Volltext Seite (XML)
Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Grotz-Gkrilla. Vie „DttenLorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag rind Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit >o Ps für die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Nr. 131. Mittwoch, den 2. November 1904. 3. Jahrgang. Wegesperrung englische Interessen als eine nur schwer zu ' " ' " l und am liebsten die Mit Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft wird wegen Abtreibung der Fahrbahn die nach Oannsr^ckore führende Luüsdurxsr 8ti »88« auf die Dauer der Arbeiten für den öffentlichen Fährverkehr x«8p«rrt. Zuwiderhandlungen werden auf Grund van H 1 der Verordnung vom 9. Juli 1872 den Verkehr auf öffentlichen Wegen betreffend, bis zu 30 Mark bestraft. Vttmdorf'Moritzdorf, am 28. Oktober 1904. Der Gerneindevorsland. Lincke. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf-Dkrilla, p November 190^. — Am gestrigen Refarmationsfest ver anstaltete die hiesige Freiwillige Feuerwehr ihr drittes Stiftungsfest bestehend in Konzert, lebenden Bildern, Theater und Ball im Gasthof zum „schwarzen Roß" unter sehr zahlreicher Beteiligung der hiesigen Einwohnerschaft. Von auswärts waren die Wehren von Radeberg, Klotzsche und Cunnersdorf vertreten. Ter Hauptmann der hiesigen Feuerwehr hieß die erschienenen Freunde und Gönner herzlich willkommen. Die von Mitglied Herrn Löhnert geleitete Musik führte alle für das Konzert vorgesehenen Progrommpunkte in bester Weise aus, und fand ein Zilher-Vortrag mit Geigen begleitung besonders reichen Beifall. Die von den Mitgliedern der Wehr gestellten lebenden Bilder, sowie ein Theaterstück fanden vollste Anerkennung Nachdem noch Herr Gemeinde vorstand Lincke ein Hoch auf die Wehr aus- brachte hielt ein darauffolgender Ball die Teil nehmer bis in die frühesten Morgenstunden fröhlich zusammen. — In dem Verfahren, betreffend die Zwangsversteigerung des im Grundbuche für Ottendorf Blatt 405 auf den Namen Karl Fiiedrich Winkler eingetragenen Grundstücks wurde auf den 10. November 1904, vormittags 10 Uhr anberaumte Versteigerungstermin auf- tzehoben. Cunnersdorf. Ein aus Lausa gebürtiger Radfahrer fuhr am Kirmessonntag in der Nähe des hiesigen Gasthofes die Witwe Zschiesche aus Medingen an, sodaß dieselbe zu Falle kam und sich eine'derartige Beinverletzung zuzoa, daß Sie in ihre Wohnung transportiert werden mußte. — Kauft am Platze bleibt immer eine Er mahnung an unsere freundlichen Leser, die uns gewiß nicht unsere berechtigten Zeilen verargen. Während der UebergangSzeit von der wärmeren zu der kälteren Jahreszeit blüht den Kaufmann -er Weizen. Vielfach sind jedoch manche Leute -der Meinung, nicht bei den ortsansässigen Geschäften preiswert bedient zu werden, sondern nur in größeren und größten Städten finden sich die für sie geeigneten Waren. In doppelter Hinsicht muß man solchen Leuten Unrecht geben einmal wer in einer kleineren Gemeinde sein Brot und seinen Verdienst findet, soll auch am Platze seine Mitbürger in Nahrung setzen, zum andern steigert sich der Umsatz des Ortes da ihm mehr Steuern zufließen, und er dadurch auch wiederum in seiner Leistungsfähigkeit ge steigert wird, d. h- alle Einrichtungen der A'llgemeinhcit zu erweitern und zweckdienlicher zu machen wird ihm möglich sein. AuS Rück sicht auf die eigene Person, wie auf die Gesamlheit bleibt die Mahnung bestehen; „Kauft am Platze!» — VOM 7. November d. I. ab werden die Diensträu