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Ottendorfer Zeitung. Vie „VttenSorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners lag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich t Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inserat bi, »ermittag « Uhr. Inserate werden mit « Pf. für die Spaltzetle berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Vkrilla. Nr. 84. Freitag, den 15. Juli 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Vttendors-Vkrtlla, 12. Iuli 1904. — Ter Höhepunkt des Jahres liegt hinter UNS und die Tage werden wisder kürzer. Die Dämmerung, die seit 20. Mai es nie ganz Nacht hat werden lasten, hält nach bis zum 20. Juli an. Von diesem Tage ab wird eS um Milternacht wieder vollkommen finster. Am 25. Juli tritt die Sonne in das Zeichen des Löwe» und damit beginnen die Hunds tage. — Die Siebenschläfer Regel ist diesmal wieder elend zuschanden geworden, Trotzdem es an diesem Tage mehrfach regnete, herrscht nun seit Wochen htttereö. trocknes Wetter, und die Quecksilbersäule klettert ab und zu bis 30 Grad Celsius in die Höhe. In Gärten und auf Feldern ist das Wachstum zum Still stand gekommen. Die Wiesen brennen aus und von Grummt-Nachwuchs ist nichts zu sehen. Die Flußbette kommen immer mehr zum Vor scheine und an verschiedenen Orten herrscht sogar Mangel an Trinkwaster- Trockener, unangenehmer Staub belästigt den Spazier gänger auf den Straßen, und dabei zeigt sich immer noch kein Ausblick auf Aenderung. — Sommerfrische und Gerichtszeugenpflicht. Die deutschen Gerichte treten in wenigen Lagen, am 15. Juli, in eine achtwöchige Ferien zeit ein, und die Ferienkammern verhandeln nur über gewisse Straf- und sonstige besondere Fälle. Trotzt dieser Einschränkung der Gerichts tätigkeit wird mancher Sommerfrischler mit der gerichtsamtlichen Aufforderung überrascht werden, an dem und dem Tage vor Gericht als Zeuge zu erscheinen. Man muß erscheinen? Es ist zwar nicht erfreulich, aber die Antwort lautet: „Selbstverständlich l", da man sonst der üblichen Geldstrafe -- bis 800 Mark — ver fällt. Es gibt jedoch einen Ausweg, der viel fach Genehmigung findet. Erhält man an der Nordsee, in den Tiroler Alpen, in der Sächsischen Schweiz oder am Rheine eine solche Aufforderung, so setzt man sich sofort hin und schreibt an die betr. Gerichtsabteilung, daß man sich da oder dort auf Sommerurlaub be findet, weshalb man bittet, am nächsten Ge richtssitze protokollarisch vernommen zu werden. Dieses Bittgesuch, mit einer Retourmarke ver sehen, findet fast immer Gehör. Lautet aber die Antwort ablehnend, weil zum Beispiel auf die Abwesenheit des Zeugen vielleicht wegen Konfrontierung großes Gewicht gelegt wird so reist man auf ein oder zwei Tage in die Heimat zurück, erscheint vor Termin und läßt sich dann von der Gerichtskaste unter Vor zeigung der Rückfahrkarte oder einer eisen bahnamtlichen Bescheinigung, daß die Rück fahrt in die Heimat an dem betreffenden Tage stattgesunden hat und das Geld für eine neue Fahrkarte gegen Quittung hinterlegt worden ist, dieses Reisegeld nebst einigen Z-Hrgroschen vergüten. Klotzsche. Sonntag nachmittag ^,4 Ühr halten die Evangelischen Arbeitervereine Dresden- Neustadt und Klotzsche im Prießnitzthal nahe der Tod-Brücke ein Waldfest ab. Dresden. Der Streik der Bau- und Möbeltischler hat heute Vormittag wie schon erwähnt, hier begonnen. Von etwa 1500 Ge sellen sind 750 in den Ausstand getreten. 