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Von unä fern. Über das Automobil des Kaisers weiß die .Voss. Ztg/ zu erzählen, daß es ebenso wie der kaiserliche Bahntrain in den Farben gelb und blau lackiert ist. Der Chauffeur und der Leibjäger tragen braune Lederkostüme mit Gamaschen und eine Schirmmütze mit silbernem, von schwarzen Adlern durchsticktem Streifen. Befindet sich der Kaiser im Automobil, so sind die Streifen der Mütze breit, ist dies nicht der Fall, find sie ganz schmal. Eine darauf bezüg liche Mitteilung ist seitens des Kriegsministeriums an alle Regimenter der Armee versandt worden, damit die Truppen instruiert werden, wie sie sich im Manöver und bei offiziellen Gelegen heiten in bezug auf die dem kaiserlichen Wagen zu erweisenden Honneurs zu verhalten haben. Der evangelische Kirchenbauverein für Berlin hat am Mittwoch seine Jahresversamm lung abgehalten, über die bisherige Tätigkeit des Vereins, an dessen Spitze Frh. v. Mirbach steht, entnehmen wir der ,Franks. Ztg/, daß seit 1889 in und um Berlin 53 neue Kirchen entstanden find. 20 find noch im Entstehen, von diesen 20 sind 7 im Bau begriffen, für 13 haben die Vorarbeiten begonnen. Die Ge samtleistung für diese Kirchenbauten von 1889 bis 1902.03 beläuft sich auf über 30 Mill. Mk. " Über einen Automobil-Nnfall des Ber liner Hoteliers Uhl wird aus Homburg be richtet: Am Donnerstag abend zwischen 6 und 7 Uhr wurde in der Nähe von Dornholzhausen an der Karlsbrücke das von der Saalburg mit großer Geschwindigkeit ankommende Automobil des Berliner Hoteliers Uhl aus der Brücken kurve ins Feld geschleudert. Uhl und ein zweiter Insasse wurden erheblich verletzt. s Zwischenfall auf einem Lehrertag. Auf dem lothringischen Lehrertag kam es zu einem Zwischenfall. Als Lehrer Mayer-Dieuze be antragte, der Lehrerverein solle sich um eine Neuregelung der Organistenfrage an den Bischof wenden, erhob Seminardirektor Schulrat Ehren domherr Nigetied-Metz mit Rücksicht auf den interkonfessionellen Charakter des Vereins hier gegen Widerspruch; das Recht, sich an den Bischof zu wenden, stehe allein Katholiken zu. Als trotzdem der Antrag Mayer angenommen wurde, verließ Schulrat Nigetied den Saal, worauf die Versammlung, der auch Vertreter der Regierung beiwohnten, mit einem Hoch auf den Kaiser geschloffen wurde. Das seltene Fest der eisernen Hochzeit feierte das Menksche Ehepaar in Drenkow i. M. im Kreise seiner Kinder und zahlreicher Enkel und Enkelinnen. Der Jubelbräutigam, der im 88. Lebensjahre steht, ist körperlich und geistig noch recht rege und macht noch täglich lange Spaziergänge in Flur und Wald, während die Jubelbraut augenblicklich sich etwas schwach fühlt. Unter den zahlreich eingegangenen Glück wünschen befand sich auch ein Geschenk des Großherzogs, ein Doppelbildnis des Großherzogs und der Großherzogin. Nachklänge zum Prozeh Ruhstrat- Ries. Oberlehrer Dr. Ries, bekannt aus dem Prozeß Ruhstrat in Oldenburg, hat seine Haft zeit beendet. Er geht zunächst nach Paris zum Studium und nimmt im Herbst eine Stelle an einem mitteldeutschen großen Pädagogium. Eine neue Stinkbombe ist von einem österreichischen Militärarzt erfunden worden. Die Bombe, die aus einer gewöhnlichen Kanone abgeschossen werden kann, besitzt einen Zeit zünder. Wenn sie an ihrem Ziele einschlägt, so explodiert sie nicht, aber sie erfüllt die Luft derart mit betäubenden Gasen, daß sie nach der Angabe des Erfinders, wenn sie mitten in ein Regiment niederfallen würde, etwa 2000 Mann für mehrere Stunden bewußtlos machen könnte. Der menschenfreundliche Arzt meint dann weiter, daß die betroffene Abteilung dann in aller