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Die „Ottendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, rag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit w Pf. für die Spaltzetle berechnet Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. US. Sonntag, den 28. September 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Ottendors-Dkrilla, 2q. September 190^. — Heute haben die hiesigen Schulkinder ihre Michaeliszensuren mit nach Hause gebracht Möchten die Eltern ihnen sorgfältige Beachtung schenken! Aus den Bestimmungen über die Zenfirung an hiesiger Schule seien folgende herausgchoben: Wer das mäßig bemessene Klassenziel erreicht hat, erhält die 2b. Kinder w lche mehr leisten, erhallen ihren Leistungen entsprechend 2, 2u, 1b. Nur bei ganz vor züglichen Leistungen wird die 1 gegeben. Die 3a, 3, 3b erhalten solche Schüler, welche mehr oder weniger hinter dem Klassenziel zurückbleiben. Wenn ein Kind als Hauptzensur weniger als 3 b hat, so ist es nicht fähig, in eine andere Klasse versetzt zu werden. In Betragen, Fleiß und Ordnungsliebe ist nur die I eine befriedigende Zensur. — Unter den hiesigen Schulkindern beginnt eine leichte Form der Egyptischen Augsnkrankheit auszutreten. Es wird den Eltern angeraten, sobald die Kinder irgendwie über Drücken in den Augen (namentlich bei Lampenlicht) oder sonstige Augenbeschwerden klagen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Hoffentlich hemmen die Herbstfcrien eine weitere Verbreitung der Krankheit- — Fast auf dieselbe Weise wie in den Orte St bei Großenhain wo sich eine Frauens person ais Schwiegermutter eines auswärts wohnenden Bruders des Gutsbesitzers zum Be such aufhielt, und dann unter Mitnahme von Kleidungsstücken, Wäsche uud Geld verschwand, versuchte es in Moritzdorf dieselbe Betrügerin sich mit der Angabe, von Radeberger Verwandten zu kommen und sie sei die Schwiegermutter des Onkels des hiesigen Einwohners, Unterkunft zu verschaffen. Der Schleier wurde aber der sich als eine gewisse Seidel ausgegebenen raffinierten Schwindlerin diesmal bald gelüftet, indem die Ehefrau des betreffenden Einwohners der Sache unter der Hand auf den Grund ging und sich schriftlich an Verwandte in Strauch wendete, UM nähere Details über die nicht ganz zu treffenden Angaben einzuholen. Und siehe da es war alles Schwindel. Man betraute hierauf Wit der Angelegenheit die Gendarmerie, welche den völkerverbindenden Draht sofort in Bewegung setzte und die verwegene Schwiegermutter ver haftete, sodaß sie nun hinter Schloß und Niegel sitzt und die weitere Verwandtschaft nicht auch Nock mit ihrem Besuche beglücken kann. — Die Übertragung von Krankheiten in den Barbier- und Frisiergeschäften. Es ist eine durch die gemachten Erfahrungen und vorgenommenen Untersuchungen erwiesene und auch in weiteren Kreisen der Bevölkerung bekannte Tatsache, das gewisse Haut- und Haarkrankheiten, deren Entstehung auf bestimmte Krankheitskeime zurückzuführen ist, so ist ins besondere die Bartsiechte und der vorzeitige, auf kreisrunde Stellen oder eine größere Fläche des Kopfes sich erstreckende Haarausfall, ferner aber auch Syphilis, Furunkelbildung eto. beim Rasiren, Haarschneiden und Frisieren Übertragen werden können und auch durchaus nicht selten übertragen werden; sind doch namentlich von den ersterwähnten, in der Regel äußerst hartnäckig verlaufenden und die erkrankten Personen nach verschiedenen Richtungen schwer schädigenden Krankheiten nicht nur zahlreiche Einzelfälle, sondern sogar Epidemien, die von Barbirstuben ihren Ausgang genommen haben, beobachtet worden. Die Uebertragung solcher Krankheiten kann durch unsaubere Hände und unsaubere Kleidung des Barbiers oder Friseurs, durch unreine Instrumente, unreine Handtücher, Servietten, Frisiermäntel