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politische Kunälckau. Der russisch-japanische Krieg. * Born Kriegsschauplatz wird eine Wieder aufnahme der japanischen Angriffs- be»egungzu Lande und zu Wasser gemeldet. Die erste japanische Armee unter dem Befehl des Generals Kuroki hat nach einer ,Reuter'- Meldung aus Mulden vom Mittwoch den Vor marsch wieder begonnen. Gegenwärtig gehen mehrere Kolonnen vor, obwohl der größte Teil der Invasions-Armee sich noch in der Nähe von Föngwangtscheng befindet. — Im Nord osten von Mulden haben sich kleine japanische Aufklärungsabteilungen gezeigt. Sie hielten sich aber in beträchtlicher Entfernung von der Stadt. Größere feindliche Truppenmengen find nicht bemerkt worden. * Am Donnerstag vormittag haben die Japaner nach heftigem Kampfe Kintschou (nördlich von Port Arthur) erstürmt. *Jn Sachen der Seeminengefahr wollen die Petersburger ,Nowosti' im Aus wärtigen Amt gehört haben, daß gegen die Einforderung solcher Berichte in keiner Weise Einwand zu erheben sei. ,Nowoje Wremja' meint, nach Beendigung desKrieges würde Rußland sich einem etwa von Amerika oder England ausgehenden Vorschläge, die Frage der schwimmenden Minen zu beraten, gewiß anschließen. V -p Der Herero-Aufstand. * Aus Deutsch - Südwestafrika meldet Oberst Leutwein vom Donnerstag: Hauptabteilung Anfang Juni marschbereit. Nordabteilung Zülow am 23. von Outjo Weitermarsch angetreten. Kolonne Estorfs steht bei Okamatangara. Hauptmasse des Feindes anscheinend bei Waterberg. * * * Deutschland. *Der Zusage entsprechend, die der Staats sekretär Frh. v. Stengel im Reichstage gemacht hat, wird an eine Revision des Vereins zollgesetzes herangetreten werden. Gleich zeitig damit soll eine Abänderung der Be stimmungen über den Veredelungsver lehr in die Wege geleitet werden, scweit sie erforderlich erscheint. Da vor dem Herbst die eingeforderten Gutachten und Wünsche der Einzelregierungen nicht vorliegen, werden wohl erst im Laufe des nächsten Jahres die gesetz gebenden Körperschaften des Reiches mit einem entsprechenden Entwurf befaßt werden können. *Der nach nochmaligen Beratungen im Reichsjustizamt umgearbeitete Gesetzent wurf über den Versicherungsvertrag wird, wie die Leitschrift für Versicherungs wesen' mitteilt, demnächst der Beschlußfassung des preußischen Staatsministeriums unterbreitet werden, sodaß die Hoffnung besteht, den Gesetz entwurf noch vor dem Beginn der Sommer ferien an den Bundesrat und voraussichtlich im kommenden Winter im Reichstag zur Vorlage zu bringen. * Die Verjüngung unsres See offizierkorps tritt in den Beförderungen des verflossenen Winterhalbjahres deutlich zu tage. In der Admiralität sind die Ände rungen noch nicht abgeschlossen; sie hat sich nicht so sehr verjüngt. Drei Abgängen stehen sünf Zugänge gegenüber. Der Jahrgang 1869 ist vollständig, der Jahrgang 1870 zur Hälfte in die Admiralität gelangt. Stärker ist die Verjüngung in den Dienstgraden der Stabs offiziere. Innerhalb sechs Monaten sind die letzten Seeoffiziere des Jahrgangs 1876 und fast der ganze Jahrgang 1877 zu Kapitänen z. S. befördert worden. 6 Kapitäne z. S. wurden zur Disposition gestellt, 16 Fregatten kapitäne zu Kapitänen z. S. befördert. Von den 23 Fregattenkapitänen, die vor einem halben Jahre diesen Dienstgrad inne hatten, ist nur ein Drittel noch nicht zur Beförderung gelangt. Der jüngste Admiral ist 1870, der jüngste Kapitän z. S. 1877 und der jüngste Fregattenkapitän 1880 eingetreten. *Die diesjährige Konferenz der preußischen Bischöfe findet voraussicht ¬ lich vom 23. bis 25. August in Fulda statt. Hauptberatungsgegenstände find nach dem .Hannov. Kur.': eine Kundgebung bezüglich der bevorstehenden Halbjahrhundertfeier der Ver kündigung des Dogmas von der unbefleckten Empfängnis Mariä sowie