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Die „Gttendsrfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich z Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme von Inseraten bi, vormittag w Uhr. Inserate werden mit p Pf. für die Sxaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Okrilla. Nr. 51. Freitag, den 29. April 1904. 3. Jahrgang. Oerkliches und Sächsisches. Mtiendors-Vkrilla, 26. April lS04. — Landtagsschluß. Den Ständen ist folgendes Dekret zugegangen: „Wir, Georg, von Gottes Gnaden König von Sachsen usw. usw. wollen auf den Uns erstatteten Vortrag, den Schluß der Sitzung in den beiden Kammern auf Donnerstag, den 19. Mai d. I., und die feierliche Verabschiedung des gegenwärtigen Landtags auf denselben Tag nachmittags 1 Uhr festsetzen. Wir verbleiben Unserem getreuen Ständen ist Huld und Gnaden jederzeit wohl beigetan. Dresden, den 22. April 1904. Georg." Georg v. Metzsch. — Verbandstage. Am 9. und 10. Juli d. I. findet in Meißen der 5- Verbandstag des Sächsischen Stenotachygraphenverbandes statt. Vom 10. bis 17. Juli wird in Nord hausen der 27. Deutsche FleischervcrbandStag abgehalten, der voraussichtlich von 2000 selb- stünvischenFleischern und Wurstmachern Deutsch lands und Oestreichs besucht fein wird. — Der Allgemeine Deutschs Jagdschutzverein, an besten Spitze Se. Durchlaucht der Herzog von Ratibor steht, hält seine 21. Haupt versammlung am 8., 7. und 8. Juni in Danzig ab- Im Anschluß an eine Direktorialsitzung am 7. Juni findet im Remter des Franzis kanerklosters die Hauptversammlung statt, für die außer geschäftlichen Erledigungen ein Vortrag des Herrn Professor Dr. Dickel, Dozent an der König!. Forstokaderme zu Eberswalde über „Jagdliche Rechtsfragen" vorgesehen. Außerdem wird geplant eine Dampferfahrt durch den Hafen auf die Rhede und nach Zoppot, eine Besichtigung des Ordensschlosses Marienburg, ein Besuch des Kaiserlichen Schlosses Cadinen und ein gemeinsames Esten in Elbing. — Tas große Los im Betrage von 500000 Mark ist am gestrigen 13. ZiehungStage der gegenwärtig spielenden 5- Klasse der 145. Kgl. Sachs. Landeslotterie in die Kollektion von Frohs nach Freiberg auf die Nummer 68481 gefallen. Desgleichen wurde gestern das KO 000 Mk.-Los gezogen, und zwar fiel es auf die Nummer 66 049 in die Kollektion von Riemenschneider in Meerane in Sachsen. — Für Radler und solche, die es werden wollen, wird die Nachricht van Interests sein, daß sich jetzt immer mehr Firmen dazu ent schließen, den weitesten Kreisen die Anschaffung eines guten Rades auf bequeme Teilzahlung zu ermöglichen. Dies tut jetzt auch die Noland Maschinen-Gcs Üsckaft, G. m. b. H. zu Köln, auf deren heutiges Inserat wir Hinweisen. Die interessante Preisliste Nr. 855 erhalten unsere Leser kostenfrei. Dresden. Ein raffinierter Hoteldieb hat in einen: Gasthofe im benachbarten Blasewitz sein Unwesen getrieben. Er schlief mit einem anderen Gaste in einem Zimmer zusammen und hatte sich als Karl Schumann aus Saaz in der Fremdcnliste eingetragen. Früh um 3 Uhr stand der Gauner auf, stahl seinem Schlafgenosscn alle Kleider, die Taschenuhr und 20 Mark. Der Dieb entkam mit seiner Beute unbemerkt aus dem Gasthofe und ent floh nach Dresden zu. Unterwegs verfolgte ihn ein Arbeiter, dem er verdächtig vorkam. Bei dieser Gelegenheit entfiel dem Flüchtling sein Hut, in dem man eigen Entlassungsschein des Frankfurter Gefängnisses, auf dein Namen des Schuhmachers Otto Parchel ans Kalog- witz in Böhmen lautend, fand. Hiernach ist der Dieb ein schon wegen ähnlicher Vergehen vorbestrafter Mensch, der erst vor einiger Zeit eine ihm in Frankfurt wegen Hotcl- diebstahl zueikannte Gefängnisstrafe abgebüßt hat. Mikten. Eine