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Vie „Bttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen ,,Lv Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Lande! und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit ro Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be> sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 66. Freitag, den 3. Juni 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, 2. Ium 1904. — Der von Gommlitz nach Medingen führende Kommunikationsweg wird in den Fluren Lausa mit Friedersdorf und Gommlitz wegen Massenschüttungen vom 2. bis 11. Juni d. I. für den öffentlichen Fährverkehr gesperrt. — Die kommende 146. sächsische Landes lotterie bringt bezüglich der einzelnen Ziehungs tage eine Aenderung gegen früher. Die Ziehungen beginnen von nun an stets Mittwochs, statt wie früher Montags. Die Zwischenzeit von einer Klasse zur andern beträgt stets mindestens vier Wochen. Die Ziehungstage der ersten Klasse der 146. Landeslotterie fallen auf Mittwoch den 15. und Donnerstag den 16. Juni. Die fünfte Klaffe dauert von 12. Oktober bis mit 2. November. — Neue Bestimmungen bei Besitz veränderungen. Nach altem Rechte konnte bei Besitzveränderungen, veranlaßt durch Erbanfall, der Erbe eines Grundstücks, falls er nicht selbst innerhalb Jahresfrist nach Eintritt des Erbfalles die Eintragung im Grundbuch nachgesucht hatte, zur Bewirkung des Eintrags mit Geldstrafe gezwungen werden. (Vergleiche § 197 der Verordnung, das Verfahren in nichtstreitigen Rechtssachen betreffend, vom 9. Januar 1865.) Das neue Recht (Bürgerliches Gesetzbuch für das Deutsche Reich) kennt eine derartige Be stimmung nicht. Die Folge davon ist, daß die Eintragung der Besitzveränderung bei Erbfällen in der Regel nicht begehrt wird, auch dann nicht, wenn eine alsbaldige Weiterveräußerung nicht zu ermöglichen ist oder nicht beabsichtigt wird. Ob es freilich richtig ist, der gelingen Ersparnis an Kosten halber, so zu verfahren, ist recht zweifelhaft. Denn die Unterlassung des Eintrags kann unter Umständen recht un liebsame Zustände zeitigen. Kommt cs zum Beispiel später doch zu einer Weiterveräußnrung und sind inzwischen Miterben mit Tod abge gangen, so kann die Ordnung der Kaufangelen- heit recht schwierig werden oder doch darüber eine längere Zett vergehen und dadurch er hebliche Nachteile mit sich bringen. — Das Korn blüht. Wie hat sich doch die Natur in kurzer Zeit verändert! Kaum ist der Frühling mit all seiner Pracht und Herrlichkeit eingekehrt, so kommt auch schon die Kunde, daß der Roggen derart in seinem Wachstum vorgeschritten ist, daß er bereits hier und da in Blüte steht. Wie lange noch, und die Zeit der Früchte steht wieder vor der Tür l — Dit Maikäfer sind in diesen Jahr- fast gänzlich ausgeblieben, wenigstens hat man in unserer Gegend wenig von ihnen gesehen. Das zeitige Frühjahr und der spätere Temperaturrückgang mögen der Entwickelung der Maikäfer wohl schädlich gewesen sein zur Freude des Landmannes, doch zum Leidwesen der Schuljugend, die des sonstigen Jagd vergnügens diesmal verlustig gegangen ist. Lausa-Weixdorf. Der hiesige „Orls- verband" veranstaltet am kommenden Sonntag und Montag ein großes Sommerfest im Stile tiuer Vogelwiese. Der Festplatz liegt in der Nähe des Bahnhofs Weixdorf. Die Zug verbindung (Fahrtdauer 25 Minuten. Rück fahrkarten 55 Psg-) ist eine günstige und Vogelschießen. Variotv, Theater, Schießbuden, viele Schaustellungen sowie eine Gabenlotterie werden geboten. Der Gesamtertrag wird von dem Vereine in ungemeinnützigster Weise zur Hebung unserer Ortschaften verwendet. Seifersdorf. Unter leider recht wiedrigen