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Annahme von Inseraten bi, »ormittag w Uhr. Inserate werben mit w Pf. für die Spaltzeile berechnet. Tabellarischer Satz nach be sonderem Tarif. Die „Mttendsrfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners- tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Mr die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Broß-Dkrilla. Nr. 37. Sonntag, den 27. März 1904. 3. Jahrgang. Oertliches und Sächsisches. Dttendorf-Vkrilla, 26. März 1904. — Am Karfreitag und am ersten Oster feiertag ist nach tz 8 des Gesetzes über die Sonn-, Fest und Bubtagsfeier vom 10. Sep tember 1870 die Abhaltung öffentlicher Ver sammlungen aller Art, auch der Versammlung der Gemeindevertreter, sowie der Innungen und andererzGenostenschaften gänzlich verboten. Da- gegen können an den Vorabenden dieser Fest tage bis nachts 12 Uhr Versammlungen abge halten werden. — Wieder sind „falsche Einmarkstücke" im Verkehr und bei öffentlichen Kassen angehalten und ^beschlagnahmt worden. Sie tragen die Jahreszahl „1874", während das Münzzeichen unterhalb des mattg,prägten oder verwischten Reichsadlers nicht zu erkennen ist. Die Prä gung der Schauseite mit dem Eichenlaubkranz usw. ist gut durchgesührt und würde schwerlich zur Entdeckung der Falsifikate irgend welchen Anhalt bieten. Dagegen sind die mißlungene Prägung des Adlerbildes und Münzzeichens sowie der ein minderwertiges Metall verratende Klang der Falschstücke und ihr außerordentlich leichtes Gewicht im Verhältnis zu den echten Markstücken deutliche Erkennungszeichen der nach geahmten Geldstücke. — Die Lohnbewegung im Baugewerbe in der Stadt Dresden und verschiedenen Vororten zu Ende des vorigen Jahres hatte sich zu An fang dieses Jahres in weiteren Ortschaften des Bezirke» der Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt fortgesetzt. Unter Mitwirkung der um ihre Vermittlung angegangenen Königlichen Amthauptmannschaft ist nunmehr eine Einigung zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu stände gekommen, die sich im wesentlichen aus der in den Dezemberoerhandlungen der Stadt Dresden vereinbarten Grundlage aufgebaut. Es ist ein Lohntarif aufgestellt worden, nach dem — im wesentlichen — Maurer und Zimmerer in Blasewitz und Tolkewitz Stadtlohn mit 48^/, Pfg. für die Stunde, in Loschwitz, Weißer Hirsch, Bühlau, Rochwitz, Laubegast, Leuben, Dobritz und Radebeul 46^/, Pfg., in Serkowitz m d Oberlößnitz 45 Pfg. für die Stunde erhalten. Für Bauhandarbeiter beträgt der Lohn überall 10 Pfg weniger. Dieser Tarif tritt mit dem 15. Juni des laufenden Jahres in Kraft, bis ^dahin verbleibt es bei den von den Arbeitgebern angebotenen geringeren Sätzen, die jedoch auch bereits gegen die in der vorigen Bauperiode gezahlten Löhne fast durchweg eine wesentliche Besserung bedeuten. Die Vereinbarung behält bis 31. März 1905 Geltung. — Sachsens Turner werden nächstes Jahr zum dritten Kreisturnfeste in Chemnitz wiederum eine gastliche Aufnahme finden. Herr Ober bürgermeister Tr. Beck empfing kürzlich den Kreisvertreter, Herrn Direktor W. Bier-Dresden, um persönlich mit ihm über die Veranstaltung des nächsten Kreisturnfestes Rücksprache zu neh men. Herr Oberbürgermeister Dr. Beck äußerte sich höchst anerkennend über die Bedeutung der deutschen Turnvereine und stellte insbesondere den Turnvereinen von Chemnitz das Zeugnis au», daß sie befähigt seien, ein so großes Unter nehmen, das viele tausend Turner in der Fest, stadt zusammenführen werde, zur Ehre der Stadt und zum Segen des vaterländischen Turnens durchzuführen. — Unter dem Namen „Eiernudeln, Eier- gräupchen" und ähnlichen Bezeichnungen werden vielfach Erzeugnisse in den Handel gebracht, welche nur verschwindend wenige oder gar keine Eier enthalten, sondern im wesentlicben aus Mehl und Wasser bestehen, aber trotzdem durch eine