Mordtat wurde in der vergangenen Nacht an der I7jährigenHandlungs- gehilfin Schulze, vermutlich von dem Lieb haber derselben, einem Schlossergehilsen, verübt. Das Mädchen erhielt, aus dem Nachhausewege begriffen, einen Schuß in die Brustgegend und brach bewußtlos zusammen. Es wurde sofort nach dem Krankenhause gebracht und befindet sich in Lebensgefahr. — Zu der Mitteilung über den Mordversuch in Vorstadt Mikten, wodurR ein junges Mädchen durch einen Schuß in die Brust anscheinend schwer verletzt worden ist, wird gemeldet, daß im Verlaufe der Erörterungen sich der Verdacht der Täterschaft auf einen jungen Burschen lenkte, den Steingutdreher Knobloch aus Ober- loschwitz, der mit ihr schon seit etwa einem Jahre ein Liebesverhältnis unterhielt und zur Zeit der Tat mit ihr zusammen in dem Treppen flur ihres elterlichen Hauses gestanden hatte. Er gest.ht auch zu, daß er vor kurzem aus Eifersucht den Entschluß gefaßt habe, das Mädchen und sich selbst zu töten, sowie daß er sich zur Ausführung dieses Entschlusses im Laufe der letzten Wochen zwei Revolver nebst Munition gekauft habe. Er behauptet jedoch, er habe sich bereits am 24. d. M. mit dem Mädchen voll ausgesöhnt und deshalb auch die Revolver, die ihm nun nichts mehr genutzt hätten, in die Elbe geworfen, und will sich nicht er klären können, wer den Schuß abgefeuert haben könnte. Die beiden Revolver sind auch nicht bei ihm vorgefunden worden, doch hat er auch nach der Tat vollauf Zeit gehabt, sich ihrer zu entledigen. Er ist trotz seines Leugnens mit Rücksicht auf die dringenden Verdaches- gründe, die gegen ihn sprechen, in Haft be halten und dem Kgl. Amtsgerichte zugeführt worden. Döbeln. Rach mehrmaligen Besprechungen der hiesigen Geschäftsleute wurde gestern Abend die Gründung eines Rabattsparvereins beschlosten, um den Einfluß des hier von sozialdemokratischer Seite errichteten Konsumvereins auf das Ge schäftsleben abzuschwächen. Leipzig. Die Kreishauptmannschaft hat gestern vormittag in ausgedehnter Sitzung das Ersuchen der Oltskrankenkaste, die Frist verlängerung für die Beschaffung van 98 Aerzten zu verlängern, in eingehende Beratung ge zogen. Eine Entscheidung ist jedoch noch nicht gefallen. Die Kaste hat der Aufsichtsbehörde umfangreiches Material unterbreitet, mit dem sie den Beweis zu liefern glaubt, daß es bisher schon nicht an der nötigen ärztlichen Versorgung gefehlt habe. Nach der aus dem Bureau der Kasse bedienten „Leipziger Volks zeitung" sollen jetzt nach Abzug der rückgängig gewordenen Verträge 89 Verträge mit Aerzten vorliegen. Von diesen 89 Aerzten seien bisher 73 in Tätigkeit gewesen, die 16 übrigen würden ihre Tätigkeit bis znm 1. Mai auf- nchmen. Außerdem stehe die Kastcnverwaltung noch mit einer großen Anzahl anderer Aerzte in Unterhandlung. Danach steht die Sache des Kassenvorstandes nicht günstig, denn es sei im Laufe von acht Tagen nur gelungen, fünf Aerzte in Listigkeit zu setzen, während dreißig verlangt wurden. Die Entscheidung der Kreis hauptmannschaft wird mit Spannung erwartet. Eine große Anzahl von Dresdner Aerzten hat an die alten Leipziger Aerzte erneut eine Sym pathiekundgebung gerichtet, in welcher sie diese zu ihren bisherigen Erfolgen, sowie zu ihrem Kampfesmut und treuem Aushalten beglück wünschen, dem der völlige Sieg In kurzer Zeit folgen müsse. Unterzeichnet ist die Kundgebung im Auftrage von den Aerzten Dr. Hoelemann, Kaiser, Reiche und Oppe. — Die Ortskrankenkasse gibt in einem Be- 'chwichtigungsschreiben an sämtliche — nach ihren Angaben 75 — Distriktsärzte zu, daß sie sich mit einem schriftlichen Gesuch um Frist verlängerung an die Kreiöhauptmannschaft ge wandt habe, bestreitet aber, auf dieses Gesuch