Witterungverhältniffen weihte der seit 15 Jahren hier bestehende Königlich sächsische Militärverein seine in der Kunststickerei von Fräulein Fitzau-Dresden gefertigte neue Fahne. Die Begrüßungsansprache hielt der langjährige Vereinsvorstand Kamerad Wilh-Hm Gebauer, die Weiherede Ehrenmitglied Pfarrer Müller. Besondere Ehre wiederfuhr dem Verein dunch den von König Georg und Kaiser Wilhelm II. gestifteten, von dem Bezirksvorstshsr Herrn Wolfraum-Dresden überreichten Fahnenschmuck. Heidenau. Der von seiner Frau getrennt lebende Fleischer Bremme. zuletzt hier aufhältig gewesen, unterhielt mit mehreren Mädchen aus Nachbarorten Liebesverhältnisse und verstand es, seinen Opfern auch Geldbeträge abzuschwindeln. Eines der Mädchen ist dann plötzlich ver schwunden gewesen und später ist dasselbe als Le'che in der Elbe aufgefunden worden. An der Leiche sollen Spuren von Drosselungen wahrzunehmen und das Wädchen auch in anderen Umständen gewesen sein. Bremme ist nunmehr unter dem Verdachte, den Tod des Mädchens herbeigeführt zu haben, verhaftet und an die königliche Staatsanwaltschaft in Dresden abgeliefert worden. Wilsdruff. Der Streik der Holz arbeiter dauert nun schon elf Wochen an. Zu den neuen Bedingungen arbeiten 74 Holzarbeiter, während sich noch 80 im Streik befinden und 40 abgereist sind. Die Wilsdruffer Möbel- fabrikanten weigern sich, den Ansprüchen der Arbeiter nachzukommen, weil sie sich außer stände sehen und zudem in dem Kampfe nur eine Machtprobe erblicken, da inzwischen das Kampfobjekt in der Hauptsache nur noch die Verkürzung der wöchentlichen Arbeitszeit um IH? Stunden bildet. Auf Anregung der Dresdner Holzindustriellen ist auch der Verband sächsischrr Judustrieller für die betroffenen Fabrikanten in Wilsdruff eingetreten. Der Holzmbeiterverband hat den Streikenden Unter- siützungsgelder zur Verfügung gestellt. Elstra. Am Sonnabend Abend gegen i/,9 Uhr wurde auf hiesiger Flur der Stein arbeiter Guauck aus Burgau von dem ihn bei Wildern betreffenden Waldaufseher Richter aus Hauswalde angeschossen und verletzt. Er wurde nach dem Krankenhause in Bischofswerde gebracht. Roßwein. Im Stadtgute des Herrn Mehner stürzte der Tagelöhner Heinrich Teich mann in der vierten Morgenstunde beim Füttern des Viehes vom Futterboden hinab auf den gepflasterten Weg. Der Verunglückte, welcher eine Frau und mehrere Kinder hinter läßt, war sofort tot. Döbeln. Für eine vom hiesigen Stadt rate ausgeschriebene Registrator stelle haben sich nicht weniger als 120 Bewerber, davon 23 Militärwärter, gemeldet. Leisnig. Ein aufregender Vorfall, der auch des Gruseligen nicht entbehrt, trug sich hier arn vergangenen Sonnabend in früher Morgenstunde zu. Dem Nachtdienst tuenden Schutzmann Baran wurde frühmorgens gegen i/j4 Uhr gemeldet, daß auf den Dächern der Turnerstraße ein Mann, anscheinend ein Mond süchtiger, sein Wesen treibe und mit hals brecherischer Kühnheit auf dieser etwas un gewöhnlichen Promenade umherwandle. Der Beamte begab sich sofort nach dem bezeichneten Orte und entdeckte den Nachtwandler auf dem steilabfallenden Dache des Wernerschen Hinter hauses, wo er sich knapp am Dachrande, die mit Filzpantoffeln bekleideten Füße in die Dachrinne gestützt, niedergesetzt hatte, ohne auf Zurufe zu hören. Der pflichtgetreue Beamte unternahm das lebensgefährliche Wagnis, den Kranken mit Hilfe einer Leiter von seinem lustigen Sitze herunterzuholen, eine mutige Tat, die ihm auch glücklich gelang. Der Kranke ist ein Gutsbesitzerssohn und soll schon öfter der artige Wanderungen unternommen haben. Er wurde deshalb vor ungefähr drei Wochen vom Oschatzer Ulanenregiment als untauglich ent lassen. Penig. Zum