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117, 24 Mai 1S0S. Amtlicher Teil, VSrfeublatt f. d Dtschn. Buchhandel 6217 solgedessen bei uns schon besser geworden. Wir haben aber auch in Hamburg noch mehr erreicht. Auf meine Veranlassung hat die Bürgerschaft in Hamburg, unser gesetzgebender Körper, sich mit der Frage besaßt, und bei der allgemeinen Zu stimmung, die dort ausgesprochen wurde, hat die Hamburger Polizeibehörde den Straßenverkauf all dieser Schund- und Schmutzliteratur verboten, (Bravo!) Ich glaube, es ist möglich, in allen Städten die Stadtverordnetenkollegien in ähnlicher Art und Weise zu beeinflussen. Es kann vielleicht noch mehr geschehen. Nach dem Beispiel der freien Schweiz, wo ein Gesetzentwurf — ob er schon angenommen ist, weiß ich nicht — eingebracht ist, auch das Zurschaustellen solcher Schmutz- und Schundheste in den Schaufenstern der Läden zu bestrafen, planen wir in Hamburg etwas Ähnliches und hoffen aus Grund von Bestimmungen unserer Hamburgischen Straßenordnung — denn die Gewerbeordnung gibt uns keine Handhabe — etwas Ähnliches zu erreichen. Bitte, meine Herren, unterstützen Sie allesamt diese so ungemein wichtigen Bestrebungen, Noch ist unser deutscher Volkskörper nicht krank, aber er kränkelt schon. Noch können wir dem Übel Einhalt gebieten. Beteiligen Sie sich sämtlich daran! (Bravo!) Vorsitzender Herr vr. Vollert-Berlin: Wünscht noch jemand das Wort hierzu?— Es scheint nicht der Fall zu sein. Meine Herren, wenn sich kein Widerspruch dagegen erhebt, dann nehme ich an, daß Sie dem Anträge des Herrn Francke zustimmen, daß diese Kundgebung, die er eben vorgeschlagen hat, durch den Börsenverein in der von Herrn Francke gewünschten Weise in der Öffentlichkeit verbreitet wird. — Es erhebt sich kein Widerspruch, also wird der Börsenvereins vorstand dieser Anregung mit großer Freude Folge geben, und wir wollen ihr alle von Herzen den Erfolg wünschen, den Herr Francke und wir mit ihm davon erhoffen. (Bravo!) Wir kommen zum nächsten Punkte des Geschäftsberichts: Geschichte des Deutschen Buchhandels. Hierzu gebe ich Herrn vr. Ehlermann das Wort. Zweiter Vorsteher des Börsenvereins, Herr vr. Ehlermann-Dresden: Meine Herren, der Vorstand hat die be sondere Freude Ihnen mitteilen zu können, daß das Manuskript zum vierten, abschließenden Bande der Geschichte des Deutschen Buchhandels im Wesentlichen fertig vorliegt, so daß nach menschlichem Ermessen dieser Schlußband noch in diesem Jahre wird erscheinen können. Sie wissen, meine Herren, wie langjähriger Mühen es bedurft hat, um diese Ge schichte des Deutschen Buchhandels zu stände zu bringen. Daß dieses schöne Ziel erreicht ist, haben wir zu danken in erster Linie unserer Historischen Kommission und ihrem hochverdienten Vorsitzenden, Herrn vr. Brockhaus, der nicht nachgelassen hat, bis er den rechten Weg und den rechten Mann gesunden hatte, um dieses Werk zum Abschluß zu bringen; wir haben es aber auch zu danken Herrn vr. Goldsriedrich, der in vortrefflicher Weise das außerordentlich vielseitige und schwer zu bewältigende Material schließlich bewältigt hat. — Möge der Abschluß dieses großen Werkes unserem Stande zum Segen gereichen! (Bravo!) Vorsitzender Herr vr, Vollert: Wir gehen zum nächsten Punkte der Publikationen des Börsenvereins über Hierzu hat Herr Hartmann das Wort. Herr Bernhard Hartmann-Elberfeld: Meine Herren, ich bin in der Lage, den zweiten Band dieser Publikation Ihnen hier vorlegen zu können. Er wird in den nächsten Tagen allgemein versandt