bereits einen ablehnenden Besch id erhalten zu haben. Daß ein solcher gefaßt sei, melden jedoch gleichzeitig das „Leipziger Tageblatt" und die „Neuesten Nachrichten", die sich aui Er kundigungen an zuv rlässiger Stelle berufen. Nach dem Schreiben des Kassenvorstandes hä!tc der Kreishauptmann im Laufe des Mittwoch die Absicht ausgesprochen, mit früheren Kassen ärzten in Verhandlung über die erforderliche Ergänzung der Tätigkeit der Distriktsärzte ein zutreten. Das käme tatsächlich auf eine Ab lehnung des Gesuches der Aerzte hinaus Voraussichtlich wird nunmehr die Aufsichts behörde aus eigener Machtvollkommenheit Ver träge mit den früheren Aerzten abzuschließen suchen. Gestern ist wieder ein von der Kaste angestellt gewesener Distriktsarzt abgereist. Gegenwärtig ist eine Petition von Arbeitgebern der Kastsnmitglieder für Einführung der freien Aerztewahl in Umlauf. Leipzig. Dienstag nachmittag in der 6- Stunde nahmen iu einen Zimmer der dritten Realschule zwei Schüler im Alter von 13 und 14 Jahren in sölbstmörderischer Ab sicht Gift — Sublimant — zu sich. Beide sind Kaufmannssöhne. Der erstere, der daß Gift verschluckt hatte, konnte trotz ärztlichen Bemühen nicht mehr gerettet werden, während der andere, der das Gift nur in den Mund genommen, nicht aber verschluckt hatte, in leicht verletztem Zustande seineu Eltern zu geführt werden konnte. Die Schüler sollen eine Strafe zu erwarten gehabt haben. Börln. Ein schreckliches Ende fand der etwa 38 Jahre alte Gutsbesitzer Oskar Jentzsch, indem er von seinem eignen Pferde, daß vor einem Hund scheute, derart von Hufschlägen am Kopfe getroffen wurde, daß er am ver gangenen Freitag verstarb. Gröba. Der erst vor zwei Wochen von Waldheim nach hier verzogene Zigarrenmacher Drescher mußte iu polizeilichen Gewahrsam genommen werden, da er seine Frau wieder holt mit Totschag bedrohte. Freiberg. Die Freiberger Hüttenwerke gehen einer trüben Zukunft entgegen. Schon nach der Etatsaufstellung war die Einstellung der Halsbrückener Schmelzhütten ins Auge gefaßt und der Bericht der Finanzdeputation der jetzt erschienen ist, hat die trostlose Perspektive gewissermaßen bestätigt. Es wird zwar in dem Berichte geklagt, daß den Gemeinden durch Einstellung des Hüttenbetriebes schwere Nachteile bereitet werden, aber irgend einen gangbaren Ausweg, dem traurigen Schicksal zu entgehen, hat die Deputation auch nicht gefunden. Eine Anzahl Gemeinderäte, darunter die von Halsbrücke, Rothenfurth, Großschirma und Tuttendorf, hat um Erhaltung der Hütten werke petitioniert. Zittau. Eine unangenehme Störung erlebte ein hiesiges Brautpaar dadurch, daß der „Herr Bräutigam" am Tage vor der Trauung wegen Bettelns verhaftet wurde. Ostritz. Der beim Bäckermeister Mauer mann wohnende Fabrikschloster Blume bedrohte in betrunkenem Zustande öfter seine Frau mit Totschlag. Als Blume wieder argen Lärm vollführte, bat Frau Blume Herrn Mauermann, ihr zu ihrer eigenen Sicherheit eine Dachkammer zu überlasten. Als beide noch unterhandelten, betrat Blume mit einem Beil das Zimmer und wollte sich auf Mauer mann stürzen. Letzterer zog jedoch, wie die „O R." meldet, einen Revolver und schoß Blume auf nur einen Schritt Entfernung eine Kugel in den Leib. Während Mauer mann sich hierauf zurttckzog, tobte Blume weiter, schlug mit dem Beile an Türen und Wände und verlangte, man solle ihm noch eine Kugel in die Brust jagen. Bald jedoch ging er in die Schlafstube zurück und ver rammelte die Tür. Nachdem die Tür auf gesprengt worden, setzte Blume feiner Festnahme keinen Widerstand mehr entgegen. Er wurde zur Entfernung der Kugel einer Zittauer Klinik überwiesen. Die Wunde soll keine lebensgefährliche sein. Meerane. Noch