Nachfolger des Pfarrers Berlet, der erst 13 Jahrs in Medingen be Radeburg, dann 30 Jahre in unserer Stadt a!s Geistlicher tätig gewesen ist und demnächst tn den Ruhestand tritt, ist ArchidiakonuS Hiller hier einstimmig gewählt worden. Frankenberg. In einer am Sonnabend hier abgehaltenen öffentlichen Bauhandwerker versammlung wurde nach einem Vortrag des Referenten Berthold-Leipzig über das Thema: „Welchen Zweck verfolgen die Unternehmer damit, in Frankenberg die Bauarbeiter der Organisation fernzuhalten?" beschlossen, den Meistern bei gelegener Zeit die Forderung der Maurer auf 40 Pfg. Stundenlohn und tostündige Arbeitszeit zu Unterbetten und bei Ablehnung in den Streik zu treten. Leipzig. In dem Rauchwarendiebstahl ist noch mitzutcilen, daß die Geschädigten auf die Wiedererlangung der gestohlenen Felle eine Belohnung bis 1500 Mark ausgesetzt jaben. Geyer. Von drei Bränden wurde am Montag unsere Stadt heimgesucht. Zunächst ging in der Mittagsstunde das an der Schützenstraße gelegene Louis Arnoldsche Wirtschafsgebäude völlig in Flammen auf. Gegen 1/28 Uhr brannte das in der Nähe des ersten Brandherdes befindliche Wohnhaus des Tischlermeisters Josef Klapper nieder und abends in der 7. Stunde wurden auf derselben Straße die Wirtschaftsgebäude von Tretzsch und die Wohnhäuser von Sehm und Sacheda ein Raub der Flammen. Brandstiftung wird vermutet. Strehla. Die am Typhus miterkrankte 22jährige Tochter des Bäckermeisters Behr hierselbst ist ihrem an gleicher Krankheit ver storbenen 16 jährigen Bruder in den Tod ge folgt. Jetzt ist auch die Mutter der,Erkrankten ergriffen worden, sie wurde ebenfalls dem Riesaer Krankenhause zugeführt. Kreyern. Von ruchlosen Buben waren in der Nackt des 25. v. Mts. an dem Wege im königl. Forstrevier, welcher vom Spitzgrund nach dem Auer führt, die dort aufgestellten Ruhebänke demoliert, ebenso Barrieren heraus gewuchtet und zerbrochen, sowie der Weg selbst mittels Holzrollen versperrt, Auf der Straße vom Auer nach Großenhain hatten die Wüteriche sogar mehrere junge Straßenbäumchen und rc 30 Stück Baumpfähle umgebrochen. Glücklicherweise ist es dem zuständigen Gendarm in Niederau durch sein Bemühen sehr bald ge lungen, die ruchlosen Täter zu ermitteln und hinter Schoß und Riegel zu bringen. Es sind dies drei jugendliche Arbeiter aus der Stein gutfabrik Neu-Sörnewitz. Eine exemplarische Strafe dürfte wohl für derartige Roheiten am Platze sein. Mittweida. Bürgermeister Apelt, der von hier weg ging, weil er mit Zden städtischen Kollegien nicht gut auskommen konnte, hat auch in seinem neuen Wirkungs kreise Peine keinen Frieden gefunden. Weil sie ihn beleidigt hatten, wurden dort soeben der Steinsetzmeister und Bürgervorsteher Franz Bauch zu sechs Monaten Gefängnis, der Buchdrucker Hoffmann in Lehrte zu einem Monat Gefängnis und der Redakteur Hempe von der „Peiner Tagespost" zu einem Monat Gefängnis verurteilt. Freiberg. An der Deutschen Ver suchsanstalt für Lederindustrie hat am Montag der 20. Offizierskursus mit 7 Teilnehmern (1 Oberst, 2 Majors, 3 Hauptleute und 1 Ingenieur) begonnen. Es sind hierbei ver treten die Bekleidungsämter von Kiel, Leipzig, Ludwigsburg, München und Würzburg. A u e. Eine Messerstecherei fand auf dem hiesigen Bahn Hofe in der Bedürfnisanstalt statt, wobei der Korbmacher H. von Lauter von dem Sticker St- aus Eibenstock, mit dem er in Streit geraten war, plötzlich mit aller Wucht einen tiefen Stich von hinten in den Hals er hielt. Plauen i. V Das Hochwasser der Elster hat bereits ein Menschenleben gefordert. Sonntag nachmittag ist ein zwölfjähriger Knabe als er aus der Elster Holz fischen wollte, von den Wellen