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politilcke Kunälckau. Der russisch-japanische Krieg. * Die Japaner find wieder im Vor - rücken begriffen, nachdem das Regenwetter oder auch strategische Rücksichten einen Still stand der Operationen für kurze Zeit notwendig gemacht hatten. * Die Japaner haben Kaiping be setzt, was für sie eine sehr wertvolle Stellung sein soll. *Um Port Arthur find heftige Kämpfe im Gange. Die Japaner haben bereits zwei wichtige Außensorts eingenommen, halten auch mehrere Anhöhen besetzt, auf denen Belagerungsgeschütze aufgestellt worden find. Alles ist bereit für den letzten Sturm- ll n g r i f f, der jeden Augenblick erfolgen kann. *Die russische Flotte in Port Arthur hat wieder einen vergeblichen Versuch gemacht, auszulaufen. * Abermals wird über einen Erfolg des russischen Wladiwostok-Geschwa ders berichtet, das der japanischen Transport- flotte schon so viele Verluste beigebracht hat. In Tokio geht das Gerücht, daß der seit einigen Tagen vermißte japanische Dampfer „Seyer Maru" von den Russen in den Gewässern von Hokhaido Gesso) in den Grund gebohrt worden ist. Deutschland. * Kaiser Wilhelm Hal an sein nach dem ostafiatischen Kriegsschauplätze abgehendes Wyborgschss Grenadierregiment einGlückwuns ch - Telegramm gerichtet, das mit den Worten schließt: „Meine auf richtigsten Wünsche begleiten das Regiment; Gott segne seine Fahnen!" Offiziös wird darauf hingewicssn, daß das Telegramm rein soldatisch, nicht politisch sei; der König habe auch seinerzeit seine englischen Royal-Dragoner beglückwünscht, als sie nach Südafrika gingen und ebenso habe er kürzlich bei der Parade den japanischen Vertretern gegenüber seine „Be wunderung über die Bravour der japanischen Truppen" ausgesprochen. * Einige Plätter haben neuerdings Mit teilungen über den Zeitpunkt des Inkraft tretens der neuen Handelsver träge gebracht. Diese Angaben beruhen, wie die offiziösen ,Berl. Polit. Nachr.' erklären, lediglich auf Vermutungen. Gegenwärtig weiß noch niemand, wann die neuen Verträge und damit der neue Zolltarif in Kraft treten werden; denn mit den Staaten schweben die Verhand lungen noch oder sollen erst beginnen, ferner wird auch noch die künftige Regelung der Meist begünstigung zur Entscheidung zu bringen sein. Kurz, von der Vorausbestimmung eines Termins für das Inkrafttreten der neuen Handelsver träge kann noch keine Rede sein. *Der Staatssekretär des Reichsjusiizamts Nieberdmg hat bei seiner jüngsten Anwesenheit in München Veranlassung genommen, sich mit dortigen maßgebenden Persönlichkeiten über die Frage der Entlastung des Reichs gerichts auszusprechen. * Das Schlachtschiff „Schwabe n" ist auf einer Probefahrt in der Nähe von Fehmarn leck geworden. Man glaubte zuerst, daß das Schiff auf einen Stein geraten sei, doch hat ein Absuchen der Unfallstelle diese Ver mutung bisher nicht bestätigt Der Panzer ist ins Dock der kaiserlichen Werft in Kiel ge gangen. Es hat sich eine größere Beschädigung herausgestellt, als nian erwartet hatte. Der Boden an der Backbordseite ist eingebeult und ein Flügel der Backbordschraube abgestoßen. Die Ausbesserung wird mehrere Wochen in An spruch nehmen. *Nach einer Bekanntmachung des preuß. Kriegsministers im ,Armee-Verordnungsblatt' hat die Rekruteneinstellung, soweit deren Festsetzung noch Vorbehalten ist, nach näherer Anordnung der Generalkommandos in der Zeit vom 11. bis einschl. 