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Ottendorfer Zeitung : 17.04.1904
- Erscheinungsdatum
- 1904-04-17
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Privatperson
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1811457398-190404171
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1811457398-19040417
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1811457398-19040417
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Ottendorfer Zeitung
-
Jahr
1904
-
Monat
1904-04
- Tag 1904-04-17
-
Monat
1904-04
-
Jahr
1904
- Titel
- Ottendorfer Zeitung : 17.04.1904
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politische Kundf^au. Der russisch-japanische Krieg. * Die russische Flotteim fernen Osten wird fortgesetzt vom Unglück verfolgt. Bei einem Dienstag nacht erfolgten neuen Angriff der Japaner auf Port Arthur geriet der russische Panzer „P etro p a w l o w s" auf eine Mine, durch die er zerstört wurde und mit der gesamten Mannschaft unter ging. Nur vier Offiziere, darunter der Großfürst KyrillWladimirowitsch, und 32 Mann wurden gerettet; der Großfürst ist leicht verwundet. Auf dem untergegangenen Schiff befand sich auch der Befehlshaber der russischen Motte im Osten, Makarow, der gleichsfalls den Tod in den WeIlen ge funden hat. * Die japanischen Behörden bestätigen, daß vielfache Scharmützel zwischen Tschun- su und Widschu stattgefunden haben. Das Gros der ersten japanischen Armee ist in der Nähe von Widschu. *Jn der ganzen Südmandschurei find, wie den ,Times' berichtet wird, durch starke Regenfälle die Eisenbahnen über schwemmt und die Straßen unwegsam ge macht. Die Feldtelegraphen sind unter brochen, der Lerkehr durch das Land ist lahm gelegt. * Rußland soll nach einer ,Reuter'- Meldung China ernste Vorstellungen gemacht und die Entlassung der japanischen Instruktoren verlangt haben, die in chinesi schen Diensten stehen, wie auch der japani schen Offiziere, die bei den Truppen des chinesischen Generals Ma find. Rußland be trachte deren fortgesetzte Anwesenheit bei den Chinesen als eine gegen Rußland gerichtete b e- denkliche Drohung. * Es verlautet, die Russen hätten ein japanisches Transportschiff mit Truppen und Munition an Bord beschlag nahmt. Aus Wladiwostok wird ge meldet, daß eine Anzahl japanischer Ge fangener ausgebrochen sei. * Ein bekannter General stellt in der Presse einen Vergleich zwischen der Truppenmacht der Russen in dem türkischen Feld zuge und dem jetzigen an. Damals war Rußland gleich im Anfang genötigt, 547 000 Mann an die Front zu bringen, die allmählich zu der Stärke von 873 000 Mann anwuchsen. Während des türkischen Feldzuges fielen 17 870 Mann, 56 000 wurden verwundet. Da die Japaner nicht mehr als 300 000 Mann aus bieten können, Hat Rußland auch nicht nötig, ihnen eine größere Truppenmacht entgegenzu stellen. Während des Türkenkrieges stand das Sanitätswesen lange nicht auf der Höhe seiner Aufgabe, so daß viele Menschenleben zugrunde gingen. 88 000 Mann starben in den Laza retten, eine enorme Ziffer. Die meisten waren Opfer von Epidemien, viele starben auch aus Mangel an warmer Kleidung und wegen un praktischer Ernährung. Ein wohlorganisiertes Sanitätswessn, wie es jetzt besteht, erleichtert den Kampf unendlich. Deutschland. *Der Kaiser ist am Mittwoch früh in Syrakus eingetroffen. * König Alfons will dem Kaiser Wilhelm anfangs September in Berlin einen Besuch abstatten und der großen Herbstparade sowie den Manövern beiwohnen. Den Besuchen am deutschen Kaiserhofe und andern Höfen dürfte eine Reise nach Paris vorausgehen. * Die Nationalliberalen haben im Reichstage folgende Interpellation eingebracht: „Ist der Herr Reichskanzler bereit, Auskunft darüber zu geben: 1) Aus welchen Gründen die Gesetzentwürfe zur Neuregelung der Versor gungsansprüche der Offiziere und Mannschaften des Reichsheeres, die, wie