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Ottendorfer Zeitung. Lokalzeitung Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mtt Pf für die Spaltzeile berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Itten^tag, Aonners» tag'und Sonnabend abends. Bezuasvreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen ;,20 Mark. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okr^a. für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. N7it wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". 3. Jahrgang Sonntag, den 6. November 1904. Nr. 133. bescher Ernst Michel verübt. Der Täter, ein 26 jähriger Arbeiter aus Saarlouis, wurde nach Verübung der Tat von der alsbald be nachrichtigten Zittauer Polizei verhaftet. Nach seiner Verhaftung machte er einen Fluchtversuch. Brand. Am Sonntag Vormittag wurde der Fleichermeister H. und der Wirtschafts besitzer A. aus Zug verhaftet. Sie stehen unter dem Verdachte, !1oteS abgestandenes Vieh ur Bereitung von Wurst verwendet zu haben. 3eide sollen die Tat bereits eingestanden haben. BrandiS. Am Dienstag Abend stürzte eim Umbau eines Ziegeleigebäudes auf bisher noch unaufgeklärte Weise ein Teil des Gerüstes ein, lvobei nicht weniger als sechs siaurer mit in die Tiefe gezogen wurden. Vährend fünf von ihnen glücklicherweise nur Verletzungen leichterer Art davontrugen, erlitt der in Bannewitz bei Wurzen wohnhafte 40 Jahre alte Maurer Richard Bernhardt bei dem verhängnisvollen Sturze außer einer Quetschung am Gesäß und einer starkblutenden Stirnwunde einen komplizierten Schädelbruch. Im Rettungswagen des Leipziger Samariter verein wurde der Schwerverletzte in daS Leipziger Krankenhaus übergeführt. Leitelshain. Hier warf der Handarbeiter Fuchs nach einem 8 Jahrs alten Mädchen, weil dieses mehrmals von der Straße aus an sein Stubenfenster geklopft hatte, ein Stück Kohle und traf dabei das Kind so unglücklick ins rechte Auge, daß dasselbe sofort auslief und vollständig verloren ist. Das Kind ist in eine Augenklinik nach Altenburg gebracht, Fuchs aber in Haft genommen worden. Meerane. Der Rat beschloß, dem Schul- aussckuß das Recht der Schulgeldermäßigung von ingesamt 5 der Solleinnahme (im Einzelfalle bis zu 50 »/» des Schulgeldes) zu zuerkennen, um auch befähigten Kindern der Minderbemittelten Klassen den Besuch der Real schule mehr als bisher zu ermöglichen. Niederschindmaas. Zur Beseitigung der Krümmungen und Ucbergänge der Bahnlinie Zwickau—Chemnitz in hiesiger Flur wird auf etwa 2 km Strecke die Bahnlinie verlegt und hier mitten durch das Dorf geführt. Es werden drei Viadukte gebaut, von denen einer die Zwickau—Glauchauer Straße überführt. Der interessante Bahnbau wird vom Bau unternehmer Emil Jakob aus Dresden aus geführt. Weit über 400 Arbeiter sind dabei beschäftigt- Ro dersdorf. Verwegene Einbrecher machen wieder einmal das Vogtland unsicher. Hier ist in der Dienstag Nacht ein solcher Einbrecher aufgetreten. Als der Bäckermeister Windisch gegen 2 Uhr in seine Backstube gehen wollte, stieß er auf einen fremden Menschen. Der Einbrecher griff zum Messer und versetzte Windisch zwei Stiche in die Arme und einen Stich in den Rücken. Windisch ist bedenklich verletzt worden. Der Einbrecher ist leider ent kommen. Plauen i. V. In seiner letzten Sitzung erklärte sich der Stadtgemeinderat mit der Er richtung von Kurse für sprachkranke Kinder in den städtischen Volksschulen einverstanden. Die Kurse beginnen Mitte November. Die Zahl der in den Schulen vorhandenen sprach« , kranker Kinder beträgt etwa 80. Besonderes Schulgeld wird nicht erhoben. Finsterwalde. Die Leiche des ermordeten Privatförsters Kamenz aus dem benachbarten ' Rehain ist vergraben aufgefunden worden, i Sie lag etwa einen Meter tief in einer - Grube verscharrt. Der