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Blutige Exzesse während einer Volks versammlung. In Elesd bei Grsßwardein kam es am Sonntag während einer von der Kossuth-Partei veranstalteten Volksversammlung zu blutigen Exzessen. Eine große Volksmenge versuchte die Versammlung zu sprengen. Hierbei wurde aus der Bienge geschossen, wobei ein Gendarmerieführer von einer Kugel tödlich ge troffen wurde. Die Gendarmerie gab hierauf ein Salvenfeuer ab, wobei dreiundzwanzig Personen gelötet und fünfunddreißig verletzt wurden. Ehrung einer heldenmütigen Retterin. Rose Hörö, eine mutige Bretonin, die im No vember v. in einer schrecklichen Sturmnacht an der Küste von Quessant ein dem Untergange geweihtes Boot rettete, das 14 schiffbrüchige Mairosen trug, wird nun am 8. Mai in feier licher Sitzung in der Sorbonne die Belohnung für diese Heldentat erhalten. Der Vizeadmiral Duperrö wird ihr im Namen der Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger die große Medaille „Poueker äs 8uint ü'aron" und den Preis „Ueau vutour" überreichen. Der Präsident der Republik hat der Gesellschaft mitgeteilt, daß ihm daran läge, sich bei dieser Feier vertreten zu lassen. Nicht in die Hand. Ein Rekrut des 89. Infanterieregiments in Nancy erklärte, er gehöre der mennonitischen Sekte an, die ihm nicht gestatte, sich einer Waffe zu bedienen. Er weigerte sich, trotz mehrmaliger Aufforderung seiner Vorgesetzten, das Gewehr in die Hand zu nehmen. Er wird infolgedessen vor ein Kriegs gericht gestellt werden. Verhaftete „Detektivs". Die Londoner Polizei verhaftete in voriger Woche den Haupt inhaber und einen Mitinhaber eines bekannten Detektivinstituts von Slater, der sich in täglich erscheinenden Annoncen den „größten Detektiv des Zeitalters" zu nennen pflegte. Die Ehe scheidung eines Mannes namens Pollard war dieser Tage rückgängig gemacht worden, weil bewiesen war, daß die Detektivs des Slater- schen Bureaus den Pollard betrunken gemacht und zum Ehebruch verleitet hatten, und daß auf Grund des vom Slaterschen Bureau so ge schaffenen Materials die Ehescheidung aus gesprochen war. Meuterei englischer Soldaten. Infolge von Arretierungen einiger Leute des in Southampton garnisonierenden Cheshire-Regi ments durch die Polizei wegen kleinerer Ver gehen, verließen Kameraden von ihnen um Mitternacht ihre Kaiserne, warfen die Fenster des Dock-Polizei-Wachthauses und des Zoll hauses ein, zogen unter Geschrei nach der Stadt und richteten noch mehr Schaden an. Sie kamen dann mit der Polizei ins Handgemenge, die von ihren Holzknütteln Gebrauch machte und mehrere Soldaten verwundete. Die Auf rührer wurden in ihre Kaserne zurückgetrieben und die Anstifter verhaftet. Warum Papst Pius nicht mehr allein speist. Die Tatsache, daß Pius X. die Etikette durchbrochen hat und zu seiner Tafel Gäste hinzuzieht, hat bekanntlich bereits zu vielfachen Erörterungen Anlaß gegeben. Wie nun der römische Korrespondent der ,Daily News' zu berichten weiß, hat dieser Etikettebruch zweierlei Gründe. Einmal war es der Hruck der Ein samkeit, in dem der Papst sich plötzlich befand. Es ist keine Kleinigkeit, das „Land" zu ver lassen, wie die Penelianer. sagen, wenn sie nach Rom gehen, Freunde, Arbeit und Vergnügen aufzugeben, um sich ganz von aller Welt abzu schließen. Der zweite Grund ist gesundheitlicher Natur. Der Papst hat die —vom hygienischen Standpunkt aus — üble Angewohnheit, aus der er übrigens selbst kein Hehl macht, schnell zu essen. Wenn er allein ist, verfällt er in diesen Fehler natürlich sehr leicht, ohne es zu wissen, und die Folge sind dann häufig Ver dauungsbeschwerden, an denen der Papst mitunter leidet. Wenn er aber von Freunden umgeben ist, lacht und spricht er und nimmt sich Zeit zum