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6-44 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. .tz 117. 24. Mai 1909. lang in Mangalur in Vorderindien. Durch sein Svrachen- talent lernte er sehr bald nicht nur fließend Englisch, sondern auch die Sprachen der Eingeborenen, wie Kanaresisch und Tulu. Durch seine eiserne Kraft und seinen eisernen Willen wurde die Buchdruckerei auf eine ganz neue Basis gestellt. Auch gründete er eine Zeitung, die er lange selbst redigierte. In der Polemik führte er eine prägnante und scharfe Feder. Leider konnte er an diesem Platze nur zehn Jahre wirken. Ein Leber leiden, dem so viele Europäer in den Tropen zum Opfer fallen, verursachte seine Heimreise im Jahre 1874. Nach längerem Er holungsurlaub glaubte, er seine so heiß geliebte Tätigkeit in Indien wieder aufnehmen zu können, doch rieten die Arzte von einer abermaligen Aussendung ernstlich ab. So übernahm er denn im Jahre 1876 die Leitung der Buchhandlung der Evangelischen Gesellschaft in St. Gallen, die er auf eine beträchtliche Höhe bringen konnte. Über dreißig Jahre hat er in treuer und aufopfernder Arbeit dieser Buchhandlung vorgestanden. Auch in St. Gallen hat er viel Segen gestiftet. Schriftstellerisch ist er auch hier wieder hervorgetreten. Er redigierte lange Zeit die »Evangelischen Blätter«, ein Organ der Evangelischen Gesellschaft, gab die schweizerischen Predigten »Aus vieler Zeugen Mund« heraus und redigierte die »Mitteilungen der ostschweizerischen geographisch-kommerziellen Ge sellschaft«. Politisch war er ebenfalls sehr tätig, und auch hier konnte man wieder den geistvollen Polemiker bewundern. Viele Ehrenämter wurden ihm übertragen, so auch von der ostschweize rischen geographisch-kommerziellen Gesellschaft und von vielen religiösen Unternehmungen. Im Juli 1907 trat er in den Ruhe stand. Der Schweizer Buchhandel, dem er stets auf der Züricher Messe eine liebe, gerngesehene Erscheinung war, verliert an ihm eins seiner geachtetsten und beliebtesten Mitglieder. Sein ehren volles Wirken wird in seiner Heimat und weit darüber hinaus auch nach seinem Tode in dankbarem Gedächtnis bleiben. * Gestorben am 20. Mai in Berlin im 66. Lebensjahre Herr Geheimer Medizinalrat, Universitätsprofessor a. D. vr. msä. et le^. Theodor Wilhelm Engelmann. Der Dahingeschiedene, der Nachfolger von Du Bois-Reymond auf dem Berliner Lehrstuhl für Physiologie, entstammte der berühmten Leipziger Buchhändlerfamilie Engelmann. Er war der jüngere Sohn des Di. b. e. Wilhelm Engelmann 1808—1878), der durch sein reichgesegnetes, verständnis volles Arbeiten die von seinem Vater am 20. November 1811 gegründete Leipziger Firma Wilhelm Engelmann zu hoher Blüte gebracht hat. Sein älterer Bruder war der Astronom vr. pbU. Rudolf Engelmann (1841—88), der nach demTodedesVaters (1878) das Geschäft mit großem Erfolg weitergeführt hat. Seit dem Tode seiner Mutter, die 1907 hochbetagt verstorben ist, war auch der jetzt dahingegangene Professor der Physiologie Mitinhaber der hochangesehenen Verlagsfirma Wilhelm Engelmann in Leipzig, stand also in den engsten Beziehungen zum Buchhandel. Geboren am 14. November 1843 in Leipzig und daselbst für die Universität vorgebildet, ging er 1861 nach Jena zum Studium der Naturwissenschaften und der Medizin und von Jena später nach Leipzig, Heidelberg und Göttingen. Im Jahre 1867 wurde er in Leipzig zum Doktor promoviert. In Utrecht, wo Engel mann bereits vor seiner Promotion als Assistent bei Donders tätig war, fand er für seine Befähigung als Forscher und Lehrer nach wenigen Jahren die gebührende Anerkennung. Bereits 1871 wurde er dort zum Professor der allgemeinen Biologie und Histologie ernannt und im Jahre 1889 wurde er an Donders' Stelle Professor der Physiologie. Von Utrecht folgte er 1897 einem Rufe nach Berlin als Nachfolger Emil Du Bois-Reymonds in der Professur für Phy siologie und der Direktion des Physiologischen Instituts der Uni versität. Am 1. April d. I. hatte er sein Lehramt infolge Krank heit offiziell niedergelegt. Eine Zierde der wissenschaftlichen Welt ist in Professor Engelmann dahingegangen. Ein besonderes Ver dienst erwarb er sich um die Erforschung des Baues und