e!c. erfolgen. Nachdem in neuerer Zeit außer in medizinischen Zeitschriften buch in der Tagespresse vielfach auf die beregte Ansteckungsgefahr und die zu deren Beseitigung Nötigen Verkehrungen aufmerksam gemacht worden ist, hat man auch bereits in vielen Rasier- und Frisiergeschäften mehr oder weniger zweckdienliche Einrichtungen vorgesehen, in den meisten von ihnen aber sind solche Einrichtungen nicht in ausreichender Weise oder noch garnicht getroffen- Daher erscheint es ratsam, erneut auf die Gefahr d-r Uebertragung von Krank heiten in den Barbierstuben hinzuweisen, und die im nachstehenden aufgeführten, zur Ver hütung einer Ansteckung erforderlichen Vorsichts maßregeln dringend zur Nachachtung zu em pfehlen: 1. In den Barbier-, Haarschneide- und Frisierstuben muß stets auf peinlichste Reinlich keit gehalten werden. Auch muß in ihnen für ausreichende Waschgelegenheit für das Personal gesorgt sein, sadaß sich-dieses jederzeit die Hände mit Seife in reinem, noch unbenutztem Wasser waschen und an einem noch gehörig sauberen und trockenen Handtuch abtrocknen kann. In jeder dieser Stuben ist ein mit Wasser gefüllter Spucknapf aufzustellen, der täglich zu reinigen ist. 2. Barbiere und Friseure, die an ansteckenden Krankheiten leiden oder mit Hautansschlägen und eiternden Wunden an den Händen behaftet sind, haben sich, solange nicht diese Krankhsitszustände vollständig be seitigt sind, jeder Tätigkeit in ihrem Berufe zu enthalten. 3. Bet der Arbeit sollen die Barbiere und Friseure stets saubere und wasch bare Kleidung tragen. Vor der Bedienung eines jeden Kunden müssen sie sich die Hände gründlich mit Wasser und Seife waschen- 4. Rasiermesser, Scheeren, Haarschneidemaschinen Kämme, Bürsten und sonstige Geräte sind nach jedesmaligem Gebrauche sorgfältig zu reinigen. Außerdem sollen die Messer und Scheeren vor jeder Wiederbenutzung mit in absoluten Alkohol getauchten Wattebäuschchen abgerieben und Kämme und Bürsten täglich, am besten abends mit einer warmen 5 proz. Sodalösung — 5 Teile Soda auf 100 Teile Wasser — aus gewaschen werden. Beim Kunden mit Schuppen bildung uud Haarausfall wird am besten von der Anwendung einer zum allgemeinen Ge brauche bestimmten Bürste gänzlich abgesehen. 5. Der Gebrauch der großen Haarwalzbürsten in jedem Falle ist zu widerraten. 6. Ebenso sollen Schwämme, Puderquasten und sogenannte Pudersteine gar nicht verwendet werden. Statt der Schwämme benutze man zum Abwaschen des Setfenschaumes Bäuschchen von reiner Verbandswatte. Zum Pudern ist ebenfalls die Verwendung von reiner frischer Wattebäuschchen oder die Benutzung von Pulverbläsern zu empfehlen. 7. Rasierpinsel, auf deren Rein haltung ganz besondere Sorgfalt zu verwenden ist, sollen nur bei Kunden, die ihr eignes Rasierzeug besitzen, benutzt werden. 8. Jeder Kunde muß zum Abtrocknen des Gesichts nach dem Rasiren, frische, seit der letzten Reinigung noch nicht wieder gebrauchte Wäschestücke — Handtuch oder Serviette — erhalten. An Stelle der letzteren können auch Servietten aus chinesischem oder Seidenpapier gegeben werden Wer sich zu Hause rasieren läßt, benutze seine eigen» Wäsche. Die Frisiermäntel müssen rein sein; wo sie dem Hals anliegen, ist ein Stück noch ungebrauchten Seidenpapiers einzuschieben. 9. An den Rasier— und Frisiersesseln sind die Kopfstützer vor dem jedesmaligen Gebrauch mit einem seit der letzten Reinigung noch nicht benutzten Tuche oder mit Seidenpapier zu be decken. 10. Beim Rasieren entstehende kleine Hautverletzungen dürfen vom Barbier nicht direkt mit den Fingern berührt, auch nicht geätzt werden, sondern sind zur Stillung der Blutung mit kleinen Bänschchen von reiner Verbandswatte abzutupfen. 