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Ein „Goldenes Buch der Deutschen tu Amerika", das zu einer „Riesenurkunde Ler jetzt lebenden deutsch-amerikanischen Gene ration ausgebaut werden soll", wird auf der Welt-Ausstellung von St. Louis die im Jahre 1789 begründete Kunst-Verlagsanstalt Gerhard Stalling in Oldenburg für alle Besucher zur Einsicht und Einzeichnung auslegen. Besonders interessant gestaltet sich das „Goldene Buch" dadurch, daß ihm in einem besonderen Bande „Grüße deutscher Fürsten, Staatsmänner, Dichter, Denker und Künstler" beigegeben wer den, durch die den Deutsch-Amerikanern die Sympathien der alten Heimat übermittelt werden sollen. Versöhnte Gegner. Zwischen dem Dessauer Hofopernjänger Karl Kienlechner, der, wie be richtet wurde, wegen vorsätzlicher Körperverletzung zu drei Monat Gefängnis verurteilt wurde, und dem von ihm mißhandelten Hofkapellmeister Franz Mikorey ist eine vollständige, aufrichtige Aussöhnung zustande gekommen. Beide Künstler waren einst die besten Freunde gewesen, und diese Freundschaft wurde jetzt trotz aller pein lichen Zwischenfälle erneuert. Nach Kienlechners Verurteilung erbot sich Mikorey sofort, gemein sam mit dem Wiedergesundenen Freunde für diesen ein Gnadengesuch bei dem Herzog von Anhalt einzureichen. I. Ein Disziplinarverfahren ist bekannt lich gegen den Landgerichtsrat Spieß, zur Zeit in Halle a. S., eingeleitet worden wegen seiner Broschüre über den Elberfelder Militärbe freiungsprozeß, in dem Spieß in seiner früheren Eigenschaft als Untersuchungsrichter bei dem Landgericht Elberfeld tätig war. Wie hierzu weiter gemeldet wird, beabsichtigt Spieß in der gegen ihn eingeleiteten Untersuchung sür die Behauptungen in seiner Broschüre den Wahr heitsbeweis anzutreten. Aus diesem Anlasse haben kürzlich in Elberfeld Zeugenvernehmungen stattgefunden. Die Meldung, daß Spieß in zwischen vorläufig seines Amtes enthoben sei, bestätigt sich nicht. Der Revolver. Mittwoch nachmittag schoß in Osterode (Harz) Dr. Beckmann aus Wiesbaden, ein geborener Osteroder, vor dem Postgebäude auf den Bankdirektor Scheiber. Eine Revolver- kngel streifte das linke Bein, eine andere drang in den linken Unterarm. Dr. Beckmann, welcher schon seit längerer Zeit Differenzen mit Direktor Scheiber gehabt hat, stellte sich freiwillig der Polizei. Der Verletzte ist außer Lebensgefahr. Der Todessprung. Zwischen Amritz und Guben in der Nähe des Beerbusches, ist ein Gefangener während voller Fahrt aus einem Per sonenzug gesprungen. Der Transporteur sprang ihm sofort nach. Der Gefangene wurde vom Zuge ersaßt und sofort getötet, der Transporteur, ein Kriminalschutzmann aus Bremen , erlitt schwere Verletzungen. Der Gefangene, ein Ausländer, der nach Oswiecim gebracht werden sollte, war an Händen und Füßen gefesselt, trotzdem gelang es ihm, den Sprung zu wagen. Der Transporteur, der ihm nachgesprungen war, schleppte sich trotz seiner schweren Ver letzungen am Kopfe allein bis zu der etwa 1000 Meter entfernten Bahnwärterbude; von dort wurde sofort ein Sanitätswagen beordert, der den Verwundeten, der bald das Bewußtsein verlor, abholte. Als elftes Opfer des Bergiftmrgs- falles in der Kochschule zu Darmstadt ist, wie be richtet, Fräulein Schleuning gestorben. Der Zustand der drei barmherzigen Schwestern ist noch immer sehr schlecht. — über das Ergebnis der Unter suchungen in betreff der Bergistungsfälle wird mitgeteilt: Das Gift gehört nach den Unter suchungen von Prof. Gaffky in Gießen zu den sog. Leichenalkaloiden. Diese bilden sich unter dem Einfluß bestimmter Mikroorganismen in verwesenden tierischen und pflanzlichen Orga nismen und haben, in den menschlichen Körper gebracht, eine den bekannten