87 Meister haben mit etwa 750 Gesellen die Forderungen des Holzarbeiterverbandes be willigt. Sämtliche Werkstellen der Ortschaften des Plauenschen Grundes (Deuben, Potschappel. Hainsberg) sind heute infolge des Ausstandes geschlossen. Dresden. Infolge der Trockenheit sind die Elbbuhnen ausgetrocknet. Tausende von kleinen Fischen kleben auf dem ausgedörrten Schlamm, so daß der Fischbestand eine er hebliche Einbuße erleidet. — Die DampfschiffartS - Aktiengesellschaft „Elbe" ued die Deutsch-Oesterreichische Dampf- schiffahrtS-Aktiengefellschast machen bekannt, daß infolge des abnorm niedrigen WasterstandeS der Elbe in Verbindung mit den dadurch her vorgerufenen erheblichen Verkehrsstörungen sich der regelmäßige Schiffartsbetrieb nicht mehr aufreckt-rhalten läßt und mit heute geschloffen wird. Die Wiedereröffnung des regelmäßigen Schiffartsbetriebs werden die Gesellschaften seinerzeit bekannt machen. — D.r Personen verkehr der Sächsisch - Böhmischen Dampf- schiffahitsgesellschaft wird hiervon nicht berührt. — Die Pirnaer Duell-Affäre wurde am Dienstag vom Oberkriegsgericht verhandelt, nachdem die Leutnants Korn und Gerlach, die vom Kriegsgericht der 3. Division wegen Zwei kampfes zu 1 Jahr 3 Monaten bezw. 2 Jahren Festungshaft verurteilt worden waren, Berufung gegen dieses Urteil eingelegt hatten. Auch der Gerichtsherr hatte von den Rechtmitteln der Berufung zu gunsten der Angeklagten Gebrauch gemacht. Nach nichtöffentlicher Sitzung hob das Oberkriegsgericht das angefochtene Urteil auf und setzte die Strafe auf je 8 Monate Festungshaft herab. — Der Bezirksobstbauverein Großenhain hielt in den Tagen vom 11.—13. laufenden Monats in Radeburg Frühobstverwertungskurse in der gütigst zur Verfügung gestellten Haus haltungsschule ab, an denen erfreulicherweise außer den HauShaltungSschülerinen zu Radeburg ca. 80 Personen aus dem Bezirk teilnahmen. Geleitet wurde der Kursus von Herrn Garten bauinspektor Bcaunbart aus Meißen und be stand in theoretischer und praktischer Unter weisung in der Verwendung der zur Jetztzeit vorhandenen Obstarten. Weinböhla- Eine hiesige Einwohnerin, Frau P., welche im Verlaufe der letzten Tage eine Reise nach der Lausitz unternehmen wollte mußte dieselbe infolge eines argen Mißgeschicks, das ihr auf dem Dresden-Friedrichstadter Bahnhof zustteß, leider sehr bald unterbrochen sehen. In ihrem Coupö befand sich neben anderen Mitreisenden auch eine Familie, die eine große Flasche Milch mit sich führte. Irgend ein nn glücklicher Umstand wollte nun, daß sich der weiße Inhalt der Flasche über die Bekleidung eines Mitreisenden ergoß, der so fort das Coupd verließ und, die Tür heftig zuschlagend, der Fran P., welche in der Nähe der Türe saß und im Begriff war, ihre Kleider aufzuraffen, um nicht ebenso besudelt zu werden, dabei aber mit der Hand der Türe zu nahe kam, den kleinen Finger zerquetschte. Frau P. mußte die Reise nocb bis zum Haupt bahnhof fortsetzen, woselbst ihr auf der dortigen Hilfsstation ein Verband angelegt und sie als dann nach Weinböhla zurückbefördert wurde. Der Name des das Coupö Verlastenden wurde festgestellt. — Die Bahnhofswirtschaft zu Weinböhla soll vom 1. Oktober 1904 ab auf sechs Jahre verpachtet werden. Die allgemeinen Be dingungen liegen auf den sächsischen Bahnhöfen aus. Pachtangebote sind bis zum 4. August an die Königliche-BetciebSdirektion Dresden- Altstadt einzusenden' Meißen. Das hiesige vormals Säuber- lichsche Restaurant scheint eine Goldquelle zu sein. Eine Brauerei bot — übrigens ver geblich — dem vor kurzem eingezogenen neuen Pächter 10000 Mk. Abstandssumme falls er von seinem Pachtkontrakte zurückträte. Kamenz. Auf dem Bahnhofe geriet eine Lori Briketts aus dem Kohlenwerke zu Lauch hammer durch Selbstentzündung in Brand, wodurch von dem beträchtlichen Quantum von ca. 15000 lex ein größerer Teil vernichtet wurde. Der Bestimmungsort des Waggons, der dank seiner massiven Konstruktion unversehrt blieb, war Bischofswerda. Bautzen. Am Montag vormittag gegen 11 Uhr kam auf noch unaufgeklärte Weise in dem „Neuteich" genannten