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Von j^ak uns fern. Behüt dich Gott . . . Das Schloß Schönau zu Säkkingen, das berühmte „Trom peterschloß", augenblicklich Eigentum der Prinzessin zu Isenburg-Büdingen, kommt am 27. August d. zur öffentlichen Versteigerung. Aus dem Expreftzug Berlin—Wien geschleudert- wurde uuweit Franzensbad der im Speisewagen tätige Koch. Der Unfall er eignete sich, als der Zug soeben Franzensbad verlassen hatte und durch eine Kurve fuhr. Infolge der Fahrgeschwindigkeit erhielt der Speisewagen eine schräge Stellung. Der Koch, hatte mitten im Wagen auf einem Korbe ge sessen, während die beiden Türen des Wagens geöffnet waren. So kam es, daß er, nachdem er mit heftigem Ruck vom Korbe gefallen, auf den Bahnkörper hinausgeschleudert wurde. Der Zug wurde sofort zum Stehen gebracht, worauf man den „hinausgeworfenen" dienstbaren Geist neben den Gleisen liegend aufstand; glücklicher weise hatte er bei dem Sturze gefährliche Ver letzungen nicht davongetragen, so daß er mit dem Zuge die Weiterfahrt fortsetzen und nach kurzer Erholung sogar wieder seines Amtes walten konnte. In der Winterschen Mordsache haben in Konitz wieder vor dem Untersuchungsrichter umfangreiche Vernehmungen stattgefundeu. Ver nommen wurden die Nachbarn der Familie Masloff. Sie wurden darüber befragt, was die Maslofis am Mordtage getrieben und ob man an jenem Tage Ernst Winter dort gesehen habe. Uber das Ergebnis der Vernehmungen verlautet, bisher nichts. ., „IN i In dem Frankfurt—Mün chener Schnellzuge harte ein junger Amerikaner die Tür eines Abteils 2. Klasse zwischen Offen bach und Frankfurt während der Fahrt geöffnet und dieselbe auch offen stehen lassen. Ein gleich darauf vorbeisausender Zug faßte die Tür und zertrümmerte sie. Auf dem Haupt bahnhofe Frankfurt vorgesührt, wurde der Amerikaner ersucht, sofort 150 Mk. für die noch festzusetzende Strafe und eine neue Tür zu hinterlegen. Der Amerikaner legte 150 Mk. auf den Tisch, spuckte aus und. verschwand mit einem „^11 eixlir, Aooä b^s!" Ermordung eines Geldbriesträgers. Der Schlettstadter Geldbrieflräger Ehret wurde am Hellen Tage von einem 16 jährigen Bild hauer, dem er einen kleinen Geldbetrag über brachte, überfallen und erstochen. Es gelang, den jugendlichen Mörder bereits am nächsten Tage zu verhaften. Millionen-Erbschaft. Der vor etwa 30 Jahren von Landstuhl nach Amerika aus gewanderte Franz Schanne ist in Baltimore gestorben und hinterläßt zwei Millionen Mark, aber keine direkten Erben. Die Erbschaft wird deshalb den Kindern seines schon früher verstorbenen Bruders, die sämtlich Arbeiter find, zufallen.. Das Opfer einer nnfinnigen Wette wurde in Kattowitz der Arbeiter Letron. Seinen Wagemut, gegen einen geringen Wetteinsatz einen Liter Schnaps auf einmal zu trinken, mußte er mit dem Tode büßen. Bald, nach dem Genuß des Alkohols begab sich L. in einen Keller, wo er tags darauf aufgesunden wurde. Ins Lazarett gebracht, verstarb er an Alkohol- vrrgiftung. Es ist die alte Geschichte. In der Nähe der Galgenbrücke in Waldkirch (Baden) fand man die 19 jährige Fabrikarbeiterin Mongarti und den 25 jährigen Maurer Leoncedis Ms Venzone, der zuletzt in Freiburg gearbeitet hatte, erschossen vor. Es liegt Selbstmord im Einverständnis vor, da das Mädchen noch vor her ihre Wertsachen einer Kollegin, der sie Geld schuldete, schriftlich vermacht hatte. Die Stierkämpse. Wie in Budapest haben die Siierkämpfe jetzt auch in Bordeaux Fiasko gemacht. Der Verlauf war auch in diesem Falle sehr ungünstig und zu weiteren Versuchen nicht verlockend. Der eine Espanada wurde beim dritten Gange schwer verwundet, und bei den