11. Personen, die an Gesichts- oder Kopfausschlägen oder sonstigen Ausschlagskrankheiten leiden, sollen in öffentlichen Barbier- und Frisierstuben nicht bedient und auch in ihren Wohnungen nur mit ihren eigenen oder mit besonderen, nur für Kranke bestimmten Instrumenten und Geräten bedient werden. Diese Instrumente und Geräte sind unmittelbar nach dem Gebrauch mit besonderer Sorgfalt zu reinigen, und zwar empfiehlt es sich, sie in starker Seifenlauge o^er in einprozentiger Sodalösung eine Vietelstunde lang auskochen. Den betreffenden Personen ist vom Barbier oder Friseur das Aussuchen ärztlicher Hilfe dringend anzuraten. 12. Am sichersten kann sich der Einzelne vor einer Ansteckung dadurch schützen, daß er sich sein eigenes Rasier- und Frisierzeng anschafft und es in dem von ihn besuchten Barbierladen- und Frisiergeschäft in einem verschließbaren Behälter, wie solche auch schon in vielen Geschäften den Kunden zur Verfügung gestellt werden, hinterlegt. — Die anhaltende Trockenheit und Hitze während der Sommermonate hat auch auf den Gesundheitszustand unserer Haustiere wesent lichen Einstuß ausgeübt. Ansteckende Tier krankheiten wurden im vergangenen Monat August in erheblich größerem Umfange in Sachsen amtlich festgestellt als in den Vor monaten. Der immer tödlich verlaufene Milz brand wurde in 40 Gehöften konstatiert, Toll wut in zwei Fällen. Rauschbrand dreimal und Schafräude in einem Falle. — Die eingetretenen Nachtfröste mahnen der Kettenhunde zu gedenken, die Hundehütten vor Kälte und Zugluft innen und außen zu verwahren, dem Tier sein Dasein durch Rein haltung der Hütte, gute Streu, Futter und Trank, sowie täglich stundenlanges Lösen von der Kette zu erleichtern. Königsbrück. Hier ist der Kutscher Schnitzer von einem mit Chamotteziegeln be ladenen Wagen der Tonwerke Priesitz herab gefallen, wobei ihm durch ein Vorderrad die linke Schulter schwer verletzt und unterm Schulterblatt zwei Rippen gebrochen worden sind. Anscheinend muß der Unfall dadurch herbngeführt sein, daß der Verunglückte nach Aussage von Augenzeugen kurz vor dem Unfall auf dem Wagen schlafend bemerkt worden sei. Der Verletzte wurde in das Krankenhaus aus genommen. Dresden Am Donnerstag fand eine Sitzung des Vorstandes des sächsischen Ge meindetages unter Leitung des Herrn Ober bürgermeisters Geheimen Finanzrats a. D. Beutler statt, in welcher über die Stellung des Gemeindetages zu der von der Regierung be absichtigten Gemeindesteuerreform beraten wurde. Man beschloß, in der Zeit vom 23. bis 25. Februar nächsten Jahres einen ordentlichen Gemeindetag nach Dresden einzuberufen, der sich mit dieser Neformfrage beschäftigen wird. — Der Wasserläufer Kapitän Großmann wird sich am Sonntag nachmittag 4 Uhr auf der Elbe bei Antons produzieren. Herr Großmann bewegt sich mit seinen selbsterfundenen 4 w langen röhrenartigen Schuhen ungezwungen auf dem Wasser. VorstadtPlauen. Auf dem Felsen gegen über der hiesigen Eisenbahnhaltestelle werden jetzt die dort oben lagernden Felsmassen, die nicht genügend fest zu liegen scheinen, beseitigt. Mit Seilen gesicherte Arbeiter stürzen mittels Brechwerkzeugen die gelockerten Steine über die Felsen hinab. Während dieser Zeit ist der Verkehr auf der Straße gesperrt. Die Arbeiten werden von fünf zu fünf Minuten wieder ein gestellt, um die sich bald ansammelnden zahl reichen Geschirre und Fußgänger vorbeizulafsen. Meißen' Vor acht Tagen war in einem hiesigen Geschäftsladen am Roßplatze ein Ein bruchsdiebstahl verübt worden. Nach den vor gefundenen Fußspuren mußte der Einbrecher ein Kind sein, und dieses mußte sich von dem Verbindungsgäßchen zwischen Markt- und Fleischergasse aus durch ein Fenster Eingang verschafft haben. Die polizeilichen Erörterungen haben auch bald zur Ermittelung des Diebes in einem zehn Jahre alten Knaben, der sich schon mehrfach strafbarer