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^ 117. 24. Mai 1909. Amtlicher Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 6233 Herr Hartmann hat eine 30jährige Tätigkeit in der buchhändlerischen Öffentlichkeit hinter sich, und wir können nur wünschen und hoffen, daß er, wenn er auch sein Amt niederlegt, doch auch in Zukunst noch immer bereit sein wird, für die allgemeinen Interessen des Buchhandels einzutreten, wenn sich wieder einmal Gelegenheit dazu bietet, Herr Sellier bleibt ja in einer öffentlichen Tätigkeit als Mitglied des Vorstandes des Deutschen Verlegervercins, und in dieser Eigenschaft werden wir im Vorstande des Börsenvereins sicher auch in der nächsten Zukunst noch oft Gelegen heit haben, uns zu gemeinsamer Tätigkeit zusammenzufinden. Beiden Herren herzlichen Dank und herzliche Wünsche für die Zukunft! (Lebhafter, anhaltender Beifall,) Herr Bernhard Hartmann-Elberfeld: Meine sehr geehrten Herren! Ich müßte ein steinernes Herz haben, wenn ich in diesem Augenblick nicht bewegt wäre. Nach einer 30 jährigen öffentlichen Tätigkeit trete ich jetzt wieder zurück in das Privatleben, So sehr mich die Worte des Herrn Or, Bollert bewegt haben, so muß ich doch sagen: es ist zu viel; denn ich habe mich in all den Jahren von dem Bewußtsein leiten lassen, daß ich nichts Besonderes getan, sondern daß ich nur meine Pflicht erfüllt habe. Ich bin der Meinung, daß, wer einem solchen großen Verein angehört, nicht nur Rechte zu fordern, sondern auch Pflichten zu erfüllen hat. Ich bin der Meinung, daß überall im Leben Rechte und Pflichten sich das Gleichmaß halten müssen, und wo dieses Gleichmaß dauernd getrübt ist, da wird dieses Verhältnis unmoralisch. Man pflegt wohl zu sagen: man habe Pflichten gegen die Allgemeinheit, aber diese Pflichten würden begrenzt durch die Pflichten gegen sich selbst. Meine Herren, in den letzten Tagen ist mir diese Art der Pflichterkennung vielfach nahe getreten: bei Gelegenheit meines 50jährigen Geschäfts-Jubiläums habe ich von einer großen Reihe mir bekannter und befreundeter Herren Zuschriften erhalten, in denen meine Tätigkeit für die Allgemeinheit in Beziehung gesetzt ist zu meiner Tätigkeit als Vertreter meines Geschäfts, Ich möchte mir erlauben, hier eine Zuschrift zu erwähnen, in der ein hochverehrter Verleger, der in der öffentlichen Tätigkeit steht, mir folgendes schreibt: »Kollege T sagte einmal: wenn ein Sortimenter in einen Bereinsvorstand eintritt, ist cs Zeit, ihm das Konto zu sperren, (Heiterkeit,) Sie haben den Beweis geliefert, daß man dem Gesamtbuchhandel dienen kann, ohne sein eigenes Geschäft hintanzusetzen,» (Bravo!) Meine Herren! Wenn ich als Paradigma dienen soll, bin ich eben dieses Paradigma für eine ganze Reihe von Kollegen und keine Ausnahme, Ich bin der Meinung, daß wir nicht bestehen können, ohne daß jeder sich in den Dienst der Allgemeinheit stellt, (Sehr richtig!) Wenn ich zurückblicke auf die Anfänge meiner Tätigkeit, so muß ich sagen: in dem Moment, wo ich begann, für die Allgemeinheit zu wirken, war ich mir voll bewußt, auch für mich und mein Geschäft zu wirken. Es war vor 30 Jahren, als Kröner an die Sortimenter den Aufruf erließ, sich zu sammeln, sich zu organisieren, damit sie aus sich heraus die Auswüchse bekämpften, die ihre Existenz bedrohten, und so habeich auch im Laufe dieser 30 