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Aolitiköke ArmälckLU. Der Herero-Aufstand. * Die Lage im Aufstandsgcbiet Kat sich nicht wesentlich verändert. Nach einem Telegramm des Kommandanten des „Habicht" ballen die Mischlinge zu den Weißen. Es ist sichere Nachricht aus Okahandja, daß die Expe dition Zülow sich auf W o ch e n h a lt e n kann. Es ist nachgewiesen, daß 16 Menschen ermordet sind und 70 vermißt werden. * Zum Ankauf von Pferden sür die Truppen irr Deutsch-Südwest asrika begibt sich der Joss. Ztg' zufolge in den nächsten Tagen ein Kommando unter Führung des Hauptmanns v. Ortzen, bisher Batteriechef im 1. Pommerschen Feldartillerieregiment Nr. 2, nach Argentinien, um dort 500 Pferde anzukaufen und sie sodann geraden Weges nach Südwestwrika überzuführen. Dem Kommando gehört außerdem der Leutnant von Lekow an, der bisher beim 3. Garde-Ulanenregiment in Potsdam stand und bereits mehrere Jahre bei der Schutziruppe in Südwestasrila Dienste ge tan hat. *Die Liebeshilfe sür unsere arg- bedrohien Landsleute und für die Truppen wird inzwischen vom Roten Kreuz und von der Deutschen Kolonialgesellschaft organisiert. Die auf ärmliches Ansuchen vom Zentralkomitee vom Roten Kreuz sür die Expedition nach Süwest- Afrika zu stellenden sechs transportablen Krankenbaracken mit gesamtem Inventar sind am Dienstag von dem Depot des Roten Kreuzes in Neubabelsberg aus nach Hamburg abgesandt, um ans dem am 30. d. abgehenden Dampfer verfrachtet zu werden. Der Wert dieser Materialsendung beläuft sich auf 130 000 Mk. Weitere Hillsmittel sür die Verwundeten-Be- handlung werden mit einem der nächsten Dampfer folgen. * * * Der russisch-japanische Konflikt. *Jn Astasien zögert sich die Ent scheidung endlos hin und damit hält die Spannung an. Das kommt deutlich zum Aus druck in einem Stimmungsbilde aus Port Arthur, das Meuters Bureau' veröffentlicht. Danach habe das Gros der in Port Arthur liegenden russischen Flotte auf Befehl der russischen Admiralität außerhalb des Hafens seinen Standort erhalten und liege gerade an der äußeren Seite der Einfahrt. Der Befehl sei sür den etwaigen Eintritt jeglicher Even tualität gegeben worden. Höhere Offiziere in Port Arthur seien der Ansicht, die Frage, ob Krieg oder Frieden, werde „innerhalb ein bis zwei Tagen" entschieden werden. Auf einer Beratung, welche die Chefs der verschiedenen Abteilungen der Verwaltung der Mandschurei am 18. d. abgehalten hätten, seien Besehle er lassen worden, betreffend die Herstellung einer Liste aller verfügbaren Mannschaften der man dschurischen Reserve. Die Zahl der selben soll 80 000 Mann betragen. Die russi schen Truppen, die nach dem Norden komman diert seien, hätten begonnen, Port Arthur zu verlassen. 4- * * Deutschland. * Der Geburtstag des Kaisers wurde in Berlin, im Deutschen Reiche und im Auslande festlich begangen. * Die Feier des Kais ergeb nrtstages hatte infolge des Ablebens des Herzogs Friedrich von Anhalt insofern eine Ein schränkung erfahren, als die Hofbälle ab gesagt wurden. * Der König der Belgier, Leopold, wohnte am Mittwoch der Geburtstagsfeier des Kaisers im Berliner Schlosse bei. * Dem verstorbenen Herzog Friedrich von Anhalt widmet die ,Nordd. Allg. Ztg.' folgenden Nachruf: In ganz Deutschland wird diese Trauerkunde mit lebhaftem Mitgefühl ausgenommen werden. Das Herzogtum Anhalt verliert in dem Verewigten ein gütiges und sür die Wohlfahrt des Landes ohne Unterlaß besorgtes Oberhaupt, Deutschland einen Fürsten, der jederzeit treu zu Kaiser und Reich ge- Kk I^erta falk. 23j Roman von Theodor Almar. «Schluß.) „Dulden! Deine Liebe