Essen. Dreizehnjähriger Mörder. Grausame Wildheit muß in dem dreizehnjährigen Giuseppe Mariuzzo in Palazetto bei Venedig gesteckt haben, der sich eines schweren Verbrechens schuldig gemacht hat. Seine Mutter hatte ihn beauftragt, seine sechsjährige Stiefschwester zu suchen, die seit anderthalb Stunden ver schwunden war. Der Knabe weigerte sich an fangs, dann aber wich er den Drohungen der Mutter und verließ das Haus mit den Worten: „Ich gehe, aber ich ermorde sie." Und der kleine Unmensch hielt in der Tat Wort, er er schien nach einiger Zeit mit dem Leichnam der Schwester, den er der Mutter mit dem Ausruf vor die Füße warf: „Da hast du deine Tochter I" Dann verließ er ruhig das Haus, als ob nichts geschehen wäre. Die Polizei verhaftete den jugendlichen Unhold wenige Minuten später. Er hatte seine Schwester mit einer Eisenhacke be arbeitet, bis sie tot war. zweite Markenausgabe, nach Platten, die in Japan gemacht waren, wies eine symbolische Darstellung auf, die bis jetzt kein Mensch hat erklären können; seltsamerweise trug sie die englischen Worte „Korean Post." Gericktskalle. 88 Münster i. W. Uber 30 Personen aus Emsdetten waren auf Geund einer Potizeiperordnung bestraft worden, die u. a. vorschreibt, daß in Wohn räumen keine Kellerluken mehr vorhanden sein sollen. Die in Betracht kommenden Eigentümer bestritten die Rechtsgültigkeit der in Betracht kommenden Vorschrift, die mit den Bestimmungen der Verfassung über die Unverletzlichkeit des Eigentums im Wider Regensburg. Gelegentlich einer Hochzeitsfeier gab der Söldner Zinner aus einem scharfgeladenen Revolver Freudenschüsse ab, von denen einer ein zehnjähriges Mädchen derart in den Rücken traf, daß es nach einigen Tagen starb. Das hiesige Land- aericht verurteilte den unglücklichen Schützen, der das Mädchen nicht sehen konnte, zu einem Monat Ge fängnis. Kuntes Allerlei. Die Zahnpflege ist bei Kindern mindestens von der gleichen Wichtigkeit wie bei Er wachsenen. Wenn auch die Milchzähne später aussallen und an deren Stelle die bleibenden Zähne treten, so darf doch nicht versäumt Automobil-^astLug (t>aktLttr) für Veutlck-SüäwestafrikL. Die drei „Trakteure", die dieser Tage von Ham burg aus nach Swakopmund abgingen, hat Ober leutnant Troost, L lee suit« der Kaiserlichen Schutz truppen, auf Grund zwölfjähriger Erfahrungen in Afrika nach fast dreijähriger gemeinsamer Arbeit mit der Neuen Automobilgesellschaft in Berlin in Auf trag gegeben. Ein Benzinmotor von 40 Pferde ¬ stärken zieht durch jedes Gelände mit einer Geschwin digkeit bis zu 10 Kilometer in der Stunde drei Wagen mit einer Nutzlast von insgesamt 20 000 Kilogramm. Die Breite der Näder kann von 400 Millimeter bis ans 1000 Millimeter durch Ausschrauben Von C-Eisen erhöht werden, gelingt es dann noch nicht, der Terrainschwierigkeit Herr zu werden, so wird der Motor auf eine Seilstommel geschaltet. Mit Hilfe ausgebrachter Anker und eines Drahtseiles von 14 000 Kilogramm Bruchfestigkeit wird erst der Zugwagen eine Strecke weitergezogm und dann der Lastwagen nachgeholt. b. Die Briefmarkensammler und der Krieg. Bmfmarkensammler haben ein be sonderes Interesse an dem Kriege im fernen Östen. Natürlich find die Marken von Korea jetzt gerade besonders beliebt. Neue und ältere Ausgaben werden zu erhöhten Preisen gekauft, und man achtet dabei genau auf die Kriegs-Zuschlagsportos und andre postalische Seltenheiten, die dem Herzen des Sammlers teuer sind. Der Burenkrieg bereits brachte den Verkäufern von Briefmarken viel Geld ein, und der russisch-japanische scheint für die Briefmarken sammler ebensoviel Anziehungskraft zu haben. Japan hat im Jahre 1884 ein Postsystem in Korea eingeführt, und die ersten Markenaus- gabe ist sehr selten, da die Koreaner die