die Thronrede hervorhebt, allseitig als dringendes Bedürfnis anerkannt worden ist, noch immer nicht dem Reichstage zugegangen sind? 2) Wann endlich diese Gesetzentwürfe, die auch die Versorgung der Offiziere und Mannschaften der Marine und Schutztruppen auf gleicher Grundlage neu ordnen sollen, an den Reichstag gelangen werden?" * Der Gesetzentwurf betr. die H erst e llu ng und den Ausbau von Wasserstraßen verlangt: 1) für Herstellung eines Schiffahrt- Mk. kanals vom Rhein nach Hannover 197 150 000 2) für Herstellung eines Großschiff ¬ fahrtweges Berlin-Stettin (Wasser ¬ straße Berlin-Hohensaathen) . . . 43 000 000 3) für Verbesserung der Wasserstraße zwischen Oder und Weichsel sowie der Schiffahrtstraße der Warthe von der Mündung der Netze bis Posen 21175 000 4) für die Kanalisierung der Oder von der Mündung der Glatzer Neiße bis Breslau sowie zu Ver suchsbauten für die Strecke von Breslau bis Fürstenberg a. O. . 18 950 000 zusammen Mk. 280 275 000 * Gegen den Vertrieb von Druck sachen beim Militär wird folgende Be kanntmachung deS Kriegsministers v. Einem im .Reichsanzeiger' veröffentlicht: Es wird hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß den Unteroffizieren und Mannschaften dienstlich verboten ist, sich auf Veranlassung von Zivilpersonen mit dem Vertrieb von Druckwerken und Waren innerhalb von Truppenteilen oder Be hörden — seien dies nun ihre eigenen oder fremde — zu befassen. — Den Unteroffizieren und Mann schaften ist zugleich befohlen, von jeder seitens einer Zivilperson an sie ergehenden Aufforderung zum Vertrieb von Druckwerken oder Waren ihren Vor gesetzten Meldung zu machen. * Um wegen des Gesetzentwurfs gegen das Spielen in fremden Lotterien mit der preußischen Negierung zu verhandeln, ist nach der ,Voss. Ztg.' der braunschweigische Staatsminister Otto in Berlin eingetroffen. Frankreich. * Oberst Marchand, der Held von Faschoda, hat, wie in Paris zuverlässig ver lautet, tatsächlich seinen Abschied gegeben. Dieser Schritt sei nicht wegen einer angeblichen Berufung Marchands zur Teilnahme an den kriegerischen Operationen in der Mandschurei erfolgt, scheine vielmehr durch seine bevorstehende Heirat hervorgerufen zu sein. Spanien. * Ein Attentat ist am Dienstag in Bar celona gegen den Ministerpräsidenten Mama verübt worden. Als Mama das Generalratsgebäude in Barcelona verließ, wurde er durch einenDolchstichverwundet. (Eine zweite Meldung weiß statt des Dolch stiches nm von einem Faustschlage zu melden.) Am Montag abend war der Ministerpräsident von den Republikanern in Barcelona ausge pfiffen worden. Wegen dieses Vorkommnisses wurden darauf neun Republikaner verhaftet, aber alsbald wieder in Freiheit gesetzt. Asien. * Lord Kitchener hat einen Tagesbefehl erlassen, in dem er seine Schlußfolgerungen hinsichtlich der allgemeinen Bereitschaft des Heeres in Indien zusammenfaßt. Er warnt darin die Armee gegen falsche Schätzungen, nach denen sie fähig wäre, es mit jedem Feinde, mit dem sie es zu tun haben könnte, aufzunehmen. Das Heer müsse ein System der Ausbildung für den Krieg, das den heutigen Umständen angepaßt fei, befolgen und veraltete Überlieferungen fallen lassen. Der Befehl führt sodann verschiedene Änderungen an, die General Kitchener zu den gedachten Zwecken einzuführen beabsichtigt; er betont die Notwendigkeit, einen gründlich aus gebildeten General st ab zu besitzen und kündigt an, daß demnächst eine Anstalt zur Aus bildung von Generalstabsosfizieren in Indien errichtet werde. dem Aeiebstage. Der Reichstag beschäftigte sich am Dienstag in seiner ersten Sitzung nach den Osterferien zunächst mit der ersten Lesung der Münzgefetznovelle, die an eine Kommission gmg. Beim Etat des Reichs kanzlers erklärte auf eine Anregung des Abg. David (soz.) betr. die Schiffahrtsabgaben, der Staats sekretär Graf Posadowsky, daß die Regierung jetzt nicht daran denke, auf natürlichen Wasserstraßen Ab ¬ gaben zu erheben. Weiter kam es zu einer Auseinander setzung zwischen dem Abg. Sattler (nat.