dulden?" rief Falk, und in diesem Augenblick verklärte das Glück auch seine Züge bis zur Schönheit. „Herta, was sprichst du nur! Ich habe ja durch diese schreckliche Prüfung, die ich erdulden mußte, unendlich mehr gewonnen als verloren, ja mehr als ich je zu hoffen gewagt. Du hast also nicht allein aus Pflicht und Ehrgefühl, auch nicht allem unserer Kinder willen dein mir so unentbehrliches Leben eingesetzt, sondern —" „Sondern auch darum, weil ich mitten in Kamps und Gefahr mein Herz erkannte, das mit allen Lebensfasern an dir hängt! — Jetzt aber, jetzt, geliebter Mann, da ich dir den Grund meiner Seele gezeigt habe, laß uns einen Schleier über die dunkle Vergangenheit breiten und ein neues Leben beginnen, ein Leben der Liebe und des Glückes! — Unsere Kinder will ich nach deinem Vorbilde erziehen und wenn ich unsere Söhne einst mit deinen Vorzügen geschmückt sehe, dann will ich gern mein Haupt neigen, so wie jetzt und an deiner Bnist einschlafen für ewig." Von dieser Stunde an genas die Kranke zusehends, so wie die Blume vom Tau der Nacht erquickt unter den Strahlen der Sonne erblüht. Ein ganz anderes, offenes, freies Wesen entfaltete sich in Herta Falk. Nicht nur äußer lich in der wiederausblühenden fesselnden Schön heit bekundete sich der innere Friede, die glück standm hat. Als Thronerben war cs ihm vergönnt, an den gewaltigen kriegerischen Ereignissen, die zur Einigung des deutschen Volkes führten, teilzunehmen und sicy mit tiefen Eindrücken zu erfüllen, diebestimmend blieben, nachdem der nun Heimgegangene unmittelbar nach Unterzeichnung des Frankfurter Friedens zur Regierung berufen wurde. Ein Menschenalter hinduch hat Herzog Friedrich, der mit unterem Herrscher- Hause durch Bande enger Verwandschaft verbunden war, zum Segen seines Landes regiert und auf allen Gebieten des geistigen wie des wirtschaftlichen Lebens anregend und fruchtbringend gewirkt. In der Geschichte seines Landes und des neuerstandenen Reiches wird sein Name als der eines edlen Fürsten, dessen Streben auf die Förderung des Gemeinwohls gerichtet war, fortleben. *Der Erzbischof von Köln, Kardinal Fischer, wurde vom Kaiser aus besonderem Vertrauen als lebenslängliches Mitglied ins Preuß. Herrenhaus berufen. * Frh. v. d. Goltz, der Kommandeur des 1. Armeekorps, hat sein Abschiedsgesuch eingereicht. *Das Reichskomitee zu gunsten der durch die Hochwasser des letzten Sommers Geschädigten hat neuerdings dem Oberpräfi- denten von Schlesien wiederum 50000 Mark zur Verfügung gestellt, eine Summe, die namentlich zur Linderung der durch die Hoch wasserwelle, welche Ende November und Anfang Dezember den Oderstrom herunterging, neu entstandenen Schäden dienen soll. Auch dem Oberpräsidenten der Provinz Brandenburg ist vor wenigen Tagen noch eine größere Summe überwiesen worden, um nachträglich anerkannte Schäden der überschwemmten aus- gleichen zu können. *Die Ansiedelungs-Kommission hat, wie aus Posen berichtet wird, in diesem Jahre auf einem Areal von 80 000 Morgen 1500 neue Stellen angelegt, kann also in diesem Jahre gegen 2500 Ansiedler ansetzen. Die Kauflust der Ansiedeluugslustigen hält an. Schweden-Norwegen. * König Oskarvon Schweden hatKaiser Wilhelm telegraphisch seinen Dank sür die Hilfeleistung zugunsten der Bewohner der durch die furchtbare Feuersbrunst heimgesuchten Stadt Aalesund ausgesprochen. *Der Präsident des norwegischen Storthings erklärte, daß vom Auslande Opferwilligkeit für die von der Katastrophe in Aalesund Betroffenen an den Tag gelegt worden sei, die man nicht erwartet habe. In erster Linie aber stehe Deutschland. Ein