Suche löschen...
Ottendorfer Zeitung : 12.06.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-06-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190406123
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19040612
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19040612
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-06
- Tag 1904-06-12
-
Monat
1904-06
-
Jahr
1904
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 12.06.1904
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
politische Kunclscbau. Der rusfisch-japanische Krieg. *Port Arthur haben die Japaner am Montag nach einer Meutes-Meldung aus Tschifu von der Lands eite her und zuWasser angegriffen. Die Russen schickten ein Ge schwader aus, um eine Schlacht zu liefern und zu verhindern, daß die japanischen Schiffe mit den Landstreitkrästen zusammenwirkten. Die Russen haben in Port Arthur wenig Kohlen und können deshalb ihre großen Sctiffe nicht ins Gefecht bringen. Von allen Seiten kommen Gerüchte über „die Seeschlacht im Golf von Petschili", über Schießen innerhalb Port Arthurs und Kämpfe. Das wird auch wohl noch einige Tage so fortgehen, bis auf die eine oder die andre Weise eine Entscheidung gefallen ist. * Eine japanische Armee landet nach einer Meuter'-Meldung an der Ostküste der Halbinsel Liautung, um dem russischen Vormarsch von Taschitfchiao aus gegen die Nachhut des Generals Oku entgegenzutreten. Die Japaner haben den Plan eines Angriffs aufLiaujang, falls sie denselben überhaupt gehegt haben, offenbar aufgegeben. Die in zwei bis drei Wochen anhebende Regen zeit würde einen Vormarschunmöglich machen. Inzwischen halten Kosaken Fühlung mit den japanischen Vorposten, während eine andre Abteilung den rechten Flügel des Generals Kuroki nördlich des Jalu im Auge behält. Der Gesundheitszustand der Truppen ist überall bemerkenswert gut, es kommen keine Fälle an steckender Krankheiten, nur wenige Fälle von Darmstörungen vor. *Die Kosaken in Nordost-Korea ziehen sich, wie Meuters Bureau' aus Söul nach einem Telegramm des japanischen Konsuls in Gensan meldet, von Hamheung in der Richtung auf Pingyang z u r ü ck. *Die fremden Militär-Attachös find bis jetzt sowohl von den Russen wie von den Japanern möglichst von der Front fern- gehalten worden. Jetzt wird gemeldet, daß die Russen mehreren von ihnen, darunter den beiden englischen, Oberst Waters und Major Hume, gestattet haben, sich nach Süden zu begeben; einige dieser Offiziere hoffen, sich Kosaken an schließen zu können, die nördlich von Kintschou in Fühlung mit den Vorposten der Japaner sind. * * Deutschland. * Während des Aufenthaltes des Königs von England in Kiel wird auch der Reichskanzler in der Begleitung des Kaisers dort weilen. Graf Bülow wird sich am 24. Juni nach Kiel begeben. *Die Standeserhöhungen waren nach einer Zusammenstellung der Moss. Ztg.' im Jahre 1803 in Preußen nicht sehr zahl reich. Der freiherrliche Titel ist zweimal ver liehen worden, den Adelstitel haben 8 Personen erhalten, gegen 14 im Jahre zuvor, 46 im Jahre 1901, 43 im Jahre 1900. Dagegen war die Zahl derOrdensverleihungen in Preußen größer als in einem der Vorjahre und übertraf selbst noch die Zahl des Jahres 1901, in dem die 200 jährige Jubelfeier Preußens und die ostasiatische Expedition auf die Verleihung fördernd eingewirkt haben. Es find 14 258 Orden verliehen worden gegen 12 008 im Jahre zuvor. Außerdem ist 317 Preußen die Genehmigung zur Annahme aus ländischer Orden erteilt worden. *Die deutsche Marineverwaltung soll, wie es heißt, nunmehr entschlossen sein, aus ihrer abwartenden Stellung herauszntreten und dem nächst