-lib.) und dem Reichskanzler Graten v. Bülow Wer Fragen der auswärtigen Politik (Ostasien und Marokko) so wie über Aufhebung deS § 2 des Jesuitengefetzes. Der Reichskanzler erklärte, das englisch-französische Kolonialabkommen habe keine Spitze gegen irgend eine andere Macht: Deutschland könne es nur be grüßen, da das Abkonimen dem Weltfrieden dienlich fei. Für uns sei es insbesondere angesichts unserer wirtschaftlichen Interessen in Marokko von Wert, da es dort Ruhe und Ordnung schaffen werde. Im ostasiatischen Kriege stehe das Reich auf dem Stand punkt loyaler und ehrlicher Neutralität. Betreffs der Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes wies Redner energisch den Vorwurf zurück, daß er dem Ultramontanismus ein Zugeständnis gemacht habe. Auf die südafrikanischen Vorgänge kam der Reichs kanzler zuletzt, um unter allgemeinem Beifall mit warmen Worten des Dankes und der Anerkennung für den Heldenmut derjenigen zu schließen, die drüben für Deutschlands Interesse kämpfen. Von diesem Boden, an dem deutsches Blut hafte, solle kein Fußbreit vreisgegeben werden. Darauf ver tagte sich das Haus. Am 13. d. wirb die zweite Beratung des Etats des Reichskanzlers und der Reichskanzlei fortgesetzt. Slbg. v. Kardorff (freik.) erklärt seine Zu stimmung zu der auswärtigen Politik des Grafen Bülow. Der Reichskanzler habe darin das Ver trauen der großen Mehrheit des Hauses und des deutschen Volkes. Von dem japanisch-russischen Kriege sei am meisten die russische Diplomatie über rascht worden. Redner bedauert dann, daß 8 2 des Jesuitengesetzes gerade jetzt aufgehoben sei. Dadurch werde die gerade jetzt so notwendige Einigkeit der bürgerlichen Parteien der Sozialdemokratie gegenüber gefährdet. Es handle sich allerdings nur um ein halbes Dutzend Jesuiten, dagegen sei die Zulassung der Marianischen Konoregationen ein Bruch mit der Tradition des preußischen Schulwesens. Er müsse allerdings anerkennen, daß das Zentrum bei der Militär-, Flotten- und Kolonialpolitik deuischnatio- nale Politik getrieben habe. Redner bespricht dann die wirtschaftliche Lage und verlangt sofortige Kündi gung der Handelsverträge. 8lbg. Spahn (Zentr.) wendet sich gegen die Ausführungen des Abg. Sattler am Dienstag über die Aufbebung des 8 2 des Jesuitengesetzes, mit denen er sich in Widerspruch mit den führenden Geistern der uationalliberalen Partei gesetzt habe. Beim Zustandekommen des Jesuitengesetzes habe diese Partei die Mehrheit im Reichstage besessen. Nach dem sich nun die Mehrheitsverhältnisse verändert hätten, wäre es aber an der Zeit gewesen, diese Bestimmung des 8 2 zu beseitigen. Und das nenne man dann liberal, gegen die Aufhebung eines Aus nahmegesetzes einzutreten! Daß eine Erregung in das deutsche Volk hineingetragen worden ist, ist das Verdienst der nationalliberalcn Presse, ist mit das Verdienst des Abg. Sattler. Abg. v. Heydebrandund derLasa (kons.): Meine Freunde waren zwar für Aufhebung des § 2 des Jesuitengesetzes. Bedenken aber hatten wir bezüglich der Art und Weise, wie die Zustimmung im Bundesrat herbeigeführt wurde. Darin ist die Hauptursache für die Erregung in der Bevölkerung zu suchen. Für eine weitere Abbröckelung des Ge setzes find meine Freunde auf keinen Fall zu haben. Aber jetzt sollte man doch die Sache ruhen lassen, um zu sehen, wie dieselbe sich entwickelt, über die Frage der Handelsverträge wird ein Schleier gebreitet. Eine gewisse Aufklärung ist aber zur Be ruhigung der Bevölkerung notwendig. Die Meist- begünstignngsverträge mit Argentinien und Nord amerika müssen wenigstens gekündigt werden, sonst muß das Vertrauen der landwirtschaftlichen Bevölke rung zur Regierung schwinden. Staatssekretär