Waldreviere an der preußischen Grenze, aber noch auf sächsischem Grund und Boden, ein Waldbrand zum Aus bruche und verbreitete sich sehr schnell. Den zu Hunderten aus der Umgebung herbeigeeilten hilfsbereiten Leuten gelang es durch Abroden usw- gegen 4 Uhr nachmittags des Feuers Herr zu werden. Infolge der kollosalen Rauchent wicklung war anfangs die Fläche des Brand herdes etwas überschätzt worden; immerhin hat das verheerende Element unter dem meist 30jährigen Kiefernbestande des Königlich säch sischen Forstes mächtig gehaust, und zwar auf fiskalischem Revier von 150 Scheffel. Auch waren eine Anzahl Radfahrer nach der Brand stelle geeilt, fanden jedoch nur noch infolge der weiten Entfernung einen riesigen glimmenden und rauchenden Scheiterhaufen. Der Schaden beträgt etwa 10000 Mk. Zittau. Ueber den Waldbrand, der am Montag vormittag im städtischen Oybiner Forst revier zwischen den beiden Orten Oybin und Lückendorf am Scharfenstein ausbrach, wird noch berichtet: Die Löschung des Brandes, der sich in kurzer Zeit über 2 Im Wald, 20 jähriger Fichten- und Kiefernbestand verbreitete, dürfte mehrere Tage in Anspruch nehmen. Die Feuerwehren aus Oybin, Hayn, Lückendorf und Petersdorf wurden sofort alarmiert. Auch das Pionierkorps der Zittauer freiwilligen Feuer wehr war in kurzer Zeit an der Brandstelle erschienen. Gegen Mittag erschien eine etwa 100 Mann starke Abteilung des zweiten Ba taillons des Zittauer JnfanterieregementS unter Führung einiger Offiziere. Das Militär löste die Feuerwehren ab. Durch Errichten von Schutzgräben und Fällen von Bäumen an der Peripherie des Brandherde« versuchte man das Feuer auf seinen Herd zu beschränken, doch sind die Arbeiten recht schwierig, da das Feuer in dem durch Hitze ausgetrockneten Waldboden fortglimmt und bei dem geringsten Luftzug hell auflodert. Das Militär hatte unter der starken Hitze und dem starken Rauchs sehr zu leiden. Rings um die brennende Flamme ist durch Fällen der Bäume ein etwa 4 bis 2 m breiter freier Raum geschaffen worden, um bei etwaigem Wiederausbrechen des Feuers ein überspringen auf den verschont gebliebenen Bestand zu verhindern. Um ein Vorwärts dringen des Feuers am Boden aufzuhalten, wurden die gezogenen Gröben erweitert. Da ein Loschen des Waldbrandes mit Wüster ausgeschloffen war, so wurde die ausgehobene Erde auf den brennenden Boden geworfen, um das Feuer zu ersticken. Diese Arbeit war namentlich beim Ausbruch des Feuers sehr schwierig und gefährlich, die Leute mußten sich häufig platt auf den Boden legen, um sich vor dem Rauche zu schützen. Viele trugen Brand wunden an den Händen davon, auch die Kleider und Stiefel wurden in Mitleidenschaft gezogen. Oberoderwitz. Zur Vorsicht mahnt folgender Vorfall. Ein hiesiger Einwohner hat in seiner Schlafstube einige Schwefelhölzer lose auf der Kommode liegen. Die heißen Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster und entzündeten die Streichhölzer. Der Betreffende kam zufällig dazu, als schon ein Paar daneben liegende Strümpfe Feuer gefangen, hatten und konnte so größeren Schaden verhüten. Mügeln. Weil es in einen falschen Zug gestiegen war, stürzte sich am Sonntag Nach mittag in der Nähe des Bahnhofes ein etwa 20jähriges Mädchen mit einem Kinde aus dem Zuge und fiel zu Boden, glücklicherweise ohne erheblichen Schaden zu nehmen. Pirna. Im Graupaer Forst entstand am Montag nachmittag zwischen 3 und 4 Uhr ein Waldbrand, welcher eine Ausdehnung von etwa 70 m Länge und 30 m Breite annahm. Einwohner von Hinterjeffen griffen rüstig zu und konnten bald das Feuer dämpfen Niedersedlitz. Dem Beispiel anderer Ge meinden in der Dresdner Gegend folgend, war matt auch hier seit einiger Zeit bemüht, die Geschäftsleute zu einer Vereinigung zusammen- zuschließen