14. Oktober d. zu erfolgen. *An der Ausdehnung des Kranken- verficherungszwanges auf das Gesinde und die landwirtschaftlichen Arbeiter wird in vorbereitender Weise gearbeitet. Gleichzeitig bildet die Frage der Vereinfachung des Auf baues der Arbeiterversicherung unausgesetzt den Gegenstand ernsthaftester Bemühungen der um die Fortbildung der Sozialreform besorgten amt lichen Stellen. * Früher, als es in der Absicht des Generals von Trotha lag, hat der Vormarsch unsrer Truppen gegen die Hauptmacht der Hereros am Waterberg begonnen. General Oberleutnant Techow ch. Oberleutnant Techow, der in den ersten Tagen des Herero Ausstandes in Windhoek das Kommando führte, ist infolge eines Unfalls plötzlich gestorben. Der junge Offizier, ein Sohn des bekannten Senats- Präsidenten beim OLerverwaltungsgericht, leitete die Verteidigung von Windhoek, solange Gouver neur Leutwein im Süden des Schutzgebietes weilte, entsandte auch eine Ersatzkolonne nach dem damals schwer gefährdeten Okahandja. Später nahm er an dem Feldzug gegen die Hereros aktiven Anteil. Der Schutztruppe gehörte er seit 1902 an. von Trotha wollte bekanntlich das Eintreffen weiterer Verstärkungen abwarten, ehe er zum entscheidenden Schlage ausholte, .er hat sich aber schon jetzt zur Einleitung der Leutnant v. Wurmb, der älteste Sohn des Staatsministers von Sachsen- Weimar, ein Jugendfreund des deutschen Kron prinzen, ist in Okahandja dem Typhus erlegen. Hauptaktion gegen den Feind genötigt gesehen, weil dieser allem Anscheiu nach versucht, sich der Umklammerung durch unsre Truppen zu entziehen, ehe der Ning der deutschen Kolonnen sich noch fester schließt. Eine Patrouille unter Leutnant Lekow überraschte bei Orutjiwa eine Abteilung Hereros und fügte derselben große Verluste bei. Auf deutscher Seile waren keine Verluste zu verzeichnen. England. . *Zu dem Aufenthalt der deutschen Kriegsschiffe in Plymouth wird be richtet, daß Admiral v. Köster für sich und 60 Offiziere die Einladung des Bürgermeisters zu einem Festmahl annahm, zu dem 250 Gäste geladen waren. Für die deutschen Malrosen ist allgemeiner Urlaub bewilligt worden; man sieht viele Hunderte von ihnen in den Straßen von Plymouth und Devonport, deren schmuckes Aussehen und gutes Benehmen sehr bewundert werden. Schaulustige find von allen Teilen von Devonshire und Cornwall ge kommen, um die deutschen Kriegsschiffe zu sehen; eine große Zahl von Vergnügungs dampfern und Booten, die Zuschauer bringen, umschwärmen die Flotte. *Ein englischer Marineoffizier protestiert im ,Daily Expreß' gegen die „ allzu häufigen Besuche der deutschen Flotte in eng lischen Kriegshäfen, namentlich scheint ihn die am Sonntag erfolgende Ankunft der „größten Flotte, die Deutschland jemals nach England entsandt" hat, zu beunruhigen. „Die Deutschen kommen nicht der Gastfreundschaft wegen," schreibt dieser Offizier, „sondern um zu sehen, was und wie wir es tun. Es sei daher nicht zu verwundern, daß das deutsche Marineinsorma- tionsbüreau besser unterrichtet sei als selbst die englische Admiralität." (Das war ja ein sehr angenehmer Willkommengruß von unsern „lieben Vettern".) Schweden-Norwege«. *JmschwedischenStaatsrat wurde der Beitritt Schwedens zur Berner Kon vention vom 1. Agust 1904 ab beschlossen. Balkanstaate«. *Zwei Dynamitanschläge gegen türkische Bahnzüge haben dieser Tage stattgefunden. Der Schnellzug Wien-Salonichi hatte am Montag in Amatowo einen zweistündi- Aufenthalt, weil eine 15 Kilogramm schwere Dynamitmine auf den Schienen gefunden wurde. Ein Soldat und ein Bahnwärter wurden bei Aufhebung der Patrone getötet. Fast zu gleicher Zeit wurde in Dedragatsch ein Anschlag gegen einen Bahnzug verübt, infolgedessen viele Per sonen getötet und verwundet sein sollen. Gegen die Komitatschis herrscht große Erbitte rung, da man neue Verwickelungen befürchtet. * Die griechische Kammer hat zum Bau von 3 P a nz ers ch if f e n und 18 Torpedo booten und