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ns, 19. Mai 191«. Redaktioneller Teil. BirftlldliNt I. d. MIchn. BuchlMid«!. Ausfuhr polnischer Bücher nach Deutschland, Galizien und den okklpierten Gebieten Russisch-Polens zu erleichtern (Lodz und Wilna waren besonders gute Bücherplätze), haben sich die hervor ragendsten Verlagsbuchhandlungen zu einer Genossenschaft zu sammengetan. Sie wollen eine Zentrale schaffen, von der aus der Versand nach außerhalb geregelt wird, indem sic unter Hin weis auf den guten Ruf ihrer Firmen und unter Einreichung genau ausgestellter Listen die Gewähr leisten, daß nur versand- und zcnsursreie Literatur ausgeführt wird. Die Genehmigung des Unternehmens steht noch aus; wird sie erteilt, so ist es zweifel los, daß dem wirklich sehr daniedcrliegeuden Verlagsbuchhandel dadurch viel geholfen und er auch zu neuen Unternehmungen ermutigt wird. Besonders ausgefallen sind mir diesmal die Auslage» der Sortimentsbuchhündler mit vielen deutschen Bü chern, was wohl auf den vorher erwähnten Mangel an neuer polnischer Literatur zurllckzuführen ist. Obgleich über das künftige Schicksal Russisch-Polens noch nichts Bestimmtes verlautet, so wird doch von der Verwal tung aus allen Gebieten intensiv und wissenschaftlich gearbeitet. Seit einem halben Jahre ist für die Archivberwaltung zum Stu dium der polnischen Urkunden eine hervorragende Kraft tätig, der beste Kenner der polnischen Geschichte. Seine bisher ge machten Funde sind — wie der mir befreundete Herr sagte — besonders für unsere Provinz von ganz ungeahnter Bedeutung; eine Veröffentlichung wird in die Wege geleitet werden, sobald das Material bearbeitet ist. Zur Erforschung und Inventari sierung der Kunstdcnkmälcr Polens ist seit kurzem ein durch seine langjährigen Studien auf diesem Gebiete bekannter Geheimrat aus dem Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Berlin be rufen und findet in seinem neuen Wirkungskreise ein großes Feld der Betätigung. Die Universitätsbibliothek bleibt vorläufig so wie sie ist. Da es au ausführlichen Verzeichnissen fehlt, so ist eine Ergän zung der Lücken sehr schwierig. Mittel sind etatsmüßig nicht vor gesehen, die Regelung soll erst der späteren Verwaltung in Frie denszeilen Vorbehalten bleiben; nur einigen Seminaren sind zur unbedingt notwendigen Fortführung geringe Mittel zur Ver fügung gestellt worden. Also das Eldorado für den Buchhändler soll erst noch kommen. Die Theater spielen sämtlich und sind auch, wie mir gesagt wurde, gut besucht. Die Oper ist ein äußerlich schmuckloser Bau, im Innern aber sehr prunkvoll und baulich interessant; sie be steht schon seit eineinhalb Jahrhunderten. Baupolizeilich würde nach deutschen Begriffen aber noch recht viel auszusetzen sein. Gelegenheit zu Konzerten ist bei dem musikliebendcn Warschauer Publikum reichlich vorhanden; hervorragend ist das philharmo nische Orchester. Im polnischen Schanspielhause gastierte gerade der polnische Schauspieler Wvgrzhn aus Krakau in »Wyspiaäski's Erlösung«. Er ist der »Kainz der Polen«, erst 36 Jahre alt, und man verspricht sich noch sehr viel von ihm für die Zukunft. Sein Auftreten war ein Ereignis für Warschau, und man kann sich von der Begeisterung des temperamentvollen Warschauer Publikums kaum eine Vorstellung machen. Ich konnte mich von der dem Künstler erwiesenen Verehrung überzeugen, da ich zu fällig anwesend war, als im Hotel in mehreren Droschken die kostbarsten Blumcngcbindc angefahrcn wurden. Man konnte daraus nicht allein ersehen, wie begeisterungsfähig das War schauer Publikum besonders in künstlerischen Angelegenheiten ist, sondern auch, daß es doch noch vielen Leuten sehr gut gehen mutz. Da die Vegetation in Warschau noch ziemlich weit zurück ist, so bot die Natur wenig Reize, zumal Regen, Hagel und Schnee sich ständig abwechselten. Hoffentlich komme ich im Sommer znm dritten Mal desselben Wegs gefahren und kann dann über die schöne Umgebung Warschaus und seine mannigfachen Kunstschätze berichten. Posen. AlbertJolowicz. ' Zur Reichsbuchwoche! (38. Mai bis 3. Juni 1916.) Verzeichnis geeigneter Bücher fürs Feld und für die Lazarette. Mit Raum für Firmeneindruck. Kl. 4°. 