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Ottendorfer Zeitung : 15.05.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-05-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190405154
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19040515
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19040515
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-05
- Tag 1904-05-15
-
Monat
1904-05
-
Jahr
1904
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 15.05.1904
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politische Kunälckau. Der russisch-japanische Krieg. *Wie das ,Bur. Reuter' meldet, sollen die Japaner auch das Kabel von Port Arthur nach Dalny, durch das Port Arthur feinen Bedarf an elektrischer Kraft bezieht, abgeschnitten haben; hierdurch ist für die Russen ein bedeutender Nachteil ent standen, weil mittels dieses Kabels von der Kraftstation in Dalny aus die elektrischen Scheinwerfer in Port Arthm gespeist werden, die bekanntlich schon bei der Zurück weisung japanischer Angriffe von der Seeseite her eine sehr wesentliche Rolle gespielt haben und auch bei dem bevorstehenden Belagerungs kriege wichtige Funktionen zu erfüllen hätten. Allerdings werden die Russen in der Lage sein, in der eingeschlossenen Seefeste selbst eine Kraststation zu schaffen. *Von russischer Seite wird gemeldet: Die Stimmung der in Mukden liegenden russischen Truppen hat unter dem Eindruck der Schlacht am Jalu und der Nachricht von der Abfchließung Port Arthurs nicht gelitten. Die Soldaten erwarten mit Ungeduld die Gelegenheit, den Angreifern entgegentreten zu können. Verwundete vom Jalu sind mit der Eisenbahn auf der Fahrt nach Charbin durch Mukden gekommen. Der letzte Zug, der vor der Abschneidung der Linie von Port Arthur abgegangen war, ist hier angelangt. * Jeder weitere Bericht des japanischen Generals Kuroki erhöht die Zahl der . u ssis ch en V erlu st e in der Schlacht am Jalu. Die Japaner haben nach seinen neuesten Meldungen gegen 1400 gefallene Russen be stattet. 503 verwundete Russen sind in die Feldlazarette ausgenommen worden. Er schätzt den Gesamtverlust der Russen auf über 2500 Mann. Mehr als 300 gefangene Russen sind auf dem Wege nach Matsujama, wo sie am Mittwoch erwartet wurden. Über die japa nischen Verluste schweigt Kuroki! *Nach Meldungen von Chinesen soll Ad miral Alexejew in Port Arthur leicht verwundet und nur mit Mühe aus der Stadt entkommen sein. Die Russen Verhalten sich schweigsam, nach Nachrichten auS zuver lässiger Quelle halten sie ihre Streitmacht aber nicht für ausreichend, um diesen Teil des Landes zu halten, und werden sich nach Charbin zmückziehen. (Charbin liegt 500 Kilo meter von der koreanischen Grenze entfernt. Die Japaner werden dahin gewiß nicht folgen.) * Überzeugt, daß Japan im Kriege mit Ruhland auf China rechne, mit oem es zweifellos einen geheimen Vertrag ab geschlossen habe, rufen die Petersburger ,Nowosti' die europäische Diplomatie zur ein mütigen Abwehr der allen in China interessierten Staaten drohenden Gefahr und zu solidarischen Maßnahmen behufs Lokalisierung des Krieges auf. Eine solche Maßnahme habe in der an die chinesische Regierung gerichteten Erklärung zu bestehen, daß die vereinigten Streitkräfte der europäischen Mächte, nicht etwa Abteilungen, sondern eine ganze Koali tionsarmee das chinesische Gebiet besetzen würde, falls die chinesische Regierung irgend eine kriegerische Maßnahme ihrer nördlichen Bize- könige zulasse. * * Der Herero-Aufstand. *Der Typhus unter den Truppen in Südwestafrika hat anscheinend weiter um sich