben sich in dec Nacht zum Dienstag auf dem oberen Graben uud in der Nähe des Mühlberge» abgespielt. Der Kellner Max Unger wurde als er ruhig des Weges daher kam, von drei Leuten überfallen zu wiederholten Malen zu Boden geworfen und blutig geschlagen. Al» eine Frau in einem nahen Hause das Fenster öffnete und die Unholde aufforderte von den jungen Menschen abzulaffen, wurde von den jungen Burschen das ^Fenster eingeschlagen. Man ist den gefährlichen Raufbolden die noch wettere Roheiten verübten, auf der Spur, und es wird eine exemplarische Strafe nicht ausbleiben. — Die Finanzlage unserer Stadt ist nach Ausführungen unseres Stadtoberhauptes nicht gerade sehr erfreulich. Eine Erhöhung der jetzt 80 °/o über den Normalsatz bestehenden Kommunalsteuerzuschläge fürs kommende Jahr ist nicht ausgeschlossen. Die hiesige Steuerlast wächst immer mehr. Plauen hat im nächsten Jahre allein für Anleihezinsen 100 000 bis 120 000 Mark mehr auszugeben. Ferner sind für die Schulen zwanzig neue Lehrkräfte an zustellen und anderes mehr, Nach der Ansicht des Oberbürgermeisters Dr. Schmid ist eS daher fraglich, ob Plauen mit dem jetzigen Kommunalsteuersatze auskommen wird.