Ge mütlichkeit gefangen genommen werden könnte und abgesehen von diesem Schicksal, leine weiteren üblen Folgen davon verspüren würde, als etwas Kopfschmerzen. Was würden die Japaner darum geben, wenn sie solche Bomben schon bei der Belagerung von Port Arthur be nutzen könnten! Blämisches Preisdrama. Bei dem dies maligen Wettbewerb um das beste Vlämische Drama hat die Jury einstimmig Raphael Ver hulsts „Jesus der Nazarener" preisgekrönt, ein Stück, das von der Stadt Antwerpen bereits in gleicher Weise ausgezeichnet worden war. Der Wettbewerb wird alle drei Jahre veran staltet. Dreihundertjähriger Prozeß! Das ist doch endlich einmal ein Rekord! Die französi schen Gemeinden Avanchers und Doucy, die auf den Bergen große Weideplätze und von der Forstverwaltung abhängende, schlecht abge grenzte Terrains besitzen, hatten im Jahre 1558 wegen eines Teils dieser Terrains, die jede der beiden Gemeinden für sich beanspruchte, einen beiden bewohnten, drei Schüsse. Man schlug rasch die Tür ein und fand auf dem Bett das junge Mädchen mit einer Schußwunde in der Schläfegegend. Der Tod war bereits einge treten. Neben dem Bett lag der Student mit dem Revolver in der Hand. Er hatte zwei Wunden am Kopf, lebte aber noch und wurde sofort ins Hospital gebracht, wo er bald nach seiner Ankunft starb. Die Familie Padovani, die in Modena sehr bekannt und geachtet ist, hatte gegen die eheliche Verbindung des jungen Studenten mit der Klavierlehrerin Einspruch erhoben. Geschenk der Exkönigin Natalie an Serbien. Die Exkönigin Natalie hat, wie ein englisches Blatt berichtet, ihren Vertreter be Oie Kenn strecke im Haunus aus äer Vogelschau. Damit sich unsre Leser die Schwierigkeiten des Geländes, auf dem das Gordon-Bennett-Rennen zum Austrag gebracht wurde, vergegenwärtigen können, veröffentlichen wir heute eine Reliefkarte, die genau die Höhen und Taleinschnitte der ganzen Strecke wiedergibt. Danach fuhren die Auto mobilisten von der Saalburg aus zuerst mit leichtem Gefälle hinab bis Usingen, um dann bei ziemlicher Steigung Hoheschneid zu gewinnen. Nun ging es bergab nach Grävenwiesbach, dann wieder etwas bergauf. Hier fällt die Strecke ständig bis Weilburg. Bei diesem Orte bis Allendorf steigt die Straße von 138 Meter jäh auf 320 Meter empor. Von Allendorf ist wieder Gefälle bis Limburg. Von Limburg bis Hühnerberg waren mächtige Steigungen zu überwinden. Limburg liegt 114 Meter, Hühnerberg dagegen 412 Meter über dem Meeresspiegel. Von Hühnerberg bis Eschenhahn ist Hochplateau. Hier fällt dann die Straße bis Esch, macht hierauf eine gewaltige Steigung zur Billtalhöhe empor (555 Meter) und fällt dann rapid bis Homburg (187 Meter). Hier bis 418 Meter zur Saalburg bergan, und das heiß ersehnte Ziel war erreicht. zählte der Journalist Pera Tkeodorowilsch, der zu den Vertrauten des unglücklichen Königs gekörte, eine merkwürdige Episode. Einige Tage vor der Palastrevolution, die die Thronbesteigung Peters I. herbeiführte, versetzte ein geheimnisvoller Vorfall den ganzen Konak in Aufregung. Als man um Mitter nacht die beiden Posten, di« vor dem Schlafzimmer des Königspaares Wache standen, ablösen wollte, fand man sie im Krampfzustande am Boden liegen. Man brachte sie ins Hospital, wo sie bald die Besinnung wiedererlangten. Auf Befragen er zählten sie, daß der Geist des Königs Milan in Generalsuniform ihnen erschienen wäre und ihnen solche Furcht eingeflößt habe, daß sie die Be sinnung verloren. Alexander I. ließ über den Vorfall, der bald ruchbar wurde, eine Untersuchung einleiten. Das Volk war überzeugt, daß der „Weiße Milan" im Konak umgehe; die Königin Draga, die sehr