erfaßt und fortgeführt worden. Der Leichnam konnte, noch nicht gefunden werden. Auerbach. In der Sächsischen Filztuch- abrik zu Rodewisch geriet am Montag der Fabrikarbeiter Max Fuchs aus Wernergrün in das Getriebe, wurde an die Wand ge- chleudert und verschied alsbald infolge Schädel- nuches. Zwickau. Beim Schulneubau im Nachbar ort Niederhaßlau brach das Gerüst und 5 Arbeiter stürzten 4 m hoch herab. Er heblich verletzt wurde nur ein Mann. Mühlberg a. d. E- Ein seltener Fang wurde von den hiesigen Fischermeister Weise und Beyer vorgestern in der Elbe gemacht. Es gelang ihnn einen Stör zu fangen, der ein Gewicht von V/2 Zentner und die respek table Länge von annäherend 2^/2 Meter hatte. Geflügelzucht. 11. Anders liegen die Verhältnisse bei der Schlachtgeflügelzucht. Der Tarifzoll auf ge- chlachtetes Geflügel ist so hoch, daß er, wenn er voll und streng zur Anwendung kommt, fast arohibitiv wirken kann. Er dürfte ja zwar mehr noch als bisber umgangen werden durch Einfuhr mehr oder weniger angemästeten lebenden Geflügels. Jedoch ist es unwahrscheinlich, daß feinste Waare die am meisten abwirft, auf diese Weise eingsführt werden könnte. Der Bedarf andererseits wird sicher immer mehr wachsen. Sind sich doch jetzt die Wenigsten bewußt, wie wohlschmeckend und bekömmlich zugleich ein wirklich feines Brathuhn ist. Die Hühnermast blüht bei uns augenblicklich eigentlich nur in Gestalt der hauptsächlich bei Hanburg und Bremen in günstiger Lage betriebenen Mast kükenzucht. Die Poularden beziehen wir zum allergrößten Teile für teueren Preis aus Frankreich und Belgien. Es ist aber zweifellos, daß wir bei richtiger Raffewahl ebenso feines Tafelgeflügel produzieren können, wie die Belgier. Die Rentabilität hängt dann nur an einer zweckmäßigen Organisation des Ab satzes in unsern entlegenern Gebieten. Schon beim Einkäufe, ganz besonders aber beim Absätze von Mastgeflügel können höchste Preise nur erzielt werden, wenn beste und gleichmäßigste Ware in allen geforderten Mengen geliefert werden kann. Dies können kleine Züchter nur im Wege der Vereinigung. Die Organisation des Absatzes wird aber um so schwieriger, je weiter entfernt die Einzelnen von einander und von dem Absatzgebide wohnen. Es ist klar, daß hierin die schwache Seite der Geflügelzucht bei den Hausbesitzern und bei vielen Landwirten liegt. Manchem mag es wohl gelingen, für seine kleinen Posten an auS- gemästetem Geflügel, namentlich Wassergeflügel und Puten, durch besondere Verbindungen lohnenden Absatz zu finden; im allgemein ist aber der Mästung im eignen Hause vorzu ziehen die Lieferung angefütterten Geflügels an eine reelle, günstige gelegene Mastanstalt, welche die Mast billiger und den Berkaus im großen lohnender zu bewirken im Stande ist. Soll doch selbst die ehedem so blühende, auf dem Lande betriebene Gänsemast in Pommern und im Oderbruche stark im Rückgänge be griffen sein. In welcher Weise die Schlachi- geflügelverwertung zu organisiren sei darüber wird augenblicklich in Fachkreisen lebhaft debat tiert. Jedenfalls muß die Rücksicht auf Ver einfachung und Verbilligung des Transports fü derartige Einrichtungen maßgebend sein, wenn sie für das platte Land von Nutzen sein sollen. Die Landwirtschaftskammern werden sich auch dem Gedanken nicht verschließen können, daß der Schwerpunkt aller Bestrebungen zur Hebung der Geflügelzucht liegt in der Ver besserung der Verwertung — weit mehr als in der Schaffung guten Zuchtmaterials, das allen falls auch anderweitig zu erhalten ist. Kirchrnnachrichten Ottendorf-Okrilla. Freitag, den 3 Juni. Vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Die Beichte beginnt um 10 Uhr.