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politische Kunälckau. Der rusfisch-japamsche Krieg. * Sowohl dieRussen wie dieIap aner find in der Bekanntgabe von Kriegsnach richten sehr zurückhaltend und die Zeitungs berichterstatter, die zum „Kriegsschauplatz" über haupt nicht zugelassen werden, kommen nicht auf ihre Kosten. Die Nachrichten darüber, wie eS in Nordkorea steht, ob die Japaner schon genügend Truppen gelandet haben, wie sich der gegenseitige Aufmarsch vollzieht uiü> ob schon Zusammenstöße stattge funden haben, sind sehr spärlich und widersprechend. Wenn es sich bewahrheiten sollte, daß die transsibirische Bahn bei Charbin auf der Strecke nach Wladiwostok hin auf zwei Kilometer zerstört und auch die telegraphischen Verbindungen unterbrochen seien, so wäre dies für die Japaner ein bedeutender Erfolg, denn für die Verproviantierung ihres großen Heeres waren die Russen fast ausschließlich auf den Bahn verkehr angewiesen. * In Mittel-Korea herrscht Ruhe. Die japanischen Truppen halten Manneszucht und Ordnung. Für alle requirierten Waren werden seitens der Japaner die vollen Marktpreise gezahlt. Die Truppen find mäßig und anspruchslos. Das Volk empfängt die Japaner herzlich. *Die japanischen Truppen in Korea leiden, wie die ,Ägence Havas' aus Söul meldet, unter dem Tauwetter und unter den Schwierigkeiten der Verpflegung. Es sind bereits zahlreiche Fälle von Typhus vorgekommen. Die Vorbereitungen für eine Landung eines Jnfanteriekorps in den Phöngjang benachbarten Häfen sind beendet. Dasselbe Bureau meldet aus Tokio: Die Regi menter der Garde-Diviston und der japanische Generalstab wurden mit der Bestimmung nach der Westküste von Korea eingeschifft. Voraus sichtlich wird der Generalstab in Tschemulpo landen. * In der Mands churei und im süb lich en S i b i r i e n herrschen Schneestürme und große Kälte, die die Landoperationen hindern. * * Der Herero-Aufstand. * In Swakopmund, dem Haupthafen von Deutsch-Südwestasrika, sind am Dienstag mit dem Dampfer „Lucie Wörmann" die letzten Verstärkungen unter Hauptmann v. Baganski eingetroffen. * * * Deutschland. * Der Kaiser ist am Mittwoch mittag in Wilhelmshaven an Bord des Linienschiffes „Kaiser Wilhelm II." nach Helgoland in See gegangen. Die Landung daselbst war aber des hohen Wogenganges wegen unmöglich und der Kaiser fuhr deshalb nach der Wesermündung zurück. * Zur Reise des Kaisers schreibt die Brüsseler ,Eioile', daß der Tod des Prinzen Heinrich die Reife des Kaisers nach Antwerpen nicht verzögern werde. Der Besuch gelte haupt sächlich der Besichtigung der Antwerpener Hafenanlagen und werde nicht alsGegen- besuch für die jüngste Berliner Reise des Königs Leopold angesehen. "Der Bundesrat hat eine Vorlage über Ausnahme einer Anleihe für Togo den Ausschüssen überwiesen. Diese Anleihe beziffert sich dem Vernehmen nach auf 8 Mill. Mk. und soll für den Eisenbahnbau von Lome nach Agome- Pälime Verwendung finden. Der Gesetz entwurf wird demnächst an den Reichstag ge langen und die Reihe der Beratungsgegen stände vermehren, die koloniale Unternehmungen betreffen. *Jm Reichs-Versicherungsamte ist eine Statistik der Ursachen der Erwerbs unfähigkeit nach dem Jnvaliditäts- und Altersversicherungsgesetze für die Jahre 1896 bis 1899 nebst Ergänzungen ausgearbeitet worden. Sie umfaßt die in den Jahren 1896, 1897, 1898 und 1899 bewilligten, sowie auch diejenigen in den vorangegaugenen Jahren icu- A Vie Mläern leben Erben. 