abergläubisch war, teilte diesen Glauben. Aber auf den Terrassen der Kaffeehäuser erzählte man sich ganz leise, daß man es hier mit einem Streich des „schönen Lazar" zu tun habe; der „schöne Lazar" war der Flügeladjutant General Lazar Petrowitsch, der dem König Milan sehr ähnlich sah. Der General hatte eine Art General probe für das Drama gemacht, in dem Alexander und Draga ihr Leben verlieren sollten. Bei der Dampferkatastrophe in New Jork übertrifft die Zahl der Umgekommenen noch die ursprünglich angegebene Zahl. Es werden 1000 Personen, zumeist Kinder aus dem deutschen Viertel, vermißt. Bis Freilag waren etwa 500 Leichen geborgen. Das gesamte Personal des Dampfers ist verhaftet worden. Es hat sich bei dem großen Unglück feige be nommen. Ein „hypnotisches" Hospital. Wie aus New Jork berichtet wird, kündigt Professor Hyslop von der Columbia-Universität, eine der ersten Autoritäten auf dem Gebiete des Hypnotismus in Amerika, die Gründung eines Hospitals für die hypnotische Behandlung von Krankheiten in New Dort an. Mn bekannter Millionär hat unter der Bedingung, daß noch andre Beträge gezeichnet werden, eine große Summe in Aussicht gestellt; bei der bekannten Liberalität der amerikanischen Multimillionäre, die sich mit solchen Spenden für die Wissen schaft gegenseitig zu übertrumpfen suchen, werden auf diese Weise die erforderlichen Mittel bald zusammengebracht sein. GericktskaUe. Koblenz. Wegen militärischen Diebstahls ist nach der ,Tägl. Rundsch/ vom hiesigen Kriegsgericht der Zeugleutnant Angerstein zu 20 Monat Gefängnis und Entfernung aus dem Heere verurteilt worden. Es handelt sich um einen Diebstahl von 87 000 Patronen, von denen 43 000 in einer Hamburger Großhandlung beschlagnahmt worden sind. Magdeburg. DaS Kriegsgericht der 7. Division verurteilte den Sergeanten König vom 66. Infanterie- Regiment wegen Mißhandlung von Untergebenen zu zwei Monat Gefängnis. König hatte einem Mus ketier das Priemen dadurch abgewöhnen wollen, daß er ihn solange schlug, bis dieser ohnmächtig wurde. Zwei Unteroffiziere, die an der Sache beteiligt sind, erhielten je 14 Tage Mittelarrest. Prozeß angestrengt. Die Justiz schien es damals ebensowenig eilig zu haben, wie in unsrer Zeit, denn der Prozeß schleppte sich in zahllosen Instanzen bis zum Februar 1902 hin. In jenen Tagen machte endlich ein Dekret des Präsidenten der Republik dem ehrwürdigen Streit, mit dem kein Gericht fertig werden konnte, ein Ende. Auf Grund jenes Dekrets werden jetzt — es find, wie man steht, in zwischen wieder zwei Jahre vergangen — die Herren Börand und Gornier von der Forst verwaltung, in Gesellschaft von Abgeordneten der interessierten Gemeinden, die Grenzab steckung vornehmen. Hoffentlich werden sie noch in diesem Jahrhundert damit fertig! Ei» Liebesdrama, das großes Aussehen erregt, spielte sich am 13. Juni in Piacenza ab. Ein junger Student der Medizin, Bettino Padovani, Sohn eines Millionärs aus Modena, tötete seine Geliebte, die Pianistin Virginia Namazzini und nahm sich dann selbst das Leben. Das Liebespaar hatte in einem Hotel Wohnung genommen und war während des ganzen Tages in heiterster Stimmung gewesen. Gegen Abend fielen in dem Zimmer, das die auftragt, alle Waffen, die den verstorbenen Königen Milan und Alexander gehörten, dem serbischen Nationalmuseum zu übergeben. Unter diesen Waffen sind einige von höchstem künst lerischen Werte, und die ganze Sammlung soll einen Wert von mehr als 800 000 Mk. repräsentieren. Sogar die Zeitungen, die sonst den Königsmord verteidigen, nehmen diese Schenkung mit Dank an und fordern, daß sie in einem besonderen Pavillon aufgestellt werden