Pflanzenalkaloiden (z. B.: Atropin, Strychnin, Morphin usw.) ähn liche, d. h. giftige Wirkung. Gaffky gelang es, aus den übrig gebliebenen, verdorbenen Bohnen resten einen Mikroorganismus rein zu züchten, der, auf Meerschweinchen und Kaninchen über geimpft, deren Tod zur Folge hatte. Jmmerbin ist noch nicht aufgeklärt, wie dieses Gift in die Konserven gelangt ist oder sich dort bilden konnte. Merkwürdigerweise sind die beiden Damen, welche das verdorbene Gemüse, ohne Schaden zu nehmen, genossen haben, hoch- betagt. Nach dem Genust von Fleisch- und Wurstware» bei festlichen Veranstaltungen in einigen Gasthöfen zu Heidelberg am Sonntag sind eine große Anzahl Personen, man spricht von etwa 60, an Magen und Darmkatarrh, ver bunden mit Fiebererscheinungen, zum Teil ernst lich erkrankt. Die Fälle verlaufen bis jetzt im ganzen gutartig. Unterschlagung in einem Stndenten- verein. In dem größten Studentenverein der Wiener Universität, dem Verein zur Pflege gebliebene Turmstück umgibt und zur Verbreite rung der Fundamente dienen sollte, hat nach gegeben und mit ihm ein Stück des Platzes selbst. Man fürchtet in Venedig sogar für die Fundamente des Königspalastes. Eine „neue Weltsprache", die daS barbarische Volapük und das Esperanto entthronen soll, ist, wie der,Gaulois' schreibt, unter dem blauen Himmel der Riviera entstanden. Die .Linguistische Union der Azurküste' hofft, daß diese neue Sprache in zehn Jahren von der zivilisierten Welt gesprochen wird. Die gelehrte Gesellschaft glaubt, daß das Lateinische, aber nicht das des TacituS und Sueton, sondern ein vulgäres „Handelslatein" schnell zu erlernen ist. Diese modernisierte Sprache, die den Forderungen neuer Ausdrücke angepaßt wird, soll dem Volapük und Esperanto entgegengesetzt werden, die keine f^orwegilcke LranästatiMK. Die Kreise zeigen die Größe der Städte im Verhältnis zueinander. Der schwarze Teil bezeichnet die Aus dehnung der durch den Brand bewirkten Zerstörung. Die Zahlen an den Münzsäulen geben den Geld verlust an, den das Feuer den Versicherungsgesellschaften verursachte. Deutlicher, als Worte eS können, zeigt unser Bild das tragische Geschick, unter dem die norwegi schen Städte leiben. Das furchtbare Unglück, dem die Stadt Aalesund zum Opfer fiel, ist in letzter Linie darauf zurückzuführen, daß die Stadt aus Holz erbaut war, daß das zerstörende Element Nahrung in reichster Fülle fand und daß in solchem Falle mit menschlichen Machtmitteln gegen das Feuer nicht anzukämpfen ist. Wenn cs für die Aale- sunder in ihrer bedrängten Lage einen schmerzlichen Trost gibt, so ist es der, daß für die norwegischen Städte derartige Katastrophen keine Seltenheit sind, daß eine Unzahl norwegischer Städte unter gleichem Ungemach zu leiden hatte. Unser Bild ist in dieser Beziehung nach mehrfachen Richtungen hin lehrreich. Zunächst sehen wir auf dm Kreisen links auf unse rem Bilde in proportionaler Anordnung die Ge meinden Norwegens, die seit dem Jahre 1866 von verheerenden Stadtbränden heimgesucht wurden. Die dunklen Teile zeigen Größe und Umfang des Brandes an, und da sehen wir denn, daß Aalesund relativ wie absolut am meisten unter dem Brande zu leiden hatte. Ein verhältnismäßig kleiner Teil der Stadt ist überhaupt nur vom Brande verschont geblieben. Bei der Versichmmgstabelle dagegen sehen wir, daß Aalesund am stärksten versichert ist, so daß in materieller Beziehung, dank auch der tatkräftigen Hilfsaktion, die von unserem Kaiser eingeleitet wurde, der entstandene Schaden wohl ausgeglichen werden dürfte. kranker Studenten, ist eine große Unterschlagung entdeckt worden. Der Sekretär des Vereins, Schmellebock, hat sich im Verlaufe von fünf Jahren aus dem Vereinsvermögen