nachfolgenden kamen einige leichtere Unglücksfälle vor. Das Publikum pfiff und zischte, und als die Picadores, die bei einer Corrida alle vor dem Stier ausgerissen waren, die Arena verließen, verursachie das Volk einen Aufstand — die Barrieren und Bänke wurden zerbrochen und die Arena gestürmt —, daß die Polizei sich einmischen mußte. Ausschreibungen bet Streiks. In Brest hat der dort bestehende Ausstand der Straßen- bahnangeftellten, nachdem gegen mehrere Aus ständige gerichtliche Urteile ergangen sind, zu Ausschreitungen geführt. Es fanden große An sammlungen statt, gegen die 150 berittene Gendarmen und 500 Mann Infanterie auf geboten werden mußten. Sie wurden mit Steinen beworfen und konnten die Menge erst auseinandertreiben, nachdem sie mit der Waffe gegen sie vorgegangsn waren, wobei mehrere ein Telegramm, seinen Sohn betreffend, vorliege, daß man es ihm aber erst gegen Zahlung von zwanzig Rubel aushändigen werde. Der arme Mann war nicht im Besitz des verlangten Geldes. Alle Bitten des geängstigten, in höchster Sorge be findlichen Vaters halfen nichts; er mußte wieder weggehen, und cs gelang ihm mit Mühe und Not, in größter Hast die verlangte Summe aufzuireiben, die er dann dem Polizeikommissar übergab. Hierauf empfing er das Telegramm. Es war voni General kommando und enthielt die Nachricht, daß sein Sohn — gefallen sei. Schwere Unwetter suchen die mittleren, westlichen und südlichen Staaten der Union heim. Tausende von Morgen große Gehöfte in Kansas, Nebraska und Oklahoma find über schwemmt und die Ernten vernichtet. Der General UuropatkiN(x) besichtigt -ie russischen Stellungen bei Liaujang. Personen verwundet wurden. Es wurden eine Anzahl von Verhaftungen vorgenommen. Durch die Steinwürfe wurden der Präfekt, ein Oberst, sowie der Stabschef der Garnison getroffen. Die Stadt ist militärisch besetzt. DaS Bekenntnis eines Mörders. George Breeze, ein bis dahin völlig unbescholtener, in seinem Berufe musterhafter Mann in London, er drosselte die Gattin seines besten Freundes Chisholm. Die Sache schien zunächst unerklärlich, da niemand, am allerwenigsten Chisholm, der mit Breeze im gemeinsamen Klub täglich Fußball spielte, etwas Verdächtiges bemerkt hatte. Erst das Bekenntnis, das Breeze niederschrieb, hellte das Dunkel deS tragischen Ereignisses auf. Breeze liebte die schöne, junge Frau Chisholm leidenschaftlich und wurde wiedergeliebt-, der Gedanke, daß Margaret nicht ihm, sondern Chisholm gehöre, machte ihn rasend. Auch Margaret fühlte sich unglücklich und sprach cs öfters vor Breeze aus, daß sic sterben möchte. „Soll ich dich töten?" fragte Breeze. „Ich glaube nicht, daß du eS tun könntest. Du hast nicht den Mut dazu." Daraufhin erdrosselte Breeze die Geliebte. „Ich tötete sic" — bekennt er — „weil mich ihr schönes Gesicht zur Verzweiflung trieb. Sie zwang mich, es zu tun." Breeze erklärt, daß er seine Tat nicht bereue und jederzeit zu sterben bereit sei. Russische Beamtcnwirtschaft. Der nach stehende, unerhörte Vorfall, der für russische Ver hältnisse bezeichnend ist, wird der .Brest. Zig/ von beteiligter Seite unter Angabe sämtlicher Namen nnd Einzelheiten mitgeteilt: Ein jünger Russe, der zur zeit seiner Militärpflicht genügt, ging mit seinem Regiment nach dem ostasiatischen Kricgsschanvlap. Die Eltern erhielten mehrfach Briefe,' indessen seit einigen Wochen blieb jede Nachricht aus. Begreif licherweise befanden sich die Eltern in Angst nnd Sorge. Bor ^wenigen Tagen wurde der Vater ans das Polizeirevier gerufen und ihm mitgeteitt, daß Eisenbahnverhr im Kansas ist vollständig ge lähmt. Die Straßen vieler Städte find in reißende Ströme verwandelt. An