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Ottendo Oie „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- rag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Aloritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden m't m Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Nr. 103. Sonntag, den 28. August 1904. 3. Jahrgang. Bekanntmachung. Ein kleinerer Posten Kreunhoh, Weide und Erle soll Sonntag, den 28. August 1904 Vormittag 1l Uhr öffentlich meistbietend gegen sofortige Bezahlung versteigert werden. Sammelort der Bieter: ßanta's Gasthof. O tte n d o r f - M o r i tz d orf, am 27. August 1904. Der Gemeindevorstand. Oertliches und Sächsisches. Vttendorf.Nkrilla, 27. August 1S0-z. — Der Bezirksausschuß der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden > Neustadt hielt am 26. d. M. unter dem Vorsitze des Herrn Amtshauptmanns Geheimen Regierungsrales v. Craushaar die 16. diesjährige Sitzung ab. Zunächst wurde in öffentlich-mündlicher Ver handlung beraten über das Gesuch des Bade anstaltbesitzer Max Nobrick in Weixdorf um Genehmigung zum Ausschank von Limonaden, Selterswosser, Fcutil, Kaffee, alkoholfreien Bieren (Mech und Methon), sowie alkoholfreien Weinen (Alkofri und Most) im Grundstück Katasternumm-r 39 H daselbst. Die erbetene Konzession wurde anderweit versagt. Weiter genehmigte auf das Gesuch der Gemeinde Lausa mit Friederödorf die veränderte Ver wendung der auf das Jahr 1904 bewilligten Staatsbeihilfe zu Wegebauten und die Ge nehmigung des Ortsgesetzes, das Obstlastenbuch der Gemeinde Lausa mit Friederödorf betreffend zu befürworten, Sodann erteilte das Kollegium zu der Dismenbration des Grundstücks Blatt 81 des Grundbuchs für Seifersdorf Dispensation unter Bedingung der Konsolidation mit Dismenbrationsbeschränkung. — Eltern und Erzieher seien darauf auf merksam gemocht, daß sich die langen Schwänze der Papierdrachen, mit denen sich jetzt die Jugend zu vergnügen pflegt, leicht in Telegraphendräthe verwickeln und hier eine Störung respektive Beschädigung der Leitung herbeiführcn können, was nach ZK 317 und 318 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich mit Gefängnis bis zu einem Jahr oder Geld strafe bis zu 900 Mark geahndet wird. — Vielfach herrscht die irrige Meinung vor, daß die Flur- und Treppenlampcn erst am 1. September oder gar vom 1. Oktober ab gebrannt werden müßten. Es muß dies aber bereits nach Eintritt der Dunkelheit geschehen. Da die meisten Haustüren erst um 9 Uhr ge schloffen zu werden pflegen, vor 8 Uhr aber schon völlige Dunkelheit gegenwärtig herrscht, so können lehr leicht Unglücksfälle durch Unter lassen der Beleuchtung entstehen. Dieses voll ständige falsche Sparsystem kann dem Schuldigen insofern teuer zu stehen kommen, als er für derartige Fälle haftbar gemacht und bestraft wird. — Der Entwurf einer neuen Maß- und Gewichtsordnung liegt gegenwärtig den Handels vertretungen zur Begutachtung vor. Allgemeine Zustimmung findet der „Post" zufolge die in der Vorlage enthaltene Einführung der zwangS- eisen Nacheichung. Bedenken werden nur geltend gemacht gegen die vorgefchlagenen Nach eichungsfristen. Diese Fristen sollen mindestens zweijährige sein. Ferner haben sich eine Reihe von Handelskammern für die möglichst niedrige Bemessung der Nacheichungsgebühren und für die Ausnahme eines Tarifs in die Maß- und Gewichtsordnung ausgesprochen. Aller Vor aussicht nach wird der Gesetzentwurf den Reichstag in der kommenden Tagung be