eine einheitliche Fest stellung der Grundsätze sür die Benutzung der den katholischen Kirchengemeinden gehörenden Friedhöfe bei Beerdigungen nichtkatholischer Christen. Den Vorsitz in der Konferenz wird wiederum der Kardinalerzbischof von Köln führen. *Die Tätigkeit der Zentralpolizei stelle zur Bekämpfung des inter nationalen Mädchenhandels in Berlin, deren Wirksamkeit sich bisher nur auf befriedigend gewesen. Die Ursache liegt Wohl nicht in dem Mangel an Loyalität in der Be völkerung der britischen Inseln oder der Kolonien, sondern vielmehr darin, daß Großbritannien zu viel Gedenktage hat, die einen älteren Anspruch auf die Erinnerung haben, wie zum Beispiel der Trasalgartag. Italien. *Am Donnerstag fand eine Sitzung der Kardinals-Kongregation füraußer- ordentliche Angelegenheiten statt, der unter andern die Kardinäle Vives, Ferrata, Rampolla, Vannutelli, Vincenzo und Merry del Val beiwohnten. Die Kardinäle sollen dem Papst geraten haben, vor jeder Entscheidung wegen der Abberufung des Nuntius aus Paris das Ergebnis der Beratung in der französischen Kammer abzuwarten. Prinzessin Johann Georg von Sachsen ist am 24. d. in Dresden gestorben. Preußen erstreckte, ist, nachdem sämtliche außer preußischen Bundesregierungen und der kaiser liche Statthalter in Elsaß-Lothringen sich hier mit einverstanden erklärt haben, jetzt auf das ganze Reich ausgedehnt worden. Hierdurch wird erreicht, daß alle in Deutschland zur Kenntnis der Behörden gelangten Fälle von Mädchenhandel der Zemralpolizeistelle mitgeteilt werden. Diese führt eine Liste der ihm bekannt gewordenen Mädcyenhändler, hat ein Album mit Photographien von bestraften Händlern an gelegt und tauscht ihre Ersahrungen mit den andern Polizeibehörden aus. So ist zu hoffen, daß die im Verhältnis zu andern Ländern ver hältnismäßig geringe Zahl von Verschleppungen deutschen Mädchen nach ausländischen schlechten Häusern immer geringer werden wad. * In Preußen bestehen gegenwärtig 34 Jnnungsverbände. Davon ist der Zentralverband deutscher Bäcker - Innungen Germania mit 995 Innungen und 43 547 Ver- bandsgeuossen der bedeutendste, ihm folgt der Deutsche Fleischer-Verband mit 1054 Innungen und 35 268 Verbandsgenossen. In weitem Abstande folgt der Bund deutscher Schneider- Innungen mit 20 473, der Bund deutscher Barbier-, Friseur- und Perückenmacher-Jnnungen mit 15 477 und der Bund deutscher Schuhmacher- Innungen mit 12 398 Verbandsgeiwffen. Die übrigen Verbände haben unter 10000, ver schiedene von diesen sogar nur einige Hundert Verbandsgenossen. Österreich-Ungarn. * Erzherzog Friedrich geht nächster Tage nach London, um an Stelle des Kaisers Franz Joseph den vorjährigen Besuch König Eduards in Wien zu erwidern. England. *Ein Teil der englischen Presse hat den Versuch gemacht, den Geburtstag der verstorbenen Königin Viktoria zu einem allgemeinen „R ei ch s s e i ert a g", einem nationalen Feste, zu erheben, aber in den ver flossenen Jahren sind die Resultate nicht sehr Dänemark. * König Christian beabsichtigt, in den nächsten Tagen nach Gmunden zu reisen, um dort der Hochzeit des Großherzogs von Mecklenburg beizuwohnen. Prinz Christian von Dänemark und die Prinzessin Alexandrine, eine Schwester des Großherzogs Friedrich Franz, fahren ebenfalls in der nächsten Woche nach Gmunden. Rustland. * Der Minister des Jnnem v. Plehwe brachte im Reichsrat ein Gesetz ein, das den Juden das bisher verbotene Wohnrecht auch innerhalb der 50 Kilometerzone an sämt lichen Reichsgrenzen gestattet. Balkanstaaten. *Die bulgarische Hafenpolizei in Varna verhaftete zwei aus Sofia kommende Maze donier und einen Griechen, die auf einem Schiffe in einem Butterfasse eine große Höllenmaschine über Griechenland nach Mazedonien schmuggeln wollten. Die Ver hafteten gestanden, daß die