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Gefällter Riese. Eine Kunstsprengung durck ein Kommando der Garde-Pioniere fand in Eisenspalierei bei Eberswalde statte; es han delte sich um die Niederlegung eines etwa 80 Meter hohen Schornsteins, der noch von der inzwischen eingegangcnen Fabrik übrig ge blieben war. Nachdem die Vorbereitungen ge troffen und eine elektrische Leitung zu dem Riesenschornstein hergestellt war, dessen Sockel den Sprengstoff (Dynamit) barg, erfolgte plötz lich ein weithin hörbarer dumpfer Knall. Einige Sekunden stand der Riese noch un beweglich da, dann senkte er sich langsam der Südseite zu, borst in der Mitte entzwei und sauste mit ungeheurer Kraft zur Erde nieder. Eine mächtige Staubwolke bedeckte die Trümmer des ehemals größten Fabrikschorn steins der Mark. Der Breslauer Stadtkämmerer Franz Weller, der sich erschoß, hat an den Bürger meister einen Brief hinterlassen, in dem als Grund des Selbstmordes angegeben ist, daß er befürchte, er leide an einer schweren inneren Krankheit. Weller war im Jahre 1891 zum Stadtkämmerer gewählt worden, nachdem er zuvor zweiter Bürgermeister in Brandenburg gewesen. Tat einer Wahnfinnigen. Die Schmiede frau Ksitzik in Kelsenkirchen erstach am Freitag vormittag im Wahnsinn auf der Straße ein Mädchen, verletzte ein anderes schwer und brachte einem Schutzmann und einem Passanten leichte Verletzungen bei. Nur unter Schwierig keiten gelang ihre Festnahme. Selbstmord eines Gelehrten. Am 16. d. hat sich im Laboratorium der Professors Hoffmeister zu Straßburg der Sohn des Prof, v. Czerny, des berühmten Chirurgen zu Heidel berg, mit Blausäure in einem Anfall von Schwermut vergiftet. Der junge Czerny war ein hervorragender Forscher, seine Mutter ist eine Tochter Pros. Kußmauls. Die Leiche ist in Heidelberg unter allgemeiner Beteiligung durch Feuer bestattet worden. Das Opfer eines amerikanischen Duells. Vor einigen Tagen verschwand in Budapest der 23 jährige Privatbeamte Andreas Sziklai. In einem zurückgelassenen Briefe erklärt der junge Mann, daß er ein amerikanisches Duell ein gegangen ist und die schwarze Kugel gezogen hat, infolgedessen er sich das Leben nehmen müsse. Am Donnerstag wurde seine Leiche aus der Donau gezogen. Prinzessin Chimay vurchgebrannt. Bei einem Feste des Ungar-Vereins in Paris er klärte Rigo Jancsi, daß ihm seine Geliebte, die geschiedene Prinzessin Chimay, mit einem Neapolitaner durchgegangen sei. Von dem jetzigen Aufenthalt derselben habe Nigo keine Kenntnis. Kostbare Fingerhüte. König Tschula- langkorn von Siam hat seiner Gemahlin einen Fingerhut geschenkt, der, wie die .Köln. Volks- Htg.' mitteilt, 300 000 Mark gekostet hat. Der Fingerhut hat eine goldene Hülle in Gestalt einer balbgeöffnetcn Lotosblume und ist außen m't Diamanten, Rubinen und andern Edel steinen in bunten Farben besetzt, die so ange ordnet sind, daß sie den Namen der Königin bilden. Unlängst hat in Paris ein amerikani scher Milliardär einen Fingerhut iür 100 000 Mark Herstellen lassen, der außen ebenfalls mit Diamanten, Rubinen und Perlen besetzt ist. Der Schah Nassreddin schenkte der Gemahlin eines Diplomaten, bei dem er zu Gaste geladen war, einen Fingerhut im Werte von 30 000 Mk. DaS kleine Kunstwerk sah, so waren die Dia manten und Edelsteine angeordnet, einer zier lichen Weintraube gleich. Gräfin und Kutscher. Aus London wird berichtet: Die etwas ältliche Witwe des Grasen NavenswoUH hat ihren 28 Jahre alten Kutscher William Wadsworth geheiratet. Acht Tage^ vor der Hochzeit schlief Wadsworth noch im Stall und striegelte und fütterte die Pferde seiner Herrin. Gras Ravensworth starb im vorigen Jahre und hinterließ ein Vermögen von vier Millionen Mark. Ein Klavier, das Charles Dickens (Verjasser