Handlungen schuldig gemacht hat, geführt. — Hier wurde ein schon bejahrter Mann wurde am Donnerstag von einem Radfahrer der den Brückenaufgang herabgefahren kam, um- gefahren. Der Radler hatte zwar das Glocken zeichen gegeben, wahrscheinlich hat aber der Fußgänger nicht schnell genug ausweichen können. Beide kamen zum Fallen. Der alte Mann schlug mit dem Hinterkopfe auf das Straßenpflaster, wodurch eine heftig blutende Wunde entstand, die ihm die Besinnung raubte. Der Radler, der keinsn Schaden erlitten halte, brachte den Verunglückten mit einem hinzu kommenden Schutzmann in ein Haus, wo er abgewaschen wurde. Es mußte ein Arzt ge holt werden. Riesa. Die ersten Elbkähne von Torgau find am Mittwoch hier eingetroffen. Ms erster nach zehn Wochen Pause kommt der vom Steuermann Scholz geführte Kahn der Ver einigten Elbschiffahrts - Aktiengesellschaft im Gröbaer Hafen zum Umschlag. Außerdem ist noch ein Kahn der genannten Gesellschaft ein getroffen. Waldheim. In einem Steinbruche an der Kriebethaler Straße werden zur Zeit um fangreiche Felssprengungen vorgenommen. Hierbei hatte einer der gelegten Sprengschüsse versagt, explodierte aber später und verletzte zwei Arbeiter im Gesicht und an beiden Augen derart, daß sich ihre Uebersührung in die Augenklinik nach Leipzig notwendig machte. Ein dritter Arbeiter erlitt eine Fleischverletzung am Unterschenkel- Freiberg. Seitens des Stadtrates sind Verhandlungen mit der Aktiengesellschaft Porzellanfabrik Kahla zur Errichtung einer Filiale in Freiberg gepflogen worden. Leipzig. Ein 2^/,jähriger Knabe, der sich in der Brandvorwerkstraße in Ziehe befand, trank in einem unbewachten Augenblicke aus einem Fläschchen opiumhaltige Medizin und starb trotzt baldiger ärztlicher Hilfe an Ver giftung. — Auf der Nürnberger Straße wurde in der 7. Abendstunde das fünfjährige Töchterchen eines Markhelfers beim Ueberschceiten der Straße von einem großen Geschäftswagen überfahren. Die Mutter brachte das Kind, welches anscheinend schwere innere Verletzungen erlitten hatte, nach dem Krankenhause. Annaberg. Endlich ist das geheimnisvolle Dunkel über den Verbleib des seit 19. November v. I. verschollenen Bürgerschullehrers Kindt gelichtet worden. Der Leichnam des Gesuchten wurde Freitag Mittag durch zwei Real gymnasiasten im Stadtpark unweit des Wald wärterhauses aufgefunden, denen nunmehr auch die Belohnung von 200 Mark zusteht. Nach dem näheren Befund hat er selbst Hand an sein Leben gelegt und sich durch Erhängen den Tod gegeben. Der Leichnam lag in einem Dickicht, über ihn an einem Baume hin noch die Schnur, mittelst welcher er sich den (ge suchten Tod gegeben hat. Sie war durch die Witterungseinflüsse morsch geworden. Ein von anderer Seite an Kindt verübtes Verbrechen darf als ausgeschlossen gelten, da die Hab seligkeiten, welche er beim Verlaffen seiner Familie besessen, goldene Uhr und goldene Brille, ebenfalls mit aufgefunden worden sind. Am Auffindungsplatze standen ferner auch die Gummi-Ueberschuhe, welche der Bedauernswerte vor Ausführung seines Vorhabens abgelegt haben mag, sowie sein Spazierstock, der tief in die Erde eingestochen war. Da der Leichnam stark in Verwesung übergegangen war, mußte er an Ort und Stelle in einen Sarg gebettet werden. Die Auffinduug ist vor allem für die Witwe von größter Wichtigkeit, da sie mit ihrer Familie (zwei noch unerzogene Kinder) keine Pension erhalten konnte, die nunmehr geregelt werden kann, Bad Elster. Am 20. September waren hier 6 Grad Kälte zu verzeichnen. Seit einigen Tagen war morgens auch das in den Röhren der Badequellen befindliche Mineralwasser, daß mit Luftdruckapparaten in die Höhe getrieben wird, eingefroren, weshalb sich die Brunnen mädchen der früheren Einrichtung bedienen und das Wasser schöpfen mußten.