Versuche mit Unterseebooten verschiedener Systeme anzustellen. * Dem Reichstage wird vor der Vertagung oder dem Schluß noch eine größere Nach trag s f o rd e ru ng für den Feldzug in Südwestafrika zugehcn. * Dem Reichstage ist ein Ubersichtsplan des in Berlin und den anschließenden Vororten vorhandenen Grundbesitzes des Reichs und des preußischen Staates nebst einem Ver zeichnisse der im Plane nachgewiesenen Grund ¬ stücke zugegangen. Angaben über die Größe oder den Wert find nicht gemacht. * Der Schutztruppe für Südwest - afrika gehören nach der vom .Militär- Wochenblatt' veröffentlichten Rang- und Quartier liste insgesamt an: 1 Generalleutnant, zwei Obersten.2 Oberstleutnants, 12 Majore, 36Haupt- leute, 55 Oberleutnants und 170 Leutnants, ferner 3 Zeug- und Feuerwerksoffiziere, 54 Sani tätsoffiziere, 18 Veterinäre und 14 Militär beamte. *Zu denjenigen Maßnahmen, die zur Ab wendung künftiger Hochwassergefahren getroffen werden, gehört auch die umfaßende Organisation des Wasserwehrdien st es. Die zuständigen preußischen Minister haben die Regierungs-Präsidenten veranlaßt, der Schaffung von Wasserwehren und besonders deren zweck entsprechender Ausrüstung ihr Augenmerk zuzu wenden. In Schlesien haben die regierungs seitig gegebenen Anregungen bereits zur Bil dung zahlreicher Wasserwehren geführt, und auch darüber hinaus ist ein umfassender Wasserschutz dienst geschaffen. *Das Kieler Konsistorium hatte im März 1903 den evangelischen Geistlichen den seelsorgerischen Zuspruch bei der Unterbringung von Aschen urnen auf kirchlichenBegräbnisplätzen gestattet. Jetzt erläßt aber, wie die .Kieler Ztg.' meldet, die Kirchenbehörde eine neue Verfügung, nach der die Mitwirkung der Geistlichen an der Beisetzung einer durch Feuer bestatteten Leiche nur in einer die Öffentlichkeit ausschließenden Form er folgen dürfe. Frankreich. *Die Deputiertenkammer hat am Dienstag bei Beratung der Vorlage über die zwei jährige Dienstzeit nach Ablehnung mehrerer Abänderungsanträge den Artikel I, nach dem jeder Franzose zum persönlichen Militärdienst verpflichtet ist, und ebenso Art. II, der alle Befreiungen vom Militärdienst aushebt, angenommen. Spanien. *Der Besuch des Königs von Spanien beim Präsidenten Loubet, der ursprünglich für diesen Monat in Aussicht ge nommen war, erleidet durch die Verzögerung der Verständigung in der marokkanischen Frage einen Aufschub bis zum Herbst. Balkanstaaten. * Eine Konferenz der bulgarischen Lehrer hat die Ab schaffung des Re ligionsunterrichts in den Schulen be schlossen. Hierdurch wurden Protestkundgebungen der Landbevölkerung des ganzen Fürstentums gegen die Lehrer hervorgerufen. Man verlangt eine Maßregelung der Lehrer, von denen viele der sozialistischen Partei angehören. *Man besürchtct in Belgrad, der 11. Juni, der Gedenktag des Königsmord es, werde schwerlich ruhig verlaufen. Im Schoße des Offizierkorps macht sich wiederum eine Gärung bemerkbar, und unter den Offizieren der Nischer Garnison wurde abermals eine Verschwörung gegen die Königs mörder entdeckt. Der Kriegsminister reiste nach Nisch, um beruhigend auf die Offiziere einzuwirken. Es wird versichert, die Spaltung im Offizierskorps habe solche Dimensionen an genommen, daß ein bewaffneter Zusammenstoß zwischen beiden Parteien nicht ausgeschlossen erscheint. Asien. * Die Tibetaner machten einen Angriff auf den e u g l i s ch e n Posten bei Kangma, wurden aber mit starkem Verlust -zurückge- trieben. Nus ciem Aeiedstage. Der Reichstag nahm am Dienstag nach der Pfingstpause seine Arbeiten wieder auf. Präsident Graf Ballestrem richtete an die Mitglieder eine kurze Begrüßung und widmete