zwecks Ausgabe von einheitlichen Rabattmarken auf «euer, den Konsumenten an genehmerer Grundlage und zur Wahrung son stiger Becufsintereffen. Am Freitag war eine Versammlung der Geschäfts- und Gewerbetrei benden von Niedersedlitz, Lockwitz, Luga usw. einberufen worden, die sich über die weiteren Schritte schlüssig machen sollte. Mit wenigen Ausnahmen war man für die Gründung eines solchen Vereins unter dem Namen „Rabatt sparverein für Niedersedlitz, Loschwitz und Um gegend". Die im Entwurf vorliegenden Satzungen wurden vorgelesen und von den Anwesenden mit wenigen Abänderungen genehmigt. Wilsdruff. Der Tischlerstreik ist hier nunmehr in aller Form beendet. Die Gehilfen welche zunächst in den Fabriken wieder eingestellt wurden, haben am Dienstag früh fast au«- nahmlos die Arbeit wieder ausgenommen. Leipzig. Die Direktion der Straßenbahn gesellschaft ist mit den Führern und Schaffnern in Unterhandlungen getreten und hat die Er füllung der Wünsche des Personals, soweit al« möglich, in Aussicht gestellt. Die Dienstpläne sollen umgearbeitet und die neuen Dienstpläne so schnell wie möglich eingsführt werden. Es handelt sich unter anderem um Anstellung von Sonntagsschaffnern, die an den Sonntag-Nach mittagen in den Dienst treten. — Als am Sonntag Nachmittag ein von Katharinenberg kommendes Geschirr eine bei Oberlochmühle über die Schweinitz führende Holzbrücke passieren wollte, brach plötzlich die Brücke zusammen und die Pferde stürzten dort die ea. zwei Meter hohe Ufermauer hinab in das mit großen Steinen angefüllte Fluß bett der Schweinitz. Während die Insassen mit dem Schreck davonkamen, trugen die Pferde einige Verletzungen davon. Adorf. Die hiesige Hauptkirche ist, wie wir melden ein Raub der Flammen geworden. Das Feuer brach kurz vor 12 Uhr mittag» aus und konnte erst gegen */,4 Uhr bewältigt «erden. Die Kirche ist vollständig ausgebrannt nur die Mauern stehen noch. Die Glocken sind geschmolzen und die Kuppel ist Mit donnerndem Getöse ins Innere der Kirche ge stürzt. Den Feuerwehren ist es zu danken, daß das Feuer sich nicht auf die Nebengebäude ausbreitete. Menschen sind bei dem Brande nicht zu schaden gekommen. Man vermutet, daß das Feuer beim Ausbrennen der Danpf- heizung entstanden ist. Die Stadt- oder Michaeliskirche zu Adorf ist im Jahre 1511 erbaut und im Laufe der Zeiten zweimal ganz und einmal teilweise durch Feuer zu gründe gegangen. Die jetzt durch Feuer vernichtete Kirche wurde bald nach dem im Jahre 1768 erfolgten großen Stadtbrande im Jahre 1782 vollendet, ihr Turm jedoch erst im Jahre 1788 völlig ausgebaut und mit dem bis dahin in einem Glockenhause auf dem oberen Markte angebrachten herrlichen Geläute versehen. Frankenhausen. Vergangene Woche er schien der Arbeiter W. aus Crimmitschau mit seiner Braut aus Frankenhausen auf dem hiesigen Standesamt zur Eheschließung. Vor der Tür des Amtszimmers angelangt, entfernte sich die Braut vom Bräutigam, angeblich um noch den zweiten Zeugen zu holen. Sie ging aber nach Hause, kleidete sich um und begab sich auf Arbeit. Da dem Bräutigam die Zeit zu lang wurde, ging er auf die Suche, fand jedoch niemand. Dann kehrte er zurück auf das Standesamt und meldete den erstaunten Beamten, daß die Trauung infolge de» Ver schwindens der Braut nicht stattfinden könne. Riesa. Ein ganz erheblicher Waldbrand, der sich auf 1500 m Länge und 600 m Breite ausdehnte, kam gestern in der Mittagsstunde im Gorischwalde bei Truppenübungsplatz Zeit hain aus und ist bis jetzt, 6 Uhr abends, trotz energischer Bekämpfung seitens der gesamten Garnison des Truppenübungsplatzes Zeithain eine Kompagnie Pioniere und vielen Zivils noch nicht bewältigt. Die Entstehungsursache dürften explodierende Granaten bet den Schieß übungen gegeben haben,