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117, 24 Mai IS0S. Amtlicher Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel 6223 Saales machen es jedem Redner unmöglich, dem nicht physische Kräfte weit über das menschliche Durchschnittsmaß hinaus (große Heiterkeit, da der Redner mit seiner durchdringenden Stimme im ganzen Saale zu verstehen ist) verliehen sind. Ich erlaube mir ausnahmsweise, etwas zu bemerken, was ich nicht schriftlich ausgezeichnet habe: Ich bin trotz eines ungewöhnlich guten Gehörs nur dann in der Lage, bequem zu hören, was hier von hochgelegenem Orte gesprochen wird, wenn ich mich ganz nahe herstelle, (das erwähne ich auf dieses Gelächter im Saale), und ich kann, wenn ich meine physischen Kräfte aufs äußerste anstrenge wie jetzt, nicht einen freien Vortrag halten, der jederzeit die geistige Anwesenheit bei dem Inhalt dessen, was ich spreche, möglich macht. Ich fahre jetzt fort. Also ich sagte! Die ungewöhnlichen akustischen Verhältnisse und die plastischen Wanddekorationen dieses Saales (Heiterkeit) (darin liegen die Verhältnisse nämlich, meine Herren) machen jedem Redner, dem nicht physische Kräfte weit über das menschliche Durchschnittsmaß hinaus verliehen sind, einen ununterbrochenen, bequemen geistigen Zusammenhang mit seinem Auditorium zur Unmöglichkeit, (Zustimmung,) Nur das eine will ich kurz zusammcnsassen: Dieser Entwurf bringt eine Reihe von Geschästsgebräuchen, die sich in den letzten Jahrzehnten im Buchhandel ge zeigt, — zuerst von einer kleinen Gruppe von Verlegern eingesührt, — von anderen der Konkurrenz und Not gehorchend nachgeahmt, — dabei aber von uns Sortimentern immer als Auswüchse und Übergriffe im Geschästsverkehr empfunden und bekämpft, — zum ersten Male in ein zusammenhängendes System und gesetzlich festgelegte Formen, Das ist für uns Sortimenter von unabsehbarer Bedeutung, Denn wir müssen fürchten, daß nach gesetzlicher Sanktionierung dieser Dinge jene erwähnte kleine, aber energische Gruppe von Verlegern, — gestützt auf dieses feste, neugewonnene Bollwerk — neue Angriffe aus die Existenz- und Lebcnsbedingungen des deutschen Sortiments macht und machen wird (Zurufe: Nicht so laut! Heiterkeit,) (Ich spreche nicht bloß für die Herren, die in der vordersten Reihe sitzen wie der Herr, der mir untersagt, laut zu sprechen, sondern auch für meine Kollegen, die hinten sitzen. Das möchte ich Herrn Petters gegenüber mir erlauben auszusprcchen). Wir Mitglieder des Vereins der Deutschen Sortimenter, die diesem Börsenverein als Mitglieder angehören, und die mich als ihren Sprecher und Vertreter hierher beehrt haben, bedauern die Vorlage dieser Vcrkaussordnung in diesem Zeitpunkt ganz besonders aus dem Grunde, weil unsere Organisation des Sortiments, — seit wenigen Jahren begonnen und in steter Entwicklung begriffen, — entgegen den weit älteren Jntereffenorganisationen, wie z, B. der Verleger, die vom Börsenverein offiziell anerkannt sind, und das Schwergewicht ihrer Macht und ihres Einflusses in dieser Materie deutlich und gesetzlich in die Wagschalc geworfen habe», — in unabsehbarer Zeit in dieselbe Lage gekommen wären, ebenfalls mit demselben offiziellen und gesetzlichen Ansehen das Gewicht des Sortiments in die Wagschale zu werfen für die Erhaltung seiner Existenzbedingungen. Ich beantrage daher: Die Zurückweisung dieser Vorlage und erneute Durchberatung einer Verkehrs- und Verkaussordnung in einer Kom mission von Mitgliedern, die — außer den offenbaren Vertretern des