vielen Orten gingen schwere Gewitter nieder und verursachten mehrere Brände. Eine Wasserhose verursachte in Clifton in Oklahoma großen Schaden, sechs Personen ertranken. Der Bürgermeister von Kansas City telegraphierte nach Washington um Hilfe. Aufruhr in einer Menagerie auf hoher See. Eine aufregende Reise hatten die Passa giere des Dampfers „Minnesota" auf ihrer Fahrt nach New Dork. An Bord befanden sich 26 Käfige mit wilden Tieren, die für eine amerikanische Menagerie bestimmt waren. Einem Eisbären gelang es, aus seinem Käfig zu ent kommen. Dadurch wurden die andern Tiere furchtbar erregt: es entspann sich ein Kampf zwischen einer Hyäne und zwei Bären. Zwei Affen starben vor Furcht, und der Kapitän drohte schon die Bestien zu erschießen, als es endlich gelang, den Eisbären wieder einzufangen und die Hyäne und die beiden Bären durch glühende Eisenstangen auseinander zu bringen. Immerhin dauerte es aber noch einige Stunden, bis sich die Aufregung der Passagiere und der unruhigen Tiere gelegt hatte. Eine automatische Stiefelputzmaschine, die elektrisch betrieben wird, hat, wie wir in einem englischen Blatte lesen, ein Amerikaner namens Zimmermann erfunden. Sie wird viel leicht dem blühenden Gewerbe der Stiefelputzer in Amerika den Garaus machen. Der Apparat besteht in der Hauptsache aus einer kreisrunden Plattform, die alle zwei Minuten eine voll ständige Umdrehung macht. Auf der Plattform sind sechs Sitze. In einer Runde macht sie sechs Pausen von je 20 Sekunden, und während dieser Pausen wird das Stiefelwichsen ausge führt. Wer sich die Stiefel putzen lassen will, steigt auf die Plattform und läßt sich auf einem der sechs Sitze nieder. Hat sich dann die Plattform bis zu Station 1 bewegt, so kommt dort, während der ersten Pause, die erste Reihe Bürsten auf die feststehenden Stiefel herab nnd entfernt allen Schmutz von dem Leder. Auf Station 2 kommt ein Reinigungsmittel zur An wendung: auf 3 wird dieses abgerieben; auf 4 wird die Wichse aufgetragen und 5 der end gültige Glanz gegeben. Nach der sechsten Pause von 20 Sekunden hat die Plattform den Kunden bis zur Abspringstation gebracht, und die Stiefel sind spiegelblank. 1800 Paar Schuhe bei einer zehnstündigen Arbeitszeit — das ist der tägliche Rekord dieser neuen Maschine, zu deren Be dienung nur zwei Leute nötig find, die auf die Kunden achten und den elektrischen Motor von zwei Pferdekräften beaufsichtigen. GericktskaUe. Arnsberg. Das hiesige Schwurgericht verurteilte den Bäckergesellen Franz Hesse wegen Mordes, be gangen an der elfjährigen Klara Braun in Weidenau, nach dreitägiger Verhandlung zum Tode. Braunschweig. Die hiesige Strafkammer ver urteilte nach zweitägiger Verhandlung die Ehefrau deS Majors b. Sydow wegen gefährlicher Körper verletzung in fünf Fällen, davon einer gemeinschaft lich mit ihrem Ehemann, zu vier Monat Gefängnis. Frau v. Sydow war beschuldigt, ihre eigene zwölf jährige Tochter fortgesetzt mißhandelt zu haben. München. DaS Kriegsgericht der 1. Division verurteilte den Zahlmeister Stierhoff der 2. Ab- teiung des 1. Bayr. Feldartilleric-RegimcntS wegen Unterschlagung amtlicher Gelder zu einem Jahr Ge fängnis. Der Verurteilte, der die Tat leugnete, hatte, wie durch Zeugen festgestellt wurde, einen Betrag von 130,19 Mk: unterschlagen. buntes Allerlei. Von der Findigkeit unsrer Post wird der ,Tägl. Rundsch/ folgendes geschrieben: „An meine liebe Braut Hedwig, zurzeit in Bad Nauheim in Deutschland" — so lautete infolge einer Wette zwischen zwei Herren in Riga die Adresse einer Postkarte, deren Adressatin sich seit einiger Zeit in Bad Nauheim befand. Aus der dickleibigen Kurliste