sodann dem verstorbenen Großherzog von Mccklenburg-Itrelitz einen Nachruf. Der Gesetzentwurf betr. Bekämpfung der Reblaus wurde in zweiter Lesung im wesentlichen nach den Kommissionsbcschlüssen erledigt. Die Debatte drehte ich hauptsächlich um die Kommissionsbeschlüsse zu s 6, betr. die Entschädigung aus den Bundesstaats kassen für die durch behördliche Maßnahmen hcrbeigeführten Verluste. Hierzu lagen Anträge der Abgg. Gröber (Ztr.) und Müller-Sagan (fr. Vp.) vor, die das Interesse der Gärtner berücksichtigen wollten. Staatssekretär Graf von Posadowsky be kämpfte die Anträge, die schließlich auch obgelehnt wurden. Bei der zweiten Beratung der Münzgesetz- novellc bekämpfte Schatzsekretär Frh. v. Stengel den Kommissionsbeschluß betr. die Neuprägung von Dreimarkstücken und stellte für den Fall der Auf rechterhaltung dieses Beschlusses das Scheitern der Vorlage in Aussicht. Am 8. d. wird die zweite Beratung derMünz - gesetznovellc fortgesetzt. Abg. Osel (Zentr.) tritt für die Dreimark stücke ein. Bayrischer Bundesratsbevollmächtigter Ritter v. Burkhard konstatiert gegenüber einer Be hauptung des Vorredners, daß die Talerstücke sich in Süddeutschland einer großen Beliebtheit erfreut hätten, daß sich in Bayern kein Bedürfnis nach einem Dreimarkstück gezeigt hätte. Er bittet, die Regierungsvorlage wieder berzustellen. Abg. Pachnicke (srs. Vgg.) ist der Ansicht, daß die Lieve zum Talerstück auf ganz nebensächlichen Momenten beruhe. Die Taler kämen immer wieder zur Rcichsbank zurück; in ihren Kellern ruhten 170 Millionen Mark Taler, obwohl krampshafte An strengungen gemacht worden seien, sie wieder m den Verkehr zu bringen. Bei einer so wichtigen Frage für die Geschäftswelt müßten erst die Handels kammern und auch die Landwirtschaftskammern ge fragt werden, wie cs die Regierung in der von ihr geforderten Enquete wolle. Abg. Kirsch (Zentr.) befürwortet unter leb hafter Polemik gegen den Vorredner die Beibehaltung des Talerstückes und Annahme der KommisfionS- bcschlüsse. Abg. Raab (wirtsch. Vgg.) spricht sich gegen die Formulierung der Wünsche nach dem Dreimark stück in einer Resolution aus. Resolutionen ließe sich der Bundesrat ganze Waschkörbe voll entgegen bringen. Abg. Sartorius (frs. Vp.) bittet, im Gegen satz zu seinem bayrischen Landsmann Osel dem An träge Blell auf Beseitigung der Taler zuzu stimmen. Abg. Bartling (nat.-lib.) sieht die Frage der Abschaffung oder Beibehaltung des Talers als eine reine ZweckmäßigkeitSsrage an. Abg. Arendt (sreikons.) stellt fest, daß der prinzipielle Standpunkt seiner Freunde zur WSHrungssrage der alte geblieben sei. Wenn wir eine Volksabstimmung über das Taler stück ^veran stalten könnten, so ergäbe sich sicherlich eine unge heure Mehrheit für den Taler. Abg. Müller-Sagan, (frs. Vp.) erklärt, daß seine Freunde den Wunsch hätten, die. Frage vor einem beschlußfähigen Hause zum Austrag zu bringen. Sie würden deshalb bei der dritten Lesung die Auszählung des Hauses beantragen. Darauf wird die Kommissionsvorlage unter Ab lehnung des Antrages Blell angenommen, ebenso der Rest des ganzen Gesetzes. Es folgt die zweite Beratung des Gesetzentwurfs betr. Kaufmannsgerichte in Verbindung mit dem von den Abgg. Lattmann, Liebermann von Sonnenberg, Graf zu Neventlow beantragten Gesetz entwurf über denselben Gegenstand. Nach einem Referat des Berichterstatters Abg. Hieber (nat.-lib.) begründet Abg. Lipinski (soz.) einen Antrag Auer, der die Errichlung von Kaufmannsgerichten obligatorisch macht. Abg. Trimborn (Ztr.) bittet, den Antrag Auer abzulehnen, da in weiten Gegenden absolut kein Bedürfnis nach Errichtung kaufmännischer Sondergcrichte bestehe. Abg. Beck-Heidelberg (nat.