einen Be trag von 30 000 bis 40 000 Kronen angeeignet. Der Täter ist verhaftet. Dauerschlaf. In Großwardein war ein Dienstmädchen in Dauerschlaf versunken, aus dem sie erst nach fünf Tagen durch einen elektrischen Strom erweckt werden konnte. Dem Wiederaufbau des Campanile stellen sich ungeahnte Schwierigkeiten entgegen. Ein Stück des neuen, aus eingerammten Pfählen hergestellten Rostes, der das stehen glänzeude Laufbahn hatten. Das Handelslatein wurde früher von den Seeleuten, Soldaten und Kaufleuten in Rom gesprochen, die es ihrerseits den Barbaren der Seine, der Themse, des Rheins, des Nils und des Euvhrats brachten. Es wird berichtet, daß Bruchstücke von Manuskripten, die in diesem Vulgärlatein geschrieben sind, bei den Ausgrabungen in Pompeji wlsdergefunden wurden. Die Grammatik ist sehr einfach, ohne Zweideutigkeit, die Worte sind kurz und die Sätze sehr klar. GeriebtsbLllL. Barlin. Eins große Berliner Firma hatte ein ausgeklagtes Urteil gegen den Bruder und Impre sario der Tänzerin, Mr. Raymond Duncan in Höhe von 3000 Mark für gelieferte Waren, welche derselbe für seine Schwester zu den Tänzen bestellt und erhalten hatte. Alle Bemühungen, von Miß Duncan Geld zu erlangen, waren erfolglos. Als Miß Duncan ihr Gastspiel im Thalia-Theater begann, erwirkte die Firma einen Pfändungs- und Überweisungsbeschluß, wonach die Direktion des Thalia-Theaters gehalten wurde, von den Kassa- Einnahmen den genannten Betrag an die Firma abzuführen. Diesem Beschluß tritt nun Miß Duncan mit der eigentümlichen, echt amerikanischen Behaup tung entgegen, daß nicht sie, sondern ihr Bruder Schuldner sei und daß nicht er, sondern sie das Thalia-Theater gepachtet habe. Der Gerichtshof verkündete einen Beweisbeschluß. 88 Charlottenburg. Im Hinblick auf das Gesetz zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbes war ein Schuhwarenhändler D. angeschuldigt worden, der durch Plakate bekannt gemacht hatte, daß er gewisse Schuhe zu Fabrikpreisen verkaufe. D., welcher stets bar bezahlte, erhielt die Schuhe aus der Fabrik billiger als kleinere Geschäftsleute, die nicht sofort bar bezahlen konnten. Er verkaufte dann die Schuhe für den Preis, welchen die kleineren Geschäftsleute zu zahlen pflegten. Während das Schöffengericht und das Landgericht den Angeklagten freisprachen, hob das Kammergericht die Vorentscheidung auf und wies die Sache an das Landgericht zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung zu rück, da der Vorderrichter den Begriff des Fabrikpreises verkannt habe. Der Fabrikpreis sei derjenige Preis, den D. selbst gezahlt habe. Der Preis, den andere Händler bezahlt haben, könne nicht weiter in Betracht kommen. DaS Landgericht sprach aber den Angeklagten wieder frei, weil nicht erwiesen sei, daß er das Bewußtsein gehabt habe, seine Angaben seien unwahr und irreführend. Während sich die Staatsanwaltschaft bei dieser Ent scheidung beruhigte, legte nunmehr die Schuhmacher innung Revision beim Kammergericht ein, das aber mals die Vorentscheidung aushob und die Sache an ein anderes Landgericht zur erneuten Verhandlung und Entscheidung zurückverwies, da die Vorentschei dung rechtsirrig sei. I. Lüneburg. Zehn Monate unschuldig im Zuchthause gesessen und nunmehr freigesprochen wurde im Wiederaufnahmeverfahren von der hiesigen Strafkammer der aus Hamburg gebürtige Handels mann Karl Bunners. Er war im Oktober 1902 von der 2. Strafkammer des Landgerichts Lüne burg wegen gcwerbmäßiger Hehlern zu 1 Jahr und 9 Monat Zuchthaus verurteilt worden, weil er für überführt erachtet wurde, von der Ladung eines gesunkenen Schiffes 20 Zentner Rohgüßeisen, die gestohlen waren, gekauft zu haben. Nachdem B. von der Strafanstalt