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Die „Vttendorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners« tag und Sonnabend abends. Bezugspreis vierteljährlich , Mark. Durch die Post bezogen y20 Mark. Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie der abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Annahme »»n Inserat«« bi, vormittag H Uhr. Inserate werden mit Pf. für die Spaltzrilr berechnet. Tabellarischer Latz nach be sonderem Tarif. Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in GroK-Dkrilla. Nr. 24. Oerlliches und Sächsisches. Vttendors-Mkrilla, 2S. Februar 1804. — Mit Anfang des nächsten Monats be ginnt auch nach sächsischem Jagdgesetz die Schon zeit sowohl für weibliches, als auch für männ liches Edel- und Damwild nebst Kälbern, sowie auch für KrammetSvögel. Dagegen dürfen Schnepfen und Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild vom 1. März bis 15. Mai, wilde Enten aber nur noch bis zum 15. März ge schossen werden. In Preußen fängt die Schon zeit für Rehböcke, sowie für das männliche Not- nnd Damwild ebenfalls mit dem 1- März an. In Österreich dauert dagegen die Jagd auf Edel- und Damwild noch bis zum 31. März. — Eine neue Schnellzug-Lokomotive, welche den neu einzulegenden Blitzzug von Dresden nach Leipzig ohne Halten führen soll, ist in den Friedrichstädter Werkstätten-Bahnhofe hergestellt worden. Auf dem hohen Kessel ist ein zweiter montiert worden, in welchem sich der Dampf sammelt. Dresden. Die Heilung eines schweren Krankheitsfalles im Johannstädter Krankenhause erregt hier in der medizinischen Well allgemei nes Aufsehen. Eine verheiratete Frau, die schon seit ihrer Kindheit nervenschwach war, verlor vor nunmehr zehn Jahren infolge eines Nerven schlags die Sprache vollständig. Vor etwa 4 Wochen erlitt die bedauernswerte Frau einen abermaligen Nervenschlag, sodaß sie da« Augen licht einbüßte und auch noch auf der rechten Seite gelähmt wurde. Die Frau halte sch^n in früheren Jahren verschiedene Nervenärzte ausgesucht, um ihre Sprache wieder zu erlangen, doch blieben alle Bemühungen ergebnislos. In folge des abermaligen Unglücks wurde die Frau dem Johannstädter Krankenhause übergeben, und hier gelang es den unausgesetzten Bemühungen der Arzte, innerhalb vier Wochen die Frau vollständig zu heilen. Nicht nur, daß die Läh mung vollständig beseitigt wurde sondern die Kranke konnte auch wieder sehen und erlangte nach zehnjährigem Stummsein ihre Sprache wie der. Sie wurde am Sonnabend als vollstän dig geheilt aus dem Kra kenhause entlassen. — Vergangenen Sonnabend wurde der früh ere Gerichtsvollzbbergehilfe E. B. Vogel, der in letzter Zeit in Vorstadt Löbtau ein Rechts bureau betrieb, wegen Verbrechens und Ver gehens im Amte verhaftet. Vogel wird be schuldigt, während seiner Anstellung als GerichtS- vollziehergehilfe sich der Urkundenfälschung und Unterschlagung schuldig gemacht zu haben. — In Gefahr schwebte gestern morgen ein in Loschwitz wohnhafter Gymnasialschüler. Er sprang auf der Amalienstraße gegenüber der Drehgasse von einem von Blasewitz kommenden Straßenbahnwagen und wurde, als er die Gleise überschreiten wollte, von einem entgegenkommen den Straßenbahnwagen erfaßt und unter den Vorderperron geschleudert. Dem Wagenführer gelang es, den Wagen zum Stehen zu dringen, so daß der Schüler mit einer Hautabschürfung im Gesicht davonkam. — In der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr wurde im Hause Nr. 31 der Poststraße in Dresden ein 46jährigcr Kutscher auf dem Vor raum des zweiten Stockwerks besinnungslos auf gefunden und auf Anordnung eines Arztes in das Friedrichstädter Krankenhaus gebracht, in dem er nachmittags verstarb. Wie die Erör terungen ergeben haben, ist der Verunglückte von der zu seiner Wohnung führenden Treppe herabgestürzt. — Z r einem Brand-Löschversuche hatte für gestern nachmittag die Dresdner Vertreterfirma RaabL Eckelmann der Berliner Minimax-Appa- ratc-Baugesellschaft nach dem beim Svortplatz an der Lennesteaße gelegenen Versuchsfelds em- gcladen. Es galt diese Einladung der Probe vorführung der unter dem Namen „Minimax- Hand-Feuerlösch-Apparate" in den Verkehr ge brachten I stnimente von trichterartiger Gestalt Sie enthalten eine flüssige Salzlöschmasse und Freitag, den 26. Februar 1904. 