11) Roman von M. Brandrup. (ForNetzung.1 „Die Wahrheit gestanden, fährt mir heute so etwas nicht zum erstenmal durch den Kopf," entgegnete Frau Erna, das Hütchen vom Haar nehmend. Mit nervöser Hast an den Krepp schleifen desselben zerrend, fuhr sie fort: „Es war überhaupt unklug, daß ich mich nicht schon früher über Hagel und seine Verhältnisse infor miert habe." „Im Grunde genommen hast du ja ganz recht, Tante. Aber bei wem in aller Welt willst du dich erkundigen?" „Das fragst du noch? Als wenn Leo von Grön nicht in Hohenburg stünde und ohne jede Frage von den Grodittern manches über den ehemaligen Volontär eures Großonkels gehört haben wird." „Das glaube ich ebenfalls. Und dennoch, Tante, finde ich es unmöglich, daß du dich in dieser Angelegenheit an Leo wendest." „Unmöglich? I Ich möchte wissen, weshalb. Sollte ich die Anfrage unterlassen, weil dein Cousin vernünftigerweise unserem Hause fern geblieben ist?" Fanny senkte das dunkle Köpfchen und schwieg für jetzt. Noch an demselben Tage schrieb Erna Hell- Wald an den Leutnant und bat ihn, sie einer wichtigen Unterredung wegen am nächsten Vor mittag zu besuchen. Fanny hatte freilich noch zu guter Letzt flehend gebeten, diesen Schritt zu unterlassen, gesetzten Invalidenrenten, die in einer ähnlichen 1898 veröffentlichten Statistik nicht berücksichtigt werden konnten. Die Darstellung schließt sich eng an die frühere an. Sie wird voraussichtlich Ende März veröffentlicht werden. *Jn der Reichstags-Stichwahl in Esch- wege-Schmalkalden hat der anti semitische Kandidat Raab mit 9700 Stimmen über seinen sozialdemokratischen Mit bewerber Hugo (7500 Stimmen) gesiegt. *Die preußische Regierung beabsichtigt, wie die Magdeb. Ztg/ hört, die Schaffrrng einer Polizei-Akademie. In dieser Akademie, die im alten Polizeipräfidialgebäude zu Hannover errichtet werden soll, sollen Be amte aus dem ganzen Staate für den Dienst als Polizeikommissare und Polizei-Offiziere vor bereitet werden. *Das Provinzialschulkollegium in Koblenz hat an die Direktoren der höherenLehran st alten der Rheinprovinz eine Verfügung ergehen lassen, in der ausgesprochen wird, daß das Kol legium jede körperliche Züchtigung in den höheren Schulen mißbilligt, und daß es eine der vornehmsten Aufgaben der Lehrerschaft darin sieht, derartige Strafen aus dem Erziehungswerke völlig verschwinden zu lasten. * Staatsminister v. d. Recke in Rudolstadt hatte vor einigen Tagen die Landtagsabgeordneten zu einem parlamentarischen Abend ein geladen. Der Einladung waren sämtliche Abgeord nete, also auch die sieben Sozialdemokraten, gefolgt. * In Kamerun ist die Kolonne des Leut nants Nitschmann auf der Zollstatton Nffana- kang ohne Gefecht eingetroffen, von wo die Aufständischen nach Zerstörung der Niederlassung geflohen find. Hauptmann Langheld sichert mit einer halben Kompanie die Balistraße und das Gebiet von Keaka. Oberst Müller wird an der Spitze einer stärkeren Expedition am 6. d. den Marsch aus Nssanakang antreten. Im Süden des Croß-Flusses ist alles ruhig. Österreich-Ungarn. * Es wird bestätigt, daß Erzbischof Kohn von Olmütz von allen Anschuldi gungen, die nunmehr als Verleumdungen ge hässiger Untergebener gekennzeichnet werden, völlig freigesprochen wurde. Der Papst hat ihm sein ganz besonderes Vertrauen ausgesprochen, obwohl er ihm gleichzeitig mitteilte, daß er die Bestellung eines Coadjulors im Interesse des Verhältnisses zu den weltlichen Behörden für unumgänglich notwendig erachte. Frankreich. *Die bereits angekündigte neue Kammer gruppe konstituierte sich unter dem Namen „Radikal-sozialistische