der „Pickwickier") zu Lebzeiten ge ¬ hörte, kam jüngst in einem kleinen Orte der Grafschaft Denbigshire unter den Hammer und brachte 160 Mk. Dickens hatte das Klavier einem Neffen testamentarisch hinterlassen und dieser gab es seiner Wirtin, weil er die fällige Miete nicht bezahlen konnte. Verhaftung in Monte Carlo. Die Polizei in Monaco verhaftete den Defraudanten Gustav Colditz aus Sachsen, der der Nieder planitzer Sparkasse 38 000 Mk. entwendet hat und das Geld größtenteils vergeudete. Er hat ein umfassendes Geständnis abgelegt und wird ausgeliefert. Der Krieg und die Kunst. Eine uner wartete Folge des russisch-japanischen Krieges wird sich in Moskau bald sehr fühlbar machen. wurde, lebt nun der zivilrechtliche Streit um die Anwartschft von neuem auf. Lüttich. Das Schwurgericht verurteilte zwei der Urheber der letzten hier verübten anarchistischen Anschläge zum Tode, ein dritter wurde zu lebens länglicher Zwangsarbeit verurteilt. Hiroki, äer k)elä. d. Ein interessantes Bild aus dem Kriege im fernen Osten zeichnet A. G. Hales, der Kriegskorrespondent der ,Daily News', in einem Briefe, der aus Tokio, 10. April, datiert ist. „Jedermann," so schreibt er, „spricht jetzt hier von den Taten des tapferen Kommandeurs Hirofi, der während des zweiten Angriffs auf Der japanische Kreuzer „^olkino" der durch den japanischen Kreuzer „Kasuga" zum Sinken gebracht wurde. Die Verluste, die die beiden feindlichen Flotten in Ostasien bis jetzt erlitten haben, wurden durch eigenartige Umstände verursacht. Nicht im offenen Kampfe sind Schiffe und Menschen vernichtet wor den, sondern bei der russischen wie japanischen Kriegsmarine wurden die empfindlichsten Verluste durch unglückselige Zufälle hcrbeführt Das russische Minenboot „Jenissei" flog in die Luft, weil das selbe au! eine van ihm selbst gelegte Mine auf- suhr. Bei dem „Petropawlowsk" ist es nicht genau festgestellt, ob cs russische oder japanische Minen waren, durch die dieses Schiff zugrunde ging. Neuerdings ist nun das japanische Kriegsschiff „Hatsuse" auf eine Mine — ob diese eine russische oder japanische Mine war, ist schließlich gleich gültig — gestoßen und in wenigen Minuten unter- gegangcn. Von der 741 Mann starken Besatzung konnten nur 300 Mann gerettet werden. Jedenfalls bei der dadurch bei der japanischen Fbotle entstan denen heillosen Verwirrung rannte der Kreuzer „Kasuga", den Javan bekanntlich Argentinien ab- kauste, mit solcher Gewalt in den geschützten Kreuzer „Voshino" hinein, daß dieses Schiff ebenfalls in wenigen Minuten sank. Von der aus 385 Mann bestehenden Besatzung konnten nur 90 gerettet wer den. Beide Kriegsschiffe waren sehr gut armiert. „Hatsu!e" hatte 14 Schnellfeuerkanonen. „Hoshino" vier Schnellfeuergeschütze 15,2 mit entsprechender sonstiger Armierung. Der Verlust dieser beiden Kriegsschiffe ist also für Japan ein sehr emp findlicher. Infolge der Mobilmachung der Reserven werden auch die bedeutendsten Professoren des Mos kauer Konservatoriums, u. a. Löwin, Kenne- maun, Manykin und Newitrojew, einberufen, um beim Reserve-Osfizierkorps zu dienen, und so wird die Schule ihrer besten Lehrkräfte be raubt. Ein Denkmal für Jermak, den Eroberer Sibiriens, wurde am Donnerstag in Nowotscher- kaßk, der Hauptstadt des Gebietes der Donschen Kosaken, feierlich enthüllt. Ein neues sibirisches Eisenbahnprojckt ist in Rußland aufgetaucht. Der bekannte Großindustrielle Sawa Mamontow hat einen großartigen Plan ausgearbeitet, der nach Be endigung des Krieges verwirklicht werden soll. Es besteht in einer Eisenbahnverbindung zwischen den russischen Besitzungen in Mittel asien und dem nördlichen Eismeer. Der Plan hat in den höchsten Kreisen eine sympathische Ausnahme gesunden. GericktskaUe. Prag. Nachdem