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Aus Oberammergau. Zum Bürgermeister wurde cm Stelle des vor kurzem verstorbenen Joseph Mayr, des bekannten Chriilusdarstelttrs, der bisherige Beigeordnete Sebastian Bauer gewählt. Bei den letzten Passionsspielen war Bauer Darsteller des Pilatus. Verhaftete Falschmünzer. Die Bremer Kriminalpolizei verhaftete eine aus sechs Per- Personen bestehende Falschmünzerbande und beschlagnahmte viele Werkzeuge und Formen. Auf der Flucht verunglückt. Der Kreis- ausschußsekretär Pünger in Bersenbrück sollte sich in Begleitung des Landrats Dr. Klarser wegen Unregelmäßigkeiten im Amte und Unter schlagungen dem Gericht stellen. Unterwegs flüchtete Pünger und sprang in die Hase. Der Landrat sprang, um ihn zu retten, hinterher. Während Pünger ertrank, wurde der auch in Lebensgefahr schwebende Landrat durch hinzu gekommene Personen gerettet. Dem kann's gut gehen! Der Schiffer Busch aus Oberwesel, der nach beendeter Übung beim Pionier-Bataillon in Koblenz zur Verbüßung einer Arreststrase, die er wegen Urlaubs-Überschreitung abbüßen sollte, abge- führt wurde, stürzte sich in der Eisenbahnstraße mit gezogenem Messer auf zwei des Weges kommende Otfiziere des Pionier - Bataillons. Nach längerem Ringen wurde der Tobende von mehreren Soldaten und Zivilisten überwältigt und in Arrest abgesührt. Verhängnisvolle Schlittenfahrt. Beim Schlittenfahren von einer steilen Rutschbahn verunglückten in Hartau bei Görlitz zwei Knaben im Alter von sieben und vier Jahren. Sie sausten in den angeschwollenen Neißefluß und verschwanden in den Fluten. Nur der ältere wurde gerettet. Das Opfer einer unsinnigen Wette ist der Droschkenbesitzer Johann Ziemke in Stettin geworden. Er hatte in einer Gesellschaft ge prahlt, daß er von allen im Trinken am meisten vertragen könne und sie alle unter den Tisch trinken werde. Schließlich wettete er gegen eine Flasche Sekt, daß er eine dreiviertel Liter- Flasche voll Kognak austrinken wolle. Die Wette wurde angenommen, und Ziemke trank in einem Zuge dreiviertel Liter Kognak. Er wurde bald darauf sinnlos betrunken in ein anderes Zimmer gebracht, um seinen Rausch auszuschlafen. Als er abends immer noch nicht nüchtern war, legten ihn seine Zechgenossen in eine Droschke und fuhren so noch stundenlang in der Stadt umher. Als sie ihu schließlich aus der Droschke nahm brach er leblos zu sammen. Der Arzt kon^e nur noch den Tod feststellen. Wegen verweigerte« Grußes! Nach der,Danz. Ztg/ wurde in Prauft ein zehn jähriger Schüler von einem etwa 14jährigen Burschen aufgefordert, ihn zu grüßen. Als der Schüler diesem Verlangen nicht nachkam, erhielt er einen Messerstich in die Brust, stürzte zu Boden und starb bald darauf. Der Täter wurde verhaftet. Ein Fuhrwerk vom Zuge überfahren. Bei Ragnit wurde ein Fuhrwerk vom Zuge überfahren. Der Lenker des Fuhrwerks, der geschlafen hatte, wurde, ebenso ein Pferd, ge rötet, der Wagen zertrümmert. Neuer Schutzpanzcr gegen Geschoße. In Wien wurden kürzlich Versuche mit einem Schutzpanzer beendet, der anscheinend alle Be dingungen für den praktischen Gebrauch erfüllt. Derselbe soll sehr leicht sein und vermehrt das Gewicht der Ausrüstung nur um ein unbedeu tendes. Die Resultate, die man bei den Schießversuchen gegen das neue Schutzmittel erreichte, stellen alle bisher erzielten Ergebnisse ähnlicher Art in den Schatten. Ein auf etwa 100 Meter abgefeuertes Gewehrgeschoß ver ursachte nur ganz unbedeutende Eindrücke am Panzer und das gleiche wurde bei einer Ent- femung von etwa 14 Meter erzielt. Die an dem Panzer abprallende Kugel wurde hierbei völlig breit gedrückt. Besonders bemerkenswert ist d-w Herstellungspreis des neuen Kugelschutz mittels. Für die Person soll derselbe nur etwa 7^2—8 Nik. betragen. Falls die weiter an- zuftellenden Schießproben diese Mitteilungen als richtig erweisen, so kann