werden, und ich kann Ihnen nur empfehlen, sich nicht durch die Stärke des Bandes abschrecken zu lassen, ihn auch wirklich zu lesen. Es sind ja allerdings 650 Seiten geworden; aber in den 63 Aktenstücken, die darin abgedruckt sind, gibt er ein umfassendes Bild jener Zeit, in welcher die Satzungen entstanden und angenommen sind, unter deren Segnungen wir seit 20 Jahren leben. Sie wissen, daß wir nur durch einen merkwürdigen Zusall die wörtlichen Verhandlungen der Statutenrevisionskommission wieder aufgefunden haben, und die bilden den eigentlichen Kern dieses Bandes. Ein dritter Band soll noch in diesem Jahre erscheinen und diese Publikation abschließen. Es mag ja vielleicht verwunderlich erscheinen, daß wir sie nicht schon mit diesem zweiten Bande abgeschlossen haben; aber wer jene Zeit miterlebt hat, der wird wissen, daß jene Kämpfe, die der Annahme der neuen Satzungen vorausgingen, nach Annahme der Satzungen nicht sofort verstummten. Es ist von hohem Interesse, zu erfahren, wie im ersten Jahre nach dem Inkrafttreten der Satzungen sich die Verhältnisse gestaltet haben. Es ist vor allem notwendig, daß die Tätigkeit eines der genialsten Menschen, die wir je unter unseren Mitgliedern gehabt haben, die Tätigkeit von Paul Parey, einmal im ganzen aktenmäßig dar gestellt wird. (Bravo!) Es wird sich Herausstellen, daß der Mann das Größte gewollt hat, und wenn er auch am Schluffe seiner ein jährigen Tätigkeit das noch nicht erreicht hatte, was ihm vorschwebte und was seine Mitarbeiter im Vorstand mit ihm er reichen wollten, so kann man nur sagen: es lag an den Verhältnissen, es lag vielleicht auch an dem Tempo, das er ein geschlagen, an seinem Temperament, aber es lag nicht an seinem Willen. (Bravo!) Meine Herren, der Vorstand hat den Wunsch, gerade diesen Band vollständig zu gestalten, und der Vorstand richtet deshalb an alle Mitglieder die Bitte, ihn zu unterstützen durch Zusendung von weiteren Aktenstücken, die sich vor allem in den Archiven der einzelnen Vereine noch befinden. Gerade in dem ersten Jahre nach Inkrafttreten der Satzungen entwickelte sich eine außerordentlich reiche Tätigkeit in den einzelnen Vereinen, und wir sind der Meinung, daß sich in den Archiven dieser Vereine vielleicht noch manches Blatt findet, welches wert ist, der Vergessenheit entrissen zu werden, dadurch, daß es in dem dritten Band dieser Publikation Ausnahme findet. (Bravo.) Vorsitzender Herr vr. Vollert: Wünscht noch jemand das Wort hierzu? — Das ist nicht der Fall. Wir fahren dann fort: Lehrbuch des Deutschen Buchhandels, — die Geschäftsstelle, — Ruhegehalts bestimmungen für die Beamten des Börsenvereins, — Amtliche Stelle für den Deutschen Buch-, Künst elnd Musikverlag in New Dork, — John Henry Schwerin-Stiftung, — Rechnungsausschuß, — Wahlaus schuß, — Verwaltungsausschuß, — Vereinsausschuß. Hierzu hat Herr Vr. Paetel das Wort. Herr vr. Georg Paetel-Berlin: Meine Herren, fürchten Sie nicht, daß ich mich sachlich über die einzelnen Paragraphen der Verkehrsordnung hier äußern werde. Sie haben vor einiger Zeit die Begründung des Vereinsausschusses über seinen neuen Entwurf erhalten, und da in diesem Jahre der Entwurf der Verkehrsordnung weder zur Beratung noch zur Abstimmung gestellt werden konnte, so haben Sie alle genügend Zeit und Muße, um unsere Arbeit zu kritisieren und Einwendungen zu machen oder Verbesserungen vorzuschlagen. Wir hatten ja allerdings die Hoffnung, daß es uns gelingen Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 76. Jahrgang. 806