rechtzeitig festgenommen, ehe er die Reife nach Amerika antretsn konnte, wurde der Mitinhaber der hiesigen Kognak brennerei Max Schnabel u. Co., Max Schnabel. Ec hatte zum Nachteile seines Kompagnons verschiedene Betrügereien begangen und dann das Weite gesucht. Bis Bremen kam er, dann ereilte ihm das Schicksal. Ehrenfriedersdorf. Nach einer kurzen Pause ist hier schon wieder zweimal Schaden feuer gewesen. In der Nacht zum Sonntag brannte eine zum Reuther-Vorwerk gehörige, mit Geräten usw. gefüllte Wagenremise und in der Nacht zum Montag eine aus Fachwerk gebaute Scheune mit Vorräten nieder. In beiden Fällen wird wieder Brandstiftung ver mutet. Da die Besitzer nicht versichert hatten, erleiden sie beträchtlichen Schaden. Mittweida. Im Vorraum einer auf dem hiesigen Schützenplatze aufgestellten Wallfisch- Ausstellung explodierte eine Benzinlampe. In Nu teilten sich die Flammen dem Zeltdach mit und vernichteten einen großen Teil der Dachplane. Lediglich dem schnellen Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr war es zu danken, daß derBrand bald unterdrückt werden konnte. Die gerade fehr gut besuchte Ausstellung wurde vom Publikum innerhalb weniger Minuten ohne Unfall geräumt. Mühlberg. Unter den Arbeitern der hiesigen Korbwarenfabriken droht ein Ausstand auszubrechen. — Die neuerlichen Verhandlungen über die Anlegung eines Truppen-Uebungs- und Artillerie- Schießplatzes bei unserer Nachbarstadt Belgern scheinen für dieses nicht recht günstig verlaufen zu sein, da verlautet, daß das Barackenlager für das 19. (kgl. sächs.) Armeekorps, welches ursprünglich in unmittelbarer Nähe Belgerns (bei der Döbeltitzer Windmühle) geplant war, in die Torgauer Gegend, unweit von Mehderitzsch, verlegt werden soll. Annaberg. An der hiesigen Handelsschule beabsichtigt man, die ministerielle Genehmigung vorausgesetzt eine Unterrichtsabteilung für Lehr linge mit dem Einjährigen-Freiwilligenzeugniste zu errichten. Reichenau. Hier kamen einige größere Schulknaben auf den Einfall, ungelöschten Kalk in eine Bierflasche zu tun und durch Nachfüllen von Master zur Explosion zu bringen Nach dem Verschließen der Flasche gingen die Kinder etwas zurück, um das weitere in einiger Ent fernung abzuwarten. Obwohl ihn seine Kame raden auf die Gefahr aufmerksam machten, ging der etwa 10jährige Sohn des Buchhalters Schütze nochmals zur Flasche, um zu horchen. In diesem Moment zersprang die Flasche und der Heche Kalk spritzte dem Knaben ins Gesicht. Als ein Glück ist es noch zu bezeichnen, daß nach ärztlichem Ausspruch wenigstens die Augen des Knaben durch die Verletzungen, die er erlitt, nicht in Mitleidenschaft gezogen worden sind. Glauchau. Hier war vor kurznm einem Einwohner eine Kassette mit 7000 Mk. in Wertpapieren und etwas Bargeld gestohlen worden. Der Dieb wurde in einem elfjährigen Knaben ermittelt, welcher die Kassette nach Aussühung des Diebstahls in eine Bodenkammer geschaft und hier, zum Glück erfolglos, die Oeffnung mittels eirer Zange versucht hatte. Dem Bestohlenen konnte sein Eigentum un verkürzt zurückgegeben werden. Falkenstein. Auf dem Nachhausewege wurde am Sonntag abend im benachbarten Neustadt ein Radfahrer von zwei Unbekannten angefallen, vom Rade gestürzt und von den Wegelagerern so geschlagen, daß er bewußtlos liegen blieb. Ein Täter konnte verhaftet werden. Aus dem Erzgebirge. Die Schnee- und Raureifmassen, die der letzte Winter brachte, haben im oberem Erzgebirge an den Waldbeständen schweren Schaden angerichtet. Da nun die Schneemassen zum großen Teil geschmolzen sind, geht man daran, die Brüche auszuarbeiten. Tausende von fleißigen Händen werden das ganze Jahr zu tun haben, um die Riesenarbeit zu bewältigen.