bisher sämtliche AdelSfälscher- Prozeffe mit Verurteilungen geendet hatten, wurde am Freitag der Genealog Vaschak vom Schwur gericht sreigesprochen. CS handelte sich um Fälschung von Urkunden behufs Erlangung eines Fidei kommisses zugunsten des Grafen Julius Attems. Da die Anwartschaft auf das Fideikommiß Massen berg wegen angeblich gefälschter Urkunden bestritten Port Arthur den Tod fand. Was man von seinen Überresten finden konnte, wurde nach Tokio zur Beisetzung gebracht. Die Zeitungen aller Parteirichtungen zollen dem Seemann das höchste Lob. Einige vergleichen ihn mit Nelson, alle bezeichnen seinen Verlust als nationales Unglück. Daß er ein sehr tapferer Mann und tü r tiger Offizier war, kann nicht bezweifelt werden, und seinen Tod umgibt der Glorienschein des Heroismus. Seine Kame raden kannten ihn als einen Mann, der stets bereit und willig war, die Führung für ein gefährliches Unternehmen zu übernehmen, und seine Laufbahn schloß auch in der Ausführung eines verzweifelten Wagnisses. Er hatte den Befehl, einen Dampfer unter den Kanonen der Forts an der Mündung von Port Arthur zu versenken und sich dann in einem kleinen Boote aus der Gefechtslinie zurückzuziehen. Mit einem prächtigen Vorstoß brachte er den Dampfer an seinen Bestimmungsort und ver senkte ihn durch Anbohren. Dann ruderte er davon, während die Schnellfeuergeschütze von den Forts das Wasser rundherum zu Schaum schlugen. Als er sich in kurzer Entfernung von dem Dampfer befand, bemerkte er, daß sein Bootsmann, auf den er stolz war und den er liebte, fehlte. Sofort gab er Befehl, zum Dampfer zurückzukehren, der sich schon langsam mit Wasser füllte, und er selbst kletterte in das finkende Schiff, um zu sehen, was aus seinem Untergebenen geworden war. Da er den Mann nicht fand, kehrte er in sein Boot zurück und befahl der Mannschaft, um den Dampfer herumzurudern, da er hoffte, ihn noch aufzu finden; vielleicht hatte er versucht, durch Schwimmen sein Leben zu retten. Während der ganzen Zeit schlugen die russischen Granaten dicht und schnell neben ihm ein. Aber er dachte nicht daran, einen Kameraden dem sicheren Tode zu überlassen, so lange er noch hoffen konnte, ihn zu retten. Noch einmal ruderte er zu dem finkenden Schiffe. Es war inzwischen so tief gesunken, daß er vom Schanzdeck seiner Nußschale aus auf das Deck springen konnte; noch einmal ging er hinunter, um seinem Bootsmann eine Warnung zuzurufen oder ihm zu helfen. Eine Antwort erfolgte nicht; er kehrte in sein Boot zurück und suchte eifrig im Meere nach dem Manne, der bei mehr als einem verzweifelten Wagnis sein Gefährte gewesen war. Als es bereits wie eine Tat des Wahnsinns erschien, sich dem sinkenden Schiffe noch zu nähern, rief er: „Er muß da sein! Es ist ihm etwas zugestoßen! Haltet an, Leute, haltet an!" Und sie hielten an, während sie sich doch innerhalb der Schußweite der Russen befanden und die Granaten über ihre Köpfe pfiffen. Noch einmal sah sich der Held nach seinem Waffengefährten um, wieder war es vergeblich. Da näherte er sich mit verzweifelter Geberde der Seite des Schiffes, gerade als es im Sinken war. Einen ver hängnisvollen Augenblick wartete er, dann schritt er von der Reling auf das Boot zurück. Aber in diesem Augenblick traf ihn eine Granate ins Gesicht, und einer der tüchtigsten Marine offiziere Japans sank in Stücke gerissen dahin. Was nur von ihm geblieben war, nahmen sie mit sich fort. Der Dampfer legte sich und sank fast innerhalb einer Entfernung von einem Nieter von der bestimmten Stelle; aber der Bootsmann und Hirosi lebten nicht mehr, um die Krönung ihres Werkes zu sehen. Komman deur Hirosi starb, wie er gelebt Halle, tapfer im Gefecht, freundlich und rücksichtsvoll gegen die unter ihm