ve des Ministeriums des Kultus und öffe illichen Unterrichts und seiner Expeditionen von den alten Räumen in DreSden-Ältstadt in das neue Dicnstgebäuds in Dresden-Neustadt, Königin Carola-Platz Nr. 2, verlegt melden. — Der Allgemeine Demsche Jagdschutzverein LandeSvecein Königreich Sachfen, widmet seinem erlauchten Protektor weiland Sr. Maj dem König Georg einen Nachruf, in dem es u. a. Aus der Woche. Jedes Volk hat seine Sagen oder wirklische Ereigniffe minderen Rnhmes oder der Lächer lichkeit; „sieben Schwaben", seinen Don Ouixote seinen Schimmel von Bconzell. Die Russen haben sich vor wenigen Tagen durch ihren Seesieg bei Hull eine ähnliche Kurio sität beigelegt- Einen fatalen Nachgeschmack hat die Sache nur durch die Empfindlichkeit der Engländer, die selbst ein „Versehen" gegen Eingefrierens der Kähne eine immer größere wird. Löbau. Die städtischen Kollegien beabsich tigen, demnächst definitive Beschlüsse über einen Neubau für die dortigen Museen zu fasten. Die Verhandlungen sind bereits beendet, und m Prinzip ist man sich über die Ausführung )es Projektes einig. Der Museumsbau soll den der Lausitz eigentümlichen Verhältnissen entsprechen. Zwickau. Die hiesige Maler- und Lackierer innung strebt jetzt die Errichtung einer Einkaufsgenoffenschaft an und ist deshalb mit der Gewerbekammer Plauen in Verbindung getreten. Johanngeorgenstadt. Der Winter hat mit Schnee und Regen in hiesiger Gegend einen Einzug gehalten. Die aus Böhmen ankommenden Züge sind reichlich mit Schnee bedeckt. Aus dem Vogtlande. In verschiedenen vogtländischen Orten wurden in den letzten Tagen starke Züge wilder Gänse beobachtet. Erfahrungsgemäß gilt dies als Anzeigen winterlicher Witterung. Plauen i. V- Im Gewerbekammerbezirke besonders aber in letzterer Stadt und in Zwickau, soll der längst gehegte Wunsch, dauernde oder vorübergehende Ausstellungen von Maschinen für das Kleingewerbe zu ver anstalten, nunmehr verwirklicht werden. Die Ausführung ist in der Weise gedacht, daß in einem von der Stadtgemeinde bereitwilligst in Aussicht gestellten Räume hervorragende Maschinenfabriken ihre neuzeitlichen, für das Handwerk bestimmten Maschinen durch Sach verständige vorsühren lasten und so den Gewerbetreibenden Gelegenheit bieten, solche Muschmen in Tätigkeit zu sehen und eventuell zu erwerben. Sämtliche Innungen und auch die Gewerbekammer stehen der Angelegenheit sympathisch gegenüber. Altenburg. Freitag abend nach io Uhr rannte der nach Leipzig gehende Güterzug, det einen großen eisernen Kessel mit sich führte, kurz hinter Altenburg an eine über das Gleis führende Sieinbrücke an, so daß die zusammen stürzte. Die Trümmer fielen jedoch so günstig daß kein wesendlicher Schaden entstand, ebenso sind keine Menschenleben zu beklagen. Der Verkehr war anfangs unterbrochen. Die Nacht züge konnten aber wieder verkehren. Meuselwitz. Wieder ist von leichtsinnigen Umgang mit Schußwaffen zu berichten. Mehrere junge Leute waren vor dem Herfurthschen Gute zum sogenannten Kuchen singen versammele Der Geschirrführer Paps dorf aus demselben Orte, der mit am Singen beteiligt war, sprach durch das Fenster nach der Wohnstube Herfurths. Um das Singen nicht zu gestatten, ergriff der Sohn Herfurths eine Pistole, die er als ungeladen ansah, und zielte damit auf Papsderf. Nach mehrmaligem Versagen entlud sich plötzlich die Schußwaffe, und die ganze Schrotladung drang nach Durch schlagen der Fensterscheibe Papsdorf in den Kopf. Außer einer teilweisen