Name sei auf aller Lippen: Kais er W iIh elm. Die Schnellig keit, Hochherzigkeit und Opierwilligkeit, die der Kaiser zeigte, habe allerorten die größte Dank barkeit hervorgerufen. Ruhland. *Zur weiteren Ausarbeitung der Entwürfe neuer bäuerlicher Gesetze, sowie zu deren Anpassung an lokale Bedürfnisse befiehlt ein kaiserlicher Ukas, Gouvernements-Beratungen zu veranstalten. Zu diesen werden Vertreter des Adels, der Landschaft sowie andere sach kundige Personen (auch Bauern?) herange zogen, deren Beteiligung an den Beratungen nutzbringend erscheint. Balkanftaaten. *Die Lage zwischen der Türkei und Bulgarien verschärft sich. Die Nach richten über große Ansammlungen von Truppen bei Kotschani rusen in Sofia einen sehr unan genehmen Eindruck hervor. Die bulgarische Regierung droht, Gegenmaßregeln zu treffen. Die ,Agence Telegraphique Bulgare' erklärt die in der letzten Mitteilung der Pforte an die Botschafter Österreich-Ungarns und Rußlands gegen die Haltung Bulgariens erhobenen Be schwerden für unbegründet und für E r - findungen der Pforte, die wahrscheinlich nur den Vorwand für Nichtdurchsührung der Reformen abgeben und die eigenen Rüstungen der Türkei, sowie deren Absicht, Bulgarien anzugreifen, verschleiern sollten. Amerika. * Amtliche Nachrichten aus Uruguay be sagen, daß die Aufständischen unter Saraiva bei den letzten Kämpfen 200 Toie und 300 Verwundete hatten, während die Verluste der selige Freiheit ihres Gemüts; nein, die Wärme ihres Gefühls brach überall durch, machte sie duldsamer mit den Fehlern anderer und liebens würdiger im Verkehr mit der Welt. Darum auch hatte Rosen noch manchen Kampf mit sich zu bestehen, da die schöne Frau keine Gelegenheit vorübergehen ließ, ihn in ihre Kreise zu ziehen und ihn auszuzeichnen vor allen andern; war er doch der vertrauteste Freund ihres Mannes geworden. Rosen war in der Falkschen Familie daheim wie im Vater hause. Der alte Major riet ihm, daß es wohl das beste sein würde, den Wünschen seiner Kinder nachzugeben, der Residenz den Rücken zu kehren, um ein Kleinstädter und Philister zu werden zu Nutz und Frommen aller. Nun fast täglicher Zeuge des harmonischen Familienlebens in des Doktors Hause, erwachte in des Assessors Brust bald der Wunsch nach einem eigenen traulichen Heim. Dazu aber gehört vor allen anderen Dingen in erster Reihe eine am häuslichen Herd sorgsam wal tende tugendsame Hausfrau, und so entschloß er sich denn eines Tages, in aller Form der kleinen zierlichen Erna einen HeiratS- antrag zu machen, mit dem gewissenhaften Zusatz, daß die schöne Frau Doktor Falk ihr einigen Schaden in seinem Herzen angerichtet hätte. Des reizenden Mädchens Blick trübte sich in dessen nicht im mindesten bei diesem Geständ nis, im Gegenteil, sie überraschte ihren Be werber mit der gesunden Antwort, daß ihr seine Schwärmerei für Herta Falk nie ein Ge heimnis gewesen sei und er möge das Bild der schönen Frau nur immerhin im Herzen be- Regierungstruppen nur 60 Mann betragen. Das Heer der Aufständischen, 4000 Mann, ist über die brasilianische Grenze entwichen und dort entwaffnet worden. Asien. *Von der Expedition der Engländer gegen Tibet wird berichtet: Der tibe tanische General, der mit einer Anzahl Lamas aus Lhassa der britischen Tibet-Expedition entgegengegangen ist, hatte eine Zusammenkunft mit dem englischen Befehlshaber. Obgleich dieselbe an sich zufriedenstellend verlief, führte sie doch nicht zu befriedigenden Ergebnissen. Die Tibetaner stellten unmögliche Be dingungen und drohen im Falle eines weiteren Vorrückens der britischen Expedition mit Widerstand. Deutscher