äußer st e Linke". Sie wählte Berteaux zum Vor sitzenden und zählt etwa 25 Mitglieder. Die Gruppe bekennt sich zu dem politischen und ökonomischen Programm der Regierung. * Die sozialistische ParteiFrank- reichs hat soeben ein Manifest gegen den japanisch-russischen Krieg veröffent licht, das sich zugleich in schärfster Form gegen die russische Allianz, den Zarismus und deren „französische bürgerliche Helfershelfer" wendet. England. * Der frühere liberale Minister Sir William Harcourt hat erklärt, er werde wegen seines schlechten Gesundheitszustandes bei den nächsten Parlamentswahlen nicht kandidieren. Italien. * Den Frauen, die R e ch ts w is s e ns ch aft studiert und die Prüfung abgelegt haben, ist durch einen von der Deputiertenkammer am Dienstag gefaßten Beschluß die Ausübung ihres Berufs gestattet worden. Schweden-Norwegen. * Den Dank der norwegischen Re gierung an das deutsche Volk wegen seiner regen Hilfstätigkeit für die Abgebrannten von Aalesund veröffentlicht der schwedisch norwegische Gesandte in Berlin, Graf Taube. Die Danksagung hebt hervor, daß die Beweise warmherziger Teilnahme seitens des stamm verwandten deutschen Volkes im ganzen Norden einen liefen, nachhaltigen Eindruck hinterlassen hätten. aber die Tante ließ sich von ihrem Vorsatz nicht abbringen. Als die Stunde kam, in der man den Leut nant erwarten durfte, schlich sich das junge Mädchen in den Park hinab. Von einem verborgenen Plätzchen aus sah sie Leo kommen. Sie drückte die Hände vor ihr Gesicht und begann bitterlich zu weinen. Sie trug ja auch gar zu schwer an der Last, welche sie auf sich genommen. Im Augenblick dünkte es ihr geradezu fürchterlich, Hagel zu folgen. Damit kam ihr auch der natürliche, wenn auch nicht eben christliche Wunsch, Leo vermöchte der Tante zu sagen, ihr Verlobter sei wirklich ein Betrüger. „Dann wäre ich wieder frei!" stieß sie un willkürlich fast laut hervor. „Unsinn," sagte sie sich jedoch gleich darauf, „wie ein Schwindler sieht Hagel nicht aus. Ein solcher vermöchte es auch nicht, mit so inniger Liebe an seinem Kinde zu hängen. Diese kleine Ada, die —I" In haarscharfer Deutlichkeit trat plötzlich die rührend liebliche Erscheinung der Mutterlosen vor ihr geistiges Auge, und sie hörte von neuem das zärtliche Liebeswerben des armen Kindes. Indessen hatte Leo droben in der Wohnung der Damen Frau Erna gegenüber Platz ge nommen. Die großen klugen Augen gesenkt, hörte er den Mitteilungen zu, die die Pflege mutter des geliebten Mädchens ihm zu machen hatte. Natürlich bezogen sich dieselben in erster Reihe auf die Verlobung Fannys, da er ja die Anzeige derselben noch nicht erhalten hatte. Nutzland. *Der ehemalige Kriegsmini st erWan- nowski ist gestorben. Balkanftaate«. *Jn Serbien ist der Sohn des Ministerpräsidenten, Leutnant Gru- jitsch, der zu den Hauptverschwörern gehörte und bisher Ordonnanz-Osfizier des Königs war, von diesem Posten enthoben worden. Uus äcm Reichstage. Am 1. d. setzte der Reichstag die zweite Be ratung des Reichsjustizamtes fort. Abg. Spahn (Ztr.) klagte über die zunehmende Überlastung des Reichsgerichtes. Staatssekretär Nieberding erklärte, die Reichsregierung sei der Frage einer Reform des Reichsgerichtes näher getreten. Auf Anfragen der Abgg. Heine (soz.) und Kirsch (Ztr.) sprach der Staatssekretär die Hoffnung aus, daß es gelingen werde, die Arbeiten der Kommission für die Revision der Strafprozeßordnung im Laufe des nächsten Jahres zum Abschluß zu bringen. Die Abgg. von Gerlach (srs. Vgg.), Ablaß (fts. Vp.), Hagemann (nat.