gegriffen. In Otjihaenena liegen zwei Offiziere und 65 Mann krank, im Wind hoeker Lazarett befinden sich 40 Typhuskranke, in Okahandja werden 42 Patienten verpflegt und in Karibik find 26 Kranke vorhanden. Im ganzen find danach 175 am Typhus erkrankt. In der Gegend von Okahandja steht die Hauptkolonne unter Leutwein, in Karibik die Nordabteilung. Der Typhus grassiert also leider nicht bloß in der Kolonne Glasenapp, sondern es find auch die andern dort befind lichen deutschen Truppenkörper in Südweftasrika von der Seuche befallen worden. A Eine Geläbeirat. 6j Erzählung von M. Tellmar. iFornesung.) Frau Sedladczek war eine noch auf fallend hübsche, sanfte Frau, die sich in ihrem Reichtum nicht recht heimisch zu fühlen schien. Ihr mochte wohl die verstorbene Feodora ge glichen haben. Olga dagegen erschien ganz als das Kind ihres Vaters; er besaß dieselben schwarzen Augen, die in schneller unvermittelter Folge Heiterkeit und Unmut ausdrücken konnten. Da dem Bankier viel daran gelegen war, in der Stadt, zu deren nächster Umgebung Buchenau gehörte, bald eine gesellschaftliche Stellung zu gewinnen, so waren die Wochen, die er mit seiner Frau im Hause der Schwäge rin zubrachte, nicht nur der Einrichtung des Schlosses, sondern auch zahlreichen geselligen Anknüpfungen gewidmet worden. Man hatte Besuche gemacht und Einladungen ange nommen. Alfred hatte sowohl an den Beratungen im Familienkreise wie an den Vergnügungen außer halb desselben teilgenommen. Er hatte über die Farbe der Tapeten und die Form der Möbel entscheiden helfen und war ernstlich um seine Ansicht befragt worden, ob wohl ein zwölf flammiger Kronleuchter den Speisesaal genügend erleuchten würde. Seine lächelnde Antwort, daß er sich unmöglich zur Sache äußern könne, ehe er den fraglichen Speisesaal gesehen, war der Anlaß zu einer sehr vergnügten Schlitten partie geworden. Deutschlaud. *Der anläßlich der Anwesenheit des Kaiser- paares in Metz am 14. d. geplante Vorbeimarsch der Truppen am Kaiser Wilhelm- Denkmal auf der Esplanade wird sich zu einem imposanten militärischen Schauspiel gestalten. Es nehmen daran teil: die Garnison Metz mit den sämtlichen Spielleuten und Musikkorps sowie die zur Zeit in der Umgegend der Stadt zu Übungszwecken einquartierten Diedenhofener Truppen. Die beteiligten Regimenter und Bataillone rücken feldmarschmäßig aus; der Vorbeimarsch der Kavallerie und Artillerie erfolgt im Schritt. * Die Meldungen über Typhus erkrankungen in Schloß Urville wird in einer offiziösen Zuschrift der süddeutschen Reichskorr.' aus Berlin bestätigt. Es wird noch hinzugesügt: Es ist eine Reihe von ausge sprochenen Typhusfällen vorgekommen. Deshalb hat nach ärztlicher Empfehlung das Kaiser- paar auf den diesjährigen Frühjahrsbesuch ihrer lothringischen Besitzung, wo es so gerne weilt, verzichten müssen. *Der Preuß. Kultusminister und Minister des Innern veröffentlichen in einem gemein samen Erlaß ein Verzeichnis der Krank heitsbenennungen und Todes ursachen, das nach dem Stande der neuesten Forschung aufgestellt zur Revision der Virchowschen Benennungen bestimmt ist. Arzte und Kreisärzte sollen sich in Zukunft nach Mög lichkeit danach richten. Die Arbeiten der Statistiker würden dadurch eine wertvolle Er leichterung erfahren. * Die öffentlichen Sparkassen Bayerns haben sich in den letzten 10 Jahren um 27 vermehrt. Im ganzen gibt es 341 Sparkassen in Bayern. 40 Kassen besitzen noch 495 Annahmestellen. Die Spareinlagen betrugen im Jahre 1900 316 743 094 Mark. Es treffen sonach auf den Kopf der Be völkerung 52 Mk. Die Einlagen beziffern sich im Jahre 1900 auf über 67^ Mill. Mk. und Zinsen wurden 6?