Frh. v. Richthofen nimmt die Unterhändler Deutschlands beim Abschluß der Zucker konvention in Brüssel gegen die Angriffe des Abg. von Kardorff in Schutz. Er könne den Unter händlern nur das Zeugnis geben, daß sie besonders England gegenüber ihr möglichstes versucht haben. Die Frage der Kündigung der Meistbegünstigungs- Verträge kann von dem Gesamtsystem der Handels verträge nicht losgelöst werden. Diese Erwägung hat dahin geführt, daß bis jetzt eine Kündigung nicht eingetreten ist. Abg. Ricklin (Elsässer): Die vor zwei Jahren erfolgte Aufhebung des Diktaturparagraphen in Elsaß-Lothringen hätte schon vor 20 Jahren er folgen müssen; dann stände es heute mit Elsaß- Lothringen besser. Man sollte doch endlich den Reichslanden die ihnen gebührende staatsrechtliche Stellung als Bundesstaat mit dem Recht auf Sitz und Stimme im Bundesrate geben. Wir sind trotz unserer Sympathie für Frankreich ebenso gute Patrioten und Deutsche wie die Süddeutschen trotz ihrer Zuneigung zu Osterreich-Ungarn. Abg. Goth ein (frs. Vgg.) befindet sich mit dem Abg. v. Heydebrand bezüglich des französisch- englischen Übereinkommens in Übereinstimmung. Aber daß ein derartiges Übereinkommen, das über das Schicksal großer deutscher Absatzgebiete ent scheidet. ohne deutsche Mitwirkung zustande kommen könne, sei ein Beweis für die Lockerung der deutsch englischen Beziehungen. Die Aufhebung des 8 2 des Jesuitengesetzes kann nur vorteilhaft wirken. Aber darin stimmen wir mit den Abgg. Sattler, v. Kardorff und v. Hevdebrand überein, daß die Art und Weise der Aufhebung des 8 2 bedenklich ist. Vollkommen unbegreiflich ist die Zulassung der Marianischen Kongregationen, durch die der kon fessionelle Frieden schwer gefährdet werden kann. Bezüglich der Erhebung von Abgaben auf den na türlichen Wasserstraßen fordert Redner entschieden völlige Abgabensreiheit auf natürlichen Wasser straßen, auch wenn bei diesen Durchstiche, Bubnen rc. ausgekührt sind, die lediglich durch die Vorflutver hältnisse bedingt seien und au dem Charakter eines Flusses als natürliche Wasserstraße nichts änderten. Abg. Graf Bernstorff (Welfe): klagt über die Stellungnahme der Kriegervereine und gegen die Art des Auftretens von preußischen Regierungs organen gegen die deutsch-hannoversche Partei. Minister Frh. v. Hammerstein kann dem Vorredner nicht in Aussicht stellen, seinerseits irgend etwas zu tun, um den Beschluß der Kriegervereine in Hannover abzuschwächen. Was seine, des Mini sters Rede in Hannover gegen die weifische Partei hetreffe, so nehme er kein Wort davon zurück. Wer am Bestände Preußens rüttle, rüttle auch an der Verfassung des Deutschen Reiches. Abg. Graf Reventlow (Wirtsch. Vgg.) fordert bessere Organisation der Nachrichten Wer Südwest- asrika und kommt dann aus die Beziehungen zu sprechen, in welchen das Wölfische Telegraphenbüreau znm Reiche stehe. Redner kritisiert dann eingehend die Schädigung deutscher Neicbsangehöriger in Süd afrika. Auch die Vertretung der Deutschen im Aus lande durch die Konsuln und Diplomaten lasse viel zu wünschen übrig. So z. B. sollten die Ver. Staaten mindestens die Hälfte des Gehalts des Bot schafters in Washington auf ihre Kasse übernehmen. Darauf vertagt sich das Haus. Arrntzisches zand-ag. Das Abgeordnetenhaus hielt am Dienstag seine erste Sstzung nach der Osterpause ab. In der fort gesetzten Beratung des Kultusetats, die sich über zahlreiche Einzelfragen erstreckte, erklärte der Mini sterialdirektor Dr. Althoff, daß die Unterrichtsver- waliung entschieden auf dem Standpunkt stehe, aus ländische Studenten, welche lästig fallen, auszu schließen und an den andern Studenten eine noch strengere Innehaltung der geltenden Ordnung als von den deutschen Studierenden zu fordern. Die Festsetzung eines höheren Honorars für Ausländer empfehle sich nicht. Das Kapitel „Universitäten" wurde