Lebens des Protoplasmas. Er war einer der ersten, die sich an die Er forschung psychophysiologischer Vorgänge bei den niedersten Tieren (speziell der Infusionstierchen) wagten. Seine Arbeiten über den Ursprung der Herzbewegungen und die Rolle der Herznerven führten zu einer völligen Umgestaltung der auf diesem Gebiete bisher herrschenden Ansichten. Aber er war nicht nur ein her vorragender Gelehrter, sondern er war auch ein seltener Mensch von lauterer Herzensgüte und mit prächtigem Humor, der ihn seine Krankheit leichter tragen ließ und ihm auch über das mannig fache Leid hinweghalf, das seine Familie traf. 1898 hatte er die Leitung des »Archivs für Physiologie« übernommen. Von seinen Arbeiten seien genannt: Zur Natur geschichte der Jnfusionsthiere. 1862; — Untersuchungen über den Zusammenhang von Nerv- und Muskelfaser. 1863; — Über die Hornhaut des Auges. 1867; — Über die Flimmerbewegung. 1868; — Uber den Ursprung der Muskelkraft. 2. Auflage. 1893; — Gedächtnisrede auf Helmholtz. 1894; — Gedächtnisrede au Du Bois-Reymond. 1898. Sprechsaal. Achtung! Um andere Kollegen vor Schaden zu bewahren, geben wir nachstehend unsere Erfahrungen mit der Firma Luigi Lubrano in Neapel, Via Costantinopoli 103, bekannt. Von Januar bis April 1908 bezog L. von uns teils fest, teils zur Ansicht eine größere Anzahl antiquarischer Werke. Eingezogene Erkundigungen über seine Kreditfähigkeit lauteten günstig. Von den Ansichtssendungen remittierte er einen Teil und gab neue Bestellungen auf, ohne jedoch an die Bezahlung der gelieferten Werke heranzutreten. Wir führten daher die neuen Bestellungen nicht aus, sondern verlangten Bezahlung des Gelieferten. Diese suchte jedoch L. unter den verschiedensten Ausreden immer weiter hinauszuschieben. Mehrere vorher angezeigte Nachnahmen kamen uneingelöst zurück. Wir schrieben ihm darauf, daß wir die Hilfe des deutschen Generalkonsulats in Anspruch nehmen würden, und nun beanstandete er auf einmal den Betrag unserer Forderung, obwohl er vorher unseren Rechnungsauszug als »tout bisn exaot.« anerkannt hatte. Wir stellten ihm dann, unter Hinweis auf seine Anerkenntnis der Schuld, eine letzte Frist und übergaben gleichzeitig die Angelegenheit dem Generalkonsulat. Auf dessen Vorstellungen versprach L. seinen Verpflichtungen nachzukommen, bat jedoch, ihm die Zahlung in Raten zu bewilligen. Auch hiermit erklärten wir uns einverstanden. Aber die bewilligte Frist verlief wieder ergebnislos. Wir schickten daher eine Nachnahme über die erste Rate ab und benachrichtigten gleichzeitig das Generalkonsulat davon. Dieses schreibt uns nun, daß L. erklärt habe, die Nachnahme sei ein gegangen, jedoch von seinem Angestellten zurückgewiesen worden, da er selbst auf einer Geschäftsreise von Neapel abwesend gewesen sei. (!) (Genau dieselbe Ausrede gebrauchte er schon vorher ein mal.) Er beabsichtige, seine Schuld sobald als möglich zu be gleichen, bitte jedoch, ihm noch eine weitere letzte Frist bis Ende dieses, bzw. Anfang nächsten Monats zu bewilligen. Das General konsulat meint, daß nach den Verhandlungen die Annahme mehr als berechtigt sei, daß L. sich böswillig und mit leeren Ausflüchten seinen Verpflichtungen zu entziehen suche. Es rät uns an, falls wir bis zu dem genannten Zeitpunkte nicht im Besitze unseres Guthabens seien, den Betrag durch ein Inkasso-Bureau in Neapel einziehen zu lassen. Wir erlauben uns nun die Anfrage, ob vielleicht einer der Herren Kollegen schon mit einem derartigen Inkasso-Bureau ge arbeitet und welche Erfahrungen er damit gemacht hat. Tübingen. I. I. Hecken Hauer's che Buch- und Antiquariats-Handlung. Warnung. In Breslau ist ein Schwindler aufgetreten, der sich Alexander Neubert nennt, vorgibt, für mich auf Lehrmittel zu reisen, und wie in Breslau, so wahrscheinlich auch an andern Plätzen ver suchen wird, von Sortimentsfirmen Vorschüsse zu erhalten. Es bedarf ja eigentlich keiner besonderen Erklärung, daß ich die Schulen nicht durch Reisende bearbeiten lasse, trotzdem möchte ich hiermit zur Vorsicht mahnen und empfehlen, jeden sofort ver haften zu lassen, der vorgibt, für mich zu reisen, und Provisionen verlangt. Leipzig, den 22. Mai 1909. K. F. Koehler, Barsortiment.