sollen. Alle Möbel, Kleidungsstücke, Gemälde und andre Wertsachen, die dem toten Könige gehörten, wurden dieser Tage von dem alten Palast nach besonderen Räumen gebracht, wo sie zunächst ausgestellt bleiben sollen, um dann öffentlich versteigert zu werden. Jedes Möbel stück und überhaupt alle Gegenstände, die in der Mordnacht irgendwie beschädigt worden sind, sollen zerstört werden, um zu verhindern, daß sie in die Hände von Fremden gelangen, die sie vielleicht zu Ausstcllungszwecken be nutzen würden. Der Geist des Königs Milan. Gelegentlich des Jahrestages der Ermordung des Königs Alexander und der Königin Draga von Serbien er buntes Allerlei. Putzpnlver und Spucke, Hochwürden. Ein hoher Geistlicher speiste bei einem vornehmen Herrn und bewunderte bei der Gelegenheit das wundervolle Blinken des Silbergeschirrs auf der Tafel. „Wenn Sie mir doch das Putz- mittel verraten wollten," sagte er nach Tische zn seinem Wirt, „das in Ihrem Hause für Silber angewendet wird. Meine Frau würde Ihnen sehr dankbar sein. Sie klagte mir erst neulich, daß sie jedes Pulver und jede Seife durchprobiert habe, die dafür empfohlen werden werden, und daß unser Silber nie den rechten Glanz erhält, wie ihn z. B. das Ihrige in besonderem Matze hat." Erfreut über das Kompliment, ließ der Wirt den Diener rufen, dem die Sorge für das Silber anvertraut war, und befahl ihm, dem Gaste das Putzmittel an zugeben, welches er dafür verwende. Eifrig erwiderte der Diener: „Putzpulver und Spucke, Hochwürden, ganz einfach, Putzpulver und Spucke! Das ist's, was ich dafür anwende, und es gibt nichts Besseres." man sich ja wohl einen derarugen Spaß erlauben konnte. Hoffs Blicke flogen forschend und fragend zu Hanna herüber, aber die tiefgesenkten Augen lider Hannas hoben sich nicht, und eine dunkle Blutwelle stieg in sein Antlitz. Was hätte er um einen einzigen Blick des Verständnisses ge geben, aber Hanna vermied es konsequent, ihn anzusehen. Ruhig nahm sie eine Arbeit zur Hand, da Elvira den Platz an der Tee maschine eingenommen, um für ihren Hans den Tee zu bereiten, wie er ihn liebte. Gedanken los nahm dieser die Teetasse aus ihrer Hand, sie auf einen Zug leerend; als Elvira ihm die zweite Tasse reichte, legte sie die Hand auf seine heiße Stirn. „Hast du Fieber, Hans? Deine Stirn brennt wie Feuer," fragte sie besorgt. Unwillig enizog er sich ihrer Berührung und wieder flog sein heißer Blick zu Hanna herüber. O Gott, sie saß da wie ein Marmorbild, die Augen auf ihre Arbeit geheftet, als hinge ihr Seelenheil davon ab, daß diese schlanken Finger nicht einen Moment inne hielten in ihrer mechanischen Bewegung. „Wird denn heute nicht musiziert? Warum spielen Sie nicht, Fräulein Hanna?" stieß Hoff jetzt heftig heraus. „Dieses ewige Stricken, Häkeln, oder was Sie da treiben, ist nicht mehr mit anzusehen." „Willst du nicht etwas spielen, „Elvira?" wandte sich Hanna an diese, „ich bin heute so müde." Ein leises Beben klang durch ihre Stimme, und wie erschöpft ließ sie die Hände jetzt in den Schoß sinken. Elvira schwebte bereitwillig an den Flügel und ließ einen anmutigen Walzer ertönen. Das rasende Tempo und der laute Anschlag verrieten aber, daß auch ihre Seelenstimmung eine ziemlich unruhige war. Berko hatte schon den ganzen Abend mit erschrockenen Blicken von Hoff zu Hanna und von Hanna zu Elvira gesehen; er ahnte, daß in dem Roman, der sich in dem kleinen Kreise hier abspielte, eine entscheidende Wendung ein getreten, und als Hoff jetzt in seiner Unruhe aussprang und an das Fenster trat, mit Küstern Blicken in die stille Nacht hinausstarrend, folgte er ihm dort hin. „Um Gottes