künstliche Auffärbung mit gelben Teerfarb stoffen den Anschein außerordentlich gehaltreicher Ware erhalten haben. Nach dem Urteil des Königlichen Landgerichts zu Dresden vom 7. Juli 1903 ist ein derartiges Verfahren als strafbar anzusehen, da zur Herstellung eines Teiges aus Mehl und Eiern mehrere hundert Eier auf 100 Pfund Mehl erforderlich sind, und jedenfalls rin Gehalt von 75 Eiern auf 100 Pfund Mehl als unterste Grenze bezeichnet werden muß. Es sei daher darauf hingewicsen, daß Fabrikate, tue weniger als 75 Eier enthalten unter keinen Umständen als „Eiernudeln usw.", sondern le diglich als „Nudeln", Gräupchen usw. bezeichnet werden dürfen, und daß die Wiederverkäufer daher gut tun, von ihren Lieferanten eine ent- sprechende Garantie zu verlangen. Außerdem muß natürlich die Anwesenheit künstlicher Farb stoffe, durch welche der täuschende Anschein einer besseren Beschaffenheit hervorgerufen wird, so wohl bei Eiernudeln wie bei Wassernudeln in deutlicher Weise zur Kenntnis der Käufer ge bracht werden, und zwar von feiten der Fabri kanten durch entsprechende Vermerke auf den Rechnungen und Versandlisten, von den Zwischen händlern aber durch Anbringung von Dekla rationsplakaten an sichtbaren Stellen der Ge schäftsräume und von bezüglichen Inschriften auf den Vorrälsbehältern. — Der Wärterstellvertreter Traufelder ist gestern zwischen Klotzsche und Langebrück ver mutlich von dem abends 7 Uhr 16 Minuten vom Dresdner Hauptbahnhofe nach Görlitz ver kehrenden Personenzuge im Dienste überfahren und getötet worden. Dresden. Gestern gegen Mittag scheuten die vor einem Marktivagen gespannten Pferde eines Händlers aus Radeburg, rasten längs der Markthalle am Antonsplatz bis zum alten Poly technikum, wo sie heftig anprallten und stark beschädigt zum Stehen kamen. Einer aus der Markthalle tretenden Handelsfrau wurde der Tragkorb mit Eiern dabei heruntergerissen, wo für von selten des Radeburger Händlers voller Ersatz geleistet wurde. — Der seit einiger Zeit von Dresden ver schwundene Zivilingenieur B. ist in Wien unter dem Verdachte unlauterer Handlungen verhaftet worden. H. B., einst auch Betriebsinspektor in österreichischen Montanwerken und General bevollmächtigter und Vermögensverwalter eines Barons Freiherrn v. F., wohnte im Hause Nr. 8 d<r Johann-Georgenallee bei einer älteren Kauf mannswitwe, deren Vertrauen er sich soweit zu erringen wußte, daß er der Dame keine Miele zahlte, sondern sie außerdem noch um bares Geld anging, was ihm bereitwilligst geliehen wurde, zumal der stets nobel erscheinende Herr von reichen Erbschaften sprach, die ihm bald zufallen würden. Eines TageS war B- unter Hinterlassung von Wechsel- und anderen Schulden verschwunden und seine Wohnungsgeberin, die eine Gesamtforderung von etwa 1500 Mark an den nunmehr inhaftierten Flüchtling hat, fand in den Zimmern, die er bewohnte, weiter nichts als einige abgetragene Kleidungsstücke und zerrissenes Schuhwerk. — Der „Dr. A" schreibt: wie Vorfälle aus neuerer Zeit beweisen, lasten die Geschirrsührer an solchen Stellen, wo Eisenbahnen auf oder dicht neben der Straße hinführen oder eine solche kreuzen, vielfach die zur Abwendung von Un fällen unbedingt erforderliche Vorsicht außer acht. Es wird deshalb durch eine Bekanntmachung der Königlichen Amtshauptmannschaft Dresden- Neustadt erneut zur öffentlichen Kenntnis ge bracht, daß gegen solche Personen, die in Bahn nähe eS an der erforderlichen Aufmerksamkeit fehlen lassen, namentlich gegen diejenigen Ge- schirrführer, die an solchen besondere Vorsicht erfordernden Stellen schnell fahren, während der Fahrt schlafen, die Zugtiere nicht leiten und be aufsichtigen, oder, ohne diese abgesträngt und festgebunden zu haben, von den Fuhrwerken sich entfernen, gleichviel ob dadurch ein Unfall, eine Betriebsstörung und dergleichen hervorgerufen worden ist oder nicht, mit strenger polizeilicher Bestrafung und zwar in der Regel mit Auf erlegung von Haft vorgegangen wird. Radeberg. Zum Pfarrer in KleinröhrS- dorf ist der Pfarrer Hesse in Hilbersdorf bei Freiberg ernannt worden. Pirna. Erregte Streilszenen sind jetzt all abendlich in Mügeln vorgekommen, nachdem in folge Streikes der Mügelner Maurer und Zimmer leute zur Vollendung des Rotheschen Neubaues auswärtige Arbeiter herangezogen worden sind. Wilsdruff. In der Lohnbewegung der hiesigen Holzarbeiter haben die Verhandlungen leider zu keiner Einigung geführt. 