aus das Wieder aufnahmeverfahren hatte betreiben lassen, wurde er jetzt in der erneuten Verhandlung nach umfangreicher Beweisaufnahme kostenlos freigesprochen. Sein Verteidiger hat nunmehr beantragt, den unschuldig Verurteilten auf Grund des Gesetzes vom 20. Mai 1899 vonStaatswegen eine Entschädigung zuzuiprechen. Unsere Kleinen. „Mama, der Pudding war schlecht. Ich hab' Leibweh!" — „Da hast du wahrscheinlich wieder zu viel gegessen davon." — „AS Mama, immer dieselbe Ausrede!" YZugend'y Kuntes Allerlei. Durchsichtige Regenschirme. Man be richtet aus London: Das Neueste auf dem Gebiet der Mode ist der durchsichtige Regen schirm. Der schwarze Schirm soll verschwinden; man hat bereits den Versuch gemacht, in den Londoner Parks rote Regenschirme mit gelben Streifen einzuführen. Aber auch diese farbigen Schirme haben noch dieselben Nachteile wie die schwarzen, sie find undurchsichtig, und man kann bei nassem Wetter ebenso gut jemand mit seinem farbigen Regenschirm anrennen wie mit einem schwarzen. Ein genialer Erfinder ist nun auf den Gedanken verfallen, für den Februar durch sichtige Regenschirme zu bringen. Man wird so freilich nicht länger die Entschuldigung haben, jemand, den man nicht sehen will, nicht zu sehen, indem man den Schirm etwas niedriger trägt. Anderseits werden Damen mit Freuden die Neuerung begrüßen, die ein hübsches Gesicht und eine schlanke Figur nicht verbirgt. Die Substanz, aus der diese durchsichtigen Schirme gemacht werden, ist ein Geheimnis des Er finders. Die Schirme sehen wie Glas aus, sind jedoch nicht ganz so durchsichtig. Sie ähneln in der Farbe dem Elfenbein, und die Stäbe des Gestells scheinen aus Aluminium oder Silber zu sein. „Du kannst ihr doch nicht helfen, Wolf, sie sie ist bei Gott und hat das beste Los erwählt. Komm mit, rette dich aus dem Sumpfe, dein Vater wird dein Leben nicht schonen." Sie zog ihn an sich und streichelte ihm die Wangen. „Wenn du Geistlicher bist, kannst du alles Un recht gut machen. Wolf, folge mir um der Mutter willen." Der Knabe warf noch einen traurigen Blick auf die Tote, willig ließ er sich von dem jungen Mädchen hinwegführen. Die Todesangst lieh Trautei Flügel. Sie achtete der Kälte nicht. Dichte Flocken fielen vom Himmel und machten den Weg unsicher. Endlich kam der Mond wieder hinter den Wolken hervor und gab ihnen sicheres Geleite bis zum Forsthause. Trautel klopfte stark an die Haustüre und rief die Försterin beim Namen. Die kam mit dem Lichte heraus und öffnete sofort die Haus tür, als sie die wohlbekannte Stimme hörte. „Trautel, um Gotteswillen, zu so später Stunde?" rief sie angstvoll, „was ist vorgefallen?" „Die Müllerin ist heute abend gestorben," rief sie in fliegender Hast. „Wolf stelle ich unter Euren Schutz, Frau Försterin. Jetzt heißt es, Euren Mann, dessen Leben von Wilddieben gefährdet ist, vom Untergang retten. Welche Richtung nahmen sie?" „Ihre Streife führt bis zum Lindenfelser Gehölz, von da auf das angrenzende Jagd gebiet. Unser Bursche ist auswärts," sagte die Försterin außer sich vor Schrecken, „nimm mich mit, Trautel; laß' mich nicht allein in Angst und Not." „Ihr würdet mich am Vorwärtskommen hindern, Frau Försterin, entweder bringe ich Euch Gatten und Sohn heil und gesund zurück oder Ihr seht mich niemals wieder!" Ihre Worte verhallten im Winde. Schon nahm sie das Dunkel des Waldes auf. Die Trautel kannte Weg und Steg. Lautlos huschte sie unter den Bäumen dahin. Da plötzlich strömte ihr das Blut siedend zu Herzen. Wie ein scheues Reh duckte sie sich zu Boden hinter die dunklen Bäume. In einer Entfernung von wenigen Schritten erblickte sie drei dunkle, schweigende Gestalten, die in halb aufgerichteter Stellung das Gewehr