Kopf lag etwas tiefer > als die Beine und das Gesicht nach unten. > Der Geldbetrag von 65 Mk, den die Er- l mordete bei sich führte, sowie seine Uhr nebst : Kette fand man bei der Leiche nicht vor. Auch das Gewehr des Försters, das an einer anderen Stelle vergraben war, wurde ans ' Tagelicht befördert. Der ältere Bruder des - Mörders leugnet auch jetzt noch die Tat. Oertliches und Sächsisches. Ottendorf-Dkrilla, S. November 180q. — In der am Freitag unter dem Vorsitze 1 des Herrn Amtshauptmanns Geh. Regierungs rats v. CrauShaar abgehaltenen 21. dies jährigen Sitzung des Bezirksausschusses der , Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden- , Neustadt wurde beschlossen, zu den rücksichtlich der Grundstücke, Blatt 82 des Grundbuchs für Ottendorf und Blatt 20 desselben Grundbuchs beabsichtigten Dismembrationen die erforder liche Dispensation hierzu zu erteilen und zwar letzterenfalls bedingungsweise. Er beschloß ouck die Erhöhung des Zinsfußes der Einlagen bei der Sparkasse zu Ottendorf- Moritzdorf von auf 3^/, o/g zu befür worten. Im weiteren einigte sich der Bezirks ausschuß dahin, die Herren Rittergutsbesitzer Kühne auf Wachau und Generalmajor z. D. v. Wolf in Oberlößnitz zur Wiederwahl als außerordentliche bez. stellenvertretende Mit glieder der verstärkten Ober-Ersatzkommission auf die Jahre 4905—1907 vorzuschlagen. — Am 4. Dezember d. I. findet, wie ge meldet, im Deutschen Reiche eine Viehzählung statt- In Täcksen wird sie im Landesinteresse über den vom Bundesräte festgestellten Rahmen hinaus insofern erweitert werden, als die Frage stellung in Bezug auf Pferde, Rinder, Schafe, Schweine und Ziegen eine umfänglichere werden wird, als in anderen deutschen Staaten. Die Aufnahme kann nach den ReichSvorschriften rutwedee nur häuserweise oder für jede Haus haltung besonders erfolgen; in Sachsen wird sie auf letztere Weis- geschehen und zwar mittels Zählkarten, die für die Befragten und für die Bearbeiter handlicher sind, als die sogenannten Hauslisten, welche nur für das in Schlacht- Höfen, Tierkliniken und dergleichen Anstalten untergebrachte Vieh in Anwendung kommen. Den vom Bundesrat für diese Viehzählung er lassenen Bestimmungen nach ist dabei auch eine Zählung derjenigen in der Zeit vom 4. De zember 4903 bis zum 30. November 4904 vorgekommenen Schlachtungen vorzunehmen, bei denen eine amtliche Fleischbeschau unterblieben ist, dies gilt jedoch nur für diejenigen Bundes staaten, in welchem nicht nach landeürechtlichen Vorschriften auch im eigenen Haushalte der Besitzer der Schlachttiere zur Verwendung kommende Fleisch der Beschau unterliegt. Im Königreiche Sachsen wird demnach von dieser Zählung abgesehen werden, denn hier unter liegen sämtliche Schlachtungen, auch die HauS- schlachtungen, der Fleischbeschau. Die Ergebnisse der Zählung sind dem Kaiserlichen Statistischen Amte bis zum 1. Juli I9oö mitzuteilen. — Ein Artillertstentag für Sachsen wird im Jahre 19o5 hier abgehalten werden. — Briefe und Drucksachen entsprechen viel fach noch zu wenig den Anforderungen des Postbetricbes. Es wird deshalb jetzt wieder beim Beginn der lebhafteren Geschäftszeit darauf aufmerksam gemacht, wie wesentlich Format und Beschaffenheit der Briefe für die Beförderung ist. In Beziehung auf das Format wäre am zweckmäßigsten eine einheitliche Größe. Bei Geschäftsbriefen hat sich zwar eine leidliche Gleichmäßigkeit eingebürgert. Privatbriefe zeigen dagegen die verschiedensten Formen, besonders störend die ganz kleinen Umschläge. Sie lasten sich schlecht bearbeiten, ^ehcn nicht in die Stempelmaschinen und laufen G'rsahr, sich in Drucksachen zu verschieben, dab verschleppt zu werden oder verloren zu gehen. Die Briefmarke soll stets in der rechten oberen Ecke der Seite der Aufschrift