erledigt. In der am Mittwoch fortgesetzten Beratung des Kultusetats wurde der Etat des höheren Unterrichts wesens erledigt. Zu der Frage wegen Anrechnung der Dienstzeit als Hilfslehrer bei Berechnung des pensionsfähigen Dienstalters der Oberlehrer erklärte ein Regierungskommissar, daß das von der Staats- Regierung beobachtete Verfahren dem Gesetze ent spreche. Minister Dr. Studt erklärte auf Anfragen von verschiedenen Seiten, daß zwar eine einheitliche Normierung der Ferien für alle Arten von Schulen und alle Landesteile unmöglich sei; die Unterrichts verwaltung hoffe aber auf eine den berechtigten Wünschen möglichst entsprechende Lösung dieser Frage. Betreffs der Reformschule, die vorerst noch als Ver such anzusehen sei, werde vorsichtig vorgcgangen. Von 324 humanistischen Gymnasien sind nur 15 Real gymnasien, etwa eins für jede Provinz. Die Schul reform trägt durchweg gute Früchte. Schließlich sprach sich der Minister für eine kräftige Pflege der Leibesübungen aus den höheren Schulen aus. Von und fern. Wasserhosen im Mittelmeer. Der Rostocker Geograph Dr. Fitzner, der sich zu wirtschaftlichen Studien auf einer Reise im Mittelmeergebiet befindet, teilt mit/ daß er zwischen Malta und Kap Matapan am Morgen des Ostersonntags zwei prachtvolle Wasserhosen beobachtet habe. Diese fesselnde« Natur erscheinungen treten im Mittelmeer nicht gerade sehr häufig auf. In diesem Fall zogen sie in der Richtung nach Ost zu Süd unweit des Schiffes mit einer Geschwindigkeit von etwa 20 Knoten vorüber. An der Stelle, wo sie das Meer zu berühren schienen, besaßen sie einen Durchmesser von etwa 20 Meter und ver jüngten sich nach oben zu einem dünn aus- gezogenen Strang, der dann weiter aufwärts sich wieder trichterförmig erweiterte und in eine dunkle Regenwolke mündete. A Vie Mläernscheu Erben. 28j Roman von M. Brandrup. (Fortsetzung.! „Ich wüßte eigentlich nicht, worauf die Lieben den noch warten sollten. Alt genug find sie doch beide! Und was die Ausstattung Mamas an betrifft, so braucht diese nicht erst hergerichtet zu werden. Sie liegt ja, köstlich bereitet, in Schränken, Truhen und Kästen. Etwas anders wäre es, wenn —" Es blieb dahingestellt, was das reizende Mündchen der kleinen Dame hinzuzufetzen gedacht hatte, da Horst Adas Rede unterbrach, indem er mit glücklichem Lächeln sagte: „Anders wäre es, wenn Fräulein von Hagel heiraten wollte. Nicht wahr, meine Gnädigste? — Denn dann hieße es wahrscheinlich, „man müsse doch wenigstens warten, bis das Fräulein 18 Jahre alt geworden." — Und über die Aussteuer würde man auch des langen und breiten disputieren, trotzdem eine solche gar nicht notwendig wäre, denn das Haus, dessen Gebieter sich so glühend danach sehnt, Sie zur Herrin seines Herzens, seines Besitzes zu machen, birgt die Hülle und Fülle an Leinenschätzen und —" Mit einem Schrei hatte Ada jetzt jedoch ihren Arm aus dem des stattlichen Begleiters gezogen. Und nun war sie auch schon von seiner Seite und flog wie gejagt der Villa zu. Weshalb sie sich auf diese ungehörige Weise von Horst getrennt, wäre sie allerdings nicht imstande gewesen, zu sagen. Ebensowenig begriff sie es, warum sie während des Restes dieses denkwürdigen Abends so konsequent ein wiederholtes Alleinsein mit dem Groditter mied und sich sozusagen an das Kleid Fräulein Mains hing. Eines aber empfand sie doch klar und voller Deutlichkeit: was ihr Horst da vorhin im Garten gesagt hatte, machte sie glücklich, sogar „ganz furchtbar" glücklich. * * * Es war Mitternacht, als sich die Groditter und deren Gast endlich empfahlen — Leo mit einem Kuß auf die kalten Lippen der Geliebten und den geflüsterten Worten: „Morgen vor mittag bin ich wieder hier, Herz! Hoffentlich finde ich dich dann in einer andern Stimmung." Darauf war er gegangen. Frau von Hagel befand sich nun allein mit ihrer Tante im Salon, da