Haupt masse des Vorrats verbrannt haben, als sie im Postgebäude zu Söul aus Protest gegen alle Neuerungen Feuer anlegten, Korea kam also weitere zehn Jahre ohne Postsystem aus. Die spruch stehe. Nachdem das Landgericht zu Münster i. W. die Angeklagten verurteilt hatte, legten diese Revision beim Kammergericht ein mit der Behauptung, die Polizeibcrordmmg verstoße gegen den 8 9 der Verfassung. Das Kammergei ichl wies jedoch die Revision der Angeklagten als unbegründet zurück, da die Vorentscheidung ohne Rechtsirrtum ergangen sei. Die Polizeiberordnung bestehe zu Recht und finde ihre Grundlage in 8 Off. des Polizeiverwaltungs- gesetzes vom 11. März 1850; hiernach gehört es zu den Aufgaben der Polizeibehörde, für Leben und Gesundheit Sorge zu tragen. Es gebe auch Ein griffe in das Eigentum, die als gesetzlich zulässig anzusehen seien. Insbesondere sei die Polizeibehörde befugt, derartige Vorschriften im Interesse der Ge sundheit von Menschen zu erlassen. Saarbrücken. Das hiesige Schwurgericht ver urteilte den Bürgermeister a. D. von Völklingen, Stürmer, der von 1879 bis 1903 Bürgermeister von Vötlüngm gewesen ist, wegen Unterschlagung im Amte in Höhe von 8000 Mk., begangen in sechs Fällen, zu acht Monat Gefängnis. werden, schon in der Milchzahnperiode die Stellung der Zähne zu kontrollieren und Fehler durch einen Zahnarzt ausbessern zu lassen. Diese Notwendigkeit tritt besonders während der Zeit des Zahnwechsels ein, wenn ein Milchzahn dem durchbrechenden Zahn hindernd im Wege steht und voraussichtlich Querstellung oder eine Lücke erwarten läßt. Der Zahnarzt kann diesem Übelstand, der nicht lediglich allein einen Schönheitsfehler bedingt, ohne Schwierigkeiten und Schmerzen leicht abhelfen. * * Eheliche Sprachlogik. Sie: „Ach früher — da hast du mich vor Liebe aufgefressen!" — Er: „Drum hab' ich dich auch satt gekriegt." HMeggend.') Zu hoch. Primaner: „Also topp! Wer verliert, muß sich ein Schnurrbarthaar ausziehen." — Kadett: „Hm, wir wollen doch lieber um zwanzig Maik wetten." (Lug.", eine Bewußtlosigkeit, die freilich zum Schrecken seiner Angehörigen stundenlang anhielt. Natürlich war der Arzt sofort herbeigerufen worden „Er hat jedenfalls zu viel gesprochen," sagte der alte Sanitätsrat, „das darf nicht wieder geschehen, meine Herrschaften, wenn nicht der Hoffnungsstrahl, der uns winkt, von neuem er löschen soll." Endlich öffneten sich dann auch wieder die Augen des Kranken dem Licht, der durch das Fenster flutete, und der Gewißheit, Fanny an seinem Lager zu sehen. „Ach, ich habe dich gewiß recht erschreckt, mein süßes Lieb," flüsterte er nun, kam aber nicht dazu, noch irgend ein Wort hinzuzufügen, denn der alte Arzt legte ihm ohne Umstände die Hand auf den Mund und rief barsch: „Sind Sie ein Mann oder ein unver nünftiger Junge, Herr von Grön? Ich habe Ihnen doch schon heute in aller Frühe gesagt, daß Sie sich so ruhig wie möglich Verhalten müssen, übrigens werde ich die Damen hier Litten, sich ganz wieder aus Ihrer Nähe zu entfernen, wenn Sie sich nicht vernünftig be tragen wollen, mein Bester. Sie sind fest gestern auf dem Wege, sich der Macht des häßlichen Knochenmannes zu entziehen, der schon bemerklich seine Krallen nach Ihnen aus- gestreckt hatte, aber glauben Sie meinem Wort, aus der Rekonvaleszenz wird nichts, und wir müssen Sie doch wieder dem greulichen Kerl mit der Sense überlassen, wenn Sie nicht den Mund halten und ruhig liegend auf Ihrem Lager verharren wollen." „Das werde ich ja aber auch von jetzt an gewiß tun, das heißt, wenn es Wahrheit ist, daß mir das Leben noch einmal winkt." „Wenn es Wahrheit ist!" wiederholte der greise Badearzt, indem er mit beiden Händen nach den wenigen Weißen Haaren suchte, die noch seinen glänzenden