schäftigen. — Warnung. Das Königliche Polizei präsidium teilt mit: In neuerer Zeit entfalten die ausländischen (besonders Amsterdamer und Kop nhagenei) Serien- und Prämien-LoS-Banken Meder in Deutschland eine rege Tätigkeit und machen, trotzt wiederholter amtlicher und außer amtlicher Warnungen in der Presse scheinbar wieder recht gute Geschäfte. Es sei deshalb erneut darauf hingewiesen, daß die Teilnahme an den von jenen Bankinstituten gebildeten Serienlos-Gesellschaften nicht allein äußerst ge ringe Gewinnchancen bietet,, sondern auch die Veranstaltungen selbst die Strafbestimmungen des Z 7 des Reichsgesetzes vom 16. Mai 1894, betreffend die Abzahlungsgeschäfte verletzen. Es ist außerdem schon vorgekommen, daß solche Bankinstitute die Serienlose, auf welche sie Anteilscheine ausgaben, gar nicht in ihrem Besitz hatten und sich weigerten, die Gewinn anteile auszuzahlen. Aus diesen Gründen kann nicht dringend genug vor der Teilnahme an solchen Serienlos-Gesellschasten gewarnt werden — Wie vorausgesehen war, haben die letzten Niederschläge nicht den geringsten bessernden Einfluß auf den Wasserstand der Elbe ausge übt. In Meißen und Pirna ist der Spiegel zwar um einen Zentimeter gestiegen, aber vom Oberlauf wird wieder ganz erheblicher Fall ge meldet. In Melnik ging der Wasserstand um 8 und in Leitmeritz sogar um 13 Zentimeter zurück- Es gewinnt also den Anschein, als ob die Elbe den tiefsten Stand immer noch nicht erreicht haben soll. — Was der eine Tag der Elbe an Wasser gibt, das nimmt er ihr am nächsten Tage wieder doppelt. Dieses Spiel geht nun schon seit langen Wochen. Der eine Morgen bringt 1 bis 2 Zentimeter Wuchs, der andere wieder 3 bis 4 Zentimeter Fall. Dabei ist. und bleibt das Wetter trocken und heiter. Hierin hat auch der heutige kritische Termin zweiter Ordnung wohl kaum etwas geändert. Die Sorge aller Elbanwohner ist jetzt, daß sie mit solchen Wasserverhältnissen nicht etwa noch ein- wintern. Die überall hervortretenden An zeichen auf einen frühen Herbstbeginn lassen natürlich auch Schlüsse zu, daß der Winter dann alsbald nachfolgen könne. Die niedrigen Temperaturen in den gegenwärtigen Nächten sind nicht unbedenklich. Die Not der Klein schiffer ist aufs höchste gestiegen. Durch den niedrigen Wasserstand sind Tausende von fleißigen Familien gezwungen, untätig festzu liegen. Die Vorschüsse, welche sie auf ihre Fracht erhalten konnten, sind aufgezehrt, be sonders da sie davon ihre Bootsleute ablohnen und die Zölle auf die Ware im voraus be zahlen mußten. Langebrück. Ein in Altertumsvereinen hochgeachteter Mann, Herr Friedensrichter Seelig, ist im Alter von 54 Jahren gestorben. In ihm verliert die Gemeinde Langebrück einen verdienstvollen Mitbürger. Dresden. Der dieser Tage in Unter suchungshaft genommene Redakteur der Wochen schrift „Der Beobachter an der Elbe" wurde wieder auf freien Fuß gesetzt. — Wo befindet sich in Dresden der Wunder winkel? Dort, wo der Turm steht und raucht wo ein Teich blinkt und stinkt, wo ein Komponist im tiefsten Schatten „ausgehauen" steht, wo eine Hauptwache nicht „verrückt werden darf und wo ein „italienisches Dörfchen" seine Retiradenseite präsentiert, dort befindet sich in Dresden der Wunderwinkel. Kürzlich ist nun zu den genannten fünf kleinen Wundern an derselben Stelle auch noch ein Riesenwunder getreten: ein Hofoperntheater, das keinen Ein gang mehr hat. Das ist der Theaterplatz! Dresden, das bisher !in dem Verdachte stand, an der Spitze der deutscheuropäischen (Kunst- stätten zu marschieren, besitzt jetzt ein „umge bautes" Hoftheater, wie es nicht auf der Vogelwiese oder auf der Weltausstellung zu St. Louis für das höchste Eintrittsgeld zu sehen ist. Um bessere Bier- und Kassenräume her zustellen, ward das stilvoll angelegte Portal unter der imposanten Exedra zugemauert und vorn durch ein breites „nachempfundenes" Fenster ersetzt. Wir zweifeln keinen Augenblick, sagt das „Meißner Tageblatt", daß dieses Fenster berühmt werden wird, daß von ihm mehr Klischees in die Welt gesandt werden dürfen, als für Dresden gut ist, namentlich, daß der „Kladderadatsch" und der „Simpli- zissimus" es verewigen werden. — Der 26 Jahre alte Schweizer Weiser schoß sich gestern Nacht 1 Uhr vor dem Hause seiner ehemaligen Geliebten auf der Hechstraße nach vorausgegangener kurzer Verabschiedung eine Kugel in den Kopf, worauf er kurze Zeit darnach starb. — Wie seinerzeit mitgeteilt, haben das Anwachsen der hiesigen Garnison und die alljährlich in Dresden staüfindenden großen Exerzitien auswärtiger Regimenter den Militärfiskus bewogen, einen neuen Parade platz anzulegen. Der unter dem Namen Heller bekannte Exerzierplatz ist infolge seiner großen Sandmasssn für Paraden auch wenig geeignet. Angesichts dieser Situation hat be kanntlich der Militärfiskus von der Forstver waltung ein gewaltiges Stück Land an der von der Königsbrücker Straße über Rähnitz nach Moritzburg führenden Straße erworben, um auf diesem Terrain einen neuen ge räumigen Paradeplatz anzulegen. Nachdem vor zwei Jahren bereits die Fläche abgeholzt und gerodet und im vorigen Jahre planiert worden ist, erfolgt gegenwärtig deren Befestigung durch die Tiefbauficma Wilhelm Seifert in Dresden-Trachau. Die nötigen Steine und das sonstige Befestigungsmaterial werden auf einer Feldbahn von Klotzsche beziehungsweise von Rähnitz herangeschafft. Auf dem weiten Platze arbeiten gegen 100 Leute. Die Arbeiten sollen noch in diesem Jahre beendet werden. Der neue Paradeplutz ist ringsum von Wald umgeben nnd vom Heller leicht zu erreichen, so daß Paraden und größere Feld dienstübungen ohne .besondere Schwierigkeiten verbunden werden können. ' — Der Seminarist, der während der dies jährigen Vogelwiese durch sein auffälliches Be tragen sich mißliebig gemacht, im übrigen ein Schüler von tadelloser Führung und ein musterhafter Sohn schwergeprüfter Eltern, ist infolge einer organischen Gehirnerkrankung im hiesigen Jrrenhause gestorben. — Infolge Blutvergiftung verstarb hier eine 34 Jahre alte Frau, die sich im Gesicht ein Blütchen aufgekratzt hatte und die dadurch entstandene Anschwellung unbeachtet gelaffen hatte. Laube gast. Durch die Königliche Amts hauptmann Pirna wurde die Enteignung von Grundeigentum zur Verbreiterung der im Zuge der Dresden — Laubsgast — Pillnitzer Staats straße liegenden Zschierbachbrücke angeordnet. Kleinzschachwitz. Feuer brach Sonntag nachmittag im hiesigen Waldpark aus Glücklicherweise wurde es in seinem Anfangs stadium bemerkt und konnte alsbald gelöscht werden. Radebeul. Vermutlich durch Selbstent zündung von trockenen Farben brach Donners tag abend in der zehnten Stunde in der Lackiererei der Blechwarenfabrik von Saupe und Busch ein Brand aus, der so schnell um sich griff, daß non dem ziemlich großen aus Erd- und 1. Obergeschoß bestehenden Gebäude nichts gerettet werden konnte. Dieses brannte vollständig aus und größere Mengen Blech waren, Maschinen, das Farbenlager und ver schiedenes andere wurden dabei vernichtet be