ausg-kb bl werden. Nur so kann sie leicht ge funden rend gestempelt werden. Die Stempel maschinen sind überhaupt nur für diese Stelle e"g'ttchttn Die Adresse ist häufig nicht über sichtlich genug so daß der hastig arbeitende Postbeamte sich nur mühsam unter den anderen Angaben den für ihn zunächst allein wichtigen Er belästigte auch die Zollbeamten und I eistete schließlich dem gegen ihn einschreitenden ! Zolizeibeamten Widerstand. Wie rasend ge- i »erdete er sich, biß und schlug ans die dem ' Beamten zu Hilfe gekommenen Personen. Er s wurde aber überwältigt und in der Ortszelle untergebracht. R- war übrigens auch von einer ! auswärtigen polizeilichen Behörde gesucht. Wilsdruff. Durch die Gendarmerie wurde ' der 31jährige GutSbcsitzerSsohn und Holz händler P. D. aus Herzogswalde verhaftet und dem hiesigen AmtsgerichtSgefängniste zu geführt, weil er im Verdachte steht, gegen seine Eltern und Geschwister einen Vergiftungsversuch unternommen zu haben. Man fand den Kaffee mit einer Phosphorlosung stark vermengt, ent deckte aber zum Glück rechtzeitig die Gift- mischerei. Der Verhaftete, welcher sich seit angem vergeblich bemühte, eine Frau zu be kommen, und das väterliche Gut zu über nehmen, hat sich durch Drohungen, die er über die Seinen ausgestoßcn, verdächtig gemacht- Pulsnitz. Bürgermeister Dr. Michael ist auf Lebenszeit gewählt worden. Schandau. Im Oktober hatte sich der Elbverkehr von Böhmen nach Deutschland w-sentlich gebessert, indem 842 befrachtete Schiffe und 316 Flöße einfuhren, die vor Schöna-Hirschmühle, Krippen oder Schandau revidiert wurden. Im September waren es nur 166 Schiffe und 216 Prahmen (Flöße) und der August wies nur einen Flößereiverkehr aus Böhmen heraus auf. Schönau b. Sebnitz. Ein entsetztliches Unglück hat sich hier zugetragen. Ein Geschirr führer aus Einsiedel i. B. kam infolge seiner Trunkenheit Mit einem beladenen Wagen von der Landstraße auf das Bahngeleise der Sekundärbahn Schandau-Sebnitz. Ein heran brausender Personenzug fuhr in das Gespann. Die Pferde wurden zermalmt, der Wagen zer trümmert, dem Geschirrführer beide Beine ab gefahren. Bautzen. Die Strafkammer des hiesigen Landgericht verurteilte am Freitag das Dienst mädchen Martha Kalich wegen Beleidigung des Bautzner Offizierskorps zu 6 Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten. Das Dienstmädchen ist die Person, welche seinerzeit die so viel Staub aufwirbelnde Geschichte von den Orgien, die in einem hiesigen Hotel ge feiert und bei denen eine Fleischerstochter von hier in einer unangenehmen Situation von ihrem Vater überrascht worden sein sollte, direkt erlogen hat. Zittau. Eine tragikomische Motorradfahrt trug sich hier zu. Ein Postbote aus nächster Nachbarschaft borgte sich von einem Bekannten ein Motorrad, um schneller zum Humbold- schachte zu gelangen. Obwohl ihm der Motor radbesitzer vor der Abfahrt über die Hand habung und Einrichtungen des Rades genau instruierte, vergaß der Postbote doch bei der Fahrt die Behandlung der Ventile, sodaß das Rad zusehends in schnellere Bewegung kam Die Abstellung war ihm ganz unmöglich, und er mußte sich, voll Angst in Schweiß gebadet, seinem Schicksale überlassen. Auf der Land straße sah man eine große Staubwolke, in der eine Posttasche hin und her flatterte, außer dem hörte man laut schreiend die Rufet „Aus- weichenl", „Geh weg!", „HilfeI", „Platz!", „Reißt aus!", „Nehmt mich runter!", „Halt mich auf!", usw. Damit wurde aber weder Ziel noch Zweck erreicht. Der nach Humboldt fahren wollende Postbote kam endlich durch die rasende Bewegung des unfolgsamen Rades nach Trischitz, fuhr dort über einen Dünger- - Haufen und gelangte endlich mit der rasenden ' Maschine in den Schweinestall eines Bauern hofes Dort wurde er aus seiner bedrängten