AeiLkstAg. Der Reichstag setzt am 26. d. die zweite Be ratung des Ncichshaushalts beim Etat „Reichsamt des Innern" fort. Abg. Werner (Amis.) wirft dem Staatssekretär Grafen Posadowsky vor, daß er kein Herz für den Mittelstand habe, namentlich nicht für den Hand werker, dem nach seiner Ansicht nicht mehr zu helfen sei. Es gäbe außer den sozialdemokratischen auch noch christliche Arbeiter, die auf die Fürsorge der Regierung Anspruch hätten. Staatssekretär Graf Posadowsky kommt noch einmal auf den Krimmitschauer Streik zurück. Er sei mit allem einverstanden, was die sächsische Re gierung zur Aufrechterhaltung der Ordnung getan hätte. Von den Streikposten sei einer, der sich in einer Haustür aufgehalten, angeklagt worden, aber dann freigesprochen worden. Seine getane Äuße rung über das Handwerk sei allgemein mißverstanden worden. Ec habe nichts anderes ge sagt, als daß einein Stand, der im Herabgehen sei, auch von der Regierung nicht geholfen werden könne. Und vollends sei der Befähigungs nachweis, wie er im Einverständnis mit den Verbündeten Regierungen erklären könne, nicht das geeignete Mittel, um den Handwerker stand aus feiner schwierigen Lage zu befreien. Sächsischer Bevollmächtigter Geh. Rat Fischer gibt eine ausführliche Darstellung des Krimmitschauer Streiks, bei dem eS sich nach seiner Ansicht um eine Machtprobe zwischen Arbeitern und Arbeitgebern ge handelt habe. Ein Berliner Professor, der durch seine sprunghaften Ansichten bekannt sei, habe den Mut ge habt, zu behaupten, die Arbeiter seien von der sächsi schen Negierung mißhandelt worden. Manche Vorfälle streiften an die Grenze des Aufruhrs. Das Ver halten der Polizei sei durchaus angemessen gewesen. Die Weihnachtsfeier sei nicht verboten worden, die Negierung wollte nur die Hetzreden verbieten, die das Fest" des Friedens zu einem Fest des Hasses gemacht hätten. Die Arbeiter hätten stets ver sucht, die Anordnungen der Behörden zu um gehen, wie das der Abgeordnete Bebel selbst zu Zeiten des Sozialistengesetzes versucht habe. Die Krimmitschauer Geschäftswelt sei durch die Be hauptungen der Sozialdemokraten hier im Hause, daß zahlreiche Bankerotte bevorständen, beleidigt und geschädigt. Das sei nicht der Fall. Auch die Ge- sundheitsverhäliniffe hätten sich nicht verschlechtert. Abg. Mugdan (fr. Vp.) macht dem Bundes rat den Vorwurf, daß er durch sein Verhalten das Selbstbewußtsein der Sozialdemokratie stärke. Er halte die sozialpolitische Gesetzgebung für einen großen Fortschritt. Handwerk und Fabrikbetrieb könnten leider nicht gleich behandelt werden. Der Schutz der Frauen und Kinder müsse noch verstärkt und ausgedehnt werden. Bei dem Streit der Arzte mit den Krankenkassen wünsche er keine Eingriffe der Behörden. Abg. Erzberger (Ztr.) verteidigt das Zen trum gegen die Angriffe des Mg. Fischer in sozial politischen Fragen. Bei der ganzen sozialpolitischen Gesetzgebung handle es sich durchaus nicht um ein Armengeschenk. Redner bespricht sodann Einzel heiten aus den Berichten der Gewerbeinspektoren. Abg. Frh. Heyl zu Herrnsheim (nat.