Torpedobootszerstörern 20 Mil lionen Drachmen bewilligt. Mmertta. * Der demokratische Präsidentschafts- Kandidat Parker erhielt im ersten Wahl gange 658 Stimmen seiner Parteigenossen. So dann wurde ein Antrag angenommen, wonach seine Kandidatur einstimmig erfolgte. Wenn Parker allein endgültig als Kandidat aufge stellt wird, dann ist am Siege Roosevelts nicht zu zweifeln. Gefährdet wird die Wiederwahl des jetzigen Präsidenten erst, wenn Cleve land als demokratischer Kandidat aufgestellt wird, was immer noch möglich ist. Afrika. * In Tanger wurde von zwei Arabern ein Einbruchsdiebstahl in der deutschen Gesandtschaft versucht. Die davon be nachrichtigte Behörde hat der Gesandtschaft eine militärische Wache gegeben. Die Vermutung liegt nahe, daß auch bei diesem Einbrüche der Räuber Raisuli oder ihm nahestehende „Per sönlichkeiten" die Hand im Spiele haben könnten; nachdem man sich an Amerikanern und Engländern vergriffen hat, hat man sich jetzt eine kleine Beunruhigung unsrer Gesand- schaft geleistet. Asien. *Boxer-Unruhen find in der Provinz Kw angst von neuem ausgebrochen. Der Gouverneur unternahm alsbald Schritte, um das Umsichgreifen der Bewegung zu verhüten, wobei man indessen den Gegner unterschätzte, sodaß das Truppenaufgebot geschlagen wurde mrd sich alsbald zurückziehen mutzte. Dadurch ist leider dem Glauben der größeren Beenge an die Sieghastigkeil der Boxer merklicher Vor schub geleistet worden, sodaß ein weiteres Umsichgreifen der Bewegung befürchtet wird. Der rufsisck-)Lpamscke k^ieg. In einem Telegramm aus der russischen Hauptstadt, das der ,Daily Telegraph ver öffentlicht, heißt es, daß der unveröffentlichte Bericht des Admirals Withoeft über die letzte Ausfahrt der Flotte von Port Arthur einige interessante Informationen über die Flotten vor und in Port Arthur enthalte. Wir verzichten auf die Wiedergabe der an das Blatt tele graphierten Einzelheiten aus dem Bericht, denn es handelt sich fraglos nur um Mutmaßungen. Daß die japanische Flotte stärker ist als die russische, wissen wir, sonst stände es schlimm um Japan. Dann hatte derselbe Korrespondent eine längere interessante Unterredung mit einem russischen Marinebeamten, der über eine große Ersahrung verfügt, und den er fragte, wie sich die russische Admiralität eigentlich die Zutuns! der russischen Flotte denke, wenn Port Arthur wirklich falle. Der Beamte antwortete darauf, vor vierzehn Tagen habe man sich über diese Frage sehr große Sorgen gemacht, aber nach der glücklich durchgeführten Ausfahrt des russischen Geschwaders sehe man die Sache viel vertrauensvoller an, denn daraus gehe doch hervor, daß der Eingang zu dem Hafen nicht- in gefährlicher Weise verstopft sei. (Es ergibt sich hieraus, daß man sich in Rußland wenigstens schon mit dem Gedanken an den Fall Port Arthurs vertraut gemacht hat.) Die Russen würden also schon den richtigen Moment für die Ausfahrt zu wählen wissen. Die Gefahr dabei sei immer für die Japaner am größten, denn selbst wenn die Russen einige Schiffe verlören, würden sie sicherlich auch einige der großen japanischen Panzer zer stören, deren Beseitigung die schnelle Beendigung des Krieges um ein Bedeutendes näher rücken würde, die in erster Linie ungeheuer vorsichtig sein müßten. Das Bedenkliche sür die Russen liege nur darin, daß die Schiffe die im Februar beschädigt wurden, nicht ganz so brauchbar seien wie intakte Schiffe: Teilweise seien diese nur notdürftig wieder geflickt worden, während es nur bei einem gelungen sei, die Reparaturen gründlicher auszuführen. Die zweite Frage sei, wohin sich der russische Admiral wenden solle, wenn es ihm glücklich gelungen sei, den Hafen zu verlassen. Am