Willen, was ist geschehen, Hans?" fragte er mit leiser Stimme. „Nichts weiter, als was geschehen mußte. Ich liebe Hanna, das weißt du, meine Ver lobung mit Elvira muß also gelöst werden. Elvira aber gebärdete sich ganz unsinnig, als ich heute eine diesbezügliche Andeutung machte. Sie will mich nicht sreigeben; um Hanna wieder zusehen, hat eS mich wieder hergetrieben, und ich spiele meine traurige Rolle weiter." „Und Hanna? Wie stehst du mit ihr?" „Ich war so verwegen, heute ihre weiße schöne Stirn zu küssen, und darüber scheint sie zu zürnen mit mir, und es war doch nur ein so kurzer seliger Moment, flüchtig wie alles Schöne. Elvira kam dazu, und wir beide hatten dann eine Szene zusammen, schließlich warf sie sich mir um den Hals, und nun bin wieder hier, und wahrscheinlich komme ich auch morgen wieder, denn ich muß Hanna sprechen! Einen Brief an Hanna würde Elvira doch unter schlagen !" „Wäre es nicht besser, du löstest vor allem deine Verlobung mit Elvira ? Soweit ich Hanna kenne, wird sie dir keine Gelegenheit wieder geben, mit ihr allein zu sein. Bedenke doch auch nur, in welch eine Rolle du sie hinein gedrängt." „Bedenken soll ich, wenn meine Stirn wie im Fieber brennt, und ich nur des einen Ge dankens fähig bin, Hanna und wieder Hanna!" „Du bist aber jetzt Elviras Verlobter, sie liebt dich aufrichtig und ist schließlich doch auch kein Spielzeug, das man achtlos beiseite wirft," sagte Berko ernst und trat dann wieder zu den andern heran; seufzend folgte ihm Hoff. Elvira hatte ihr Spiel beendet und Frau Lucie Berko führte jetzt die Unterhaltung. Als die beiden Herren herantraten, wurde ein anderes Gesprächsthema angeschlagen, die Tages literatur, das Leben und Wirken einzelner Schriftsteller wurde besprochen. Schließlich er zählte der Kommerzienrat aus seiner Jugend eine Begebenheit, die damals nicht geringes Aufsehen gemacht. Die Frau eines Schrift stellers hatte sich aus Liebe zu ihrem Gatten getötet, weil man ihr gesagt, daß nur eine große seelische Erschütterung ihn aus einer Apathie reißen könne, die wie ein Druck auf seinen geistigen Kräften lag. „Solcher aufopfernder heroischen Liebe find doch nur Frauen fähig!" rief Elvira. „Nenne es lieber Überspanntheit," sagte Hoff. „Natürlich, wenn eine Frau etwas Großes tut, findet ihr Männer immer eine derartige Bezeichnung dafür, die die Sache lächerlich macht oder in den Staub zieht." „Ja, die Männer find solche Liebe gar nicht wert," sagte Frau Berko. „Was halten Sie von solcher heroischen Liebe?" wandte sich Hoff jetzt an Hanna. Verwirrt sah diese aus. „Ich? Ich habe darüber wohl kein Urteil, ich bin nicht ver heiratet, nicht verlobt." „Allerdings, wie sollten Sie da von der gleichen etwas wissen!" sagte Hoff. Es zuckte dabei sehr ironisch um seine Mundwinkel. „Vielleicht find die geistigen Güter eines Mannes, woran die Mitwelt ein Anrecht hat, ein Frauenleben wert," suhr Hanna schüchtern fort, während es in ihren Augen eigentümlich aufleuchtete, als sähe sie plötzlich klar und ziel bewußt den Weg vor sich, den sie zu gehen hatte. „Und jener Schriftsteller hat nachher wirklich Großes geleistet?" wandte sie sich an den Kommerzienrat. „Ja Kind, da fragen Sie mich zu viel, ich habe mich, wie ich zu meiner Schande gestehen muß, nicht weiter um seine Erfolge gekümmert." „Jedenfalls hat ihm schon sein Schicksal an und für sich zu einem gewissen Ruhm ver- holfen," meinte Berko. „Nach deiner Ansicht bedarf ja die Kunst der tragischen Ruhe des Schmerzes, um wahr haft Großes zu leisten, doch ich meine, das Glück müßte mehr begeistern, mehr zum Schaffen anregen!" sagte Hoff. AR u (Fortsetzung folgt.)