Maschine für einen Mordanschlag bestimmt gewesen sei. * Die Widmungstafel an dem Offizier- Kasino in Belgrad mit dem Wortlaut: „König Alexander seinen Offizieren" ist auf Verlangen oder Befehl der Verschwörerpartei entsernt worden. Amerika. *Der famose Castro, der jetzt in Vene zuela Diktator geworden ist, kauft schon wieder Waffen. Eine französische Firma liefert für 300 000 Dollar Geschütze. Diese Rüstungen überraschen, da erst kürzlich alle Differenzen mit den Nachbarstaaten erledigt sind. In Washing ton befürchtet man Schwierigkeiten bei den aus stehenden Ratenzahlungen an die Mächte. ^usrangierte äeutscke l^riegslckiffe. Das Marineverordnungsblatt' brachte vor -kurzem im trockenen Amtsstil die Nachricht, daß mit Genehmigung des Kaisers S. M. Schiffe „König Wilhelm", „Kaiser", „Deutsch land", „Merkur", „Alexandrine", „Ziethen" und „Meteor" aus der Liste der Kreuzer gestrichen und zu den Hafen- bezw. Speziolschiffen über geführt sind. Das klingt, so schreibt die ,Köln. Ztg.', so geschäftsmäßig nüchtern, wie eine gewöhnliche Verwaltungsmaßregel zur not wendigen Verjüngung des Schiffsmaterials, und doch bedeutet es den Abschluß einer Epoche in der Geschichte unsrer Kriegsflotte, das Ver schwinden der letzten Vertreter des poeste- umwobenen Segelschifftyps. Die drei erstgenannten Fahrzeuge, von 1868 bis 1874 in England erbaut — nebenbei gesagt, unsere letzten im Auslande erbauten größern Kriegsschiffe — zählten zu ihrer Zeit zu den mächtigsten Panzerscegatten der Welt, „König Wilhelm" hatte gegen 10 000, „Kaiser" und „Deutschland" jede gegen 7500 Tonnen Wasser verdrängung. Alle drei waren mit einer un geheuren ihrer Größe entsprechend himmelhoch ragenden Vollschiffstakelung versehen, die ihnen ein majestätisches Ansehen gab, sie jedoch nicht zu selbständigem Manövrieren befähigte und sonst so viele Nachteile hatte, daß sie später nebst den Stangen herunter genommen wurde, während die Masten als Gefechts- und Signal masten umgebaut wurden. Das Gewicht und die Gefechtsnachteile der riesigen Takelung waren derartig, daß man sich entschließen mußte, die mit ihnen bezweckte Unabhängigkeit von den Kohlenstationen dranzugeben. Der alte „Friedrich Karl" von 6200 t war unseres Wissens daS einzige Panzerschiff gewesen, das die Glanzleistung vollbracht hatte, unter Segel den Atlantischen Ozean zu kreuzen. Mit „König Wilhelm" schwindet auch insofern eine marine- geschichtliche Merkwürdigkeit, als er das letzte Schiff unsrer Flotte war, dessen Geschütze noch nach der Analogie der alten Zweidecker in den Breitseiten-Batterien aufgestellt waren. Kriege rische Lorbeeren zu pflücken ist ihm nicht ver gönnt gewesen, 1870 mußte er nebst den beiden andern Bestandteilen unsrer damaligen Schlacht-' flotte „Friedrich Karl" und „Kronprinz", vor der französischen Übermacht stille in Wilhelms haven liegen. Später erlangte er traurige Be rühmtheit, als er vor Folkestone dem unglück lichen „Großen Kurfürst" den Todesstoß ver setzte. Hierdurch selbst schwer beschädigt, wurde er ausgangs der siebziger Jahre in langem Umbau nach Kräften modernisiert. Trotzdem gelangte das einst so stolze Schiff wenig mehr zur Verwendung, und zählte, obwohl ihm schließlich wegen seiner ungenügenden Gefechts kraft der Charakter als Kreuzer erteilt wurde, tatsächlich schon lange zum alten Eisen. „Kaiser" und „Deutschland", auch ursprüng lich mit voller Takelage versehen, führten ihre Bestückung mittschiffs in einer über die einge zogenen Bordwände hervorspringenden Panzer kasematte, die ein Feuern der Eckgeschütze in der Bug- und Heckrichtung ermöglichte. Beide waren gelungene und leistungsfähige Bauten und bildeten bis Anfang der 90er Jahre den Kern unsrer Schlachtflotte. Wie „König Wilhelm" schließlich wegen mangelnder Gefechts kraft, aber