der letzten Wochen wurden „mit heißem Bemühen" die zahlreichen Hedwigs amtlich „herausgezogen" und alsdann im Briefträgerzimmer festgeftellt, daß eine darunter fast täglich Briefe und Karten aus Rußland erhielt, was als Indizienbeweis starken „Verlobtseins" aufgefaßt wurde. Und richtig, diese Annahme täuschte nicht, und ohne Zeitverlust gelangte die Karte tatsächlich in die zarten Hände der Adressatin. Ein chinesischer Münchhausen. Ein be kannter chinesischer Diplomat erzählte folgendes Geschichtchen: Er hatte drei Hunde. Als er eines Abends heimkam, fand er sie auf seinem Lager aus Teakholz und Marmor schlafen. Er trieb sie herunter und prügelte sie. Als er am nächsten Abend nach Hause kam, lagen die Hunde auf dem Fußboden. Als er ober mit der Hand auf das Lager faßte, fand er es noch warm von ihren Körpern, so daß er sie wieder durchprügelte. Am dritten Abend kehrte er noch früher als gewöhnlich zurück und siehe da — die Hunde saßen vor dem Lager und pusteten darüber hin, um es abzukühlen. * » * Schlechte Ausrede. Richter: „Nun, wenn Sie nicht die Absicht hatten, den Kläger zu be rauben, warum hielten Sie da das Automobil mitten im Walde an und ließen den Kläger erst weiterfahren, als zufällig ein Förster kam?" — Strolch: „Ich wollte nur ein bißchen Benzin von ihm, da ich mir einen Fleck in meinen An zug gemacht hatte!" ßMeggend.o Schlagfertig. Vater: „Schlingel, hast mich schon wieder angelogen, was soll einmal aus dir werden?" — Kleiner Sohn: „Förster." (.SHn.-) Telegramm aus einem Kurort. „Lieber Mann! Rheuma, Geld, Töchter — alles los geworden. Emilie." c,M. «ey — im kritischen Augenblick ein Paket mit Eßwaren I hervor, von denen er schweigend dem Knaben ein paar Brocken überreichte. , Trotz seines Hungers wagte Jehann nicht, das.Gebotene auch nur zu berühren, bevor er sich überzeugt hatte; daß der Reiter wirk lich selber äße — ja, wirklich kaue und schlucke, ohne sich nur so zu stellen. Er hatte zwar nicht viel gelernt, aber das eine wußte er ganz bestimmt, — hatte er es doch selbst aus dem Munde eines ehrwürdigen Men gehört, — daß es em unfehlbares. Mittel gebe, den Teufel in allen Verkleidungen zu er kennen, da er -niemals Nahrung zu sich nähme. Sie ritten nun wieder stillschweigend fort und das Vergnügen, das ihm der Genuß des Brotes gewährte, ließ Jehann seine schlimmen Befürchtungen beinahe vergessen. Ungefähr eine Stunde vor Mittag gelangten sie zu einem kleinen Bauernhöfe und der Zauberer — denn Jehann zweifelte nicht daran, daß sein neuer Meister ein Zauberer sei — zog endlich wieder an den Zügeln seines schnaufen den Pferdes. „Steig ab!" klang es wieder hart zwischen den bartlosen Lippen. . Jehann fchaute sich unwillkürlich nach einem Baumstumpfe um. - Der Meister musterte ihn mit durchdringenden Blicken und schien an seiner zerrissenen Kleidung Mißfallen zu finden. „Gehe in das Haus," herrschte er, „klopfe an die Tür und sage den Leuten, daß Solomon Notredame von Paris zwei Hühner ver langt." Jehann schritt durch einen schmalen Hof, auf dem sich die Schweine im Moraste wälzten, und machte einer Frau, die ihm entgegenkam, die Bestellung des Meisters. Ohne ein Wort zu erwidern, überreichte die Frau dem Knaben zwei Hühner, die zusammen gebunden auf dem Herde lagen. Dann schlug sie hastig die Tür zu, als fürchte sie ein Unheil von dem kleinen Boten. Jehann wunderte sich jetzt über nichts mehr und brachte die Hühner zum Meister. „Höre mich," sagte der Reiter, und seine Stimme klang, als käme sie aus der kalten Erde. „Gehe in die Stadt, die du dort vor uns liegen siehst. Auf dem Marktplatze wirst du eine Schenke finden, auf deren Schild drei