Stehenden. Er wurde von den Seeoffizieren, die ihn kannten — nicht nur von den japanischen, auch von den Offizieren andrer Völker — für einen der größten Torpedo sachverständigen der Welt gehalten. So sagte ein amerikanischer Seeoffizier von ihm: „Hirosi konnte mit einem Torpedo mehr anfangen als jeder andre. Er hatte ein Genie für solche Arbeit. Er konnte mit einem Torpedo spielen, wie geschickte Schützen mit einer Pistole; wenn er am Leben geblieben wäre, hätte er den Russen noch viel zu schaffen gemacht!" Gemeinnütziges. Gegen Schmerz im Handgelenk. Drei mal täglich 15 Minuten lang baden in heißem Kartoffelwasser und zwar beide Hände bis übers Gelenk unter steter Bewegung; dann abtrocknen und die kranke Hand mit heißem Fett einreiben; darauf in warme Baumwolle einwickeln und darin ruhen lassen bis zum nächsten Bade. Unter Kartoffelwasser ist Wasser zu verhetzen, worin ungeschälte Kartoffeln vollständig gar ge kocht sind. Petroleum-Brand zu löschen. Die wertvolle Eigenschaft der Milch, brennendes Petroleum sofort zu löschen, dürste nicht all gemein bekannt sein. Allen Hausfrauen ist an zuraten, sowohl die Kinder, wie die Dienstboten nachdrücklich darauf aufmerksam zu machen und an leicht zugänglicher Stelle in der Wohnung einen Topf mit „Löschmilch" jederzeit vorrätig zu halten. Kuntes Allerlei. Die Volkszählung in Transvaal hat eine Gesamlbevölkerung von 1 268 816 Köpfen ergeben. Unter dieser Bevölkerung befinden sich 229 327 Weiße und 945 598 Schwarze sowie 23 891 Bastards. Die geringe Kopfzahl der weißen Bevölkerung, unter der sich noch dazu ein großer Prozentsatz Ntchtburen befinde!, läßt erkennen, wie großartig der Widerstand gewesen ist, den die kleine Burenbevölkerung im süd afrikanischen Kriege leistete. wurde ihr vorgestellt. Ein jähes Rot übergoß plötzlich das Gesicht der vornehmen Frau, und während sie Olga die Hand reichte, hob sie wie suchend die blauen Augen. — Und sie fand, was sie gesucht hatte, zwei andere Augen, die sich mit einer Welt von Liebe und Schmerz , in die ihren senkten. — O, wie viel können ' durch einen einzigen Blick sich zwei Menschen sagen, die sich von Herzensgründe verstehen! Als Hauptmann Lindner der Gruppe näher kam, deren Mittelpunkt die Baronin von Rauen stein bildete, wurde er von der Frau des Hauses eilfertig in Beschlag genommen. „Kommen Sie, kommen Sie, Herr Haupt mann," rief die freundliche Dame, „damit ich Sie unserer lieben Baronin vorstelle." „DaS ist nicht nötig, Frau Professor," fiel Gabriele ruhig ein, „wir find alte Bekannte... Alte Freunde," setzte sie etwas leiser hinzu. Alfred beugte sich tief über die ihm ent- gegeugestreckte Hand und berührte sie mit seinen Lippen. In diesem Augenblick ließ die heitere Stimme des Hausherrn sich vernehmen: „Zur Beleuchtung, meine Herrschaften! Alles ist parat! Bitte sich zu engagieren für eine Garten-Promenade." „Sie find ja in bester Gesellschaft, gnädigste Frau," wandte er sich dann an die Baronin, „sonst hätte ich Ihnen meinen Arm angeboten. Aber der Hausherr ist gewöhnlich ein schlechter Kavalier, muß ja die Augen überall haben. — Da machen sie wahrhaftig schon eine Dumm heit," schloß er ärgerlich und eilte davon. Der Saal war leer geworden. Die Gesell schaft war schnell der Aufforderung des Pro fessors gefolgt und hatte sich in den Garten begeben. — Als letztes Paar schritten Alfred und Gabriele die Stufen der Terrasse hinunter. Ihre zitternde Hand ruhte auf seinem Arm und keines sprach ein Wort. Vor anderthalb Jahren hatten sie sich als Freunde getrennt. Seitdem hatte kein Brief, kein Gruß den Weg von einem zum andern gefunden, und eine doppelte Schranke hatte sich zwischen ihnen aufgerichtet. Und dennoch wußten sie es jetzt beide mit unumstößlicher