-lib.), Schöpflin (soz.) und Dove (srs. Vgg.) besprachen mehrere Einzelfragen. Präsident Graf Ballest rem eröffnet die Sitzung vom Mittwoch mit der Mitteilung, daß der Alterspräsident Abg. v. Winterfeldt-Menkin (kons.) heute seinen 8t. Geburtstag feiere. Er spreche ihm die herzlichsten Glückwünsche aus im Namen der Kollegen. (Auf dem Platze des Jubilars liegt ein prachtvoller Blumenstrauß.) Das Haus setzt die zweite Beratung des Reichsjustizetats fort beim Titel 1 (Gehalt des Staatssekretärs). Abg. Müller -Meiningen (st. Vp.) wünscht die Einführung der bedingten Verurteilung. Redner führt dann über den Richtermangel in Preußen und über die unzulängliche Besetzung der Straf- und Zivilkammern Klage. In dieser Beziehung marschiere Preußen absolut nicht in Deutschland voran, sondern stehe hinter den süddeutschen Staaten weit zurück. Redner kritisiert dann die Beschlagnahme oes ,Sim- plizissimus'. Staatssekretär Dr. Nieberding erklärt auf eine Anregung des Vorredners, daß eine gesetzliche Regelung des Versicherungsvertrages innerhalb des nächsten Vierteljahres zum Abschluß gebracht werden würde und daß sich der Bundesrat im nächsten Sommer mit dieser gesetzgeberischen Arbeit befassen werde. Gegen die bedingte Begnadigung herrsche in richterlichen Kreisen noch immer Zurückhaltung. Gerade von der Verwaltung sei immer mehr darauf gedrängt worden, einen größeren Gebrauch von der bedingten Begnadigung zu machen. Abg. Thiele (soz.): Die Redewendung von dem gleichen Rechte für alle sei eine Fabel. Redner führt eine große Reihe von Einzelfällen an, in denen Arbeiter oder Anhänger der Sozialdemokratie gegen über von der Justiz mil zweierlei Maß gemessen werde. Staatssekretär Dr. Nieberding verweist den Vorredner im Verfolg einer Bemerkung desselben auf die jährlich erscheinende Kriminalstatistik des deutschen Reiches. Abg. Bargma n n (srs. Vp.) bemängelt die Be stimmungen und die Handhabung der Bestimmungen über die Fesselung der Gefangenen, die häufig den Respekt vor der persönlichen Freiheit vermissen lassen. Redner wünscht schärferes Vorgehen gegen die An wendung der Prügelstrafe gegen Dienstboten und gegen die Duelle. Staatssekretär Nieberding: Die verbündeten Regierungen hätten nicht die Absicht, schon vor der Veröffentlichung des neuen Strafgesetzes ein besonderes Gesetz über die Bestrafung des Duells zu erlassen. Die Behauptung des Vorredners, daß entsprechend der Zu nahme Duelle auf dem Gebiete des Militärwesens auch in anderen Teilen der Bevölkerung die Duelle zu genommen hätten, sei unbegründet. Es bestehe im Gegenteil entschieden die Neigung zu einer Abnahme der Duelle. Auch die Zahl der studentischen Schläger mensuren nehnie ab. Bezüglich der Fesselung von Gefangenen würden seit einigen Monaten Grund sätze angewendet, die auf Grund von Vereinbarungen der Verbündeten Regierungen aufgestellt worden seien und die sich nicht nur auf die Fesselung bei größeren Transporten beziehen, sondern auf alle Fesselungen, die Vorkommen können. Abg. Stadthagen (soz.) bringt eine große Anzahl von Einzelfällen vor, in denen Richter in politischer Befangenheit gegen Sozialdemokraten Urteile gefällt hätten, die im höchsten Maße geeignet seien, das Mißtrauen des Volkes gegen den Richter stand zu vermehren. Akan komme dabei häufig auf den Gedanken, nicht der Richter urteile, sondern die politische Leidenschaft. Redner sucht nachzuweisen, daß die von der preußischen Negierung beabsichtigte Der junge Offizier war unter