trotz ihrer viel zu geringen Ge schwindigkeit, als Kreuzer geführt, haben sie sich noch bis vor wenigen Jahren im Auslands dienste betätigt, „Kaiser" bei der Besitzergreifung von Kiautschou, „Deutschland" als Flaggschiff des Prinzen Heinrich. Doch auch sie galten, ohne Querschotte und Deckpanzer, schon seit Jahren als „schwimmende Särge", die kein Kommandant mit ruhigem Mute einem modernen Kreuzer hätte entgegenführen mögen. „Alexandrine" und „Merkur" (früher „Ar- kona") von je 2600 Tonnen wurden während der Zeit der größten Rückständigkeit unsrer Flotte Mitte der achtziger Jahre erbaut, als kaum eine Seemacht noch andre als moderne Panzerdeckkreuzer auf Stapel hatte. Sie waren die letzten Vertreter des alten Korveltentyps, der hochgetakelten Eindecker, die gleich stolzen Schwänen ihre schneeigen Fittige über den Wogen wiegten. Während die Kreuzerfregatten (Zweidecker) der Bismarck-Klasse schon längst mit gekappten Stengen ihr Dasein als Schul schiffe fristeten, waren die beiden Korvetten noch bis vor kurzem im politischen Dienste tätig, die letzten Zeugen der alten teerduftenden Seemanns- poefie, die dem furchtbar nüchternen Ernst der modernen Seekriegsmaschienen weichen mußte. „Arkona" erlebte noch vor Jahresfrist, daß sie ihren ruhmreichen Namen, die Erinnerung an die schneidige Kämpferin von Jasmund, einem neuerbauten Kreuzer abtreten mußte und dafür den Namen „Merkur" erhielt. Einen Namen von heldenmütigem Klang trägt auch das sechste der abgedeckten Schiffe, der ehemalige Aviso „Meteor". Zu Ehren deS winzigen Kanonen bootes, das vor Havana dem Franzosen „Bouvet" so schneidig die Zähne gezeigt hatte, wurde im Jahre 90 der neue schnelle Aviso getauft, der sich aber mit seiner Wasserver drängung von nur 950 Tonnen als eine wenig glückliche Konstruktion erwiesen Hst, und schon jetzt auf die Ehre verzichten muß, noch einmal für Kaiser und Reich zu fechten. Von unci fern. Der Berliner Bäckerstreik ist beendet^ es sind zwar gegen 800 Gesellen arbeitslos, aber nach Angaben der Streikleitung wäre diese Zahl vor dem Streik ebenso groß ge-' wesen. K Eine Karte Strafe. Skizze aus dem Leben des Prinz-Regenten von Bayern. 1) Von I. Maertl.*) Der alte „Förstersranzl", der Forstwart von Bartholomä am Königsee, hatte heute wieder seinen sogenannten „giftigen" Tag. Er schimpfte, fluchte und wetterte wie ein Tatar, regalierte seine besten Freunde, die beiden Teckelhunde, mit Fußtritten und sah ingrimmig auf sein achtzehnjähriges Töchterlein Rosel, welches schluchzend, den Kopf in die Hände vergraben, auf der Ofenbank saß. Schuld daran war einzig und allein nur der Goldhofermaxel, der flotteste Bursche im ganzen Tal, ein wohlbegüterter Bauerssohn, der fich's in den Kopf gesetzt hatte, Rosel zu heiraten. Der Förstersranzl hätte gegen diesen Plan nichts einzuwenden gehabt, wenn nicht eines gewesen wäre — der Goldhofermaxel war ein Wildschütz, einer der kühnsten und treffsichersten, welche das Berchtesgadenerland bisher gesehen hatte. Aber anhaben konnte man ihm nichts, er war zu „gerissen", um den Jägern in die Hände zu laufen, ja er war sogar so schalkhaft, dem Försterfranzl am frühen Morgen seine Jagd beute vor die Türe zu legen, gleichsam zum Hohn oder zur Versicherung, das er die Jagd nur aus unbezwinglicher Leidenschaft und nicht aus Eigennutz ausübe. „Sö, nu woaßt es, Rosel," fing er jetzt wieder an. „Sag eahm's, dein' Loder, die *) Unberechtigter Nachdruck wird verfolgt. nächsten Täg werd i a Treibjagd auf ihn ab halten. Die sämtlichen Berchtesgadener Jäger tuan mit. Wir woll'n sehg'n, ob wir den Höll- sakra nit derwischen." „Und Enk Üuader, Enk derschiaß i, wenn Ihr wieder dem Goldhofermaxel umschwanzeln tuat, als wär's Enker Herr und Gebieter," wandte er sich an die beiden Hunde, die ängst lich