man mit der Ein führung bei allen Armeen sowie mit einer vöil'gen Umwandlung der bisherigen Hand feuerwaffen für den Kttegsgebrauch rechnen. (Die nächste Aufgabe wäre dann, ein Geschoß zu erfinden, das diesen Panzer durchdringt!) Mn Elefant in der Zirkusgarderobe. Der Elefant Charlie, einer der fünf Hengelerschen Elesanten, die sich täglich in London im Hippodrom über die schiefe Ebene in das Wasserbecken gleilen lassen, kletterte dieser Tage plötzlich aus dem Stall die Treppe hinauf in den ersten Stock, wo die Garderobe ist. Die Choristinnen flohen im tiefsten Negligö auf die Ballons, und es gab hochkomische Szenen. Der Elegant zerschlug sänulicheEffekten im Bureau des Direktors und ließ sich dann zurück! uhren. sund Praeservering Compagnie. Ein Kapitän und seine Mannschaft waren die ersten, die das Feuer entdeckten und sofort Lärm schlugen. Schon um 3 Uhr war alles in größter Ver wirrung. In nicht mehr als zwei Stunden war der größte Teil der Stadt niedergebrannt, und die Bevölkerung konnte nichts anderes machen, als sich vor dem Feuer flüchten, das dieselbe weiter und weiter aufs Land Hinaus trieb. Das ganze gestattete sich beinahe vom ersten Augenblick an als eine Flucht, unter der man anfangs versuchte, etwas zu retten. Vieles wurde auch auf die Straße gebracht, aber die Schnelligkeit des Feuers war so rapide, daß man alles liegen lassen mußte, um nur das Leben zu retten. Wie der Magistrat von Ferner hat man 23 Fischerfahrzeuge v ersenker müssen, um sie zu reuen. Alle öffentlichen Ge bäude find niedergebrannt, ebenso die beiden Kliniken, dagegen nicht das Lazarett. Während des Brandes wurden die Kranken auf Wagen aufs Land geschafft, wo sie vorläufig umer- gebracht wurden. Einer der Patienten starb unterwegs. Die Kirche, in deren unmittelbaren Nähe das Feuer entstand, war eines der ersten Gebäude, das in Flammen aufging. Auch die Brücke, die beide Stadtteile verbindet, ist ver brannt. Die Bevölkerung leidet sehr unter der Kälte und dem furchtbaren Sturm. Von Christian- sund lief ein großer Dampfer aus, der tausend Obdachlose ausnehmen wollte, er mußte aber zurückkehren, da er in Aalesund nicht anlegen Tur Kranä-^Ltasrropke in Aalelunä in Norwegen. Gcsamt-Ansicht der Stadt Aalcsuud. Ein furchtbares Unglück ist über das norwegische Städtchen Aalesund hereingebrochen. Die Stadt ist ein Raub der Flammen geworden, und zwar in nicht mehr als zwei Stunden war der größte Teil der Stadt niedergebrannt, und die Bevölkerung konnte nichts anderes machen als sich vor dem Feuer flüchten, welches sie weiter und weiter auf das Land Hinaus trieb. Eine Rettung von irgendwelchen Gegenständen war ausgeschlossen: die Schnelligkeit des Feuers wuchs so rapide, daß man nur mit der größten Eile das nackte Leben in Sicherheit bringen konnte. Man kann sich das Elend vorstellen, wenn man bedenkt, daß 10- bis 11000 Menschen plötzlich obdachlos wurden und bei der jetzigen Temperatur halbnackt auf den Feldern kampieren mußten. Es ist bekannt, in wie hochherziger Weise unser Kaiser in das fremde Unglück eingriff und wie eilig man in Deutschland bestrebt war, den stammverwandten Un glücklichen zu Hilfe zu eilen. Weniger bekannt dürste es sein, daß die norweg.fchen Städte durchweg aus Holz, dem eigentlichen Baumaterial des Nordens, hergestellt sind, und daß die Städte bei ein tretender Feuersgefahr fast immer verloren sind, weil mit ge wöhnlichen Mitteln bei dem leicht brennbaren Material das Feuer so gut wie nicht bewältigt werden kann, übrigens sind die Städte in Norwegen erfahrungsgemäß alle hundert Jahre einmal dem Unglück unterworfen, daß sie ein Raub der Flammen werden. Wieder ei« lenkbarer Ballon. Der in Verona stehende Hauptmann Frassinetti hat ein lenkbares Luftschiff erfunden. Bei einem Versuch arbeitete das Modell zur vollen Zufriedenheit, worauf sich alsbald eine Kapitalistengesellschaft