ziehentlich zerstört. Den herbeigeeilten, mit sechs Schlauchleitungen arbeitenden Feuer wehren gelang es indessen, den Brand auf seinen Herd zu beschränken und mehrere stark gefährdete andere Fabrikgebäude zu erhalten. Die als erste von auswärts am Brandorte eingetroffene Abteilung der Dresdner Berufs feuerwehr arbeitete mit einer Schlauchleitung von ihrer Spritze allein reichlich zwei Stunden. Eine Betriebsstörung tritt nicht ein, auch dürfte der ganz beträchtliche Schaden, da versichert ist, gedeckt werden. Schmilka. Im Fürstlich Claryschen Forst wurde ein stattlicher Vierzehnender geschossen, der 83 Kilo wog. Pirna. Die Aussperrung der Sand steinbrucharbeiter erfolgte nun auch in den Brüchen des Gottleubatales. Die Zahl der Ausgesperrtcn stellt sich jetzt auf 1500. Bertsdorf. Das Befinden des beim hiesigen Eisenbahn-Unglück schwerverletzten Geschäftsgehilfen Mönsch ist ein den Umständen nach gutes. Leider ist das Licht des linken Auges so stark getrübt, daß für Erhaltung der Sehkraft dieses Auges fast keine Hoffnung be steht. Wilsdruff. Die Orgel der Stadtkirche oersagte am vorigen Sonntag. Unter dem Einflüsse der Hitze war das Innere derart ausgetrocknet, daß der Mechanismus nicht mehr arbeitete. Man wußte sich zu helfen und brachte rasch ein Harmonium nach der Kirche. Meißen. In dem Gehölz am Götterfelsen nach dem Triebischtale fand man am Donners tag den hiesigen Bauunternehmer K. erhängt auf- Bedeutende Verluste im Geschäft, wie sie ja heute an der Tagesordnung sind, sollen ihn in den Tod getrieben haben. — In einem Hause am Neumarkte war gestern früh in der 8. Stunde ein nicht un bedeutender Stundenbrand ausgebrochen. Eine Frau hatte dort in der Küche den auf dem Tische stehenden Petroleumkochapparat ange brannt und wahrscheinlich etwas weit eingedreht. Sie war darauf auf kurze Zeit fortgegangen und hatte die im ersten Stockwerk gelegene Wohnung, in der sich die drei jüngsten Kinder im Alter von 2 bis 6 Jahren befanden, ver schlossen. Durch irgend einen Grund ist der Tisch mit den aufdemselben befindlichen Gegen ständen in Brand geraten. Durch das Geschrei der eingesperrten Kinder kamen die Haus bewohner herbei. Der Wirt gelangte auf einer Leiter vom Hofe aus in die Wohnung, während dessen Frau mit einem Beile die Türverkleidung zerschlug und so den in Rauch eingehüllten Kindern zu Hilfe kam. Der ziemlich weit vorgeschrittene Brand wurde schnell gelöscht. Wurzen. In der Nacht zum Dienstag wurde in dem Gehöfte eines Hauses in der Mari-nstraße ein Stall erbrochen und drei darin befindliche Gänse abgeschlachtet. Dem Diebe aber wurde der Appetit verdorben; er wurde bei seiner Arbeit gestört und mußte, ohne den erhofften Braten mitnehmen zu können die Flucht ergreifen. Zwickau. In dem neuen Pöhlauer Schachte der Gewerkschaft „Morgenstern" in Reinsdorf, mit dessen Abteufen am 3. Sept. 1900 begonnen wurde, ist bei 964 in Teufe ein bauwürdiges Flöz von guter Beschaffenheit an gefahren worden. Die bis jetzt erschlossene Kohlenmächtigkeit beträgt 2^/, (m. Das Ab teufen des Schachtes wird bis zu einer Teufe von mindestens 1000 in fortgesetzt werden. Elsterwerda. Die Tochter des Kaufmann R. Wallasch, welche in unmittbarer Nähe eines brennenden Spiritusapparates vorbeilief, wurde von der durch den Luftzug auflodernden Flamme erfaßt, sodaß der Strohhut und das Kleid zum Teil verbrannten. Durch das schnelle Eingreifen der Frau Wallasch, welche in unmittelbarer Nähe war, ist ein größeres Unglück verhütet worden.