- lib.) ist enttäuscht darüber, daß die Thronrede nicht die Ankündigung weiterer sozialen Reformen ent halte, er habe wenigstens die gesetzliche Einführung des zehnstündigen Maximalarbeitstages für Frauen und eine gesetzliche Regelung der Heimstättenarbeit erwartet. Notwendig sei eine Enquete über die Ver hältnisse des Handwerkerstandes. Die Kosten für eine solche könnten mit Leichtigkeit bestritten werden, indem man die Hälfte des Reichszuschusses sür die Weltausstellung in St. Louis striche. Staatssekretär Graf v. Posadowsky: Mit der Weltausstellung in St. Louis sind wir engagiert; wir müssen sie deshalb in einer würdigen Weife j durchführen. Auf eine Anregung des Abg. Frh. f v. Heyl weist der Staatssekretär darauf hin, daß der j halten; denn eine himmlische Frau tue einer irdischen sehr wenig Abbruch. Das sollte sich denn auch bald tatsächlich an Oswald von Rosen bewähren, und zwar schon von dem Tage an, wo er als Kreisrichter seine kleine Frau in das allerliebste, wenn auch be scheidene Landhaus einsührte, das ihm Millner erbaut und als Hochzeitsgeschcnk seierlichst über wiesen hatte. Auf diese Weise war Rosen der nächste Nachbar seines Schwagers und seines Freundes Falk geworden; der trauliche Verkehr mit diesen gestaltete sich noch inniger als bis her; allein die Welt seines innersten Glückes fand er doch nur in dem kleinen Reich, das sein reizendes Frauchen regierte. Die Freisprechung Falks war in einer un gefähr vier Wochen nach seiner Haftentlassung anberaumten Gerichtsverhandlung, noch ehe seine Gattin ihr Schmerzenslager verlassen konnte, erfolgt. Obgleich dies nur noch eine Handlung der Form gewesen war, denn nach den ekla tanten Vorgängen konnte Wohl niemand mehr ihn für schuldig gehalten haben, so ging doch eine freudige Erregung durch die ganze Stadt, als das richterliche Nichtschuldig gesprochen war. Doktor Falk ward wieder wie ehedem der geachtete und vielbegehrte Arzt in seinem Be zirk; seine Verdienste wurden durch Verleihung von Titeln und Ordenszeichen auch öffentlich anerkannt, allein er blieb, was er stets gewesen war, der anspruchslose, schlichte Mann, der Freund der Leidenden, der Apostel der Menschen liebe ! Vor allem andern aber ist er das Glück und die Krone seiner Kinder und Gattin, deren MillerandschcVorschlag auf Einführung eines Zwangs schiedsgerichts in Frankreich einstimmigen Wider spruch gefunden habe, und auch deutschen An schauungen derartig widerspricht, daß auf seine Annahme im Reichstage nie zu rechnen sein werde. Auf sozialpolitischem Gebiete ist in den letzten Jahr zehnten unsere Gesetzgebung ständig angewachsen, sie wirb mich in Zukunft nie still stehen. Abg. Gamp (freikons.) kündigt eine bereits zum Druck gegebene Resolution seiner Parteifreunde an, die die Regierung auffordert, Mittel für eine Hand- werkercnquete in Form eines Nachtragsetats bereit zu stellen. Nach einer Erklärung des Bundesratsbevoll mächtigten Direktors im Reichsamt des Innern Caspar und nach persönlichen Bemerkungen der Abgg. Molkenbuhr und Fuhr. v. Heyl vertagt sich das Haus. Im Abgeordnetenhausc nahm am Dienstag in der Generaldebatte Abg. Sattler (nat.-lib.) das Wort. Er bedauerte, daß an eine Trennung der allge meinen Staatsfinanzen und der Eisenbahnfinanzen nicht gedacht wird. Abg. Porsch (Zlr.) meint, man soll versuchen, die polnische Bevölkerung wieder für den Staat zu gewinnen, statt eine Vereinigung gegen alles Polnische zu schaffen. Landwirtschastsminister v. Podbielski erwidert auf eine Auflage des Abg. Porsch (Ztr.), daß Erwägungen im Gange seien, ob die Beschwerden, die von einem Teil der schlesischen Bevölkerung erhoben seien, abzustellen wären. Abg- v. Skarzynski (Pole) meinte, daß der Minister des Innern Frh. v. Hammerstein am Montag nicht so hätte sprechen können, wenn nicht die große Mehr heit dieses Hauses aus abhängigen und gehorsamen Untertanen bestände, und nur die kleine Minderheit aus freien, unabhängigen Staatsbürgern. Der Redner wurde zur Ordnung gerufen. Nächste Sitzung Freitag. Von Mk uncl fern. Der Reisegefährte des Kronprinzen. Ein eigenartiges Abenteuer erlebte der Kronprinz