Jahre erfahren, daß, indem ich für die Allgemeinheit wirkte, ich auch für mich selbst arbeitete. Es ist sogar im Laufe dieser Jahre mir ergangen, wie es ja viel fach geschieht, wenn man 38 Jahre lang für ein Geschäft tätig ist. Es kommen Jahre, wo man nicht weiß, wie man die geschäftlichen Obliegenheiten erfüllen soll. Man muß alles neu organisieren; dabei hat es nun der Zufall gewollt, daß gleichzeitig auch die Allgemeinheit an mich besondere Anforderungen stellte. Ich habe ihnen nach beiden Richtungen genügen können, weil in mir selbst die Kraft wuchs im Dienste der Allgemeinheit, (Bravo!) Nicht immer bin ich glücklich gewesen in bezug auf das, was ich erstrebte; manchmal mußte ich zurückstecken, und auch für mich hat der Dichter gesprochen, der von dem Jüngling sagt: Mit tausend Masten segelt er hinaus in den Ozean des Lebens, und nur auf gerettetem Kahn erreicht er den Hafen, Meine Herren, wenn ich jetzt in dem Kahn der Heimat zufahre, so bin ich nicht allein. Es ist nicht nur die Erinnerung, die in mir bleibt; neben mir sitzt auch die Freundschaft, die Freundschaft der Männer, mit denen ich Schulter an Schulter kämpfen durfte, und, meine Herren, was ich noch höher schätze: die Freundschaft auch von Männern, denen ich gegenübertreten mußte, mit denen ich in Kampf geriet, die mir aber im Kampf die Freundeshand herübergereicht haben, die, wie ich hoffe, mir bleibt bis ans Ende meines Lebens! Meine Herren, das ist ein Glücksbewußtsein, das mich reich gemacht hat während meiner Tätigkeit, und das mir auch bleiben wird, wenn ich zurückgetreten bin. Aber ich kann nicht hier zum letzten Male von diesem Platze aus sprechen, ohne noch einmal an alle unsere Mitglieder die Mahnung zu richten, sie möchten nicht Nachlassen in der Betätigung des Interesses für die öffentlichen Angelegenheiten zu ihrem eigenen Heil und zum Heil der Gesamtheit. (Lebhafter Beifall,) Vorsitzender Herr Or, Vollert: Meine Herren, in den Rechnungsausschuß sind gewählt worden: Herr Carl Opper mann-Königsberg i, P, mit 908 Stimmen und Herr Johannes Burmeister in Stettin mit 916 Stimmen. Ich frage Herrn Oppermann, wenn er hier sein sollte, ob er die Wahl annimmt, Herr Carl Oppermann-Königsberg i. P,: Hochgeehrte Herren, ich danke Ihnen für das in mich gesetzte Vertrauen und nehme die Wahl dankend an, Vorsitzender Herr vr, Vollert: Nunmehr srage ich Herrn Burmeister, ob er die Wahl annimmt, Herr Johannes Burmeister-Stcttin: Ich nehme die Wahl mit Dank an. (Bravo!) Vorsitzender Herr vr, Vollert: In den Wahlausschuß wurden gewählt Herr Arthur Georgi-Berlin mit 895 Stimmen und Herr Anton Hoffmann-Stutlgart mit 916 Stimmen, Ich frage Herrn Georg!, ob er die Wahl annimmt. Herr Arthur Georgi-Berlin: Ich nehme die Wahl mit Dank an, (Bravo!) Vorsitzender Herr vr, Vollert: Und Herr Hoffmann? — Herr Anton Hosfmann-Stuttgart: Ich danke Ihnen für das Vertrauen; ich nehme die Wahl an, (Bravo!) Vorsitzender Herr vr, Vollert: In den Verwaltungsausschuß des Deutschen Buchhändlerhauses sind gewählt worden: Herr Wilhelm Crahen-Leipzig mit 909 Stimmen, Herr Theodor Weicher-Leipzig mit 916 Stimmen, Ich frage jetzt die beiden Herren, ob sie die Wahl annehmen, (Zuruf: Herr Crayen ist nicht anwesend!) Herr Theodor Weicher-Leipzig: Ich nehme mit Dank an. (Bravo!) Börsenblatt sür den Deutschen Buchhandel, IS, Jahrgang, -ly