dieser Neuig keit zusammengezuckt, als hätte er einen Schlag erhalten. Dann raffte er jedoch seine Willens kraft zusammen und lief: „Was, mit Johannes v. Hagel hat sich meine Cousine verlobt? Ich kenne den Herrn nämlich, wenn auch nur dem Namen nach," setzte er darauf hinzu. „Das vermutete ich," entgegnete Frau Erna, wie immer, wenn sie erregt war, an ihren Slirnlöckchen zupfend. „Diese Vermutung be wog mich auch, an Sie zu schreiben und um Ihren Besuch zu bitten. Jetzt tun Sie mir wohl den Gefallen, Herr v. Grön, und sagen mir, was Sie von Hagel wissen." „O, eigentlich blutwenig. Er war vor langen Jahren Volontär auf Groditten. Groß onkel Mildern denkt aber noch heute freundlichst des damaligen Schützlings und Lehrbefohlenen, den auch seine verstorbene Frau aufrichtig gern hatte, wie Charlotte Main mir gesagt hat. Hagel sei ein liebenswürdiger Mensch gewesen, meinte der alte Herr übrigens, trotzdem er doch sonst nicht schnell mit einer derartigen Aner kennung bei der Hand ist. Dazu nannte er es geradezu bedauerlich, daß sein ehemaliger Wirtfchaftseleve sich so früh schon auf dem väter lichen Besitz in Preußisch-Polen vergraben mußte." „So ist Hagel also tatsächlich Herr des Rittergutes Bradoczin?" rief Frau Hellwald hier und ihre Augen strahlten jäh auf. „Zweifelten Sie denn daran, gnädige Frau? Mein Gott, wenn Sie den Worten des Mannes nicht glaubten, wie konnten Sie es dann über sich g Winnen, Ihre Pflegetochter mit ihm zu verloben?" Ansiedelungs-Gesetzgebung gegen die Polen der Reichsgesetzgebung zuwiderlaufe, besonders dem Frei zügigkeitsgesetze. Solchen Versuchen des Einbruches in das Reichsrecht müßte man im Reichstage ener gisch entgegentreten. Auf die Verhandlungen des preußischen Abgeordnetenhauses über die Bestrafung des Kontraktbruches ländlicher Arbeiter eingehend, bezeichnet Redner das durch den Landwirtschafts minister v. Podbielski angekündigte preußische Gesetz über diese Materie als gegen das Reichsrecht ver stoßend. Abg. de Witt (Zentr.) fordert Einführung der bedingten Verurteilung durch Gesetz. Mit der be dingten Begnadigung könnten sich seine politischen Freunde nicht zufrieden geben. Abg. Jessen (Däne) führt Beschwerde über die Behandlung der Dänen durch die Gerichte in Schles wig. Die Richter seien überhaupt die geborenen Agitatoren gegen die Dänen. So verbiete man das Singen harmloser dänischer Lieder. Auf eine Bemerkung des Abg. Dove (st. Vgg.) verwahrt sich Staatssekretär Dr. Nieberding gegen den Vorwurf der Unfähigkeit des Reichsjustizamts und gegen die Bemerkung, daß die Arbeiten der Ge lehrten für die Reform der Strafprozeßordnung milde Beiträge darstellten. Ebenso unberechtigt sei der Vorwurf, daß im Reichsjustizamt eine gewisse Lethargie herrsche. Gegenüber der Tätigkeit des Reichsjustizamts in den letzten 15 Jahren sei dieser Ausdruck ein starkes Stück. Darauf vertagt sich das Haus. Kandtag. Das Herrenhaus hielt am 2. d. eine Sitzung ab, in der außer einer längeren Reihe von Petitionen, das Gesetz über die Hilfeleistung bei Bränden er ledigt wurde. Einer von der Kommission vorge- schlageuen Resolution zugunsten gesetzlicher Unfall- sürsorge für Feuerwehrleute sprach der Minister: v. Hammerstein seine Prinzip« lle Zustimmung aus. Nach kurzer Debatte wurden die Kommissionsvor schläge einschließlich der Resolution angenommen. Das Abgeordnetenhaus erledigte am Mittwoch in Fortsetzung der Beratung des Etats der Bau verwaltung den Titel „Ministergehalt". Die An träge der Konservativen, der Freikonservativen