/g Mill. Mk. gutgeschrieben. Zurückgezahlt wurden über 63^ Mill. Mk. Die Sparkassen in Bayern haben in den letzten 10 Jahren um 135^ Millionen, das sind 73,7 Prozent, zugenommen. Österreich-Ungarn. * Ein großes panslawistisches Stü de n t e n f e st wird vom 27. bis 30. Mai in Prag stattfiuden und von Vertretern aller slawischen Nationen und Natiönchen beschickt werden. Nun hat sich dem vorbereitenden Aus schüsse die Frage aufgedrängt, in welcher Sprache sich die Panslawisten eigentlich ver ständigen sollen, eine Frage, die eine recht interessante Lösung gesunden hat. An dem offiziellen Festabende sollen alle panslawistischen Sprachen zugelassen werden, bei den übrigen Veranstaltungen aber sollen als Verständigungs sprachen lediglich die französische und die — deutsche Sprache gelten, denn „es ist ja leider Tatsache, daß man zum Teile auf die deutsche Sprache zum Zwecke der gegenseitigen Verständigung wird Zuflucht nehmen müssen, aber gerade diese Tatsache beweist, wie notwendig die Pflege des alljlawischen Gedankens ist." England. * Der berühmte Afrikaforscher Stanley ist am Dienstag, 63 Jahre alt, in London gestorben. Spanien. Antiklerikale Unruhen haben in Alicante infolge von Streitigkeiten zwischen Klerikalen und Republikanern stattgefunden. Frauen und Kinder durchzogen die Straßen unter anhaltenden Hochrufen auf die Religion und Drohmfen gegen die Republi kaner und warfen Steine gegen die Häuser der Republikaner. Balkanstaaten. *Jn der Frage der Heimbringung von35000 bulgarischenFlüchtlingen ist aus Sofia zwischen der türkischen und der bulgarischen Regierung jetzt ein vollständiges Einvernehmen herbeigeführt worden. Sie wird auf 8 Grenzstationen erfolgen, wohin die Flüchtlinge durch die bulgarischen Behörden gebracht werden. Die Zahl der übertretenden soll an keiner Station 500 täglich überschreiten. An der Grenze werden sie von den türkischen Behörden in Empfang genommen werden, die Man war mit den elegantesten Schlitten, die sich auftreiben ließen, nach Buchenau hinaus gefahren, und hatte unter Scherz und Lachen das Schloß durchwandert. Im Speisesaal, der mitStühlen aus derGefindestube und einem Garten tische schnell ausstaffiert worden, hatte man dann beim Scheine einer schlecht geputzten, kleinen Lampe Kaffee getrunken. Dabei war natürlich viel der kommenden Zeiten gedacht worden, wo der zwölsflammige Kronleuchter über einer reich gedeckten Tafel und fröhlichen Gästen strahlen würde. Aus dem Rückwege, den Alfred au Olgas Seile gemacht, war er freilich nicht ganz in der Stimmung gewesen, die er sich selbst für solch' eine Gelegenheit zugetraut hätte. Es war doch eigentlich etwas Beneidenswertes, an der Seite der Geliebten unter dem Sternenhimmel dahin zu fliegen, allein mit ihr, nur vom Monde ge sehen, dem Freunde aller Liebenden. Eine Bemerkung von Jean Paul war Alfred eingefallen. Der schildert eine ähnliche Fahrt und nennt sie eine „Dichtung des Schicksals". Nur wenigen wird solche Dichtung zu teil, wenigen Auserwählten. Und er war solch ein Auserwählter, und doch nicht glücklicher? Seine Zweifel jedoch hatte er vergessen, als einige Stunden darauf Olga auf seinem Arm lehnte und er wieder mit ihr dahinflog, diesmal im Hellen Ballsaal und unter den Augen der Menschen; als sie ihn anlachte und mit seiner Schweigsamkeit von unterwegs neckte. Und als zu Ende des Februar die Ein richtung von Buchenau vollendet und der Tag zur Übersiedelung bestimmt war, da hatte Alfred jedem Flüchtling ein ausreichendes Verpflegungs geld von 1 Pfund türkisch (18 Mk.) zur Ver fügung stellen. Unter der Aufsicht der türkischen Behörden werden sie dann nach ihren Heimat- Heimatorten gebracht werden, wo einebesondere Kommission an Ort und Stelle ihre Wieder einsetzung iu die Wege leitet. Amerika. *Jn Mexiko fand die feierliche Verkündi gung einer Verfassungsänderung statt, durch die das Amt eines vom Volke zu wählen den Vizepräsidenten geschaffen wird. Seit 24 Jahren ist der jetzt 74 jährige Porfirio Diaz Präsident von Mexiko und das Land hat sich während dieser langer Zeit fast vollkommen innerer Ruhe erfreut. Bei dem Alter des Präsidenten ist es erklärlich, daß er auch für die Zukunft des Landes sorgt und einem energischen Vizepräsidenten die verfassungs mäßige Stellung schaffen will, die bei Erledi gung des Präfidentenstuhles für die Aufrecht erhaltung der Ordnung im Innern von so hoher Bedeutung ist. Asten. * Die englische Tibet-Expedition hat nun schon verschiedene Zusammenstöße mit den schlecht bewaffneten und ungeübten Truppen des Dalai-Lama gehabt und werden wahr scheinlich genötigt iein, auf Lhassa, die Haupt st adt Tibets, zu marschieren. Die Hoffnung der Tibetaner auf Rußlands Hilfe ist ganz unbegründet. Rußland braucht seine Truppen „anderswo", würde sich auch sehr wohl hüten, es gegenwärtig mit England gänz lich zu verderben. Deutscher Reichstag. Am 10. d. wird die dritte Lesung des Reichs haushaltsetats fortgesetzt bei dem Etat des Reichsamts des Innern. Abg. Trimborn (Zentr.) nimmt auf Grund besserer Information den früher gegen die West deutsche Binnenschiffahrts - Berufsgenossenschaft er hobenen Vorwurf zurück, nicht genügend für ihre Beamten zu sorgen. Abg. Lipinski (soz.) wünscht weitere gesetz geberische Schutzmaßnahmen zugunsten der Hand lungsgehilfen. Die Kontrolle der Ladendienstzeit, des Ladenschlusses, sei keine genügende, die Über tretungen zu zahlreich. Ein Gehilfe, der eine solche Übertretung angezeigt habe, sei vom Prinzipal ent lassen worden. Und das Gericht habe dies gebilligt, weil in solcher Anzeige ein Vertrauensbruch liege gegenüber dem Prinzipal. Auch die Nuhezeitstunden und andere Vorschriften würden übertreten. Abg. v. Niepenhauseu (kons.) führt aus, in Rügen und Neuvorpommern sei bis vor zwei Jahren im Baugewerbe das Verhältnis zwischen Arbeit gebern und Maurern ein gutes gewesen. Das habe sich jetzt geändert, die Gesellen wollten jetzt ein Sonderrecht haben gegenüber den Meistern. Das könne so den Sozialdemokraten gefallen. Niemand wolle mehr Akkordarbeit machen. Redner polemisiert weiter gegen die Sozialdemokraten. Abg. v. Dirksen (freik.) fordert die Regierung auf, die Zentralstelle zur Bekämpfung des Mädchen handels zu unterstützen. Abg. Brejski (Pole) beklagt sich über viel fache Verletzungen der Sonntagsruhe. Abg. Nacken (Zentr.) tritt für die Ausdehnung der Versicherung auf die Privatbeamten ein. Staatssekretär Graf v. Posadowsky weist darauf hin, daß vom Berliner Polizeipräsidium ein Überwachungsdienst gegen deu Mädchenhandel ein gerichtet sei. Die andern Bundesstaaten würden sich dieser Zentral-Jnstanz anschließen. Über die Aus führung der von der Pariser Konferenz gesauten Beschlüsse werde noch verhandelt. Die Fragebogen der Handwerkerenquete würden noch in diesem Sommer ausgeschickt. Für die Versicherung der Privatbeamten will die Negierung das statistische Material prüfen. Der Staatssekretär kann sich aber nach keiner Richtung hin festlegen, ob über diese statistischen Arbeiten hinaus weiteres erfolgen wird. Die Behauptung, daß die Gewerbeordnung in der Richtung geändert werden soll, daß bei Schlägereien