Ada schnellstens das eigene Stübchen aufgesucht hatte. Wie geistesgestört lehnte die „arme Millio närin" an einem der hohen Fenster und sah dem davonrollenden Wagen nach. Da legte sich Frau ErnaS brillantengeschmückte Rechte auf Fannys Schuster, und die fettige Stimme der Dame sagte mit geheuchelter Teilnahme: „So seid ihr — ou und der Leutnant — also doch noch zu einander gekommen!" Und während sie mit ablehnender Handbewegung für die Einladung zum erneuten Niedersetzen dankte, die Fanny an sie ergehen ließ, setzte sie hinzu: „Es ist wirklich, als wenn alle Ehen im Himmel geschlossen werden! Wie weit, wie unendlich weit war die Kluft, die euch trennte, und doch hat das Geschick sie nun überbrückt und euch fchließlich dennoch zusammengeführt. — Wer das gedacht hätte, Fanny, als dir der schurkische Hagel seine ganze Erbärmlichkeit offenbarte! Aber vielleicht legte dir das Leben in Posen noch Schwereres auf die Schultern. Ich ver mute wenigstens, du hast dort ganz Ungewöhn liches erlitten. Und zwar aus keinem andern Grunde, als dem bedeutungsvollen, meine Liebe, daß du so geflissentlich jedem Gespräch über deine Posener Erlebnisse aus dem Wege gehst . . . Wie erschreckt du dich auch jetzt wieder zeigst, nun ich mir erlaube, an dieselben zu er innern ! Du stehst ja aus, als wärst du plötzlich um zehn Jahre gealtert." „Und doch ist es nur die Erregung des Tages, welche in mir nachwirkt," stammelte Fanny, während sie mit zitternden Händen nach dem Herzen griff. „So hast du also ebenfalls Nerven?" fragte Frau Rat, „und leidest unter ihnen? Dann ist es wohl am besten, Kind, auch ich empfehle mich." „Nicht doch, Tante," entgegnete die junge Frau. Aber der Widerspruch kam der Ge marterten wenig herzlich über die Lippen, so daß Frau Erna ihren Pompadour von dem Fauteuil nahm, auf dem sie vorher gesessen, und sich zum Gehen rüstete. „Ja, ja, ich will dich allein lassen, Fanny," sagte sie, mdem sie die Hände der Nichte er griff. „Vorher aber," setzte sie hinzu, „ge stattest du mir wohl noch, dir eine Bitte vor zutragen, die mir ganz außerordentlich am Herzen liegt." „Und worin besteht dieselbe?" Frau Erna räusperte sich. „In nichts ge ringerem," sagte sie dann, „als daß du dich nicht von deinem künftigen Gatten gegen mich beeinflussen lassen möchtest, sondern auch fer nerhin daran denkst, wie du nur im Sinne deines verstorbenen Pflegevaters handelst, wenn du meinen letzten Lebensjahren den Sonnen schein wiedergibst, unter dem ich an der Seite des unvergeßlichen Gatten gelebt habe." „Das verspreche ich dir," erwiderte Fanny und ließ sich geduldig umarmen und küssen. Aber ihre Knie schlotterten, als sie die Tante zur Tür geleitete. Nun sich dieselbe jedoch auch hinter diesem letzten Gast geschlossen, warf sich die junge Witwe mit leisen Wehlauten vor einem der kleinen Sofas, die inmitten des großen Raumes standen, in die Knie. „Gott, Gott, was hab ich nur heut ge litten !" schrie es in ihrer Seele. „Aber wamm folgte ich auch nicht der inneren Mahnung, die Stadt zu verlassen, ehe Leo zu mir kam!? Nun hab' ich mit ihm Komödie gespielt, ohne daß es in meiner Absicht gelegen. Aber ich brachte es ja nicht über die Lippen, das Fürchterliche, waS mich von ihm trennt. Wo hätte ich auch Worte finden sollen, um ihm zu sagen: Trotz meiner Millionen bin ich jetzt doch noch so viel weniger denn früher dazu angetan, dein Weib zu werden weil man mich entehrt hat. Ich bin eine Beschimpfte für die Lebenszeit, denn — ich bin — wegen Bettelns — in das Polizei-Gewahrsam von Posen ge bracht worden und habe dort lange Stunden neben Verbrechern und den Verworfensten meines Geschlechts zubringen müssen. bei Z- W 18 vo be hi N P. sie üb er) de vo tä ist ge Ml h° de D r>< D w N N( D T te sb tß fi> s<t T m V di in hi w ! C C ol m S er K
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