Sicherheit, daß sie eins waren in dem mäch tigsten Gefühle, welches Gott seinen Menschen kindern verliehen hat, in hoffnungsloser, un wandelbarer Liebe. So knüpft zuweilen die Trennung gerade das festeste Band und steigert ein Gefühl zu glühender Reife. Alfred lenkte in einen Seitenweg ein. Seine Begleiterin widerstrebte nicht. Aber sie fand das Schweigen nun drückend und bemühte sich, etwas zu sagen, das ihre Empfindung nicht aussprach und doch auch die Weihe der Stunde nicht störte. „Ich habe Ihre Frau gesehen — das freut mich." Sie sprach es leise und wartete auf Antwort. Alfred schwieg noch immer. Sie standen am Eingänge einer Gaisblatt- laube. Es war einsam hier, weit ab von der Gesellschaft, welche jede neue Überraschung des Feuerwerks mit lauten Lachakkorden begleitete. „Um Gottes willen, reden Sie," flehte Gabriele und zögerte, ihrem stummen Führer noch weiter zu folgen. Er redete nicht, aber er sank zu ihren Füßen nieder, schlug die Hände vor das Gesicht und weinte. Gabriele streifte schnell den Handschuh ab und ließ die weiche, pflegegewohnte Hand über die brennende Stirn des Knienden gleiten. „Sie sind krank," sagte sie dann mit zit ternder Stimme. „Ja, ich bin krank," gab er leidenschaftlich mit aufgehobenen Händen zurück, „krank an der Sehnsucht nach dir! O, Gabriele, warum wußte ich nicht, daß ich dich liebte! Ich habe dich und mich um des Lebens Seligkeit betrogen! Ich habe ein Weib, das mich liebt, das mir vertraut, und das mich doch nicht kennt, nichts ahnt von dem, was mir teuer und heilig ist! Unverstanden und arm bin ich neben ihr her gegangen, und dennoch schuldbewußt wie ein Verbrecher. O, Gabriele, süße, einzige Gabriele, kannst du es wohl ahnen, wie elend ich bin?" „Ich weiß es, Alfred," sagte sie innig. „Steh' auf," mahnte sie dann, „und laß uns hier für einen Augenblick niederfitzen, ehe wir für immer scheiden müssen." „Du verachtest mich nicht? Du zürnst mir nicht?" fragte er, indem er sich langsam erhob. „Ich liebe dich," war ihre einfache Antwort. Da schloß er die Bebende in seine Arme und drückte einen langen, heißen Kuß auf ihren Mund. Dann saßen sie nebeneinander auf der Gartenbau!, und fie lehnte den Kopf träumerisch an seine Schulter, während er ihren Mund, ihre Wangen und Augen wieder und wieder mit Küssen bedeckte. Sie ließ es geschehen. Umschlossen doch diese Minuten die Summe von Erdenglück, die ihnen beiden bestimmt war. Es war ein knappes und sollte doch genug sein, um die Entsagung eines ganzen Lebens auszugleichen? Nach einer Weile begann Gabriele: „Weißt du, warum ich geheiratet habe?" „Ja, mein Engel, ich weiß es," versicherte Alfred, „und du hast recht getan." „Es hat mir furchtbare Kämpfe gekostet," fuhr die junge Frau fort, „aber er wollte mich nicht von sich lassen. Ich war als Pflegerin zu ihm gekommen, und er war sehr krank. Die Arzte erklärten, es könne ihn retten, wenn ich ihm den Willen täte und sein Weib würde. So geschah es. Meine Eltern freuten sich darüber. Und Gott segnet den Entschluß, denn meines Mannes Zustand bessert sich von Tag zu Tag. Er liebt mich, daß es zum Weinen ist, und seine Söhne danken mir viel, viel mehr als ich verdiene." „Pflege ihn weiter," sagte Alfred, „pflege ihn, als ob ich es wäre." „Weißt du," meinte wieder nach einer Pause Gabriele, „weißt du, Alfred, was das einzige ist, (das ich nie ertragen könnte?" „Nun, Gabriele? Was könntest du nicht ertragen?" „Dich nicht mehr auf der Erde zu wissen " antwortete sie. „Ich werde leben können, so lange du lebst. Ich bin nicht gesund," fuhr fie fort, „ich fühle oft, daß — alles das — an mir gezehrt hat. Es ist die Kraft des Willens, die mich aufrecht hält. Und wenn du stürbest, würde diese Kraft zu Ende sein." Ä ii (Schluß folgt.)