Bloßlegung des Gehirns erlitt er noch Verletzungen an den Augen, die seine sofortige Ueberführung in ein Klinik nach Leipzig nötig machten. heißt: „Nur kurze Zeit war es dem Land-s- verein vergönnt, sich der hohen Auszeichnung erfreuen zu dürfen, seinen Allergnädigsten König und Herren an seiner Spitze zu seh n, aber seit Gründung desselben ihm angehörig, hat Allerhöchstderselbe durch sein hohes Interesse am edlen Weidwerk, besten Ausübung auch ihm die liebste Erholung nach Erfüllung Seiner Königlich, n Regentenpflichten blieb, ihm unzählige Beweise hochherziger Förderung zu teil werden lasten. Treu und gerecht, wie in allem, so auch in weidmännischen Sinne wird König Georg in der gesamten deutschen Jägcrwelt als hehres Vorbild fortleben. Der Landesverein Königreich Sachsen aber ruft Allerhöchst ihm ein tiefempfundenes „Weid mannsdank" in die Ewigkeit nach." — Der nächste Bußtag, der auf den 16. November fällt, ist ein allgemeiner. Er wird gefeiert in Preußen, Anhalt, Braunschweig, Bremen, Hamburg, Lübeck, Lippe, Oldenburg, Reuß, Königreich Sachsen, Sachsen-Altenburg, Sachsen - Koburg-Gotha, Sachsen Meinigen Sachsen-Weimar-Eisenach, Schaumburg-Lippe, Schwarzburg uud Waldeck. Langebrück. Das hiesige Kurhaus, das schon seit längerer Zeit geschloffen ist, kommt, am 15. Dezember beim Königlichen Amtsgerichte zu Radeberg zur Zwangsversteigerung. Klotzsche, Ein Walddenkmal für König Albert, den königlichen Jäger, der seinen deutschen Wald über alles liebte und, dem Weidwerk obliegend, manche Stunde in seinen Hallen zubrachte, ist im hiesigen Waldpark im Entstehen begriffen. Das Denkmal wird den König als Jäger zeigen. Das Postament, an dem eine Metalltafel Platz findet, ist bereits fertiggestcllt und auch die Anlage des um gebenden Schmuckplatzes geht der Vollendung entgegen. Das Denkmal, ein Werk des hier lebenden Bildhauers Hauer, soll im Jahre 1905 enthüllt werden. Dresden. Am 23. Oktober vollendeten sich 50 Jahre, daß die Königin Carola das Protektorat über den Sächsischen Pestalozzi- verein übernommen hat. Aus diesem Anlaß wurde der Gesamtvorstand in Audienz em pfangen, und der Vorsitzende, Schutdirekter Baron-Dresden, sprach der hohen Protektorin untertänigsten Dank dafüa aus. — Am Sonnabend nachmittag gegen 5 Uhr stürzte der 33 Jahre alte, aus Wien gebürtige Fensterputzer Rudolf Kirchmann beim Fenster putzen am Hause Zwingerstraße 20 ab. Der Verunglückte wurde dem Friedrichstadter Kranken haus übergeführt, wo er kurz nach seiner Ein lieferung verstarb. — Die Elbguelle ist und bleibt verschwunden. Im Sommer wurde, wie mitgeteilt, die bisher noch niemals beobachtete Erscheinung festgestellt daß die Elbguelle vollkommen versiegt war und der gemauerte Quellenkranz des Elbbrunnens kein Tropfen Wasser enthielt. Trotzdem nun inzwischen der Kamm des NicseugebirgeS reich liche Nederschlägs verzeichnen konnte, so ist und bleibt die alle Elbguelle verschwunden. Aus verschiedenen Elbgegenden wird erneut Fallen des WasserstandcS gemeldet. Je näher der Winter herankommt, um so geringer wird daher die Hoffnung, daß noch in diesem Jahre die Elbschiffahrt in vollem Umfange wieder ausgenommen werden kann, da mit der vor- sühnende Untat betrachten rückenden Jahreszeit die Gefahr des vorzeitigen I Rückberufung des russisch-baltischen Geschwaders ordern möchten. Damit wäre zugleich ihrem apanischen Verbündeten ein wichtiger Dienst zcleistet. Als der Vorfall zuerst bekannt wurde, wollte man garnicht glauben, daß