Tauben gemalt find. Dort biete diese Hühner znm Verkaufe, fordere aber einen Silber-Livre für das Stück, damit fie dir niemand abnimmt, und dann schleiche dich unter irgend einem Vor wande in den Stall. Dort lege unbemerkt diesen weißen Klumpen, den ich dir hier gebe, in das Futter eines grauen Pferdes, das im Stalle steht, und nachher halte dich in der Nähe der Haustür. Wenn ich dann komme, so tust du, als ob du mich nicht kennst. Hast du verstanden?" Jehann bejahte. Er mußte jedoch die er haltene Anweisung von Anfang bis Ende wiederholen, bevor er sich der Stadt zuwenden durfte. Frei! Zum ersten Male frei und allein auf der Landstraße! Jehann drehte und drehte den Kopf—doch der Reiter blieb wirklich zurück und verschwand nun ganz und gar hinter der Biegung des Weges. Da plötzlich blieb Jehann entsetzt stehen — er erschrak vor seiner eigenen Stimme, denn er hatte laut zum Himmel auf- gejubelt. Ungefähr eine Stunde später hielt ein Reiter vor der Schenke „Zu den drei Tauben" in Dvetot. Der Wirt schmeichelte fich, daß er sich auf Gäste in und aus kenne, als er jedoch durch die gelblichen Scheiben auf den Ankömm ling sah, mußte er sich gestehen, daß er einen so sonderbaren Gesellen noch niemals ge sehen habe. Der Fremde war von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidet und er trug eine so stolze Haltung zur Schau, als gebiete er über ein großes Gefolge, trotzdem auch nicht ein einziger Knecht hinter ihm ritt. Sein Gesicht war lang, dünn und starr, als sei es gefroren. Eine dicke schwarze Linie, die fich quer über die Nase ausdehnte, vertrat die Stelle der Augenbrauen und trug dazu bei, das Unheimliche der Er scheinung zu erhöhen. Der verblüffte Wirt kratzte sich hinter den Ohren. Trotz all seiner Erfahrung konnte er das Wesen und den Stand des Fremden nicht ausfindig machen; um aber auf alle Fälle sicher zu gehen, trat er zu dem Reiter und fragte nach seinem Begehren. „Ich werde hier zu Mittag speisen," ant wortete der Fremde herablassend, indem er vom Pferde stieg und dem Wirte die Zügel zuwarf. Bei dieser Bewegung öffnete fich der schwarze Mantel und zeigte den erstaunten Augen des Wirtes wirre kabbalistische Figuren, die auf der Innenseite mit weißem Garne gestickt waren. Der Fremdling trat mit gemessenen Schritten in das Gastzimmer, das gerade leer war; er schien tief in Gedanken versunken und plötz lich blieb er stehen, unverständliche Worte murmelnd. Der Wirt begann zu fürchten, daß er es mit einem Wahnsinnigen zu tun habe, und er versuchte vergebens, den Gast zur Beant wortung seiner schüchternen Fragen zu bewegen. Plötzlich glaubte er, er solle in den Boden finken, denn der Fremde wandte fich an ihn mit lautem Ausrufe: „Das ist's! Das ist's!" rief der Unbekannte. „Ich hab's! Diesem Hause droht ein schweres Unheil!" „He?" fragte der Wirt entsetzt, „ein Unheil?" „Ist hier jemand krank?" fragte der Fremde, indem er die kalten Augen auf seinen Gefährten richtete. „Nein, Euer Gnaden, gewiß nicht!" „Befindet fich ein Krüppel im Hause?" „Nein, Euer Gnaden!" „Und alles ist sonst in der Ordnung?" „Gewiß, Euer Gnaden!" „Ihr irrt Euch," antwortete der Fremde ent schieden. „Ihr müßt wissen, daß ich Solomon bin, der Sohn von Cäsar, der Enkel von Michel Notredame von Paris, von den Weisen der gelehrte Nostradamus genannt, der die Zu kunft lesen kann und auf dem großen weißen Pferde des Todes dahinreitet! Alle verborgenen Dinge erschließen vor mir ihr Geheimnis!" Der Wirt starrte den Sprecher mit weit geöffnetem Munde an. Seine Frau und die Magd, die neugierig herbeigekommen waren, bekreuzten fich einmal über das andre. ZP i (Fortsetzung folgt.)