Börsen- und Vcrlegervcreins — ebenso allgemein an erkannte Vertreter der Sortimcnlerinteressen und -Kreise enthält, Leipzig, am Kantatesonntag 1909, Or, Bernhard Lehmann. (Große Heiterkeit,) Herr Otto Paetsch-Königsberg i, P.: Meine sehr geehrten Herren! Ich möchte mich einen Augenblick insonderheit mit den KZ 19 bis 12 der Verkaufsordnung beschäftigen. Die Vertreter des Krcisvereins Ost- und Westpreußens haben sich nur sehr schweren Herzens dazu bestimmen lassen, ihre Zustimmung zu diesen Paragraphen zu geben; denn gerade in allerletzter Zeit hat die mißbräuchliche Auslegung des Z 3 Ziffer 5 b der Satzungen des Börsenvereins in unserem Vercins- gebiet geradezu unerträgliche Zustände geschaffen. Die ungehörige Vertriebsweise des Handbuches des Grundbesitzes von Westpreußcn hat das Odium unlauteren Geschäftsbetriebes aus viele Sortimentshandlungen Westpreußens heraufbeschworen. Ich habe in meiner Eigenschaft als Schriftführer des Vereins Gelegenheit gehabt, dem Börsenvercinsvorstand die diese meine Behauptung beweisenden Originalbriese vorlegen zu können. Meine Herren, es ist dies nur ein Beispiel aus der Praxis des letzten Jahres, Ich möchte Sie heute hier nicht länger mit weiteren Beispielen aushalten; aber ich kann Ihnen die Versicherung geben, daß im Laufe der letzten Jahre außerordentlich viele Klagen unsererseits haben erhoben werden müssen. Der Kreisverein Ost- und Westpreußen verkennt nicht die Schwierigkeit der Materie und ist sich bewußt, daß ein Beruf, der der Gewerbefreiheit unterstellt ist, sich nur sehr schwer in Satzungen binden und einschränken läßt. Es ist aber doch bezeichnend, daß in den Motiven seitens des Ausschusses zur Beratung der Verkaufsordnung dem Verlag eine nach drückliche Verwarnung hat ausgesprochen werden müssen, doch nur ja in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob denn eine Anwendung der Ausnahmebedingungen notwendig ist. Meine Herren, Sie werden sich erinnern, daß wir gelegentlich des vorjährigen Kantatescstessens in einem Liedchen vom Fragebogen sangen: „Und alles bleibt wieder beim alten, bald kräht danach kein Hahn", Meine Herren, ich hätte wohl heute den Wunsch gehabt, daß wir bei dem diesjährigen Kantatefestessen von den Verlegern würden singen können, wie es in der Dollarprinzessin so niedlich heißt: »und dann werden alle Englein singen: Ach, wie sind die brav!" Meine Herren, brav werden sich die Verleger auch in den nächsten Jahren im Hinblick aus die Ausnahmebestimmungen, die ihnen cmgeränmt worden, nicht zeigen, das ist meine Meinung, deshalb meine Herren vom Verlage, bitte ich Sie dringend: wollen sie sreundlichst die Worte berücksichtigen, die der Vcrkanfsordnungs-Ausschnß an Sie hat richten müssen, prüfen Sic in jedem einzelnen Falle, ob eine Unterbietung des Ladenpreises berechtigt und wollen Sie so mithelsen, unserem Stande in seinen Lebensbedingungen bessere Verhältnisse zu schaffen! (Bravo!) Vorsitzender Herr Or. Bollert: Meine Herren, Herr Kommerzienrat Engelhorn hat den Antrag auf s» bloo-An- nahmc der Verkaufsordnung gestellt. Es hat sich noch Herr Schuberth zum Worte gemeldet. Wenn Sie nichts dagegen haben, würden wir ihn vielleicht noch zu Worte kommen lassen. HerrFritz Schuberth-Leipzig (zur Geschäftsordnung): Da ein Antrag aus an bloo-Annahme vorliegt, so frage ich, ob denn nicht Anträge eingereicht sind beim Vorstand, die doch Wohl erst zur Kenntnis zu bringen wären. Ich weiß von einem Anträge, der satzungsgemäß eingereicht worden ist. 807'