3. Jahrgang. werfen beim Gebrauche durch Gasdruck einen 10 bis 12 m weitreichenden Strahl aus, der die Flamme sofort verlöscht. Die Versuche mit größeren, sogenannten Fabrikapparatm (ä Gewicht) und mit kleineren, sogenannten Woh- nungSapparaten (s. 4 Gewicht) gelangen vollkommen. Binnen Sekunden wurden starke Brände eines 4 gm großen Teerfeldes, ein Holzhüttenbrand und ein Holzkaminbrand abge- löscht. Der gefüllte Apparat steht oder hängt stets gebrauchsfähig da, ein einfaches Ausstößen des Verschlußstückes macht ihn fertig, indem der Stoß ein mit Salzsäure gefülltes Glasreservoir im Innern zerbricht und die Salzsäure durch Entwickelung von Kohlensäure die Druckkraft erzeugt. — Die Königliche Kreishauptmannschast zu Dresden hat auf Antrag des Dresdner Rates die Schließung der Kasse „Saxonia", Kranken kasse für ganz Deutschland, eingeschriebene Hilfs kasse Nr. 131 zu Dresden, verfügt. Das Kgl. Ministerium hat die Schließung dieser Kasse auf Grund von Z 29, Absatz 10, Ziffer 4 des Gesetzes über die eingeschriebenen Hilfskassen bestätigt. Ein Ratssekretär und ein bisheriger Kassenbeamter der „Saxonia" sind als Liquida toren bestellt worden. — Der zuletzt in Dresden aufhältig gewe sene, in weiteren Kreisen bekannt gewordene preußische Rittmeister a. D. Hähnel, der wegen Wechselfälschungen in bedeutender Höhe (man spricht von 200 000 Mark) verschwand, ist in London ausfindig gemocht worden. Es liegen viele Klagen gegen Hähnel vor. Nunmehr dürfte die Staatsanwaltschaft sich mit ihm be schäftigen. — Auf der Straße zwischen Ruppendorf und Reichsstadt bei Dresden wurde die Schnitt warenhändlerin Glimmer aus Dippoldiswalde ermordet und ihrer gesamten Barschaft beraubt aufgefunden. — Ein jäher Tod ereilte in der Nacht zum Dienstag einen allseitig beliebten Gärtnereibe sitzer aus Dobritz, der beim Einbiegen aus der Herkulcsallee in die Hauptallee, wahrscheinlich durch falsches Licht getäuscht, in den kaum 30 bis 50 om tiefen Ableitungsarm vom Carolasee mit seinen Rover fuhr. Von schneller Fahrt erhitzt, hat sicher ein Herzschlag seinem Leben ein vorzeitiges Ende gemacht. Dieser tragische Hall beweist deutlich die Notwendigkeit, diesen Verbindungsarm entweder einzuzäunen oder noch besser zu übermauern. Königsbrück. Durch den Tod der Frau oerw. Schöne wird auch diese Töpferei ihren Betrieb einstellen. Es werden dadurch wieder um mehrere Familien des Töpfergewerbes broilos. Schwepnitz. Es dürfte die Allgemeinheit namentlich aber Feuerwehrkceise, interessieren, daß man neuerdings imstande ist, mittels eines sehr einfachen Apparates entfernte Brände, so wohl nach Richtung, als auch nach Entfernung mit Genauigkeit festzustellen. So ermittelte das Kommando der Freiw. Feuerwehr Schwepnitz mit seinen patentierten „Langschen Feuerfinder" ein in Ziegelei Nebelschütz brennendes Feuer (l6 Kilometer Entfernung) als in Wiesa oder Thonberg ausgebrochen; also mit fast absoluter Genauigkeit, wodurch den Ortseinwohnern eine Störung der Nachtruhe und der Wehr ein un nützes Ausrücken erspart blieb. In gleicher Weise hat sich der Apparat schon mehrmals bewährt. Kötzschenbroda. Der seit dem 8. Februar vermißte Bäckergehilfe Ernst Paul Seidig ist am vergangenen Sonnabend unterhalb der Nieder- warthaer Brücke tot in der Elbe gefunden und polizeilich aufgehoben worden. Riesa. Dieser Tage