Scheitel zierten. „Ich muß sehr bitten, Verehrtester — was ich gesagt habe, ist wahr und meine vollste Überzeugung obendrein. Mr die gestellte Bedingung müssen Sie auch erfüllen. Für die nächsten Stunden sollen Sie deshalb auch allein unter der Ob hut Schwester Margaretes bleiben. Die aber wird, wenn ich es für gut halte, unserm un artigen Patienten kein weiteres Wort gestatten oder — ein .... soll drein schlagen," wollte der alte Grobian hinzusetzen, er besann sich aber doch noch zur rechten Zeit auf die Gegen wart der Damen und verschluckte mit komischer Grimasse den Nachsatz. Dann legte er, auf Leo herabnickend, ohne alle Umstände Fannys Arm in den seinen und führte die junge er rötende Frau aus dem Gemache. Horst und Ada folgten dem seltsamen Paar, so daß wirklich nur Schwester Margarete bei dem Kranken zurückblieb. Mit einem stillen Lächeln schaute Leo den sich Entfernenden nach, dann wandte er sich zu seiner Pflegerin, die von neuem zu ihrer Stickerei gegriffen und an seinem Bette Platz genommen hatte. „Ach, Schwester," flüsterte er jetzt, „wenn Sie wüßten, wie mir nach den verheißenden Worten des Sanitätsrats zu Mute ist! Trotz des amputierten Armes und meiner grenzenlosen Schwäche fühlte ich mich glücklich wie. . ." „Herr von Grön, ich darf Ihnen kein weiteres Wort gestatten," unterbrach ihn die Schwester hier. „Sie hörten es ja von den Lippen des Arztes selbst, wieviel davon ab hängt, daß Sie sich schweigend verhalten." „Nun denn, so schweige ich, trotzdem ich in alle Welt hinausjubeln möchte, daß —" „Herr von Grön, ich bitte!" warnte Schwester Margarete." Aber er hatte sich auch schon selbst die Hand auf den Mund gelegt und sprach nun auch nicht, wenn Schwester Margarete ihm seine Medizin reichte. Nur einmal im Laufe von Stunden fragte er: „Was ist denn aber aus unsern Gästen geworden?" „Da Sie kein Todeskandidat mehr find, hat der Sanitätsrat die Damen für heute wieder nach dem Hotel zurückgeschickt, in dem sie abgestiegen waren. Herr Horst begleitet sie natürlich." „Und morgen — ?" „Morgen kommen Frau und Fräulein von Hagel hierher, zu Ihnen, Herr von Gtön." „Morgen kommen sie wieder!" klang cs wiederholt in des Kranken Seele. Dann aber überkam ihn allmählich eine grenzen lose Müdigkeit, und seine Lider senkten sich. Zum zweitenmal schlief er lange Stunden. Es war bereits Abend, als er endlich erwachte, aber auch nur, um eine schnell bereitete Kraftsuppe einzunehmen. Dann sank er wieder in die Kissen zurück und schlief von neuem, die ganze Nacht hindurch, während sich wie gewöhnlich, Horst und die Schwester in die Wache teilten. Als ein ganz anderer Mensch erwachte der Patient daraus am nächsten Morgen. „Gerettet! Jetzt erst bist du wirklich ge rettet!" rief Horst, der von Mitternacht an am Krankenbett gesessen hatte. „Auch ich fühle es," erwiderte Leo, und seine Augen strahlten. Dann faßte er die Hand des Bruders, und ihm in das gute Gesicht sehend, sagte er: „Lach' mich nicht aus, lieber Junge, wenn ich dich nun aber frage: Ich träumte doch nicht nur von Fannys Hiersein Sie ist wirklich da?" „Wirklich da! Und wird schon in kürzester Frist wieder bei dir sein, wenn der Sanitäts rat es nämlich erlaubt. Aber ruhig — ruhig, mein armer Lazarus. Der Doktor erlaubt es fchon, sobald wir ihm gemeldet haben, daß du vierundzwanzig Stunden geschlafen hast, gerade wie ein Murmeltier, sage ich." „Vierundzwauzig Stunden? Ja, wie spät haben wir es denn?" „Nahezu elf Uhr morgens, Kerlchen." „Elf Uhr? Sollte man das glauben?" „Ja, ja, glaube es nur!" rief Horst von Grön lächelnd. „Und wann kommt der Arzt?" „Da ist er schon," entgegnete Horst, dessen lauschendes Ohr soeben die Schritte des alten Badearztes im Korridor gehört hatte. W»»» (Schluß folgt.)