zum Anschlag an die Wange ge drückt auf der Spähe lagen. Trautel kroch am Boden fort. Da schlugen von weitem die Hunde an. Förster Hartmann kam mit Heinz aus dem Lindenfelser Gehege auf das eigene Gebiet. Trautel blieb regungslos; näher und näher kamen die Männerschritte. Im Gesträuch wurde es lebendig. „Drauf! gebt's den Grünröcken!" rief eine heisere Stimme, die Trautel trotz ihrer Todes angst als die des Müllers erkannte. „Heinz, Herr Förster! Wilddiebe!" rief sie mit starker Stimme. „Rettet Euch!" Mit einem wuchtigen Aste schlug sie dem Zunächststehenden das Gewehr aus der Hand. Der Schuß entlud sich, donnernd hallte das Echo im Walde wieder. Hartmann und Sohn überschauten mit kundigem Blick ihre gefahrvolle Lage. Es wurde ein Kampf auf Leben und Tsd, das war ihnen klar. „Hierher, Trautel!" der Förster rief es angstvoll. Der Warnungsruf kam zu spät. Die Wilddiebe, die ihr Vorhaben vereitelt sahen, schäumten vor Wut. Dicht vor Hartmanns Kopf blitzte ein Lauf. Mit einer raschen Be wegung hatte sich Trautel dazwischen geworfen. Der Schuß krachte, mit einem Wehelaut brach sie zusammen. Heinz und der Förster standen wie gelähmt vor Entsetzen. Nun gab es keine Schonung mehr. „Drauf! Heinz! gib's den Schuften!" rief der Förster mit wutzitternder Stimme. Nimm deinen Mann aufs Korn!" Vier Schüsse krachten zu gleicher Zeit. Heinz stand unversehrt, dem Förster war die Kugel an der Schulter vorbeigestreift, zwei der Wilddiebe lagen ins Herz getroffen am Boden. Der letzte setzte sich verzweifelt zur Gegenwehr, allein bald war auch er kampfunfähig gemacht. Jetzt erst fand man Zeit, sich um das arme Opfer zu kümmern. Heinz beugte sich in Todesangst über Trautel. „Verlaß' mich nicht! bleib bei mir, Trautel!" rief er im heißen Flehen. Sie öffnete matt die Augen. „Golt, ich danke dir!" flüsterte sie leise, „du lebst, Heinz, nun ist alles gut." Bewußtlos sank sie zurück. Auf einer rasch zusammengestellten Tragbare trugen sie die fast Leblose ins Forsthaus. Heinz eilte noch in der Nacht um ärztliche Hilfe in das Städtchen. Schwere, freudlose Wochen zogen an der Försterei vorüber. Der Todesengel hielt Wache an dem Lager des jungen Mädchens und suchte es in sein Schattenreich zu ziehen, doch der Engel des Lebens kämpfte gegen die dunkle Macht, und die Wagschale neigte sich zu seinen Gunsten. Ihre junge Lebenskraft trug den Sieg davon. Mit Gottes Hilfe und dank der aufopfernden Pflege der Försterin, die sich bei Tag und Nacht keine Ruhe gönnte, blieb Trautel dem Leben erhalten. Als der Frühling ins Land zog, die ersten Veilchen unter den Hecken sproßten, biühie auch Trautel zu neuer Jugendfrische auf. Die Waldluft, der frische kräftige Waldesodem war die heilkräftigste Medizin für sie. An einem so duftigen Frühlingsmorgen stand in der kleinen Kirche des Nachbar städtchens ein junger schmucker Jägersmann neben seiner bleichen, holden Braut und ließ sich unter den Segensworten des Geistlichen zusammengeben für ein glückliches Leben. Daß Trautel nicht mit leeren Truhen in ihre Heimat nach dem Spessart zog, dafür hatte die Frau Försterin Sorge getragen und ihren ganzen Leinenvorrat geplündert, um die Braut würdig auszustatten, und auch Posthalters Therese hatte mit süßsaurer Miene ein schönes Braut geschenk gebracht. Der Wolf ging, nachdem sein Vater den Untergang gefunden, in ein Seminar. Allen seinen Reichtum hatte er den Armen überlassen und das Gelübde der Armut abgelegt. Später ist er als Missionar in fremde Zonen ausge wandert. Doch wenn er vorübergehend in die Heimat zurückkehrt, sucht er ein stilles, schönes Plätzchen im Spessart auf und sonnt sich in dem reichen, glücklichen Familienleben der Förster- trautel. R-üc End«.