-lib) und Abg. Dove (frs. Vgg.) erklären sich gegen den Antrag Auer, während Abg. Lattmann (wirtsch. Vgg.) dafür eintritt. Abg. Henning (kons.) erklärt, gerade der fakultative Charakter des Gesetzes ermögliche seinen Freunden nur die Zustimmung zu dem Gesetze. Abg. Müller-Meiningen (frs. Vp.) protestiert gegen eine weitere Atomisierung der Rechtspflege. Seine Freunde würden aus den Boden des Gesetzes treten, aber in der Voraussetzung, daß das Wort des Staatssekretärs in der Kommission sich bewahr heiten Werde: bis hierher und nicht weiter in der Sondergesetzgebung. Abg. Semler (nat.-lib.) äußert eine Reihe von Bedenken gegen das Gesetz, für das ein Bedürfnis nicht vorlicge, in der Kommission auch nicht nach gewiesen sei, sondern das lediglich ein Produkt der Agitation der Handlungsgehilfen sei. Staatssekretär Graf v. Posadowsky: Die Justizverfassung ist nicht Selbstzweck, sondern ihr Zweck ist,. Recht zu geben und zwar möglichst schnell und möglichst zutreffend. Das amtsgerichtliche Ver fahren ist aber ein so langsames, daß es für die Kreise der Handlungsgehilfen mit schweren Schädi gungen verbunden ist. Diese Erkenntnis hat seiner zeit zum Gewerbegerichtsgesetz und jetzt zu dieser Vorlage geführt. Man darf auf dem mit dem Ge setz beschrittenen Wege nicht weiter gehen, sondern das nächste Ziel muß sein, eine Reform des amtsgerichtlichcn Verfahrens, die uns der Notwendigkeit enthebt, solche Einzel- und Standcsgesetze zu machen. Von einer Preisgabe der Staatshoheit, wie sie der Vorredner angedeulet hat, kann keine Rede sein, sonst müßte das ja auch auf dem Gebiete der Selbstverwaltung angenommen werden. Abg. Singer (soz.) wendet sich in längeren Ausführungen gegen die Darlegungen des Äbg. Semler. Sodann wird § 1 unverändert nach der Re gierungsvorlage angenommen. 8 2 sieht Kausmannsgerichte vor für Gemeinden mit mehr als 20 000 (gegen 50 000 der Regierungs vorlage) Einwohnern vor. 8 2 wird ohne weitere Debatte angenommen, ebenso die unveränderten 88 3 und 4. Darauf vertagt sich das HauS. vr»ultisch,r Landta«. Das Abgeordnetenhaus nahm am Dienstag seine Sitzungen nach der Pfingstpause wieder auf. Die Abgg. Oeser (frs. Vp.) und Schmedding (Ztr.) begründeten ihre Anträge aus Erhöhung des Wohnungsgeldzuschusses und Abstufung desselben nach der Kinderzahl für mittlere und untere Beamte. Finanzminister Frh. v. Rheinbaben verhielt sich dem Anträge gegenüber ablehnend. Er würde bereit sein, den Wohnungsgeldzuschuß für die unteren Beamten zu erhöhen,- wenn er es finanziell verantworten könnte, was aber zurzeit nicht möglich sei. Die Anträge wurden der Budgetkommission überwiesen. In der folgenden Debatte über den Antrag Faltin (Ztr.) betr. Gleichstellung der Gerichtssekretäre in Rang und Gehalt mit gleichartigen Verwallungs- beamten sprachen sich'die Redner aller Parteien für den Antrag aus- Derselbe ging gleichfalls an die Budgetkommission, ebenso der Antrag des Abg. Grafen.Strachwitz (Ztr.) beir. Gewährung freier Fahrt an beurlaubte Soldaten. In der Mittwoch-Sitzung des Abgeordnetenhauses wurde zunächst der Gesetzentwurf betr. Erweiterung des Ruhrorter Hafens ohne Debatte angenommen. Zu einer umfangreichen Verhandlung gestaltete sich die erste Lesung der Vorlage zur Verhütung des Kontraktbruchs landwirtschaftlicher Arbeiter. Die Redner der beiden freisinnigen Parteien ergingen sich in scharfen Angriffen gegen das Gesetz, ebenso ent schieden traten die- Redner der beiden konservativen Fraktionen dafür ein, während die Redner deS Zentrums und der Nationalliberalen sich grundsätz lich für die Vorlage