natürlichsten würde es sein, den Hasen von Wladiwostok zu erreichen, aber die Aussichten dafür seien doch ziemlich gering. Wahrscheinlich würde es; sein, daß der russische Admiral dann nach Wei-Hai-Wei oder Kiautschou gehe, um sich zu ergeben, denn das würde jedenfalls den Vorteil haben, daß die Überreste des Geschwaders gerettet werden würden. Die eigentliche Absicht des Admirals, als er neulich aus dem Hafen ausbrach, war, nach Kiautschou oder Wei-Hai-Wei zu gehen, und diese Mög lichkeit sei auch auf diplomatischem Wege be reits mit den deutschen Behörden besprochen worden. Wahrscheinlich habe das Anlaß zu den Gerüchten gegeben, die neulich in der japanischen Hauptstadt verbreitet waren, als behauptet wurde, Deutschland werde die Neu tralität brechen und dem russischen Geschwader zeitweilig Unterkunft gewähren, wovon aber natürlich durchaus keine Rede sei. (Sicher nicht. Denn alsdann hätte ja 1871 auch die Schweiz die Neutralität gebrochen, als General Bourbaki mit 80 000 Mann auf ihr Gebiet übertrat.) Die deutsche Regierung werde auch nicht um eine Haaresbreite von dem Wege ab? gehen, der durch die interationalen Gesetze der Neutralität vorgefchrieben sei. Die Sache stehe also so, daß die russische Flotte bereit sei,'einige Schiffs zu opfern, um den Japanern zur See möglichst viel Schaden zuzufügen, und wenn es keinen andern Ausweg mehr gibt, die Lichter zu löschen und unter dem Schutze der Dunkelheit den nächsten neutralen Hafen er reichen zu suchen. Die Schiffe des Geschwaders von Wladiwostok hätten ja neuerdings zur Genüge gezeigt, wie leicht es ist, mit aus gelöschten Lichtern und durch Veränderung des Kurses bei Nacht einem verfolgenden Feinde zu entgehen. A. Oer sauberer von Paris. 4s Roman von S. I. Weymann. (Fortsetzung Jehann stand einen Augenblick zögernd und dann, ohne ein Wort zu erwidern, drehte er sich um und verschwand in der Dunkelheit, in derselben Richtung, die er gekommen war. Der Unbekannte stieß einen verhaltenen Fluch aus. Ehe er jedoch mit sich im klaren war, was zu tun sei, flüsterte eine Stimme an seiner Seite: „Ich habe ihn wieder durch das Fenster gesteckt; hätte ich ihn hier gelassen, so würden ihn die Hunde und Buben getötet haben." Anstatt einer Antwort zog der Reiter den Knaben mit heftigem Rucke zu sich aufs Pferd und herrschte ihm zu, sich festzuhalten. Dann ging es in flottem Trabe in die Dämmerung hinaus durch die schweigenden Straßen, in denen noch vor wenigen Stunden der Lärm des Marktes getobt hatte. Nur hie und da tauchten aus dem Halbdunkel ein Packpferd oder ein Esel auf, und manchmal erhoben sich Bettler von ihrem harten Lager, um die Reisenden mit weinerlicher Stimme um Almosen anzuflehen. Sie kamen an dem Baume vorbei, von besten Krone Jehann noch gestern das Seil quer über die Straße gespannt hatte — schaudernd umschlang er seinen neuen Beschützer, als wolle er sich überzeugen, daß er auch wirk lich der Vergangenheit entfliehe, um einer neuen und bessern Zukunft entgegenzugehen. Da trat plötzlich das Bild des wimmernden Taras vor seine tränenfeuchten Augen. Was würde aus dem Affen werden? Was würde der Meister ihn schlagen, um seinen Zorn über die gelungene Flucht auszulassen! Bald lag Fecamp west hinter ihnen. Das silbern goldene Licht der Morgenröte kämpfte siegreich mit den schwarzen Wolken der Nacht, die wie ein geschlagenes Heer davonflohen, um zwischen ihren ungeordneten Scharen den blauen Äther hervorschimmern zu lassen. Aus der nebelbedeckten Landschaft lugten geheimnis voll wundersame Gestalten von Bäumen vor und der scharfe Morgenwind sandte einen Schauer durch die leicht bekleideten Glieder des Knaben. Doch Wind und Nebel