bildete. Verschüttet wurden am Montag 125 Gruben arbeiter durch Explosion in einem Schacht der Harwick-Coal-Company bei Cheswick. Man glaubt, daß viele auf der Stelle getötet oder erstick sind. Vie VranäkatLftropke von Zalelunä. Der Brand in Aalesund entstand um 2V- Uhr in der Freitag-Nacht in der Fabrik der Aale- Aalesund mitteilt, befinden sich 10—11000 Menschen halbnackt auf den Feldern vor der Stadt. Die Kinder sind vorläufig in der Bor- gund Kirche einquartiert; ein Teil der Er wachsenen ist zunächst bei der Landbevölkerung untergebracht. Einen Überblick über die Lags hat man bisher sich nicht bilden können. Der Magistrat teilt mit, daß die Panik und Ver wirrung so groß waren, daß an eine Leitung überhaupt nicht zu denken war. Ausschreitungen sind nicht vorgekommen. Der Bürgermeister hat von seinem Amtsarchiv nur das Notwendigste retten können. Während des Brandes flüchteten die Telegraphenbeamten von Ort zu Ort, un aufhörlich vom Feuer gejagt. Von kleineren Fahrzeugen im Hasen weiß man mit Sicher heit, daß zwei kleinere Dampfer verbrannt sind. konnte, weil der ganze Hafen in Flammen stand. Der Orkan wütete am Sonntag noch immer, und da die See sehr erregt war, mußten Proviant, Kleider und Verbandstoffe über Land trans portiert werden. Die vorhandenen Lebensmittel sind sehr gering. brmtss Nllsrlei. Autler-Latein. Herr: . . . „Sie haben ja letzten Sommer eine flotte Amltour nach Paris gemacht, Gnädige? Nun, wie hat Ihnen denn meine Heimat, der Schwarzwald, gefallen? Großartig, nicht wahr?" — Dame: . . . „Ach, davon habe ich leider gar nichts gesehen; denken Sie sich, ich mußte gerade niesen — und da waren wir schon durch!" in die Höhe. Sie führten ihn auch Wallen stein entgegen, der dem Italiener ein über raschendes, unverdientes Vertrauen schenkte und bewahrte. Ihre Nativität stand gleich; das war für Wallensteins astrologischen Aberglauben genug, um dem ausländischen Glücksritter, der weder für seine Pläne noch für seine Person Empfindung besaß, rückhaltlos zu vertrauen. Er machte den Oktavio zum Hauptmann seiner Leibgarde, übertrug ihm das Kommando in Hinterpommern, überhäufte ihn mit Ehren und zog sich selbst den Verräter groß. Es war dem Kaiser nicht schwer, den Menschen an sich zu fesseln, und im wesentlichen hat Oktavio die Rolle gespielt, die Schiller ihn spielen läßt. In Briefen sprach er die Weisung aus, Wallenstein tot oder lebendig einzuliefern, und es war nicht sein Verdienst, daß Mörder hände seinen Weisungen zuvorkamen. Selbst im Tode noch wollte er den Mann beschimpfen, der ihm nur Vertrauen und Freundschaft ge schenkt hatte; der Kaiser mußte ihn verhindern, des Herzogs Leiche aus dem Schindanger zu Prag schmählich auszustellen. So wahrhaft Schiller Ottavios Charakter gezeichnet hat, so frei ist er mit den Äußerlichkeiten seines Lebens umgegrngen. Oktavio war zur Zeit von Wallensteins Ermordung erst 35 Jahre alt und um so weniger Vater eines erwachsenen Sohnes, als er damals noch nicht verheiratet war. Der Kaiser belohnte Oktavio mit vollen Händen für seine Beteiligung am Sturze des Fried länders, beschenkte ihn vor allem mit der schönen, bisher zum Besitz der Trzka gehörigen Herr schaft Nachod in Böhmen, deren hügelgetragenes Schloß nun der Sitz der böhmischen Picco lomini wurde. Zum Besitz gesellten sich Titel und Würden. Oktavio diente dem König von Spanien in den Niederlanden — war er doch nichts anderes als ein etwas zivilisierter Con dottiere — und verlangte und erhielt zum Lohn die seiner Familie verloren gegangene Herzogs- Würde von Amalfi zurück. El? Jahre später gesellte sich zu diesem Titel die Würde eines deutschen Reichsfürsten. Seiner „hochvernünfftigen, berüwden guten Conduiten, seiner heroischen Dapfferkeit, Prudenz und Vigilanz" wegen be antragten die Reichsstände beim Kaiser seine Erhebung in den Fürstenfl and. Der