aussprachcn, aber im einzelnen Kritik daran übten. Landwirtschnstsminister von Podbielskt' und Justizminister Schönstedt wiesen darauf hin, daß die Vorlage einer Resolution deS Hauses bei Gelegenheit der Etatsberatung entspreche, und suchten dem Einwand zu begegnen, daß das Gesetz gegen die Gewerbeordnung verstoße. Das HauS beschloß Überweisung der Vorlage an eine be sondere Kommission. Von unä fern. Zum 1VV. Geburtstage. In dem Dorfe Langeudorf im Kreise Kammin beging die Witwe Friederike Wolfram ihren 100. Geburtstag. Sie erhielt vom Kaiser zu diesem Tage eine Por zellantasse mit seinem Bildnis, die Kaiserin übersandte der Greisin einen persönlich ge schriebenen Glückwunsch. Die Herbergen zur Heimat. Das 50 jährige Jubiläum der Herbergen zur Heimat, jener von kirchlichen Kreisen errichteten Gast häuser, wird vom 28. bis 30. Juni d. in Bonn gefeiert werden. Der Gedanke zur Gründung derartiger Wirtschaften ging von dem Bonner Staatsrechtslehrer Professor Klemens Theodor Perthes, dem Lehrer Kaiser Friedrichs und deS Prinzen Friedrich Karl, aus. 1854 wurde in Bonn die erste Herberge zur Heimat gegründet, sie besteht noch heute. Der Name, von dein damaligen Bahnhossinspekior „erfunden", ist für alle derartigen Nnstalien übernommen worden. Es gibt gegenwärtig 462 Herbergen zur Heimat. Eine unerwartete Lösung. In dem Prozesse des Grafen Hoensbroech gegen den Kaplan Dasbach, der eine Belohnung von 2000 Gulden ausgesetzt hatte für den Nachweis, daß die Jesuiten den Grundsatz lehren, der Zweck heilige die Mittel, wurde die Klage abgewiesen, weil keine öffentliche Auslobung, sondern eine Wette vorliege, die nicht einklagbar ist. Das Gericht ließ dahingestellt, ob der Kläger den Nachweis geführt habe. U Zuf R-ukmesköken. Sj Erzählung von F. Stöckert. „Sie sind aber nun ganz um daS Tanz vergnügen gekommen, Fräulein Hanna!" mit diesen Worten trat der Kommerzienrat sehr er hitzt und nach Atem schnappend zu den beiden heran. „Aber wirklich ganz prächtig haben diese weißen Fingerchen gespielt," fuhr derKommerzien- rat fort; „gestatten Sie, daß ich Ihnen dafür meinen Dank abstatte." Er ergriff beide Hände Hannas und drückte seine Lippen auf deren Fingerspitzen. „Zu viel Ehre, Herr Kommerzienrat!" sagte Hanna. Sie war rot geworden, und ein ver legener Blick streifte Hoff, der sich plötzlich jäh umwandte. Wenn es nun doch wahr wäre, was die bösen Zungen der Stadt schon längst ausge klügelt hatten: daß die schöne Gouvernante bei BergS sehr ernstlich danach strebe, Frau Kom- merzienrätin zu werden, und auch der Kom merzienrat diesem Ehebunde nicht abgeneigt sei? Man wartele wohl nur darauf, daß Elvira sich verheirate. Wie diese Gedanken, die Hoff schon hatte von andern laut aussprechen hören, ihm das Blut in die Wangen trieben! Da war es ja schon wieder, das schnöde Alltagsgesicht des Lebens, das ihn höhnisch angrinste, jetzt, wo seine Seele einmal wieder die Schwingen zu regen begann zu einem höheren Flug. Warum sollte diese Hanna Delio auch anders denken und handeln wie die andern jungen Damen? Warum sollte sie nicht die glänzende unab hängige Stellung als reiche Frau Kommerzien rat der abhängigen als arme Gouvernannte den Vorzug geben? Noch dazu, da ihr Herz von Liebe und Leidenschaft wohl unberührt geblieben, denn das verriet der klare Blick ihrer schönen Augen, die harmonische Ruhe ihres ganzen Wesens. Wem eS vergönnt wäre, diese Ruhe zu er schüttern, in den klaren Augen Hannas das Feuer der Liebe zu entzünden, und von diesem Mädchen geliebt zu werden! Dieser Gedanke hatte etwas Berauschendes für Hoff. Er spann ihn weiter aus, während er, nachdem die Gesellschaft