dieser Tage bei seiner Rückfahrt von dem Meisterschaft-Eiswettlaufen in Berlin. Der Pots damer Zug hatte sich gerade auf dem Potsdamer Bahnhof in Bewegung gesetzt, als die Türe plötzlich aufgerissen wurde, und ein junger Mann mit einem gewaltigen Satz in das Ab teil sprang. Die Überraschung war auf beiden Seiten gleich groß. Der Eindringling, ein junger Kaufmann ans Potsdam, der im letzten Moment noch den Nachtzug erreicht hatte, der ihn nach Potsdam führen sollte, erging sich in Entschuldigungen und wollte das Abteil wieder verlassen. Daran hinderte ihn jedoch der Kronprinz, und so verblieb er im Wagen, bis der Zug auf dem Bahnhof in Potsdam hielt. Hier wunderte man sich allgemein, einen unbe kannten Herrn im Gefolge des Kronprinzen zu sehen. Für den Übeltäter aber hatte die Sache noch eine kleine Unannehmlichkeit, denn er mußte im Stationsbureau die gewöhnliche Ordnungsstrafe wegen unbefugten Besteigens eines in der Fahrt begriffenen Zuges erlegen. Für Aalesund. In Lübeck hat sich ein Hilfsausschuß für die Heimgesuchten von Aale sund gebildet. Auch der Appell an die Mild tätigkeit der Bürger Bremens zugunsten der heimgesuchten Einwohnerschaft von Aalesund hat die wärmste Aufnahme gefunden. Aus allen Kreisen der Stadt ist eine große Menge von Kleidungsstücken und anderen Hilfsmitteln Lei dem Gepäckbüreau des Norddeutschen Lloyd ein gegangen. In Aalesund find noch mehr als 10 000 Menschen obdachlos. Das deutsche Komitee für Krebs forschung hat sich immer mehr und mehr zu einem internationalen Mittelpunkt aller Be strebungen und Arbeiten auf dem Gebiete der Krebsforschung herausgebildet. In diesem Jahre soll zunächst eine neue Sammelforschung über die Todesfälle an Krebs in die Wege geleitet werden. Diese erneute Feststellung über die Verbreitung der Krebskrankheit hat den Zweck, die Sammelsorschung vom Oktober 1900 nach den inzwischen gemachten Erfahrungen zu ergänzen bezw. weiter auszubauen. Außerdem ist beabsichtigt, in Orten, in welchen die Krank heit gehäuft, auftritt (sogenannte Klebsherdefl durch Sachverständige geeignete Nachforschungen anstellen zu lassen. Endlich sollen Spezial- ! forscher auf diesem Gebiete durch pekunäre i Beihilfen in ihren Forschungen gefördert werden. im Sturm des Unglücks geläutertes Herz eins mit dem seinen geworden. Durch Kampf zum Frieden! Ende. VerWorischeMMopiccolsmini. In einem Aufsatze, dessen zweiten Teil das neueste Heft von ,Bühne und Welt' bringt, be schäftigt sich Robert Kohlrausch mit der Ge schichte des Hauses Piccolomini und besonders mit dem durch Schillers Dichtung bekannt ge wordenen Oktavio Piccolomini. Nachdem er die Herkunft und den Werdegang des alten in Siena ansässigen Geschlechtes, dem schon im 15. Jahr hundert der Papst Pius II. (Enea Piccolomini) angehörte, geschildert hat, sährt er fort: Ottavio führte seine Abstammung aus Pius' II. Schwester Katerina zurück, seiner Vorfahren Stammsitz ist also jener hohe, graurote, jetzt zur Banca d'Jtalia gewordene Palast in Siena, der dem Dom nahe benachbart ist. Als Rittmeister einer Reiter- Abteilung wurde Oktavio im Alter von 19 Jahren dem österreichischen Kaiser vom Großherzog zur Unterstützung geschickt, und schon auf diesem Ritt fand er in Ungarn Gelegenheit, sich auszu zeichnen. Oktavio bekam eine freie Kompanie, mit der er sich besonders vor Göttingen Kriegs ruhm erwarb, wurde später zum Obristwacht- meister, dann zum Obristleutnant über des ver storbenen Grasen von Pappenheim Regiment ernannt. Er war zur rechten Zeit nach Deutschland gekommen; die blutigen Wogen des dreißigjährigen Krieges tmgen ihn rasch