unter den Tisch kauerten. Hiermit setzte er seinen verwitterten Hut mit der wallenden Hahnenfeder auf das graue Haupt und ging hinab zum Schiffmeister, um in dessen Hause ein Beruhigungsschöpplein zu trinken. „Habt Ihr g'hört, Waldmann und Dackel," jammerte Schön-Rosel, als der Alte hinaus war. „A Treibjagd will er abhalt'n auf mein Maxel, wia a wild's Tier soll er g'hetzt werd'n. Du liaber Gott, dös muaß i verhindern, geht's wie's will!" Inmitten ihrer Verzweiflung wurde sie durch den Eintritt eines alten Herrn in Jägerkleidung gestört. „Nanu, mein Kind, was ist denn los?" fragte er teilnehmend und blieb vor ihr stehen. Nun konnte sich Schön-Rosel nicht mehr be herrschen. Sie sprang auf und stürzte hände ringend vor dem alten Herrn auf die Knie. „Königliche Hoheit, Herr Prinz, aus is's, g'fehlt is's," schluchzte sie. „Helfen Sie mir, sonst wird mei Maxel derschoss'n." „Was ist's, wer wird erschossen?" murmelte er. „Mei Maxel," jammerte das junge Mädchen, und mit ihr brachen auch Waldmann und Dackel in ein klagendes Geheul aus, wie wenn sie der schönen Herrin bitten helfen wollten. Die Szene war trotz des Ernstes der Situa tion so komisch, daß der fürstliche Jägersmann unwillkürlich lachen mußte. „Aber, liebes Kind, wer ist denn dein Maxel? Was hat er denn begangen, daß er erschossen werden soll?" „Mein Schatz is er," murmelte die Kleine errötend, „und 'tan hat er nix, aber mein Vater will ihn derschiaß'n lassen, er will a Treibjagd auf ihn abhalt'n, weil er, weil er —" Hier stockte sie, als fürchte sie, dem Prinzen den Grund der väterlichen Entrüstung zu ver raten. „Nun weil er," drängte der hohe Besucher. „Weil er hin und wiader a Gambserl schiaßt, der Maxl," stotterte sie, aber mit Wärme fuhr sie fort: „Aber, Königliche Hoheit, Sie können's ganz g'wiß glaub'n, er tuat's nit aus Eigennutz, nur bloß, weil er nit anders kann, es liegt halt mal so in seinem Bluat." Prinz Luitpold mußte bei dieser Verteidi gung lachen. Er wußte nur zu gut, daß das Mädchen recht hatte. Der Sohn der Berge hat nun einmal eine fast krankhafte Neigung zum Wildern, sie ist ihm angeboren." „So so," meinte er. „Dein Maxel ist ein Wilderer. Da kann ichs deinem Vater als echten Forstwart nicht verdenken, wenn er ihn ab sangen will. Ja, das muß er, dazu steht er im Dienst des Königs, und offen gestanden, ich hätte gute Lust, mich an dieser Treibjagd zu beteiligen." „Du himmlische Barmherzigkeit," schrie das junge Mädchen händeringend, „Herr Prinz, Sie woll'n auch Sie, wo Sie a so gualer alter Herr sand — Sie wollen auch —" Mit einem Ausdruck des größten Entsetzens starrte sie auf den Jägersmann. „Ja, eigentlich müßte ich," sagte er lächelnd, „aber vielleicht unterbleibt die Treibjagd auf deinen Maxel doch, wenn er mir verspricht, nicht mehr zu wildern." „Das kann er nit," seufzte das Mädchen tonlos, „o Herr Prinz, i kenn' mein Maxel zu guat, als daß er so a Versprech'n gibt. Zu an Meineid is er zu brav, und ums Wildern zu lassen, is er zu schwach." „Wie heißt denn eigentlich dein Maxel?" „Brandner hoaßt er," antwortete Rosel schluch zend. „Er is der oanzige Bua vom Goldhofer bauern in Unterstem." „Na, dann tröste dich mal, mein Kind," sagte der alte Herr. „Komm, steh auf und weine nicht mehr. Ich werde versuchen, deinen Maxel lebendig in die Hände zu bekommen. Wo ist denn eigentlich dein Vater?" „I glaub, er is ban Schiffsmoaster draußen." „Nun, mein Kind, ich werde bei meiner Rückkehr wieder vorsprechen. Also beruhige dich, deinem Maxel soll nichts geschehen. Grüße deinen Vater und behüt dich Gott!" 2. Drei Tage später war der Försterfranzl in höchst nachdenklicher Stimmung und in der besten Uniform auf dem Wege nach Berchtes gaden. Der Hofmarschall hatte ihn telegraphisch zu einer Audienz bei Seiner Königlichen Hoheit