bei Bergs ausein ander gegangen war, durch die nachtstillen Straßen seiner Wohnung zuschritt. Und dann saß er noch in später Nachtstunde und blätterte in alten Papieren und suchte einzelne lose Blätter zusammen, die mit Versen darauf von seiner Hand beschrieben waren. Er las, lächelte und wurde plötzlich sehr ernst und nach denkend. Es war doch eine schöne Zeit gewesen da mals, mit ihrer Fülle von Begeisterung, ihrem hohen Glauben an alles Gute, ihrem kühnen, himmelstrebenden Hoffen, sagte sich jetzt Hoff. Wer diese Zeit zurückrufen könnte! Und warum sollte es ganz unmöglich sein? Warum sollte er nicht wieder eintreten in die Reihen derer, die da die geistigen Güter der Menschheit hüten? Lag nicht das volle reiche Leben noch vor ihm? Warum konnte er nicht wieder zur Feder greifen, und mit dem Einsatz aller seiner Kräfte den Platz auf jenen Lebenshöhen sich erkämpfen. Und war es nicht wieder wie da mals eine lichtumflossene Frauenerscheinung, deren Bild ihm vorschwebte gleich einem Sieges preis? ' Wieder griff er nach einem der losen Blätter, und seine Wangen särbten sich höher, während er mit halblauter Stimme laS: „Und hast du einmal nur erfahren, Des Lebens ganze, Seligkeit. Last ruhig nun darüber rauschen Die Wogen einer trüben Zeit. Was dir in Lieb' empor geblüht, Es kann nicht welken, nicht vergeh'n. Bei jedes Frühlings Wiederkehr, Da feiert es ein Aufersteh'n. Der Veilchen Gruß, der Rosen Düste, Der Nachtigallen süßer Schlag, Es ruft zurück mit Wonn' und Schmerzen, Der ersten Liebe Frühlingstag. Wie Jugendlust, wie Jugendsehnen, Umrauscht cs dich in solcher Zeit. Vergessen lehrt uns alles Weh Solch' Zauber der Vergangenheit." So hatte Hoff einst im Vollgefühl des Glückes gesungen. Ein Freund von ihm hatte das Lied in Musik gesetzt, und dann hatte ein Konzertabend stattgefunden, wo das Lied von einer von Hoff verehrten jungen Dame gesungen worden war. Wie deutlich das Bild vor seinen Augen erstand! Er sah wieder den hell er leuchteten Saal und auf dem Podium die schlanke, weißgekleidete Mädchengestalt mit den Rosen in dem lichten Haar. — Und wie süß, wie bestrickend hatte sie gesungen! An jenem Abend war es gewesen, wo sich ihm „deS Lebens ganze Seligkeit" erschlossen ; so hatte er wenigsteys vhanlastisch geglaubt, bis er jäh erwachte aus diesem Traume von Glück und Liebe, als ein bitter Getäuschter, oder Betrogener, wie es Hoff noch derber auszüdrücken Pflegte, als ein törichter Narr, dem die Augen auf gegangen waren. Eine herzlose Kokette war es gewesen, die ihr Spiel mit ihm getrieben, ihn betrogen und verraten hatte. Da war dann-die Reaktion bei dem jungen Manne eingetreten, und der Glaube an ideale Frauen liebe, an des Lebens edle Schönheiten ihm verloren gegangen. Fast gewaltsam hatte er dann seinen Geist gezwungen, sich eine mehr nüchterne Lebensanschauung anzueignen. Nun, und daS war ihm ja dann auch schließlich ge lungen. Ja, er hatte eS sogar sür gut erachtet, sich mit einem jungen Mädchen zu verloben, nur weil sie aus reicher, angesehener Familie war, und dabei nicht nach dem in seinem Herzen für seine Braut fehlenden Pulsschlag der Liebe gefragt. Hoff lächelte bitter, dann streifte sein Blick ein lebensgroßes Bild seiner Braut, das über seinem Schreibtisch hing. So weit war es also mjt ihm gekommen, daß er ohne Liebe und ohne edle Neigung, sein Dasein an das seiner reichen Braut gekettet halte! Hohnlächelnd schien daS Bild auf ihn herabzusehen und ihm zuzmnsen: Du findest den Weg nicht mehr zurück zu den Idealen deiner Jugend, denn ich Halle dich an goldenen Fesseln! * *
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)