wurde hier ein Knabe a S Leipüg aufgegnffen, der sich einige Zeit in oer hiesigen Gegend umbergetrieben und in den Bahnhofsaborten genächtigt hatte. — Über die Bretterplanke eines Neubaues an der Bismarckstraße in Riesa stieg gestern Abend in der 8 Stunde eine Mannsperson, um irgend ein vermutlich nicht gutes Vorhaben auszuführen. Dem Bauherrn wurde Meldung erstattet und dieser machte sich bereit, den Ein dringling wegzuweisen, welcher auch wieder über die Bretterwand auf die Straße zurückkletterte und die Flucht ergriff. Um die Persönlichkeit des Ausreißers festesten zu können, verfolgte ihn der Bauherr. Nach einer kurzen Wegestrecke wandte sich der Flüchtling gegen seinen Verfol ger und schlug diesen mit einem mitgeführten Knüppel derartig auf den Kopf, daß sich der erheblich Verletzte sofort zum Arzt begeben mußte. Der Täter, welcher auch an dem Neubau be schäftigt gewesen war, ist ermittelt. Mühlberg a. d. E. Totale Havarie er litt hier heute Vormittag der mit 9000 Zent nern böhm. Braunkohlen befrachtete Deckkahn des Schiffseigners H. aus Naundorf bei Rein hardtsdorf an der sächs.-böhm. Grenze. Das Fahrzeug wurde gegen eine der zurzeit unter Wasser befindlichen Buhnen verdrückt und erhielt durch den gewaltigen Anprall ein derartiges Leck, daß es in kurzer Zeit samt Ladung völlig in Grund ging. Die Schiffsmannschaften konnten sich retten. Bautzen. Aus Anlaß der Vermählung ihrer einzigen Tochter mit dem Grafen Pfeil haben der Rittergutsbesitzer Gustav Hermann Oskar Krauß und dessen Gemahlin in Dresden der Gemeinde Gröditz 10 000 Mark für die Armen gestiftet. Hochkirch. Ein von seiner Arbeit zurück kehrender Waldarbeiter traf unterwegs ein äl teres Ehepaar, mit dem er schon lange in Feind schaft lebte. Da es allein war, nahm er seine Holzaxt und schlug auf beide ein. Der Mann erhielt schwere Kopfwunden, während die Frau mit kleineren Verletzungen davonkam. Der Arbeiter wurde noch am selben Abend verhaftet und ins Gefängnis eingeliefert. Döbeln. Hier ist ein Gewerbetreibender verhaftet und der Dresdner Untersuchungsbe hörde zugeführt worden. Dem Manne, der vor mehreren Jahren hier ein Geschäft begründete, wird ein Vergehen zur Last gelegt, daß mehrere Jahre zurückliegen soll. Chemnitz. Zum Schubertschen Mord ist noch mitzuteilen, daß ein I7jähriger Handarbei ter Meier, sowie zwei andere Burschen unter dem Verdachte verhaftet worden sind, an dem Verkaufe der gestohlenen Gegenstände beteiligt zu sein. Ob sie in irgend einem Zusammen hang mit der Mordtat selbst stehen, wird die Untersuchung ergeben. Wie nachträglich noch bekannt wird, ist an dem Montage, an dem der junge Schubert mit seinem Vater den Streit hatte, noch eine dritte Stimme gehört worden. Möglich, daß einer dieser Burschen bei dem Morde zugegen war. Wie das „CH. T." er fährt, hat der des Mordes an seinem Vater verdächtige 22jährige Johannes Alexander Sch. ein Geständnis dahin abgelegt, daß er seinen Vater mit der Radehacke erschlagen habe. Gelenau. Wie die „CH. N. Nachr." mel den, hat eine gestern stattgefundene sozialdemo kratische Parteiversammlnng den ehemaligen Pastor Paul Göhre zum Reichstagskandidaten für den 20. sächsischen Wahlkreis Zschopau- Marienberg aufgestellt. Es wurden noch die „Genossen" Pinkau, Antrick und Riemann- Chemnitz vorgeschlagen. Gegen die Aufstellung Göhres machte sich heftiger Widerspruch be merkbar, doch war die überwiegende Mehrheit der Versammlung von vornherein für ihn. Der Reichstagsabgeordnete Sindermann aus Dresden, der als Vertreter des „Zentralkomitees in der Versammlung anwesend war, wandte sich ent schieden gegen die Kandidatur Göhre. Auch die Vertreter des Chemnitzer Agitationskomitees er klärten sich dagegen. Schließlich wurde mit etwa 600 gegen 100 Stimmen die Aufstellung Göhres beschlossen. Meerane. Auf der Glauchau—Geraer