140 Arbeiter traten in den Streik. In drei Betrieben mit 46 Arbeitern wurden die Forderungen bewilligt. Burkersdorf. Hier wurde in einem Teiche die Wirtschaftütochter L. mit ihrem 1^/i Jahre alten Kinde tot aufgefunden. Meißen. Der Automobilfahrer, welcher am Sonnabend in Klosterhäuser die Verunglückung des Gutsbesitzers Polster aus Niedermuschütz verschuldete, scheint mehrfaches Unheil angerichtet zu haben. Auf der Dresdner Straße, kurz vor Coswig, wurde das Pferd des Bierhändlers G. in Coswig mittags gegen ^12 Uhr infolge des VarbeirasenS des Automobils scheu und galop pierte nach Brockwitz zu, bis der mit Flaschen bier beladene Wagen in den Straßengraben stürzte. Der Schaden, welcher dem Flaschen bierhändler an Bier und Material zugefügt wurde, ist bedeutend. — Der von den Königlichen Staatsanwalt schaften Dresden und Freiberg wegen Betrugs steckbrieflich verfolgte Böttcher und Tischler Fr. Richard Voigt aus Wildenthal wurde am Mitt woch iv Meißen festgenommen, wo er als ein Holzwarenfabrikant aus Olbernhau auftrat und von einem Herrn 200 Mark erlangte, dem er die Übertragung eines patentierten Artikels ver sprochen hatte. Riesa. Auf Veranlassung der Königlichen Staatsanwaltschaft wurde am Mittwoch ein sehr bekannter Biergroßhändler K. unter dem Ver dachte, W chs-Fälschungen begangen zu haben, verhaftet. Chemnitz. Der Sächsische BäckerinnungS- verband Saxonia hält hier vom 5. bis 10. Juni seinen diesjährigen Verbandstag ab, ver bunden mit einer Ausstellung von Erzeugnisten, Rohmaterialien, Maschinen, Geräten, Literatur usw. für Bäckerei, Konditorei und verwandte Gewerbe. Für beste Leistungen werden Ehren preise, Medaillen und Diplome verteilt. Stollberg. Allgemeine Verwunderung erregt hier die Verhaftung des hiesigen Rechts anwaltes Paul Nietzschmann. Ec wird be schuldigt, anvertraute Gelder unterschlagen zu haben, um dadurch seinen zahlreichen Verbind lichkeiten nachkommen zu können. Daß ihm dies trotzdem nicht gelang, geht daraus hervor, daß über sein Vermögen der Konkurs eröffnet wurde. Nietzschmann hatte sich vor zwei Jahren hier niedergelasten und unterhielt in den Nachbarge meinden Filialen. Leipzig. Die Kgl. Kreishauptmannschaft wendet sich in einer Bekanntmachung an die Mitglieder der hiesigen Ortskrankenkaste, in wel cher dieselben dahin beruhigt werden, daß seitens der Verwaltung alles geschehen sei, um eine ge regelte Krankenpflege auch wei erhin zu gewähr leisten. Die Einrichtung des Distriktsarzt - Systems wird in der Bekanntmachung als eine endgiltige bezeichnet, weil die von der Kaste eingegangenen großen Verpflichtungen anderer Ärzte, deren Verträge unter gesetzlichen Schutz ständen, nicht mehr rückgängig zu machen seien. ES muß nunmehr jedermann einleuchten, daß die Bewegung der hiesigen Ärzte mit einem Fiaska derselben enden muß und wird- — Am 21. d. M. in der sechsten Abend stunde wurde in der Porkstraße in Leipzig in eine Wohnung eingebrocken, wobei dem Täter eine eiserne Kasteite mit 1304 Mark Inhalt in die Hände fiel. Wie das Polizeiamt bekannt gibt, hat der Geschädigte demjenigen, durch besten Angaben die gestohlenen Gelder wiedererlangt und die Täter ermittelt werden können, eine Belohnung von 150 Mk. zugesichert. — Ein eigenartiger Vergiftungsfall ereignete sich vorgestern