zwischen Arbeitern der Schuldige ohne weiteres entlassen werden kann, er klärt Graf Posadowsky für eine Ente. Die Be schwerdepunkle des Abg. Brejski gehörten nicht in den Reichstag. Beschwerden über die preußische Ver waltung müßten im preußischen Landtag vorgebracht werden. Am Dienstag erledigte das Herrenhaus eine Anzahl Petitionen. Die Denkschrift bett. StaatS beihilfen zur Förderung des Baues von Kleinbahnen und die Denkschrift bett. Förderung deutscher An siedelungen in den Provinzen Westpreußen und Posen wurden durch Kenntnisnahme für erledigt er- klärt. Ein Regierungskommissar sagte bezüglich der Bitte, die Unterhändler beim Ankauf von Grund stücken möglichst auszuschließen, tunlichste Berück sichtigung zu. In der Dienstagsitzung des Abgeordnetenhauses kam es bei der ersten Beratung des Ansiedelungs gesetzes bett, die Gründung neuer Ansiedelungen in Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen und Westfalen zu einer ausgedehnten Polendebatte. Der Minister des Innern Frh. v. Hammerstein wies die gegen die Arsiede- lungSkommission gerichteten Angriffe zurück und be tonte, die Vorlage wolle die Gründung polnischer Ansiedelungen an und für sich nicht verbieten, son dern sie nur unter eine gewisse Kontrolle stellen und sie dort untersagen, wo sie dem allgemeinen Inter esse des Deutschtums widerspreche. Die Absicht der Regierung sei, das Deutschtum wirtschaftlich und politisch zu stärken, und es sei geradezu eine Un verschämtheit, wenn die polnische Ärztekammer ge fordert habe, die Ostmarkenzulage den deutschen Ärzten vorzuenthalten. Von uncl fern. Wissenschaftlicher Besuch. Eine Anzahl seitens der niederländischen Regierung ent sandter holländischer Arzte traf in Gelsenkirchen im Bakteriologischen Institut ein, um die Maß nahmen der preußischen Regierung gegen die Wurmkrankheit zu studieren. Kein sibirisches Fleisch! Gescheitert ist der Versuch, sibirisches Fleisch nach Deutschland einzuführen. An der deutschen Grenze wurden mehrere Waggonladungen dieses Fleisches als zur menschlichen Nahrung ungeeignet beschlag nahmt und durch übergießen mit Petroleum unbrauchbar gemacht. Die Importeure haben nicht nur den Verlust des Fleisches zu beklagen^ sondern müssen auch den Vernichtungsmodus bezahlen, so daß sie den Versuch wohl kaum wiederholen dürften. „Schwerer" Diebstahl. In Bochum wurde ein gewisser Lewin verhaftet, der be zichtigt ist, bei den Altonaer Zementwerken im vergangenen Jahre Maschinenteile im Werte von 10 bis 20 000 Mk. gestohlen zu haben. Die Maschinenteile wurden bei einem Althändler in Bochum beschlagnahmt. Aus einer seiner Reisen in Siebenbürgen kam, wie der .Pester Lloyd' erzählt, Jokai auch nach Torda, wo man ihm zu Ehren natürlich ein Bankett gab. Jokai hielt eine Tischrede, die allen zu Herzen ging. Dabei streichelte er seine schönen, braunen Locken. Er schloß seinen Toast folgendermaßen: „Ich erhebe mein Glas auf das Wohl der gastfreundlichen Damen von Torda. Mögen sie so lange leben, bis ich grau werde!" . . . Dieser Wunsch hatte nicht den erwaiietcn Effekt. „Ei, ei l" dachten die Damen, „wie unhöflich ist doch dieser Jokai." Aber sie riefen dennoch Eljen. Da erhob sich der Dichter noch einmal, nahm die Perrücke vom Haupte und sagte: „Mein Haar wird nämlich niemals grau werden." Dieser Zusatz des Toastes hatte einen großen Heiterkeitserfolg. Die Damen aber sagten traurig: „Armer Jokai l" . . . Und sie erhoben sich, eine nach der andern, und küßten ihn aus die schöne, hohe Stirne. Unterschlagung. In der Waisenkasse des Maros-Vasarhetyer Kowitates wurde eine Unter schlagung