Bahnlinie, unweit der Haltestelle Domcheritz, ließ sich gestern abend der Apprelurmeister Josef Lange aus Le telshain-C immitschau vom Zuge überfahren- Er war sofort tot. Da» Motiv zum Selbstmord ist in längerer Arbeitslosigkeit zu suchen. Lange hinterläßt Frau und mehrere Kinder. Limbach. Der au» Mittelfrohna stam mende Strumpfwirker Theodor Müller glitt in folge der entstandenen Glätte aus und stieß sich ein in der Tasche getragenes sogenanntes Holzmesser derart in den Leib, daß er in kurzer Zeit sei nen Geist aufgob. Leipzig. Wie gemeldet, sind die Verhand lungen zwischen den Ärzten und der Ortskranken kasse wegen einer herbeizuführenden Einigung vollständig gescheitert, da die Ärzte auf ihren Forderungen (freie Arztwahl und 8 Mk. Pau schale) beharren und vor allem entschlossen sind, nicht eher Frieden zu schließen, als bi» die Ortskrankenkasse die Verträge gelöst hat, die sie mit auswärtigen Ärzten (Distriktsärzten) einge gangen ist. Da die Ortskrankenkasse sich hier auf bekanntlich unter keinen Umständen einlassen will, sind alle weiteren Verhandlungen absolut aussichtslos. Es fragt sich nun bloß noch, ob es der Kasse gelingen wird, bis zum 1. April, an welchem Termin die Kündigung der Kassen ärzte abläuft, genügenden Ersatz zu beschaffen. Die Kasse glaubt ihren Bedarf bis dahin decken zu können, sollte dies aber nicht zu ermöglichen sein, so wäre ein Eingreifen der Regierung zur Sicherstellung der ärztlichen Versorgung der Kasse mit Bestimmtheit zu gewärtigen. Wie erinnerlich, haben von den 233 Leipziger Kassen ärzten seinerzeit 231 die Verträge gekündigt. Die Kreishauptmannschaft teilte den Parteien in t, daß sie die Verhandlungen al» erfolglos einstellt. — Die Firma August Scherl in Leipzig hat von dem bisherigen Verleger Herrn Alexander Edelmann das Verlagsrecht des im 83. Jahr gang? erscheinenden Leipziger Adreßbuch» käuflich erworben. — Eine in ihren Ursachen unaufgeklärte Revolveraffäre hat sich heute, Mittwoch früh in Leipzig in der Lindauer Vorstadt abgespielt. Die von ihrem Ehemann getrennt lebende 28- jährige Schneiderin Martha Bollmann erschien auf der nahegelegenen Polizeiwache mit der An gabe, daß ihr in ihrer Wohnung drei Revolver schüsse beigebracht worden seien. Als die Polizei beamten in die verschlossene Wohnung eindran gen, fanden sie dort einen Mann, welcher eben falls aus drei Schußwunden blutete. Sein Name konnnte nicht festgestellt werden. Ver mutlich handelt es sich um eine Liebesaffäre. Beide Personen sind schwer verletzt und liegen ohne Besinnung im Kcankenhause zu St. Jakob, wohin sie verbracht wurden. Buchholz. Für die Eweiterung des hie sigen Bahnhofes ist in einem vom Staate aus Privatbesitz zum späteren Abbruch angekauften Gebäude ein besonderes Baubureau, mit dem Königlichen Eisenbahnbauinspektor Herrn Schind ler an der Spitze, eingerichtet worden. Die Ent scheidung darüber, ob der Bahnhof nach den Beschlüssen beider Ständekammern vom Jahre 1900 oder nach der dem gegenwärtigen Land tage vorliegenden verbesserten Regierungsvorlage ausgebaut werden wird, steht nahe bevor. Die Eisenbahndeputation der Zweiten Kammer, de ren in dieser Sache bestellter Referent vor ei nigen Tagen wieder hier weilte, wird in der Angelegenheit noch in dieser Woche Beschluß fassen. — In der romantisch und gesund gelegenen Stadt Buchholz sind jetzt schon Wohnungsbe stellungen für den kommenden Sommer von Sommerfrischlern eingegangen. Ehrenfriedersdorf. In einem un bewachten Augenblick riß das im 4. Lebensjahre stehende Kind des Briefträgers Georgie die mit heißem Kaffe gefüllte Kanne um und verbrühte sich germaßen, daß es den erlittenen Brand wunden erlegen ist. — Aus dem östlichen Vogtlande. Bei bitte rer Kälte schneit es seit Montag nachmittag ununterbrochen. Die Schlittenbahn ist wieder hergrstrllt..