in Leipzig in der Familie eines an der Berliner Straße wohnenden Kohlen händlers. Dem Ehemann waren zur Auf besserung seines Gesundheitszustandes vom Arzte 10 Stück beruhigende Pulver verordnet worden mit der Weisung, täglich eins davon zu neh men. In einem Anfalle von Erregung nahm jedoch der Mann sämtliche Pulver auf einmal zu sich, was zur Folge hatte, daß er in einen bewußtlosen Zustand verfiel, aus welchem er trotz sofortiger ärztlicher Hilfeleistung nicht wie der erwachte. Mittels Krankenwagen erfolgte seine Überführung ins Krankenhaus zu St. Jakob. Glauchau. Um die Konfirmanden davor zu bewahren, daß sie durch den Genuß von Spirituosen zu einem dem Ernst des Konsir- mationS- beziehentlich BeichttageS widersprechen den, höchst anstößigen Verhalten verführt werden, hat die Königliche Amtshauptmannschaft die Verabreichung geistiger Getränke an Konfirman den, welche am Palmsonntag und Gründonners tage anders als in Begleitung Erwachsener in Schankwirtschaften einkshren, unter Androhung einer Geldstrafe bis zu 150 M. verboten. Reinsdorf. Beim Kämmen der Haare riß der hiesige erste Lehrer mit einem Stahlkamme ein Blütchen auf dem Kopfe auf. Durch diese Wunde entstand Blutvergiftung, an der der erst 44jährige Mann starb. Reichenbach i. V. Ein Schadenfeuer, das aber durch sofortiges mutiges Eingreifen noch rechtzeitig gedämpft werden konnte, war hier im Verkaufsladen les Allgemeinen Konsum- Vereins an der Heinsdorfer Straße entstanden. Über den Hergang wird den „R- N." mitge teilt: Vor einem im Laden lagernden Faste Sipirituü hatte sich auf dem Fußboden eine Lache von dem Inhalte de» Fasses angesammelt. Eine Verkäuferin kam nun auf den unglücklichen Gedanken, die verschüttete Flüssigkeit durch Weg- rennen :u enifernen. Die harmlose blaue Flamme am Boden Hutle im Augenblick das SpirituSfaß ergriffen und den ganzen Inhalt in Brand gesetzt, sogar eine Anzahl in der Nähe lagernder Gegenstände brannten, ehe je mand etwa» tun konnte, in Hellen Flammen. Durch das schnelle und beherzte Einschreiten des Lagerhalters, der das brennende Faß ergriff und auf den Hof hinaustrug, ist es am Ende gelungen, des Feuers Herr zu werden. Leider hat der Lagerhalter, Hermann, dabei nicht un bedeutende Brandwunden im Gesicht und an den Händen davongetragen, sodaß schnelle ärztliche Hilfe nötig war. Aue. Unter den beim Eisenbahnbau Aue- Niederschlema beschäftigten tschechischen Arbeitern war es in der Kantine am Sonnabend zu ei ner gewaltigen Rauferei gekommen. Von drei Stationen mußte die Gendarmerie herbeigerufen werden. Die Tschechen zeigten sich auch den Gendarmen gegenüber äußerst frech. Acht Tsche chen und eine solche Arbeiterin wurden verhaftet; einige hatten gerade ihr Tschechenland wieder aufsuchen wollen. Klingenthal. Nicht mit Falschmünzern, sondern mit den an der Grenze gar nicht sel tenen „Geldmänneln" hat man es bei den in Silberbach Verhafteten zu tun. Die beiden, Osmar Hoyer au» Klingenthal und Richard Schlosser aus Zwota, standen schon lange im Verdachte unlauteren Gebarens, konnten aber nicht überführt werden. Die Hundertmarkscheine und die Zwei- und Fünfmarkstücke, welche die Führer der Geldmännel - Bande ihren Opfern vorwiesen, waren neue, echte Exemplare. Es wird sich, wie in früheren Fällen, nicht viel gegen die Geldmännel tun lasten, da diejenigen, welche auf das Angebot, für gutes Geld den sechs- bis zehnfachen Betrag in Falsifikaten zu erhalten, eingehen, ihren Hereinfall in der Regel verschweigen, um nicht selbst straffällig zu wer den. Infolgedessen fehlt es den Behörden fast immer an den Unterlagen zum strafrechtlichen Einschreiten gegen die Geldmännel. Elsterberg. Heute früh sind die Fabrik gebäude von vier Webereien abgebrannt. Der Schaden beträgt eine halbe Million. 400 Web stühle und zahlreiche Maschinen sind vernichtet. 200 Arbeiter sind brotlos.