und der Freisinnigen Volkspartei auf Neuregelung des Submissionswesens wurden der Kommission für Handel und Gewerbe überwiesen. — Vor Eintritt in die Tagesordnung gab Eisenbahnminister Budde namens des Staatsministeriums die Erklärung ab, daß die wasserwirtschaftliche Vorlage dem Hause erst nach der Osterpause vorgelegt werden würde. Von I^ak uncl fern. Der Kaiser in Forbach. Nach einer Mitteilung aus St. Johann wird der Kaiser nach vorherigem Aufenthalt in Forbach am 2. Mai zur Enthüllung des Kaiser Wilhelm- Denkmals in Saarbrücken eintreffen. Die armen Kriegsberichterstatter! Das Treiben der englischen und amerikanischen Kriegskorrespondenten in Tokio schildert ein der ,Franks. Ztg/ von dort zugehender Bericht. Die Korrespondenten saßen damals dort in Masse „auf Wartegeld" in den Hotels Tokios. Fortwährend wurden die Manager um Nach richten bestürmt. Auch der größte Unsinn wurde dankbar angehört und schleunigst nach Hause telegraphiert. Das Wartegeld mußte doch eben verdient werden. Kürzlich eilte der Korrespondent einer englischen Zeitung in das Bureau des (deutschen) Direktors des Imperial-Hotels und machte ihm Vorwürfe, daß er (der Direktor) ihm das und das nicht gesagt, den anderen Korrespondenteü aber mitgeteilt habe. Der also Belästigte erklärte, die bewußte Nachricht sei falsch. Er habe sie seinerzeit fünf Minuten später auch bereits bei den Kollegen des Englishman widerrufen. „Aber das ist ja ganz einerlei," lamentierte der andere, „die Haupt sache ist, daß ich etwas telegraphiere, auf das „Was" kommt es weniger an. Alle anderen Korrespondenten haben die Nachricht depeschiert und sind jetzt dabei, die Dementis nachzu- schickcn. Denken Sie mal, zwei Depeschen an einem Tage!" Ein neuer Fall von schwarzen Blatter« ist nach amtlicher Meldung in Flensburg seit Freitag nicht mehr vorgekommen; die Erkrankten sowohl wie auch die der Krankheit verdächtigen Personen sind alle isoliert, und auch sonst sind die umfassendsten Vorsichtsmaßregeln getroffen. Es liegt kein Anlaß zu irgend welchen Besorg nissen sür das Publikum vor. Frau Erna warf den Kopf mit dem wohl frisierten Haar in den Nacken. „Die Zweifel kamen mir erst bei der Abreise meines künftigen Neffen," erwiderte sie dann, „und damit auch Reue und Angst. Gott sei Dank, nun haben Sie mir jedoch beides genommen!" Und- dann ihre schöne Hand auf den Arm des jungen Offiziers legend, sagte sie: „Vielleicht können. Sie mir auch sagen, ob Hagel ein reicher Mann ist? Ich rechnete eigentlich mit Bestimmtheit darauf, als ich Fanny zuredete, seine Bewer bung anzunehmen. Aber auch über diesen Punkt wurden meine Ansichten noch in zwölfter Stunde wankend." „Leider kenne auch ich die Vermögensver hältnisse Herrn von Hagels nicht. Was ich. aber weiß, ist, daß sein Vater ein Verschwenden gewesen sein soll. Indessen starb dieser früh. In den fünfundzwanzig Jahren, die Johannes von Hagel nun auf Bradoczin lebt, kann er somit wohl gut gemacht haben, was die lieder liche Wirtschaft des Alten verbrochen hat. Übrigens sagte mir Großonkel Mildern, er habe gehört, daß das Rittergut Bradoczin zu den umfangreichsten Besitzungen Preußisch-Polens gerechnet werde. Bekannt wäre ihm dasselbe aber nicht." „Schade, schade l" rief Frau Ema, während sie den massigen Oberkörper wiegte. Dann beugte sie ihren Kopf vor und sagte so flötend, als sie es nur irgend vermochte: „Nun will ich mir aber auch einen Rat von Ihnen erbitten, mein bester Herr Leutnant." „Einen Rat in dieser Angelegenheit von ? mir?"