8 S. Leipzig, H. G. Wallmann. Preis 50 Strick 3.—, 100 ^ 5.— usw. Unstreitig hat der Krieg auch eine Neubelebung des religiösen Fühlens und Denkens der Menschheit gebracht, eine Wirkung, die eine stärkere Nachfrage nach religiösen Schriften aller Konfessionen aus dem Felde im Gefolge gehabt hat. Für die Bedürfnisse der protestantischen Soldaten ist die obige Auswahl bestimmt, die sich keineswegs nnr auf die christliche Literatur erstreckt, sondern auch andere gute Schriften im weitesten Umfange berücksichtigt. Sehr zweckmäßig erscheint der vorangestellte Abdruck von Äußerungen einiger Feldgeistlicher vom westlichen und östlichen Kriegsschauplatz unter dem Titel »Was er wartet man von der Neichsbücherwoche (richtiger: Reichs b u ch woche)? Zur Erleichterung der Käufer schließt sich daran ein Hinweis auf die Bereitwilligkeit der das Verzeichnis überreichenden Buchhandlung, Sendungen für 5, 10, 20, 25, 30, 50 sowie in jeder anderen Preis lage zusammenzustellen. Die Einteilung umfaßt die Abteilungen: Kleine Hefte erzählenden und unterhaltenden Inhalts (vaterländische Hefte) — Erzählungen, Novellen, Romane — Lebensbeschreibungen — Gedichte, Gedichtsammlungen — Zur allgemeinen Bildung — Zur Geschichte unserer Tage, Kriegsliteratur — Religiöse Literatur un serer Tage. Unter einzelnen Titeln finden wir kurze Charakteristiken und Presseurteile über die betreffenden Erscheinungen. Das Verzeichnis mit seiner reichen, sorgfältig getroffenen Auswahl dürfte insbesondere den christlichen Buchhandlungen evangelischer Konfession vor und wäh rend der Reichsbuchwoche gute Dienste leisten. Kleine Mitteilungen. Presse-Notiz. — Wir machen ans die Presse-Notiz aufmerksam, die aus dem roten Bestellzettclbogen dieser Nummer abgedruckt und uns von Herrn Max Teschner in Steglitz zur Verfügung gestellt worden ist. Genehmigung der Reichsbuchwoche in Bayern. — Von dem K. bayr. Staatsministcrium des Innern ist unterm 16. Mai nachstehendes Schrei ben (Nr. 2110 6 210) eingegangen: Au den Gcsamtausschuß zur Verteilung voll Lesestoff im Felde und in den Lazaretten Berlin. Dem Gesamtausschnsse zur Verteilung von Lesestoff im Felde nnd in den Lazaretten, Abteilung XIX des Zentralkomitees vom Noten Kreuz in Berlin wird die Sammlung von Büchern und Schriften zur Versorgung des -Heeres und der Marine mit Lesestoff im König reich Bayern in der Woche vom 28. Mai bis 3. Juni 1916 (Reichs- buchwoche) in folgender Weise erlaubt: 1. Die Durchführung der Sammlung einschließlich der Aufrufe erfolgt ausschließlich durch das Bayer. Landeskomitee für frei willige Krankenpflege im Kriege nnd seine Sammeleinrich- tnngeu; 2. das Bayer. Landeskomitee für freiwillige Krankenpflege im Kriege verfügt auch über das Ergebnis der Sammlung; 3. die Sammlung wird unter Einrichtung von Sammelstellen vorgcnommen mittels Aufrufs in Zeitungen und öffentlichen Anschlägen, ferner mittels Zusendung von Flugblättern, in denen zur.Hergabe von Büchern und zum Ankäufe von solchen aufgefordert wird; 4. über das Ergebnis wird Buch geführt nnd auf Erfordern be richtet. Soden. Gründung einer Stuttgarter Verleger-Vereinigung. In einer auf den 15. Mai in das Obere Museum einberufencn Zusammenkunft der Stuttgarter Mitglieder des Deutschen Verlegervereins wurde ein stimmig die Gründung einer Stuttgarter Verleger-Vereinigung be schlossen, deren Zweck die gemeinsame Wahrnng und Förderung der ver- lcgerischen Interessen ihrer Mitglieder und die Pflege des Ansehens und der Bedeutung Stuttgarts als Verlagsplatzes ist. In den Vorstand der Vereinigung wurden gewählt: Herr Paul Schumann i. Fa. I. Engelhorns Nachf. als Vorsitzender, Herr Gustav Kilpper, Direktor der Deutschen Verlags-Anstalt, als Schriftführer, Herr Gott fried Spemann i. Fa. W. Spemann als Schatzmeister, und die Herren Julius Hosfmann i. Fa. Julius Hoffmann, Verlag, Walter Keller i. Fa. Franckh'sche Verlagshandlung und vr-. D r u ck e n m ü l l e r, Geschäftsführer der I. B. Metzlerschen Buch handlung, als Stellvertreter der drei erstgenannten Herren. 639