hasten plötz lich eine neue Bedeutung >ür Jehann ange nommen — sie flüsterten von Hoffnung und Glück und Freiheil. Nachdem der erste Taumel vorüber war, nahmen die Gedanken des Knaben eine neue Richtung und beschäftigten sich mit dem Manne, der dort vor ihm saß, ohne sich umzudrehen oder ein Wort an ihn zu richten. Was für ein Mann war er? Wo kam er her? Warum hatte er ihm geholfen? Jehann hatte von bösen Geistern, Menschenfressern und Mesen ge hört, die Kinder in den Wald schleppen, um sie dort ungestört zu verschlingen. Auf den Märkten hatte er ost schaurigen Gesängen ge lauscht, welche die Taten dieser Ungeheuer in glühenden Farben schilderten. Alle diese Er innerungen drängten jetzt plötzlich aus dem schweigsamen Walde auf ihn ein. Die Bäume warfen so schwarze Schatten, die Äste ver drehten sich zu so furchtbaren Gestalten, und der gleichförmige Hufschlag des Pferdes tönte so unheimlich durch das Schweigen der Land schaft, daß Jehann aus dem Traume seines Glückes mit jähem Schrecken erwachte. Am Horizonte tauchte finster ein Wald auf, mit jedem Husschlag näherten sie sich dem Unheil verkündenden Gehölze. — Trab! Trab! klang es und Jehanns Herz pochte im lauten Echo: Trab! Trab! — Sie langten bei den ersten Bäumen ar. und ganz wie Jehann es erwartet hatte, zog der Reiter an den Zügeln imd brachte das Pferd zum Stehen. Jetzr sprach er das erste Wort, seit dem sie Fecamp verlassen. „Steig ab!" herrschteer. Jehann gehorchte, doch klapperten seine Zähne, und seine Beine versagten ihm fast den Dienst. Er erwartete, daß der Mann ein großes Messer heroorziehen und seine Spieß gesellen herbeirufen werde, um sich mit ihnen in die Mahlzeit zu teilen. Anstatt dessen jedoch schrieb der Fremdling mit dem Finger sonder bare Kreise in die Luft und wies dann auf einen alten Baum, der in der Nähe stand. „Du wirst dort auf der Seite, die dem Wege entgegengesetzt ist, ein Loch finden," sagte er, „schau hinein!" Jehann näherte sich zögernd dem Baume und fand das Loch. „WaS siehst du ?" fragte der Reiter. „Einen Kupfer-Sou," antwortete Jehann. „Her damit!" Der Knabe brachte das Geldstück. „Steig auf!" befahl der Unbekannte. Sie ritten weiter. Ungefähr in der Mitte des Waldes hielten sie abermals. „Steig ab!" Der Reiter zog, wie vorher, mit feierlicher Gebärde seine Kreise durch die Luft. Dann wjes er auf einen andern Baumstamm am Wege. Diesmal sand Jehann zu seinem Er staunen in der Höhlung eine große Silber münze, die er zitternd seinem neuen Meister aushändigte. Fast am entgegengesetzten Ende des Waldes hielten sie zum dritten Male und jetzt fand Jehann im Baume ein großes Goldstück, nach dem der Reiter mit besonderer Sorgfalt seine geheimnisvollen Zeichen gezogen. Jehann dachte jetzt nicht mehr an Menschen fresser und Riesen, sondern ein andrer und mindestens ebenso schrecklicher Verdacht drängte sich ihm auf. Das nun voll hereingebrochene Tageslicht enthüllte ihm, daß jedes einzelne Kleidungsstück des Retters die schwarze Farbe zeigte. Rock, Hut, die hohen Handschuhe, ja sogar seine langen Stiefeln, die sonst gewöhn lich aus ungegerbtem Leder angefertigt wurden, waren schwarz, rabenschwarz — doch nicht schwärzer, als der Sattel und das ganze Zaum zeug des Pferdes. Jehami bemerkte dies alles erst, als er zum dritten Male das Pferd hinter dem Reiter bestieg. Er war überzeugt, daß der Unbetannre mit seinen geheimnisvollen Zeichen vermochte, Geld aus den Bäumen hervorzuzaubern, und es wurde ihm mit einem Male klar, daß er in die Hände des Teufels gefallen war. Nach dieser Erkenmnis würde er wahrscheinlich bei der ersten Gelegenheit sein Heil in der Flucht gesucht haben, der Fremde jedoch zog gerade