von 53 000 Kronen aufgedeckt. Als Täter gilt der kürzlich verstorbene Kassierer Roman Feg. Der Streik der Marseiller Schiffs- osfiziere dauert unverändert an. In Havre haben die Kapitäne für lange Fahrt und für Küstenschiffahrt, 200 an der Zahl, beschlossen, sich mit ihren Marseiller Berufsgenossen eins zu erklären und vom Montag ab in den Aus stand zu treten. Sie wollen den Dienst erst nach voller Befriedigung der gestellten Forde rungen wieder aufnehmen. Russische Gewehrbestellungen. Gewehr fabriken in St. Etienne haben eine Bestellung von 200000 Lebelgewehren erhalten. Man nimmt an, daß die Bestellung von der russischen Regierung erfolgt ist. der errötenden kleinen Olga seine Liebe ge standen. Sie war in den Salon gekommen, ohne zu wissen, daß er dort wartete, und hatte einen erschrockenen, ganz leisen Schrei ausgeftoßen und umkehren wollen. Da war er auf sie zu gegangen und hatte sie gebeten, sich nicht zu fürchten, sondern ihm zu vertrauen, fürs ganze Leben. Und sie hatte sich an ihn geschmiegt, war verwirrt gewesen. Da hatte er gedacht, daß er sie nun wohl küssen dürfe. Und als er das getan, war sie schnell hinausgelaufen. Gleich daraus hatte Alfred vor dem Bankier gestanden und mit dem vollen Bewußtsein der feierlichen Stunde um Olgas Hand gebeten. Die schöne, sanfte Frau war dazu gekommen, und ein herzliches Ja von beiden Eltern hatte Alfred gezeigt, daß er willkommen war. Als man darauf Olga und die Tante gerufen, hatte ein ein allgemeines Umarmen stattgefunden. Dem Teetisch war eine Flasche Rheinwein hin zugefügt worden, mit dem man auf das Wohl des Brautpaares anstieß, unbeschadet der glän zenden Verlobungsfeier, mit welcher Papa Sedladczek die Festräume von Buchenau zu eröffnen gedachte. „Was könnte es Passenderes und Erwünschteres geben, als eine solche Ein weihung!" dachte der Bankier. „Weich' ein unverhofftes Glück für meine Tochter, dieser ge diegene, ernste Mann," dachte ferne Frau, und „wie gut habe ich meine Sache gemacht I" dachte Tante Hildegard. So waren alle fröhlich und die Welt war das auch. Es war eine höchst interesfante Verlobung, an der man den lebhaftesten Anteil nahm. Man hatte sich nach und nach aus den sicht baren Tatsachen eine sehr glaubwürdige Ge schichte zurecht gemacht, und war einig darüber, daß Gabriele ihrem Freunde ejnen. Korb .^ge geben hatte. Seine Aufgeregtheit bei ihrem letzten Zu sein, sein Verschwinden nach Tisch waren bemerk worden, wogegen Gabriele bis zuletzt ruhig und freundlich geblieben war. Es war klar, fie hatte ihn abgelehnt und war dann fortgereist, um seinen Kummer nicht mit ansehen zu müssen. Und darum war es ein Glück für ihn, daß er so bald ein reizendes Mädchen gewonnen hatte, in dessen Besitz er die stolze Gabriele gewiß bald vergessen werde. Die Welt gratulierte ihm aufrichtig, und nur zwei Personen gab es, die in den allgemeinen Jubel nicht einstimmten: Assessor Balder und seine Frau. Sie erschienen zwar auch zu der großen Soiree, die Mitte März auf Schloß Buchenau gegeben wurde, und auf die sich die Geladenen schon lange vorher gefreut hatten, aber man sah es ihnen an, daß sie sich nicht darauf ge freut hatten. Das Lächeln, mit dem sie den Enthusias mus von Damen und Herren ausnahmen, hatte etwas Gezwungenes, und ihr Verkehr mit dem Brautpaar war durchaus nicht so lebhaft und herzlich, wie man es bei den nahen Beziehungen zu beiden hätte erwarten dürfen. Ja, es war klar und trat immer deutlicher zutage, daß in diese Beziehungen seit der Ver lobung etwas Störendes gekommen war.
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