die Rusten mit der einzigen Entschuldigung hätten ;erausrücken können, die plausibel klang; nämlich, daß sie die englischen Fischerboote für verkappte japanische Torpedoschiffe gehalten Men. In Wirklichkeit haben sie auch diese Wahrheit dadurch umgegangen, daß sie be- jaupteten: zwei Torpedoboote ohne Lichter hätten sich dem russiscken Geschwader genähert. Auf diese sei geschaffen worden, von Fischer booten habe man nichts gesehen. Auch sei es sehr neblig gewesen. Das ist es eben. Der Nebel war zweifellos so stark, daß auch die russischen Offiziere benebelt waren und sie nun )en Himmel für einen Dudelsack und die Fischdampfer für Torpedoboote hielten. Daraus ist dann die „kleine Uebereilung mit Menschen leben" entstanden und darum macht nun England solchen Sums. Zwei ganze Engländer haben ihr Leben eingebüßt und da brüllt England Rache. Was sollen da erst die Rusten sagen, van denen die Japaner schon viele Tausende zu Leichen und Krüppel ge- säwssen haben? Und haben nicht auch Deutsch' land, Norwegen und Schweden zu klagen, auf deren Schiffe die Rusten während ihrer bis herigen kurzen Fahrt gleichfalls geschossen haben? Daß die Rusten in den meisten Fällen nicht trafen, liegt doch zweifellos nicht am Mangel an bösen Willen sondern am schlechten Schießen, gewiß auch durch das Benebeltsein veranlaßt. Vielleicht gibt Rußland nicht nach, erfüllt nicht alle vier Forderungen Englands und letzteres würde dann feindlich gegen Rußland vorgehen. Den Rusten könnte das recht sein, denn schlimmer wie es ihnen jetzt ergeht, könnte es nicht werden. In dem all gemeinen politischen Tohuwabohu, das alsdann entstehen müßte, könnte es nur gewinnen. Indessen hat man sich auf ein Schiedsgericht geeinigt, bei dem Rußland nicht zu kurz kommen wird. Rußland fällt wie eine Katze immer auf die Beine. — Im preußischen Abgeordnetenhause ist die Mirbach-Interpellation vorübergegangen, ohne daß es einen „großen Tag" gegeben hätte. Das Publikum, das sich auf der Zuhörertribüne förmlich drängte und schubste ist nicht auf seine Rechnung gekommen und verließ gänzlich enttäuscht das Haus. Das war voraus usehsn. „Es rast der See und will sein Opfer haben." Nachdem aber dieses Opfer gebracht, nachdem Freiherr von Mirbach den größten Teil seiner Hof- und seine Kirchenbau-Aemter abgegeben hatte, verflachte das Interesse an der Sache und die Inter pellation mußte verhandelt werden, nur weil sie eben eingebracht worden war. Der Versuch den Minister von Hammerstein mit in das Netz zu verwickeln, wurde gleichfalls nicht ernstlich ^aufrechterhalten und so ging denn der Minister siegreich aus dem Kampfe hervor, obwohl er alles zugestand, woraus man ihm einen Strick zu drehen gedacht hatte. — Vom ostasiatischen Kriege läßt sich so gut wie nichts Neues sagen. Geschaffen wird am Hunho täglich. Es ist aber, als ob die beiden Gegner nur ihre Gegenwart in der Erinnerung der andern wachrufen wollten. Auch aus Süd afrika erfolgen keine neueren Berichte. Man wird nach und nach abgehärtet und Meldungen von einzelnen Todesfällen an Typhus oder durch heimtückisches Schießen der Aufständischen regen nicht mehr allzusehr auf. Von den hauptsächlichsten Führern ist auch noch nicht einer gefangen worden. Unsre Kolonie ist weit und groß und unwegsam. Man muß sich eben in Geduld fassen. Wenn wir die Unbot mäßigen einmal kriegen, dann sind sie geliefert. Aber damit hapert es eben und was von den Nürnbergern gilt, das gilt auch von den andern allen.