Lage befreit. Zum Glück war er mit heiler ' Haut davongekommen. Großschönau. Ein räuberischer Ueberfal i wurde am Dienstag Nachmittag auf der . Chaussee bei Drausendorf gegen den GutS- BcstimmunaSort heraussuchen kann. Man schreibe die Ortsangabe stets unten rechts weder und unterstreiche sie. Wer sich die Brief umschläge mit der Firma bedrucken laßt, der laste für den Ortsnamen gleich einen starken Strich mit Vordrucken wie dies z B. bei den ! von der Post herausgegebenen Postkarten der ' ist i - Die Blutlaus bezieht j-ttzt ihr Winter quartier. Allen Obstbanmbesitzern ist daher zu mpfehlen, den Baumbestand einer sorgfältigen Untersuchung zu unterziehen. Hauptsächlich findet man jetzt die Blutlaus am unteren Teile ,er Bäume vor; sie geht von da aus in die Erde und schlägt ihr Winterquartier an den Baumwurzeln auf. — In der Generaldirektion der sächsischen Staatseisenbohnen werden zurzeit Erörterungen über die Gewährung von Ausnahmetarifen für die Ausfuhr von Kohlen aus Sachsen ge pflogen. Es soll sich hierbei jedoch nur um die Frage handeln, ob den sächsisch-altcnburgischen lohlenwerken des Meuselwitzer Reviers auf hren dringenden Wunsch dieselben Ausfuhr tarife nach Seehäfen bewilligt werden können, die ihre preußischen Konturrenten die preußischen Braunkohlenwerke bereits genießen. — Gegenüber mehrfach auftretendeu Ge rüchten, daß mit Neufestsetzung der König!. Zivilliste durch den am 28. d. M. zusammen tretenden außerordentlichen Landtag eine Er höhung der Zivilliste verbunden werden soll, teilen ' die „Dr. N." mit, daß man sich an maßgebender Stelle in keiner Weise mit der Absicht trägt, dem Landtage eine dem entsprechende Vorlage zugehen zu lassen. Tat sächlich dürfte durch den Wegfall der kron- prinzlichen Apanage der Staatshaushalt um etwa 28000 Mark geringer belastet werden. Dresden. Großes Aufsehen erregt hier die Verhaftung des ehemaligen Assessors im städtischen Schulamte Hauptmann a. D. und Rechtsanwalt a. D. Dr. jun. Paul Ackermann der zuletzt als Standesbeamter in Löbtau- Plauen fungierte Seine Verhaftung erfolgte auf Grund des ß 475. Mit ihm wurden drei schon vorbestrafte Mäuner verhaftet, mit denen er die strafbaren Handlungen begangen hätte. Dr. Ackermann war eine bekannte Persönlichkeit, die namentlich bei Veranstaltung von Festlichkeiten sehr geschätzt wurde. Es ist der Sohn des verstorbenen Kammerpräsidenten Wirklichen Geheimrats Dr. Ackermann. Es besteht die Vermutung, daß der in Haft ge nommene Dr. Ackermann das Opfer einer Denunziation seitens einer Expresserbande ist. — Der Direktor des Zoologischen und Anthropologisch-Ethnographischen Museums Geh. Hofrat Dr. med. A. B. Meyer ist von seinem Amte suspendiert worden, weil gegen ihn eine Anklage wegen verschiedener Vergehen im Amte vorliegt. Die Untersuchung ist vom Staats minister Dr. Rüger, Exzellenz, dem Staats anwalt übergeben worden, so daß die An gelegenheit in voller Oeffentlichkeit verhandelt werden wird. — Geh. Kommerzienrat Victor Hahn ist auf grund einer in Höhe von 150 000 Mark gestellten Kaution Freitag nachmittag aus der Hast entlasten worden. — Sämtlichen Papier- und Ansichtskarten- geschästen wurde eine polizeiliche Verfügung mgestellt, in der bei Androhung von 50 Mk Geldstrafe das Ausstellen von Postkarten mi dem Bildnis der Gräfin Montignose oder von Bild rn derselben im Schaufenster und im Innern des GeschäftSlokalü verboten wird. Die sächsischen Staatsminister v. Metzsc ! und Dr. Rüger haben den „Leipz. N. N." zu ' vorigen Woche dem König ihr - Demmissionsgesuche eingcreicht die dieser jedoc : ablehute- — I" der Loschwitzer Hebestelle .'der ' dortigen Elbbrücke weigerte sich ein stellenloser > Kellner aus Dresden, namens Rasch, den ' Brückenzoll von zwei Pfennigen zu bezahlen.