Monarch tat freudig, was sie begehrten, Oktavio hatte den Gipfel seiner Laufbahn erreicht. Auf die Päpste Piccolomini war ein Fürst Piccolomini gefolgt — 16 Jahre später allerdings, als Schiller am Schluffe seiner gewaltigen Dichtung es hat geschehen lassen. ^eues 8rot. Die uralte, wahrscheinlich aus Ägypten stammende Kunst der Brotbereitung hat in jüngerer Zeit von zwei Seiten eine Verbesserung erfahren, die allgemeinere Beachtung verdient. Wie die.Köln. Ztg/ schreibt, bat schon vor einigen Jahren der Mühlentechniker Stefan Steinmetz ein Verfahren eingeführt, das bezweckte, die Zellulose haut des Getreides bei Vermeidung des Kleber verlustes beim Vermahlen zu entfernen. Das Getreide wird nach diesem Verfahren zuerst in fließendem Wasser gewaschen, dann durch Zen trifugen gereinigt und von dem überschüssigen Wasser befreit, dann wird mittels einer beson deren Maschine die Zellulosehaut entfernt, das enthülste Getreide mittels strömender Luft ge trocknet und nun in gewöhnlicher Weise zer mahlen. Bei dem bisherigen Verfahren fielen etwa 20 Prozent Kleie ab, was innerhalb des Deutschen Reiches einem jährlichen Quantum von zwei Millionen Tons Gewicht mit 300 Mil lionen Kilogramm Eiweiß entspricht. Diese Kleie diente zwar als Viehfutter und kommt daher auf einem Umwege dem menschlichen Ver brauch als Fleisch wieder zu gute, aber freilich um das zehn- bis zwölffache verteuert. Der höhere Nährwert des Steinmetzschen Brotes ist durch die chemische Analyse außer Zweifel ge setzt, indessen müssen erst physiologische Versuche darüber entscheiden, ob der Körper dieses Brot auch wirklich besser als gewöhnliches ausnutzt. Ein nach anderm Verfahren hergestelltes Brot von hohem Nährwert ist von I. Simons in den Verkehr gebracht worden. Das dazu be nutzte Getreide wird, nachdem es gereinigt, sechs Stunden lang durch lauwarmes Wasser gequellt, dann feucht in einer Teigmühle gequetscht und in die Knetmaschine gebracht. Nachdem es ge salzen und gehörig durchgearbeitet worden, ist der Teig, dem weder Hefe noch Sauerteig zu gesetzt wird, backfertig. Das eigentliche Backen dauert für die 2 Kilogramm schweren Laibe bei Roggenbrot zwölf, bei Weizenbrot vier Stun den, worauf nach zweistündigem Lagern die Brote verkauffertig find. Der Geschmack dieses Brotes ist angenehm, sein Nährwert bedeutend, auch soll es appetiterregend wirken, da die Ver dauung durch seinen Genuß beschleunigt wird. Amerikanischer Humor. „Wie, schon so früh aus den Beinen, Miß Elderly?" — „Ja; ich lege jeden Morgen zwei Meilen zurück, nm meinen Teint zu verschönern!" — „Aber um des H-mmels willen, weshalb wählen Sie nicht eine näher gelegene Apotheke?" „Mama, das Mädchen von nebenan ist mit ihrem Lieb haber davongelaufen." — „Das ist großartig, da brauchen wir ihr kein Hochzeilsgeschenk zu machen." — — „Ich bedaure, mein Herr, aber Ihr Einkommen kann in keiner Weise hinreichen, meiner Tochter eine standesgemäße Position zu schaffen." — „Wie glücklich bin ich, daß Sie zu dieser Erkenntnis gelangt find — ich bin derselben Meinung, deswegen bin ich ja eben hier." Mr. Daggs: „Von meinen Vor fahren habe ich das blaue Blut." — Mr. Diggs: „Warum nehmen Sie nichts dagegen ein?" „Tommy, stelle doch an deinen Vater nicht so viele Fragen — das belästigt ihn doch." — Tommy: „O, die Fragen be lästigen ihn nicht; er ärgert sich nur, weil er sie nicht beantworten kann." „Man hat Sie schon zwei Jahre lang nicht in der Gesellschaft gesehen, Mr. Dooley." — „Die Gesellschaft ist lange nicht mehr das, was sie früher war." - „Mag sein, aber Sie haben keine Ahnung, wie sehr sie sich verbessert hat, seitdem Sie nicht mehr darin verkehren." „Waren Sie das, Miß Gould, die ich gestern abend während einer der Produktionen mit der Laterna magica im Dunklen geküßt habe?" — „Können Sie mir sagen, um welche Zeit das ungefähr war?" (Münch. N. Nachr.q s-